Vollständige Version anzeigen : Quo Vadis BJJ
jkdberlin
02-06-2017, 09:11
Wie wird sich eurer Meinung nach das BJJ in den nächsten Jahren entwickeln?
meinst du technisch oder als sportart?
Asterix2
02-06-2017, 22:34
Hmm...
vom technischen her: Oldschool bleibt Oldschool, die Wettkampfvariante wird noch filigraner, allerdings auch immer mehr "straßenuntauglich".
Von der sportartlichen Entwicklung her befürchte ich, dass BJJ immer mehr in die Breite gehen wird und von den Anforderungen abflachen wird. Es gibt immer mehr Schulen, die überleben müssen, also werden diese Kompromisse eingehen. BJJ wird auch vermehrt von den Vereinen angeboten werden (z.B. DJJV) und wird entsprechend breitensportlich angepasst werden. Die Entwicklung wird die sein, die das Judo seit zwei Jahrzehnten gegangen ist.
Btw.: Ich habe letztens auf einem Lehrgang Blaugurte erlebt (Namen der Linie nenne ich hier keine, wer mich kennt, kann fragen)... wenn die Blau sind, bin ich tief Purple auf dem Weg zu Braun. ;)
Was genau unterscheidet denn Oldschool-BJJ vom Sport-BJJ?
Bzw was verändert sich durch die Entwicklung gen Breitensport?
Asterix2
02-06-2017, 23:07
Was genau unterscheidet denn Oldschool-BJJ vom Sport-BJJ?
Bzw was verändert sich durch die Entwicklung gen Breitensport?
Oldschool vs. Sport: Im Optimalfall unterscheidet sich nichts. Ansonsten ist Oldschool in meinen Augen kurz, knapp und dreckig, SV. "Sport-BJJ" halt mehr auf Gegner ausgelegt, die dummerweise auch BJJ können. Damit müssen dort mehr technische Finessen gelernt und angewendet werden. Eins schließt das anderen natürlich nicht aus. ;)
Breitensport... viele bunte Gürtel nach Prüfungsordnungen vorgetanzt. Lies mal Rambats Beiträge zu diesem Thema im Bereich Judo. Ich befürchte, dass der Mythos "Blaugurt im BJJ = Kampfmaschine" schon lange ad acta ist.
Björn Friedrich
03-06-2017, 10:54
Breitensport glaube ich nicht, dafür ist BJJ eine zu krasse Subkultur, das wird schon immer eher so in kleinem Rahmen bleiben.....
Gürtel verschenken, naja das wird immer von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich sein, das gab es schon immer und das wird es auch immer geben, aber ich denke nicht das es ein Trend wird.
Sport BJJ wid sich schnell und krass weiterentwickeln. Ich glaube das in 10 Jahren vielleicht beide Sportler auf dem Po sitzen, quasi Double Guard Pull und das die Kämpfe aus dieser Position starten werden, könnte ich mir gut vorstellen.
Die Techniken werden das Regelwerk noch perfekter ausnutzen und im No-Gi Bereich werden sich die Leglocks noch mehr etablieren, wären sie im Gi Bereich aussterben.
Oldschool BJJ wird so bleiben wie es ist, ich denke mal die Gracies haben da ihre Standarts gesetzt und das wird so bleiben. In Deutschland wird das aber keine großen Auswirkungen haben, da bleibt es bei 99% Sport BJJ denke ich.
Im MMA wird BJJ mehr und mehr Aussterben, weil man es für das Regelwerk einfach nicht braucht.....
Und für mich persönlich wird Jiu Jitsu idealerweise immer aufwandsloser und weicher, aber das ist halt meine individuelle Entwicklung, das hat keinen Einfluss auf den Markt.......
Im MMA wird BJJ mehr und mehr Aussterben, weil man es für das Regelwerk einfach nicht braucht.....
Kannst du das näher erläutern?
Bin immer interessiert dazu zu lernen und kann mir auf diese Aussage keinen Reim machen :(
Das Regelwerk umfasst doch sämtliche BJJ Techniken und BJJ ergänzt mit ringerischen Komponenten deckt doch den Bodenkampf weitestgehend ab oder?
Ich glaube das in 10 Jahren vielleicht beide Sportler auf dem Po sitzen, quasi Double Guard Pull und das die Kämpfe aus dieser Position starten werden, könnte ich mir gut vorstellen.
Wieso in zehn Jahren? Ist doch jetzt schon oft so. :o
Die Techniken werden das Regelwerk noch perfekter ausnutzen und im No-Gi Bereich werden sich die Leglocks noch mehr etablieren, wären sie im Gi Bereich aussterben.
Wieso sollten die im Gi-Bereich aussterben? Weil das Regelwerk immer rigoroser wird?
Björn Friedrich
03-06-2017, 14:18
Im MMA hat man Runden, Stand Ups, Vaseline, Schweiss, nackte Körper mit Null-Reibungswiderstand.....
Es ist wesentlich sinnvoller die obere Position zu erringen und von dort aus Ground und Pound zu starten, weil das Risiko getappt zu werden, durch die oben beschriebenen Faktoren relativ gering ist und die Arme kaum kontrolliert werden können. Submissions von Oben lohnen sich auch nicht, weil Befreiungen eben relativ einfach sind, wenn es keinen großen Reibungswiderstand gibt.
Da schlägt man lieber und sammelt Punkte, bzw. macht nix und wartet drauf das der Kampfrichter wieder aufstehen lässt, bzw. die Runde zu Ende ist.
Die Leglocks im Gi Bereich sterben aus, weil sie eben verboten sind und warum sollte man sich in einer Sport BJJ Schule mit etwas beschäftigen, was das Regelwerk nicht zulässt? Macht ja keinen Sinn.
Und mit der Double Guard Pull Position....Weil es halt oft schon so ist, denke ich, das es irgendwann die Standart Start Position sein wird.:-)
jkdberlin
03-06-2017, 18:34
meinst du technisch oder als sportart?
Was immer du möchtest
Die Techniken werden das Regelwerk noch perfekter ausnutzen und im No-Gi Bereich werden sich die Leglocks noch mehr etablieren, wären sie im Gi Bereich aussterben.
Die Leglocks im Gi Bereich sterben aus, weil sie eben verboten sind und warum sollte man sich in einer Sport BJJ Schule mit etwas beschäftigen, was das Regelwerk nicht zulässt? Macht ja keinen Sinn.
Sie sind doch gar nicht verboten abgesehen von so ner unsinnigen Regel wie Reaping the Knee und Heelhook verbot und werden mit Sicherheit nicht aussterben (so lange nicht irgend ein "Alwissender Spezialist" mit Führungsposition in der IBJJF auf die Idee kommt auch die restlichen Leglocktechniken zu verbieten).
Momentan gibt es doch einige Kämpfer die gerne mit Toehold und Kneebars gewinnen (Kneebar find ich by the way im Gi sogar noch deutlich effektiver). Der Estima Lock und Victor Estima sind jetzt auch nicht unbedingt unbedeutende Randerscheinungen
jkdberlin
03-06-2017, 18:44
Doppel Guard Pull: habe ich heute bei der Eastside Batterie des BJJBD nicht gesehen. Ist auch Quatsch, da die neuen Regeln da schnell Punkte vergeben... Der erste, der wieder hochkommt, hat 2 Punkte. Und kommt keiner hoch und hat nach 20 Sekunden keiner einen Submission - oder Sweep Ansatz gibt es Verwarnungen.
Björn Friedrich
03-06-2017, 19:47
Kneebar und Toe Hold ab Braungurt, d.h. der durchschnittliche BJJler wird erst nach langer Zeit, oder gar nicht dahin kommen, diese Techniken anwenden zu dürfen und somit ist es dann auch beim Sparring nach Wettkampfregeln raus.
Und 2016 (kann man nachlesen) gabs bei den Worlds mehr Double Guard Pulls als Takedowns und die Takedowns die es gab, entstanden zu einem großen Teil aus Situationen, in denen ein Kämpfer in die Guard springen wollte.
Nachzulesen hier.
https://www.bjjheroes.com/editorial/2016-ibjjf-worlds-crunching-numbers-2-0
Kneebar und Toe Hold ab Braungurt, d.h. der durchschnittliche BJJler wird erst nach langer Zeit, oder gar nicht dahin kommen, diese Techniken anwenden zu dürfen und somit ist es dann auch beim Sparring nach Wettkampfregeln raus.
Und 2016 (kann man nachlesen) gabs bei den Worlds mehr Double Guard Pulls als Takedowns und die Takedowns die es gab, entstanden zu einem großen Teil aus Situationen, in denen ein Kämpfer in die Guard springen wollte.
Nachzulesen hier.
https://www.bjjheroes.com/editorial/2016-ibjjf-worlds-crunching-numbers-2-0
Tatsache:ups: Kneebars scheinen echt erst ab Brownbelt zu gelten. Hatte irgendwie ab Bluebelt im Kopf :(
Denke aber das es "den durschnittlichen BJJler" nicht gibt. Hab heute NoGi in Holland gekämpft und schon bei der "Novice" Klasse hab ich Kneebars, Straight Footlocks und gute Transitions dazwischen gesehen. Ab Advanced und in Elite gabs dann auch einige echt schöne Imanaris Rolls und Inside Sankaku Battles.
Es gibt halt hier wirklich teilweise die klassischen Oldschool-Schulen wo man schon gesteinigt wird, wenn man nur die Beine reapt und dann gibts die moderneren die auch MMA und viel im Nogi unterrichten (wo gerade die ganzen Sub-Only Formate a la EBI viel Eindruck hinterlassen) .
Das Problem mit den Guardpulls sehe ich genauso. Für mich gehören Würfe und Takedowns genauso zum Grappling im Allgemeinen wie Schrittarbeit oder Meidbewegungen im Striking.
Björn Friedrich
03-06-2017, 22:55
Ich sehe das ganze auch nicht negativ, jeder hat ja die Wahl was er macht und von daher ist es ok das es die verschiedensten Stile gibt.
Ich denke das Gi und No-Gi in Zukunft auch noch mehr auseinander gehen werden, man sieht ja wie Leglocks und auch Eddie Bravos kreatives Zeug mehr und mehr im No-Gi Bereich kommt.
Im Gi, bestimmen halt auch die Regeln, die Entwicklung, d.h. die IBJJF hat einen großen Einfuss auf die Art und Weise wie sich das BJJ in Zukunft enwickeln wird.
Und eigentlich sind das auch die einzigen zwei großen Strömungen, die ich im BJJ erkennen kann.
BJJ für MMA oder für die SV oder halt Oldschool BJJ(Ich mag den Namen eigentlich nicht, weil er oft für was anderes steht, als ich persönlich damit verbinde) ist so klein das es wohl nicht viel Einfluss auf die Szene haben wird.
Sieht man z.B. auch in den USA, der Markt an Instructionals für Sport BJJ ist am größten, weit dahinter kommt No-Gi und gute MMA / BJJ Instructionals gab es wohl das letzte Mal mit Sperry vo 15 Jahren:-)
jkdberlin
04-06-2017, 06:07
Und 2016 (kann man nachlesen) gabs bei den Worlds mehr Double Guard Pulls als Takedowns und die Takedowns die es gab, entstanden zu einem großen Teil aus Situationen, in denen ein Kämpfer in die Guard springen wollte.
Nachzulesen hier.
https://www.bjjheroes.com/editorial/2016-ibjjf-worlds-crunching-numbers-2-0
Genau deswegen wurden ja die Regeln geändert...
Björn Friedrich
04-06-2017, 09:04
Ja, die Regeln wurden 2014 geändert, die Statistik stammt aber von den Worlds 2016....
jkdberlin
04-06-2017, 20:44
Warten wir mal auf die Statistik von diesem Wochenende....
Björn Friedrich
13-06-2017, 19:10
Also hier ein paar Zahlen:
Die Submissions sind seit 2016 nochmal um 2% zurückgegangen, von 2014 bis jetzt von 41% auf 30% in diesem Jahr.
Die meisten Punkte wurden durch Sweeps erzielt, genauer gesagt duch Sweeps aus der 50/50 Guard.
Guard Pull und Takedowns haben keine eigene Statistik, aber man kann dem Text entnehmen das es in den unteren Gewichtsklassen überhaupt nur 2 Takedowns gab, während es bei den schweren Jungs, überraschender Weise mehr Würfe gab, ca. 8-9 pro Gewichtsklasse.
Bei 254 Kämpfen in den Blackbelt Klassen gab es 29 Würfe, 5 davon entstanden allerdings aus einem Guard Pull der schief ging..... Bleiben also 24 Würfe, was einem Wurf in jedem 11. Kampf entspricht.
Quelle:
https://www.bjjheroes.com/editorial/ibjjf-worlds-2017-crunching-numbers-3-0?utm_content=bufferb1da6&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer
jkdberlin
14-06-2017, 07:31
Nun, das belegt aber nicht zwangsläufig, dass weniger für Subs gearbeitet wurde, sondern kann ja auch, entsprechend deinem anderen Thread zum Rickson Interview, wieder darauf zurück zu führen sein, dass Submissions unter starken BJJ'lern halt schwieriger zu bekommen sind. Zumal es mehr Kämpfe gab als 2016. Die Anzahl der Submissions insgesamt scheint also nicht zurück gegangen zu sein. Interessant dazu: "This low trend of victories by submission does not fall in line with our assessment of this year’s IBJJF Pan American Championships, where subs stood at 40%" von der gleichen Seite.
"A logical explanation for these lower numbers in our submission count could be the inclusion of qualifiers by the federation. Since 2016 the IBJJF is no longer promoting its World Championship as an ‘open tournament’, having instead placed a cap on participants. Athletes can only compete if they have gathered a certain amount of IBJJF points, accumulated through their victories while competing in the organisation’s league. This new stipulation has raised the level of the competitors in the Mundial, leaving very little room for part-timers or lesser skilled black belts. Higher competition tends to directly relate with elevated levels of difficulty when hunting for the finish." Quelle ebenso.
Zu den 50/50 Sweeps auch interessant: "NOTE: Often athletes transition between guards before hitting a desired sweep. In this assessment we chose the guard which initiated the point winning sequence." D.h. wenn jamdn aus dem 50/50 angefangen hat, dann in den Halfguard gewechselt hat und von dort gesweept, dann zählt der 50/50...
Dazu auch:
"Once hated by old school competitors and many in our sport’s media, the 50/50 Guard has flourished in jiu jitsu’s competitive environment and is today used for a multitude of reasons. Be it to constrain the movement and agility in the lower weight classes; to obtain sweeping points, or as a path to the submission, something heavier weights such as Luiz Panza, Erberth Santos, Rodrigo Cavaca and Marcus Almeida do very well"
Dazu muss auch gesagt werden: Die Zahlen beziehen sich ausschließlich auf die Black Belt Adult Division. Es fehlen alle alle anderen Gürtelklassen.
Björn Friedrich
14-06-2017, 09:23
Ich finde das auch mit den Submissions gar nicht so tragisch. Ich meine klar das bei einem Zeitlimit nicht immer ein Submission passiert, wenn die Leute gut sind. Selbst bei 20 oder 30 Minunten passiert nicht immer gleich ein Submission, ist halt so.
Das mit den Gürtelklassen hätte mich auch mal interessiert, in wie weit sich das Game über die Gürtelgrade verändert.
Das mit dem 50/50 Ding, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Für mich existiert 50/50 auch, aber nur als Heelhook / Footlock Position, ich wüsste überhaupt nicht, warum ich sonst da hingehen sollte, bzw. ich würde sie mir nie als Position aussuchen, weil sie eben 50/50 ist und andere Beinhebel Positionen für mich da sinnvollere primäre Lösungen darstellen.
Aber im BJJ wird diese Position ja wohl komplett anders genutzt, wie gesagt, ich hab mich im reinen BJJ Regel Kontext ohne Heelhooks noch nie mit der 50/50 Guard auseinandergesetzt.
Die Guard Pull Geschichte, scheint aber nach den Statistiken, gerade bei den leichten Klassen wohl immer weiter populär zu werden.
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