Vollständige Version anzeigen : Juju besser didaktisch reduzieren?
Seit geraumer Zeit plagt mich eine Fragestellung in Sachen Ju Jutsu.
So wird die Vielseitigkeit ja allgemein ganz gerne als das große Verkaufsargument pro Ju Jutsu dargestellt.
Andererseits erweist sich vielleicht gerade das auch als Fluch, wenn eine Technik auf einmal variabel Verfügbar sein sollte und einfach nicht abrufbar ist, weil sie nur eine von vielen nicht ausreichend wiederholten Techniken ist.
Ergo kam der Gedanke, weshalb nicht auf ein Minimum an Techniken (vor allen an Kombinationen) reduzieren und auch (gerade) in den Prüfungen diese immer und immer wieder vorkäuen.
Statt der möglichen 16 Kombinationen beispielsweise zum 5. Kyu reduziert man die Kombinationen auf vielleicht maximal zehn oder besser noch weniger einfachste Kombinationen bzw. Drills, in denen insgesamt aber die gefragten Techniken in Kombination (möglichst sinnvoll versteht sich) untergebracht werden.
Noch konsequenter wird's, wenn dabei ein und die selbe Grundkombination bleibt, gemäß Aufgabenstellung lediglich die Eingänge darein geändert werden. So, dass statt 16 nicht nur lediglich vielleicht noch zehn sondern sogar nur noch acht oder wenn die Kreativität des Trainers mehr Einfältigkeit auszutüfteln in der Lage ist weniger Kombis übrig bleiben.
Das behält man dann im Laufe der nächsten Entwicklungsspannen (Prüfungen) bei. Im Optimalfall recycelt man (hypothetisch) eine Kombination einmal horizontal durch das jeweilige Prüfungsprogramm aber auch vertikal durch die einzelnen Grade vom 5. Kyu bis zum x. Dan.
Lediglich Qualität und Schnelligkeit variieren und die Grundkombi wird etwas komplexer (statt drei mal auf Stelle X mit der Faust zu hauen hauen wir nach einiger Zeit vielleicht vier mal auf die in gleicher Richtung gelegenen Stellen X und Y und variieren den Bohrhammer Faust durch Handballen, Ellenbogen, Finger -was auch immer gefordert ist).
Die gewonnene Zeit wird ins Drillen und in die Handlungskomplexe investiert.
Mein erster Gedanke als Prüfer wäre jetzt allerdings: Wie bewerte ich den Bereiche Vielfältigkeit/ Vielseitigkeit und wie viel Espresso benötige ich wohl, um mir so eine Prüfung anzuschauen in der im ungünstigsten Falle nicht nur von einem sondern von allen Prüflingen immer wieder der selbe Brei aufgekocht wird?
Würdet ihr überhaupt negativ bewerten oder hätte die Sache ob der besseren Anwendbarkeit für den Endverbraucher vielleicht sogar einen ganz eindeutigen Charme für Euch?
LG
Lamiech
washi-te
13-05-2017, 17:03
Sag mal hast du eigentlich keine anderen Sorgen?
Sag mal hast du eigentlich keine anderen Sorgen?
????
washi-te
13-05-2017, 18:09
.
Ich würde nicht reduzieren, sondern verändern. Weg von "Kombinationen" hin zu Drills und einschleifen von sinnvollen, kampftauglichen Bewegungsmustern.
Kombinationen würde ich erst ab Grüngurt und dann in Form von Duo üben und prüfen.
Also ich trainiere meine Leute zumindest so, Prüfungen muß ich natürlich nach PP abnehmen, aber ich achte hier darauf, daß die Leute sich bewegen können und die Prinzipien verstanden haben.
Kombinationen sehe ich als Form (also Kata) zum Technik lernen und nicht, um zB. SV zu lernen.Dafür wiederum gibt´s Szenario- und Stresstraining.
washi-te
13-05-2017, 20:31
????
Arrhhh ... das Infragestellen von Systemen ist hier das Hobby von dem einen oder auch dem anderen Foristen ... Möglicherweise war die Frage für dich nicht ganz passend.
Konkret: Ich würde in den ersten drei Gürtelstufen die Basics unterbringen, geordnet nach Schwierigkeit. Danach darauf aufbauend weiter steigern in Richtung Schwierigkeit, Komplexität, Schnelligkeit, Genauigkeit, Anwendung.
ggf. auch drüber nachdenken, ob 9 Kyugrade nicht sinnvoller wären. Hab mir grade mal das Prog zum 5. Kyu (DJJV) angeschaut. Das scheint mir schon ziemlich vollgestopft.
th.giese
13-05-2017, 21:21
Weg von "Kombinationen" hin zu Drills und einschleifen von sinnvollen, kampftauglichen Bewegungsmustern.
Das ist ein Thema fürs Training aber Prüfung? Schau Dir doch mal an, was nur schon bei "Dreikontakt" teilweise für ein Unsinn gezeigt wird.
Kombinationen würde ich erst ab Grüngurt und dann in Form von Duo üben und prüfen.
In der Form vom Duo???? Also das kann doch nicht Dein ernst sein. Die Duo's rammen sich zwar mit Hau und Ruck gegenseitig in die Matte, aber das was dort gezeigt wird ist meiner Meinung nach viel Show.....
Also ich trainiere meine Leute zumindest so, Prüfungen muß ich natürlich nach PP abnehmen, aber ich achte hier darauf, daß die Leute sich bewegen können und die Prinzipien verstanden haben.
Das wiederum ist eine sehr sinnvolle Sache. Würden die Leute sich mehr mit den Prinzipien beschäftigen und versuchen diese zu verstehen, kämen auch sinnvolle Kombinationen am Ende raus.
hm, das würde bedeuten, PO und sinnvolle Trainingsinhalte gehen nicht so richtig zusammen.
Die Frage zielte auch ein Stück weit in die Richtung ob und wie doch.
LG
Lamiech
1. Das ist ein Thema fürs Training aber Prüfung? Schau Dir doch mal an, was nur schon bei "Dreikontakt" teilweise für ein Unsinn gezeigt wird.
2. In der Form vom Duo???? Also das kann doch nicht Dein ernst sein. Die Duo's rammen sich zwar mit Hau und Ruck gegenseitig in die Matte, aber das was dort gezeigt wird ist meiner Meinung nach viel Show.....
3. Das wiederum ist eine sehr sinnvolle Sache. Würden die Leute sich mehr mit den Prinzipien beschäftigen und versuchen diese zu verstehen, kämen auch sinnvolle Kombinationen am Ende raus.
zu 1.: Trainingsformen werden ja jetzt schon im PP abgenommen: "Komplexaufgabe" heißt das ganze und wird von den meisten sowohl im Training als auch in der Prüfung allzu stiefmütterlich behandelt, und zwar sowohl von Trainern als auch von den Prüfern. Dabei ist gerade das ein sehr wichtiges Tool. Dem gehört mMn. gegenüber den "Kombinationen" im 5. und 4. Kyu eine viel größere Bedeutung beigemessen in mehr verschiedenen Formen. Und wenn die Prüflinge es sowieso schon aus dem Training kennen, fällt die Prüfung entspannter aus.
zu 2. und 3.: Duo ist doch nur die Wettkampfform von "Kombinationen". Und die Leute, die Duo im Training mit üben, sind meistens technisch sehr fit, auch wenn das nur als "Breitensport" betrieben wird.
Und auch hier gibt es sowas ähnliches schon ab 4. Kyu im PP: unter Punkt 15, "freie Selbstverteidigung", da sind zumindest die Angriffe der Duo- Serie.
Ich bin eher dafür, daß die Grundtechnik sauber gezeigt werden sollte, ohne großes Brimborium außenrum, einfach Bspw. bei einem Wurf zeigen, wie kann man das Gleichgewicht brechen, welche Möglichkeiten gibt es dann für den Wurfeingang, dann werfen, wie kann es am Boden weiter gehen usw..
Wenn mir das ein, sagen wir Gelbgurt zur Orange- Prüfung, alles richtig erzählen und Umsetzen kann, hat er die Grundform kapiert und kann später bei der Anwendung der Technik bei auftretenden Schwierigkeiten (in Kombination mit anderen Brimborium) immer wieder auf die Prinzipien der Grundform zurückgreifen.
Dann wäre eine ganz andere Herangehensweise ja noch viel sinniger:
1. Technik in Grundform (O-Goshi und gut)
2. Technik in Bewegung (meinetwegen im Rahmen der Komplexaufgaben/Freien
Anwendungen)
3.2. im Rahmen der Gegen- und Weiterführungen (die Technik wird weitergeführt
und auch gekontert)
3.1. als Gegen- oder Weiterführungstechnik
4. in Kombination
Ergo: Eine Technik über diverse Prüfungen verteilen und tada: die Vorkenntnisse sind wieder zurück!
Dann wäre eine ganz andere Herangehensweise ja noch viel sinniger:
1. Technik in Grundform (O-Goshi und gut)
2. Technik in Bewegung (meinetwegen im Rahmen der Komplexaufgaben/Freien
Anwendungen)
3.2. im Rahmen der Gegen- und Weiterführungen (die Technik wird weitergeführt
und auch gekontert)
3.1. als Gegen- oder Weiterführungstechnik
4. in Kombination
Ergo: Eine Technik über diverse Prüfungen verteilen und tada: die Vorkenntnisse sind wieder zurück!
... und da ich im DJJV- Ju-Jutsu als Trainer genau die Freiheit habe, mein Training so aufzubauen, wie ich es für sinnvoll halte, und Prüfung eben nicht das wichtigste sind, sondern einmal im Jahr 3 - 4 Wochen auf dem Programm stehen, das Jahr aber 52 davon hat, tata....
Ich hab lange gebraucht, es zu begreifen, aber vor ein paar Jahren hab ich es dann doch ...
Ich muß mir halt wesentlich mehr Gedanken machen, als, sagen wir, ein Shotokan Trainer. Der lässt sein Kihon und seine Kata laufen, bissl Kumite noch, alles im System traditionell vorgegeben, so geht das da halt.
Ich liebe die Freiheit, die mir Ju-Jutsu gibt.
... und da ich im DJJV- Ju-Jutsu als Trainer genau die Freiheit habe, mein Training so aufzubauen, wie ich es für sinnvoll halte, und Prüfung eben nicht das wichtigste sind, sondern einmal im Jahr 3 - 4 Wochen auf dem Programm stehen, das Jahr aber 52 davon hat, tata....
Ich hab lange gebraucht, es zu begreifen, aber vor ein paar Jahren hab ich es dann doch ...
Ich muß mir halt wesentlich mehr Gedanken machen, als, sagen wir, ein Shotokan Trainer. Der lässt sein Kihon und seine Kata laufen, bissl Kumite noch, alles im System traditionell vorgegeben, so geht das da halt.
Ich liebe die Freiheit, die mir Ju-Jutsu gibt.
Diese Freiheit liebe ich auch.
Die Herausforderung, ja geradezu der persönliche Mount Everest ist für mich aber als Trainer, sinniges Training und Prüfungsvorbereitung miteinander zu verbinden. Warum sollen Leute keine Prüfung machen, nur weil sie gutes Training machen.
Dieses Entweder oder stört mich da halt.
Die Lösung habe ich für mich leider noch nicht gefunden, aber da muss doch was möglich sein.
LG
Lamiech
washi-te
14-05-2017, 22:28
...
Ich muß mir halt wesentlich mehr Gedanken machen, als, sagen wir, ein Shotokan Trainer. Der lässt sein Kihon und seine Kata laufen, bissl Kumite noch, alles im System traditionell vorgegeben, so geht das da halt.
Da täuschst du dich aber gewaltig!
Von welcher PO reden wir hier eigentlich? DJJV-Ju-Jutsu oder DJJV-Jiu-Jitsu?
In meinem Verein wurde die Duo-Serie immer als reine, realistische SV aufgezogen. Die vorgegebenen Duo-Angriffe waren gesetzt und dann sollte eine einstudierte und jederzeit abrufbare Technikkombination gezeigt werden, aber keine klassische Duo-Wettkampfshow, sondern einfach und funktionell.
Klar muss man in der Prüfung auch mal Kombinationen und Techniken zeigen die ich... sagen wir mal primär für die Prüfung einstudiere, aber das meiste kann ich doch immer wieder benutzen. Ich habe mir gewisse Kombinationen draufgeschafft die ich von Gelb bis zur Dan-Prüfung benutzen konnte.
Gerade Gegen- und Weiterführungstechniken sind übungsintensiv und schaffen richtig trainiert ein gutes Handwerkszeug um ohne nachzudenken reagieren zu können.
In vielen Vereinen wird aber leider die wichtigsten Parts der PO vernachlässigt:
Komplexaufgabe (einstudieren flüssiger und jederzeit abrufbarer Atemi-(und-)Wurf-Kombinationen)
Gegen- und Weiterführung um ohne Nachdenken auf Impulse zu reagieren (auch als Drill trainierbar)
Freie SV/bzw Duo als freie SV
Da täuschst du dich aber gewaltig!
Denk' ich nicht. Mein Sohn hat als Jugentlicher jahrelang Shotokan- Karate geübt, war oft genug da, denke, daß ich da schon einen sehr guten Einblick hab. Der Sensei war dort 4.Dan, dazu noch 2.Dan und 2x 1. Dan, waren zum einen auch erfolgreiche Wettkämpfer, zum anderen wurde viel Wert auf historische Hindergründe gelegt, Kata Bsw. mit Bunkai usw.
Shotokan-Karade-do ist ein geschlossenes Systhem, Kihon, Kata und Kumite sind vom Systhem vorgegeben. Als Trainer bewege ich mich innerhalb dieser Vorgaben. Klar muß ich mir auch hier Gedanken machen, wie ich diese Vorgabe umsetze, das ist logisch.
Beim Ju-jutsu (DJJV) habe ich als Trainer ein weißes Blatt Papier vor mir!!!
Klar hab ich die Prüfungsordnung, wo der Beinsteller drinne steht, eine Handballentechnik und der Armstreckhebel am Boden, um nur mal 3 Beispiele aus dem Gelbgurt zu nennen.
Es gibt aber nun mal tausend Möglichkeiten für jede einzelne Technik, wie ich als Trainer es lehre. Und ich hab im Ju-jutsu eben niemanden, der mir vorschreibt, wie ich als Trainer diesen Weg zur Technik mit meinen Leuten geh. Das heißt ganz konkret, ich hab die Verantwortung dafür, diesen Weg zu finden und auch zu gehen.
Das ist doch dann gegenüber dem, was Du im Karate kennst, schon ein gewaltiger Unterschied!
DerLenny
14-07-2017, 13:42
Wenn ich mal so frei sein darf:
Die Prüfung im JuJu wird zu 80% durch Bauchgefühl abgehalten. In meinen Zeiten als Prüfer habe ich es auf einem Prüfer LGmal gewagt zu fragen, nach welchen Kriterien denn "etwas" bewertet wird. Und es ging um Grundlagen, in dem Fall "Gleiten rückwärts."
Und niemand hatte eine konkrete Antwort, es wurde viel schwammiges Zeug erwidert, und auch hier konnten sich die Herren nicht einigen.
Und hier geht es nur um den Prüfling, ohne Interaktion mit anderen Personen. Kommt eine zweite Person dazu, zum Beispiel um eine Atemi Technik zu bewerten, wurde es noch abenteuerlicher.
Und dann wurde mir gesagt, ich solle mich nicht so haben, die Prüfer würden das ja schon irgendwie wissen, etc.
Das erklärt auch Prüfungen im Dan Bereich, wo die Meinung der Prüfer zu einem Prüfling deutlich auseinander gehen.
JuJu fehlt die Systematik und eine gemeinsame Verständnis des Systems.
Stichwort System: ist ein solches überhaupt vorhanden?
Wenn ich mal so frei sein darf:
....
JuJu fehlt die Systematik und eine gemeinsame Verständnis des Systems.
Ich denke, was Du meinst, ist das, was das "System" ausmacht, dafür fehlt das Verständnis.
Das wiederum ist eigentlich vom DJJV schon vor über 10 Jahren und seit dem immer wieder klar kommuniziert wurden, als Bsp.:
„Das Ju- Jutsu beinhaltet mehr, als der Name allein erkennen lässt. “Ju“ bedeutet „sanft“, d.h. ausweichen, anpassen, nachgeben. „Jutsu“ bedeutet „Kunst oder Kunstgriff“. Ju- Jutsu ist also die Kunst, durch optimale Anpassung an die jeweilige Situation Gefahren von sich und Anderen abzuwenden. Über alle Verteidigungstechniken steht das „ökonomische Prinzip“, also „mit dem erforderlichen Aufwand den größtmöglichen Nutzen zu erzielen“. Alle Verteidigungstechniken können in weicher oder harter Form mit vielen Zwischenstufen nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit angewandt werden. Sollen die Techniken voll wirksam werden, müssen ihre Prinzipien beachtet werden. „Wirksamkeit“ heißt nicht Kraft oder Gewalt, sondern richtige Technikanwendung- und Ausführung. Nur so ist es auch Kleineren und Schwächeren möglich, sich gegen stärkere Angreifer erfolgreich zu verteidigen.“ Zitat aus JJ 1&1Ausg. 2006 S. 6
Kurz, mit möglichst geringem Aufwand, flexibel und angemessen einem Angriff begegnen.
Ich bin der selben Meinung wie Du. Das Prüfungssystem gehört weiterentwickelt und überarbeitet, die Prüfer (ich bin ja auch einer) gut ausgebildet (bei mir im Verband wird da schon viel getan mit der Weiterbildung).
Grundsätzlich wäre es gut, wenn das PP deutlicher in verschiedene Gebiete unterteilt wäre. Es wäre gut, wenn man sich einigen könnte, welchen Zweck JJ zu welchem Zeitpunkt erfüllen soll.
Grundsätzlich kann man ja jetzt schon als erwachsener Anfänger zBsp. den sog. "SV-Gürtel" machen, eine gute Sache im Ansatz, aber nicht konsequent genug zu Ende gedacht. Es gäbe da noch eine ganze Menge mehr Ideen.
Konzentration auf reine Grundtechniken bis Grün, ab dann Themen- Module, wo sich der Prüfling auf seine Vorlieben spezialisieren könnte usw. Nur um mal einige Ideen zu nennen.
Das käme dann dem entgegen, was die Ausgangsfrage (Juju besser didaktisch reduzieren?) war.
SV-Gürtel? Was hat man sich denn da schon wieder für einen Unfug ausgedacht. :rolleyes:
DerLenny
15-07-2017, 16:43
Ich meine eher, dass die Leute Dinge tun.
Monkey see, Monkey do.
Einer turnt vor, der Rest turnt nach. Verständnis für das was und warum ist selten vorhanden, und wenn nich quantifizierbar.
Das geht bei den Basics los. Und zeigt sich dann später wieder, wenn es um Kombinationen und Drills geht.
Ich habe kürzlich wieder ein paar JJ Schulen besucht, und finde, dass die Qualität stagniert oder sogar zurück gegangen ist. Verständnis für die JJ 2k Elemente ist noch immer nicht da. Zumindest nicht in den Vereinen, die ich mir angesehen habe.
Aber, bei einer so kleinen Stichprobe (3 Vereine, die alle so 1-2 h Autofahrt auseinander lagen) kann ich auch einfach nur Pech gehabt haben.
Das Grundproblem ist vermutlich noch nicht einmal das Chaos im Ju Jutsu sondern eher noch die Unmöglichkeit, dieses zu beheben.
Einige gute Lösungsansätze wurden ja zumindest schon angedeutet nur würden die jeweils bedeuten, dass man sehr vielen Leuten (in Trainer- und sonstiger Funktion) erklären muss, dass sie in einigen Bereichen auf dem Holzweg sind und sich noch einmal ganz neu anhand klar definierter Anforderungen schlau machen müssten.
Da würde jeder, ganz besonders aber der DJJV wohl personell gehörig Federn lassen -trotzdem wäre es wenn der Faktor Qualität nicht mehr dem Zufall überlassen werden soll doch eine Holschuld des Verbandes.
CU
Lamiech
DerLenny
15-07-2017, 17:50
Vor 2K war es eigentlich ganz einfach.
Die Leute haben "Dinge" bekommen, die bei einer PO Änderung wild durch die Gegend geschoben wurden (Braun nach Gelb und anders rum).
Das kann man ohne Probleme einer breiten Masse zeigen und unterrichten.
Und das ist quasi, was die Leute gewohnt waren.
Dann kommt die neue PO. Elemente aus anderen KKs mit anderen Ansätzen werden eingebracht. Ist eine gute Sache. Aber diese Ideen und der Grund dahinter wurde nie vermittelt.
Wer Hubud nicht kennt, kann mit dem Dreier Kontakt nichts anfangen. Wird er dann von Leuten gezeigt, die es auch nur aus zweiter Hand kennen, wird der Übergang noch schwerer.
Und der Name verwirrt noch mehr. Ich kenne Leute, die hier gerne mal drei beliebige Dinge tun, einfach nur, weil es Dreierkontakt heisst.
Auch die normale Art, wie eine PO "unterrichtet" wird, hat hier Probleme. Man hat früher das Brevier, dann das 1x1 genommen, und hat es eben so geprüft. Das war die Art und Weise, wie die PO an die Vereine kam.
Mit 2k geht das nicht mehr. Aber das hat den Leuten niemand gesagt. Dazu noch eine Portion von "Ich mache seit x Dekaden JJ, warum sollte ich das auf einmal anders machen" und schon hat man ein Problem in den Vereinen.
Und dieses Problem besteht seit dem, und hat sich zu den bereits bestehenden Problemen hinzugefügt.
Und es fühlt sich komisch an, dass nach 17 Jahren JJ 2k noch immer als "die neue PO" bezeichnet wird ;)
SV Prüfung im JJ ist lächerlich, denn SV heißt wenige Techniken gegen viele Situationen, das läuft komplett gegen die Prüfungsordnung und ihre Vielseitigkeit mit 20 Techniken gegen dies und das. 30 Hebel User.
Ich habe für mich konsequenterweise die Reissleine gezogen und bin zum Krav Maga.
Bloß gut, daß es im KM keine Prüfungen gibt, die was mit SV zu tun haben:ironie::ironie:
Wenn ich diese Diskussionen hier so lese, bin ich richtig, RICHTIG froh, dass ich in der Mitgliederversammlung ausdrücklich alle TeilnehmerInnen hingewiesen habe, dass, sollte ich als Übungsleiter auftreten, den Großteil der Zeit auf Szenarientraining und SV-Themen verwenden werde. Um die Prüfungsvorbereitung muss ich mich daher nur marginalst kümmern.
Schade. Nicht.
Wenn ich diese Diskussionen hier so lese, bin ich richtig, RICHTIG froh, dass ich in der Mitgliederversammlung ausdrücklich alle TeilnehmerInnen hingewiesen habe, dass, sollte ich als Übungsleiter auftreten, den Großteil der Zeit auf Szenarientraining und SV-Themen verwenden werde. Um die Prüfungsvorbereitung muss ich mich daher nur marginalst kümmern.
Schade. Nicht.
Tut mir ja leid, ich seh' da irgendwie überhaupt keinen Wiederspruch: Ich bring den Leuten bei mir grundsätzlich erst mal kämpfen bei, alles was dazu gehört. Dh. Körpergefühl, Körpermechanik, Distanzgefühl sowie Taktik und grundlegende Prinzipien. Über die Methodik dafür bin vor allen ich als Trainer zuständig, nicht der Verband oder das System(und das ist für mich das gute am DJJV- JJ)!!!
Ich bringe kämpfen so bei, das sie es sowohl für sportliches Rollen im Training auf der Matte nutzen können als auch um auf der Straße ihre Haut zu retten.
Das ist meine Aufgabe als Trainer, nicht die des Verbandes oder des Systems. Ich muß mir einen Kopf machen, wie ich das hinkrieg, kann mir aber vom Verband Hilfe in Form von Weiterbildung holen. Und glaubt mir, es gibt sehr, sehr gute Leute im Verband, wo ich die Möglichkeit dazu habe. Das ist, glaub ich, auch unstrittig.
Auf diesem Weg, also meinen Leuten kämpfen beizubringen in jeglicher Hinsicht, gibt es verschiedene Methoden, die mit der Umstellung des Prüfungssystems und der damit verbundenen Öffnung der DJJV- Ju-Jutsu "neu" in dieses Eingang gefunden haben. Diese Methoden, die aus dem FMA, dem KM, dem BJJ, dem Kickboxen usw. hinzugewonnen wurden, stehen neben den Methoden vor JJ2000, die eigentlich ausschließlich aus Judo (vor allem Kodokan goshin jutsu), Shotokan Karate und Aikido herrührten.
Das Prüfungsprogramm steht da erst mal ganz woanders, hat (für mich!!!) einen anderen Zweck: es ist der kleinste gemeinsame Nenner, den mir der DJJV für JJ2000 vorgibt, was die Leute zu welchen Zeitpunkt ungefähr kennen und einigermaßen brauchbar vorzeigen können sollten. Mehr nicht.
Es gibt dann immer eine mehr oder weniger große Schnittmenge zwischen dem Prüfungsprogramm und meinem Weg für meine Leute auf dem Weg zum Kämpfen. Das heißt, einige Sachen, die (rein zufällig) auch im PP vorkommen, werden bei mir sehr ausführlich trainiert, weil sie zum Kämpfen sehr geeignet sind. Die sitzen dann bei meinen Leuten richtig, also in Feinform und anwendungsfähig.
Und dann gibt es Sachen im PP, die nicht in der Schnittmenge sind. Die lernen sie kurz vor der Prüfung kennen, üben sie und zeigen sie mir in der Prüfung dann in Grobform, aber vom Prinzip her richtig.
Voilá.
Ich hab im Jahr 2000 mit JJ angefangen, hatte erst einen Trainer, der mit den neuen Methoden klar kam und sie damals sofort ins Training integrierte. Nach 3 Jahren wurde dieser von einem anderen Trainer abgelöst, der mit dem "neuen Zeug" überhaupt nicht klar kam und wir im Training dann offiziell kein Ju-Jutsu (JJ2000) mehr betrieben sondern ab da "Jiu Jitsu", weil das "klar strukturiert" sei und somit "sowiso eh besser". Erst bei meiner Trainerausbildung (DJJV- Ju-Jutsu) 10 Jahre später hab ich begonnen zu begreifen, wie der Hase läuft.
Tut mir ja leid, ich seh' da irgendwie überhaupt keinen Wiederspruch: Ich bring den Leuten bei mir grundsätzlich erst mal kämpfen bei, alles was dazu gehört. Dh. Körpergefühl, Körpermechanik, Distanzgefühl sowie Taktik und grundlegende Prinzipien. Über die Methodik dafür bin vor allen ich als Trainer zuständig, nicht der Verband oder das System(und das ist für mich das gute am DJJV- JJ)!!!
Ich bringe kämpfen so bei, das sie es sowohl für sportliches Rollen im Training auf der Matte nutzen können als auch um auf der Straße ihre Haut zu retten.
Das ist meine Aufgabe als Trainer, nicht die des Verbandes oder des Systems. Ich muß mir einen Kopf machen, wie ich das hinkrieg, kann mir aber vom Verband Hilfe in Form von Weiterbildung holen. Und glaubt mir, es gibt sehr, sehr gute Leute im Verband, wo ich die Möglichkeit dazu habe. Das ist, glaub ich, auch unstrittig.
Auf diesem Weg, also meinen Leuten kämpfen beizubringen in jeglicher Hinsicht, gibt es verschiedene Methoden, die mit der Umstellung des Prüfungssystems und der damit verbundenen Öffnung der DJJV- Ju-Jutsu "neu" in dieses Eingang gefunden haben. Diese Methoden, die aus dem FMA, dem KM, dem BJJ, dem Kickboxen usw. hinzugewonnen wurden, stehen neben den Methoden vor JJ2000, die eigentlich ausschließlich aus Judo (vor allem Kodokan goshin jutsu), Shotokan Karate und Aikido herrührten.
Das Prüfungsprogramm steht da erst mal ganz woanders, hat (für mich!!!) einen anderen Zweck: es ist der kleinste gemeinsame Nenner, den mir der DJJV für JJ2000 vorgibt, was die Leute zu welchen Zeitpunkt ungefähr kennen und einigermaßen brauchbar vorzeigen können sollten. Mehr nicht.
Es gibt dann immer eine mehr oder weniger große Schnittmenge zwischen dem Prüfungsprogramm und meinem Weg für meine Leute auf dem Weg zum Kämpfen. Das heißt, einige Sachen, die rein zufällig im PP vorkommen, werden bei mir sehr ausführlich trainiert, weil sie zum Kämpfen sehr geeignet sind. Die sitzen dann bei meinen Leuten richtig, also in Feinform und anwendungsfähig.
Und dann gibt es Sachen im PP, die nicht in der Schnittmenge sind. Die lernen sie kurz vor der Prüfung kennen, üben sie und zeigen sie mir in der Prüfung dann in Grobform, aber vom Prinzip her richtig.
Voilá.
Ich hab im Jahr 2000 mit JJ angefangen, hatte erst einen Trainer, der mit den neuen Methoden klar kam und sie damals sofort ins Training integrierte. Nach 3 Jahren wurde dieser von einem anderen Trainer abgelöst, der mit dem "neuen Zeug" überhaupt nicht klar kam und wir im Training dann offiziell kein Ju-Jutsu (JJ2000) mehr betrieben sondern ab da "Jiu Jitsu", weil das "klar strukturiert" sei und somit "sowiso eh besser". Erst bei meiner Trainerausbildung (DJJV- Ju-Jutsu) 10 Jahre später hab ich begonnen zu begreifen, wie der Hase läuft.
Wenn Du das für Dich überzeugend hinbekommst, finde ich das fein.
Mir allerdings fehlt dafür die Kompetenz. Und ich verschwende nicht die wenigen Stunden, die ich meine SchülerInnen auf der Matte habe, um mit ihnen Fantasieland-Jutsu zu spielen.
th.giese
16-07-2017, 17:49
Stichwort System: ist ein solches überhaupt vorhanden?
Hierzu habe ich eine Äußerung von Franz Josef Gresch, einem der Begründer des Ju-Jutsu in Deutschland aus den 60er Jahren gerade erst heute gelesen:
Aus heutiger Sicht muss ich jedoch sagen, dass wir bei der Vorstellung unseres Systems bereits in der Anfangszeit einen großen Fehler begangen haben.
Wir haben bei unserem Ju-Jutsu nicht deutlich genug das eigene Profil herausgestellt, sondern immer besonders betont, dass wir „das Beste aus anderen
Budo-Sportarten“ genommen haben. Und dieses „Beste aus...“ wird heute so interpretiert, dass wir für alles offen sein müssen, was zur Selbstverteidigung beiträgt, ganz gleich, wo es herkommt. Über das Für und Wider, die Zweckmäßigkeit einer Technik wird immer wieder gestritten werden. Deshalb halte ich es nicht für besonders glücklich, wenn wir uns weiter den Einflüssen anderer Sportarten öffnen und meinen, ohne Anleihe bei ihnen nicht auszukommen. Ichmeine, dass wir so auf dem besten Wege sind, unsere Identität zu verlieren.“
Dieses Zitat stammt aus Franz Josef Greschs Dankesrede im Jahr 1999, als man ihm auf dem Bayernseminar in Münschen den 8. Dan verliehen hat.
Ich glaube er hat hatte irgendwie eine Vorahnung.
Deshalb kommt es einem ja momentan auch vor, als ob es im DJJV- Ju-Jutsu einen Kampf zwischen den Generationen gibt, die Vor- jj2000- Generation vs. die danach.
Ich persönlich hab nix gegen "das beste aus ...", Budo-cargo- Kult usw. , nur möcht ich so selber weder lernen noch lehren, da ich mit meinem eigenem Zeug besser zurecht komm.
Ich hab das mit dem Japan- Budo Zeug hinter mir und hab meine eigene "Kultur" voll in meine "Methode" integriert: locker, entspannt, Metal- und Rock Mucke laufen lassen, am Anfang und Ende Kreis statt in Linie aufstellen und "Sensei- Gedöns", Hände abklatschen, Fäuste zamm statt Unterwürfigkeitsgesten, Leben und Leben lassen, halt ganz normale mitteleuropäische Werte, so läuf´s bei mir. Passt für mich und ich denk, für meine Leute auch.
Ju-Jutsu als System iss für mich: klar definierte Prinzipien, einheitliche Trainer- und Prüferausbildung, einheitliche Wettkampfsysteme, einheitliches Prüfungssystem, gute Seminare und Weiterbildung. Fertig
th.giese
17-07-2017, 08:45
[QUOTE=Jobi;3594399Ju-Jutsu als System iss für mich: klar definierte Prinzipien, einheitliche Trainer- und Prüferausbildung, einheitliche Wettkampfsysteme, einheitliches Prüfungssystem, gute Seminare und Weiterbildung. Fertig[/QUOTE]
Die klar definierten Prinzipen gibt es ja im Grunde im Prinzip schon (was für ein Wortspiel :D:D ) Doch nur wenige eignen sich diese an. Wenn ein Ju-Ka ein JJ 1X1 besitzt, dann liest er dort, wenn überhaupt im Kapitel des Gurtes, den er gerade anstrebt. Dass die Prinzipien weiter vorne im Buch alle Beschrieben sind, wissen die wenigsten, weil sich kaum einer die Mühe macht das Ding mal von vorne bis hinten zu lesen. Es wir ja noch nicht einmal zurück geblättert, wenn beim 1. Dan da steht gleiche Aufgabe wie im X.Kyu nur mit dem Unterschied dass...
Es ist schon bezeichnend, dass Braungurte im Kurs der Lehreinweisung sitzen und fanzieniert die Flipcharts mit den Prinzipien mit dem Handy fotografieren, die der Prüfungsreferent vorbereitet hat.
Meine Erfahrung ist leider die, dass sich die Sportler selbst gar nicht mehr fordern sondern nur noch bespaßen lassen wollen. Nach den Sommerferien trainieren viele auf Wettkampf und wenn die Phase Landes, Gruppen Deutsche Meisterschaft rum ist, schnell mal ein paar Wochen für den nächsten Gurt, dann aber bitte alles schön vorgekaut.
Daher habe ich als lizenzierter Trainer zur Zeit die Faxen dicke. Training leite ich eigentlich nur noch, wenn Not am Mann ist. Ansonsten mache ich mein Ding, zum Glück habe ich mit meinem kleinen Bruder einen Uke, der das genau so sieht und mitzieht.
Ich denke, es ist wichtig, als TrainerIn einfach auch klare Ansagen zu machen, was man von ihnen erwarten kann und was nicht: Das ist in meinen Augen nötig, da zu Beginn die Einschätzung, in welche Richtung sich das Training entwickelt oder welche Schwerpunkte gesetzt werden, nur sehr schwer vom Schüler / der Schülerin selbst erkannt werden kann.
Daran halte ich mich konsequent, indem ich mich von der "Prüfungs- und Wettkampflast" freigesprochen habe und die Rückendeckung dazu auch von der Abt.leitung bzw. den Trainierenden kommt.
Ich mache mit ihnen SV-zentriertes Training. Sollte sich eine Mehrheit finden, die dies nicht mehr wahrnehmen möchte, werde ich nicht schmollen, aber mein Angebot folglich einstellen.
Schnueffler
17-07-2017, 10:27
Das ist das schöne bei uns im Verein, ich trainiere hauptsächlich auf SV und die, die zu mir in die Einheit kommen, wissen das auch.
Einmal im Monat gibt es dann noch eine Einheit Sparring bei mir.
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