Vollständige Version anzeigen : Vereinswesen schadet der Kampfkunst
TKD-Dragon
28-02-2017, 12:32
Ich bin der Meinung, dass das ganze Vereinsmeiertum in Deutschland der Entwicklung und Qualität der Kampfkunst schadet.
Auf der einen Seite kann man sagen: Training in Vereinen ist so günstig, dass dadurch jeder, wirklich jeder die Möglichkeit hat, KK zu trainieren. Das klingt erstmal wie ein Vorteil.
Faktisch habe ich aber das Gefühl, dass die Dumpingpreise von Vereinen die Kampfkunst abwerten. Wenn man mal vergleicht, wieviel es zB kostet, wenn man Yoga- oder Tanzunterricht in einer entsprechenden Schule nimmt - hier würde niemand auf die Idee kommen, Training für 5-10 Euro im Monat anzubieten. Hier zahlt man eher 25-35 Euro PRO STUNDE. Warum sollte man also für Kampfkunst nichts zahlen? Die Instruktoren in Kampfsportarten sind oft hoch qualifiziert und betreiben ihren Sport seit Jahren. Alleine schon, wenn man bedenkt, dass es mehrere Jahre dauert, den schwarzen Gürtel in Karate/TKD/JuJutsu zu bekommen. Dagegen kann man eine Fitneßtrainerausbildung an ein paar Tagen absolvieren.
Wie kommt es also, das hochkarätige Kampfsportler ehrenamtlich in Vereinen trainieren?
Auf lange Sicht leidet dann oft die Motivation der Trainer.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kind in einem TKD Verein trainiert habe. Der Trainer dort hat uns die Hälfte der Stunde Basketball spielen lassen, weil ihm das gerade Spaß gemacht hat. An unserem Fortschritt hatte er kein Interesse, er kannte nach 4 Jahren noch nicht mal meinen Namen.
Warum ist es verpönt, mit Kampfsport Geld zu verdienen? Ich denke, es würde die Qualität der KK steigern, wenn Kampfsport aus dem Vereinstum ausgelöst würde.
In anderen Ländern sieht das Ganze anders aus. In Großbrittanien hat sich Taekwon-Do beispielsweise in letzter Zeit extrem verbreitet und es treten immer mehr Spitzensportler von dort hervor. Der Grund: sie trainieren in privaten Schulen, in denen jeden Tag Training angeboten wird. Die Trainer verdienen ihren Lebensunterhalt damit, ihre Schüler weiter zu bringen. Aus meiner Sicht ein Grund, warum Deutschland immer mehr abgehängt wird.
Wie seht ihr das Ganze? Ist das Vereinsweisen förderlich für die KK oder nicht?
eskolinaar
28-02-2017, 12:43
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kind in einem TKD Verein trainiert habe. Der Trainer dort hat uns die Hälfte der Stunde Basketball spielen lassen, weil ihm das gerade Spaß gemacht hat. An unserem Fortschritt hatte er kein Interesse, er kannte nach 4 Jahren noch nicht mal meinen Namen.
In derartigen Vereinen für Kinder geht es wohl hauptsächlich darum, dass die Kinder sich sportlich betätigen.
Wenn er sich deinen Namen nicht merkt ist das sicherlich ein Negativbeispiel. Das ist wohl kaum überall so.
Wie seht ihr das Ganze? Ist das Vereinsweisen förderlich für die KK oder nicht?
Gerade am Land bin ich froh wenn es einen Verein gibt. Eine Kampfschule wird sich aufgrund von fehlender Nachfrage oft nicht rentieren.
Wenn jemand ein wirklich gutes Angebot nutzen will, nimmt er auch eine längere Anfahrt in Kauf.
Punisher-Nukem
28-02-2017, 12:49
Das ist schwierig, es gibt sehr gute Kämpfer die von ihren Coaches erstmal kostenloses Training bekommen, weil sie arm sind, dazu gab es schon einige Beispiele in der UFC. Mit einem Verein bieten wir in unserem Staat einem armen Athleten die Möglichkeit, im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeit zu trainieren und vielleicht eines Tages damit Geld zu verdienen. Auf der anderen Seite wie ich gerade sagte, gab es zahlreiche Beispiele in der UFC, die so Arm waren, dass die Coaches einfach kein Geld verlangten, weil sie wussten, dass es sich später auszahlen würde.
Was ich bei Vereinen festgestellt habe, dass da nicht nur die Preise niedrig sind, sondern auch die Qualität.
JudoSambo 88
28-02-2017, 12:52
wie du schon sagtest wird dort ehrenamtlich Training angeboten! Ich bin selber Trainer im Ehrenamt und biete 2 einheiten die Woche an sowie wird eine dritte vom kollegen übernommen. Bei mir wird kein Spiel gespielt oder sonst was sondern Judo. Und wenn gewünscht inkl. Seperaten Einheiten für WK Kämpfer für Athletik an Ropes, Kettlebells und Sandbags und Seilhangeln etc. Ich krieg kein Geld und wir fahren einmal im Monat zu einem Wettkampf der Sportler muss nur 3 eur pro Turnier zahlen der Verein übernimmt den rest. Aufgrund der Location und Einzugsgebiet ist hier eine Betriebswirtschaftliche Lösung kaum machbar! Und uns geht es eher darum die Kids von Drogen und anderen Scheiss wegzukriegen. Am Liebsten würde ich ein Internat für die Kids anbieten, geht ja leider nicht. ICh kenn ein paar Kollegen die machen Judotrainer hauptamtlich. Rein vom technischen und fachlichen Know-How sehe ich kaum unterschiede zwischen Verein und Gym. Der Gym bietet halt vielmehr Einheiten an! Und ich bin im Verein als auch Gym! Qualität häng ja immer vom einzelnen Trainer ab!
Serjoscha
28-02-2017, 12:54
Das Vereinswesen hat den großen Vorteil, dass es meist noch mehr um den Sport geht als ums Geld. Zumindest ist das bei kleineren Sportarten der Fall. Bei solchen Geschichten wie Fußball ist das ja leider nicht mehr ganz so sehr gegeben.
Ebenso wier bei privaten Schulen gibt es auch bei Vereinen quallitative Unterschiede. Das ist völlig legitim. Und auch Übungsleiter werden teilweise unterschiedlich hoch bezahlt.
Durch übergeordnete Verbände und den austausch zwischen den Vereinen wird die Quallität des Sports auch eher gestärkt als durch Schulen die alle ihr eigenes Süppchen kochen.
Schlechtes Training ist auch in der freien Wirtschaft möglich. Je nachdem wer die Schule führt lkann man also ebenso viel oder wenig lernen wie in einem Verein.
Den Sport dazu jedem zugänglich zu machen bringt auch mehr gute sportler hervor. Wie viele große Talente gibt es wohl, die sich eine Schule nie hätten leisten können?
Auch die Verbreitung einiger Sportarten wäre noch weit geringer als ohnehin schon, wenn man zuerst eine teure Schule eröffnen müsste.
Soetwas muss sich auch rentieren. Da haben Vereine es weitaus leichter.
Zuletzt würde ich auch behaupten, dass ein Trainer, der nur dann motiviert ist, wenn er genug damit verdient, in seiner Motivation ohnehin eingeschränkt ist. Ein erfahrener Sportler, der sein Wissen gerne und mit Freude weitergibt ist vermutlich besser als Trainer geeignet und holt auch mehr aus seinen Schülern raus.
Natürlich ist es nie schlecht wenn diese Mühe auch entlont wird, aber darauf sollte nicht das Hauptaugenmerk liegen.
Nansheng
28-02-2017, 15:50
Ich bin in einer relativ kleinen Schule in welcher der Besitzer/Trainer die ganze Sache hauptberuflich macht. Ich habe zwar nie in einer Schule trainiert wo der Trainer die Sache nach der Arbeit macht, aber ich kann mir vorstellen das es sich negativ auswirkt wenn man abends beim Training schon voher den ganzen Arbeitstag in den Knochen hat. Also eigentlich weiss ich es, da ich es ja so habe, nur eben aus Schüler! Ich bin oft froh das ich mir mal keine Gedanken machen muss sondern das machen kann was mir gesagt wird. In den Vereinen wird es also die absolute Ausnahme sein, wenn es da Vollzeittrainer gibt, daher ist der Analogieschluss statthaft denke ich.
Leider fehlt mir die Erfahrung einer Erwachsenengruppe im Judo oder Karate aus einem Verein, da hatte ich als Kind mit einem Kunpel mal ein paar Einheiten besucht. Der Unterricht kam mir zielführend vor, aber es wurde schon Rücksicht auf die Kinder genommen denen man angemerkt hat, dass sie sich einfach bewegen wollen nach einem Tag sitzen in der Schule.
Kurzgesagt: Vereinstraining kann sehr wohl aus den Umständen heraus qualitative Nachteile bringen. Hängt aber oft stark vom Trainer ab.
Als Einstieg denke ich, ist es zumindest gut geeignet.
Allgemeiner Schaden für den Sport... das ist schon eine starke Behauptung. Würde ich so nicht sehen. Wer gut ist kann in ein Leistungszentrum gehen.
Das die ganze Bandbreite zwischen Profi- und Breitensport enthalten ist, gibt es in vielen anderen Bereichen auch. Die Kampfkunst, als KUNSTform ist zwar ein wenig anders zu sehen, aber auch bei den Malern gibt es große Leistungsgefälle.
Willi von der Heide
28-02-2017, 17:29
Blos weil etwas Geld kostet, heißt es nicht, daß die Qualität auch automatisch " gut " sein muß.
Qualitätsunterschiede gibt es bei Vereinen und bei Schulen. Ich habe sowohl Vereine als auch Schulen kennen gelernt. Ich würde nicht sagen, daß das eine besser als das andere ist. Es hält sich die Waage. Beides hat Vor- und Nachteile, schau dir mal Flächenländer an. Da kann sich eine kommerzielle KK/Ks-Schule auf dem Land nicht halten. Da gibt es " nur " Vereine.
Großbritannien:
Da gibt es kein Vereinswesen wie bei uns. Ist bei denen unbekannt. Es gibt Trainer, die für sozial Schwache kostenloses Training anbieten - Ja. Aber normalerweise zahlt man für das Training und auch durchaus mehr als in Deutschland.
Karateman1
28-02-2017, 18:15
TKD-Dragon, ich weiß ja nicht, ob du durch meine Tiraden, gerade was Vereinsmeiertum in Deutschland angeht, inspiriert warst, diesen Beitrag zu schreiben?
Ich bin, was das Thema angeht, ein wenig ambivalent, da ich einerseits die grauenhafte, eingefahrene Anti-Qualität von Karatevereinen kenne - andererseits die abartig geheimnistuerische Art und Weise, wie zum Beispiel das Wing Chun hierzulande vermarktet wird.
Es hat wohl alles seine Vor- und Nachteile, da beißt die Maus kein Faden ab, wie man so schön sagt...
- in Vereinen kann ich als totaler Anfänger günstig und relativ oft (mindestens zweimal; wenn nicht sogar dreimal pro Woche) trainieren. In den ersten Jahren ist das für Normalsterbliche mehr als ausreichend!
- in Kampfkunstschulen ist der monatliche Beitrag oft schon hart an der Grenze - und mehr als zwei- oder dreimal pro Woche Training muss deswegen noch lange nicht sein. Oft sind die einzigen, die was davon haben, die großen Sifus, Senseis und Gurus, die mit ner Kampfkunstschule ihren Lebensunterhalt verdienen, anstatt einem regulären Beruf nachzugehen.
In diesem Artikel wird die Thematik unter anderem auch angesprochen:
https://karate-im-schwarzwald.jimdo.com/2016/12/28/jesse-enkamp-warum-kobudo-nie-so-beliebt-geworden-ist/
Es geht darin zwar hauptsächlich um Kobudo - also Kampfkunst mit sperrigen Waffen, die viel Platz benötigen - allerdings auch genau um das Thema: Je mehr zahlende Kunden ich in meiner Kampfkunstschule unterbringen kann, desto besser!
Genau hier ist die messerscharfe Trennlinie zwischen knallharter Abzocke und lascher Quantität für die Massen.
Hier ein paar Pros und Kontras:
Was ich Karate-Vereinstraininer zu Gute halten muss: Es gibt KEINE Gehemnistuerei! Mir ist noch nie ein Karatetrainer begegnet, der einem die Story vom geheimen Todesschlag erzählt, welcher erst ab der (schweineteuren) Oberstufen-Gradierung gezeigt wird. Alles Bullshit! Es wird einem jede Frage beantwortet. Das PROBLEM liegt eigentlich immer am Schüler, der einfach noch nicht so gut ist und deshalb schlicht ÜBEN, ÜBEN, ÜBEN muss!
Keine Geheimnisse also, sondern HARTE ARBEIT... und hier kommen wir zum Kung Fu; welches ja übersetzt auch "harte Arbeit" bedeuten kann...
DORT wird von Tag 1 abgezockt und verarscht. Ja, es mag Ausnahmen geben, aber wieviele Wing Chun Vereine gibt es hierzulande? - und wieviele betreiben das als Schule ( = Teure Monatsbeiträge und teure Prüfungsgebühren usw.)
Ständig kommen da die Stories von wegen: "Das kannst du noch nicht!" "Das DARFST du noch nicht!" "Das machen WIR nicht" usw.
Sehr oft grenzt das Ganze an Kultverhalten. Wie bei religiösen Sekten werden die Eingeweihten (die höher graduierten) von den Neulingen abgegrenzt. Der Sifu ist sowieso der Oberguru, der einen Hauch des Mystischen versprüht.
Dort herrscht die ganze Bandbreite an Illusionen und Budo-Märchen... perfektes Geschäftsmodell für Leute, deren Ego Streicheleinheiten braucht und für Kunden, die an übergewichtige Weihnachtsmänner glauben.
Das Problem ist das selbe, wie in der spirituellen Welt. Ich kenne beide Welten! Und es ist echt der Hammer, wie sehr sich die Kampfkunstwelt und die spirituelle Welt ähneln - die Übergänge sind geradezu fließend; vor allem dann, wenn es ins Esoterische, Mystische und religiös Sektenhafte abdriftet!
Ich bin momenetan weder Mitglied in einem Verein und schon gar nicht in einer Kampfkunstschule. Beides ist mir momentan zuwider. Ich mag weder diese grauenhaft Deutsche Vereinsmeierei mit ihren starren Strukturen und Haltungen á la: Das haben wir schon immer so gemacht.
Und Sekten sind mir ein Gräuel. Ich habe keine Böcke, jemanden als Sifu anzureden. Das ist Pseudo-Asiatischer Kindergarten!
Fazit: Ich würde gerne Geld dafür bezahlen, eine qualitative, EHRLICHE Kampfkunstschule besuchen zu dürfen.
gion toji
28-02-2017, 19:14
Das Problem, das ich bei den Vereinen sehe ist eben, dass sie z. T. spottbillig sind. Ein Schüler, der für 10 Euro im Monat alle möglichen Kurse machen kann, hat 1. nicht so starke Motivation, überhaupt zum Training zu kommen und seine 10 Euro abzutrainieren und 2. wird viel eher dazu verleitet, mal dies zu machen und mal das und nix davon richtig. Ich habe in einem Verein unterrichtet und hatte solche Spezialisten, die zwar 3 mal die Woche trainiert haben, sich bei mir aber alle paar Monate blicken liessen. D. h. bei denen dürfte ich jedes mal von vorne anfangen, weil sie alles vergessen haben.
Man soll auch bedenken, dass es Vereine nur in Deutschland gibt. Wenn man als ehrenamtlicher Trainer ins Ausland reisen muss, um sich weiterzubilden, zahlt man letztendlich drauf.
Alles in allem würde ich als Trainer eher nicht in ein Verein gehen wollen
Schnueffler
28-02-2017, 19:36
Es gibt auch Trainer, die das aus Spaß machen und nicht wegen des Geldes.
Serjoscha
28-02-2017, 20:07
Das Problem, das ich bei den Vereinen sehe ist eben, dass sie z. T. spottbillig sind. Ein Schüler, der für 10 Euro im Monat alle möglichen Kurse machen kann, hat 1. nicht so starke Motivation, überhaupt zum Training zu kommen und seine 10 Euro abzutrainieren und 2. wird viel eher dazu verleitet, mal dies zu machen und mal das und nix davon richtig. Ich habe in einem Verein unterrichtet und hatte solche Spezialisten, die zwar 3 mal die Woche trainiert haben, sich bei mir aber alle paar Monate blicken liessen. D. h. bei denen dürfte ich jedes mal von vorne anfangen, weil sie alles vergessen haben.
Man soll auch bedenken, dass es Vereine nur in Deutschland gibt. Wenn man als ehrenamtlicher Trainer ins Ausland reisen muss, um sich weiterzubilden, zahlt man letztendlich drauf.
Alles in allem würde ich als Trainer eher nicht in ein Verein gehen wollen
Das Problem mit dem unregelmäßigen erscheinen zum Training kenne ich auch. Aber wenn man genug Geld hat ist das in Schulen nicht sehr viel anders.
Ich mache es mir ganz einfach: wer sich am meisten bemüht bekommt auch die meiste Aufmerksamkeit.
Wer nur rumgammeld wird entsprechend unterrichtet.
Schüler sind unterschiedlich motiviert, also muss man auch unterschiedlich mit ihnen umgehen.
Und ein Motivierter Trainer motiviert auch seine Schüler.
Wo das Problem mit Seminaren im Ausland liegt weiß ich nicht. Man will im Sport ja auch selbst Vortschritte machen.
Es gibt auch Trainer, die das aus Spaß machen und nicht wegen des Geldes.
Sehe ich genauso!
Man hat sich Jahrelang mit dem Sport auseinandergesetzt weil er einem wichtig ist. Da sollte einem auch ggf. daran liegen ihn weiterzugeben und zu verbreiten.
Ohne Trainer stirbt der Sport aus. Und dann hat man garnichts mehr davon.
gion toji
28-02-2017, 20:32
Wo das Problem mit Seminaren im Ausland liegt weiß ich nicht. Man will im Sport ja auch selbst Vortschritte machen.das Problem mit den Seminaren im Ausland ist, dass das, was ein Verein einem Trainer in einem Jahr zahlt, gerade mal für den Flug reicht
Schnueffler
28-02-2017, 20:44
das Problem mit den Seminaren im Ausland ist, dass das, was ein Verein einem Trainer in einem Jahr zahlt, gerade mal für den Flug reicht
Auch da muss man sich mMn. die Frage stellen, unter welchen Gesichtspunkten will ich auf das Seminar?
Will ich es, um mich als Trainer weiterzubilden oder will ich es für mich selbst?
Bei ersterem erwarte ich auch auf eine Zahlung durch den Verein, beim zweiten zahle cih drauf.
Ich bin der Meinung, dass das ganze Vereinsmeiertum in Deutschland der Entwicklung und Qualität der Kampfkunst schadet.
Kommt darauf an was man damit meint.
Wenn du damit meinst das wenn der Vereinswesen irgendwann vom Verbandswesen kontrolliert wird und von Funktionären die schon lange keinen direkten Kontakt mehr mit den Mitgliedern auf der Matte mehr haben und alles kontrollieren wollen mit dem ganzen Politikgehabe. Dann muss ich dir zustimmen.
Auf der einen Seite kann man sagen: Training in Vereinen ist so günstig, dass dadurch jeder, wirklich jeder die Möglichkeit hat, KK zu trainieren. Das klingt erstmal wie ein Vorteil.
Faktisch habe ich aber das Gefühl, dass die Dumpingpreise von Vereinen die Kampfkunst abwerten.
Im Auge eines preisbewussten Konsumenten sicherlich. Aber zumindest bei uns im Verein suchen wir ja gerade keine Konsumenten, sondern Mitglieder die sich freiwillig einbringen, weil wir dieselbe Leidenschaft teilen.
Wenn man mal vergleicht, wieviel es zB kostet, wenn man Yoga- oder Tanzunterricht in einer entsprechenden Schule nimmt - hier würde niemand auf die Idee kommen, Training für 5-10 Euro im Monat anzubieten. Hier zahlt man eher 25-35 Euro PRO STUNDE. Warum sollte man also für Kampfkunst nichts zahlen?
Grundsätzlich sprichst nichts dagegen.
Ich mein die EWTO machst ja auch. Kommt halt darauf an was man will.
Die Instruktoren in Kampfsportarten sind oft hoch qualifiziert und betreiben ihren Sport seit Jahren. Alleine schon, wenn man bedenkt, dass es mehrere Jahre dauert, den schwarzen Gürtel in Karate/TKD/JuJutsu zu bekommen. Dagegen kann man eine Fitneßtrainerausbildung an ein paar Tagen absolvieren.
Ich glaub das ist eine falsche Dichotomie.
Klar kann jemand irgend'nen Fitness Schein machen und in irgendeinen Studio anfangen zu arbeiten. Es gibt aber genauso hochqualifizierte Leute die Sportwissenschaften und/oder Ernährungswissenschaft studieren mit eigener Erfahrung im Spitzensport und dann ihre Praxis/Gym eröffnen.
Und genauso kannste hier deine eigene Kampfkunst gründen. Dich zum Soke erklären, in irgendeinen Massenverband von Großmeistern eintreten die dich anerkennen solange du sie anerkennt und ihr schön Collaboration Seminaren zum Promoten macht. Und eine eigene Schule aufmachen und den Leuten Gott weiß was bei bringen.
Wie kommt es also, das hochkarätige Kampfsportler ehrenamtlich in Vereinen trainieren?
Auf lange Sicht leidet dann oft die Motivation der Trainer.
Vielleicht weil sie auch mal in einem Verein angefangen haben und an die Gemeinschaft was zurück geben wollen?
Ansonsten ist Motivation auch wieder ein hoch individuelles Thema.
Würde der junge Braungurt den man zum geben des Kindertrainings genötigt hat motivierter sein wenn man ihn bezahlen würde? Sicherlich ja.
Auf der anderen Seite können aber andere Leute auch durchaus motiviert werden es den "Kunden" recht zu machen.Stichwort McDôjô.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kind in einem TKD Verein trainiert habe. Der Trainer dort hat uns die Hälfte der Stunde Basketball spielen lassen, weil ihm das gerade Spaß gemacht hat. An unserem Fortschritt hatte er kein Interesse, er kannte nach 4 Jahren noch nicht mal meinen Namen.
Mein Beileid.
Warum ist es verpönt, mit Kampfsport Geld zu verdienen?
Kommt von den Erwartungen der Leute an.
Manche wollen halt immer noch einen keuchen,asketischen Mr.Miyagi.
Und andere Kampfkünste haben zum Teil auch noch bestimmte Vorgaben.
Ich trainiere zum Beispiel eine alte japanische Schwertkampfunst. Und es ist bei uns ein Vorsatz das man mit dem Unterrichten kein Geld verdienen sollte.
Persönlich habe ich damit kein Problem wenn Leute mit Kampfkunst Geld verdienen. Solange sie mich nicht ständig mit ihrer Werbung auf Facebook nerven.
Ich denke, es würde die Qualität der KK steigern, wenn Kampfsport aus dem Vereinstum ausgelöst würde.
Das Problem ist das Qualität ein subjektiver Wert ist. Und was der eine als positiv betrachtet ist des anderen negativ.
gion toji
28-02-2017, 21:40
Auch da muss man sich mMn. die Frage stellen, unter welchen Gesichtspunkten will ich auf das Seminar?
Will ich es, um mich als Trainer weiterzubilden oder will ich es für mich selbst?
Bei ersterem erwarte ich auch auf eine Zahlung durch den Verein, beim zweiten zahle cih drauf.nene, ich meinte schon, in dem Stil, den ich auch unterrichte, um mich weiterzubilden und den Krams dann auch weiterzugeben (und natürlich auch für mich selbst)
Schnueffler
28-02-2017, 21:46
Also eine Mischform.
Dann würde ich auch eine Unterstützung erwarten vom Verein.
Serjoscha
01-03-2017, 00:38
Da es aber auch für einen selbst ist, ist es legitim drauf zu zahlen.
Manche Vereine Zahlen darüber hinaus durchaus dazu. Manche nichtmal wenig.
Mein aktueller Verein zahlt Lehrern wie Schülern jedes Turnier und jeden Lehrgang.
Ich habe schon gute und schlechte Vereine kennengelernt, aber bisher nur schlechte "Schulen". In allen kommerziell ausgerichteten Schulen war die Qualität des Unterrichts nicht besser als in Vereinen, die Preise jedoch deutlich höher und es bestand der Hang zur unseriösen Abzocke.
Klar, der Schulbetreiber ist Unternehmer und muss seine Fixkosten decken, den kalkulatorischen Unternehmerlohn erwirtschaften und dann idealerweise auch Gewinn machen. Das schlägt auf den Preis durch und leider oft auf das Geschäftsgebaren.
"Bei uns kannst du 24/7 trainieren, alles besser als in Vereinen, mit deren müden, alten Übungsleitern, die alle demotiviert... bla, bla, bla."
Das bringt mir alles nix, weil ich eh nur nach der Arbeit trainieren kann und von dem 24/7 bleiben am Schluss meist eh nur feste Trainingszeiten am Nachmittag/Abend über wie in jeden normalen Verein auch übrigbleiben.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man in vielen Schulen von Blendern umgeben ist, die einem das Blaue vom Himmel versprechen, nur damit sie zahlende Kunden generieren.
Alles ist besser als wo anders. Man ist überlegen. Man hat das einzig wahre System. Privatstunden (gegen Entgelt) sind ja ein Muss. Zig Weltmeister werden als Referenz angeführt (gut, die Weltmeisterschaft war in Hintertupfing mit 5 Teilnehmer, aber immerhin...). Man hat den 305 Dan im Irgendwas, natürlich im eigenen Verband, Stil, etc.
Am besten kombiniert man einfach etablierte Begriffe mit Tieren, Griechischen Buchstaben oder anderen Schlagworten. Blitz-Karate oder Cobra-Jutus im Cobra-Gym oder Kappa-Boxen oder Omega-Karate-Jutsu-Boxen-Do... Dann kann man gleich mal den 10 Dan haben.
Die Prüfungen waren niveauloser als im Verein, weil die Kiddis (oder ihre Eltern) fleißig für die Prüfungen und die bunten Gürtel zahlen. Können tun sie nix, aber Hauptsache für den Prüfungsvorbereitungslehrgang, die Prüfung, den Gürtel, etc. horrende Summen bezahlen. Bestehen tut eh jeder der zahlt. Wäre ja ein abschreckende Geschäftsmodell, wenn man da durchfällt...
Sicher ist nicht jede Schule so. Aber alle bisherigen die ich von innen gesehen habe waren so aufgebaut.
Warum sind Vereine billiger? Weil sie durch die Sportförderung finanziell unterstützt werden. Viele Übungsleiter und Trainier machen das aus Herzblut für den Sport, die Kampfkunst und nicht nur fürs Geld. Da lässt man auch mal jemanden durchfallen, der nichts kann oder sagt Leuten deutlich, dass sie hier fehl am Platz sind, wenn dem so ist. Klar geht es auch um Mitgliederzahlen, aber nicht um einen zahlenden Kunden.
Das ist alles kein Garant, dass es im Verein super ist und man automatisch ein hohes Niveau vorfindet. Es gibt sicher auch den stereotypen negativen Verein mit einem adipösen, lustlosen Übungsleiter der demotiviert sein 08/15 Standardprogramm abspult, weil es im egal ist. Aber dann kann man sich einen anderen Verein suchen.
Nansheng
01-03-2017, 09:16
Keine Geheimnisse also, sondern HARTE ARBEIT... und hier kommen wir zum Kung Fu; welches ja übersetzt auch "harte Arbeit" bedeuten kann...
DORT wird von Tag 1 abgezockt und verarscht. Ja, es mag Ausnahmen geben, aber wieviele Wing Chun Vereine gibt es hierzulande? - und wieviele betreiben das als Schule ( = Teure Monatsbeiträge und teure Prüfungsgebühren usw.)
Ständig kommen da die Stories von wegen: "Das kannst du noch nicht!" "Das DARFST du noch nicht!" "Das machen WIR nicht" usw.
Sehr oft grenzt das Ganze an Kultverhalten. Wie bei religiösen Sekten werden die Eingeweihten (die höher graduierten) von den Neulingen abgegrenzt. Der Sifu ist sowieso der Oberguru, der einen Hauch des Mystischen versprüht.
Dort herrscht die ganze Bandbreite an Illusionen und Budo-Märchen... perfektes Geschäftsmodell für Leute, deren Ego Streicheleinheiten braucht und für Kunden, die an übergewichtige Weihnachtsmänner glauben.
Das Problem ist das selbe, wie in der spirituellen Welt. Ich kenne beide Welten! Und es ist echt der Hammer, wie sehr sich die Kampfkunstwelt und die spirituelle Welt ähneln - die Übergänge sind geradezu fließend; vor allem dann, wenn es ins Esoterische, Mystische und religiös Sektenhafte abdriftet!
Ich bin momenetan weder Mitglied in einem Verein und schon gar nicht in einer Kampfkunstschule. Beides ist mir momentan zuwider. Ich mag weder diese grauenhaft Deutsche Vereinsmeierei mit ihren starren Strukturen und Haltungen á la: Das haben wir schon immer so gemacht.
Und Sekten sind mir ein Gräuel. Ich habe keine Böcke, jemanden als Sifu anzureden. Das ist Pseudo-Asiatischer Kindergarten!
Fazit: Ich würde gerne Geld dafür bezahlen, eine qualitative, EHRLICHE Kampfkunstschule besuchen zu dürfen.
Also ich habe ja schon ein paar Beiträge von dir gelesen und ich schätze durchaus auch emotionale bzw. mit Herzblut vorgetrage Meinungen.
Wenn es um Dinge und Sachverhalte geht die man selbst erlebt hat, ist dass ganz schön. Das generelle lästern über ein sehr große und inhomogene Gruppe, wie in diesem Fall dem Kung Fu, finde ich hingegen unserious. Mal davon abgesehen das ich Kung Fu eher mit "(entwickelte) Fähigkeit durch (beständige) Arbeit" übersetzen würde, sollte man zwei Fehler nicht machen:
Alles was es an Kung Fu gibt ist *ing *hun und alles davon ist EW**.
Das mal meine Anmerkung dazu.
Das weiterführende mit Sektenartigkeit, Asiakult und bestimmten Anreden sehe ich nicht so wild. Wie es einer definiert das es wie in einer Sekte abläuft ist sehr unterschiedlich. Es Asiakult zu nennen das man in einer ursprünglich chinesischen Kampfkunst landestypische Begriffe verwendet, kann ich auch nicht nachvollziehen (ich habe mir sagen lassen das im Karate japanische Begriffe Verwendung finden).
Ob ich den Übungsleiter jetzt Trainer, Sifu, Sensei oder sonst wie nenne... mein Gott... die Weigerung kommt mir da eher wie Kindergarten und Autoritätsproblem vor.
gion toji
01-03-2017, 10:12
Da es aber auch für einen selbst ist, ist es legitim drauf zu zahlen.naja so gesehen unterrichte ich ja auch für mich selbst (nämlich, um gute Trainingspartner zu haben). Dann müsste ich nach deiner Logik auch dafür bezahlen
Dass es andere Vereine gibt, die ihre Trainer bei sinnvoller Weiterbildung unterstützen, glaube ich dir gerne, meine Erfahrung war aber nun mal eine andere.
Ich sehe hier, dass kommerzielle Schulen hier mit einer bestimmten KK bzw Organisation (EWTO) gleichgesetzt werden. Das ist aber falsch. K. A. wie es bei der EWTO läuft - ist nicht meine Baustelle. Auf FMA jedenfalls, die auch oft in Schulen unterrichtet werden, treffen viele der angesprochenen Sachen nicht zu. Du kannst Prüfung machen oder auch nicht. Wäre mir als Lehrer fast egal. Du kannst ein- und austreten wie du willst - darauf habe ich keinen Einfluss, weil das von der Schule vorgegeben wird. Du kannst bzw sollst mich mit meinem Vornamen ansprechen. Das war bisher in allen FMA Stilen so. Der Lehrer hat auch schon mal nen Helm angezogen und hat sich von Schülern aufn Kopp hauen lassen. Vll liegt das Problem nicht in Schule vs Verein, vll macht ihr einfach nur die falsche KK?
Passion-Kickboxing
01-03-2017, 11:06
Mein Gedanke dazu.
Gebe es nur private Clubs, würde die meisten Mitglieder wohl eher regelmäßig teilnehmen und die KS Art auch lernen wollen. Viele Hobbysportler, die das ganze nur machen um sich fit zu halten, würden dann wohl wegfallen.
Dadurch gebe es aber sicher auch insgesamt weniger Aktive und Traininsmöglichkeiten.
Vll liegt das Problem nicht in Schule vs Verein, vll macht ihr einfach nur die falsche KK?
Kann natürlich gut sein das ganze von der KK Abhängig ist, schließlich hat man ja auch die Köpfe der jeweiligen KK als Vorbilder, was bestimmt was "normal" ist.
(Sorry, das mit der EWTO war "Low Hanging Fruit")
Aber andere Frage an dich. Sprichst du eigentlich von einem Lehrer der seine eigene Schule eröffnet hat? Oder von jemanden der sich in eine bestehende Schule einmietet bzw. angestellt ist?
Und Abseits davon, machen es die meisten Trainer in der FMA dann Hauptberuflich? Oder eher als Nebeneinkommen?
Ich denke das sind auch nochmal wichtige Faktoren
relaunch
01-03-2017, 14:47
man muss das denke ich bisschen differenzieren.
nach sportart bzw stil,aus schüler und lehrer sicht und nicht zuletzt auch die "versteckten" kosten.
wenn ich karate oder judo betreibe werde ich idr als kind begonnen haben und meine graduierungen einzig aus Deutschland erhalte haben und in den meisten fällen auch von großen verbänden.da fallen die mehrkosten für den trainierenden als den trainer eher gering aus, weshalb wohl judo und Karate in überschaubarer zeit mit überschaubaren kosten gut in vereinen erlernt werden können.
was ja auch geschieht.
wenn ich bjj,fma oder kung fu anbiete sieht die sache schon wieder ganz anders aus.
da fange ich vllt in ner deutschen schule/verein an zu trainieren, will ich aber weiter kommen, kommen noch gebühren für seminare und wenn ich im entsprechenden stil graduiert werden will auch reisekosten auf mich zu.
hinzu kommen verbandsgebühren und graduierungsgebühren, selbst wenn der stil in einem verein betrieben wird. das ist dann eben ne kompromisslösung aus vereinsbetrieb und wirtschaftlicher rechenbarkeit.
diese stile werden ja auch oft in schulen und weniger in vereinen angeboten.
als lehrer muss man sich natürlich überlegen was man will.
im dorf sind die mieten günstig aber die stile begrenzt und es gibt weniger potentielle kunden.
in der stadt sind die mieten hoch und ob sich da genügend kunden finden, gerade in nischensportarten wie den fma, ist fraglich.
die frage wäre eben ob diese kompromisslösung aus sich einem verein anschliessen und über "versteckte" kosten wie verbandsgebühren,graduierungen und seminare noch zusätzlich geld für die eigene ausbildung zu erwirtschaften nicht am sinnigsten ist.
wer kampfsport unterrichtet macht das zu großen teilen nicht ohne ein großes maß an idealismus. anders geht das glaub ich auch nicht.
und weil hier von abzocke im kung fu oder explizit im wc die rede war.
die schulbetreiber werden damit auch nicht reich.
oft steht die investierte zeit in keinem verhältniss zur entlohnung, egal ob schule oder verein.
als schüler ist es mir relativ egal wenn das preisleistungsverhltnis stimmt und ich mir das leisten kann.
ich frag mich grade wie das eigentlich die svler machen? da gibts ja fast nur private angebote, aber zu relativ humanen preisen. also plus minus 50 euro im monat für 2-3 mal die woche training.
Als jemand, der zugegebenermaßen sehr stark vom Vereinswesen profitiert hat (und sich eine private Schule in seiner Studienzeit nie hätte leisten können) möchte ich jetzt mal ganz plakativ die Gegenfrage stellen: glaubt hier irgendjemand, dass man das Niveau des Fußballs in Deutschland dadurch heben könnte, indem man überall die Mitgliedsbeiträge erhöht, mit der Begründung, dass der Verband dann mehr Trainer in Vollzeit beschäftigen kann? Ich würde eher sagen, dass man damit viele vielversprechende Kandidaten a priori ausschließt, es gibt halt nur so und so viele Arzt- und Anwaltsöhne und -töchter, die Fußball spielen wollen UND dürfen UND dafür Talent haben. Meiner Meinung nach ist das Vereinswesen in Hinblick auf den reinen Sport ein durchaus gutes System um vorzusortieren, damit den Talenten dann eine entsprechende Förderung zuteil werden kann. Dabei spielt die Breitenwirkung eine ziemliche Rolle - wenn ich eine große Masse an Bewerbern habe, kommen fast immer mehr gute am Ende raus, und dann sind normal auch die finanziellen Mittel vorhanden damit es möglich ist, Leistungszentren einzurichten und internationale Spitzentrainer und Trainingspartner anzustellen (allerdings ist man dann auch stärker vom Verband und dessen Regeln abhängig). Zugegebenermaßen ist das in den nicht olympischen KS wesentlich schwieriger; aber meines Erachtens kommt zuerst die Öffentlichkeitsarbeit, dann der Zulauf und DANN das Geld.
In den KK geht es meines Erachtens dagegen in erster Linie um eine Dienstleistung, was somit eher mit Yoga etc. vergleichbar ist und wo der Anbieter natürlich mitreden kann, was er dafür verlangt - allerdings m.E. auch in der Lage sein sollte, seinen Mehrwert gegenüber einem "Hobbyisten" herauszustellen, sodass er sich vermarkten kann... aber in dem Bereich bin ich zugegebenermaßen komplett Außenstehender.
Beste Grüße
Period.
TKD-Dragon
01-03-2017, 17:42
Ich bin doch sehr überrascht, dass hier alle KK Schulen mit McDojos gleichsetzen, in denen der Leiter in keinem Verband ist, Bullshit erzählt, eine Sektenpolitik verfolgt etc. Sicherlich gibt es solche Negativbeispiele.
Es gibt aber auch Sportschulen (zB meine eigene :D), die ganz normal Mitglied in großen Verbänden sind, an deren Gürtelprüfungen und Wettkämpfen teilnehmen und keine "Todesschläge" beibringen.
Das Argument, viele könnten sich den Beitrag in einer Sportschule nicht leisten, verstehe ich auch nicht ganz. Man kann für etwa 30-50 Euro im Monat in einer Sportschule KK trainieren. So viel Geld kann man sogar als Hatz IV Empfänger aufbringen, wenn man es möchte. Da muss man doch kein Anwaltssohn sein.
Schnueffler
01-03-2017, 17:50
Ich glaube t da falsche Vorstellungen, was man sich mit Harz IV leisten kann.
* Silverback
01-03-2017, 18:07
Vieles schon gesagt worden, was man nicht wiederholen muss.
Meine Erfahrungen: Ohne VEREINE gäbe es manche Sportarten in D gar nicht - und auch nicht manche Sportler. Vereine unterliegen oft (ganz mit Absicht) familiären Strukturen; Mama oder Papa (oder Opa/ Oma) machen (aus welchen Gründen auch immer) dort schon lange Sport, melden irgendwann das Kind auch mal da an ... und wenn es eine KK/Ks-Abteilung gibt (oft angeführt von Boxen, Ringen, Judo, Karate), na dann sind die ersten Schritte gemacht. Und Eltern und Trainer können für einen (für die Eltern) überschaubaren Obulus die Motivation und Nachhaltigkeit des Sprößlings testen.
Und wer später zu einer SCHULE wechseln will, der macht das halt - und zahlt entsprechend.
2 Paar Schuhe, 2 Wege - keiner IMHO per se besser oder schlechter ... einfach nur anders. Und: Beide sind IMHO ein wichtiger Teil der deutschen Sportlandschaft - und sich gegenseitig ergänzend.
IMHO: Gut dass es beide/s gibt!
Ich habe als Student zum Teil netto mit weniger als dem Regelsatz gewirtschaftet, schließlich hatte ich ja Zimmermiete, Fahrtkosten etc zu bestreiten, und mein Stipendium war in den ersten Jahren eher mau. Nicht dass ich mich beklagen will, aber manche KS waren damals finanziell nicht drin. Ich weiß ja nicht, wie das in Deinem Umfeld so ausschaut, aber meine Eltern hätten auch im Leben nie 50 € pro Monat dafür hingelegt, dass ich Sport machen kann - und für Kampfsport schon gar nicht.
Ich würde hier eher die umgekehrte Theorie in den Raum stellen: das Niveau wird sprunghaft ansteigen, sobald es auf breiterer Schiene möglich ist, als Profi von dem Sport seiner Wahl zu leben.
Period.
* Silverback
01-03-2017, 18:32
Ich habe als Student zum Teil netto mit weniger als dem Regelsatz gewirtschaftet, ...
Eben, da tut sich ja noch mal eine weitere "Parallelwelt" auf (eine von mehreren) ... der universitäre Sport. Der hat gelegentlich ein bisschen was von beidem (je nach Ausprägung: Mal mehr Verein, mal mehr Schule) - aber: BEZAHLBAR!
Und irgendwo müssen ja die weniger gut betuchten Talente anfangen (früher oder später) ... bzw. überhaupt erstmal in Berührung kommen mit der ein oder anderen ""exotischen" KK.
Guter Einwand, hat einige aus meinem Freundeskreis betroffen - mich allerdings nicht. Für mich war im Unisport eigentlich in erster Linie der Kraftraum interessant (weil noch billiger als McFit aber mit teilweise entschieden besserem Equipment), KS hab ich immer nur im Verein gemacht (man glaubt es kaum, in der Regel aber sogar noch billiger als Unisport). Ich würde auch anmerken, dass Studenten in mindestens 99% der Fälle schon zu alt sind, um es in irgendeinem KS noch an die nationale oder gar internationale Spitze zu schaffen - und zumindest wenn man nicht ewig studieren will oder kann haben auch wenige die Zeit um den Trainingsrückstand aufzuholen. Es ist in jedem Fall schwierig, als Hobbysportler (= jeder, der sein Geld anderweitig verdienen muss) mit den Profis mitzuhalten, umso mehr, wenn man erst mit Hausnummer 20 einsteigt.
PS: Noch was, ohne jetzt politisch werden zu wollen - die größte Leistungsdichte in den meisten Sportarten haben meines Wissens Nationen mit groß angelegtem staatlichen Förderprogramm der jeweiligen Disziplinen...
Period.
gion toji
01-03-2017, 20:27
Aber andere Frage an dich. Sprichst du eigentlich von einem Lehrer der seine eigene Schule eröffnet hat? Oder von jemanden der sich in eine bestehende Schule einmietet bzw. angestellt ist? ich spreche von einem Angestellten. Bei jemandem, der seinen eigenen Laden hat, ist der finanzielle Druck noch größer
Und Abseits davon, machen es die meisten Trainer in der FMA dann Hauptberuflich? Oder eher als Nebeneinkommen?ich denke, für die meisten FMA-Lehrer in D gilt: weder noch. Was abzüglich der Ausgaben am Ende übrigbleibt kann man kaum als Nebeneinkommen bezeichnen.
Die machen das zum Spass
Ich glaube t da falsche Vorstellungen, was man sich mit Harz IV leisten kann.ich habe als Student auch ca. ein halbes Jahr unter Hartz-4-Niveau gelebt und konnte mir trotzdem ein Vereinsbeitrag von 35 Euro leisten. Allerdings war meine Wohnung auch ziemlich billig
Karateman1
01-03-2017, 21:09
Also ich habe ja schon ein paar Beiträge von dir gelesen und ich schätze durchaus auch emotionale bzw. mit Herzblut vorgetrage Meinungen.
Wenn es um Dinge und Sachverhalte geht die man selbst erlebt hat, ist dass ganz schön. Das generelle lästern über ein sehr große und inhomogene Gruppe, wie in diesem Fall dem Kung Fu, finde ich hingegen unserious. Mal davon abgesehen das ich Kung Fu eher mit "(entwickelte) Fähigkeit durch (beständige) Arbeit" übersetzen würde, sollte man zwei Fehler nicht machen:
Alles was es an Kung Fu gibt ist *ing *hun und alles davon ist EW**.
Das mal meine Anmerkung dazu.
Das weiterführende mit Sektenartigkeit, Asiakult und bestimmten Anreden sehe ich nicht so wild. Wie es einer definiert das es wie in einer Sekte abläuft ist sehr unterschiedlich. Es Asiakult zu nennen das man in einer ursprünglich chinesischen Kampfkunst landestypische Begriffe verwendet, kann ich auch nicht nachvollziehen (ich habe mir sagen lassen das im Karate japanische Begriffe Verwendung finden).
Ob ich den Übungsleiter jetzt Trainer, Sifu, Sensei oder sonst wie nenne... mein Gott... die Weigerung kommt mir da eher wie Kindergarten und Autoritätsproblem vor.
Ich muss anmerken, dass ich mit "Kung Fu" ausschließlich Wing Chun / Wing Tsun (und wie sie sich sonst noch schreiben) meine.
Vergib mir also meine zu verallgemeinernde Aussage über Kung Fu - über dessen anderen Stile ich nichts sagen kann.
Mit Wing Chun habe ich allerdings nur schlechte Erfahrungen gemacht: Abzocke und Geheimnistuerei pur.
Oh, und zum Thema "einen Lehrer mit einem asiatischen Titel anreden" - DAS - bzw. die Weigerung nennst du "kindisch"?
DREH BLOS NICHT FAKTEN HERUM!
Bist du auch so jemand, der darauf besteht, dass ihn andere mit einem Titel anreden?
Hier muss ich auch nochmal eine Lanze für's Deutsche Vereinskarate brechen: Selbst noch so hohe Danträger kann man mit ganz normalem Namen ansprechen. Meist mit Vornamen. Aber auch noch okay: Herr XY!
Das Thema lässt mich offensichtlich auch kurz vor dem Einschlafen nicht los :D
Was ich noch anmerken wollte: ich für meinen Teil genieße ganz ehrlich auch die "lockere" Athmosphäre des Vereins - sprich, ich gehe da hin, um Leute zu treffen, die ebenfalls da sind, weil sie da sein wollen und das gerne machen, nicht, weil sie das Gefühl haben, dass ihnen sonst vielleicht was für ihr Geld entgehen könnte... ein bisschen so, wie ich mich auf der Arbeit freue, Leute zu treffen die ihren Job gerne machen, und die nicht nur da sind weil sie ihre Stunden runterreißen müssen. Und so ähnlich sehe ich das Leistungsproblem auch: das Niveau wird nicht höher, nur weil alle jeden Tag da sind; es wird höher, wenn mehr Leute das Gefühl haben, dass sie was davon haben wenn sie sich anstrengen - auch wenns vielleicht kein Meistertitel und keine Olympiamedaille ist, sondern nur ein kleines bisschen Anerkennung durch Trainer und Trainingspartner.
So, jetzt aber gute Nacht :D
Period.
* Silverback
02-03-2017, 08:01
...Für mich war im Unisport eigentlich in erster Linie der Kraftraum interessant (weil noch billiger als McFit aber mit teilweise entschieden besserem Equipment), ...
:halbyeaha
Und auch mit Leuten angereichert, die wirklich Ahnung hatten (zumindest bei uns damals).
PS: Noch was, ohne jetzt politisch werden zu wollen - die größte Leistungsdichte in den meisten Sportarten haben meines Wissens Nationen mit groß angelegtem staatlichen Förderprogramm der jeweiligen Disziplinen...
Was Staatsförderung angeht, ist ja wohl die SU ganz vorne - allerdings relativ dicht dahinter von dem US-College-/ Stipendium-System.
Ich finde auch, dass Vereine eher eine gute Sache sind und kein Nachteil für die Kampfkunst sein müssen.
In jeder Kunst (auch Tanzen und Yoga) gibt es Leute, die hoch qualifiziert sind, Freude daran haben zu unterrichten und das ehrenamtlich und mehr oder weniger kostenlos (oder sogar trotz eigener Kosten) tun. Vereine bieten eine gute Grundlage dafür, das überhaupt so betreiben zu können. Wenn man Kosten für Räume usw. als Lehrer selbst tragen muss, kann man das sicherlich nicht ehrenamtlich machen.
Die etablierten Vereine machen es allerdings jemandem schwer, der sein Hobby zum Beruf machen und professionell anbieten will. Man kann schlecht 100 Euro pro Monat von jemandem verlangen, der Kampfkunst statt beim Profi einfach für ein paar Euro im örtlichen Verein lernen kann. Da muss man schon einen erheblichen Mehrwert anbieten. Manche können das sicher auch, andere sind auf z.T. fragwürdige Geschäftspraktiken angewiesen.
Ich würde eher sagen, das Geld (bzw. die Abhängigkeit davon) schadet der Kampfkunst.
kaffeegeniesser
02-03-2017, 11:40
Man kann für etwa 30-50 Euro im Monat in einer Sportschule KK trainieren.
Ich oute mich als Vereinsfan. Nur mal kurz zu meiner Situation:
Zur Zeit trainiere ich in 2 Dojo, nennen wir sie A und B. Beide sind Sparten eines Vereins. Im Verein des Dojo A bin ich Mitglied für einen Jahresbeitrag von ca. € 65. Im Dojo B bin ich sozusagen Dauergast, kein Vereinsmitglied und zahle nichts. Bei dieser Konstellation kann ich theoretisch (wenn ich alles mitmachen würde) Montag, Mittwoch und Freitag je 1.5 Std. am Vereinstraining teilnehmen und habe am Samstag noch die Möglichkeit zu freiem Training.
Dojo A: Der Dojoleiter betreibt seit 40 Jahren Karate, putzt trotz Ü 60 beim Randori jeden im Dojo weg, immer ansprechbar, wenn es z. B. für Prüfungsvorbereitung mal Einzelbetreuung angesagt ist, natürlich ehrenamtlich im Verein unterwegs.
Dojo B: Drei Herren kurz vor 60, betreiben Karate seit ihrer Kindheit, alle drei ehemalige Wettkämpfer (Kata und Kumite) auf Ebene Bundesland. Für Ansprechbarkeit und Ehrenamt gilt das oben geschriebene.
Und jetzt kommst Du mit 28 Jahren und ? Jahren Erfahrung und willst, dass ich für € 360 bis € 600 pro Jahr bei Dir in Deiner privaten Schule trainiere. Was bietest Du mir für das Geld? Was kannst Du mir bieten, dass ich, monetär gesehen, das ca. 5- fache bis 9- fache der € 65.- ausgeben soll?
TKD-Dragon
02-03-2017, 12:46
Zur Zeit trainiere ich in 2 Dojo, nennen wir sie A und B. Beide sind Sparten eines Vereins. Im Verein des Dojo A bin ich Mitglied für einen Jahresbeitrag von ca. € 65. Im Dojo B bin ich sozusagen Dauergast, kein Vereinsmitglied und zahle nichts. Bei dieser Konstellation kann ich theoretisch (wenn ich alles mitmachen würde) Montag, Mittwoch und Freitag je 1.5 Std. am Vereinstraining teilnehmen und habe am Samstag noch die Möglichkeit zu freiem Training.
Dojo A: Der Dojoleiter betreibt seit 40 Jahren Karate, putzt trotz Ü 60 beim Randori jeden im Dojo weg, immer ansprechbar, wenn es z. B. für Prüfungsvorbereitung mal Einzelbetreuung angesagt ist, natürlich ehrenamtlich im Verein unterwegs.
Dojo B: Drei Herren kurz vor 60, betreiben Karate seit ihrer Kindheit, alle drei ehemalige Wettkämpfer (Kata und Kumite) auf Ebene Bundesland. Für Ansprechbarkeit und Ehrenamt gilt das oben geschriebene.
Genau das ist der Knackpunkt: würdest du den Trainern übel nehmen, wenn sie etwas Geld mit ihrem großen Wissen verdienen wollten? Da liegt meiner Meinung nach der Hund begraben: die meisten Leute sehen es als selbstverständlich an, so ein Training für quasi lau zu bekommen.
Ich sehe nicht, was falsch daran sein sollte, für so qualifizierte Trainer 30-50 Euro im Monat zu zahlen.
Ich sehe nicht, was falsch daran sein sollte, für so qualifizierte Trainer 30-50 Euro im Monat zu zahlen.
Hat doch auch niemand hier gesagt.
Nur fängt es schon da an, daß es sich nicht jeder leisten kann.
Ich persönlich könnte es zum Beispiel nicht.
kaffeegeniesser
02-03-2017, 13:55
a)Genau das ist der Knackpunkt: würdest du den Trainern übel nehmen, wenn sie etwas Geld mit ihrem großen Wissen verdienen wollten?
b)Da liegt meiner Meinung nach der Hund begraben: die meisten Leute sehen es als selbstverständlich an, so ein Training für quasi lau zu bekommen.
c)Ich sehe nicht, was falsch daran sein sollte, für so qualifizierte Trainer 30-50 Euro im Monat zu zahlen.
zu a) Übel nehmen würde ich es Ihnen nicht, aber für € 50.- im Monat nicht mehr hingehen. Jedem, der dem Verein beitritt, ist klar, dass da kein Geld zu verdienen ist und das Engagement ehrenamtlich ist. Ich, wie auch genug andere in beiden Vereinen, stelle mich auch hin und gebe ehrenamtlich Training, bin bei Lehrgängen 2 Stunden früher da um aufzubauen und 2 Stunden länger da, um abzubauen, die weiblichen Vereinsmitglieder backen vom eigenen Geld Kuchen für die Bewirtung bei einem Lehrgang, ....
zu b) So funktioniert eben Vereinswesen, ein paar "Naivlinge" machen und tun und der Rest profitiert davon. Ich gebe Dir Recht, manche Profiteure haben dabei auch noch ein Anspruchsdenken, weil ja der Vereinsbeitrag entrichtet wird. Dass die Macher den auch bezahlen und noch Freizeit opfern, wird oft verkannt. Tja, solche gibt's überall, die Welt ist eben ungerecht.
zu c) Falsch ist daran nichts. In dem Falle dass es gerfordert werden würde, würde ich vermutlich versuchen mit Gleichgesinnten etwas anderes auf ehrenamtlicher Basis aufzuziehen.
MasterKen
02-03-2017, 14:42
Faktisch habe ich aber das Gefühl, dass die Dumpingpreise von Vereinen die Kampfkunst abwerten. Wenn man mal vergleicht, wieviel es zB kostet, wenn man Yoga- oder Tanzunterricht in einer entsprechenden Schule nimmt
Yoga und Tanz gibt es im gleichen Verein, der Spartenbeitrag KK ist oft höher wie der vom Tanzen.
Warum ist es verpönt, mit Kampfsport Geld zu verdienen? Ich denke, es würde die Qualität der KK steigern, wenn Kampfsport aus dem Vereinstum ausgelöst würde.
Es würde nicht die Qualität steigern, sondern nur den Personenkreis einschränken der daran teil haben kann.
Als Kind hätte ich gerne TWD leider war 50 DM absolut unrealisierbar für meine Eltern.
Für den Sport ist es am besten, wenn um so mehr Leute daran teil haben können.
Zur Qualität.
Es gibt genug KK-Schulen die viel kosten, aber von der Qualität her unterirdisch sind. Viel bezahlen hat absolut nichts mit Qualität zu tun.
Billy die Kampfkugel
02-03-2017, 15:41
Kampfsport im Verein im Gegensatz zur Kampfsportschule. Es sind ja schon einige recht interessante Beiträge gekommen. Ich war nie in einer Kampfsportschule oder einem Leistungszentrum möchte auch nicht verallgemeinern. Für das Fechten stellte es sich so dar, in den 80ern, dass es eine normale Turnhalle wie aus dem Schulsport bekannt ist. Die Ausrüstung wurde geliehen, gab einen großen Karton mit abgelegten Jacken, Kammer mit Zweitmasken und eine Reihe Floretts hinter der Heizung, mit Degen und Säbel und für Linkshänder sah es dünner aus. Ob das heute noch so akzeptiert würde mal dahingestellt, es hielt den Einstieg preislich noch im akzeptablen Bereich und man legte sich dann Stück für Stück die eigene Ausrüstung zu. An der Bahn wurde im normalen Training nicht geübt, für Turniere hat man dann die Kupferbahnen aus dem Lager geholt und festgeklebt. Von Leistungszentren hieß es, sie hätten fest eingelegte Bahnen.
Heute im Karatetraining ist es auch normale Allzweckhalle, da werden dann nur zu gewissen Trainings die Boxsäcke aus dem Keller geholt oder die Matten für Wurfübungen, bzw. ist ja mehr ein Umhebeln, ausgelegt. Dementsprechend ist auch der Trainingsschwerpunkt, hier könnte eine Sportschule schon andere Akzente setzen. Man ergänzt dann das Training dann Zuhause mit Boxsack, Matte, Stoßkissen etc.. Wettkampftraining wird nach Absprache angeboten, das allgemeine Freizeitsporttraining erfüllt die Anforderungen nicht.
Die Abstriche beim Vereinstraining sind schon vorhanden und man muss Eigeninitiative zeigen und das Training selbst ergänzen. Ausgerichtet ist man in beiden Vereinen in denen ich war auf Kinder und man lektioniert einen Gutteil der Trainingszeit entsprechend mit ihnen, beim Karate gibt es noch die Seniorengrupe dazu, bei der es auch angepasst ist. Hier werden in einer Sportschule, Ausbildung für Sicherheitskräfte etc. vermutlich homogenere Paarübungen stattfinden.
Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse glaube ich nicht wirklich, dass das ländliche Vereinswesen so die Konkurrenz ist, wenn die Sportschule entsprechend in die Trainingsmöglichkeiten investiert hat und sich auf die mittlere Altersgruppe spezialisiert. Ich denke da ist Raum für beides, wenn man es seriös macht und nicht das große Geld erwartet aus einer Nische zu ziehen. Förderlich für eine Kampfkunst an sich, diesen Anspruch kann es nicht erfüllen so weit ich es erlebt habe, es ist ein Ausschnitt davon, ein Kompromiss, auch wenn der eine solide Basis darstellt.
Irgend wie kann ich die Gründe, die hier für bessere Qualität in privaten Kampfsportschulen sprechen sollen, nicht nachvollziehen.
Da wird sogar erwähnt, dass Leute mit mehr Beitrag öfter, oder gar länger zum Training erscheinen, als andere, um ihren Beitrag "abzuarbeiten".
Das wäre (und war) für mich ein Grund, nicht in einer privaten Schule als Trainer aktiv zu sein. Ich habe keine Lust, vor einer Gruppe zu stehen, die zum Großteil ihren Beitrag "absitzt, sondern möchte motivierte Trainingsteilnehmer vor mir sehen. Ich nehme mir dann aber auch heraus, jemandem, der meint, für eine Prüfung fit zu sein, offen zu sagen, dass seine Leistung dafür noch nicht ausreichend ist. Oft werden Leute mitgeschleppt, damit sie nicht ihren Vertrag kündigen.
Ich hatte auch einmal eine kurze Zeit lang als Trainer in einer privaten Schule ausgeholfen. Das hat mir aber nicht unbedingt Freude gemacht und ich war froh, als mein Freund wieder selbst das Training übernehmen konnte.
Als ich vor 40 Jahren mit TKD angefangen habe, konnte ich dies nur, da es einen Verein gab, der mir das mit einem niedrigen Budget ermöglichte. Selbst zu Turnieren wurde man von den Vereinskameraden mitgenommen. Meine Eltern hätten sich das nicht leisten können. Und da ich eine Menge mitgenommen habe, war es für mich auch selbstverständlich, dass ich das auch einmal in einem Verein an andere Menschen so weiter geben werde. So zusagen ein Nehmen und Geben.
Es gibt viele Leute, die sich einen Beitrag (und wenn es "nur" 20 € wären) nicht leisten können. Aber gerade diese Leute haben oft Spaß an dem Sport.
Am TKD Geld verdienen tue ich nicht und möchte ich auch gar nicht. Für mich ist es eher ein schönes Erlebnis, wenn jemand auf einem Wettkampf seine Leistung zeigt oder auch, wenn mir jemand nach dem Training sagt, dass das Training gut gefallen hat.
Ich wüsste auch nicht, aus welchem Grund ein Trainer in einem Verein schlechter ausgebildet oder weniger motiviert sein sollte, als in einer privaten Kampfsportschule. Ich nehme regelmäßig an Weiterbildungen teil und habe mir auch eine recht umfangreiche "Bibliothek" zugelegt, um "auf dem Laufenden" zu sein.
Und wenn ich auf die weit über 30 Jahre Trainerdasein zurückblicke, dann gibt es viele Positive Momente, die mich für das Geld, dass ich nicht verdient habe (und auch gar nicht nötig habe) locker entschädigen.
gion toji
04-03-2017, 20:54
Da wird sogar erwähnt, dass Leute mit mehr Beitrag öfter, oder gar länger zum Training erscheinen, als andere, um ihren Beitrag "abzuarbeiten".ist halt meine Erfahrung. D. h. nicht, dass die Leute in den Schulen grundsätzlich unmotiviert sind und sich nur zum Training schleppen, um ihren Beitrag abzutrainieren. Diese Leute gehen einfach nicht zum Training, egal wie teuer oder billig es ist. Früher oder später würden sie auch kündigen. Ich rede von Leuten, die eigentlich Spass am Training haben, aber im Fernsehen kommt gerade was oder das Wetter ist gerade schön/hässlich etc. Die brauchen halt einen Motivationsruck. Das Problem speziell bei FMA ist, dass wir wenige Mittel für Motivation von aussen haben: keine Wettkämpfe, Ehrgeiz fällt also weg. Nicht wirklich SV, Angst fällt also auch weg.
Prüfungen sind Blödsinn (ausser, man will Instruktor werden) - das fällt also auch weg. Bleibt nur Spass. Da konkurrieren wir aber mit anderen Sachen, die auch Spass machen: Fernsehen, Feiern etc.
Dann noch Weiterbildung: k. A. wie es in TKD läuft, in FMA musst du mit einem 3-stelligen Betrag pro Seminar rechnen, manchmal allein an Sprit- bzw. Flugkosten. Vom Verein habe ich dafür keine Unterstützung bekommen. Die verstehen unter Weiterbildung irgendwelchen Schwachsinn. Jedenfalls hätten da meine Leute nix davon.
Alles in allem seh ich keinen Grund, warum ich für die Bespassung von anderen Leuten auch noch draufzahlen soll
PS: das Studio, in dem ich momentan bin, ist auch nicht optimal. Es hat aber nichts mit dem zu tun, was hier genannt wurde: Abzocke etc
Karateman1
04-03-2017, 21:09
Erfahrungsgemäß hat es NULL Einfluss darauf, ob man den normalerweise günstigeren Vereinsbeitrag oder den üblicherweise teureren Kampfkunstschulen-Monatsbeitrag entrichtet.
Es gibt IMMER die verschiedenen Typen:
- die, die IMMER im Training anwesend sind
- die, die hin und wieder auftauchen
- diejenigen, die man alle paar Wochen mal im Training sieht
- die Kandidaten, die man teilweise Monate nicht sieht und die sich anscheinend einmal pro Jahr daran erinnern, dass sie ja mal für den Karateverein unterschrieben haben
- die Leute, die nach einem nicht bestandenen Grüngurt nie wieder auftauchen (was uns zu einem anderen, oft diskutieren Thema bringen würde...)
Es ist übrigens genauso in Fitnessstudios: Tausend Leute bezahlen jeden Monat - und profitieren tun die Handvoll Leute, die mehr oder weniger regelmäßig zwischen Montag und Sonntag auftauchen.
Würde ALLE Kunden eines Fitnessstudios so diszipliniert dabei sein, wie die Handvoll junger Pumper, müsste der Laden gewaltig vergrößert werden.
Es profitieren also diejenigen, die einen Sport wirklich machen wollen von all den undisziplinierten Passivmitgliedern und Zahlern, die man eigentlich nie sieht...
Pyriander
04-03-2017, 21:44
Aus der anderen Perspektive mal:
ich selber merke einen gewaltigen Unterschied, seit ich hauptberuflich als Trainer arbeite und nicht mehr nur nebenbei.
Ein mehrfach multipliziertes Aufkommen an Training, Schulungen und Seminaren; das Vielfache an Erfahrung, dass ich dabei mache; machen für mich einen gewaltigen Unterschied. Ich muss und kann mich den fast den gesamten Tag mit dem Thema beschäftigen; vorher war es auch meine große Leidenschaft, aber ich habe nun einfach in einem beliebigen Jahr viel, viel, viel mehr Exponierung dazu als vorher.
Bei mir profitieren auch Trainierende durch besseres Training, durchdachteres Training und auch schneller verbesserte Inhalte, als ich das machen konnte, als ich noch nebenbei gearbeitet habe.
Wenn man dann noch einen Job moderner Couleur hat/hatte, also Überstunden, befristete Verträge und ggf. Wohnortwechsel für Karriereschritte oder Anschlussjobs;
dann kann der Unterschied doch sehr groß sein.
Klar, sicherer Job mit festen Arbeitszeiten, Wochenenden und abends zuverlässig frei und 30 Jahre Zeit/Erfahrung kann genau so die Ressourcen für enorme Trainertätigkeit bereitstellen. Bei mir wäre es nicht gegangen.
* Silverback
05-03-2017, 08:44
...
- die Leute, die nach einem nicht bestandenen Grüngurt nie wieder auftauchen (was uns zu einem anderen, oft diskutieren Thema bringen würde...)
...
Nicht zu vergessen die Leute, die nach einem bestandenen Orange- (eher häufiger) oder Grüngurt (tendenziell weniger) nie wieder auftauchen (... aber überall stolz verkünden: "Ich bin in nem Karateverein." :)
Genau das ist der Knackpunkt: würdest du den Trainern übel nehmen, wenn sie etwas Geld mit ihrem großen Wissen verdienen wollten? Da liegt meiner Meinung nach der Hund begraben: die meisten Leute sehen es als selbstverständlich an, so ein Training für quasi lau zu bekommen.
Ich sehe nicht, was falsch daran sein sollte, für so qualifizierte Trainer 30-50 Euro im Monat zu zahlen.
Nichts ist da falsch daran. Ich höre solches Gejammere aber immer nur von Inhabern deren Schulen nicht laufen, von erfolgreichen Inhabern hört man das nicht.
gion toji
06-03-2017, 16:34
noch ein paar Geschichten zum Abschuss:
ich war mal beim Probetraining Boxen. Und... Es ist niemand gekommen. Kein Trainer, keine Vertretung - nichts. Ich lungerte ca. 30min mit ein paar anderen Leuten vor verschlossener Tür und bin dann gegangen. Niemand wusste, was los ist, auf der HP stand auch nichts. Gleiches Spiel beim JJ (in einem anderen Verein) - da hat sich der Trainer allerdings bequemt, eine SMS zu schreiben.
Nochmal Boxen, nochmal in einem anderen Verein, Schulturnhalle. Es war EIN Trainer da und so viele Leute, dass zum Seilspringen welche in den Flur ausweichen mussten. Die Halle war rappelvoll! Der Älteste war 67 und ganz gut dabei (hab mich mit ihm kurz unterhalten), die jungsten geschätzt ca. 5!
Zum Vergleich: ich habe auch jahrelang in einer Schule trainiert und das Training ist nie ausgefallen. Ein paar mal konnte der Trainer nicht - dann wurde eine Vertretung organisiert.
Das heisst nun nicht, dass das Vereinstraining generell schlecht ist - ganz im Gegenteil, ich habe auch schon sehr gutes Training in Vereinen erlebt. Das heisst lediglich, dass man nicht automatisch qualitativ hochwertiges Training bekommt, wenn man einen Trainer für ein Appel und ein Ei arbeiten lässt
Das heisst nun nicht, dass das Vereinstraining generell schlecht ist - ganz im Gegenteil, ich habe auch schon sehr gutes Training in Vereinen erlebt. Das heisst lediglich, dass man nicht automatisch qualitativ hochwertiges Training bekommt, wenn man einen Trainer für ein Appel und ein Ei arbeiten lässt
Und genauso funktioniert es halt auch andersrum (nicht falsch verstehen, ich denke durchaus, daß dir das klar ist. Ich habe nur dein Zitat genommen, weil es dafür passt): Weder heißt teures Geld für Schule ausgeben, daß man Qualität bekommen, noch günstiger Vereinsbeitrag, daß es Schmu ist.
Kann genauso sein, daß teure Schule wirklich super ist, und der günstige Verein Mist.
Kommt halt, ganz altmodisch, auf die Leute an, nicht auf den gezahlten Betrag.
Mein jetziger "Hauptlehrer" hatte eine ganze Weile seine eigene Schule, jetzt unterrichtet er in einem Verein.
Nach den Ansichten mancher, müsste er ja dann "damals" gut gewesen sein und heute nicht mehr :weirdface
Ich finde man kann es nicht wirklich davon Hauptsächlich ausmachen ob es eine Schule oder ein Verein ist.
Das jemand was Hauptberuflich macht, als nur eine Freizeitbeschäftigung, bietet zwar erst mal einen Vorteil. Heißt aber nicht, das die Qualität einer Sportschule besser ist als die in einen Verein.
Wenn jemand was ehrenamtlich macht, bekommt er kein oder nur ein wenig Geld dafür und macht es Hauptsächlich, weil er lust darauf hat (ob es wirklich auf jeden Vereinstrainer zutrifft weiß ich nicht, wird wahrscheinlich auch nicht immer so sein). Ein Trainer in einer Sportschule wird es sicherlich auch deshalb machen weil er lust darauf hat. Oder wieso will er sonst seine Brötchen damit verdienen.
Wie die Qualität ist, kommt letztendlich vom Trainer an (Erfahrung, Talent fürs Unterrichten ... ) und nicht wie viel er dafür bekommt.
Vereine schaden sicherlich nicht den Sport oder der Kampfkunst. Sie bieten die möglichkeit günstig zu Trainieren. Was für gering verdiener, Studenten, Auszubildende, oder Kinder aus Finanziell schwächere Familien oder halt für jemanden der neben bei noch eine zweiten Trainingsort sucht, um häufiger trainieren zu können. Was sicherlich der Kampfkunst nicht schadet.
Letzt endlich kann man Kostenlos Probetraining machen, und danach entscheiden ob mir die Qualität aus reicht.
Für meine Eltern waren die Preise als ich sie in meiner Teenageralter Sie gefragt hatte, ob sie es mir bezahlen würde, zu hoch. Vereine waren halt nicht in der nähe von meinen Wohnort nur Sportschulen, wo für Sie der Beitrag zu hoch war.
IsegrimRukipe
26-03-2017, 09:07
Mich würde noch interessieren, wo diese 25€ pro Stunde herkommen.
Selbst in Stuttgart, kann man gutes Hatha Yoga für 12€ die Stunde bekommen in einer privaten Schule. Tango argentino hielt sich auch unter 20€ die Stunde auf, dennoch 55€ im Monat, was ich mir zur Zeit nicht leisten kann.
In der Tai Chi Schule hat die Stunde 15€ gekostet.
Es gibt einfach Menschen, die z.B. in einem Pflegeberuf arbeiten und nicht NUR KK/KS in der Freizeit machen wollen. Es gibt auch Kino, Theater, Konzerte, Videospiele, Restaurants usw. usf.
Da konkurrieren einige Bedürfnisse von der Miete, Essen, Altersvorsorge, Kleidung, Sparen für Möbel o.Ä., Urlaub, Mobilität mal abgesehen.
Die Welt stellt viele Anforderungen. Ich kann mir neben dem restlichen Leben nur Verein leisten. Ich würde mehr zahlen, wenn mir jemand mehr Lohn gibt ;-)
Aber wie weiter oben schon geschrieben wurde, ergänzen sich die Systeme doch eher.
Hosenscheißer
26-03-2017, 11:18
Also ich kenne viele Vereine die dann nebenher auch kommerziell genutzt werden, wie z.B. beim Privattraining. Also lässt sich diese Pauschalaussage nicht bestätigen. Sicher gibt es Breitensportvereine wo das Niveau hoch ist.
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