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Vollständige Version anzeigen : Stilgebunden?



Cam67
27-03-2017, 19:04
Hi

Mich würde in dieser Diskussion nur mal kurz interessieren , ob für euch Kampfkunst an einen Stil gebunden ist ?

Und , kann man sich auch intensiv mit KK beschäftigen ohne sich an einen Stil zu binden ?

Falls a). nicht , und b) ja , kann auch kein Kontext verloren gehen, da nie vorhanden.
Entscheiden wäre dann nur das eigene Verständnis für den eigenen Körper , das Bewegen und die Kommunikation auf allen Ebenen.
So wäre aber zumindest eine Basis für die Diskussion.

Nagare
27-03-2017, 20:53
Mal auseinander nehmen, da ich an einigen Stellen differenzieren möchte:




Mich würde in dieser Diskussion nur mal kurz interessieren , ob für euch Kampfkunst an einen Stil gebunden ist ?


In der deutschen Sprache/Formulierung der "Kampfkünste" ist für mich das Lernen von "KK" definitiv Stil- bzw. Systemverbunden, da die verschiedenen Schulen/Systeme eine eigene (Entwicklungs-)Geschichte mitbringen, die sich wiederum auf die Ideen, Bewegungen, Aufbau, Didaktik usw. auswirkt. Um zu wissen was ich dort mache/lerne, muss ich mich auch mit dem System und allem was dazu gehört beschäftigen.



Und , kann man sich auch intensiv mit KK beschäftigen ohne sich an einen Stil zu binden ?

Hier würde ich umformulieren und sagen: ja, man kann sich mit 'Kämpfen' beschäftigen, ohne sich an einen "Stil" zu binden.

Das hier:


Entscheiden wäre dann nur das eigene Verständnis für den eigenen Körper , das Bewegen und die Kommunikation auf allen Ebenen.


Ist für mich an dieser Stelle von entscheidender Bedeutung. Wobei auch genau dieser Prozess bzw. dieses Erleben/Erfahren und Arbeiten mit sich selbst ganz klar in einem Kontext stattfindet - und zwar mein Bezug/Verhältnis zur Umwelt als Mensch/Person; mit allem was dazu gehört (sprich "die Kommunikation auf allen Ebenen" bildet an dieser Stelle für mich den diesbezüglich relevanten Kontext).

washi-te
27-03-2017, 20:56
Hi
Mich würde in dieser Diskussion nur mal kurz interessieren , ob für euch Kampfkunst an einen Stil gebunden ist ?

Und , kann man sich auch intensiv mit KK beschäftigen ohne sich an einen Stil zu binden ?


a) Eigentlich nicht.

b) Was heißt binden. Irgendwo mußt du anfangen, also notgedrungen auch in einem System.

CeKaVau
28-03-2017, 12:48
Hallo


Mich würde in dieser Diskussion nur mal kurz interessieren , ob für euch Kampfkunst an einen Stil gebunden ist ?

Ja.


Und , kann man sich auch intensiv mit KK beschäftigen ohne sich an einen Stil zu binden ?

Das hängt davon ab, was Du genau unter "Stil" verstehst.
Meinst Du etwas "offizielles", im Sinne "schon vorher existierendes", kodifiziertes, dann kannst Du sicherlich ohne das auskommen.

Aber sobald Du eine Technikauswahl triffst, schaffst Du damit quasi Deinen eigenen Stil. Nehmen wir, beispielsweise, mal an, Du würdest Boxen und eine Technik, z.B. ein Uppercut würde Dir besonders gut liegen. Du verwendest Ihn oft und auf kreative Weise und verwendest daher andere Techniken seltener.
Damit hast Du praktisch Deinen eigenen Stil.

Grüße
SVen

Cam67
28-03-2017, 14:42
bin gerade verwirrt.
War die Frage soooo absurd im Zusammenhang mit dem Threadthema ? Oder etwa zu unangenehm ?

Meine Frage stand im Kontext zum Thread Historie/Geschichte. So macht das wenig Sinn. Merkt man schon an peeps Antwort. Es fehlt der Zusammenhang. Und im Endeffekt geht nun die Debatte im eigentlichen Thread , eben um jene auch, weiter.

peep
28-03-2017, 14:57
bin gerade verwirrt.
War die Frage soooo absurd im Zusammenhang mit dem Threadthema ? Oder etwa zu unangenehm ?

Eher absurd. Was Du als Stil bezeichnest, sind Schulen und Lehrpläne, die in aufeinander aufbauende Übungen gegliedert sind.

Cam67
28-03-2017, 15:22
Eher absurd. Was Du als Stil bezeichnest, sind Schulen und Lehrpläne, die in aufeinander aufbauende Übungen gegliedert sind.

Meine Frage war numal nicht alleinstehend im Raum, sondern im Kontext mit Kankens Thread.

Wir bewegen uns nicht mit einem chinesischen oder griechischen oder sonstwas für einen Körper , sondern nur einfach mit unserem eigenen.

Damit meine ich, ich muss nicht griechisch können um mich mit Ringen zu beschäftigen. Ein Chinese muss nicht eine europäische Sprache lernen um sich mit Jab und Cross zu beschäftigen.

Wir müssen nur übertragen können. Um dann mit unserem Körper zu arbeiten.
Kampf ist nunmal nicht an Nationen , Grenzen und Geschichte gebunden.

Will ich mich den Möglichkeiten meines Körpers nähern , denn darauf läuft es hinaus, dann brauch Selbstwahrnehmung, athletische Grundmuster , Innenarbeiten und gute Lehrer. Müssen diese Lehrer unbedingt ein komplettes System rüberbringen oder ein Stil .? In meinen Augen nö. Ist nicht schlecht aber auch nicht Vorraussetzungen. Es sind Krücken.
Entscheidend ist meine eigene Entwicklung.

Verschreibe ich mich einem Stil, hab ich eine Entscheidung getroffen . Dann ist Historie für ein komplettes eindringen in diesen Stil ev. von Nöten. Gleichzeitig sollte mir aber auch klar sein daß ich mich, zumindest für den Moment, selbst beschneide.

Darauf wollte ich hinaus. Aber eben nicht alleinstehend irgendwo im Raum.

relaunch
28-03-2017, 15:56
ist mma eine kk?
ist das systematisiert?
trainiert im mma jeder dasselbe oder pickt sich eher jeder das raus was für ihn funktioniert?
connor bspw trainiert auch mit ido portal, der wird mit ihm keine spzifische kk trainieren sondern eben das was ido am besten kann.
das bewegungsrepartoire erweitern was connor dann eben auch im kampf nützlich erscheint.
nichts desto trotz bedient man sich ja verschiedener techniken aus verschiedenen systemen.
gäbe es die systeme nicht hätte man nix was liefern würde.

ob für euch Kampfkunst an einen Stil gebunden ist ?
kk ja.kämpfen nein.

kann man sich auch intensiv mit KK beschäftigen ohne sich an einen Stil zu binden ?
man kann sich mit verschiedenen kk beschäftigen und ist demnach temporär gebunden. beschäftigt man sich mit kämpfen per se ist das nicht der fall.

Cam67
28-03-2017, 16:07
Hier würde ich umformulieren und sagen: ja, man kann sich mit 'Kämpfen' beschäftigen, ohne sich an einen "Stil" zu binden.

Ist für mich an dieser Stelle von entscheidender Bedeutung. Wobei auch genau dieser Prozess bzw. dieses Erleben/Erfahren und Arbeiten mit sich selbst ganz klar in einem Kontext stattfindet - und zwar mein Bezug/Verhältnis zur Umwelt als Mensch/Person; mit allem was dazu gehört (sprich "die Kommunikation auf allen Ebenen" bildet an dieser Stelle für mich den diesbezüglich relevanten Kontext).

Hier ist wohl der Knackpunkt.
Für viele bedeutet Kämpfen soviel , wie den anderen platt machen, sich selbst behaupten usw. ....... Spielt alles mit eine Rolle , keine Frage.
Für mich ist es aber eben weit mehr.
Also ist reiner Kampf oder reines Kämpfen als Blickpunkt, zu wenig. Und somit kommen wir zur Kampfkunst allgemein. Ohne Stilbindung, nur als Aspekt Ansicht.

Kampf ist für mich das Aufeinandertreffen zweier psychologischer Systeme . Also spielt beim Training/Üben noch viel mehr eine Rolle , als das physische Besiegen.

Da interessiert mich eben ganz stark die emotionale Ebene , die mentale Ebene und damit die kommunikative Ebene , im Sinne von , den anderen lesen. Aber eben nicht nur physisch. Und das geht nur wenn ich mich selbst lesen gelernt habe.

Kann mir da eine Stilhistorie , eine Geschichte , wirklich weiterhelfen?
Wenn, dann nur meine eigene Geschichte, ergo Aufarbeitung, Erkenntnis.

( vll. Hab auch einfach nur einen ganz anderen Ansatz. )

Cam67
28-03-2017, 16:33
.
nichts desto trotz bedient man sich ja verschiedener techniken aus verschiedenen systemen.
gäbe es die systeme nicht hätte man nix was liefern würde.



Du sagst gerade , das es ohne diese Systeme die Techniken nicht gäbe.
Sorry das sehe ich anders. Die Techniken sind immer vorhanden.
Der einzige Unterschied und manchmal Vorteil ist, das Techniken , wie der Name schon sagt , systematisiert sind und ev. in Konzepte eingebunden. Also hilfreich für eine Didaktik. Das ist aber auch schon alles.

Und wie schon angeführt , geht mein Blick weit über reine physische Techniken hinaus.

T. Stoeppler
28-03-2017, 16:41
@Cam67

Das war einfach soo weit Off Topic in einem eh schon schwer sortierbaren Thread - durch sowas zerrennt sich ein Thread ins unverfolgbare - aber dennoch eine schöne Grundfragestellung. Daher habe ich einen neuen Thread erstellt.

Gruss, Thomas

Cam67
28-03-2017, 16:45
@Cam67

Das war einfach soo weit Off Topic in einem eh schon schwer sortierbaren Thread - durch sowas zerrennt sich ein Thread ins unverfolgbare - aber dennoch eine schöne Grundfragestellung. Daher habe ich einen neuen Thread erstellt.

Gruss, Thomas

Jetzt hab ich einen Thread an der Backe. Grummelt, grummel :D

(Wie gesagt, dachte ich nicht das ich offtopik bin, sondern genau das Gegenteil. Tja so kann man sich täuschen ^^.)

relaunch
28-03-2017, 17:49
Du sagst gerade , das es ohne diese Systeme die Techniken nicht gäbe.
Sorry das sehe ich anders. Die Techniken sind immer vorhanden.
Der einzige Unterschied und manchmal Vorteil ist, das Techniken , wie der Name schon sagt , systematisiert sind und ev. in Konzepte eingebunden. Also hilfreich für eine Didaktik. Das ist aber auch schon alles.

Und wie schon angeführt , geht mein Blick weit über reine physische Techniken hinaus.

die techniken aus dem bjj bspw gab es also schon immer?
die würde es also auch ohne das system bjj geben?

Nagare
28-03-2017, 19:41
[...]

Kampf ist für mich das Aufeinandertreffen zweier psychologischer Systeme . Also spielt beim Training/Üben noch viel mehr eine Rolle , als das physische Besiegen.

Da interessiert mich eben ganz stark die emotionale Ebene , die mentale Ebene und damit die kommunikative Ebene , im Sinne von , den anderen lesen. Aber eben nicht nur physisch. Und das geht nur wenn ich mich selbst lesen gelernt habe.

Kann mir da eine Stilhistorie , eine Geschichte , wirklich weiterhelfen?
Wenn, dann nur meine eigene Geschichte, ergo Aufarbeitung, Erkenntnis.

[...]

Was Du in dem Post #7 ( http://www.kampfkunst-board.info/forum/f25/stilgebunden-182361/#post3569630 ) schreibst sehe ich genau so. Und dazu der Auszug:




Wir müssen nur übertragen können. Um dann mit unserem Körper zu arbeiten.
Kampf ist nun mal nicht an Nationen , Grenzen und Geschichte gebunden.

[...] Es sind Krücken.


Für das Übertragen, wenn ich mich einem "KK-System" hingebe, muss ich diesem System zuhören lernen, verstehen was es mir sagen will, quasi die "Sprache des jeweiligen Systems lernen" um dann anschließend übersetzen/übertragen zu können. Das schrieb ich auch in dem Thread von Kanken. Und aus diesem Grund sehe ich da eine "Stilgebundenheit".
Beziehe ich mich aber auf die Arbeit an und mit mir - sprich mich selbst als psycho-physisches, lernendes/veränderndes System - dann findet das auf einer anderen Ebene statt; eine Ebene, bei der die Übertragung/Übersetzung/Krücken obsolet geworden sind. Um dort aber hinzu kommen (sofern ich mich einem "KK-System" hingegeben habe), bin ich "stilgebunden". Daher sehe ich kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als auch.

Cam67
28-03-2017, 19:44
die techniken aus dem bjj bspw gab es also schon immer?
die würde es also auch ohne das system bjj geben?

Die grundlegenden Techniken , ja klar , die gab es schon immer. Zumindest solange es unseren Körper in der heutigen Form gibt. Das System aber nicht.

Ich brauch kein System um einen Armstrecker , einen Schulterhebel , eine Würge oder eine Fege zu erkennen und zu nutzen. Oder um eine Faust oder Ellenbogen zu nutzen. Der eine sieht halt mehr und der andere weniger .

Anders gesagt , da wo unser Körper ist , da sind auch schon immer die Techniken vorhanden.

Die Art und Weise die Techniken einzusetzen , was Mechanik und Konzept angeht, das ist natürlich BBBj-typisch und damit Systemspeziell. Keine Frage

Nur viele Techniken/Bewegungen gibt es in anderen Stilen/System auch. Ganz einfach weil unser Körper nunmal in bestimmter Art aufgebaut ist und sich viele Dinge deshalb fast von allein anbieten.

Einen Stock zu halten und zu führen wird sich überall auf der Welt ähneln.

Was sich unterscheiden kann und wird, sind dann eben die Systemspeziellen Ausführungen. Abhängig von der Zielstellung, z.b. Regelwerk im Sport, oder Bevorzugung bestimmter Distanzen oder Ausführung aus einer speziellen Mechanik heraus usw.
Dem Arm des anderen wird aber egal sein durch welches System er gebrochen wurde.

Hier kommen die Stile ins Spiel.
Die Technik selber in Bezug auf Ihr zugrundeliegenden Prinzip , z.b. Armstrecker , ist davon aber nicht betroffen, sondern nur die Art und Weise ihn auszuführen.

Wie gesagt , ein System systematisiert und da gibt es gewiss Unterschiede.

Nagare
28-03-2017, 19:48
die techniken aus dem bjj bspw gab es also schon immer?
die würde es also auch ohne das system bjj geben?

Da stimme ich Cam zu. Ich denke an dieser Stelle an einen Vergleich (von Takuan Soho bezugnehmend auf das Lotus Sutra), bei dem es (sinngm.) heißt:
Selbst wenn ich alles Brennbare aus dem Universum entferne, alle Flammen lösche, dann existiert 'Feuer' weiterhin. Denn sobald wieder etwas Brennbares und ein Funke aufeinander treffen, wird es Feuer geben.

Genauso verhält es sich mit der Bewegung von Menschen, die in Techniken kategorisiert werden.

Cam67
28-03-2017, 19:56
Boah , wie poetisch. :D

relaunch
28-03-2017, 21:02
Ich versteh euren Grundgedanken
Dem folgend müsste es dann ja so sein das es keine Innovation gibt.
Ich glaube Menschen lernen ihren Körper zu benutzen und passen sich eben auch Innovationen an.
Philosophisch gesehen kann man sagen alle möglichen Bewegungen sind da,weil sie möglich sind.
Praktisch aber nicht da der einzelne sie nicht kennt.
Sobald ich Bewegungen in Konzepte packe und sie didaktisch systematisiert spricht man von einem System. Da bin ich bei euch.

Cam67
28-03-2017, 21:15
Ich versteh euren Grundgedanken
Dem folgend müsste es dann ja so sein das es keine Innovation gibt.
Ich glaube Menschen lernen ihren Körper zu benutzen und passen sich eben auch Innovationen an.


Auch hier, sehe ich es genau umgedreht. innovation findet ständig aufs neue statt. Wieder und wieder. Ganz einfach weil jeder die selbe Sache , anders interpretieren wird , manchmal nur minimal aber doch eben anders und dadurch ständig Neuerungen geben wird.

Das Neue ist nicht die einzelne Technik ansich , sondern meine Art sie zu nutzen , sie zu verbinden , also der Weg den ich mit ihr gehe.

Und da das ständig mit und in jeden stattfindet , kann man eigentlich beides sagen. Es gibt Systeme und gleichzeitig auch nicht.
Denn auch innerhalb eines Systems interpretiert jeder einzelne Übende , das Gelehrte ein wenig anders für sich und verändert dadurch auch automatisch , selbst wenn er es nicht will, das System.

KlingonJake
29-03-2017, 10:27
ich seh das so:
du kannst natuerlich durch die KK/KS-Welt taumeln und alles mal hier und mal da ausprobieren (so wie ich das mal ne Zeit lang hatte -Identitaetskrise)...da wird dann am Ende jemand bei rauskommen,der von allem total frustriert ist, und am Ende "sein eigenes" Ding macht--> was dann im Endeffekt auch nix richtiges ist.
Ich hab lange Zeit bei nem Lehrer glernt, der halt nur unterrichtet hat, aber nichts dazuerzaehlt hat. Nachdem ich dann hier nach Indonesien gekommen bin, hab ich bei nem Lehrer gelernt bzw.lerne noch, der auch viel ueber die Theorie und Geschichte des Stils erzaehlt...das macht dann natuerlich auch ne Menge aus.
Mich persoenlich haelt das bei meinem Stil...

Teodi
29-03-2017, 11:59
Ja stimmt, es ist schon wichtig da auch bischen über den Tellerrand eines Stils hinauszuschauen. Dann sieht man erst wie tiefgehend die Philosophien dahinter sind