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Vollständige Version anzeigen : Beiträge zur chinesischen Kultur



Nagare
10-11-2016, 21:59
Hallo!

Bisher fehlt, wenn ich es recht überblicke, ein Thread über verschiedene Aspekte der chinesischen Kultur. Aspekte, die nicht direkt mit Kampfkunst/Kampfsport zu tun haben müssen, jedoch aber zentral für das Verstehen der chinesischen Geschichte und Gesellschaft sind und sich somit (wenn auch nicht immer oder nur indirekt) auf die Praxis der Kampfsysteme im Land ausgewirkt haben. Dieser Thread soll Darstellungs- und Diskussionsraum für solche Themen bieten.

Nagare
10-11-2016, 22:03
Passend zum Thema gleich eine TV-Empfehlung über Handelsbeziehungen und globaler Politik:

Die Abenteuer des Robert Fortune - Wie ein Mann den Chinesen ihren Tee klaute

Samstag 12.11. um 20:15
oder
Sonntag 13.11. um 15:15
auf arte

Kurzbeschreibung
Der schottische Botaniker und Forschungsreisende Robert Fortune sorgte im 19. Jahrhundert für den vielleicht ersten Fall von "Industriespionage" in der Geschichte. China, das sich damals dem Westen gegenüber abschottete, besaß das Monopol für eine von den Briten hochgeschätzte Ware: den Tee. Das British Empire entsandte daher Robert Fortune in das Reich der Mitte, um die begehrte Pflanze zu stehlen, die Geheimnisse der Teeherstellung zu ergründen und den Anbau in Indien zu ermöglichen.

Inhalt
Im 19. Jahrhundert sicherten sich die Briten eine wirtschaftliche und politische Vormachtstellung in der Welt, die nicht zuletzt durch die indischen Kolonien ermöglicht wurde. Doch die britische Herrschaft in Asien stieß auf den Widerstand Chinas, das sich dem Westen gegenüber abschottete. Und dabei verfügte das Reich der Mitte über eine von den Briten hochgeschätzte Ware: den Tee. Die "British East India Company", eine mächtige kapitalistische Handelsgesellschaft, trachtete danach, dieses Monopol zu beenden und den Rohstoff für das begehrte Heißgetränk selbst zu produzieren. Zunächst verstärkte die Ostindien-Kompanie den Export von Opium aus den indischen Kolonien nach China, um im Gegenzug Tee kaufen zu können. Doch dies löste den Ersten Opiumkrieg aus. Daraufhin entsandten die Briten den Botaniker Robert Fortune in das Reich der Mitte, um die begehrte Pflanze zu stehlen, die Geheimnisse der Teeherstellung zu ergründen und den Anbau in Indien zu ermöglichen. So wurde der Schotte zum vielleicht ersten "Industriespion" in der Geschichte. Als Chinese verkleidet erkundete er zwischen den beiden Opiumkriegen das Kaiserreich, von den Hafenstädten Schanghai und Hongkong über abgelegene Klöster und verschlafene Provinzdörfer - bis zu den majestätischen Gebirgen Huang Shan und Wuyi Shan. Dabei entdeckte er nicht nur die schmackhaftesten Teesorten, sondern auch ein Land im gesellschaftlichen Umbruch. Dank seiner Ausdauer und Neugier konnten rund 20.000 hochwertige Teesträucher aus Zentralchina im Himalayagebiet angepflanzt werden. Robert Fortunes Wirken begründete nicht nur den modernen Teeanbau in Indien, sondern setzte auch dem Monopol der Chinesen ein Ende. Dies beschleunigte wiederum den Niedergang des Landes und führte schließlich zum Fall der letzten Kaiserdynastie.

https://tvheute.at/arte-programm/sendung/die-abenteuer-des-robert-fortune-doku_866419832

Soju
11-11-2016, 16:43
Ich glaub der Begriff "chinesische Kultur" ist so breit gefaechert, dass es etwas diffus wird. Waere wahrscheinlich hilfreich wenn du ein paar Stichworte nennst was du meinst.

Nagare
11-11-2016, 16:54
Soju

Da hast Du recht, das war mit Absicht offen gehalten.
Aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen wenn ich ein paar Denkanstöße in Stichworten biete:

- Geschichte & Gesellschaft
- Lebensstil und -wandel
- Kunst und Ästhetik
- Politik und Wirtschaft
- Sport und Körper
- Bildung und Beruf
- Identität und Fremdartigkeit
- Sprache und Logik

etc. pp.

amasbaal
11-11-2016, 20:48
Ich glaub der Begriff "chinesische Kultur" ist so breit gefaechert, dass es etwas diffus wird. Waere wahrscheinlich hilfreich wenn du ein paar Stichworte nennst was du meinst.

und das betrifft nicht nur "aspekte", sondern das "chinesische" in "chinesische kultur".
ich behaupte: die gibt es gar nicht, wenn man tibet, die muslimischen gebiete im westen, mongolische und sonstige ethnien usw. usf. mit einbeziehen will.

ich gehe mal davon aus, dass es sich um "kulturelles" im kontext der han-chinesen handeln soll, oder?


Als Völker Chinas werden über 90 ethnische Gruppen bezeichnet, von denen 72 offiziell als Nationalitäten anerkannt sind. Neben den Han-Chinesen, die die Mehrheitsbevölkerung in ganz China stellen (knapp 92 % der Gesamtbevölkerung), sind das weitere 55 Nationalitäten in der Volksrepublik China und weitere 16 Nationalitäten in der Republik China (Taiwan).

nicht zu unterschätzen: die verschiedenen sprachen (mandarin, kantonesisch), die auch wieder kulturelle differenzen innerhalb der chinesen verursachen können (vielleicht in geringem maße, aber immerhin...) und die unterschiedlichen auswirkungen "der" geschichte auf die verschiedenen regionen...

und dann gibt es ja noch die chinesen, die in x-ter generation in indonesien, malaysia, singapur und sonstwo leben (zt. seit jahrhunderten) und die, bei allen aufrecht gehaltenen kulturellen kontakten zur alten heimat, teilweise ebenfalls kulturelle "eigenheiten" haben...

schwierig.

"beamtenkultur", "klosterkultur", "bauernkultur"... gerade in china war es ein enormer unterschied, wo "man hingehörte", wenn es um das "korrekte" wissen und verhalten (also kultur) der eigenen gruppe ging.

Soju
11-11-2016, 21:42
"beamtenkultur", "klosterkultur", "bauernkultur"... gerade in china war es ein enormer unterschied, wo "man hingehörte", wenn es um das "korrekte" wissen und verhalten (also kultur) der eigenen gruppe ging.


Das ist Meiner Meinung nach noch heute wichtig. Hat man jemanden in der Familie oder ist man selber Beamter / bei der Regierung angestellt hat man Vorteile und ist wichtiger und angesehener. Titel z.B. auf Visitenkarten sind extrem wichtig, es sollte schon etwas mit "Manager" sein. Dieser werden im beruflichen Kontext auch als Anrede benutzt ("Manager Zhou", "Boss", "Ingeniuer Tan").
Sind die Eltern oder man selber jedoch Bauern oder kommen einfach vom Land hat man haeufig ein Problem und Stadtbewohner sehen auf einen herab, wenn man nicht gerade der Grossbauer im Dorf ist. Sieht man unter anderem daran, dass es immer noch sehr erstrebenswert ist moeglichst weisse Haut Zu haben (= muss nicht draussen arbeiten).

Auch als angehoeriger einer ethnischen Minderheit hat man es im Umgang mit Han haeufig schwerer und es wird auf einen herabgesehen.

Nagare
13-11-2016, 13:49
und das betrifft nicht nur "aspekte", sondern das "chinesische" in "chinesische kultur".
ich behaupte: die gibt es gar nicht, wenn man tibet, die muslimischen gebiete im westen, mongolische und sonstige ethnien usw. usf. mit einbeziehen will.

ich gehe mal davon aus, dass es sich um "kulturelles" im kontext der han-chinesen handeln soll, oder?

[...]

Mir ging es bei der Eröffnung des Threads gerade um diese unspezifische Bezeichnung.
Der Begriff "Kultur" ist ja ohnehin selbst bei Experten (z.B. Kulturwissenschaften/cultural studies oder Chinastudien/Chinawissenschaften etc. pp.) umstritten und nicht klar definierbar - es herrscht schlichtweg kein Konsens darüber was das genau ist.
Da ich die Erfahrung gemacht habe, dass im KK Bereich oft von "chinesischem Boxen", den "CMA" als ganzes oder "Kung Fu" gesprochen wird, hielt ich es für sinnvoll mal einen Thread zu starten, in dem "das China" und "die chinesischen KKs" sowie ihre Einflüsse mal differenzierter betrachtet werden können und ggf. dafür relevante Beiträge zusammengetragen werden.
Bisher gab es noch keinen eigenen Faden für solche Beiträge.

Zum Begriff "China":
Von einem Prof. (Historiker) aus Beijing kam mal eine interessante Bemerkung die mir bis heute im Gedächtnis blieb.

"Bei China handelt es sich nicht um Landesgrenzen oder einer Partei, bei China handelt es sich um eine Idee!"