Vollständige Version anzeigen : Krav Maga – Allgemeine Kritik und Fragen zu Drills
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Hallo allerseits!
Ich möchte hier gerne allgemeine Kritik und Fragen zu einigen Drills im KM äußern/stellen oder von Euch lesen. Dazu kann man den Drill kurz beschreiben und anschließend kann diskutiert werden, was daran „sinnvoll“ ist und was nicht bzw. was verbessert werden kann.
Ich möchte niemandem irgendetwas unterstellen! Ich berichte nur von meinen Erfahrungen und Eindrücken, genauso wie ich die Drills im KM erleben durfte und trainiert habe. Mag sein, dass andere Schulen anderes Zeug trainieren! Das soll kein pauschaler KM-Bashing-Thread werden, sondern hoffentlich sinnvoller Input!
Es ist allen am meisten gedient, wenn sich bitte nur Leute äußern, die KM auch schon länger trainieren oder unterrichten bzw. erfahrene KS/KK mit solidem SV-Hintergrund. (Ihr wisst ja was ich meine, ich wünsche mir keine Beiträge a lá „ich mach zwar kein KM, aber…“, „ich bin erst zweimal im Kickboxen gewesen, aber…“).
Drill 1: Der Schüler schlägt Jab/Cross und schließt dabei die Distanz zum Gegner soweit, dass anschließend mit Kniestößen gearbeitet werden kann. Dazu wird der Partner, der die Matte hält, an der Schulter fixiert, mit unzähligen Kniestößen traktiert und dabei nach jedem Kniestoß weiter „nach hinten geschoben“.
Positiv: Der Schüler lernt die Lücke zu schließen und aggressiv „in den Mann“ zu gehen und Vorwärtsdruck aufzubauen. Die anschließenden Kniestöße sind anstrengend, der Schüler kann so seine Kondition verbessern. Der Schüler muss nach jedem Kniestoß „nachgehen“ und seine Position anpassen/verbessern.
Contra/Frage: Dieses „in den Mann gehen“… ist das in der SV nicht genau das Falsche? Man ist davor in einer Position, aus der heraus der andere einen eigentlich nicht (gleich) packen kann. Angenommen man landet mit Jab/Cross Treffer beim Gegner, warum nähere ich mich dann dem Gegner bis auf Kniedistanz und riskiere, dass der mich packt und umwirft, anstatt einen sauberen Tritt nach vorne auszuführen und/oder zu flüchten? Was mir auch nicht gefällt ist, dass der Gegner kooperativ die Matte hält und die Kniestöße auf sich einprasseln lässt bzw. nach jedem Treffer „brav“ einen kleinen Schritt nach hinten macht. Hier sollte der Gegner m.M.n. selber aggressiv Vorwärtsdruck ausüben und versuchen den Schüler zu Boden zu werfen. Aber wäre dann der Drill nicht ad absurdum geführt?! Was ist Eure Meinung?
Schnueffler
01-08-2017, 13:17
Ich persönlich arbeite lieber eng am Gegner, von daher auch gerne und oft mit Ellebogen und Knien.
Bleibe ich auf Schlag/Trittdistanz, kann es sich sehr schnell zu einem Schlagabtausch entwickeln.
Solange ich meinen Vorwärtsdruck aufrechthalte und auch die Knie durchbringe, wird der Gegner nach hinten wandern.
Ich fühle mich halt so wohl.
Ich persönlich arbeite lieber eng am Gegner, von daher auch gerne und oft mit Ellebogen und Knien.
Bleibe ich auf Schlag/Trittdistanz, kann es sich sehr schnell zu einem Schlagabtausch entwickeln.
Solange ich meinen Vorwärtsdruck aufrechthalte und auch die Knie durchbringe, wird der Gegner nach hinten wandern.
Ich fühle mich halt so wohl.
Danke für Deine Antwort! So nach dem Motto "Angriff ist die bessere Verteidigung"? Ich fühle mich übrigens auch wohl so. Woran liegt das? Siehst du ähnliche "Gefahren" wie ich? Denkst du die "Vorteile" überwiegen die "Nachteile"?
Schnueffler
01-08-2017, 13:37
Jeder hat seine Wohlfühldistanzen.
Spud Bencer
01-08-2017, 14:56
Ein Drill ist dazu da, bestimmte Attribute zu entwickeln. In deinem Fall: Reingehen.
Es kommt nicht darauf an, ein "was wäre wenn"-Szenario zu entwickeln. Der Drill soll keinen Kampf darstellen. Für das Szenario "Der andere steckt alles weg und greift mich dann" bräuchte man einen anderen, weiteren Drill.
Außerdem: Gegner auf Distanz halten und "abschießen" funktioniert meistens nur im Ring, nicht in einem echten Kampf. Wir hatten ja grade G20: Einfach mal die Videos anschauen, da wird munter unterlaufen und reingegangen. Klassisches Outboxing bringt da nicht viel. Daher sollte man bei realistischer SV immer zuerst an Nahkampf denken.
Ein Drill ist dazu da, bestimmte Attribute zu entwickeln. In deinem Fall: Reingehen.
Es kommt nicht darauf an, ein "was wäre wenn"-Szenario zu entwickeln. Der Drill soll keinen Kampf darstellen. Für das Szenario "Der andere steckt alles weg und greift mich dann" bräuchte man einen anderen, weiteren Drill.
Danke für Deinen Beitrag! Man könnte ja den Drill erweitern, indem der Partner nach ein paar Kniestößen in den Gegenangriff übergeht und der Schüler so lernt, dass mit Gegenwehr zu rechnen ist bzw. lernt dies abzufedern. Ich fände es auch gut, wenn ein (stärkerer) Partner versucht dem Schüler das Stoßen mit dem Knie so schwer wie möglich zu machen.
Außerdem: Gegner auf Distanz halten und "abschießen" funktioniert meistens nur im Ring, nicht in einem echten Kampf. Wir hatten ja grade G20: Einfach mal die Videos anschauen, da wird munter unterlaufen und reingegangen. Klassisches Outboxing bringt da nicht viel. Daher sollte man bei realistischer SV immer zuerst an Nahkampf denken.
Klar, ich verstehe sehr gut was du meinst. Ich denke nur, ein Problem dieses Drills könnte es sein, dass man „unnötig“ wo reingeht, wo es eigentlich nicht unbedingt sein muss. Ich bin sogar überzeugt davon, dass der Drill in echt funktioniert, aber ist es wirklich „klug“? Wie eingangs gesagt, angenommen die Jab/Cross Combo sitzt, warum soll man dann noch mit Vollgas reingehen? Aber offensichtlich siehst du hier auch ein Überwiegen der „Vorteile“?!
Ich bin jetzt etwas irritiert, entschuldigt bitte.
Bisher dachte ich immer, gedrillt werden bedeutet, unter starken Stress gesetzt werden und dann in Actionismus gehen müssen. Um zu schauen, wie man eigentlich überhaupt noch gelerntes umsetzen kann oder reagiert, wenn man am Limit ist.
Oder ist der Drill, den ihr beschreibt, die Verteidigungsaktion, bis sie sitzt? Oder die Kombination von beiden? Meint ihr das?
Sorry, wenn ich da was durcheinander bringe.
LG, Yarisha
Dort, wo ich KM trainiert habe ist es so, dass der (Stress)Drill die eigentliche Übung ist. Kurzes Erklären, vielleicht paar mal trocken die Bewegung machen und dann eigentlich gleich voll rein. Wobei es Ziel der Trainer ist, den Fitnessaspekt mit dem Stressaspekt zu vereinen. So wird die von mir eingangs beschriebene Übung eigentlich auf maximaler Belastung durchgeführt und nicht nur 1 Jab/Cross, dann 2 Kniestöße und fertig, nächster dran. Das geht x mal so bis man echt mit den Kräften am Ende ist. Vor allem die Anfänger gehen an die Grenzen, wenn sie 20 Kniestöße mit maximaler Power innerhalb von 30 Sekunden rausfeuern müssen. Dann ist der andere dran und dann wieder selber :D
Hat denn keiner mehr Input? Ist ja ziemlich ruhig hier... :rolleyes:
Dragonball
02-08-2017, 21:56
Wie Spud schon schreibt ist ein Drill dafür da bestimmte Atribute in den Körper einzupflanzen. Die Bewegung muss in "Fleisch und Blut" übergehen. Wenn sie sitzt kann der Partner sich ruhig ein wenig bewegen, schieben, drücken usw. aber nicht zu viel. Bei dieser Kombination handelt es sich um einen Combatives Basic Drill.
Im Stress Drill, das ist etwas anderes, könnte es dann darum gehen diese Kombination gegen einen angreifenden, aggressiv vorgehenden Gegner umzusetzen. Gerne während lauter Musik, ich bevorzuge AC/DC, Motörhead und ähnliche, und während weitere Schüler mit Pratzen auf dich einschlagen, dich ablenken.
Das sind zwei völlig verschiedene Übungen mit verschiedenen Zielsetzungen.
F-factory
03-08-2017, 08:31
Drill 1: Der Schüler schlägt Jab/Cross und schließt dabei die Distanz zum Gegner soweit, dass anschließend mit Kniestößen gearbeitet werden kann. Dazu wird der Partner, der die Matte hält, an der Schulter fixiert, mit unzähligen Kniestößen traktiert und dabei nach jedem Kniestoß weiter „nach hinten geschoben“.
Wenn man "Drill" als eine sich immer wieder sich wiederholende Bewegung zum Einschleifen definiert, dann ist dies ein "Drill" im militärischen Sinn.
Für mich wäre dies die Vorbereitung für den eigentlichen "Stressdrill", wo man nach dem auspowerndem Teil zum eigentlichen Stresspart kommt.
Alle sich ständig wiederholenden Schlag-/Trittkombinationen sind nicht unbedingt in der Realität umsetzbar, da der Gegenüber sich einfach nicht bearbeiten lässt ohne eine Gegenmaßnahme zu ergreifen. Deshalb sind solche "Drills" für mich eher zum Auspowern. Technisch werden sie bei hoher Geschwindigkeit meist nicht sauber ausgeführt.
Gruß
John
Dragonball
03-08-2017, 12:56
:halbyeaha
Wie Spud schon schreibt ist ein Drill dafür da bestimmte Atribute in den Körper einzupflanzen. Die Bewegung muss in "Fleisch und Blut" übergehen. Wenn sie sitzt kann der Partner sich ruhig ein wenig bewegen, schieben, drücken usw. aber nicht zu viel. Bei dieser Kombination handelt es sich um einen Combatives Basic Drill.
Im Stress Drill, das ist etwas anderes, könnte es dann darum gehen diese Kombination gegen einen angreifenden, aggressiv vorgehenden Gegner umzusetzen. Gerne während lauter Musik, ich bevorzuge AC/DC, Motörhead und ähnliche, und während weitere Schüler mit Pratzen auf dich einschlagen, dich ablenken.
Das sind zwei völlig verschiedene Übungen mit verschiedenen Zielsetzungen.
Danke für deine Antwort! Ich bin bis jetzt nicht mit diesen "Stress Drills" in Berührung gekommen. Liegt aber nicht an mir ;)
Wenn man "Drill" als eine sich immer wieder sich wiederholende Bewegung zum Einschleifen definiert, dann ist dies ein "Drill" im militärischen Sinn.
Für mich wäre dies die Vorbereitung für den eigentlichen "Stressdrill", wo man nach dem auspowerndem Teil zum eigentlichen Stresspart kommt.
Danke für deine Antwort! Du unterscheidest hier scheinbar auch mehr zwischen dem "eigentlichen" Drill und dem Stress Drill. Wie vorhin erwähnt, habe ich eben so noch nicht trainiert.
Alle sich ständig wiederholenden Schlag-/Trittkombinationen sind nicht unbedingt in der Realität umsetzbar, da der Gegenüber sich einfach nicht bearbeiten lässt ohne eine Gegenmaßnahme zu ergreifen.
Ja eben, der Schüler hämmert "stundenlang" auf die Matte ein und "glaubt" eventuell am Ende, dass nach Jab/Cross und 2x Knie jeder böse Bube am Ende ist... Das ist halt das Szenario so wie ich es sehe und das stört mich eben. Liegt aber eventuell am Trainer/Training...
Deshalb sind solche "Drills" für mich eher zum Auspowern. Technisch werden sie bei hoher Geschwindigkeit meist nicht sauber ausgeführt.
Ich habe an KM gar nicht den Anspruch technisch saubere Sachen zu bringen! Für mein Empfinden hat KM als Ganzes nicht DEN (einen) Anspruch technisch "sauber" zu sein. Ich finde das Auspowern an sich schon mal super, nur würde ich mir halt einfach ein wenig mehr (organisierte) Gegenwehr wünschen.
Danke nochmal für deinen Beitrag,
LG
F-factory
04-08-2017, 09:25
Ich habe an KM gar nicht den Anspruch technisch saubere Sachen zu bringen! Für mein Empfinden hat KM als Ganzes nicht DEN (einen) Anspruch technisch "sauber" zu sein. Ich finde das Auspowern an sich schon mal super, nur würde ich mir halt einfach ein wenig mehr (organisierte) Gegenwehr wünschen.
Ich gebe Dir mal ein Beispiel wo unsaubere Technik längerfristig problematisch ist.
Beispiel: Die Hände/Fäuste werden bei geraden Schlägen auf Schlagpolster nicht geradlinig zur Deckung zurück gebracht. Dies passiert bei sehr vielen (nicht nur Anfängern) bei Trommelfeuer auf Schlagpolster.
Das Problem damit zeigt sich meist erst beim Sparring, also da wo ein Gegner nicht kooperativ ist, wenn man eine gerade schlägt und die Deckung runter sackt, weil man eher eine "Lokomotivbewegung" macht.
Das Resultat kann sehr deprimierend für den/die Trainierenden sein, wenn man ständig die Konter auf die zwölf gezimmert bekommt.
Das erste was passiert, wenn Trainierende zum Sparring kommen, ist dieser erhellende Moment, wenn sie verstehen warum ich ständig über die saubere Schlagtechnik spreche.
Das ist ein Beispiel von vielen. Deshalb ist es für mich schon wichtig, die saubere Technik zu betonen.
Gruß
John
Ich will hier jetzt keinen KM-Technik-Thread draus machen, aber du hast hier schon ein paar grundsätzliche Dinge angesprochen, denen ich überhaupt nicht widersprechen will! Und diese „Probleme“ waren nach meinem Einstieg bei KM auch der Grund dem KM vorerst den Rücken zu Kehren und ins Boxen zu gehen
Das Problem damit zeigt sich meist erst beim Sparring, also da wo ein Gegner nicht kooperativ ist (...)
"Das" Problem zeigt sich immer erst beim Sparring. Dazu kann man natürlich ganze Bibliotheken darüber schreiben...
Aber eigentlich bist du jetzt, ohne es zu wollen, über einen großen Umweg zu meiner ursprünglichen Frage zurückgekehrt. Bezogen auf den von mir beschriebenen Drill 1: Was wäre daran verkehrt, den gleich mit "entsprechender Gegenwehr" zu trainieren? Ich will ja eben gerade im KM verhindern, dass die Leute diese "toten Bewegungen" einstudieren und Zeit verschwenden und beim ersten Sparring draufkommen, dass das „so“ doch nicht funktioniert, eben weil der andere nach dem zweiten Kniestoß in den Vorwärtsgang schaltet.
Das erste was passiert, wenn Trainierende zum Sparring kommen, ist dieser erhellende Moment
Es ist schön, wenn die Leute zum Sparring kommen, aber das tut ja nicht jeder und viele wollen das oft nicht und ich respektiere das auch. Ich würde mir und anderen gerne den „erhellenden Moment“ sparen, natürlich nur soweit das überhaupt möglich ist.
Danke Dir und LG
Ich habe an KM gar nicht den Anspruch technisch saubere Sachen zu bringen! Für mein Empfinden hat KM als Ganzes nicht DEN (einen) Anspruch technisch "sauber" zu sein. Ich finde das Auspowern an sich schon mal super, nur würde ich mir halt einfach ein wenig mehr (organisierte) Gegenwehr wünschen.
Danke nochmal für deinen Beitrag,
LG
und genau das ist falsch. man sollte immer auf saubere ausführungen achten. natürlich ist es die aufgabe des trainers auch den sinn dahinter zu erklären.
denn in extremsituationen werden die techniken von alleine unsauber.
und genau das merken viele erst beim sparring. wie john schon sagt.
bei reinen pratzendrills sollte der trainer auch drauf achten das die techniken sauber ausgeführt werden...
km ist ein addaptives system das viel aus anderen systemen nutzt, aber man sollte dann schon darauf achten, das man die sachen die man nutzt auch sauber übt.
und genau das ist falsch. man sollte immer auf saubere ausführungen achten. natürlich ist es die aufgabe des trainers auch den sinn dahinter zu erklären.
Uff, da habe ich mich wohl unglücklich ausgedrückt! Natürlich sind saubere Techniken wichtig. Aber im Vergleich zum Boxen und Muay Thai z.B. ist der Anspruch an die Sauberkeit der Techniken im KM definitiv nicht derselbe.
Ich muss mich jetzt aber mal selber zitieren:
Ich will hier jetzt keinen KM-Technik-Thread draus machen, aber du hast hier schon ein paar grundsätzliche Dinge angesprochen, denen ich überhaupt nicht widersprechen will!
Danke für Deine Antwort und LG
seh ich immernoch anders. kann gut sein wenn der trainer nur nen km background hat. aber ich erkenne da keinen unterschied.
das einzige wo ich das unterschreiben würde wäre die variabilität. du brauchst in klassischen wettkampsportarten ein größeres setup an techniken...wobei, im kampf hab ich die erfahrung gemacht, da reduziert man das schon sehr arg wieder auf max ne handvoll kombinationen.
wenn das deine erfahrungen sind würde ich die schule wechseln.
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