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Vollständige Version anzeigen : München 11.2.17: Einführungsseminar Kampfünste Norditaliens



Jadetiger
02-01-2017, 13:55
Italien hat ein reiches Kulturgut an Fechtstilen.
Bis heute gibt es dort viele lebendige Traditionen des Kampfes mit und ohne Waffen als Duellkunst oder für die Selbstverteidigung.

Eine paar kleine Kostproben aus meiner Schule finden sich hier:
https://www.youtube.com/channel/UC9_ksofCX8izfQQ6z1Eww3Q

Der Norden Italiens unterscheidet sich in praktisch allen Bereichen des Lebens deutlich vom Süden.
Kampfkünste aus dem Norden bestechen durch eine überlegt-analytische Herangehensweise, eine schlichte Struktur und eine pragmatische Klarheit. Diese Eigenschaften machen diese Traditionen für mitteleuropäische Interessierte sehr gut zugänglich.

Ziel dieses Kurses ist es, Interessierten ohne oder mit geringer fechtersicher Vorbildung einen Einblick in die Methodik veschiedener norditalienischer Traditionen zu vermitteln.
Gezeigt wird hier gewissermaßen ein Überflug über die von Rupert Sedlmayr in München gelehrten Methoden, die in ihrer Gesamtheit, die Kampfkunstsammlung La Superba - Italian Dueling Arts ausmachen.

Geplante Themen sind:
- waffenlose Selbstverteidigung (a calci e schiaffi)
- Der Spazierstock in der Selbstverteidigung (bastone da passeggio genovese)
- Das Messer in der Selbstverteidigung (coltello genovese)
- Spazierstock- und Langstockfechten (bastone genovese)
- Das Messer im Duellfechten (coltello settentrionale / metodo Arditi)
- kurze Einblicke in den Kampf mit bäuerlichen Geräten (Winzermesser, Beil)

Referent: Rupert Sedlmayr

Zeit: Samstag 11. Februar 2016 11 – ca. 16 Uhr (danach: Fragerunde und freies Üben auf Wunsch möglich)

Ort: Chiba Dojo München, Flößergasse 8 (1. Stock)

Preis: 50,- € (zahlbar vor Ort)

Teilnehmeranzahl: 3-12

Für die Teilnahme ist ein Mindestalter von 18 Jahren erforderlich.

Benötigte Ausrüstung: leicht Trainingskleidung, Hallenturnschuhe mit heller Sohle, sowie Trainingsmesser, kontaktfähige Stöcke (90-100cm und 110-130cm) falls vorhanden.
Alle Trainingsgeräte können auch vor Ort geliehen werden.

Anmeldung: Bitte verbindliche Anmeldungen an den Veranstalter:
Impressum | Waffenschule Jadetiger (http://blog.jadetiger.de/impressum/)

Eine Forum-Anmeldung reicht NICHT aus!

Ich bitte um Verständnis, dass auch Gründen der Planungssicherheit, Absagen nach Anmeldung nur bis zum 4. Februar angenommen werden können. Bei späterer oder nicht eintreffender Absage ist die volle Teilnahmegebühr zu zahlen.

Lino
08-01-2017, 15:59
Bei ungefähr der Hälfte der Waffen über zwei Tage wäre ich dabei gewesen.

Wie ist übrigens der Langstock ins Repertoire der Genoveser gekommen? Man rennt doch nicht im alltag mit einem Langstock in der Stadt rum - auch nicht in vergangenen Jahrhunderten. Auch nicht auf dem Schiff. Oder ...

OliverJ
08-01-2017, 16:52
Wie ist übrigens der Langstock ins Repertoire der Genoveser gekommen? Man rennt doch nicht im alltag mit einem Langstock in der Stadt rum - auch nicht in vergangenen Jahrhunderten. Auch nicht auf dem Schiff. Oder ...

Da hast du drei Möglichkeiten.

1. Der Überlieferung nach soll der Ursprung bei genuesischen Kreuzrittern liegen. Diesen wurde in Byzanz das tragen von Schwertern verboten. Um nicht unbewaffnet zu sein bediente man sich Stöcken und übertrug die gelernte Kampfweise. Diese Methode kehrte dann wieder nach Genua zurück.

2. Ein Stock von dieser Länge war im Mittelalter ein gebräuchlicher Wander-, Hirten-, Pilgerstock etc.
Genua ist ja nicht nur Stadt und Hafen sondern auch Umland. Viele Seefahrer/-soldaten verdingten sich wohl später auch als Karrenkutscher (von denen auch das Messer stammen soll).
Die Methode ist nicht groß und sehr simpel und findet sich ebenfalls im Spazierstock wieder.

3. Eine Mischung aus beidem

Historisch nachweisbar ist (heute) keine der Varianten.

Lino
09-01-2017, 04:03
Da hast du drei Möglichkeiten.

1. Der Überlieferung nach soll der Ursprung bei genuesischen Kreuzrittern liegen. Diesen wurde in Byzanz das tragen von Schwertern verboten. Um nicht unbewaffnet zu sein bediente man sich Stöcken und übertrug die gelernte Kampfweise. Diese Methode kehrte dann wieder nach Genua zurück.

2. Ein Stock von dieser Länge war im Mittelalter ein gebräuchlicher Wander-, Hirten-, Pilgerstock etc.
Genua ist ja nicht nur Stadt und Hafen sondern auch Umland. Viele Seefahrer/-soldaten verdingten sich wohl später auch als Karrenkutscher (von denen auch das Messer stammen soll).
Die Methode ist nicht groß und sehr simpel und findet sich ebenfalls im Spazierstock wieder.

3. Eine Mischung aus beidem

Historisch nachweisbar ist (heute) keine der Varianten.


OK, ein Spazierstock ist ja nicht gerade ein Langstock. Und die Hirten rannten ja nicht vorzüglich in Genova Stadt oder im Hafen rum.
Es ist durchaus denkbar, dass Varianten der Messer und ihre Handhabung mit den Kutschern zu tun haben. Mein Vater hat mich auch dazu erzogen, immer ein Messer dabei zu haben, wenn ich bei den Pferden war. Falls sich ein Pferd mit den Beinen in irgend etwas verheddert. Lt. Roberto Laura soll ein direkter Bezug jedoch noch mehr zu den Seeleuten bestehen, welches auch die kürzeren Messer erklärt und auch, dass die keine Duelltradition haben.

Jadetiger
09-01-2017, 15:15
Die Messer-Tradition Genuas ist laut Maestro Parodi klar bei den Karrenkutschern zu suchen.
Der Ursprung des genuesischen Langstocks ist, wie Oliver oben schon geschrieben hat, recht nebulös. Die Techniken ähneln dem Langen Schwert. Es handelt sich hier NICHT, wie in den sizilianischen Traditionen, explizit um einen Hirtenstab. Dazu ist der heute verwendete Langstock zu kurz und zu dick (120-130cm x gute 3 cm Durchmesser).
Der Spazierstock ähnelt in seiner Taktik stark dem Langstock, basiert aber hauptsächlich auf Säbeltechniken.

Das Seminar im Februar habe ich bewusst mit mehr Disziplinen ausgeschrieben, da der Zweck hier hauptsächlich ist, Interessierten die Palette zu präsentieren, die ich so unterrichte. Ich plane thematisch stärker fokussierte Seminare im Lauf des Jahres.

OliverJ
09-01-2017, 17:51
Lt. Roberto Laura soll ein direkter Bezug jedoch noch mehr zu den Seeleuten bestehen, welches auch die kürzeren Messer erklärt und auch, dass die keine Duelltradition haben.
Bei üblichen Längen zwischen 28 und 35cm mit Außreißern bis 50cm würde ich diese Messer nicht unbedingt als "kürzer" bezeichnen ;)

Lino
10-01-2017, 00:32
Bei üblichen Längen zwischen 28 und 35cm mit Außreißern bis 50cm würde ich diese Messer nicht unbedingt als "kürzer" bezeichnen ;)

Wenn ich glauben soll, was Roberto Laura sagt, ist diese mir auch bekannte uebliche laenge bei den Genovesern eher unueblich gewesen.

OliverJ
10-01-2017, 07:53
Wenn ich glauben soll, was Roberto Laura sagt, ist diese mir auch bekannte uebliche laenge bei den Genovesern eher unueblich gewesen.

Ich vertraue da dem Experten
Il coltello genovese (http://www.sangiorgioaste.com/it/casa-aste-armi-antiche-militaria/coltello-genovese.html)

Sehr schönes Buch. Kann ich nur empfehlen.

Jadetiger
10-01-2017, 09:56
Ich vertraue da dem Experten
Il coltello genovese (http://www.sangiorgioaste.com/it/casa-aste-armi-antiche-militaria/coltello-genovese.html)...und dem, was im Stadtmuseum von Genua zu sehen ist.

Die Messer sind auf jeden Fall deutlich länger als das, was man heute als "Every Day Carry" bezeichnen würde.

Jadetiger
02-02-2017, 16:43
So langsam füllt es sich. Meldet euch also bald an!

roberto
12-02-2017, 18:19
Ich vertraue da dem Experten
Il coltello genovese (http://www.sangiorgioaste.com/it/casa-aste-armi-antiche-militaria/coltello-genovese.html)

Sehr schönes Buch. Kann ich nur empfehlen.

In meinem Buch habe ich selbst ein Messer mit einer Länge von in etwa 38 cm abgebildet.

roberto
12-02-2017, 18:22
Zur Tradition und deren Herkunft:
Nahezu alle italienischen Messertraditionen haben ihre Wurzeln entweder bei Seeleuten, Hafenarbeitern, Bauern oder eben auch bei den Fuhrleuten. Das trifft auch auf norditalienische Systeme zu. Ich würde sogar wagen zu behaupten, dass Fuhrleute mit den größten Einfluss in der Verbreitung des Messerkampfes hatten.