Vollständige Version anzeigen : Kani-Basami in der Selbstverteidigung!?
Oft als gefährlichster oder "effektivster" wurf bezeichnet wird die beinschere auch häufig als geheimwaffe in der selbstverteidigung angeprangert..... In diesem zusammenhang 2 fragen:
1. Lässt sich ein so unnatürlich bewegungsablauf überhaupt so einschleifen (im rahmen einer durchschnittlichen trainingszeit, nicht in 15 h training pro woche [emoji39]), dass man ihn unter stress anwenden kann?
2. Wie schätzt ihr das zu boden gehen ein, kalkulierbares risiko oder nicht? (Egal ob bei kani-basami oder anderen opfertechniken)
Bin gespannt was ihr sagt, hoffe das thema ist unter "grappling" gut aufgehoben ;)
Lg,
Wulle
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Kani Basami gilt deshalb als so gefährlich, weil die Beinschere dazu neigt, das Knie des Angegriffenen zu schrotten. Das Problem liegt damit wahrscheinlich in der realistischen Trainierbarkeit - sprich, Du musst mindestens einen Partner finden, der bereit ist, sich diesem Risiko wiederholt zu stellen. Interessanterweise fällt mir aus dem Stehgreif nur eine Vollkontakt-Grapplingsportart ein, wo Kani Basami noch legal ist, und das ist Sambo. Eventuell liegt der Grund dafür mit darin, dass hierbei spezielle Schuhe getragen werden, die die Reibung mit dem Untergrund minimieren (glatte Ledersohle) - und was ich so gesehen habe, liegt die Gefahr vor allem darin, dass der Fuß des angegriffenen Beins am Boden hängen bleibt.
Ein weiteres Thema ist natürlich die Weiterführung am Boden. Im Sambo geht man dann üblicherweise direkt weiter in einen gestreckten Kniehebel. Im Judo dagegen steht in meinen alten Büchern, dass die Technik nicht ideal für die Weiterführung des Bodenkampfes ist (Rücken zum Gegner, evtl Gefahr von Rear Naked Choke - im Sport-Sambo verboten)...
Aber um die Frage zu beantworten: wenn jemand über längere Zeit 1-2 Stunden pro Woche realistisch Kani Basami nebst Vorbereitung und Weiterführung trainieren kann, sehe ich keinen Grund warum das nicht auch in der SV funktionieren kann - natürlich mit den üblichen Einschränkungen der Gefahr von Bodenkampf gegen mehrere Gegner, mit Waffen etc. Ob das die beste Wahl für eine Haupttechnik in der SV ist, halte ich für eine andere Frage (die ich persönlich negativ beantworten würde).
Beste Grüße
Period.
Björn Friedrich
10-08-2017, 15:43
Ich denke ein Flying Triangle ist da besser geeignet, der beinhaltet sofort einen Submission.....:ironie:
Ehrlich gesagt gibts für mich keinen Grund sich mit einer Kani Basami zur SV zu bechäftigen. Im Submission Grappling kann es eine Option für körperlich größere Kämpfer sein, die nur schwer klassiche Beinangriffe landen können und so vom Overhook aus die Kani Basami anwenden, inkl. Heel Hook am Ende.
Aber für die SV ist das komplett daneben....
Filzstift
10-08-2017, 17:07
das ist auch fürs sportliche submission grappling komplett daneben da e schlicht illegal ist, ebenso allermeistens der genannte heelhook.
Björn Friedrich
10-08-2017, 17:37
Ich glaube nicht das die Technik überall illegal ist, da ich selber an Wettkämpfen teilgenommen habe, wo das erlaubt war.....
Bei ADCC sind sie erlaubt.
"kani-basami is nix für die SV!"
ich wundere mich manchmal, was der eine oder andere so für vorstellungen von wurftechniken im allgemeinen und von sutemi-waza im besonderen hat.
(ist nicht beleidigend gemeint!)
:)
kani-basami stammt, soweit ich das eruieren konnte, aus den japanischen koryu.
also aus jenen schulen, die immer mit "samurai" assoziiert werden.
;)
dort ging es nicht um sport ...
die koryu unterteilten sich in katchu bujutsu (schlachtfeldstile) und suhada bujutsu ("zivile" stile, also polizei/metsuke, leibwächter usw.).
und wenn es im curriculum dieser schulen nachweislich den kani-basami gab, dann sicher nicht, weil es sich um eine wirkungslose technik handelte.
kani-basami findet sich u.a. im curriculum der tenjin shin'yo ryu ...
Filzstift
11-08-2017, 02:46
drum sag ich ja "allermeistens".
@filzstift:
für sportliche wettkämpfe ist kani-basami tatsächlich eher ungeeignet, da stimme ich dir zu.
für "SV" hingegen eignet sich diese technik sehr, denn sie hat ein großes verletzungspotential - für den gegner ... und das ist doch im sinne der "SV" ...
Filzstift
11-08-2017, 06:26
@filzstift:
für sportliche wettkämpfe ist kani-basami tatsächlich eher ungeeignet, da stimme ich dir zu.
für "SV" hingegen eignet sich diese technik sehr, denn sie hat ein großes verletzungspotential - für den gegner ... und das ist doch im sinne der "SV" ...
Stimmt, bis auf die fehlende Trainingsmöglichkeit bei limitierten opfer äh mitspielern;)
im capoeira nennt sich das tessoura.
mMn wird es defensiv eingesetzt (zumindesten im capoeira unter SV-gesichtspunkten).
denkbares szenario:
sklaventreiber drangsaliert. sklave stolpert, fällt hin. sklave hat die beine auseinandergeschert und guckt unglücklich. falle ist aufgebaut. sklaventreiber tritt näher, voller überlegenheit. sklave dreht sich -> sklaventreiber am boden.
sklave kämpft oder flieht.
gerade in der SV können techniken noch besser verschleiert werden wie im kampf.
kampf ist nur EIN bestandteil der SV.
Hug n' Roll
11-08-2017, 08:56
Kani basami funktioniert auch angesprungen aus dem Grappling in der Nahdistanz.
Ein SV-Mittel der Wahl kann es sicher sein, wenn
a) die Positionierung zum Gegner stimmt,
b) die Bodenbeschaffenheit (die Rahmenbedingungen) dafür taugt (taugen),
c) ich selber zu Boden gehen kann/will (da z.B. weiteres ungünstiges Einwirken Dritter unwahrscheinlich ist).
Ich hab die Technik selber noch für meine Dan-Prüfung vor rund 25 Jahren gelernt und gedrillt. - Allerdings mit einem weitgehend kooperativen Partner, da auch damals die Verletzungssorge bei dem Ding schon ein steter Begleiter war.:rolleyes:
Huangshan
11-08-2017, 09:28
Hug n´ Roll:
kurz und gut Analysiert.
Scheren Techniken mit den Beinen gibt es in verschieden Kampfsystemen.
Einige sehen theatralisch spektakulär aus andere sind kurz und knackig und somit in der SV einsetzbar.
Viet Vo Dao ist z.B. für seine spektakulären Scheren Würfe bekannt:
https://www.youtube.com/watch?v=2APW33wrcMM
Es ist von der Situation,Szenario und anderen Faktoren abhängig ob Scheren Würfe einsetzbar sind.
Ohne jetzt der Wurf/Takedown Spezialist zu sein:
es wird sicher funktionieren, keine Frage.
Es wäre (wahrscheinlich auch weil ich es nicht trainiere) nicht mein Mittel der Wahl.
Irgendwie hätte ich Bauschmerzen damit einen "Wurf" zu nutzen der auch als "Sacrificing"-Throw (also Opfer-Wurf) beworben wird.
Wenn ich eh schon am Boden liege oder am Fallen bin oder die Situation passt, vielleicht wenn man ihn eh im Repertoire habe.
Habe ich jedoch die Wahl würde ich einen "zu Bodenbringer" nutzen den ich
a) trainiert habe
b) ich am besten mein Gleichgewicht nicht opfern muss.
Björn Friedrich
11-08-2017, 10:12
Genau das wollte ich auch schreiben, aber dann hab ich mir gedacht, ach schreib lieber gar nix.....:-)
deshalb gehört das ding ja auch zu den sogenannten "opferwürfen".
die meisten dieser würfe sind als "ultima ratio" anzusehen ...
es ist ein mehr oder weniger verzweifeltes mittel, die eigene haut durch eine hochrisiko-bewegung zu retten.
im wettkampf haben opferwürfe diesen charakter weitgehend verloren, da dort eben andere umstände herrschen.
:)
Huangshan
11-08-2017, 10:40
In einigen Wettkampf Disziplinen werden Scherenwürfe noch praktiziert:
Sambo:
https://www.youtube.com/watch?v=McT5qWRJ6ig
Sanda/Sanshou hat auch Scherenwürfe die im Wettkampf vorkommen.
deshalb gehört das ding ja auch zu den sogenannten "opferwürfen".
die meisten dieser würfe sind als "ultima ratio" anzusehen ...
es ist ein mehr oder weniger verzweifeltes mittel, die eigene haut durch eine hochrisiko-bewegung zu retten.
im wettkampf haben opferwürfe diesen charakter weitgehend verloren, da dort eben andere umstände herrschen.
:)Danke für die Antworten! Kleine frage noch (spezifisch an dich[emoji6]): setzt kani-basami eine bestimmte bewegung ukes voraus (wie die würfe der gokyo) oder lässt sich der wurf (auch) statisch anwenden?
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Danke für die Antworten! Kleine frage noch (spezifisch an dich[emoji6]): setzt kani-basami eine bestimmte bewegung ukes voraus (wie die würfe der gokyo) oder lässt sich der wurf (auch) statisch anwenden?
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ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe.
meintest du, daß eine voraussetzung für kani-basami ist, daß der uke sich in bestimmter weise bewegt?
falls es das ist, was deine frage beinhaltet: ja und nein.
:)
ja, uke muß sich in einem bestimmten winkel zu tori befinden, damit der wurf effektiv ausgeführt werden kann.
und nein, dies muß nicht auf ukes bewegung(en) beruhen. im judo ist es das, was man tsukuri nennt - heißt: tori positioniert sich so, daß uke in einer für ihn nachteiligen position ist. das ist dann der winkel, den tori für seinen wurf benötigt ...
leider ist es sehr schwierig, so etwas in schriftlicher form zu erklären.
ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe.
meintest du, daß eine voraussetzung für kani-basami ist, daß der uke sich in bestimmter weise bewegt?
falls es das ist, was deine frage beinhaltet: ja und nein.
:)
ja, uke muß sich in einem bestimmten winkel zu tori befinden, damit der wurf effektiv ausgeführt werden kann.
und nein, dies muß nicht auf ukes bewegung(en) beruhen. im judo ist es das, was man tsukuri nennt - heißt: tori positioniert sich so, daß uke in einer für ihn nachteiligen position ist. das ist dann der winkel, den tori für seinen wurf benötigt ...
leider ist es sehr schwierig, so etwas in schriftlicher form zu erklären.Ah ok das war das was ich wissen wollte! Vielen dank, hab glaube ich verstanden was du meinst![emoji56]
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Sekretär
13-08-2017, 06:57
Kenne die Beinschere nur als Konter aus einer drei Punkte Position z.B. durch einen körperstreckhebel. Ist also aus meiner Sicht eher eine Aktion aus der Defensive.
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