ErSunWukong
01-08-2017, 23:10
Diederichs Gelbe Reihe (gebunden/2009)
Übersetzer: Richard Wilhelms
ISBN 978-3-424-35004-3
336 Seiten
Hermann Hesse pries diese Sammlung als einen Ausdruck einer „gefestigten, ja, geheiligten Kultur des täglichen Lebens. Nun ja, Hesses Beurteilung erklärt sich sicherlich auch aus seiner eigenen Herkunft und Biographie und zum Teil wahrscheinlich auch daraus, dass Richard Wilhelms ursprüngliche Übertragung ins Deutsche sehr stark von seinem katholischen Glauben geprägt gewesen ist, der ihn dazu verleitete, Texte entsprechend angepasst zu übersetzen und Engel und Gott dort einzusetzen, wo die Daoisten eigentlich nichts Vergleichbares haben. Dies wird in Hans van Ess Vorwort gut erläutert. Genauso neigte er – zumindest in anderen Übertragungen – dazu, im Chinesischen eher klare Aussagen gelegentlich ein wenig zu ver-rätseln, was es oft ratsam macht nach neueren Übersetzungen zu greifen. Außerdem hat er aus der hier behandelten Sammlung auch hier und da Texte weggelassen, welcher Herr Professor van Ess in der vorliegenden Ausgabe ergänzt hat – in diesem Fall in seiner eigenen Überset-zung.
Wie so oft handelt es sich bei dem vorliegenden Buch um eine Textsammlung, die in sich in acht Bücher aufgeteilt ist. Dabei nehmen die daoistischen Texte den größten Teil ein, gefolgt von konfuzianischen Texten, die zum Teil direkt von Konfuzius und teils auf ihn bezogen sind. Natürlich beziehen sich - in oft satirischer oder spöttischer Art und Weise - auch einige der daoistischen Texte auf Konfuzius. Dabei sind gerade die daoistischen Einzelbücher oft Auszüge aus anderen, älteren Texten – im Schwerpunkt von Zhuangzi, aber auch von Lü Bu-wie.
In den Texten, die im hinteren Teil des Buchs eine ausführliche Erläuterung erfahren, geht es um Lebens- und Staatsführung, um Religion, Leben und Tod, verschiedene Menschentypen und den Einfluß von Willenskraft und Schicksal auf das Leben und wie wenig es in der Regel Sinn ergibt, sich darauf zu versteifen, Letzteres beeinflussen zu wollen. Und wie wenig die Lebensführung Einfluß auf das Schicksal nimmt, weswegen eben eine „göttliche“ Gerechtig-keit eher einem menschlichen Wunschdenken, als einer empirischen Realität zu entsprechen scheint. Deswegen nimmt diese Sammlung auch das Bemühen um extreme Langlebigkeit oder Unsterblichkeit bestimmter anderer daoistischer Richtungen auch nicht besonders ernst.
Sehr nachdenklich, teils ein wenig bösartig - es sind eben auch Schriften reisender Daoisten dabei, und die hatten einen gewissen Ruf - aber immer zum Nachdenken anregend. Allerdings sollte man sich vom Klappentext nicht in die Irre führen lassen. Daoismus und Konfuzianis-mus sind sicherlich wichtige Grundlagen der chinesischen Kultur, aber Animismus (damals dem Daoismus in einigen Dingen wahrscheinlich noch sehr nahe) und Buddhismus (den es damals noch gar nicht gegeben hat) spielen eine mindestens genauso große Rolle – wie auch viele Entwicklungen seitdem diese Sammlung eventuell im siebten oder sechsten Jahrhundert vor Christus kompiliert worden ist. Wenn man das Denken der Menschen aus dieser Zeit dem heutigen Europa zugrunde legen wollte, wäre man auch ziemlich auf dem Holzweg.
K.-G. Beck-Ewerhardy
Übersetzer: Richard Wilhelms
ISBN 978-3-424-35004-3
336 Seiten
Hermann Hesse pries diese Sammlung als einen Ausdruck einer „gefestigten, ja, geheiligten Kultur des täglichen Lebens. Nun ja, Hesses Beurteilung erklärt sich sicherlich auch aus seiner eigenen Herkunft und Biographie und zum Teil wahrscheinlich auch daraus, dass Richard Wilhelms ursprüngliche Übertragung ins Deutsche sehr stark von seinem katholischen Glauben geprägt gewesen ist, der ihn dazu verleitete, Texte entsprechend angepasst zu übersetzen und Engel und Gott dort einzusetzen, wo die Daoisten eigentlich nichts Vergleichbares haben. Dies wird in Hans van Ess Vorwort gut erläutert. Genauso neigte er – zumindest in anderen Übertragungen – dazu, im Chinesischen eher klare Aussagen gelegentlich ein wenig zu ver-rätseln, was es oft ratsam macht nach neueren Übersetzungen zu greifen. Außerdem hat er aus der hier behandelten Sammlung auch hier und da Texte weggelassen, welcher Herr Professor van Ess in der vorliegenden Ausgabe ergänzt hat – in diesem Fall in seiner eigenen Überset-zung.
Wie so oft handelt es sich bei dem vorliegenden Buch um eine Textsammlung, die in sich in acht Bücher aufgeteilt ist. Dabei nehmen die daoistischen Texte den größten Teil ein, gefolgt von konfuzianischen Texten, die zum Teil direkt von Konfuzius und teils auf ihn bezogen sind. Natürlich beziehen sich - in oft satirischer oder spöttischer Art und Weise - auch einige der daoistischen Texte auf Konfuzius. Dabei sind gerade die daoistischen Einzelbücher oft Auszüge aus anderen, älteren Texten – im Schwerpunkt von Zhuangzi, aber auch von Lü Bu-wie.
In den Texten, die im hinteren Teil des Buchs eine ausführliche Erläuterung erfahren, geht es um Lebens- und Staatsführung, um Religion, Leben und Tod, verschiedene Menschentypen und den Einfluß von Willenskraft und Schicksal auf das Leben und wie wenig es in der Regel Sinn ergibt, sich darauf zu versteifen, Letzteres beeinflussen zu wollen. Und wie wenig die Lebensführung Einfluß auf das Schicksal nimmt, weswegen eben eine „göttliche“ Gerechtig-keit eher einem menschlichen Wunschdenken, als einer empirischen Realität zu entsprechen scheint. Deswegen nimmt diese Sammlung auch das Bemühen um extreme Langlebigkeit oder Unsterblichkeit bestimmter anderer daoistischer Richtungen auch nicht besonders ernst.
Sehr nachdenklich, teils ein wenig bösartig - es sind eben auch Schriften reisender Daoisten dabei, und die hatten einen gewissen Ruf - aber immer zum Nachdenken anregend. Allerdings sollte man sich vom Klappentext nicht in die Irre führen lassen. Daoismus und Konfuzianis-mus sind sicherlich wichtige Grundlagen der chinesischen Kultur, aber Animismus (damals dem Daoismus in einigen Dingen wahrscheinlich noch sehr nahe) und Buddhismus (den es damals noch gar nicht gegeben hat) spielen eine mindestens genauso große Rolle – wie auch viele Entwicklungen seitdem diese Sammlung eventuell im siebten oder sechsten Jahrhundert vor Christus kompiliert worden ist. Wenn man das Denken der Menschen aus dieser Zeit dem heutigen Europa zugrunde legen wollte, wäre man auch ziemlich auf dem Holzweg.
K.-G. Beck-Ewerhardy