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Vollständige Version anzeigen : "Wutsport" ungesund



Arganth
12-10-2016, 20:14
https://www.heise.de/tp/artikel/49/49680/1.html

Eine in der Fachzeitschrift Circulation erschienenen neue Studie zeigt nach Ansicht ihres Hauptautors Andrew Smyth, dass extreme körperliche Anstrengung zum Abbau von psychischen Stress das Herzinfarktrisiko deutlich erhöht.


Na betreibt ihr auch öfters mal Wutsport? :D

DerLenny
12-10-2016, 21:47
Es gibt auch eine studie, dass Wut ablassen nicht hilft, die Ursache zu verarbeiten

http://psp.sagepub.com/content/28/6/724.abstract

Mehr find ich auf sie schnelle nicht, und ich bin mir nicht mehr sicher, wo ich das zuerst gelesen habe.

Dietrich von Bern
14-10-2016, 13:18
Irre ich mich, dass regelmäßig Wut ablassen gesund ist, jedoch nicht, wenn man gesundheitlich angeschlagen oder sehr erschöpft ist?
Ist bei diesen Fällen nicht (wie so oft) das Problem das Ignorieren des eigenen Zustands und das Training "mit dem Kopf durch die Wand"?
Nach dem Motto " no excuses" oder "nur die harten...".

Winston
14-10-2016, 13:26
Also ich meine im Studium gehört zu haben, dass es tatsächlich und entgegen der landläufigen Meinung gar nicht so toll ist, sich "abzureagieren", was den Körper eigentlich erst so richtig "stresst", sondern es eher gesünder ist, "nicht zu explodieren" in einer z.B. Wutsituation.

below
14-10-2016, 14:02
Keine Ahnung wie die Studien genau interpretiert werden müssen, aber mir hilft das Training auf jeden Fall um Streß abzubauen. Ob von der Arbeit oder Privat ist dabei eigentlich egal. Während des Trainings kann ich komplett abschalten und danach sieht die Welt oft schon ganz anders aus.

Dies gilt wohlgemerkt bei Alltagsstress. Geht es um wirklich schwerwiegende Probleme verschwinden die natürlich nicht und das "Wut ablassen" führt auch zu keiner dauerhaften Besserung. Hier muss natürlich zunächst an der Ursache für die Probleme gearbeitet werden.

Aber das "Wut ablassen" nicht generell als Problemlöser in Frage kommt, dafür benötigt man ja glaube ich keine Studien.

Björn Friedrich
15-10-2016, 08:00
Wutsport hinterlässt seine Spuren, ich hab in meinen Seminaren so viele ältere Kampfsportler erlebt, die der Kampfsport vollkommen starr und unbeweglich gemcht hat....die ganzen physischen und mentalen Verspannungen, haben den Körper und auch den Menschen unauthentisch werden lassen...

Ich glaube um dem entgegen zu wirken muss man:

1. Trainieren ohne dabei unkontrolliert zu verspannen, mental und körperlich

2. Bewusst daran arbeiten physische und mentale Traumen abzubauen. Es gibt zum Beispiel viele Atemtechniken, die genau darauf abzielen und, wenn man das mal selber erlebt hat, fragt man sich auch nicht mehr, ob das gut und nicht gut für den Körper, man merkt einfach den Unterschied.....

Aber mit Wut und Aggression in eine unkontrollierte Tätigkeit wie das Kämpfen hinein zu gehen, bringt nicht viel. Klar danach fühlt man sich vielleicht entspannt, weil das getriggerte Adrenalin irgendwann aufgebraucht ist und man einfach nur erschöpft ist, aber das ist im Endeffekt keine Lösung, sondern zehrt langfristig nur am Körper.....

Gast
15-10-2016, 08:24
https://www.heise.de/tp/artikel/49/49680/1.html

Eine in der Fachzeitschrift Circulation erschienenen neue Studie zeigt nach Ansicht ihres Hauptautors Andrew Smyth, dass extreme körperliche Anstrengung zum Abbau von psychischen Stress das Herzinfarktrisiko deutlich erhöht.


Bei Leuten, bei denen ein Herzinfarkt bevorsteht...

Icecube
19-10-2016, 18:00
von Leuten die Rede die bereits Herzprobleme haben. Außerdem wird die ganze Zeit von "extremem Sport" gesprochen wie auch immer das zu definieren ist. Ich finde den Artikel etwas schwammig.

Meiner persönlichen Erfahrung nach ist körperliche Belastung ideal um die aggression kontrolliert und produktiv abzubauen. Vor allem wenn man seine Gefühle unterdrückt hat um nicht zu explodieren. Ist es etwa gesünder die inneren Spannungen auszuhalten und zu unterdrücken? Und damit meine ich nicht extreme Belastung sondern ganz normale Breitensportworkouts oder einfach einen strammen Spaziergang.

Der Fritz
20-10-2016, 09:01
Die Evolution hat uns bei Stress/ Gefahr drei Möglichkeiten mit auf den Weg gegeben: Angriff, Flucht, Angststarre.
Da der Körper in Stresssituationen mit Adrenalin geflutet wird, sind die beiden erst genannten Reaktionen die "gesündesten". Es sei denn, man hat ein vor geschädigtes Herz...
Die Angststarre ist ein ganz archaischer Reflex, der durchaus mal Sinn machte, unter den heutigen Rahmenbedingungen überflüssig erscheint, sich leider aber immer noch mal durchsetzt, da er so tief verankert ist. Auch hier ist ein krankes Herz nicht förderlich. Eigentlich nie.

Münsterländer
20-10-2016, 09:14
Also, in den Seminaren, die ich zum Thema Umgang mit Stress besuchen durfte, wurde Sport eigentlich uneingeschränkt befürwortet.
Natürlich nicht also Lösung, da der Stressauslöser ja nicht bekämpft wird.
Aber als Ventil. Zumindest bezogen auf Stress, der auf beruflichen Konfliktreaktionen beruht.

Mir wurde das so erklärt, dass man in konfliktträchtigen Gesprächen unbewusst Energie aufbaut (Adrenalin o.ä. wird produziert für das alte Fight-Flight-Freeze-Programm), dieses Potenzial aber im Rahmen der professionellen Gesprächsführung gar nicht abgerufen werden kann, da man sich ja (zumindest optimalerweise) "zivilisiert" verhält.

Und diese Energie müsse dann "raus"
Klang für mich sehr schlüssig, bin allerdings kein Mediziner.

Dem Widerspricht der Artikel ja meiner Meinung nach auch im Grunde gar nicht. Nur übertreiben soll mans halt nicht.

Grüße

Münsterländer