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Vollständige Version anzeigen : Stirbt Tradition aus, um Platz für Kommerz zu machen?



Bratensoße
04-11-2016, 07:56
Guten Tag ihr Lieben,

vermutlich ist das Thema schon 1000x aufgekommen, trotzdem würde ich mich über jede Antwort freuen.

Ich bin grade in einer Übergangssituation und werde mit großer Wahrscheinlichkeit 2018 umziehen. Ich habe mich mal ein wenig umgeguckt und war ein bisschen erschrocken! :(

Zu 90% nur WingTsun, WengChun, VingChun, "WÄHNGTSCHUN" und was es da nicht alles für Varrianten/Schreibweisen gibt. Die restlichen 10% heißen Selbstverteidigugns Akademie, SV-University, Karl-Gustavs Akademie der Kampfkünste, die mit der ULTRA-SUPER-DUPER-KK werben, die sich das beste aus allen KK rausgepickt hat.

Das ist ja auch alles super und möglicherweise haben diese Schulen auch ihre Daseinsberechtigung, aber warum ist die Auswahl nur noch so beschränkt und das teilweise sogar in Großstädten? Ich will nicht DIE super moderne Mischung lernen, ich will eine klasische und traditionelle KK lernen.

Keine Ahnung ob ihr wisst was ich meine und ob das Thema überaupt eine Disskusionsgrundlage hat, aber musste das mal los werden.

mst78
04-11-2016, 08:08
Angebot und Nachfrage, ist leider so.
Auch Vereine können nicht dauerhaft Abteilungen am Leben halten, in denen der Trainer ständig ohne Mitglieder dasteht. Vom Privatanbieter mal ganz abgesehen.
Aber ganz so traurig sieht es ja dann doch nicht aus, zumindest nicht in 'meiner' Großstadt. Da ist das Angebot doch relativ breit. Aber natürlich auch etliche ingung und SV Anbieter.

jkdberlin
04-11-2016, 08:14
ich glaube, dass es die ganzen traditionellen Kampfkünste noch gibt, sie stehen nur halt nicht so im Rampenlicht. Ich war auch überrascht, als ich neulich in einem BJJ Gym war und dort noch TKD und Karate als "Untermieter" stattfanden.

kanken
04-11-2016, 08:23
Was im Westen so als "traditionelle Kampfkunst" verkauft wird (wie Karate, Judo oder diverse Wushu Stile) ist doch größtenteils eine Anfang des 20. Jhd. entstandene Gymnastik zur Ertüchtigung des "Volkskörpers" die nur auf älteren KK BERUHTE. Der eigentliche Inhalt dieser älteren Kampfkünste wurde, bedingt durch die Anforderungen an die "moderne" Kriegsführung, weggelassen.

Da hat man halt mittlerweile festgestellt das das nicht so toll ist zum Hauen wie andere Dinge (z.B. Boxen und Ringen) oder man hat versucht bestehenden Dingen wieder die alte Tiefe zu geben (z.B. BJJ), bzw. da weiter dran gearbeitet.

Das Wissen um die eigentlichen Inhalte der alten KK ist so gut wie nicht im Westen angekommen. Man hat verschiedene Konzepte (z.B. die Arbeit mit "Qi") einfach nicht verstanden, bzw. die Leute haben die Westler nur ausgenommen.
Heute tummelt sich die Esoszene in ehemals hoch effizienten Kriegskünsten wie dem TaiChi oder Bagua und tanzt dort ihren Namen...

Wenn dieses Wissen noch irgendwo vorhanden ist, dann wird es sehr sehr oft aus nationalistischen Gründen zurückgehalten, nur selten finden sich Lehrer die sich dem Westen öffnen (in einigen Koryu aber auch in China). Aber auch wenn man so einen Lehrer gefunden hat bedarf es viele Jahre des täglichen Trainings um diese Dinge zu lernen und zu verstehen, das tun einfach nicht viele.

Wenn du wirklich traditionelle KK haben willst, dann musst du dir eine Schule suchen, die das auch anbietet und davon gibt es nicht viele in Dtld. und Europa. Karate und Judo sind 1. nicht traditionell und 2. durch Verbandspolitik nur ein Egogeplänkel ohne wirkliche Tiefe. In den chinesischen KK ist es halt oft Opern-Wushu oder Volksgymnastik gewesen was den Weg in den Westen gefunden hat, bzw. die Chinesen nehmen die Langnasen aus und zeigen nicht den wirklichen Inhalt.

Dazu kommt das die Leute halt nicht jeden Tag 2-5 Stunden trainieren wollen, sondern meinen das müsse auch mit 1-2 x pro Woche für 1-2 Stunden gehen. Diese Einstellung treibt die Massen halt den "militärischen" SV-Profitstudios in die Arme.

Grüße

Kanken

kanken
04-11-2016, 08:43
Man muss sich halt nur mal angucken wer heute so zu den "traditionellen" Kampfkünsten rennt. Die Kindergruppen sind voll...
Viele sehen so etwas als "positiven Erziehungseffekt" für ihre Kinder an, die in einem, von Frauen dominiertem, Erziehungssystem permanent ihre Grenzen testen wollen und dort nur zu hören bekommen das dieses Verhalten nicht toleriert wird. Im Karate oder Judo dürfen sie sich dann "austoben" und sollen "Disziplin lernen", aber bitte keine echte Gewalt unterrichten.

Leute, die eine gewisse "Gewaltaffinität" mitbringen (warum auch immer), suchen sich halt später ein Gym wo ihresgleichen ist und wo effektive Gewaltausübung unterrichtet wird, aber das ist eben nicht im Karate- oder Judoverein (Gründe siehe vorheriger Post).
Früher (TM), gab es nur Judo und Karate, ggf. noch TKD, heute sind andere Sachen verfügbar und dort ist die "Gewaltkompetenz" eher angesiedelt, die man sucht, wenn man wirklich kämpfen lernen will.

Grüße

Kanken

doitsu-shibu
04-11-2016, 08:48
-

Gast
04-11-2016, 09:08
Ich will nicht DIE super moderne Mischung lernen, ich will eine klasische und traditionelle KK lernen.


In Deinem Profil steht "MMA/BJJ", was erhoffst Du Dir denn von einer klassischen und traditionellen KK?

fang_an
04-11-2016, 09:19
Ich bin grade in einer Übergangssituation und werde mit großer Wahrscheinlichkeit 2018 umziehen. Ich habe mich mal ein wenig umgeguckt und war ein bisschen erschrocken! :(

kein grund zur panik; wir können dir helfen und ein paar sachen empfehlen. also bei deinem profil mit MMA, BJJ und Tai Chi, solltest du mMn, von deiner aufzählung ausgehend, ein probetraining in Weng Chun machen.

Huangshan
04-11-2016, 09:26
Ich will nicht DIE super moderne Mischung lernen, ich will eine klasische und traditionelle KK lernen.

Nun die Kampfkunst Szene im sog. Westen ist ziemlich bunt, nur wenige Stile sind wirklich trad. authentische asiatische Schulen.

Budo Stile z.B. kann man eher finden als Kory Bujutsu Ryuha , trad. Gong Fu ,Silat.............

Hier z.B. ein Einblick , Koryu Ryuha in D

https://koryugermany.wordpress.com/

Hier info über trad. Gong fu Stile:

Willkommen bei Kung-Fu WebMag Online Magazin (http://www.kungfuwebmag.de/index.html)

http://www.wuhun.de/

PS: Auch in der VR China findet man z.B. trad. Gong Fu Lehrer,Schulen... nicht an jeder Ecke.

Gast
04-11-2016, 09:56
Wenn du wirklich traditionelle KK haben willst, dann musst du dir eine Schule suchen, die das auch anbietet und davon gibt es nicht viele in Dtld. und Europa.


Wie kann ein Neuling erkennen ob eine Schule traditionell unterrichtet?

kanken
04-11-2016, 10:03
Na ja, ich würde sagen man sollte sich immer fragen ob das, was man lernt, einem hilft auf einem Schlachtfeld, einem Kampf auf Leben und Tod, zu überleben ;)
Traditionell waren Kampfkünste dafür gedacht die Chance zu Überleben zu erhöhen. Wenn man also eine wirklich traditionelle Kampfkunst sucht, dann sollte sie dies tun :D
Leere Formen zu laufen, Winkel einer Bewegung ohne kampfrelevanten Grund zu korrigieren, "Energie zu fühlen" oder Leuten zu suggerieren durch Berührung mit der Hand zu töten ist jetzt diesem Zweck nicht so wirklich dienlich.

Grüße

Kanken

Huangshan
04-11-2016, 10:17
Wie kann ein Neuling erkennen ob eine Schule traditionell unterrichtet?


Hier Artikel zum Thema Gong Fu:

Wie finde ich den richtigen Stil? (http://www.kungfuwebmag.de/033ce29c5812aed5c.html)


Wushu oder Kung-Fu? (http://www.kungfuwebmag.de/033ce29c5812cfb6a.html)

usw.

China:
kurze Stichpukte
Laoshe/Sifu---Tudi/Toudai --Lehrer--Schüler Lehrbeziehung,Äussere und Innereschüler,kein militärisches drill Massentraining sondern Lehrstunden in überschaubaren Gruppen,Familiäre Lehr- Strukturen,Aufnahme Tee- Zeremonie mand. Bàishīlǐ/kant. Bai Si Lai/拜師禮 / 拜师礼, ,Stammbaum usw.

San Valentino
04-11-2016, 10:26
Na ja, ich würde sagen man sollte sich immer fragen ob das, was man lernt, einem hilft auf einem Schlachtfeld, einem Kampf auf Leben und Tod, zu überleben ;)



Na dann auf zum Schützenverein.

Münsterländer
04-11-2016, 10:29
Na dann auf zum Schützenverein.

Zyniker;)

Gemeint war natürlich ein historisches Schlachtfeld. Ohne Knall Bumm Peng.

Eben die Situation, für die wirklich traditionelle KK mal gedacht waren.

period
04-11-2016, 10:39
Sprich, Krav Maga und Combatives würden die Anforderungen von traditionellen Kampfkünsten erfüllen, oder? :cool:

Period.

kanken
04-11-2016, 10:42
Wüßte nicht dass man dort den Umgang mit Schwertern, Säbeln, Lanzen etc. lernt oder eine Körpermechanik die den Umgang damit verbessert :D

Gast
04-11-2016, 10:46
Man muss sich halt nur mal angucken wer heute so zu den "traditionellen" Kampfkünsten rennt. Die Kindergruppen sind voll...
Viele sehen so etwas als "positiven Erziehungseffekt" für ihre Kinder an, die in einem, von Frauen dominiertem, Erziehungssystem permanent ihre Grenzen testen wollen und dort nur zu hören bekommen das dieses Verhalten nicht toleriert wird. Im Karate oder Judo dürfen sie sich dann "austoben" und sollen "Disziplin lernen", aber bitte keine echte Gewalt unterrichten.
ich erwähne es ja immer mal wieder gern ...
als ich vor einigen jahren noch kinder- und jugendgruppen trainierte, saßen sehr oft viele ... nun ja, helikopter-mütter am mattenrand und schauten zu.
das war nervtötend.

die einstellung dieser mütter (komischerweise sah ich nie irgendwelche väter!) wurde anhand ihrer merkwürdigen auffassungen zum thema "kampfsport" deutlich:

"judo ... das ist doch diese sanfte japanische methode, wie kinder gesund bleiben und sich auch mal auf ungefährliche weise austoben können!"

"malte, du schwitzt ja ganz doll ... also nein, das ist kein sport für dich! komm sofort her, wir gehen jetzt nach hause!"

"was machen die kinder denn da? die werfen sich ja richtig auf den rücken! das ist ja fruchtbar brutaaaaal! also nein, so etwas rohes und gewalttätiges wird mein sohn nicht lernen!"

"müssen die kinder denn immer diese judotechniken trainieren? sie könnten doch auch mal etwas spielen!"

und mein absoluter liebling:
"guten tag, das ist tjarg-ole. er soll mal für ein jahr bei ihnen judo trainieren, damit er disziplin lernt!"
(tjarg-ole war ein dickliches, tropfenförmiges zehnjähriges kind an mamas hand).

es spielt kaum eine rolle, ob es sich um judo, karate, tkd oder was auch immer handelt - kk wird von eltern, kinderärzten, kinderpsychologen, orthopäden und sozialpädagogen als kinderaufbewahrungsmöglichkeit mit angeschlossener dauerbespaßung und inkludierter gesundheitsvorsorge angesehen.
dagegen kommt man nicht an.

DAS ist das bild, das in den köpfen vieler herumgeistert. und so sieht das training dann auch aus - bis ins erwachsenenalter hinein.

andere sehen kk ausschließlich als wettkampfsport.
und einige verstehen kk als "SV", aber dann bitte "modern", also leicht und in kurzer zeit zu erlernen, nicht zu anstrengend und mit hohem wellness-faktor. und natürlich mit der effektivitätsgarantie für den ernstfall.

alles legitime sichtweisen, aber mit "tradition" (welcher?) hat das imho nix mehr zu tun.
das kann man beklagen oder auch nicht, ändern wird sich daran nichts.

ach ja - ind dann gbt's da noch die kleine gruppe der dinosaurier, die zumindest versuchen, altes wissen uzu erhalten oder zu erschließen. die werden so "ernstgenommen" wie diejenigen, die historisches fechten praktizieren ...

kanken
04-11-2016, 10:53
Genau so ist es Rambat!!!

Ist immer wieder lustig zu sehen wenn ich Bekannten erzähle wie das traditionelle Training meiner 5 und 7 jährigen Kinder aussieht:
Tgl. 10-20 Minuten in Schlafanzug, oder Alltagsklamotten, im Spielzimmer zwischen Playmobil und Lego. Irgendwie stellen die sich unter Kung Fu immer etwas anderes vor :D
Dafür schmeißt mich meine Tochter mittlerweile mit "Chibällen" schon mal 1-2 Meter an die Wand (und ist ganz enttäuscht dass ich ihr keinen Gi und bunte Gürtel kaufen will).

Grüße

Kanken

Schnueffler
04-11-2016, 11:01
Sprich, Krav Maga und Combatives würden die Anforderungen von traditionellen Kampfkünsten erfüllen, oder? :cool:

Period.


Wüßte nicht dass man dort den Umgang mit Schwertern, Säbeln, Lanzen etc. lernt oder eine Körpermechanik die den Umgang damit verbessert :D

Aber mit dem Messer, der Pistole und dem Sturmgewehr! ;)

Gast
04-11-2016, 11:03
Na dann auf zum Schützenverein.

Und dazu Paintball oder Lasertag?



Gemeint war natürlich ein historisches Schlachtfeld. Ohne Knall Bumm Peng.

Eben die Situation, für die wirklich traditionelle KK mal gedacht waren.

so eine Art Gewalt-Folklore?
Wird da dann auch in realistischen Szenarien geübt?

kanken
04-11-2016, 11:06
Wir bereiten uns eher mit so etwas:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e6/MuensterHinrichtungTaeufer.jpg

mental und praktisch auf den Ernstfall vor. :D

Grüße

Kanken

Gast
04-11-2016, 11:21
Wir bereiten uns eher mit so etwas:

[...]

mental und praktisch auf den Ernstfall vor. :D


Mit dem Betrachten von historischen Folterungs- und Hinrichtungsszenen?

Ich hab mal gehört, auf den historischen Schlachtfeldern waren die Gegner weder unbewaffnet noch gefesselt.
Durch diesen Umstand sinken die Überlebenschancen gegenüber einer Hinrichtung doch gehörig (oder steigen, je nach Perspektive).

Huangshan
04-11-2016, 11:26
http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/bild/div/text1450gr.jpg


;)

kanken:

Ist immer wieder lustig zu sehen wenn ich Bekannten erzähle wie das traditionelle Training meiner 5 und 7 jährigen Kinder aussieht:

Viele Romantiker währen enttäuscht,entsetzt..... wie trad. Übungstunden in China ablaufen.

Das Bild wurde von der Kung Fu Film Industrie so geprägt, dass einige meinen das der Weise alte Mann mit weissem Bart der Glückskeksweisheiten von sich gibt das Wahre ist!

Gast
04-11-2016, 11:31
http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/bild/div/text1450gr.jpg


;)

Stehende Säule in Wiedertäuferkäfigen?

und das bereitet auf solche Szenarien vor?:

http://landsknecht.com/assets/images/albrecht_altdorfer.jpg

Terao
04-11-2016, 12:00
Kommerz --> Normalfall sei dem 19. Jhdt. in so ziemlich jedem Bereich der Gesellschaft. Das ist nicht erst seit kurzem so.Also mindestens so alt wie die meisten "traditionellen" Kampfkünste. :cool:


Zyniker;)

Gemeint war natürlich ein historisches Schlachtfeld. Ohne Knall Bumm Peng.

Eben die Situation, für die wirklich traditionelle KK mal gedacht waren.Geschossen wurde immer gern. Ist auch ne Kunst.

Fry_
04-11-2016, 12:16
Naja, wenn wir von Tradition reden - wie sieht es eigentlich aus mit alten Boxställen z.B. ? Solche Einrichtungen gibt es ja schon seit 100 Jahren oder so.
Das wäre immerhin mal nachprüfbar und echte Tradition.
Und wem so was zu miefig ist, der sollte auch nicht bei importiertem Kram von Tradition reden wenn jeder Bezug fehlt. Kann man ja trotzdem nett finden, aber warum muss man da immer so viel reininterpretieren.

kanken
04-11-2016, 12:28
Mit dem Betrachten von historischen Folterungs- und Hinrichtungsszenen?


Nö, mit praktischer Anatomie und Gewaltdesensibilisierung, hat halt in Münster ne lange Tradition :D

Gast
04-11-2016, 12:32
stephan hatte es ja schon gesagt: kommerz gibt es seit mehr als 150 jahren in den kk.
ob nun in china oder japan oder anderswo.
eigentlich auch nicht weiter verwunderlich ...

Huangshan
04-11-2016, 12:46
Nun das ein Lehrer für sein Wissen,Können,Zeit,Mühe etc. entlohnt werden will ist nicht das Problem.

Das Mc Dojo,Kwoon.... Ketten System wo Geld,Gewinn die Triebfedern,Ziel sind zerstören mitunter das Bild der asiatichen KK.

WT ist ein negatives Bsp. für die Kommerzialisierung der Kampfkunst.

Nick_Nick
04-11-2016, 13:21
Ist hoffentlich noch halbwegs Topic:



Dazu kommt das die Leute halt nicht jeden Tag 2-5 Stunden trainieren wollen, sondern meinen das müsse auch mit 1-2 x pro Woche für 1-2 Stunden gehen.



Viele Romantiker währen enttäuscht,entsetzt..... wie trad. Übungstunden in China ablaufen.


Wie sieht/sah denn das traditionelle Training aus? Ich glaube schlichtweg nicht, dass mit dem "Training" Training gemeint ist, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Erstens wegen der erforderlichen Regeneration, die im Alter ja auch nicht gerade weniger wird und insbesondere wegen des Zeitumfangs, den ein "Normalo" mit Beruf und Familie m.E. nicht leisten kann.

Grüße

Fry_
04-11-2016, 13:28
Nun das ein Lehrer für sein Wissen,Können,Zeit,Mühe etc. entlohnt werden will ist nicht das Problem.
.
Auch da würde ein Blick in eine alte Boxbude helfen. Da wird seit Jahrzehnten trainiert, gekämpft, gefeiert und Geld verdient. Generationen lang. Das ist Tradition, nicht das was als solche verkauft wird.

kanken
04-11-2016, 13:30
Wie sieht/sah denn das traditionelle Training aus? Ich glaube schlichtweg nicht, dass mit dem "Training" Training gemeint ist, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Erstens wegen der erforderlichen Regeneration, die im Alter ja auch nicht gerade weniger wird und insbesondere wegen des Zeitumfangs, den ein "Normalo" mit Beruf und Familie m.E. nicht leisten kann.

Grüße

Training for mind and body :D

Das Training beinhaltet immer alles, von Partnerübungen bis zu Einzelübungen mit unterschiedlicher Intensität und Zielsetzung.

Ich bin momentan bei mind. 25 Stunden pro Woche, Tendenz steigend. Je tiefer das Verständnis, desto mehr kann man trainieren (observing nature), denn "the mind has no limit" ;)

Eben diese Art des Training ist ja eine "Spezialität" der CMA, dazu muss man aber in "Konzepten" und "Ideen" denken und nicht in Techniken.
Um das zu verstehen muss man aber diesen Weg ein Stück gegangen sein, denn das lässt sich nicht beschreiben und erklären (auch nicht "hands on"), das muss man selber erleben.

Grüße

Kanken

ryoma
04-11-2016, 13:33
Zitat des TE: "...ich will eine klassische und traditionelle KK lernen."

Hier gibt es Erklärungsbedarf:
- Soll es chinesisch, japanisch, westlich oder sonst was sein?
- Bewaffnet oder unbewaffnet?

Wenn es Richtung "japanisch" gehen soll, kann ich gerne weiterhelfen.

Huangshan
04-11-2016, 14:04
Nick Nick:



Wie sieht/sah denn das traditionelle Training aus? Ich glaube schlichtweg nicht, dass mit dem "Training" Training gemeint ist, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Erstens wegen der erforderlichen Regeneration, die im Alter ja auch nicht gerade weniger wird und insbesondere wegen des Zeitumfangs, den ein "Normalo" mit Beruf und Familie m.E. nicht leisten kann.

Will keine Romane schreiben(Meine Erfahrungen, trad. Lehrstunden in China)

kurz:
Der Lehrer sucht sich seine Schüler aus, in die er Zeit investiert und denen er sein Wissen weitergibt, Empfehlungen,Guanxi sind nötig.(nicht wie z.B. in kommerzielen Schulen wo fast Jeder aufgenommen wird der zahlt).

Kein millitärischer Massen- Drill(sondern kleine Gruppen), kein stundenlanges Formentraining,kurze Aufwärm/Dehnunsphase,kein intensives Kraftraining während der Lehrstunden(Auspowern).,kein stumpfes Bahnenlaufen mit Grundtechniken,kein Üben für Gürtelprüfungen,keine überzogene Grossmeister Theatrlik,Formales Gehabe wie in eingen asiatischen KK(einfaches ansprechen der Lehrer,Meister mit Laoshe).........

Partnerübungen(Fühlen-Umsetzen),Konzetration auf praktische Anwendung,Vermittlung von Prinzipien,Taktiken,Konzepten.....
Qigong Übungen zum Abschluss.

Lehrstunden Draußen oder im Guan(Kwoon---jap. Dojo) je nach Wetter, in Alltagskleidung oder Traininskleidung , keine Pyjamas oder bunten Gürtel.(Sommer über 40 Grad ,Lehrstunden am Abend)


Hausaufgaben:Formen mit und ohne Waffen ,Kraftübungen,Abhärtungsmethoden.,Theorie......

usw.

Willi von der Heide
04-11-2016, 14:09
" Traditionelle " KK´s ... ja, gibt es doch noch. Sie stehen halt nicht im Rampenlicht und ziehen die Massen an. Im Moment sind es eben MMA und Krav Maga die Zugpferde ... es war auch mal WT, Kickboxen und nicht zu vergessen die Ninjawelle der 80er. Warum sollte es auch keine Moden geben im KK/KS-Bereich ?

Wie traditionell das ganze dann ist, da muß man halt schauen. Viele Systeme sind ja auch recht jung, TKD wurde doch erst nach dem 2. Weltkrieg entwickelt. Ich für meinen Teil will gar nichts traditionelles. Ich habe mal ein Messersystem der albanischen Roma/Cigani kennen gelernt. Was soll ich damit ? Ein Messersystem, daß keine Stiche kennt ? Sehe ich keinen Sinn drin, sowas zu lernen.

concrete jungle
04-11-2016, 15:04
Hat nicht George Silver schon gegen modische und teure italienische Fechtmeister gewettert...?!

Wobei das sicher sehr fundierte Systeme waren ...!

Heute degeneriert das dann zum Teil zu Fitnessketten-trash, der sich oft ändert, um die ungeduldigen Handyzombies noch zu erreichen.

Mehrere Jahre intensiv trainieren will doch kaum noch wer.

Fazit: entweder grosse Fitnessgruppe oder Kleingruppe mit Anspruch.

Ausnahmen vielleicht noch in wenigen Grosstädten.

Nick_Nick
04-11-2016, 15:06
Ich bin momentan bei mind. 25 Stunden pro Woche, Tendenz steigend. Je tiefer das Verständnis, desto mehr kann man trainieren (observing nature), denn "the mind has no limit" ;)


Das hieße ja ca. 4h Training jeden Tag. Ich vermute mal, dass der „Mind-Teil“ einen großen Teil des Trainings ausmacht und sich in den Alltag integrieren lässt und du damit auf die hohe Stundenzahl kommst?


Kein millitärischer Massen- Drill(sondern kleine Gruppen), kein Stundenlanges Formentraining,kurze Aufwärm/Dehnunsphase,kein intensives Kraftraining während der Lehrstunden(Auspowern).,kein stumpfes Bahnenlaufen mit Grundtechniken,kein Üben für Gürtelprüfungen
...


OK. Ist in den Koryu denke ich genauso, sicher auch in einigen Schulen moderner Systeme, abhängig vom Trainer. Da könnte man tatsächlich täglich mehrere Stunden trainieren.


Wie ist denn der Anteil von Solo- zu Partnertraining in den traditionellen CMA? Ellis Amdur (aus einer japanischen Koryu) bspw. sagte, dass er mehr Solo- als Partnertraining macht, weil eben nicht täglich ein Trainingspartner zur Verfügung steht.

Grüße

kanken
04-11-2016, 15:23
Das hieße ja ca. 4h Training jeden Tag. Ich vermute mal, dass der „Mind-Teil“ einen großen Teil des Trainings ausmacht und sich in den Alltag integrieren lässt und du damit auf die hohe Stundenzahl kommst?


Nein, der größte Teil ist "Stehen" und Kreislaufen. Partnerübungen so viel wie ich bekommen kann (Familie, Beruf etc.), in der Regel zwischen 6 und 8 Stunden in der Woche, manchmal am WE (wenn Besuch kommt :D ) auch den ein oder anderen Tag.
Man kann sich die Zeit nehmen, wenn man will und die Sinnhaftigkeit dahinter erkennt, wobei ich zugeben muss dass ich auch von dem Größerwerden der Kinder profitiere und dem Verständnis meiner Familie.

Auch wenn ich nichts von dem o.g. mache übe ich das "Mindwork" immer mit einer Muskelansteuerung, auch wenn man von außen nichts sieht. Diese Zeit habe ich aber oben nicht reingerechnet.

Grüße

Kanken

Nick_Nick
04-11-2016, 15:57
Nein, der größte Teil ist "Stehen" und Kreislaufen. Partnerübungen so viel wie ich bekommen kann (Familie, Beruf etc.), in der Regel zwischen 6 und 8 Stunden in der Woche, manchmal am WE (wenn Besuch kommt :D ) auch den ein oder anderen Tag.
Man kann sich die Zeit nehmen, wenn man will und die Sinnhaftigkeit dahinter erkennt, wobei ich zugeben muss dass ich auch von dem Größerwerden der Kinder profitiere und dem Verständnis meiner Familie.

Auch wenn ich nichts von dem o.g. mache übe ich das "Mindwork" immer mit einer Muskelansteuerung, auch wenn man von außen nichts sieht. Diese Zeit habe ich aber oben nicht reingerechnet.

Grüße

Kanken

Na Glückwunsch zu der Ehefrau und Familie kann ich da nur sagen :). So viele wird´s da nicht geben, die das mitmachen.

Interessant ist, dass gemutmaßt dein Training (wie das der anderen CMA lt. Huangshan) wenig schweißtreibend ist (jedenfalls im Vergleich zu modernen Kampfsportarten) und trotzdem (bzw. vermutlich eher: daher) extrem gute Kämpfer hervorbringen kann. Guter Körperaufbau und Kampfschulung geht scheinbar nur mit langsamem Üben.

Grüße

kanken
04-11-2016, 16:08
Interessant ist, dass gemutmaßt dein Training (wie das der anderen CMA lt. Huangshan) wenig schweißtreibend ist (jedenfalls im Vergleich zu modernen Kampfsportarten)

Es kommt immer darauf an was man macht. Pushen kann schweißtreibend sein und Speerdrills auch.

Man darf auch nicht vergessen dass man mit wenig Zeit anfängt und das ggf. steigert, in dem Maß wie das Verständnis wächst.
Am Anfang habe ich auch nur tgl. 10-20 min. Kreisgehen und ZZ üben können plus zwei Mal die Woche Partnerübungen.
Der Skill wächst einfach in dem Maß, in dem man in der Lage ist immer und überall zu üben. Wenn man nur 3x2 Stunden im Gym hat und dort alles machen muss (von Kondi, über "Techniken", Kraft und Beweglichkeit bis hin zu freiem Sparring/Rollen) dann ist man mit den Möglichkeiten des "Einzeltrainings" in den CMA einfach im Vorteil was den reinen Trainingsaufwand angeht. Man kann hinterher immer und überall üben und verbessert damit, da man Konzepte übt, alles, da die überall zu finden sind.

Weil das traditionelle Training so aufgebaut ist (um zurück zum Faden zu kommen), ist es auch so familiär. Man braucht keinen militärischen Drill. Kraft und "Geschicklichkeit"/Skill kommen als ganz natürlicher Fortschritt. Man braucht auch keine bunten "Chinaklamotten" oder Graduierungen, aber all das ist eben nicht das Bild der Leute hier im Westen von chinesischen KK.

Grüße

Kanken

shohatto
04-11-2016, 16:23
Auch wenn moderne Budo-Disziplinen keine wirklich traditionellen Kampfkünste sind, gibt es nichtsdestoweniger unzählige Judo- und Karate-Vereine, die nicht oder unwesentlich kommerziell ausgerichtet sind. Allerdings ist dort insbesondere im Judo der Anteil der erwachsenen Mitglieder nicht besonders hoch.

Zum Thema moderner gegenüber alter Kampfkünste: Wo seht ihr da die Grenze? Beim Iaido/Iaijutsu/Battojutsu scheint mir das nicht so klar. Ist zB die Muso Jikiden Eishin Ryu grundsätzlich eine Schule des modernen Budo, auch wenn es einen Stil davon gibt, der im Nihon Kobudo Kyokai organisiert ist? Ist grundsätzlich jegliche japanische Kampfkunst Budo, wenn man darin einen Dan erhalten kann und nicht nur Schriftrollen (Mokuroku, Menkyo, ...)?



"was machen die kinder denn da? die werfen sich ja richtig auf den rücken! das ist ja fruchtbar brutaaaaal! also nein, so etwas rohes und gewalttätiges wird mein sohn nicht lernen!"

Du hättest ja an dieser Stelle vorschlagen können, Würfe auf den Kopf statt auf den Rücken zu üben, was bei einer "traditionellen" Betrachtungsweise auch deutlich effektiver wäre.

Huangshan
04-11-2016, 17:07
Nick_Nick:

Wie ist denn der Anteil von Solo- zu Partnertraining in den traditionellen CMA? Ellis Amdur (aus einer japanischen Koryu) bspw. sagte, dass er mehr Solo- als Partnertraining macht, weil eben nicht täglich ein Trainingspartner zur Verfügung steht.

Von Stil zu Stil unterschiedlich , es gibt verschiedene Lehrkonzepte.

Soloübungn werden gelegentlich in der Lehrstunde gelaufen überprüft,korregiert und eher alleine für sich praktiziert neben anderen Grundlagenübungen.(Hausaufgaben)

Grundlagen---Formen---Anwendungen---Freikampf

Suriage
04-11-2016, 17:17
Geschossen wurde immer gern. Ist auch ne Kunst.

Ja, wo sind eigentlich die ganzen traditionellen KKs die (berittenes) Bogenschießen unterrichten? Statistisch gesehen die relevanteste Waffe auf historischen (natürlich vor der Entwicklung von modernen Schusswaffen) Schlachtfeldern und trotzdem wird ständig nur von Speeren und Schwertern gefaselt. Und in welchen traditionellen KKs lernt man eigentlich in Einheiten zu agieren, Angriffs u. Verteidigungsketten aufzubauen etc.? Wenn man hier manchen liest, könnte man meinen auf historischen Schlachtfeldern kann man als gut trainierter Einzelkämpfer tatsächlich was reißen.

Kraken
04-11-2016, 17:34
Der Kommerz ist wohl eine der ältesten Traditionen der Menschheit.

ryoma
04-11-2016, 17:42
...
Zum Thema moderner gegenüber alter Kampfkünste: Wo seht ihr da die Grenze? Beim Iaido/Iaijutsu/Battojutsu scheint mir das nicht so klar. Ist zB die Muso Jikiden Eishin Ryu grundsätzlich eine Schule des modernen Budo, auch wenn es einen Stil davon gibt, der im Nihon Kobudo Kyokai organisiert ist? Ist grundsätzlich jegliche japanische Kampfkunst Budo, wenn man darin einen Dan erhalten kann und nicht nur Schriftrollen (Mokuroku, Menkyo, ...)?


Grenze? Hmm... fliessend würde ich sagen. Es geht halt häufig bis meistens um das "Gefühl".

Die angesprochene MJER (welche ich lange ausgeübt habe) z.B. hat ganz klar ein "Gendai-Feeling", d.h. es wird eigentlich alles so wie bei modernen KK gehandhabt (mag einige der div. Lehrlinien eher betreffen als andere).
Eine Mitgliedschaft in der NKK (oder der NKS) ändert daran erst mal gar nichts.
Fakt ist, eine Koryû MUSS dort nicht Mitglied sein um irgendwie als "anerkannt" zu gelten. Eine Koryû muss auf eigenen Füssen stehen können.

Budô/Bujutsu/Kobudô: Reine Semantik und völlig austauschbar. Es gibt ja sogar die Hardcore-Meinung einiger Vertreter der Hoplologie, dass ausschliesslich die Schulen vor 1600 als Bujutsu gelten können... jaja, es gibt lustige Leutchen.

Nick_Nick
04-11-2016, 19:09
@ kanken und Huangshan

Danke :).

Björn Friedrich
04-11-2016, 19:50
Ich würde auch sagen, was heute so angeboten wird, traditionell oder modern, ist oft einfach zusammengeschusteter Kram, der mit viel Kraft und Schnelligkeit funktionierend gemacht wird.

Kampfkünste, die sich wirklich mit der idealen Funktion des menschlichen Körpers beschäftigen sind relativ selten. Alles muss simpel und schnell zu erlernen sein, sonst passt es nicht in den Zeitgeist und genau deshalb gehen viele Systeme verloren.....

Tyrdal
04-11-2016, 20:22
Ja, wo sind eigentlich die ganzen traditionellen KKs die (berittenes) Bogenschießen unterrichten?Da zB Original Steppenreiter Kurse im berittenen Bogenschiessen (http://www.steppenreiter.de/)

Huangshan
04-11-2016, 21:18
Nippon Yabusame:

https://www.youtube.com/watch?v=bIMSEW1oes8



Polen- łucznictwo konne :

https://www.youtube.com/watch?v=axcev1z3YTQ

Suriage
04-11-2016, 22:20
Da zB Original Steppenreiter Kurse im berittenen Bogenschiessen (http://www.steppenreiter.de/)

Das war zwar eine rhetorische Frage aber danke. Der Punkt auf den ich hinaus wollte, war der, dass diese Künste eine absolute Randerscheinung sind, viele nehmen das ja noch nicht mal als KK wahr. Und auch da wird Formationsreiten und gleichzeitiges Schießen wohl nur mehr in den seltensten Fällen geübt. Und das ist nur EIN weiterer Aspekt den so ein historisches Schlachtfeld noch zu bieten hatte. mMn kann man in der Moderne den Anforderungen dafür auch mit 25 Stunden Training in der Woche nicht mehr gerecht werden. Schon gar nicht als Zivilist. Man kann sicher ein guter Einzelkämpfer werden, aber vom Schlachtfeld sollte man wohl nicht mehr träumen.

Kraken
04-11-2016, 23:29
Waren früher denn die Soldaten nicht auch hochspezialisiert?

Ich denke mal, ein berittener Bogenschütze war nicht gleichzeitig auch noch hervorragend mit Langbogen, Doppelschwert und so weiter.

Sondern eine Spezialisierung und wohl ein, zwei Nebenskills.

Liege ich damit falsch?

Huangshan
05-11-2016, 08:00
kraken:

http://1.bp.blogspot.com/-4-7cisIyAtI/VlPNKGK5SqI/AAAAAAAAB0A/MsIp2sQndx8/s1600/mandarin_duck_squad_complete_late.jpg

Bild:
Mandarin Enten Formation aus der Ming Dynastie.(Entwickelt von General Qi Jinguang ,für den Kampf in Südchina gegen jap.Piraten)

Man muss zwischen Bauernmilizen, Soldaten und Offizieren unterscheiden.

Offiziere z.B. beherrschten oft mehrere Waffen, jeder suchte sich seine spezial Waffen aus.(primär und sekundär Waffen)

General Guan Yu war z.B. berühmt für den Kampf mit dem Guan Dao.

http://bazichic.com/blog/wp-content/uploads/2011/05/Romance-of-the-Three-Kingdom-Guan-Yu.jpg

kanken
05-11-2016, 08:19
Es geht vor allem erst einmal um die Basisdrills mit der jeweiligen Waffe und die Anwendungen dazu, dass so etwas nur ein kleiner Teil der militärischen Ausbildung ist sollte klar sein, zumal man sich ja auch mal angucken sollte ob wir von Militärdienst oder Berufsarmee ausgehen. Profis machen auch andere Sachen als Leute vom Land, die für ein paar Wochen gedrillt werden. Die Systeme änderten sich ja auch durch die Zeit...

Die Basisskills blieben jedoch erhalten, nicht ohne Grund gibt es so viele ähnliche Bewegungen in den verschiedenen Systemen.
Es geht um Körperskills, die bestimmte Anwendungen erst ermöglichen und um die zu erreichen muss man viel trainieren. So etwas hat kein Wehrdienstleistender gelernt, für den waren, wie gesagt, andere Dinge wichtig.


Grüße

Kanken

Punisher-Nukem
05-11-2016, 11:06
Guten Tag ihr Lieben,

vermutlich ist das Thema schon 1000x aufgekommen, trotzdem würde ich mich über jede Antwort freuen.

Ich bin grade in einer Übergangssituation und werde mit großer Wahrscheinlichkeit 2018 umziehen. Ich habe mich mal ein wenig umgeguckt und war ein bisschen erschrocken! :(

Zu 90% nur WingTsun, WengChun, VingChun, "WÄHNGTSCHUN" und was es da nicht alles für Varrianten/Schreibweisen gibt. Die restlichen 10% heißen Selbstverteidigugns Akademie, SV-University, Karl-Gustavs Akademie der Kampfkünste, die mit der ULTRA-SUPER-DUPER-KK werben, die sich das beste aus allen KK rausgepickt hat.

Das ist ja auch alles super und möglicherweise haben diese Schulen auch ihre Daseinsberechtigung, aber warum ist die Auswahl nur noch so beschränkt und das teilweise sogar in Großstädten? Ich will nicht DIE super moderne Mischung lernen, ich will eine klasische und traditionelle KK lernen.

Keine Ahnung ob ihr wisst was ich meine und ob das Thema überaupt eine Disskusionsgrundlage hat, aber musste das mal los werden.

Warum ist die Auswahl so beschränkt ? Du sagst nicht eindeutig was du suchst und was du willst. MMA willst du nicht, Karate und WingTsun auch nicht...lass mal überlegeb...

Warum WingChun : Der Westen vor MMA war ein recht ungebildeter eingeschränktes Kollektiv an Menschen bezüglich Kampfkunst, alles was die kannten war das, was von USA kam und die Boxkultur.
Dann kam der Große Mann "Kernspecht" auf die Idee viel Geld zu verdienen, er war einer der wenigen Europäer der WingTsun gelernt hatte und der erste seiner Zeit der WingTsun im Westen verbreitete also konnte er es ganz groß Aufziehen und hatte quasi Anspruch auf Einzigartigkeit und Originalität bis Konkurrenz nachkam, das dauerte aber 10 Jahre, bis dahin hat er schon Millionen gemacht.
Alle sind so dumm und denken WingTsun ist das geilste KungFu System. Es ist das schwächste von allen. HungGar und ChoyLeeFut sind so aggressiv wenn man es richtig macht, die brechen dir alle Beine und Arme, da ist WingChun nichts dagegen.

Die Leute machen etwas solange man nichts neues groß Aufzieht. Quasi nicht von alleine entdeckungsfreudig.

Gast
05-11-2016, 12:40
Der Lehrer sucht sich seine Schüler aus, in die er Zeit investiert und denen er sein Wissen weitergibt, Empfehlungen,Guanxi sind nötig.(nicht wie z.B. in kommerzielen Schulen wo fast Jeder aufgenommen wird der zahlt).


Finde den Satz sehr wichtig und mMn. gehört der auch genauer beleuchtet.
Schnell könnte man meinen, dass diese Vorauslese die Qualität sichert. Wenn man sich den Seltenheitsgrad von effektiven Linien in manchen Künsten anschaut, scheint das eher zu einem Aussterben eben dieser zu führen.

Kommerz hingegen hat in diversen Stilen zu einer rasanten Entwicklung geführt und einem riesigen Pool aus dem man Talente ziehen kann.

Man darf da nicht alles so schwarz und weiß sehen.

Huangshan
05-11-2016, 13:09
Maddin.G:

Ja die"Zwei Seiten einer Medaille".

Wie geschrieben, wenn ein Lehrer eine Schule betreibt und für das Lehren,seine Zeit eine angemessene Menge Geld verlangt so ist dies nichts negatives.

Es gibt aber noch Lehrer für die Kampfkunst eine Passion ist und die damit kein Geld verdienen.


Wie es jedoch falsch läuft, kann man am Bsp. der EWTO (WingTsun GmbH & Co. KG) verdeutlichen.(Mc Kwoon)

Gast
05-11-2016, 13:19
Maddin.G:

Wie geschrieben, wenn ein Lehrer eine Schule betreibt und für das Lehren,seine Zeit eine angemessene Menge Geld verlangt so ist es zwangläufig nicht negativ.

Es gibt aber noch Lehrer für die Kampfkunst eine Passion ist und die damit kein Geld verdienen.

Wie es jedoch falsch läuft, kann man am Bsp. der EWTO (WingTsun GmbH & Co. KG) verdeutlichen.

Alles richtig, ich wollte nur ausdrücken man solle bei der Einteilung vorsichtig sein.
Nicht alles was modern ist geil, und nicht alles was echt traditionell ist unantastbar.
Kommerz kann schlecht sein, aber eben auch gut. Kommt drauf an was man drunter versteht.
Tradition kann gut sein, aber auch stark behindern.

Persönlich verstehe ich die Einteilung halt oft auch nicht, gibt da einige Beispiele bei den Traditionellen wo ich nicht nachvollziehen warum man an der einen Tradition festhält und sich bei einer anderen in eine bestimmte Richtung entwickelt hat.

Huangshan
05-11-2016, 13:44
Kommerziel wird es nur, wenn das primäre Ziel nur das Geldverdienen ist und die Qualität der Lehre und des Lehrinhalts darunter leidet.

Verwässerung ,Showkunst........ sind dann oft das Ergebniss (flowery fists and embroidered kicks).

Man sollte Traditionen bewahren sich aber den modernen Erkenntnissen nicht zwangsläufig verschließen.

Gast
05-11-2016, 13:50
Man sollte Traditionen bewahren sich aber den modernen Erkenntnissen nicht zwangläufig verschließen.

Da sind wir einer Meinung, hab nur manchmal das Gefühl, dass sich manchmal gern an Tradition geklammert wird.

Nick_Nick
05-11-2016, 15:11
Dem Problem stellen sich zumindest einige Koryu. Die Hokushin Itto Ryu bietet "Schnupperkurse" (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f12/seminar-einsteiger-lehrgang-hokushin-itt-ry-hy-h-m-nchen-12-nov-2016-a-180282/) an, eine andere Koryu unterrichtet ausgewählte, eigentlich geheime Inhalte öffentlich.

Ich vermute auch, alle Kandidaten dürfen erstmal die Probezeit absolvieren. Und ob dann bei der Aufnahme strikte Kriterien gelten ... hmm.

Gast
05-11-2016, 16:09
Ich vermute auch, alle Kandidaten dürfen erstmal die Probezeit absolvieren. Und ob dann bei der Aufnahme strikte Kriterien gelten ... hmm.

Naja strikte Kriterien, Auslese findet überall statt, WKgyms können dir da ein Lied singen.
Und die sind total öffentlich, nur sobald sehr sehr viele merken was dazu gehört um die Kunst zu meistern sinkt bei den meisten sehr schnell die Motivation.
Bei geheimen Künsten, dürfte das noch um einiges schwieriger sein.
Deshalb halte ich da Dinge geheim zu halten für traditionellen Nonsens.

Wobei man auch da abstufen muss, gab mal einen interessanten Koryuthread wo erzählt wurde, dass die äußere Form auch verschleiert was wirklich unterrichtet wird. Fand ich sehr interessant.

Der wars:
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f12/tetsuzan-kuroda-144038/

Huangshan
05-11-2016, 16:33
Ich vermute auch, alle Kandidaten dürfen erstmal die Probezeit absolvieren. Und ob dann bei der Aufnahme strikte Kriterien gelten ... hmm.

kurz:
Nun wir leben im 21Jh. , jeder Lehrer handhabt es wie er es will.

Ich finde kleine Gruppen mit hochmotivirten Schülern besser in den der Lehrer die Stärken,Schwächen der Schüler kennt, als anonyme militärische Massen Drill Veranstaltungen mit Gürteljägern.

Eine Probezeit und danach eine Aufnahmezeremonie sind in einigen Traditionen noch üblich.

Gast
05-11-2016, 17:02
kurz:
Ich finde kleine Gruppen mit hochmotivirten Schülern besser in den der Lehrer die Stärken,Schwächen der Schüler kennt, als anonyme militärische Massen Drill Veranstaltungen mit Gürteljägern.


Also ich finde mittelgroße Gruppen, wo man mit vielen verschiedenen Leuten trainieren kann und der Lehrer alle Stärken und Schwächen kennt am besten.
Bei kleinen Gruppen kennst du dich und dein Gegenüber sehr schnell in und auswendig und stagnierst weil kein neuer Input kommt.

Huangshan
05-11-2016, 18:01
Maddin.G:

Habe es falsch formuliert, mit klenen Gruppen meine ich Gruppen mit ca. 10-25 Leuten.

Stimme mit Dir überein.

Kraken
05-11-2016, 18:25
Dachte mir schon, dass ihr mit kleinen Gruppen nicht das Selbe meint. :D

Wenn man mal ansieht, was manche Wushu-Schulen da tun mit teilweise um die 1'000 Schülern gleichzeitig, nennt man 20 Leute halt eine kleine Gruppe.

Wenn man aber Randsportarten gewöhnt ist, findet man 20 Leute schon ziemlich viel - ich zum Beispiel.

Gast
05-11-2016, 19:13
Maddin.G:

Habe es falsch formuliert, mit klenen Gruppen meine ich Gruppen mit ca. 10-25 Leuten.

Stimme mit Dir überein.




Wenn man aber Randsportarten gewöhnt ist, findet man 20 Leute schon ziemlich viel - ich zum Beispiel.

:yeaha:

Hundertzehn
05-11-2016, 19:25
"Kleine Gruppe", das sind 3-5.
20 ist schon längst eine "große Gruppe". Wie kann man da langfristig vernünftig unterrichten?

Schnueffler
05-11-2016, 19:27
"Kleine Gruppe", das sind 3-5.
20 ist schon längst eine "große Gruppe". Wie kann man da langfristig vernünftig unterrichten?

Ist ne Ansichtssache! ;)
20 Leute kann man prima unterrichten.

Huangshan
05-11-2016, 19:44
Kontrast:
Gegen sowas bin ich allergisch, Wushu Internate VR China.


http://en.people.cn/mediafile/201210/23/F201210230808472430850962.jpg


mil. Massen Drill oder

Money makes the world go round!

Nick_Nick
05-11-2016, 21:44
Naja strikte Kriterien, Auslese findet überall statt, WKgyms können dir da ein Lied singen.
Und die sind total öffentlich, nur sobald sehr sehr viele merken was dazu gehört um die Kunst zu meistern sinkt bei den meisten sehr schnell die Motivation.
Bei geheimen Künsten, dürfte das noch um einiges schwieriger sein.


Nehme an, WK steht für Wettkampf? Aber auch egal, das mit der Trainingsintensität wird auf komplexe, geheime Künste genauso zutreffen. Da werden die Trainingsoptimierer vermutlich auch sehr schnell feststellen, dass ohne konstantes, hohes Trainingspensum kein Blumentopf zu gewinnen ist. Vielleicht auch deswegen die Probezeit in den Koryu.



Deshalb halte ich da Dinge geheim zu hakten für traditionellen Nonsens.


Ein Grund für die Geheimhaltung könnte auch sein, dass es didaktisch einfach sinnlos ist, schwierige Sachen zu unterrichten, wenn der Adressat noch nicht ausreichende Fähigkeiten aufweist. Und wenn das schulspezifische Dinge sind (was sie ja im Regelfall auch sind) hat´s gleich recht keinen Sinn, Außenstehenden das zu vermitteln.

Wenn der einzige Grund natürlich ist, dass man Langnasen etc. per se nicht unterrichten will, hat man´s auch verdient, als Letzter das Licht in seiner Kampfkunst auszumachen.



Wobei man auch da abstufen muss, gab mal einen interessanten Koryuthread wo erzählt wurde, dass die äußere Form auch verschleiert was wirklich unterrichtet wird. Fand ich sehr interessant.

Der wars:
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f12/tetsuzan-kuroda-144038/

Ist wirklich interessant. Habe den Thread nur überflogen, aber Kuroda macht wohl nicht unbedingt ein Geheimnis aus seiner Kampfkunst. Es versteht eben nur keiner der Externen. Das ist ja aber nicht sein Problem. Und vermutlich von Grund heraus leicht zu beheben.



Eine Probezeit und danach eine Aufnahmezeremonie sind in einigen Traditionen noch üblich.

Zumindest in den Koryu hätte ich eigentlich gedacht, dass das universell so gehandhabt wird.

Grüße

Gast
05-11-2016, 22:16
Nehme an, WK steht für Wettkampf? Aber auch egal, ...

Wollte genau das aussagen, was die Auslese angeht werden sich beide Bereiche nicht viel nehmen.
Ist interessant, dass der eine so drunter leidet und der andere daraus einen Nutzen zieht.


Ein Grund für die Geheimhaltung könnte auch sein, ...
Naja, es gibt mMn. einen Unterschied zwischen nicht gleich vermitteln und geheim halten.
Genau so gibt es einen Unterschied zwischen vermitteln und öffentlich performen. Egal wie das dann stattfindet.
Bei Geheimhaltung einfach aus Tradition heraus sowie ein Ruf auf reinem Hörensagen bin ich auch dafür, dass die Lichter ausgehen.
Andere habe Auslese durch ihr Training und sich ihren Ruf immer wieder erkämpft.


Ist wirklich interessant. Habe den Thread nur überflogen, aber Kuroda macht wohl nicht unbedingt ein Geheimnis aus seiner Kampfkunst. Es versteht eben nur keiner der Externen. Das ist ja aber nicht sein Problem. Und vermutlich von Grund heraus leicht zu beheben.
Ich habe es so verstanden, dass es der Sinn ist, dass Externe nicht verstehen sonder Verständnis nur durch die mündliche Anweisung kommt.
Finde ich persönlich ein gutes System weil man seinen Skill auch öffentlich zeigen kann ohne, dass er einfach kopiert werden kann.

Nick_Nick
06-11-2016, 00:58
@ Maddin.G

D´accord :).

ryoma
06-11-2016, 10:53
...
Zumindest in den Koryu hätte ich eigentlich gedacht, dass das universell so gehandhabt wird.

Nein, bei den Koryû gibt es nahezu nichts was universell gilt.

Gast
06-11-2016, 12:00
Kontrast:
Gegen sowas bin ich allergisch, Wushu Internate VR China.
[...]
mil. Massen Drill [...]

Für Schlachtfeldkünste soll ja militärischer Massendrill nicht das schlechteste sein.

Huangshan
06-11-2016, 12:50
Für Schlachtfeldkünste soll ja militärischer Massendrill nicht das schlechteste sein.

Nun einige von den Wushu Internat Absolventen finden ihren Weg ins Militär oder zu anderen Sicherheitskräften.

Diktaturen lieben Massenveranstaltungen , ihnen sind Private Gruppierungen suspekt.


Solche Massenveranstaltungen gab es auch einst in Japan.


http://karateswo.org/www/uploads/2011/09/okinawa.jpg

OliverT
06-11-2016, 13:24
Für Schlachtfeldkünste soll ja militärischer Massendrill nicht das schlechteste sein.
Wüsste jetzt nicht was die Massendrills auf den Bildern für einen militärischen Sinn haben.

Gast
06-11-2016, 14:05
Wüsste jetzt nicht was die Massendrills auf den Bildern für einen militärischen Sinn haben.

Gut, dass könnte man aber zu sehr vielen Übungen aus den CMA fragen.

Tyrdal
06-11-2016, 15:22
Wüsste jetzt nicht was die Massendrills auf den Bildern für einen militärischen Sinn haben.Sie sind ähnlich sinnvoll wie Exerzieren.

Huangshan
06-11-2016, 15:33
https://crisisboom.files.wordpress.com/2011/06/china-army-kung-fu_wide.jpg


Nachwuchs fürs Militär.

OliverT
06-11-2016, 17:39
Sie sind ähnlich sinnvoll wie Exerzieren.
Exerzieren war früher eine der wichtigsten Fähigkeiten des Militärs.
Heute hat es zwar keinen großen direkten Einfluß auf das Gefecht, dafür ist es unter anderem Notwendig um mit größeren Einheiten auf engerem Raum geordnet agieren zu können. Wie zum Beispiel bei einem Btl/Rgt Appell, Befehlsausgaben an Einheiten oder Verbände.

Das einzige was das Exzerzieren mit dem synchronen Ausführen von Übungen gemein hat das so ein Gemeinsamkeitsgefühl entsteht und das es dafür sorgt, dass aus einer Gruppe auch eine wirkliche Einheit wird.

Kraken
06-11-2016, 17:45
Wüsste jetzt nicht was die Massendrills auf den Bildern für einen militärischen Sinn haben.

Eine immens wichtige:

Die Einfügung in ein grosses Gefüge von Menschen.

Das Auflösen des individuellen Subjektes zugunsten eines top-down organisierten Superorganismus.

Die Organisation ist Herz und Seele der Armee.