Vollständige Version anzeigen : Truppenführung in den Koryu?
Da meine Frage im anderen Topic wohl etwas untergegangen ist:
Im Thema Wie old school sind die Koryu (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f12/old-school-koryu-184422/) wurden Koryu eher mit Militärakademien als mit gewöhnlichen Ausbildungseinrichtungen verglichen.
Daher meine Frage:
In wie weit wurden bzw. werden Inhalte wie Truppenführung, Taktik und Strategie in den Koryu behandelt?
An Militärakademien oder Offiziersschulen liegt der Schwerpunkt ja klar darauf militärische Führer auszubilden. Die Vermittlung individueller Fertigkeiten (Kampffähigkeiten, körperliche Leistungsfähigkeit etc.) ist hier Thema aber eben nicht Schwerpunkt.
Ja, der Vergleich mit Militärakademien fand ich persönlich auch nicht ganz korrekt.
Eigentliche Militärakademien waren in Japan z.B. erst gegen Ende der Tokugawa-Herrschaft eingeführt worden.
So das Kôbusho welches 1856 in Edo (Tsukiji) für die Tokugawa-Vasallen errichtet wurde. Solche Akademien gab es auch in verschiedenen Han.
Das waren aber eben keine Ryûha, denn an diesen Akademien unterrichteten viele verschiedene Lehrer viele unterschiedliche Sachen.
Ich stelle mir das ganze durchaus etwas "chaotisch" vor, was wohl auch der turbulenten Zeit geschuldet war. Denn jeder Lehrer (die hauptsächlich Kenjutsu, Sôjutsu, Kyujutsu, Jujutsu und auch Hôjutsu lehrten) stammten aus verschiedenen Ryûha, womit ein einheitlicher Lehrplan eher nicht möglich war.
Das Kôbusho wurde dann 1866 geschlossen.
Ryûha sind und waren aber schon was anderes. Es wird genau eine "Ideologie" unterrichtet. Punkt. Es gab, gerade im 19. Jahrhundert, auch in beschränktem Umfang "cross-training" mit anderen (befreundeten) Schulen. Aber das war natürlich nicht Standard.
Nun zu deiner Frage: Du nennst "Truppenführung, Taktik und Strategie".
Ja, natürlich werden Taktik und Strategie in Bujutsu-Ryûha unterrichtet. Eigentliche Truppenführung ist nun etwas, was ich in besagten Militärakademien sehe.
Natürlich kann man schulspezifische Taktiken und Strategien für "Truppenführung" verwenden (vom Kleinen aufs Grosse schliessen), aber das war nicht der Fokus von Bujutsu-Ryûha.
Es gab aber schon immer eigentliche Strategie-Schulen welche unhabhängig von anwendungsbasierten Ryûha existierten. Eine der bekanntesten war die Yamaga-Ryû des Gelehrten Yamaga Sokô (1622 - 1685). Solche Schulen waren meist eng verknüpft mit neokonfuzianischen Studien.
Also das was dem am nächsten kommt hab ich im Lehrbuch zur Katori Shinto Ryu gesehen. Dort wird auch auf die umfangreichen esoterischen Lehren (Talismane, Schutzzauber, Orakelsprüche) und auch auf strategische Lehren (Wetter- und Geländekunde, Anlegen und Befestigen von Lagern, Spionageabwehr) eingegangen.
In wie weit das aber auch an alle Schüler unterrichtet wurde?
Das geht wohl an mich.
Ich gebe zu, der Vergleich mit einer Militärakademie hinkt, das war mir aber schon vorher klar, aber mir fiel kein besseres Beispiel ein.
Allerdings - soweit mir das als Nichtmitglied bekannt ist - hatten ( vielleicht auch noch haben) manche ryuha mehr im Curriculum als nur die reinen Kampftechniken. kokujin erwähnte ja schon die TSKSR. Das dieses Wissen sicher nicht an alle Schüler weitergegeben wurde, ist eine andere Baustelle
FireFlea
14-11-2017, 18:13
David A. Hall beschreibt unter dem Stichwort "heiho" in der "Encyclopedia of Japanese Martial Arts", dass Ishioka Hisao in seinem Werk "nihon heiho shi" von 1972 56 Schulen aufführt, die sich auf militärische heiho konzentrieren und ungefähr 60 Schulen, die Seekriegstaktiken beinhalten. Ishioka hat die Informationen wiederum aus dem Werl heika keizu aus dem Jahr 1808.
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