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Vollständige Version anzeigen : Stand der neuen Shotokan-PO?



Mardl
27-06-2017, 14:54
Vor einiger, einiger, eeeeiiiiiniger Zeit hieß es doch, dass der DKV eine neue PO für die Stilrichtung Shotokan erlassen möchte, bzw. die alte PO eine umfassende Revision erfahren solle. Ich habe seitdem immer wieder nur gehört, das sei in Arbeit, immer noch in Arbeit, in Arbeit... In letzter Zeit hört man davon aber gar nichts mehr. :ups:

Ein Vorschlag aus dem Landesverband Thüringen(?) wurden angeblich näher betrachtet, aber fand dann doch keine Berücksichtigung.

Weiß jemand genauer, was jetzt Phase ist? Sind vielleicht auch die Stilrichtungsreferentenwechsel mitverantwortlich für die Verzögerung?

Eine Neuauflage wäre ja dringend angebracht.

washi-te
27-06-2017, 15:23
Vor einiger, einiger, eeeeiiiiiniger Zeit hieß es doch, dass der DKV eine neue PO für die Stilrichtung Shotokan erlassen möchte, bzw. die alte PO eine umfassende Revision erfahren solle. Ich habe seitdem immer wieder nur gehört, das sei in Arbeit, immer noch in Arbeit, in Arbeit... In letzter Zeit hört man davon aber gar nichts mehr. :ups:

Ein Vorschlag aus dem Landesverband Thüringen(?) wurden angeblich näher betrachtet, aber fand dann doch keine Berücksichtigung.

Weiß jemand genauer, was jetzt Phase ist? Sind vielleicht auch die Stilrichtungsreferentenwechsel mitverantwortlich für die Verzögerung?

Eine Neuauflage wäre ja dringend angebracht.

Verantwortlich wäre der SR-Referent. Der heißt jetzt Low, meine ich mich zu erinnern. Und wenn die Vorschläge aus Thüringen kommen, dann hat mit einige Wahrscheinlichkeit LJR da mitgebastelt.

M.a.W.: da wird gar nix passieren.

Mardl
27-06-2017, 15:39
M.a.W.: da wird gar nix passieren.

Genau die Befürchtung habe ich leider auch... Untermauert wird diese Befürchtung eben auch durch die Personalie Herr Low* als Stilrichtungsreferent. Er ist mir jetzt nicht gerade als großer Innovator bekannt. Eher zurück zum K(r)ampfsport alter Tage.

Mehr SV, Set-Ups, realistisches Bunkai, sinnvolle Technikkombinationen, Würfe, etc. kann man nun wohl nicht mehr erwarten, befürchte ich.

washi-te
27-06-2017, 16:03
Mehr SV, Set-Ups, realistisches Bunkai, sinnvolle Technikkombinationen, Würfe, etc. kann man nun wohl nicht mehr erwarten, befürchte ich.

Da muß man ja nicht auf die PO warten, wo es in so einem großen Verband selbst bei bestem Willen unterschiedliche Meinungen geben wird. Bei uns z.B. wird Bunkai und SV geprüft, und zwar vom Gelbgurt an.

Ansonsten kann man sich darauf hinausreden, dass in der "freien Stilrichtung" ja SV Bestandteil ist bzw. sein kann.

Mardl
28-06-2017, 07:18
Das wird bei uns auch so gehandhabt. Bunkai ist von Anfang an dabei, auch wenn es nicht bewertet wird.

Mir ging es aber eher um einen Benefit für die ganze Stilrichtung und eine richtungsweisende Entscheidung. Weg mit den alten Zöpfen.

Das eigentlich in der geprüften Form konterproduktive Kihon und das Gohon-, Sanbon-, *Kumite ist ja ein Groß der Prüfung und das bis in die Dan-Prüfung hinein. Wegignorieren kann man das leider nicht und muss es ja auch in einer gewissen Form trainieren. Es wäre wünschenswert, wenn das insgesamt etwas reformiert werden würde.

Dann kann man sich auch Sätze im (vor allem Kinder-)Training sparen wie "jetzt machen wir Grundschule, tiefer, tierfer, arretieren, Kime, Kiai am Schluss". "Jetzt trainieren wir realistisch, vergesst die Grundschule, steht lockerer, Bein nicht durchstrecken, flüssige Bewegungen, Faust schnell zurückziehen, Deckung, du bist nicht auf Schienen fest gebunden, nicht nur vor und zurück, geh mal ran, du hast auch Ellenbogen und Knie,..."

CeKaVau
28-06-2017, 08:13
Hallo Mardl,

ich bin/war beim dem Findungsprozess der neuen PO für Shotokan dabei. Der Vorschlag aus "Thüringen" war aus Sachsen und kam von mir. Falls Du Interesse hast:

http://karate-sachsen.de/images/Stilrichtungen/Shotokan/160801_vorschlag_shotokan_pr%C3%BCfungsprogramm.pd f

Das letzte, was ich gehört habe, war in dieser Sitzung in Bergisch-Gladbach, bei der auch ich dabei war. Die Sache lief äußerst unangenehm (bis hin zu Gewaltandrohungen mir gegenüber) ab und endete damit, dass ein Vorschlag des damaligen Stilrichtungsreferenten (der schon ziemlich übel war) noch weiter verhunzt wurde.

(Beispiel: Kihon zum 9. Kyu findet nur noch im Stand, mit halbem Schritt vorwärts, statt.)

Unter Umständen hat sich das seit der Wahl/ Ernennung/ Krönung des neuen Stilrichtungsreferenten geändert. Bei mir wurde jedenfalls angefragt, ob ich (immer noch oder trotz alledem) bereit wäre, weiter mitzumachen.

Bin ich.

Grüße
SVen

P.S.: Falls Du noch mehr Fragen hast, frag ruhig.

SVen

Mardl
28-06-2017, 09:35
Hallo Mardl,

ich bin/war beim dem Findungsprozess der neuen PO für Shotokan dabei. Der Vorschlag aus "Thüringen" war aus Sachsen und kam von mir. [

Ach, Thüringen, Sachsen, Russland - aus bayerischer Sicht ist das doch alles das Selbe :p
Nein, sorry für diesen Fauxpax. Ich finde es ja super, dass es Leute gibt, die sich noch aktiv einbringen und bemüht sind, die Stilrichtung Shotokan wieder attraktiver und realitätstauglicher zu machen.

Ich habe den verlinkten Vorschlag überflogen und muss sagen: Hut ab. Das klingt ja schon mal um Dimensionen besser als die bisherige PO.
Der Vorschlag gefällt mir in weiten teilen sehr gut und geht in meinen Augen genau in die richtige Richtung. Mehr Techniken die bisher komplett unter den Tisch fallen, mehr (anwendbare) Kata, aber dennoch moderner und praxisnäher. Es ist nämlich möglicher traditionelle Elemente zu stärken und trotzdem zu modernisieren - auch wenn das immer als Gegensatz dargestellt wird. :)

Auf die Gefahr hin etwas überlesen zu haben: elementare Wurftechniken (Ude Wa / Morote Gari, Tani-Otoshi/Seoi-Nage, Katawa-Guruma/Te-Guruma, Kubi Wa/O-Soto-Otoshi, Byobu daoshi/O-soto-Gari, u.a.) und Grundlagen der Ukemi-Waza sollten aber auch irgendwo Erwähnung finden. Hier kann wenigstens keiner behaupten, dass sei kein Teil des Shotokan. :cool:

Ich gebe Washi-te Recht, dass man das ja alles abseits der PO machen kann, aber wenn es in der PO drin ist, hat es eine andere Verbindlichkeit und würde in meinen Augen die Qualität das Shotokan-Karate massiv erhöhen.

Ich habe aber die Befürchtung, dass das niemals Einzug finden wird, da sich ja dann viele, auch hohe Dan-Träger eingestehen müssten, dass sie selbst von der Materie keine Ahnung haben oder nur unzureichend technisches Können. Also brauchen "wir" das nicht.

Von der unsäglichen Veranstaltung in B-G habe ich aus X-ter Hand gehört. Das klingt aber ein bisschen so als läge im Moment das Projekt komplett auf Eis. :ups:

CeKaVau
28-06-2017, 10:34
Hallo Mardl,


Auf die Gefahr hin etwas überlesen zu haben: elementare Wurftechniken (Ude Wa / Morote Gari, Tani-Otoshi/Seoi-Nage, Katawa-Guruma/Te-Guruma, Kubi Wa/O-Soto-Otoshi, Byobu daoshi/O-soto-Gari, u.a.) und Grundlagen der Ukemi-Waza sollten aber auch irgendwo Erwähnung finden. Hier kann wenigstens keiner behaupten, dass sei kein Teil des Shotokan.

Ich bin für Anregungen dankbar. Das Programm ist vollständig auf meinem Mist gewachsen, weil ich etwas einbringen wollte, dass beim Karate-Training heute (mmn) in 99% der Fälle (Vereine) völlig fehlt: Didaktik.

Wie auch immer, zu den Würfen. Ich selbst habe damals (die gute-alte-Zeit-(TM)) noch Judo in der Schule gehabt und fände es auch im Prüfungsprogramm nicht schlecht. Aber mehreres spricht dagegen.

1.) Kaum Möglichkeiten der Übung: In wieviel Prozent der Dojo liegen Matten bereit?

2.) Erhebliche Verletzungsgefahr: Bei Karateka, und da gibt es viele, die "nur für die Prüfung" üben.

3.) Was tun, wenn erheblich Massenunterschiede zwischen den Prüflingen herrschen?

4.) Fallschule sollte zwingend vor der Würfen abgeprüft werden.

5.) Nicht genügend Trainer haben Wissen und Erfahrung auf dem Gebiet der Wurftechniken oder Fallschule.

Fällt mir so aus dem Stand ein.

Grüße
SVen

Mardl
28-06-2017, 11:05
Ich bin für Anregungen dankbar. Das Programm ist vollständig auf meinem Mist gewachsen, weil ich etwas einbringen wollte, dass beim Karate-Training heute (mmn) in 99% der Fälle (Vereine) völlig fehlt: Didaktik.


Dann nochmal, Respekt.
Ich gebe dir Recht, Didaktik fehlt oft. In meinen Augen sollte die Kata mehr in den Fokus rücken und aus dieser Einzeltechniken, Technikkombinationen, Taktik, etc. abgeleitet werden und dann in Kihon, Kumite und SV einfließen.

Das Prüfungsprogramm sollte auch wie bei deinem Vorschlag systematisch wachsen und an den richtigen Stellen Dinge wiederholen, aber nicht immer wieder das Selbe machen - was ein Unterschied ist.

Bei deinem Wurf-Einwand stimme ich dir grundlegend zu. Die Probleme sehe ich ja auch, aber...



1.) Kaum Möglichkeiten der Übung: In wie viel Prozent der Dojo liegen Matten bereit?

Aus dem Bauch heraus in ca. 2/3 die ich kenne. Wobei Matten in sportorientierten Vereinen häufiger zu finden sind als bei den Traditionalisten.
Aber hey, wäre doch mal ein guter Grund ein paar m² Matten anzuschaffen. ;)



2.) Erhebliche Verletzungsgefahr: Bei Karateka, und da gibt es viele, die "nur für die Prüfung" üben.

3.) Was tun, wenn erheblich Massenunterschiede zwischen den Prüflingen herrschen?

4.) Fallschule sollte zwingend vor der Würfen abgeprüft werden.

5.) Nicht genügend Trainer haben Wissen und Erfahrung auf dem Gebiet der Wurftechniken oder Fallschule.


Ja, Fallschule, technisch sauber und sicher, muss vor dem Werfen erlernt werden. Aber "richtig Fallen" lerne ich auch nur durch das Geworfen werden.

Mit richtiger Fallschule würde die Verletzungsgefahr auch abnehmen. Das wäre ja das gleiche Argument, wenn ich sage, ich trete einen Mae-Geri nur mit 50% und trete am Ziel vorbei, weil richtig abwehren kann er ja nicht. :p

Ja, das mit dem Wissen ist definitiv ein Problem. Aber eines das man angehen könnte, wenn man nur wollte. Den Kopf in den Sand stecken und sagen - ich kann das nicht also brauchen wir das nicht - ist ja auch keine Lösung.

Als im JJ die 2000er Reform einsetzte, gab es auch Lehrgänge für Trainer, Prüfer, etc. um sich die "neuen" Elemente aus dem Bereich FMA, etc. anzueignen. Manche haben das wahrgenommen, andere nicht. So sah das Training dann auch in den Vereinen aus - nämlich wie vor der Reform. Das hat sich dann auch bei Prüfungen gezeigt und diese Vereine wurden nach und nach weniger - natürliche Selektion über die Mitglieder. Was ist damit sagen will ist, dass man sich verlorenes Wissen ja auch wieder aneignen kann, wenn man will. Es gibt ja Karateka die es können.

Es ist ja auch nur ein frommer Wunsch. :cool:;)

CeKaVau
28-06-2017, 11:47
Hallo Mardl,



1.) Kaum Möglichkeiten der Übung: In wie viel Prozent der Dojo liegen Matten bereit?
.
.
.
Aus dem Bauch heraus in ca. 2/3 die ich kenne. Wobei Matten in sportorientierten Vereinen häufiger zu finden sind als bei den Traditionalisten.
Aber hey, wäre doch mal ein guter Grund ein paar m² Matten anzuschaffen.

Wir trainieren in einer Schulturnhalle, wir können dort keine Matten lagern. Im Auto mitschleppen ist auch so eine Sache :)
Dabei haben wir noch Glück, wir haben im Schulhaus Platz für einen Schrank bekommen, in dem wir Trainingsutensilien (Pratzen, Medizinbälle, Bo, ...) lagern können. Ich würde vermuten, da sind wir schon besser dran, als die meisten anderen Vereine.
Ich komme etwas in der Gegend herum - da sieht es in dieser Hinsicht trübe aus.

Falls tatsächlich 2/3 der Verein Matten zur Verfügung haben, heißt das im Umkehrschluss, dass 1/3 keine regelmäßige Fallschule oder Würfe trainieren können.
Was sollen die machen, wenn da einer Prüfung machen will?

Aber wie auch immer, auch ich stoße hier an die Grenzen meines Wissens. Ich traue mir nicht zu, dazu ein didaktisch sinnvolles Vorgehen im Prüfungsprogramm aufzubauen.

https://www.youtube.com/watch?v=_VrFV5r8cs0

Grüße
SVen

Mardl
28-06-2017, 12:26
Da magst du Recht haben. Es war ja auch nur ein frommer Wunsch. :-)

Dann sieht es bei uns offenbar deutlich besser aus. Viele Vereine haben eigene Räumlichkeiten und die, die in Turnhallen trainieren haben dort oft Matten zur Verfügung oder entsprechende Lagerungsmöglichkeiten.

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist eine neue PO eher in weiter Ferne?

CeKaVau
28-06-2017, 12:50
Hallo Mardl,


Aber zurück zum eigentlichen Thema: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist eine neue PO eher in weiter Ferne?

Weder Fritz noch Lothar noch Jörg (Riester, Stilrichtungsreferent Shotokan in Sachsen - der mich damals in die Sache "reingezogen" hat) haben entsprechendes geäußert.

Meiner Vermutung: Falls überhaupt etwas gemacht wird - dann still und heimlich und dann einfach festgelegt.
Aber: Damals in Bergisch-Gladbach stand unser jetziger Stilrichtungsreferent jedweder Änderung äußerst ablehnend gegenüber.

Grüße
SVen

P.S.: Es gab da schon mal 'nen Thread: http://www.kampfkunst-board.info/forum/f7/fehler-dkv-pr-fungsprogramm-tekki-bunkai-bersprungen-182332/

SVen

Chrisdz
28-06-2017, 17:27
Erste Frage:

Was ist Shôtôkan und wer definiert das und in welcher Form?
Ich bin kein Zeuge Jehovas und somit kein Vertreter der reinsten Lehre – Henning möge mir verzeihen - es gibt seit Funakoshi zwar ein relativ klar umrissenes „Stilgebäude“ des Shôtôkan, aber es gibt auch maßgebliche Leute, die an diesem Stil bzw. dessen Weiterentwicklung mitgearbeitet haben.
Es ist klar, dass ich aus meiner persönlichen Sicht da natürlich in erster Linie Meister wie Kase, Shirai, aber auch Asai oder Kanazawa nenne. Andere mögen aus ihrer Sicht andere Meister hinzufügen.

Somit kommen wir zur Frage Nummer Zwei:

Wer hat in D bislang in welcher Form und wie Shôtôkan definiert?
Großes Problem, da wir „geschichtlich“ in einem Mischmasch von „Erklärungen“ stecken, die bis heute die Entwicklung des deutschen Karate hemmen.
Die immer wieder aufkommenden Diskussionen z.B. über „Kime“ sind hierfür ein Beleg. Ich bin mir sicher, dass von 1.000 deutschen Danträgern (und nicht nur aus dem Shôtôkan – das ist ja noch viel schlimmer!) sofort 990 beim „Einrasten“ ankommen, würg….
Hintergrund: Welcher deutsche Danträger spricht (einigermaßen) japanisch? Welcher deutsche Danträger ab, na ja, sagen wir mal 5. Dan aufwärts, steht regelmäßig bei Lehrgängen in der Halle und nicht nur bei „seinem“ Meister, sondern eben auch mal woanders, um frische Luft zu schnappen, aus dem eigenen Tal der Tränen raus zu kommen und um seinen Horizont zu erweitern?
(Ich schreibe das deshalb so explizit, weil ich in den Pfingstferien im Ausland an einem Koryu-Karate-jutsu-LG teilgenommen habe und mir die Augen rieb, weil da friedvollst Leute aus allen Stilrichtungen bis hin zu Aikido, Ninjutsu und aus allen (!) Verbänden teilgenommen und sich gegenseitig verkloppt haben, es waren sogar SKI-Leute da – schon mal so jemanden in D auf einem LG gesehen?)
Die deutschen Meister der ersten Stunde haben unser Karate geprägt und uns das vermittelt, was ihnen damals von noch jungen japanischen Meistern gezeigt worden war. Pflügers Strichmännchen sind bis heute aktuell. Es hat aber nie eine öffentliche Diskussion über die Inhalte stattgefunden, über die Basis, über die Grundlagen – na ja, natürlich die drei K, Kihon, Kata, Kumite, aber warum, weshalb, wohin??? Man hat sich an dem orientiert, was eben da war und was andere von anderswo mitgebracht hatten. Die letzten Regeländerungen zur Ausführung von Kata durch den Bundestrainer stammen vom Anfang diesen Jahrhunderts – ich diskutiere hier nicht über deren Inhalt oder ihren Sinn, nur über die Tatsache, dass jemand – hier BT Karamitsos – etwas getan und veröffentlicht hat. Danke!
Uih, ja, Shobu Ippon Kumite, so etwas ist existentiell, darüber kann dann ein Verband zerfallen! Wäre es nicht so lächerlich, dass ausgerechnet ein mittelmäßiger japanischer Instructor mit mehr als mittelmäßigen Methoden und ohne Perspektiven dafür verantwortlich war. Aber noch heute läuft die andere Hälfte Karate-Deutschlands dort hin und ist glücklich, unfassbar!

Die dritte Frage ist auch ganz klar:

Kumite or no Kumite….?
Beantwortet sich von selbst – ein SPORT-Verband ist vom sportlichen Erfolg abhängig und danach richtet sich die staatliche Förderung. Da kannst du also noch so traditionell sein, wenn du am Ende der Saison keine Medaillen hast, war es das für dich….
Ja, Didaktik, das will verstanden sein – habe ich gesehen, als meine frisch von der Uni examinierte Trainertochter einen Didaktikabend im Dôjô anbot, waren nicht allzu viele da, merke: Ich habe das schon immer so gemacht, was soll daran falsch sein?
Schon mal ernsthaft nach dem, sagen wir mal dritten, Lehrgang, den du bei Meister X oder Y besucht hast, überlegt – wo war denn da die Didaktik? Ok, der LG war super, wie immer (sonst wäre ich ja nicht hingegangen, selbsterfüllende Prophezeiung nennt man so etwas wohl), aber jetzt, nach dem 3. oder 4., wo stehe ich, bin ich besser, wie habe ich mich entwickelt, wie steht der Meister in seinem Verhältnis zu mir heute da? Trainer, Instruktoren, aufgemerkt: Welche Impulse hat euch der Meister gegeben, welche speziellen „Kniffe“ hat er euch (und nur euch!) gezeigt, damit euer Training in seinem Sinne demnächst besser wird?

Schaut man sich deutsches (und auch internationales) Trainingsleben mal unter diesem Aspekt an, dann wird die Riege der didaktisch guten Meister schnell ziemlich klein – ich rede hier aber nicht vom tollen Event für jedermann, sondern eben davon, dass was rauskommt für beide Seiten.

Die somit nächste Frage stellt sich aktuell im DKV nicht:

Wer soll das also machen? Der Betonkopf, dessen Berufung als solche ja auch noch rechtlich zu untersuchen wäre, da er ja nicht Mitglied des Gremiums war und somit im ersten Ansatz gar nicht zur Debatte hätte stehen dürfen (aber dafür kenne ich die diesbezügliche Verfahrensordnung zu wenig, falls es die gibt), sicherlich nicht.
Wenn überhaupt, wird er das per Dekret entscheiden (wofür es allerdings erst mal eine Vorlage bräuchte).
So, wie er in seiner Selbstherrlichkeit ja in den langen Jahren seines Waltens in BY niemanden nach oben kommen ließ.
Es steht also tatsächlich zu befürchten, dass alles so bleibt, wie es ist, einschl. der Schreib-, Deutungs- und Übersetzungsfehler aus dem japanischen, die seit über 15 Jahren niemand korrigieren wollte (eine Vorlage hierfür hatte ich dem letzten Bundesstilrichtungsreferenten geliefert).
Ich zitiere erneut einen meiner Freunde aus dem Gremium: „Definiere Shôtôkan!“ – Schweigen im Walde! So sieht es aus!

Gibukai
29-06-2017, 10:57
Hallo,

ich lese meinen Namen, verstehe die Botschaft aber nicht. Denn ich gehöre nicht zum DKV, und ich fühle mich nicht für DKV-Shōtōkan verantwortlich. Ich fühle mich meinem Karate-Lehrer und meinen Trainingspartnern gegenüber verantwortlich (die ebenso nicht zum DKV gehören).

Ja, ich kann Karate-Dō Shōtōkan-Ryū „definieren“ – tatsächlich schrieb ich Bücher zum Thema und melde mich hier im Forum dazu zu Wort (und hoffe beides auch in Zukunft fortsetzen zu können). Mein diesbezügliches Wissen stammt aus G. Funakoshis japanischen Werken (viele sind „hier“ unbekannt) und von seinen direkten Schülern und Mitstreitern. Ergo „schweige“ ich nicht. Tatsächlich helfe ich jedem gerne weiter, der aufrichtiges Interesse an herkömmlichen Karate-Dō Shōtōkan-Ryū hegt, egal aus welchem Verband er kommt. Allerdings befürchte ich, dass etablierte Funktionäre des DKV eher kein Interesse daran haben dürften, was ich zu sagen habe.

Ein Hinweis noch zu den Würfen des Shōtōkan-Ryū. Die oben aufgelisteten Vergleiche mit Würfen aus dem Jūdō sind teilweise problematisch und falsch. D. h. es gibt teilweise starke technische Unterschiede.

Grüße,

Henning Wittwer

Mardl
29-06-2017, 12:53
Ein Hinweis noch zu den Würfen des Shōtōkan-Ryū. Die oben aufgelisteten Vergleiche mit Würfen aus dem Jūdō sind teilweise problematisch und falsch. D. h. es gibt teilweise starke technische Unterschiede.


Hallo Henning,

ich schätze sowohl deine Bücher als auch deine Expertise. Die oben genannte Äußerung kann ich von meiner persönlichen Seite mit einem Jein beantworten.

Bei einigen Würfen stimme ich dir zu, nenne aber gern das Judo-Äquivalent, da die Bezeigung von G.F. variiert, bzw. die meisten Außenstehenden sich darunter gar nichts vorstellen können.

Ebenso gibt es von Judo-Würfen zig Varianten und von Mensch zu Mensch auf Grund anatomischer Unterschiede, anderer Philosophie, etc. auch verschiedene Herangehensweisen an einen Wurf. Es ist aber immer noch der selbe Wurf.

Mich würde aber deine Einschätzung interessieren, was genau am beispielsweise Ude-Wa und Tani-Otoshi anders sein ist als am Morote-Gari und (Ipon)Seoi-Nage (hier meine ich nicht die breitere Stellung der Beine, die offensichtlich ist - diese Variante findet man auch in älteren Aufnahmen verschiedene JJ-Schulen).

Gibukai
30-06-2017, 11:27
Hallo,

ich schrieb ja „teilweise“, und nun fragst Du lustiger Weise genau nach den beiden Würfen, die eher nahe dran sind. D. h. zu den beiden habe ich nicht viel zu schreiben. Allgemein möchte ich betonen, dass ich kein Jūdō trainiere (abgesehen vom Sportunterricht in der Schule). Ich kann also nur anhand der Namen und der „üblichen“ Ausführweisen Vergleiche anstellen.

Bei allen Würfen im Shōtōkan-Ryū ist jedenfalls die Annahme eines Tsuki die Ausgangssituation. Im Fall von Tani-Otoshi führt das zu einem „besonders“ eingestellten Arm beim Geworfenen. Das wäre eine Kleinigkeit, die ich in dem Fall hervorheben würde, da sie den Geworfenen anders positioniert als bei der Grundausführung (nochmal: ich trainiere kein Jūdō), die hier zu sehen ist:

https://www.google.de/search?q=Ippon+Seoi-Nage&client=opera&hs=Lwa&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwjp1p6FrOXUAhXIfFAKHTmsDxcQsAQIQQ&biw=1152&bih=760

Aber wie geschrieben, in dem Fall ist das möglicherweise eine Kleinigkeit.

Ein anderer Punkt dazu wäre mir noch wichtig. G. Funakoshi selbst hat sich sehr darum bemüht, Karate als eigenständige Kampfkunst in Japan zu etablieren. Dabei hat er wiederholt Karate von Jūdō abgegrenzt. Auch aus diesem Grund wäre es angebrachter, im Shōtōkan-Ryū seine Namen für die entsprechenden Würfe zu verwenden und nicht die aus anderen Kampfkünsten.

Grüße,

Henning Wittwer

Mardl
03-07-2017, 10:13
Hallo Henning,



Hallo,

ich schrieb ja „teilweise“, und nun fragst Du lustiger Weise genau nach den beiden Würfen, die eher nahe dran sind. D. h. zu den beiden habe ich nicht viel zu schreiben. Allgemein möchte ich betonen, dass ich kein Jūdō trainiere (abgesehen vom Sportunterricht in der Schule). Ich kann also nur anhand der Namen und der „üblichen“ Ausführweisen Vergleiche anstellen.



Deshalb habe ich auch genau diese beiden genommen ;)

Man muss dabei bedenken, dass der die heute geläufigen Judo-Wettkampf-Formen der Würfe auch Varianten ursprünglicher Wurftechniken sind. Beim Übergang von Kampfkunst zu Sport wurden Würfe auch angepasst, um sie mit einem geringeren Verletzungsrisiko durchführen zu können. In den alten Ju-Jutsu-Schulen sah die Technik aller Wahrscheinlichkeit auch eher so aus, wie von G.F. gezeigt. Ich habe in einem Buch eine "verhebelte" Variante gesehen. Das war eine Mischung aus Streckhebel über die Schulter und Wurf. Ich denke aber Rambat wird das genauer beschreiben können.

Der "Schulterwurf" kommt in vielen Kulturen und ihren Kampfkünsten vor. Auch im den HEMA ist er bekannt. Ich kann die Bilder leider gerade nicht verlinken, aber im Codex Wallerstein sind die benannten Techniken auch dokumentiert - wenn auch leicht anders.

Für mich bedeutet das einfach, dass das Wurf-Prinzip vielen Kampfkünsten bekannt ist. Also jemanden mit dem Arm über meinen Rücken nach vorne Werfen oder von vorne die Beine greifen und wegziehen. Je nach Schule, Lehrmeister, physiologischen Gegebenheiten, verwendeter Primärwaffe (Langschwert, Dolch, Stock, etc.) und Ziel (Punkt, sportlicher Wettstreit, Tod oder Verkrüppeln) sieht dann der Wurf ein bisschen anders aus: anderer Einstieg, Beine weiter oder enger, ein Bein weiter außen, etc. Es ist aber nach meinem dafürhalten der gleiche Wurf. Da ich einen Judo und Ju-Jutsu Background habe, kann ich sagen, dass man das auch als Werfender fühlt, dass das Prinzip ähnlich bis gleich ist, auch wenn ich mal anders greife oder einsteige. Im Judo gibt's ja schon alleine diverse Varianten des Schulterwurfs.

Du hast allerdings Recht, dass bei einigen der anderen Würfe der Vergleich mit Judotechniken nur noch annäherungsweise hergestellt werden kann. Aber auch hier ist meiner Meinung nach und nach eigener Erfahrung mit den Würfen, das Wurfprinzip das gleiche. Wie gesagt, es ist ein anderer Einstieg in die Technik, da meist ein Zuki vorausgeht, das Ziel ist auch ein anderes (ein sanftes Landen, sondern eher maximaler Schaden bei korrekter Ausführung), aber das Wurfprinzip ähnelt sich.