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Vollständige Version anzeigen : Bachelorarbeit - Hilfe , Anregungen etc.



MLB27
24-01-2017, 11:13
Hallo,
Ich studiere Förderschullehramt mit den Fächern Germanistik und Sportwissenschaften und bin jetzt kurz vorm Abschluss meines Bachelors. Als Thema dachte ich daran mich damit zu beschäftigen, wie sich Kampfsport auf verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche in Bezug auf die Wertevermittlung auswirken kann. Möglicherweise könnte ich das Thema im Master noch einmal aufgreifen wenn ich nur noch meine Förderschwerpunkte studiere.

Leider fällt es mir ziemlich schwer einen konkreten Plan aufzustellen wie ich da am besten vorgehen könnte(Methodik, Gliederung, Eingrenzung der Thematik) deswegen wollte ich einfach mal schauen, ob ich hier im Forum gewisse Anregungen oder Hilfe finden könnte.

Ich würde mich über paar hilfreiche Antworten sehr freuen

Gruß
MLB27

Kai Dobi
24-01-2017, 11:28
Jetzt etwas unspezifisch: aber da Atemübungen und Meditation zu vielen KKs gehören könnte das schon mal ein Aspekt deiner Arbeit sein.

In den USA laufen gerade viele Projekte in dieser Richtung an

gib einfach mal bei google "Meditation an amerikanischen Brennpunktschulen" ein und du bekommst dazu Material zu hauf.

Ansonsten würde ich mindestens als FN sofort das hier angeben

Vgl. von Spiderman, Opa: große Macht bedeutet immer große Verantwortung - Kostümierung als Katalysator, Bd I, S. 33ff, Gotham 2003.

* Silverback
24-01-2017, 11:43
Nur ein kurzer TIPP:
Ich weiss, das z.B. beim Landesportbund/ Sportjugend NRW aktuell gerade das Thema "Werte/ Wertevermittlung" recht hoch im Kurs steht.
Heisst: Da kann es möglicherweise ein paar gute Anregungen (für Themen- und Fragestellungen) geben.

MLB27
25-01-2017, 13:47
Vielen Dank schonmal für die Antworten.

Ich werde mich aufjedenfall mal damit auseinandersetzen und schauen, ob es relevant sein könnte.

Ich wäre über weitere Anregungen sehr dankbar. Meint ihr, dass es generell zu einer gewissen Wertevermittlung im Kampfsport bzw. in Kampfkünsten kommt / kommen kann? Ich für meinen Teil hatte oft das Gefühl das mir Kampfkünste und Kampfsportarten sehr viel mehr vermittelt haben als nur den sportlichen Aspekt und die Fähigkeit mich zu Verteidigen.


Gruß
MLB27

Kai Dobi
25-01-2017, 14:16
auf jeden fall tun traditionelle budo-systeme das ... !! erst gestern wieder mit meiner größeren kindergruppe 15min für so´n Gelaber geopfert statt die Pratze zu boxen tzz ... :D nein scherz, finde das sehr wichtig.

viele trainer bei uns haben auch so ein "konflikt u. gewaltpräv" siegel/seminarbrief/urkunde blabla und allein durch die fragen der kinder u. jugendlichen kommt das thema immer mal zur sprache und dann sollte man sich als trainer zeit nehmen und voll einen auf miyagi machen!

aber ob in einem mma-gym auch so spiderman-mäßig drüber philosophiert wird, ...hmm ... bin mir da nicht sicher. (*provozier ...;))

hand-werker
25-01-2017, 14:22
auf jeden fall tun traditionelle budo-systeme das ... !!

Gerade das halte ich eigentlich eher für Unfug. Die angeblich ach so wichtigen "Werte" sind den Kampfkünsten ja eher nachträglich übergestülpt worden (wie nennt man das hier im Forum so schön: Budoromantik ;) )
Ich hatte eher das Gefühl, das den Kindern und Jugendlichen beim Boxen mehr "Werte" im weitesten Sinne vermittelt werden als z. B. beim Tae Kwon Do. Einfach durch das leistungsorientierte und sehr strenge Training. Sachen wie Disziplin, Durchhaltewillen und "Biss".

Syron
25-01-2017, 14:37
auf jeden fall tun traditionelle budo-systeme das ... !!
Ich würde sagen, es kommt vor allem auf die Trainer an und wie diese damit umgehen.

Ich war mal auf einem Lehrgang von einem MMA-Mann, und so wie dieser sich
dort gegeben hat, bin ich mir schon sehr sicher, daß dieser auch drauf achten würde, gewisse Grundwerte weiter zu vermitteln (was übrigens, meiner Ansicht nach, vor allem Aufgabe der Eltern ist).

Der frühere Trainer unserer Judo-Jugend in einem Verein hingegen hat zwar drauf geachtet, daß die Kids ordentlich miteinander umgehen, aber nicht auf eine hoch-moralische Tour, sondern so wie man es auch beim Fußball, Tennis oder weiß der Geier was machen würde.

Kai Dobi
25-01-2017, 14:37
Gerade das halte ich eigentlich eher für Unfug. Die angeblich ach so wichtigen "Werte" sind den Kampfkünsten ja eher nachträglich übergestülpt worden (wie nennt man das hier im Forum so schön: Budoromantik ;) )
Ich hatte eher das Gefühl, das den Kindern und Jugendlichen beim Boxen mehr "Werte" im weitesten Sinne vermittelt werden als z. B. beim Tae Kwon Do. Einfach durch das leistungsorientierte und sehr strenge Training. Sachen wie Disziplin, Durchhaltewillen und "Biss".


Ähh ja, würde ich jetzt auch nicht widersprechen. Das sie nachträglich übergestülpt wurden, ändert ja nichts daran, dass heute in den allermeisten Karate/Judo/Aikido ..etc Vereinen eine Wertevermittlung stattfindet ... die auch neben "Biss" eben Friedfertigkeit, hohe Verantwortung für den Schaden den man mit kk-techniken anrichten kann, und generelle Gewaltprävention (lauf kleiner Blaugurt, lauf ...) vermitteln.

Ist jetzt wirklich nur ne persönliche Anekdote, die keinesfalls verallgemeinerungsfähig ist/sein sollte!!!:
Hab mal neben Karate ins Taekwondo reingeschnuppert. Die Gruppe Jugendlicher die da am Start war ... die waren eher: "yeahh voll boar ey, alter wuuhh, yeah, alter, fett, deine mudder .. auch fett, boar shit man" usw.
und die haben sich dort gegenseitig so hochgegeilt an jedem kick und high-five abgeklatscht wenn der spinkick den willhelmtellapfel erwischt hat.
also das war schon niedlich irgendwie und jetzt auch nicht schlecht/böse/gemein - aber für mich war das trotzdem verstörend irgendwie und vom karate kannte und kenn ich so ein Verhalten gar nicht.

Aber wie gesgat - persönliche und absolut subjektive, wahrscheinlich nirgendwo sonst vorkommende erfahrung :rolleyes:

MLB27
25-01-2017, 15:06
Ich würde sagen, es kommt vor allem auf die Trainer an und wie diese damit umgehen.

Ich war mal auf einem Lehrgang von einem MMA-Mann, und so wie dieser sich
dort gegeben hat, bin ich mir schon sehr sicher, daß dieser auch drauf achten würde, gewisse Grundwerte weiter zu vermitteln (was übrigens, meiner Ansicht nach, vor allem Aufgabe der Eltern ist).

Der frühere Trainer unserer Judo-Jugend in einem Verein hingegen hat zwar drauf geachtet, daß die Kids ordentlich miteinander umgehen, aber nicht auf eine hoch-moralische Tour, sondern so wie man es auch beim Fußball, Tennis oder weiß der Geier was machen würde.

Ja, ich bin auch der Meinung, dass der Trainer eine sehr wichtige Rolle spielt und stimme dir auch zu, dass die Grundwertevermittlung Aufgabe der Eltern ist. Jedoch hab ich in der ganzen Zeit, in der ich an Grund- und Förderschulen gearbeitet habe oft den Eindruck gewonnen, dass diese Vermittlung in gewissen Teilen kaum bis selten stattfindet.

Deswegen möchte ich mich mit der Thematik auseinandersetzen weil ich es einfach spannend finde, ob die Kampfkünste oder Kampfpportarten einen großen Teil dazu beitragen können jemanden in seiner persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen bzw. zu stärken.

Außerdem hab ich oft den Eindruck, dass viele Kampfsportler beispielsweise viel fairer sind als Fußballer vom gesamt Verhalten und sich auch nicht so aufspielen müssen. Natürlich sollte man das nicht verallgemeinern aber dieses Empfinden habe ich regelmäßig wenn ich auf MMA Events oder Kickboxturnieren bin und diese dann mit Fußballspielen von Kollegen vergleiche.

Kai Dobi
25-01-2017, 15:30
thihihh

ich erinnere an das niedliche bild:

bei google mal: "can you spot the difference karate football"
eingeben ... erstes bild

Kai Dobi
26-01-2017, 12:56
16/2016, Ewald A.: Contextualizing out mediating factors… - Streifzüge - Kulturgebundenheit…Â -Â FPI Publikationen (http://www.fpi-publikation.de/polyloge/alle-ausgaben/16-2016-ewald-a-contextualizing-out-mediating-factors-streifzuege-kulturgebundenheit.html)

dazu einleitend:
"Die Forschungsgruppe um Vertonghen & Theeboom (Vertonghen & Theeboom 2013; Vertonghen/Theeboom/Cloes 2012; Vertonghen/Theeboom/ Pieters 2014) ist der Frage nachgegangen, welche Faktoren die Auswirkungen von Kampfkunst- und Kampfsporttraining bei Kindern & Jugendlichen beeinflussen könnten. Diese umfassen ‘social background’, ‘characteristics of participants’, ‘type of guidance’ und ‘structural qualities of martial arts’”. Im vorliegenden Text wird der Frage nachgegangen, ob sich die Faktoren präzisieren/ergänzen lassen, wenn Kulturgebundenheit und subjektive Aneignungsprozesse vertiefend thematisiert werden?"

KK-Baghira
26-01-2017, 13:07
Weites Feld...

einen Blick wert (als Startbahn!) könnten zwei Artikel von Funke-Wieneke (2013) und Zajonc (2013) sowie Zeyn & Happ (2013) sein:

Funke-Wieneke, J. (2013): Zweck oder Selbstzweck. Überlegungen zu den erzieherischen Absichten, die mit dem Kampfsport verbunden werden.
In: Happ, S. & Zajonc, O. (Hrsg.): Kampfkunst und Kampfsport in Forschung und Lehre 2012. 2. Symposium der dvs-Kommission „Kampfkunst und Kampfsport" vom 20.-21. September 2012 in Hamburg. Hamburg: Feldhaus Edition Czwalina, S. 13-26.

Zajonc, O. (2013). Kämpfen als Mittel zur Gewaltprävention - Bedingungen, Anforderungen und Perspektiven.
In: Happ, S. & Zajonc, O. (Hrsg.): Kampfkunst und Kampfsport in Forschung und Lehre 2012. 2. Symposium der dvs-Kommission „Kampfkunst und Kampfsport" vom 20.-21. September 2012 in Hamburg. Hamburg: Feldhaus Edition Czwalina, S. 37–49.

Zeyn, J. & Happ, S. (2013): Trainerqualifikation in der Gewaltprävention – die Entwicklung eines Modul-Baukastens.
In: Happ, S. & Zajonc, O. (Hrsg.): Kampfkunst und Kampfsport in Forschung und Lehre 2012. 2. Symposium der dvs-Kommission „Kampfkunst und Kampfsport“ vom 20.-21. September 2012 in Hamburg. Hamburg: Feldhaus Edition Czwalina, S. 227-233.

Dazu die Forschungen um Vertonghen & Co (z.B. TAMA) etc.

ich hab (u.a.) damit in Ewald (2015a) (http://www.fpi-publikation.de/polyloge/alle-ausgaben/09-2015-ewald-a-bruce-lee-ey-bester-mann-oder-martial-arts-in-der-jugendhilfe-an.html); (2015b) (http://www.fpi-publikation.de/polyloge/alle-ausgaben/19-2015-ewald-alexander-kaempfen-in-der-grundschule-oder-anleihen-bei-spielen-zur.html) und (2016) (O.o Kai Dobi war da schneller, bescheidener Dank) (http://www.fpi-publikation.de/polyloge/alle-ausgaben/16-2016-ewald-a-contextualizing-out-mediating-factors-streifzuege-kulturgebundenheit.html) zu jonglieren versucht - vlt. als Statpunkte (nebst dort aufgeführter Literatur)

Dann, und das war bei mir ja eher unterbelichtet, könnte ein Blick in psychologische Forschung zu Einstellungen und Einstellungsänderung (Wiki als Startbahn (https://de.wikipedia.org/wiki/Einstellung_(Psychologie))) wichtig werden.

Schöne Grüße
Baghira

MLB27
31-01-2017, 12:20
Danke schön,

Das sind wirklich gute Ansätze und Anregungen die ich mir aufjedenfall ansehen werde. :)


Kennt jemand sonst noch gute Literatur die lesenswert ist?