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Vollständige Version anzeigen : Formtraining: vorwärts, rückwärts, seitenverkehrt



Gawan
14-01-2017, 23:49
Hallo Leute,

eine (Taijiquan-) Form ist prinzipiell „einseitig“, d.h. die meisten Positionen sind entweder nach rechts oder nach links ausgerichtet. Daher wird manchmal empfohlen, eine Form auch „andersherum“ zu üben und sich statt nach links nach rechts zu bewegen und umgekehrt. (So z.B. Bruce Frantzis in „Die Kraft der inneren Kampfkünste und des Chi“.)

Ich finde das gut, aus zwei Gründen:
1. werden beide Körperseiten gleichermaßen trainiert und
2. zwingt das Erlernen der umgekehrten Form dazu, sich die einzelnen Bilder noch einmal sehr genau anzusehen und zu analysieren, wie derselbe Bewegungsablauf in die andere Richtung auszusehen hat.

Jetzt bin ich gerade dabei, die Form auch noch rückwärts (also von hinten nach vorne) zu lernen. Das ist wieder eine interessante Erfahrung für mich, und ich kann so längere Zeit und intensiver üben als vorher, wo ich die Form oft einfach nur „durchgelaufen“ bin, weil der Bewegungsablauf an sich keine Herausforderung mehr darstellt. Klar, zu verbessern gibt es immer etwas. Es ist eben manchmal auch die Frage, wie man „routinemäßiges Abspulen“ vermeidet und die Konzentration aufrecht erhält bzw. fördert.

Wie macht ihr das? Übt ihr immer nur die „normale(n)“ Form(en) oder macht ihr die auch seitenverkehrt und/oder rückwärts?

washi-te
15-01-2017, 00:15
Hallo Leute,

eine (Taijiquan-) Form ist prinzipiell „einseitig“, d.h. die meisten Positionen sind entweder nach rechts oder nach links ausgerichtet. Daher wird manchmal empfohlen, eine Form auch „andersherum“ zu üben und sich statt nach links nach rechts zu bewegen und umgekehrt. (So z.B. Bruce Frantzis in „Die Kraft der inneren Kampfkünste und des Chi“.)


Wie macht ihr das? Übt ihr immer nur die „normale(n)“ Form(en) oder macht ihr die auch seitenverkehrt und/oder rückwärts?


Im Karate machen wir´s auch. Von Heian Shodan gibts 4 Varianten + eine verkürzte, wenn mans ganz hart haben will dann auch noch Kombinationen daraus. An sich ne einfache Kata, aber der Anspruch an die Konzentration steigt immens dadurch.

Im Taiji eher nicht bzw nur bei Kurzformen.

* Silverback
15-01-2017, 08:26
...
2. zwingt das Erlernen der umgekehrten Form dazu, sich die einzelnen Bilder noch einmal sehr genau anzusehen und zu analysieren, wie derselbe Bewegungsablauf in die andere Richtung auszusehen hat.
...
Wie macht ihr das? Übt ihr immer nur die „normale(n)“ Form(en) oder macht ihr die auch seitenverkehrt und/oder rückwärts?

@ 2.: Kann ich nur unterstreichen; hab gerade mit der "Basic-Form" (24er-Peking) angefangen, sie seitenverkehrt zu laufen - und das erfordert für mich nochmal ein ganz neues Maß an Aufmerksamkeit (manche würden es vielleicht auch Achtsamkeit nennen).
Ist IMHO auf jeden Fall eine Bereicherung - und wirkt ganz sicher der Einseitigkeit entgegen.

scarabe
15-01-2017, 19:43
Seitenverkehrt ist prima, rückwärts ist eher Quatsch, weil ein Angriff ja auch nicht von hinten beginnt und di Bewegungen ja selbst im entspanntesten Modus doch immer auf Kampfbewegungen zurückgehen. Aber jeder, wie er mag...

washi-te
15-01-2017, 20:16
Seitenverkehrt ist prima, rückwärts ist eher Quatsch, weil ein Angriff ja auch nicht von hinten beginnt und di Bewegungen ja selbst im entspanntesten Modus doch immer auf Kampfbewegungen zurückgehen. Aber jeder, wie er mag...

Dann kann man sich also auch die ganzen Rückwärtsbewegungen schenken, die regulär in der form enthalten sind.

Glückskind
15-01-2017, 20:31
Dann kann man sich also auch die ganzen Rückwärtsbewegungen schenken, die regulär in der form enthalten sind.

Es geht doch hier um den Ablauf; nicht um einzelne Bewegungen die nach hinten gehen?

Die ganze Form rückwärts oder seitenverkehrt bin ich noch nicht gelaufen, Teilstücke
davon schon. Um mal etwas Abwechslung ins Üben zu bringen und die grauen Zellen
neu zu fordern finde ich das auch sehr nützlich. Der Anwendungsgedanke steht bei mir
sowieso nicht im Vordergrund.

washi-te
15-01-2017, 20:42
Es geht doch hier um den Ablauf; nicht um einzelne Bewegungen die nach hinten gehen?


Unter den o.g. Varianten der Kata Heian findest du beides. Also der Ablauf bleibt, aber alle Techniken, Schritte und Drehungen werden rückwärts ausgeführt. (Go-Variante) Bei der Ausführung "Ushiro" beginnst du mit der letzten Technik und endest an der ersten.


Um mal etwas Abwechslung ins Üben zu bringen und die grauen Zellen neu zu fordern finde ich das auch sehr nützlich. Der Anwendungsgedanke steht bei mir sowieso nicht im Vordergrund.

Wenn die Bewegungen der Kata/ Form sich mal in ner Kampfsituation anwenden lassen ist das eh die Ausnahme. Die Form enthält die Prinzipien, die konkrete Anwendung richtet sich nach dem Angriff.

* Silverback
16-01-2017, 08:46
Es geht doch hier um den Ablauf; nicht um einzelne Bewegungen die nach hinten gehen?
...
Um mal etwas Abwechslung ins Üben zu bringen und die grauen Zellen
neu zu fordern finde ich das auch sehr nützlich. ...

@ rückwärts: Würde ich auch so verstehen - und würde ich @ "graue Zellen neu zu fordern" genauso begreifen. Aber das habe ich meinen grauen Zellen noch nicht gegönnt :cool: (das spiegelverkehrt reicht derzeit erstmal).

Gawan
16-01-2017, 09:19
… rückwärts ist eher Quatsch, weil ein Angriff ja auch nicht von hinten beginnt und di Bewegungen ja selbst im entspanntesten Modus doch immer auf Kampfbewegungen zurückgehen…

Ja, anwendungstechnisch ist es eher Quatsch. Als Gehirntraining finde ich es trotzdem gut. Oft bin ich — aus welchem Grund auch immer — beim Ausführen an einer Stelle hängen geblieben. Dann wusste ich nicht mehr, wie ich dahin gekommen war und wo ich gut wieder einsteigen konnte. Ich hoffe, das wird jetzt besser.

Die Rückwärtsausführung lässt sich m.E. einfacher lernen als die seitenverkehrte. Man kann ja einfach ein kleines Stück vom Bewegungsablauf vorwärts und direkt anschließend rückwärts machen; bei der seitenverkehrten Form muss man sich da immer neu positionieren.

Im Karatetraining hatten wir ebenfalls schon solche Varianten (seitenverkehrt/rückwärts). Ich habe damit immer meine Probleme, weil ich das erst einmal sauber und langsam Schritt für Schritt einüben müsste; es wird aber erwartet, dass man das mehr oder weniger „einfach so“ kann. Kann sein, dass ich da ein wenig tiefbegabt bin.

Allerdings ist es schon ein großer Unterschied, ob ich eine Karate-Kata wie Heian Shodan habe oder eine Taijiquan-Form mit rund 80 Bildern.

washi-te
16-01-2017, 09:34
Ja, anwendungstechnisch ist es eher Quatsch. Als Gehirntraining finde ich es trotzdem gut. Oft bin ich — aus welchem Grund auch immer — beim Ausführen an einer Stelle hängen geblieben. Dann wusste ich nicht mehr, wie ich dahin gekommen war und wo ich gut wieder einsteigen konnte. Ich hoffe, das wird jetzt besser.

Die Rückwärtsausführung lässt sich m.E. einfacher lernen als die seitenverkehrte. Man kann ja einfach ein kleines Stück vom Bewegungsablauf vorwärts und direkt anschließend rückwärts machen; bei der seitenverkehrten Form muss man sich da immer neu positionieren.

...

Allerdings ist es schon ein großer Unterschied, ob ich eine Karate-Kata wie Heian Shodan habe oder eine Taijiquan-Form mit rund 80 Bildern.

Von der langen hatt ich nicht gesprochen. Pekingform spiegelverkehrt. (Ura ... :D)

Anwendungstechnisch ist es Quatsch? Ich denke, als Interpretation der Anwendung ist rückwärts/seitwärts aussagekräftiger als vorwärts, was ja bedeuten würde, dass man direkt in den Angriff hineingeht .. ... DAS ist m.E. schon die "hohe Schule" ... (und auch nicht Taiji-typisch, oder?) .

Rückwärts leichter? Im Karate? Im Taiji? Rückwärts heißt auch, alle Drehungen rückwärts, alle Rückwärtsschritte vorwärts ...

scarabe
16-01-2017, 09:46
Dann kann man sich also auch die ganzen Rückwärtsbewegungen schenken, die regulär in der form enthalten sind.

Ich hoffe, da liegt kein Mißverständnis vor-
das hängt immer vom praktischen Bezug ab. Vor- oder Rückwärtsschritte z.B. machen Sinn, während die Abwehr des Arms, der bei den Schritten von oben nach unten zieht, wäre von unten nach oben ein "Schmarrn", weil ich dadurch den Arm / das Bein des Gegners erst in die Position bringen würde, wo er mich angreifen kann.

Gewisse Bewegungsabläufe machen verkehrt herum also einfach keine Sinn.
Die (regulären) Bewegungen in umgekehrter Reihenfolge (also letzte zuerst usw) dagegen schon und spiegelverkehrt auch.

Bedenken darf man auch, daß Qi Gong zugrunde liegt und manche Bewegungen speziell die Meridiane öffnen. Man will ja nichts schließen oder gar Blockaden aufbauen, indem man es genau anders herum macht....

washi-te
16-01-2017, 10:31
Ich hoffe, da liegt kein Mißverständnis

manche Bewegungen speziell die Meridiane öffnen. Man will ja nichts schließen oder gar Blockaden aufbauen, indem man es genau anders herum macht....

.. nachher fließt das Qi nicht mehr, oh ouh... :p

scarabe
16-01-2017, 10:44
Könnte passieren ;-)
Anders gesagt, manche Dinge, die dem Körper in einer gewissen Abfolge gut tun, können andersrum das genaue Gegenteil zur Folge haben.


Das Bagua hab ich noch vergessen, bzw. die 8 Richtungen....
Also nicht erst rückwärts marschieren oder nach rechts....

Wobei man das bei Übungen fürs motorische Geschick vermutlich ruhig ausser acht lassen kann.

Gast
16-01-2017, 10:46
Das ist wieder eine interessante Erfahrung für mich, und ich kann so längere Zeit und intensiver üben als vorher, wo ich die Form oft einfach nur „durchgelaufen“ bin, weil der Bewegungsablauf an sich keine Herausforderung mehr darstellt. Klar, zu verbessern gibt es immer etwas. Es ist eben manchmal auch die Frage, wie man „routinemäßiges Abspulen“ vermeidet und die Konzentration aufrecht erhält bzw. fördert.


Natürlich kann es mal etwas Abwechslung reinbringen, was linksherum oder rückwärts zu machen.
Aber der entscheidende Punkt meiner Meinung nach: es gibt kein Formentraining. Die Form ist ja kein Selbstzweck, es sei denn man will mit einer äußeren Form schön dastehen (z.B. bei einem Wettkampf).
Wenn der Bewegungsablauf sitzt geht es doch erst damit los, dass man die eigentlichen Prinzipien und Vorstellungen auszuarbeiten kann... Weswegen wir ja eigentlich auch viele Sequenz-Übungen machen, und weniger die Form x-mal hintereinander laufen.

Enharmoniker
16-01-2017, 11:52
Also unsere längeren Formen üben wir, zumindest bisher, nicht spiegel- oder seitenverkehrt. Nur bei den Tan Tui machen wir das, da das ja auch im Konzept davon beinhaltet ist, die Seiten abzuwechseln. Hat ja auch fast mehr was von einem Drill, als von einer "Form". Aber ob es einen signifikanten Mehrwert hätte, auch die längeren Formen so zu laufen, weiß ich nicht. Ich stimme Julian Braun in der Hinsicht zu. :)

scarabe
16-01-2017, 13:26
Jain....
ich glaube, man kann ruhig toleranter sein.

NAtürlich spiegelt die Form Anwendungen und wie ich oben beschrieben habe, würde manches einfach heraufbeschwören, daß man sich beim Rückwärtsablauf womöglich Fehler und falsche Reflexe angewöhnt (mein. Bsp. Armbewegung oben).
Die Formen dienen ja u.a. auch dazu, gewisse Bewegungsabläufe so zu trainieren und zu verinnerlichen, daß man sie dann im richtigen Moment reflexartig (das erkennen des Moments trainiert man dann im PH) ausführen kann.
Man stelle sich vor, man zieht die Faus des Gegners reflexartig zu sich hin und hilft ihm auch noch...!
Also so gesehen muß man schon etwas aufpassen.


Spiegelverkehrt dagegen macht schon Sinn, da zum einen Angriff ja von allen Seiten kommen können (kennt man auch aus anderem Kampfsport, z.B. trainiert man im Judo ja seine Würfe auch beidseitig) und weil es auch fürs motorische Geschick und di Synchronisation der Gehirn- und Körperhälsten recht gut sein kann, beide Seiten zu trainieren.

MAn kann hier auch gut austesten, inwieweit man das Seidenweberprinzip, Struktur, Hüft-8 etc. umsetzen kann, denn je besser das sitzt, desto einfacher kann man auch wenig geübte Bewegungen in beide Richtungen ausführen)

In diesem Sinn kann es auch sehr gut sein fürs Bewegungsverständnis und die Techniken an sich, die Formbewegungen mal in anderer Reihenfolge zu laufen.
Auch hier muss man aber die Form nicht unbedingt rückwärts laufen (weil manche Abfolgen einfach keinen Sinn ergeben würden), sondern kann z.B. auch einfach andere, anwendungsbezogen sinnvolle Übergänge und Bewegungsfolgen ausüben.

(Aber nochmals- die traditionellen Formen wurden in viel weiterem Zusammenhang nach Elementen, Richtungen usw. entsprechend der damaligen Weltanschauung zusammengestellt und somit hat auch die Anordnung der Bewegungen und Abläufe einen tieferen Sinn)

Gawan
16-01-2017, 14:39
Gewisse Bewegungsabläufe machen verkehrt herum also einfach keine Sinn.
Die (regulären) Bewegungen in umgekehrter Reihenfolge (also letzte zuerst usw) dagegen schon und spiegelverkehrt auch.


Wie kann ich das verstehen? Die Form rückwärts, aber die einzelnen Bilder vorwärts? Da habe ich aber Probleme mit den Übergängen…

Wenn ich den guten alten Chen Xin richtig verstehe, wurden die Bilder in der (ersten) Chen-Stil-Form so angeordnet, dass es von Bildern mit mehr Qi-Gong-Charakter zu Bildern mit mehr kämpferischem Charakter geht (wobei prinzipiell natürlich alles kämpferisch ist).

Ich will jetzt sicher nicht die Form nur noch rückwärts laufen, und sicher nicht so oft, dass sich Reflexe bei mir bilden, die mich im Kampf dazu bringen könnten, Schläge zu mir heran zu ziehen. Wobei ich sowieso hoffe, nie in so eine Verlegenheit zu kommen.

Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass hier mal jemand behauptet hat, die Yang-Form wäre wie die Chen-Form, nur rückwärts, wegen Copyright und so. Ob da etwas dran ist, kann ich nicht beurteilen.

washi-te
16-01-2017, 15:05
Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass hier mal jemand behauptet hat, die Yang-Form wäre wie die Chen-Form, nur rückwärts, wegen Copyright und so. Ob da etwas dran ist, kann ich nicht beurteilen.

Das ist offensichtlicher Unsinn. Selbst wenn du "nur" Yang-Stil nach YCF übst, siehst du genau, an welcher Stelle der Yilu du dich grade befindest. Wenn du dann zwischendurch nochmal zu Yang Zhenhe fährst, (als Beispiel, sicher gibt es noch mehr Leute), dann kriegst du die Form dazwischen, also sprich: Vor Yang Chen Fu, mit (noch) deutlicher erkennbarer Verwandschaft zur Laojia Yilu.

Gibt natürlich Unterschiede, z.B. vordere Hand/ hintere Hand bei den Vorwärtsschritten.

GilesTCC
17-01-2017, 11:28
Zu links/rechts: Gerade wegen der Rechtslastigkeit von Yang-Formen finde ich es sehr gut, bei Gelegenheit auch links zu üben. Ich habe irgendwann irgendwo gelesen, manche Figuren sind wegen Qi-Fluss ‘andersrum’ nicht gesund aber das würde ich stark bezweifeln. ;)

In der Ma Tsun Kuen-Stil (wo ich lange beheimatet war) sind sowohl die Kurzform und die darauf aufbauende Schnellform symmetrisch rechts/links aufgebaut, was ich ganz gut finde.
Hier eine Ausführung der Schnellform, die mir gefällt:

6Xp6yx07RsE


Zu vorwärts/ruckwärts: In jeder Figur einer Form (zumindest in den Yang- und Wu-Stilen) trainiert man auch eine ‘Vorwärtsabsicht’. Damit meine ich, dass man sich in jeder Figur auf den Gegner zu bzw. in den Gegner hinein bewegt. Auch wenn es bei manchen Figuren aussieht, als ob man sich weg vom Gegner bewegt, gibt es immer einen Teil des Körpers, der eine (im buchstäblichen Sinne) aggressive Komponente hat, also ‘reingeht’ oder eindringt (wobei man sich zugleich erdet). Zum Beispiel bei Lü/Rollback und “Affen Abwehren”. Es gibt keine Figure in einer korrekten Tai Chi-Form, die rein defensiv/ausweichend ist.
Also wenn man eine Form ruckwärts übt, was macht man mit diesem Aspekt? Lässt man es weg? Ich persönlich weiß es nicht, habe nie eine ruckwärtse Form ernsthaft geübt...

scarabe
17-01-2017, 13:34
Ja. Ich weise auch ausdrücklich darauf hin- bevor da was über mich in Umlauf geht, was ich so nie gesagt oder gemeint habe- daß die Formen sinnvollerweise vorwärts und nicht rückwärts zusammengestellt wurden,
Linkslastig (nach unserer Beobachtung) und nicht umgekehrt usw.
Und die alten Meister hatten ihre Gründe- wir sollten also nicht die Formen "verschlimmbessern"

Bewegungen mal in anderer Reihenfolge zu machen- wie ich in einem früheren Post empfohlen habe, besser in sinnvoller Reihenfolge und guten Übergängen (selber zusammenstellen) hilft einfach nur, sie besser zu verstehen und motorisch unabhängiger zu werden von "automatisierten Trampelpfaden"....

Schaut mal, hier macht Chen Bin eine Laojia Yilu seitenverkehrt (https://www.youtube.com/watch?v=E5lUpZKTIEY&t=623s)....
(Er kommt übrigens im April auch nach Berlin, da gibts u.a. die Laojia Yilu-allerdings nur in herkömmlicher Richtung und Reihenfolge ;-) - aber auf technisch hohem Niveau jenseits von Personenkult und anderen Unerfreulichkeiten!)

E5lUpZKTIEY&t=623s

Kann mich bitte mal jemand aufklären, wieviel vom Link weg muß, damit das video erscheint??? https://www.youtube.com/watch?v=E5lUpZKTIEY&t=623s ???

Glückskind
17-01-2017, 14:05
Wenn man *mal*, so zum üben, als Abwechslung eine Form andersherum oder rückwärts läuft
dann wird da weder das Qi explodieren noch wird die eigene Kampffähigkeit verpuffen.
Glaube ich zumindest.

Mit die schlimmste Beschränkung die es gibt sind die eigenen Ängste und Denkbarrieren in unseren Köpfen.
Weg damit.

@scarabe: den Teil nach dem v= kopierst Du hier rein [ YOUTUBE ] [ /YOUTUBE ]
Da bei Dir noch die Zeitstelle als zweiter Parameter dabei war kann es sein das der Teil auch noch weg muss,
d.h. zwischen v= bis zum nächsten & - das ist die Video ID und die, evtl. eben ausschliesslich nur diese, gehört da rein.

Schnitzelsekt
18-01-2017, 21:09
Gerade wegen der Rechtslastigkeit von Yang-Formen finde ich es sehr gut, bei Gelegenheit auch links zu üben. Ich habe irgendwann irgendwo gelesen, manche Figuren sind wegen Qi-Fluss ‘andersrum’ nicht gesund aber das würde ich stark bezweifeln. ;)


Naja, geht hier zwar nicht um "Qi-Fluss", aber die Rechtslastigkeit hat was mit dem Herz zu tun.

Einmal so oder so wird kaum einen Effekt haben, aber diese Vorsicht kommt davon, dass man von einem Menschen ausgeht, der "zehn Jahre" sechs Stunden oder mehr pro Tag trainiert.
Denn dann spielt es eine Rolle wie man den Körper wo belastet, sonst verschleisst da einiges.

washi-te
18-01-2017, 22:00
Naja, geht hier zwar nicht um "Qi-Fluss", aber die Rechtslastigkeit hat was mit dem Herz zu tun.

Denn dann spielt es eine Rolle wie man den Körper wo belastet, sonst verschleisst da einiges.

Ach so? Erklär doch mal!

Schnitzelsekt
19-01-2017, 00:50
Naja.. Die rechte und linke Seite sind bekanntlich nicht wirklich symmetrisch (u.a.da das Herz ja eher links als rechts sitzt).

Bedeutet, eine längere, regelmässige und intensive Belastung der linken Seite ist eine Belastung für das Herz.
Es gibt einige CMA's, in denen versucht wird, das Herz wenn möglich (und vor allem über längere Zeiträume) zu entlasten.

kanken
19-01-2017, 07:08
Bedeutet, eine längere, regelmässige und intensive Belastung der linken Seite ist eine Belastung für das Herz.
Es gibt einige CMA's, in denen versucht wird, das Herz wenn möglich (und vor allem über längere Zeiträume) zu entlasten.

Da würden mich jetzt mal die physiologischen Grundlagen zu interessieren. Alles was ich je über den menschlichen Körper gelernt habe spricht dagegen und was ich den CMA gelernt habe übrigens auch...

Grüße

Kanken

* Silverback
19-01-2017, 07:25
Naja.. Die rechte und linke Seite sind bekanntlich nicht wirklich symmetrisch (u.a.da das Herz ja eher links als rechts sitzt)....

Bin mir nicht sicher, ob das Herz hierfür ein dankbares Bsp. ist, weil: Der Umstand, dass das Herz links sitzt, ist ja eher eine vereinfachte und verallgemeinernde Beschreibung; bei vielen Menschen sitzt es eher mittig und bei manchen sogar leicht rechts.

GilesTCC
19-01-2017, 11:50
Naja, geht hier zwar nicht um "Qi-Fluss", aber die Rechtslastigkeit hat was mit dem Herz zu tun.

OK, das Herz und vor allem seine ‚Leitungen‘ sind tatsächlich asymmetrisch aufgebaut, die linke Lunge ist deswegen immer (?) kleiner als die rechte (nur 2 statt 3 Lappen), und zwischen Zwerchfell und Beckenboden ist mit Ausnahme des Urogenitalsystems fast gar nichts symmetrisch. Ach ja, und das Gehirn ist zwar äußerlich symmetrisch aber von den funktionalen Arealen her z.T. auch nicht. Trotzdem kann auch ich nicht verstehen, weder theoretisch noch von der praktischen Erfahrung, warum man die linke Körperhälfte nicht (auch) ordentlich belasten sollte. Die Herzmuskulatur ist damit beschäftigt, bedarfsgerechte Blutmengen durch den Körper zu pumpen und muss nicht einspringen, um mitzuhelfen, wenn man einen Hantel mit dem linken Arm hebt. ;)


Einmal so oder so wird kaum einen Effekt haben, aber diese Vorsicht kommt davon, dass man von einem Menschen ausgeht, der "zehn Jahre" sechs Stunden oder mehr pro Tag trainiert.
Denn dann spielt es eine Rolle wie man den Körper wo belastet, sonst verschleisst da einiges.

Nun, der Verschleiß könnte theoretisch auch zunehmen, wenn man eine 'rechtslastige' Form so intensiv übt. Es geht hier darum, ob sowohl links und rechts Form laufen - oder eine symmetrisch aufgebaute Form - Vorteile oder eventuell gar Nachteile bringt oder nicht.

Eine ausgewogenere Verteilung von Arbeit und Aufgaben zwischen den zwei Körperseiten ist jedenfalls für den Rücken gut und kann z.B. Beckenschiefstellungen und Skoliosen entgegenwirken.

Falls jemand tatsächlich etwas im TCM kennt, was gegen das Linksrumlaufen einer Form (bis zu 50% der Zeit) spricht, dann nur zu… :)

scarabe
19-01-2017, 13:01
Naja.. Die rechte und linke Seite sind bekanntlich nicht wirklich symmetrisch (u.a.da das Herz ja eher links als rechts sitzt).

Bedeutet, eine längere, regelmässige und intensive Belastung der linken Seite ist eine Belastung für das Herz.
Es gibt einige CMA's, in denen versucht wird, das Herz wenn möglich (und vor allem über längere Zeiträume) zu entlasten.

erst mal danke an Glückskind für die Videopost-Nachhilfe!!!! :-)



Also- hier ist was dran-
der Körper ist unterschiedlich ausgelegt und deshalb können manche Bewegungen, Richtungen oder Belastungen auf der einen Seite gesünder sein, als auf der anderen.
Denkt einfach mal an die Fußreflex-Massage, die man unbedingt rechts beginnen sollte!
Aber, nur weil das Herz links sitzt, ist es nicht automatisch gefährlich, nach links zu gehen, ums mal grob auszudrücken.

Die Bewegungen basieren ja nicht nur auf Kampf und damaliger Weltordnung (dem Bagua etc), sondern auch auf Qi Gong und haben dementsprechend Effekte auf die Gesundheit.
Was bedeutet, daß je nach Charakteristik und Details der Bewegung die äußere Richtung oft weniger Rolle spielt, als das, was IM Körper dadurch veranlasst wird.

Natürlich stirbt man nicht gleich (s. ein Post oben), wenn man es andersrum macht, aber man sollte schon wachsam in sich hineinspüren, wenn man etwas zur Gewohnheit macht.


Der Verschleiß ist bei richtigem/korrektem (traditionell) Training kein Problem, da durch die sanften Bewegungen Gelenkflüssigkeit gebildet wird, deren Enzyme- ganz im Gegenteil- die Gelenke regenerieren! Und das Qi kommt ja auch ins fließen ;-)
Zumal Ihr ja auch bedenken müßt, daß der zweite Teil der Form zurück nach rechts geht und viele Bewegungen (Schrite z.B.) sowieso beide Körperseiten gleichmäßig trainieren-( in der Handform)

Zum Glück erhöhen Taiji und Qi Gong durch ihren Langsam-meditativen Anteil Körpergefühl und Wahrnehmung innerkörperlicher Prozesse extrem, so daß der erfahrene Übende ganz einfach nur auf seinen Körper zu hören braucht, und schon weiß er, wann er was focussiert trainieren kann.

washi-te
19-01-2017, 14:21
Zum Glück erhöhen Taiji und Qi Gong durch ihren Langsam-meditativen Anteil Körpergefühl und Wahrnehmung innerkörperlicher Prozesse extrem, so daß der erfahrene Übende ganz einfach nur auf seinen Körper zu hören braucht, und schon weiß er, wann er was focussiert trainieren kann.

...hhmm .. kann ja sein dass ich da was überlesen habe, aber wo genau war jetzt nochmal die Begründung für links/rechts usw. ..?

Schnitzelsekt
20-01-2017, 02:32
Da würden mich jetzt mal die physiologischen Grundlagen zu interessieren. Alles was ich je über den menschlichen Körper gelernt habe spricht dagegen und was ich den CMA gelernt habe übrigens auch...

Grüße

Kanken

Naja, in einigen Linien wurde ja sehr genau festgehalten, wer was wie lange wie trainiert hat und was dabei rausgekommen ist.
Bei einer im Verhältnis recht hohen Zahl von Leuten, die speziell die linke Seite stark belastet haben war die Diagnose (nach "frühzeitigem" Tod mit 50-60) Herzversagen. Umgekehrt (rechte Seite stark belastet) war das nicht der Fall.
Ich habs so gelernt: Faat Geng (ohne Kontakt) / Krafteinsatz sowie Impacts gegen die linke Seite (Arm und Brustbereich) im Verhältnis 2 zu 9 zur rechten Seite (grob gesagt, im Training rechnet das kein Mensch nach :) ).
Dieses Verhältnis mag variieren, aber es gibt einige Linien, in denen es dieses "Vorsicht-mit-Links"-Konzept gibt. "Away from the heart", auf das Blut bezogen.
Es ist aber kein allgemeingültiges Prinzip, es kommt darauf an, um was für eine Art Übung / Partnerübung / Drill es sich handelt.
Rammstösse mit der linken Brust/Schulterhälfte zB.wären eher nix.

Beispiele bei Waffen: Beim Faust/Speerstoss ist die rechte Hand hinten an der Waffe, das Schwert/Säbel wird mit rechts gehalten, Guan Dao/uppercut rechte Hand vorne...

kanken
20-01-2017, 07:10
Rammstöße gegen die linke Thoraxhälfte sind wegen der Lage des Herzens, in hoher Zahl, eher gefährlich als rechts, stimmt. Hat aber nix mit meinem eigenen Training zu tun.
Schwert, Speer, halte ich mit Rechts? Was wenn ich Linkshänder bin?;)

Gast
20-01-2017, 08:49
Schwert, Speer, halte ich mit Rechts? Was wenn ich Linkshänder bin?;)

Ich dachte, in China gab es keine Linkshänder?

Schnitzelsekt
20-01-2017, 11:26
Rammstöße gegen die linke Thoraxhälfte sind wegen der Lage des Herzens, in hoher Zahl, eher gefährlich als rechts, stimmt. Hat aber nix mit meinem eigenen Training zu tun.
Schwert, Speer, halte ich mit Rechts? Was wenn ich Linkshänder bin?;)

Ein Freund von mir, Linkshänder, musste beim Säbel umstellen.
"Noo left hannnnnd" :D
Rechts hart, links weich, rechts Slices, links Stösse/Grabs oder Unterstützung der Klinge usw.
Es gibt sicherlich auch linkshändige Methoden, wenn es um Klingenwaffen geht.
Ich sag nur, die Linien, die rechts "ausgelegt" sind, haben eben ihre Gründe...

kanken
20-01-2017, 16:29
Na ja, gut dass es für das Bagua nicht gilt, da gilt explizit "Train both hands!" :D

Grüße

Kanken

scarabe
20-01-2017, 23:47
Naja, das Waffenhandling sollte man ja zum Ausgleich schon auch beidhändig trainieren und wozu haben wir Doppelwaffen....


Die Formen sind halt für überwiegen Rechtshänder gemacht und in traditioneller Richtung- Pech für Linkshänder, aber alle Techniken können sie ja trotzdem mit Links machen.

Gast
21-01-2017, 04:04
Ein Freund von mir, Linkshänder, musste beim Säbel umstellen.
"Noo left hannnnnd" :D

Vorstehende Nägel werden eingeschlagen.
Das Umerziehen von Linkshändern zumindest beim Schreiben kam ja auch bei uns noch bis Mitte letzten Jahrhunderts vor.



Es gibt sicherlich auch linkshändige Methoden, wenn es um Klingenwaffen geht.
Ich sag nur, die Linien, die rechts "ausgelegt" sind, haben eben ihre Gründe...

Haben die Chinesen auch in gut organisierten geschlossenen Formationen gekämpft, wie die Griechen oder Römer?
Da würde jemand, der Schild und Waffe vertauscht trägt, ja eine Lücke in der Deckung verursachen.
Gibt es CMA in denen nicht nur mit Waffen sondern auch mit Schilden geübt wird?

Schnitzelsekt
21-01-2017, 10:58
Naja, das Waffenhandling sollte man ja zum Ausgleich schon auch beidhändig trainieren und wozu haben wir Doppelwaffen....


Wie gesagt, die linke Hand hat auch ne Menge zu tun, ist einfach anders belastet als die rechte Hand.

Bei Doppelwaffen ist das ne ganz andere Geschichte, da hab ich noch nie von explizit rechts oder links sprechen gehört...

Schnitzelsekt
21-01-2017, 11:04
Vorstehende Nägel werden eingeschlagen.
Das Umerziehen von Linkshändern zumindest beim Schreiben kam ja auch bei uns noch bis Mitte letzten Jahrhunderts vor.


Bei konkret dem Fall seh ich persönlich keinen Grund zur "Umerziehung".
Warum auch?



Haben die Chinesen auch in gut organisierten geschlossenen Formationen gekämpft, wie die Griechen oder Römer?
Da würde jemand, der Schild und Waffe vertauscht trägt, ja eine Lücke in der Deckung verursachen.
Gibt es CMA in denen nicht nur mit Waffen sondern auch mit Schilden geübt wird?

Interessanter Punkt! Ja, haben sie, ist ja auch dokumentiert.
Natürlich würde das eine Lücke geben.

Ob es noch CMA gibt, die mit Schilden aus der Tang/Mingzeit trainiert, weiss ich nicht.
Aber es gibt ja die etwas neuzeitlicheren, grossen runden Schilde, und die gibts in einigen CMA's wie White Crane, Five Ancestors etc.