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Vollständige Version anzeigen : Kampfsport für Frau mit Gewalterfahrung in der Vergangenheit



trina
03-03-2017, 10:56
Hallo zusammen,

ich möchte mich kurz vorstellen: ich bin alleinerziehend Mutter eines Kleinkindes (Unter 2 Jahre) und habe mich ca. vor einem Jahr von meinem gewalttätigen Exmann getrennt. Langsam habe ich mir und meinem Kind ein neues Leben aufgebaut und bin auf einem guten Weg.
Was mir meine Therapeutin nun empfohlen hat, ist eine Kampfsportart zu erlernen. Grund dafür ist, dass ich doch mein Selbstvertrauen ziemlich verloren habe und auch ab und zu Ängste habe, dass mein Ex mir irgendwo auflauert und ich wieder wie gelähmt mit mir machen lasse, was ich so lange habe über mich ergehen lasse... er ist auch viel stärker und grösser als ich, war da immer absolut unterlegen und habe mich irgendwann gar nicht mehr geweht.

In meiner näheren Umgebung hat es nun folgende Sportarten im Angebot: Aikido, Kung Fu, Karate, Judo, JuJitsu und Krav Maga.

Krav Maga habe ich bereits ausprobiert und es war nichts für mich. Zu sehr auf Gewalt ausgelegt, das möchte ich nicht. Und es war zu ähnlich wie das, was ich tatsächlich erlebt habe... war für mich auch psychisch zu belastend und zu Hause war ich danach jeweils ein weinendes Wrack.

Was würdet ihr mir empfehlen? Wäre allenfalls Aikido etwas? Aus den diversen Berichten klingt dies so "friedlich". Oder soll ich besser noch warten, bis ich die ganze häusliche Gewalt etwas besser aufgearbeitet habe?

Danke schon im Voraus für eure Inputs :-*

below
03-03-2017, 11:07
Es ist nur meine bescheidene Meinung, aber mit einer "friedlichen" Kampfkunst, wirst Du Dich vielleicht besser fühlen und Dein Selbstbewusstsein sowie Deine Fitness steigern, Dich aber nach wie vor nicht gegen gewalttätige Übergriffe verteidigen können.

Die Vorstellung, die einige KK gerne vermitteln, dass man sich "problemlos" und "sanft" selbst gegen übermächtige Gegner wehren kann, funktioniert in der Realität mMn nicht.

Doomster
03-03-2017, 11:39
Ich würde mich hier meinem Vorredner anschließen. Wenn die Selbstverteidigung im Vordergrund stehen soll, wirst du um intensives Training wohl nicht rumkommen. Allerdings empfehle ich dir dennoch, die anderen genannten traditionellen Stile mal auszuprobieren. Kampfsport kann eine sehr gute Möglichkeit sein, sein Körpergefühl zu verbessern und mental ausgeglichener zu werden. Nur sollte man eben immer realistisch und nüchtern einschätzen können, wie die reale Anwendung aussehen könnte.
Eine andere Option wäre philipinische Kampfkunst, falls sowas bei dir angeboten wird (Kali, Arnis, Eskrima) und du keine Berührungsangst zu Waffen hast. Hier hast einerseits gutes koordinatives Training und bei einer guten Schule auch eine brauchbare SV.
Das würde vom Training her dann z.B. so aussehen:
https://www.youtube.com/watch?v=vFKnhKXPAYI

PS: Viele Krav Maga-Schulen bieten doch auch reine Frauenkurse an - hast du da mal nachgehakt?

fang_an
03-03-2017, 11:41
für den anfang wäre es für dich vielleicht etwas meditativeres mit freude an bewegung aber weniger stress-drills (die aber sicherlich für eine effektive SV sinvoll sind) passend.
im chinesischen bereich heisst das "internal" zu finden in Taijiquan, Xingyiquan und Baguazhang, aber auch zum teil in sonstige Kung Fu stile, im japanischen Aikido, Judo... je nachdem wie die trainingsgruppe so drauf ist.
wo suchst du, welche PLZ ? nur die ersten 2 bis 3 stellen ;)

trina
03-03-2017, 12:30
Danke schonmal für die Antworten.
Ich denke es ist mir schon in erster Linie wichtig, mein Selbstbewusstsein zu steigern / auch etwas Körper-Sicherheit zu gewinnen und erst in zweiter Linie die tatsächliche Verteidigung.

Die Krav Maga Schule in meiner Umgebung bietet leider keine Kurs nur für Frauen an, sonst hätte ich dem Ganzen wohl noch eine Chance gegeben.
PLZ gebe ich nicht so gerne an, man weiss ja nie wer mitliest...

Denkt ihr Aikido wäre was?

Niffel
03-03-2017, 12:35
schau dir mal ju jutsu an, wenns ordentlich gemacht wird hast du ne gute basis. oder im FMA bereich, da gibt es auch gute Möglichkeiten. Aikido bin ich nicht so der Fan aber da ist mir bisher selber vielleicht einfach noch nicht das richtige training begegnet.

* Silverback
03-03-2017, 12:51
Kann mich den VorposterInnen nur anschließen:
1. Einfach mal alles durchprobieren, bis es irgendwo "Klick" macht (i.S.v. "Jawohl, das isses").
2. Fitnessgedanken von realer SV-Befähigung trennen. Das KANN im besten Falle zusammenkommen, aber in der Praxis doch eher selten. Schlussfolgerung (eine von vielen möglichen):
a) 1 Kurs zum Start für die Fitness (und den Aufbau eines neuen Körper- und damit einhergehend oft auch Selbstbewusstseins) - und nachfolgend dann (mit neuen Voraussetzungen) 1 anderen Kurs mit dem Schwerpunkt Anwendungsfunktionalität.
3. Im Idealfall zusammen mit einer Freundin hingehen (der Motivation (auch in Zeiten "psychischer Durststrecken") wegen).


Auf jeden Fall: Viel Erfolg auf Deinem Weg! :halbyeaha

washi-te
03-03-2017, 13:32
*haudraufwienix** , ein Versuch kann ja nix schaden ..:rolleyes:

Alfons Heck
03-03-2017, 13:49
...Krav Maga habe ich bereits ausprobiert und es war nichts für mich. Zu sehr auf Gewalt ausgelegt, das möchte ich nicht. Und es war zu ähnlich wie das, was ich tatsächlich erlebt habe... war für mich auch psychisch zu belastend und zu Hause war ich danach jeweils ein weinendes Wrack...

...soll ich besser noch warten, bis ich die ganze häusliche Gewalt etwas besser aufgearbeitet habe?
...darüber solltest Du unbedingt mit Deiner Therapeutin reden!!!

Ich rate für den Einstieg zu einer "weichen" KK mit wenig "Gewalt" dafür mit viel Bewegung und der Entwicklung Deines Körpergefühls zB Aikido. Wenn Du dann später immer noch auf SV und körperliche Auseinandersetzungen Lust hast probiere es wieder.


Gruß
Alfons.

Franz
03-03-2017, 18:29
Ich empfehle die die filipinische Ecke, da man verschiedene Bereiche trainiert, aber eher aus der technischen Perspektive agiert

discipula
06-03-2017, 12:56
dass mein Ex mir irgendwo auflauert und ich wieder wie gelähmt mit mir machen lasse, was ich so lange habe über mich ergehen lasse... er ist auch viel stärker und grösser als ich, war da immer absolut unterlegen und habe mich irgendwann gar nicht mehr geweht.


meine Trainingskollegin - eine winzige, zierliche, leichte Frau - hatte mal einem Besoffenen, der auf einem Spielplatz sie selbst und ihre kleinen Kinder massiv belästigte und bedrohte, so eine aufs Ohr gehauen, dass der Typ dann nur noch mit Schmerzen am Boden lag.

Grösse und Stärke ist nur EIN Aspekt und er muss nicht entscheidend sein - Schnelligkeit, Entschlossenheit, Explosivität, Know How... sind mindestens genauso wichtig.




Krav Maga habe ich bereits ausprobiert und es war nichts für mich. Zu sehr auf Gewalt ausgelegt, das möchte ich nicht.


Ich kann verstehen, wenn's jetzt gerade nichts für dich ist. Es ist wohl zu frisch, zu wund, um so locker-flockig draufhauen zu können.

Gerade für Leute, die Opfer von Gewalt wurden, halte ich es für wichtig, langfristig, ihren Frieden mit dem Thema zu schliessen. Sicherheit entsteht ja sehr stark aus dem plausiblen Wissen, dass man einem Angreifer nicht schutzlos und hilflos gegenüber steht, sondern dass einer, der einem was antun will, auch einen Preis dafür zahlen muss, und je höher desto lieber!




Was würdet ihr mir empfehlen? Wäre allenfalls Aikido etwas? Aus den diversen Berichten klingt dies so "friedlich". Oder soll ich besser noch warten, bis ich die ganze häusliche Gewalt etwas besser aufgearbeitet habe?

Ich würde meinen, für den Anfang spiele die Technik oder Methode eine untergeordnete Rolle; dass es mit der Kursleitung klappt, dass die auch womöglich Erfahrung haben mit Leuten, die schon Gewalt erlebten, und das Training entsprechend anpassen - ist erst mal wichtiger, meine ich.

man muss auch erst mal diese Hilflosigkeit und Starre aus sich selbst rausbringen, was nicht leicht ist.

gruss, barbara

washi-te
06-03-2017, 15:40
meine Trainingskollegin - eine winzige, zierliche, leichte Frau t.

gruss, barbara

Hi, Barabara. ;)

Franz
06-03-2017, 21:09
Leute ihr wisst solche Spekulationen bringen euch nur Ärger.
Also lasst es bitte gut sein.
Nehmt sie bitte ernst oder haltet euch aus dem Thread raus, sonst gibt es Strafpunkte.


Daher als spam gelöscht!

yawara
07-03-2017, 12:47
Dir erst mal viel Kraft bei der Verarbeitung des Ganzen.

Heilung braucht Zeit, es werden wahrscheinlich Narben zurück bleiben und du kannst gestärkt aus der ganzen Sache herauskommen.

Deine Frage nach der (für Dich JETZT) geeigneten Kampfkunst finde ich berechtigt.

Ich glaube, dass Antworten bezüglich einer bestimmten Kampfkunst nicht wirklich weiter bringen.

Es geht vielmehr um Trainingsatmosphäre, Stresslevel, Netiquette, Distanz voneinander und auch anfassen bzw. angefasst werden.

Der beste Ratschlag ist sicherlich: schau Dir die Trainingsangebote an, mach mit und hör auf dein "Bauchgefühl".

Bleib dort wo du Dich wohl fühlst.

Viellicht wirst du in einem Jahr Lust auf was ganz anders haben. Du wirst schon sehen.

Syron
07-03-2017, 22:53
Ich glaube, dass Antworten bezüglich einer bestimmten Kampfkunst nicht wirklich weiter bringen.

Es geht vielmehr um Trainingsatmosphäre, Stresslevel, Netiquette, Distanz voneinander und auch anfassen bzw. angefasst werden.

Jein.

Sicherlich ist das Miteinander in der Gruppe in im Falle der TE noch einmal entscheidender als in anderen Fällen.

Aber je nachdem, kann man schon etwas aussortieren, als Beispiele: Wenn zuviel Körperkontakt noch nicht machbar ist, sollte man vielleicht nicht unbedingt zum BJJ oder LL gehen.

Wenn man mit Schlägen in dieser Form Erfahrung gemacht hat, würde ich persönlich nicht gleich zum (Kick)Boxen gehen (entnehme ich in etwa dem, was meine Mom mir dazu sagt).

Vielleicht ist da ein eher... "harmonischer Stil" ein besserer Anfang; Selbstbewusstsein kann sie damit auch aufbauen.

Sonst (wieder aus dem, was meine Mom sagt) vor allem drauf achten, daß man auf etwaige Stressdrills seeeehr behutsam vorbereitet wird; ich kann mir gut vorstellen, daß das nochmal um ein vielfaches und vor allem "anders" stressig wäre, als für Leute mit "normalen Erfahrungen"; sich das in etwa *vorstellen zu können* ist eine ganz andere Baustelle als wirklich zu *wissen*, wie es sich anfühlt.

Antikörper
08-03-2017, 08:37
Um Selbstvertrauen aufzubauen und die Angst / Schockstarre bei Konfrontation abzubauen halte ich alles im Bereich Grappling für die beste Wahl.

Die Intensität lässt sich gut dosieren, die Angst vor Kontakt wird abgebaut und du lernst, dass du nicht aus Zucker bist. Schläge lassen sich nicht wirklich dosieren, wirst du mit jemanden konfrontiert der auf dich zu kommt und dich schlagen will, setzen sofort gewisse Mechanismen ein. Egal wie freundlich sie es mit dir meinen.

Es ist aber wichtig, dass du an das Thema langsam heran geführt wirst, wenn das dem Trainer und den Teilnehmern vorher bewusst ist, ist das aber aller meistens überhaupt kein Problem.

Um dich wirklich zu wehr setzen zu können gegen jemand größeren und stärkeren brauchst du etwas was deine Nachteile minimiert. Evtl. schaust du auch einmal bei einer FMA Einheit vorbei.

discipula
08-03-2017, 08:46
Schläge lassen sich nicht wirklich dosieren,


Doch, natürlich lassen sich Schläge dosieren, warum sollte das nicht gehen...?


wirst du mit jemanden konfrontiert der auf dich zu kommt und dich schlagen will, setzen sofort gewisse Mechanismen ein.


Es sind ja gerade diese "gewissen Mechanismen", die überwunden werden sollen! Wenn man das langsam aufbaut und genug Zeit zu fühlen hat, und auch jederzeit abbrechen und wieder einen Schritt zurück treten kann... kann man sich quasi umprogrammieren.

Eine Person, die bei einem Erlebnis von Gewalt umklammert oder festgehalten wurde, kann womöglich auf Griffe und Festhalten emotionaler reagieren als auf einen Schlag.

Da muss man wohl wirklich gucken, was tatsächlich Sache ist, und durch welche Impulse die Schockstarre ausgelöst wird.



Es ist aber wichtig, dass du an das Thema langsam heran geführt wirst,

genau




Um dich wirklich zu wehr setzen zu können gegen jemand größeren und stärkeren brauchst du etwas was deine Nachteile minimiert.

Die Antwort darauf lautet meistens "man muss schwer verletzten bzw sehr grosse Schmerzen zufügen". - womit man wieder mitten im Thema "Gewalt" drin steckt. Wer gross, schwer und stark ist, kann es sich viel eher erlauben, nett zu sein, als wer klein, leicht und schwach ist.

gruss, barbara

Antikörper
08-03-2017, 09:09
Doch, natürlich lassen sich Schläge dosieren, warum sollte das nicht gehen...?

Der Effekt im Kopf ist der Gleiche. Sobald dich jemand wirklich im Gesicht treffen will, dann ist es egal ob schwach oder stark geschlagen wird.


Es sind ja gerade diese "gewissen Mechanismen", die überwunden werden sollen! Wenn man das langsam aufbaut und genug Zeit zu fühlen hat, und auch jederzeit abbrechen und wieder einen Schritt zurück treten kann... kann man sich quasi umprogrammieren.

Eben, genau um dieses Fühlen geht es. Wenn es um Schläge geht kannst du nix fühlen, außer die Faust im Gesicht.

Dieses "umprogrammieren" ist auch etwas für Leute die sich damit auskennen und nichts für einen Kampfsport- Trainer/in. es geht hier nur darum die Angst vor Kontakt zu minimieren.


Eine Person, die bei einem Erlebnis von Gewalt umklammert oder festgehalten wurde, kann womöglich auf Griffe und Festhalten emotionaler reagieren als auf einen Schlag.

Da muss man wohl wirklich gucken, was tatsächlich Sache ist, und durch welche Impulse die Schockstarre ausgelöst wird.

Was willst du mir damit sagen? Dass es für manche besser ist denen ins Gesicht zu ballern wie ringen und raufen?


Die Antwort darauf lautet meistens "man muss schwer verletzten bzw sehr grosse Schmerzen zufügen". - womit man wieder mitten im Thema "Gewalt" drin steckt. Wer gross, schwer und stark ist, kann es sich viel eher erlauben, nett zu sein, als wer klein, leicht und schwach ist.


Genau, also Messer kaufen und dem ***** ins Bein stecken

below
08-03-2017, 09:33
Der Effekt im Kopf ist der Gleiche. Sobald dich jemand wirklich im Gesicht treffen will, dann ist es egal ob schwach oder stark geschlagen wird.

Ich bin kein Gewaltopfer, daher kann ich das in Bezug auf die Ausgangsthematik nicht wirklich bewerten und nur für mich sprechen.

Und da muss ich Dir dann widersprechen. Für mich macht es sehr wohl einen Unterschied, ob mich im Sparring jemand hart oder schwach im Gesicht trifft. Der Effekt ist hier bei weitem nicht der Gleiche.

Und die Trainingsintensität lässt sich ja sehr gut dosieren.


Eben, genau um dieses Fühlen geht es. Wenn es um Schläge geht kannst du nix fühlen, außer die Faust im Gesicht.

Man fühlt vielleicht nur die Faust im Gesicht, man lernt aber auch, dass einen solch ein Treffer nicht komplett aus der Fassung bringt und dass man nicht ohnmächtig alles weitere über sich ergehen lässt, sondern durchaus noch in der Lage ist darauf zu reagieren.

* Silverback
08-03-2017, 10:05
...Eben, genau um dieses Fühlen geht es. Wenn es um Schläge geht kannst du nix fühlen, außer die Faust im Gesicht.

Dieses "umprogrammieren" ist auch etwas für Leute die sich damit auskennen und nichts für einen Kampfsport- Trainer/in. es geht hier nur darum die Angst vor Kontakt zu minimieren. ...

IMHO geht/ kann es gehen hier um mehr - z.B. eben darum, dass man durch einen "Kontakt" nicht einen völligen Blackout (sehr oft einhergehend mit einer Art "Paralyse") erleidet - sondern: Denk- und handlungsfähig bleibt (also aktions- und reaktionsfähig).

Und damit gehört es sogar ganz sicher (auch) in die Hand eines KS-/ SV-Trainers!

Antikörper
08-03-2017, 10:23
Ich bin kein Gewaltopfer, daher kann ich das in Bezug auf die Ausgangsthematik nicht wirklich bewerten und nur für mich sprechen.

Richtig, und das ist der große Unterschied.

Es geht hier um Intent und nicht um Intensität.

Meine Erfahrung zeigt mir, sobald es ernst wird, brechen diese Leute zusammen oder es bricht aus ihnen heraus. So etwas mit einem Kampfkunst/Sport Training in den Griff zu bekommen ist nicht möglich, da kann man noch so viele freundschaftliche Sparrings-Einheiten drehen. Das ist ein Fall für den Spezialisten.

Es geht darum die Angst vor Kontakt zu minimieren und seine eigene Stärke zu erfahren, dass kann man mit "ringen und raufen" sehr viel gezielter angehen und dosieren

Antikörper
08-03-2017, 10:27
Und damit gehört es sogar ganz sicher (auch) in die Hand eines KS-/ SV-Trainers!

Nur weil du gelernt hast wie man sich ordentlich kloppt befähigt dich dass noch zu rein Garnichts. Dafür gibt es Spezialisten die das Jahre und Jahrzehnte lernen und praktizieren.

* Silverback
08-03-2017, 11:19
Nur weil du gelernt hast wie man sich ordentlich kloppt befähigt dich dass noch zu rein Garnichts. Dafür gibt es Spezialisten die das Jahre und Jahrzehnte lernen und praktizieren.

Möglicherweise eine "leicht" klischeebehaftete Verallgemeinerung.
Ganz sicher gibt es a) KS-Trainer, die nichts anderes gelernt haben, als "wie man sich ordentlich kloppt" - naja, und möglicherweise gibt es b) auch andere, die ihren Stoff und seine Hintergründe ein wenig umfassender (und wie in diesem Fall angezeigt, SV-orientierter) gelernt haben ... und vermitteln können.
P.S.: Ich kenne ein paar b)'s.

amasbaal
08-03-2017, 11:45
Richtig, und das ist der große Unterschied.

Es geht hier um Intent und nicht um Intensität.

Meine Erfahrung zeigt mir, sobald es ernst wird, brechen diese Leute zusammen oder es bricht aus ihnen heraus. So etwas mit einem Kampfkunst/Sport Training in den Griff zu bekommen ist nicht möglich, da kann man noch so viele freundschaftliche Sparrings-Einheiten drehen. Das ist ein Fall für den Spezialisten.

Es geht darum die Angst vor Kontakt zu minimieren und seine eigene Stärke zu erfahren, dass kann man mit "ringen und raufen" sehr viel gezielter angehen und dosieren

ist im prinzip richtig aber...
wenn ich an die frauen denke, die ich bisher unterrichtet habe, ist das nicht in jedem fall richtig. die einen, ohne massive (!) gewalterfahrung, waren sehr schwer ans "schlagen und geschlagen werden" heran zu führen, während andere damit überhaupt kein problem hatten. meine bosnische freundin mit ner ganzen menge kriegs-gewalterfahrung und einer nicht gerade gewaltfreien zeit vor dem krieg, hat innerhalb der erasten trainingseinheiten geboxt (sogar technisch brauchbar), als wäre sie dafür geboren. ein paar wochen später hat sie tatsächlich einen altgedienten tkdler (der sie unterschätzte und die deckung hängen ließ) im sparring niedergeschlagen (angeknockt sozusagen. der war zwar nicht ko, aber ziemlich angeklingelt und wackelig auf den beinen, als er wieder aufstand). ein jahr später ist sie ziemlich übel an ner bushaltestelle angemacht worden. der typ hatte hinterher ne gebrochene nase und hat sich jammernd verpisst. andererseits: sie weigert sich beharrlich ein übungsmesser auch nur in die hand zu nehmen...
ich denke, dass man hier vorsichtig sein sollte mit allgemeinaussagen. das ist ein sehr individuell-persönliches ding und für nicht professionelle trainer in diesem speziellen sv-bereich (ich bin nur "ganz normal" in den kk unterwegs) sehr schwer einschätzbar, wenn man sich nicht vorsichtig an den richtigen "schlüssel" zum einstieg an die passenden trainingsinhalte und -methoden herantastet.
m.e. also: kein patentrezept, sondern individuelles zuschneiden des trainings auf die trainierende person und deren bedürfnisse und fähigkeiten.
voraussetzung dafür ist zb. regelmäßiges training in einer eher kleinen trainingsgruppe und keine massenseminare oder so.

KK-Baghira
08-03-2017, 12:10
Ein ganz schwieriges Thema, wo man aufpassen muss, nicht zu viele Schritte auf einmal oder in verdrehter Reihenfolge machen zu wollen:

@trina:
- Gemeinsam mit der Therapeutin Bauchgefühl abklären und vorher überlegen oder vorstellen, spüren:
Was könnte eine bestimmte Trainingsart aus der strukturellen Qualität einer Kampfkunst/Kampfsport/SV-System heraus (schlagen & treten wie bspw. beim Kickboxen, greifen, ringen, 'wühlen' wie beim BJJ o.ä.) mit mir machen bzw. will ich das?

- Informationen einholen, bei Trainings zuschauen und vlt. auch erstmal in einer Kleingruppe (Trainer/Lehrer, Therapeutin und du) beginnen oder aber die Verzahnung thematisieren.

- Dann gilt es einiges spezifisches zu beachten:
a) Traumata sind situative Widerfahrnisse und unterscheiden sich von psychodynamischen wie auch 'klassischen' stressphysiologischen Prozessansätzen (Fischer & Riedesser 2009 (https://www.amazon.de/Lehrbuch-Psychotraumatologie-Gottfried-Fischer/dp/3825281655/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1488974940&sr=8-1&keywords=fischer+riedesser); Gerngroß 2015 (https://www.amazon.de/Notfallpsychologie-psychologisches-Krisenmanagement-Johanna-Gerngro%C3%9F/dp/3794530438/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1488973580&sr=8-1&keywords=gerngro%C3%9F+notfallpsychologie); Seidler 2013 (https://www.amazon.de/Psychotraumatologie-Lehrbuch-G%C3%BCnter-H-Seidler/dp/3170217119/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1488973637&sr=8-1&keywords=Seidler+psychotraumatologie)).
b) Die stabilisierende wie auch konfrontative Arbeit an der Traumafolgesymptomatik wäre individuell und spezialisiert anzugehen (Sack 2010 (https://www.amazon.de/Schonende-Traumatherapie-Ressourcenorientierte-Behandlung-Traumafolgest%C3%B6rungen/dp/3794526481/ref=sr_1_sc_1?ie=UTF8&qid=1488973785&sr=8-1-spell&keywords=staack+trauma)).

Das Ganze ist schwierig, damit es eben nicht passiert, dass du alleine wie ein 'Wrack' zu Hause sitzt. Ich wünsche dir, dass du eine Gruppe findest oder Zusammenarbeiten findest, die einiges aus den nachfolgenden Worten Hilarion Petzolds (2004: PDF: 131f. (http://www.fpi-publikation.de/images/stories/downloads/textarchiv-petzold/bloem-moget-petzold-2004-budo-forschungsergebnisse-psychologische-neurobiologische-konzepte-modelle.pdf)) möglich macht:


Im traumatischen Stress bzw. in Hyperstress sind es vor allem die Bedrohung körperlicher Unversehrtheit, Verwundungs- und Todesgefahr, Erniedrigung und Verletzung der Menschenrechte und die damit verbundenen Erfahrungen von Kontrollverlust, Hilflosigkeit und Ohnmacht, die überschießende Physiologien auslösen. Solche Situationen müssen also unbedingt vermieden werden [...]. Bei Patienten, die von ihrer Belastetheit nicht gruppenfähig sind, muß ggf. mit dyadischen Settings bzw. in Kleingruppen (Lehrer/Therapeut und Patient) gearbeitet werden. In dieser Arbeit können „Erfahrungen des Gelingens“, der „Situationskontrolle“ gemacht und verankert werden [...]. Durch das Erleben, Einüben und Umwerten von Situationen leiblicher Auseinandersetzungen im Budo können so Neukonditionierungen der Amygdala möglich werden, indem Situationsbewertungen als „nicht mehr gefährlich“ eingestuft werden [...]. Das kann aber nur gelingen, wenn ein sehr hohes Maß von Sicherheit durch den Lehrer und die Gruppe vorhanden ist und auch durch eine feierliche Atmosphäre (Begrüßungsritual) und dann durch ein spielerisches Klima andere Konnotationen gegeben sind [...]. Eine solche „Umprogrammierung“ darf man sich nicht einfach vorstellen, denn die „Eingrabungen“ ins Stressgedächtnis sind tief und nachhaltig, sollen sie doch das Lebewesen vor erneuten Gefahrensituationen bewahren [...]. Denn was nützt es, wenn etwa durch Expositionstechniken (z. B. im EMDR und gewissen Verhaltenstherapieformen [...]) kognitive Umbewertungen erfolgen, der Patient sich auf der Ebene subjektiven Erlebens als entlastet erlebt, auf der physiologischen Ebene konkreter Leiblichkeit aber das psychoendokrinologische bzw. neurohumorale System dennoch übersteuert bleibt, was sich u.a. in einem chronifiziert erhöhten Blutdruck und Muskeltonus zeigen kann.

Schöne Grüße
Baghira

Antikörper
08-03-2017, 13:16
...

Ich gebe dir an allem was du sagst Recht, das ist aber auch nicht der Punkt. Natürlich gibt es Leute die einfacher mit "schlagen und geschlagen" werden zurecht kommen. Meiner Erfahrung nach ist es aber einfacher jemanden mit ringerischen Mitteln die Angst vor Kontakt zu nehmen wie mit schlagenden Stilen. Sei es einfaches Pummeling im stehen oder "schieben und ziehen", man muss die Leute ja nicht gleich auf den Boden befördern und sich auf ihnen drauf legen. Klar ist auch dass es kein Patentrezept gibt und wie KK-Baghira schon sagt werden Traumata situativ wieder-erlebt. Das erfordert viel Fingerspitzen Gefühl... deswegen kann so ein Ratschlag "geh hier und dort hin mach das und das" natürlich auch kontraproduktiv sein. Aus meiner Erfahrung heraus und meiner Meinung nach ist ein Setting wie es im BJJ/LL anzutreffen ist ideal.

Wie dem auch sei... ich wünsche trina viel Stärke und Erfolg auf ihren weiteren Weg!

discipula
08-03-2017, 13:47
Der Effekt im Kopf ist der Gleiche. Sobald dich jemand wirklich im Gesicht treffen will, dann ist es egal ob schwach oder stark geschlagen wird.

Es gibt keine Verpflichtung, gleich sofort ins Gesicht zu hauen. Man kann durchaus auch mal ein paar leichte lockere Fäuste, oder auch nur Klapse, auf den Oberarm geben, zum Anfang.

Oder auch, was auch sinnvoll ist, erst mal lernen, jemandem im Gesicht bloss anzufassen und mal ein bisschen zu fühlen, wie das so ist, wo es hart ist und wo es weich ist, wo es Kuhlen hat wo sich eine Hand gut einfügt und wo die harten Ecken sind.

Wenn man ein bisschen Kreativität hat und auch ein bisschen Vorsicht, lassen sich da eine ganze Menge von Stufen finden, um verschiedene Aspekte eines Schlags kennen zu lernen und sich langsam heranzutasten.



Dieses "umprogrammieren" ist auch etwas für Leute die sich damit auskennen und nichts für einen Kampfsport- Trainer/in. es geht hier nur darum die Angst vor Kontakt zu minimieren.


Es IST ein Umprogrammieren, wenn die Angst vor Kontakt minimiert wird!

Gerade die Angst vor Kontakt ist bei vielen, besonders Frauen, ein enormes Hindernis. Ein viele grösseres Hindernis als zB die meist kleinere körperliche Kraft im Vergleich zu einem Angreifer.



Was willst du mir damit sagen? Dass es für manche besser ist denen ins Gesicht zu ballern wie ringen und raufen?

nein, ich sage, dass egal bei welcher Methode von Kampfkunst und Kampfsport es angebracht ist, sanft anzufangen und stufenweise aufzubauen, wenn man eine Person ist, die Traumata in Bezug auf Gewalt mitbringt.

Wenn jemand zB ein Opfer von sexueller Gewalt war - was meist impliziert, dass der Täter sein Opfer festhält oder fesselt, um zu tun, was immer er tun will - kann eine Übung mit Grappling, die ja im Extremfall eine sehr robuste Ganzkörperumarmung mit unangenehm verdrehten Gliedern, Gewichtsbelastung, Mühe zu Atmen sein kann - extrem bedrohlich sein. Vielleicht sogar bedrohlicher als sogar ein starker Schlag, der zwar schmerzt oder verletzt, aber nicht die Bewegungsfreiheit nimmt.




Genau, also Messer kaufen und dem ***** ins Bein stecken

Wer das Problem hat, in Starre zu verfallen, dem nützt ein Messer (oder Pfefferspray, oder egal welche Waffe) nichts - weil die Person psychisch nicht in der Lage ist, die Waffe zu gebrauchen. Und schon gar nicht, sie kompetent oder gezielt zu gebrauchen.

Und bekanntlich gehört eine Waffe, die man nicht beherrscht, dem Gegner.

So ein Dingens, das Lärm macht und das man wegwerfen kann, dürfte ein nützlicheres Accessoire sein in dieser Situation.

discipula
08-03-2017, 13:53
Und damit gehört es sogar ganz sicher (auch) in die Hand eines KS-/ SV-Trainers!

idealerweise findet man eine Person, die gleichzeitig den Hintergrund in Kampfkunst/Kampfsport/Selbstverteidigung mitbringt, plus dazu das therapeutische Wissen. So kann alles zusammenkommen.

Ist bei meiner Lehrerin zB der Fall, ich meine, sie wird bestimmt nicht die Einzige sein!

gruss, barbara

Syron
08-03-2017, 14:02
Ich kann Antikörper schon verstehen.

Wenn da ein *richtiges* Trauma hinter steckt und eben nicht nur ein Unwohlsein oder mangelnde Gewöhnung, ist die erste Adresse, um daran zu arbeiten ein Profi.

Man stelle sich folgende Situation vor: Ein Opfer von irgendwie gearteter Gewalt bekommt während des Trainings plötzlich mal ein richtig schönes Flashback, kratzt an einem Nervenzusammenbruch und ist völlig außer sich - damit werden die meisten Leute erst einmal etwas überfordert sein.
Sie können sich da vielleicht irgendwie durchimprovisieren, aber die wenigsten werden wissen, wie die beste Reaktion da wirkklich aussieht.

Gewalterfahrungen sind ein anderes Kaliber als der Trotzkopf oder Besserwisser.

Kann ein passender Trainer/ Verein das unterstützen? - Vielleicht.

Aber mal dein Beispiel genommen, daß man sich erst einmal im Gesicht berühren läßt - der Ansatz mag ja gut sein, kann ich nicht beurteilen, nur ob ein KS/KK-Verein dafür der richtige Ort ist?

discipula
08-03-2017, 14:15
Aber mal dein Beispiel genommen, daß man sich erst einmal im Gesicht berühren läßt - der Ansatz mag ja gut sein, kann ich nicht beurteilen, nur ob ein KS/KK-Verein dafür der richtige Ort ist?

Ich hab eine Weile lang in einer reinen Frauengruppe trainiert. da ging's vor allem um solche Geschichten.

Die Teilnehmerinnen hatten dabei grösstenteils noch nicht mal richtig krasse Gewalt erfahren - nur den üblichen Scheiss, den man als Frau halt so gelegentlich erlebt - trotzdem hatten schon einige ziemlich Mühe, nur das Gesicht einer andern Teilnehmerin zu berühren. Geschweige denn Schläge anzubringen, und seien sie nur so zart wie eine Fliege, die sich auf einen setzt. Das war wirklich ein Dauerthema.

Frauen/Mädchen haben ja auch weniger Neigung zu den üblichen Schulhofrangeleien, die den Jungs doch meist schon einen gewisse Sicherheit in Bezug auf Kämpfen geben.

Titel des Kurses war "Selbstverteidigung für Frauen" und ja das passt doch dort perfekt rein.

Gerade jene, die mal Opfer geworden sind, haben es ja am Nötigsten! Jene, die sowieso gross, selbstbewusst und kräftig sind, kommen meist sowieso klar.

Aber eben, die Lehrerin hat auch den therapeutischen Hintergrund, nicht nur den kämpferischen. Ich würde auch so jemanden suchen, wenn es irgend geht, denn viele, die Therapie können, können Gewalt gar nicht.("Wir müssen darüber reden! Probleme werden durch Reden gelöst!") Und wenn man sich als Person, die schon genug geplagt ist, noch zusätzlich damit auseinandersetzen muss, dass in einer Therapeutin DEREN Geschichten in Bezug auf Gewalt getriggert werden, die man dann zusätzlich zum eigenen Paket noch aufgeladen kriegt... sowas braucht kein Mensch.

Ich würde, im Zweifelsfall, lieber jemanden mit Kampfkunst-Hintergrund suchen, und dann schauen, ob das eine verständige, freundliche, wache Person ist; und nicht in erster Linie eine Therapeutin.

amasbaal
08-03-2017, 22:54
Ich gebe dir an allem was du sagst Recht, das ist aber auch nicht der Punkt. Natürlich gibt es Leute die einfacher mit "schlagen und geschlagen" werden zurecht kommen. Meiner Erfahrung nach ist es aber einfacher jemanden mit ringerischen Mitteln die Angst vor Kontakt zu nehmen wie mit schlagenden Stilen. Sei es einfaches Pummeling im stehen oder "schieben und ziehen", man muss die Leute ja nicht gleich auf den Boden befördern und sich auf ihnen drauf legen. Klar ist auch dass es kein Patentrezept gibt und wie KK-Baghira schon sagt werden Traumata situativ wieder-erlebt. Das erfordert viel Fingerspitzen Gefühl... deswegen kann so ein Ratschlag "geh hier und dort hin mach das und das" natürlich auch kontraproduktiv sein. Aus meiner Erfahrung heraus und meiner Meinung nach ist ein Setting wie es im BJJ/LL anzutreffen ist ideal.

Wie dem auch sei... ich wünsche trina viel Stärke und Erfolg auf ihren weiteren Weg!

ok. :)

mir ist noch wichtig, dass opfer später nicht automatisch "kranke" oder hilflose personen werden. die verarbeitung von erlebter gewalt kann genau so gut in einer steigerung der eigenen "gewaltfähigkeit" münden. manche täter haben zurecht angst, ihren opfern später noch einmal - unter anderen umständen sozusagen - wieder zu begegnen. dem ein oder anderen soll das gar nicht gut bekommen sein.

Daisy_K
16-03-2017, 03:22
Es ist nur meine bescheidene Meinung, aber mit einer "friedlichen" Kampfkunst, wirst Du Dich vielleicht besser fühlen und Dein Selbstbewusstsein sowie Deine Fitness steigern, Dich aber nach wie vor nicht gegen gewalttätige Übergriffe verteidigen können.

Die Vorstellung, die einige KK gerne vermitteln, dass man sich "problemlos" und "sanft" selbst gegen übermächtige Gegner wehren kann, funktioniert in der Realität mMn nicht.

Ich stimme dem zu. Ich hab früher auch mit "sanften" Kampfkünsten angefangen und bin dann auf ein Turnier damit gegangen. Habe dann gegen einige Kickboxer gekämpft und recht ordentlich auf die Mütze bekommen.

Ich selbst habe 4 Jahre lang Karate gemacht zu dem Zeitpunkt... ein paar Sachen die ich gelernt habe waren nicht schlecht, so ist das nicht, aber wenn man eine Kampfkunst will, mit der man sich wirklich schnell verteidigen und gezielt gegen jemanden wehren will, dann sollte man meiner Meinung nach was anderes machen.

Ich bin dann zum Thaiboxen gekommen und hab mich auch im Brazilian Jiu Jitsu umgeschaut.

Von den ganzen Stand Up Sachen fand ich Thaiboxen am besten. Da insbesondere auch viele Techniken aus dem Muay Boran (traditionelles Thaiboxen). Wenn man modernes Thaiboxen mit etwas Muay Boran mischt, hat man gutes Werkzeug für Selbstverteidigung.

BJJ fand ich für den Boden am besten. Aber natürlich auch mal ohne Gi üben, damit es realistischer ist.

IamTooOld
01-04-2017, 21:43
Liebe Trina,

deinen anfänglichen Beitrag habe ich gelesen, die darauf folgenden Antworten nicht. Nun zu deinem Anliegen:

Zunächst einmal sollte Dir bewusst sein, dass eine realistische Selbstverteidigung immer mit körperlicher Gewalt zu tun hat, sofern der Aggressor verbal nicht gestoppt werden kann. Beim Boxen wird auf das Gesicht geschlagen, beim Kickboxen gegen die Beine getreten und die Wirbel renken Dir die BJJ-Leute wieder ein ;)

Grundsätzlich:

Werde ich körperlich angegriffen, muss ich mich verteidigen. Dabei stellt sich nicht die Frage, ob ich gewinne oder verliere. Das ist eine Grundsatzfrage, auf die es nur eine Antwort geben kann (ja...weglaufen um nicht kämpfen zu müssen ist wohl die intelligenteste Art der Selbstverteidigung...aber das geht halt nicht immer). Und wenn ich körperlich nicht dazu in der Lage bin mich zu verteidigen, müssen härtere Geschütze aufgefahren werden.

Ein guter Trainer kann Dir helfen, diese Denkweise in deine Persönlichkeit mit einfließen zu lassen. Das ist der Weg, der dein Selbstbewusstsein aufbaut. Später wirst Du noch viele wunderschöne Seiten am Kampfsport entdecken. Es werden sich neue Freundschaften entwickeln, dein Körper lernt sich dynamisch zu bewegen (andere tanzen Salsa) und Du wirst fröhlicher in die Zukunft schauen.

Du bist bereits den richtigen Weg gegangen, indem Du dich von einer gewalttätigen Person getrennt und fremde Hilfe in Anspruch genommen hast. Um deine eigene Persönlichkeit (Selbstvertrauen) nun langsam und "schonend" wieder aufzubauen, kann eine Kampfkunst (Kampfsport) durchaus dienlich sein. Aber...

Wichtiger noch als die Frage nach der richtigen Kampfkunst ist die Frage nach dem richtigen Trainer und der richtigen Trainingsgruppe. Wenn diese Rahmenbedingungen erfüllt sind, solltest Du das Training für dich hinterfragen. Ich rate Dir aus Erfahrung nur Schulen zu besuchen, die auch Sparrings-Einheiten (nach Möglichkeit mit einem geringen Verletzungsrisiko...dafür sind Schützer da) absolvieren. Rede im Vertrauen mit dem Trainer. Ein guter Trainer wird deine Situation verstehen und dich langsam an deine Fähigkeiten heranführen. Du könntest z.B. auch die Bitte äußern, vorerst nur mit Frauen als Partner zu trainieren.


Wenn Du eine Auswahl an Schulen hast, poste doch einfach deine Erfahrungen hier (Wie war das Probetraining, was wird unterrichtet etc.). In diesem Forum werden Dir sicher viele weiterhelfen, wenn es um die Seriosität einzelner Schulen geht. Wenn Du die Schulen direkt nennen möchtest, könntest Du deine Liste auch als private Nachricht an z.B. einen Admin senden oder im Forum danach suchen.

Ich würde Dir jetzt ganz spontan zu Brazilien Jiu Jitsu raten, sofern es in deiner Nähe eine gute Schule gibt. Vorsicht bei allen WT ablegern, wenn diese Verbandsstrukturen haben und Du sofort für 6 oder 12 Monate unterschreiben sollst. Für dein Vorhaben halte ich meditative und zu technisch ausgeprägte Kurse für den falschen Ansatz. Du solltest langsam lernen, deine eigene Kraft auch nach außen zu tragen (Pratzen-Training). Das wird mit der Zeit deine Wunden heilen lassen. In einer guten Schule geht es nicht darum den Trainingspartner zu verletzen oder zu dominieren.

Wenn Du Fragen hast, darfst Du mich gerne anschreiben bzw. stelle die Frage der Community.

LG

PS: Vielleicht besucht ja eine Freundin oder ein Freund zusammen mit Dir die Schule.