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Vollständige Version anzeigen : Alter und Zeit bis zum Schwarzgurt



Schlaffi
12-12-2017, 22:46
Ich glaube, dass es so einen Thread noch nicht gibt, ansonsten bitte verschieben.

Wenn man nicht mehr der Jüngste ist (ab 40 J. nach meiner Definition) ist das Lernen von Bewegungsabfolgen und Koordinationsvermögen sicher schlechter als bei einem 20jährigen.

Gibt es Erfahrungen dazu, wie sich ältere Semester beim Erlernen von Karate entwickeln?

Es geht mir absolut nicht darum, schnell einen Dan zu erlangen, sondern die Thematik an sich halte ich einfach für sehr interessant.

Können ältere Sportler die Schwächen kompensieren durch:

Strukturiertes, ernsthafteres Training:

- Man wechselt nicht mehr sprunghaft eine Sportart. Wenn man mit 55 J. beginnt, erwartet einen nach dem 1. Dan das Pflegeheim :devil:

- Freitags, Samstags und Montagmorgen hat man keinen Kater und kann sich
mehr mit Karate beschäftigen

- Im Allgemeinen hat das Thema "neue Freundin" nicht mehr so grosse und
geradezu dramatische Folgen, was das Fehlen vom Trainingseinheiten angeht.

- Evtl. hat man noch rudimentäre Vorfahrungen aus KK, die man vor Urzeiten
betrieben hat

- Man hat über die Jahre gelernt wie die individuelle Herangehensweise sein muss und man selbst für einen Lernstil hat und welche Medien man bevorzugt.

- Weitere Motivation könnte sein:
Man erlebt den 2. Fruehling und wills den Jungs noch mal zeigen.


Gruss,
S.

kaffeegeniesser
12-12-2017, 23:23
Ich hab mit 42 begonnen und seitdem mehrere twens kommen und gehen sehen. Und der 1. Dan ist für nächstes Jahr geplant.

* Silverback
12-12-2017, 23:56
Das ALter hat IMHO (auch) insofern manchmal Vorteile, weil es aufgrund einer gewissen Abgeklärtheit oft weniger hektisch (und dh., weniger verletzungsanfällig) abgeht; auch weil das Wissen um die eigenen Ressourcen oftmals jetzt schon gut entwickelt ist.

Phelan
13-12-2017, 07:42
Stimme den positiven Kommentaren zu, allerdings kann ich von mehreren "2. Frühlings-Aspiranten" in meiner Gruppe über die Zeit auch von einer gewissen Überkompensation sprechen.
Man macht, eben weil man es allen zeigen will, viele viele Sachen parallel, und motorisch überschreibt sich dann sehr viel
Zudem, und das finde ich leider am schlimmsten und erfuhr ich auch am häufigsten, will man "Härt" zeigen - das Verletzungsrisiko bei älteren Gruppenmitglieder ist leider (selbstverschuldet) deutlich höher.

Wenn man es aber nun vom Graduierungsstandpunkt sieht glaub ich, dass hier das Alter auch hilft. Man ist eben schon durch viele "Prüfungen" über die Jahre gegangen und weiss wie man selbst und sein Körper auf den Stress und die Zusatzbelastung reagiert und kann das besser abfedern..

VG,
Phelan

Gawan
13-12-2017, 13:23
Wenn man nicht mehr der Jüngste ist (ab 40 J. nach meiner Definition) ist das Lernen von Bewegungsabfolgen und Koordinationsvermögen sicher schlechter als bei einem 20jährigen.


Das würde ich so nicht sagen. Als ich 20 war, habe ich keinen Sport betrieben. Taijiquan habe ich mit 38 angefangen, Karate mit 43. Gerade habe ich meinen 5. Kyu gemacht. Bis zum Schwarzgurt wird’s sicher noch ein paar Jahre dauern, ich rechne mit 6 Jahren oder mehr.

Im Rückblick ist mir bisher nichts schwerer gefallen als wesentlich jüngeren Leuten. Im Gegenteil, wenn ich mir die kleinen Anfänger ansehe, stelle ich fest, dass es große Probleme mit der Koordination, der Aufmerksamkeit, dem Durchhaltevermögen und auch dem Willen gibt. Damit hatte und habe ich keine Probleme. Sicher, vor allem die Wendungen sind mir am Anfang schwer gefallen, doch das geht den Jungen auch nicht anders.

Früh anzufangen hat sicher seine Vorteile. Vermutlich kann man dann eher ein höheres Niveau erreichen und in Wettkämpfen glänzen. Andererseits, wenn man spät anfängt, muss man niemandem etwas beweisen, man macht es, weil man es selbst will und weil es Spaß macht. Weil man die Herausforderung schätzt. Und weil man fit werden und bleiben will.

kaffeegeniesser
13-12-2017, 14:52
Zudem, und das finde ich leider am schlimmsten und erfuhr ich auch am häufigsten, will man "Härt" zeigen - das Verletzungsrisiko bei älteren Gruppenmitglieder ist leider (selbstverschuldet) deutlich höher.

Hallo,

diese Beobachtung konnte ich in den beiden Dojo, in denen ich trainiere, nicht machen. Eher im Gegenteil. Vielleicht sind die "Alten" hier einfach nur vernünftiger :D? Keine Ahnung.

Ich z. B. lass mich von niemanden treiben oder antreiben:
Meine Hüfte ist wohl nicht für hohe Beinbewegungen zur Seite gebaut. Also mawashi geri (Halbkreisfusstechnik) geht auf Oberschenkelhöhe und Ende. Mir ist eine technisch saubere Ausführung mit Schmalz lieber als schmerzhaftes höher treten mit Oberkörper sonst wo hin neigen, damit ich an Höhe gewinne. Meine Trainer geben mir da zum Glück recht und Prüfer haben sich auch noch nie beschwert.
Wenn mir die Luft beim Randori ausgeht, dann zeig ich dem Trainingspartner, daß für mich jetzt Schluß ist und gut. Hab ich auch noch nie Beschwerden der Trainingspartner gehabt.

Gruß

Narexis
13-12-2017, 19:10
[...]
Ist eine extrem individuelle Geschichte und damit wäre das Thema eigentlich von meiner Seite aus durch.

Die von Dir aufgezählten Punkte würde ich so beispielsweise auch nicht am Alter festmachen. Ich kann (fast) alle, hier im Thread berichteten, Erfahrungen sowohl bestätigen als auch verneinen, je nachdem um welche Person es geht.

Hab einfach Deinen Spaß und mach Dir in den Punkten nicht so einen Kopf um die anderen. Du musst hier nichts an „Schwächen kompensieren“, wirst Du eh nicht schaffen. Verpasste Trainingseinheiten holst Du nicht nach, noch weniger verpasste Trainingsjahre und auch Verletzungen/Einschränkungen kann man nicht einfach ausblenden. Es bringt Dir auch nichts, wie die jugendlichen Wettkämpfer zu trainieren. Jede Verletzung hindert Dich (wenn auch nur punktuell oder begrenzt) am Fortschritt.

Dein Training wird sich von dem der jüngeren Partner unterscheiden, ebenso wie viele andere Punkte. Ist normal, ist keine Schwäche. Gibt Dein Bestes, wenn Du mit dem 20 jährigen Wettkämpfer nicht mithalten kannst, wirst Du das auch nicht irgendwie (ohne die nötige Erfahrung) anderweitig kompensieren können - der sollte sich allerdings auch nichts darauf einbilden, das Gammelfleisch weichgeklopft zu haben :p.

Wenn Du zu schlecht gedehnt bist, um senkrecht nach oben zu kicken, kannst Du nur schauen, was im Moment möglich ist (beispielsweise Dehnen und Techniktraining). Kindern/Jugendlichen drehst Du da nur kurz den Rücken zu und sie sind im Spagat, bei Dir dauert es ein paar Augenblicke länger - und (generell) von der Regeneration ist noch nicht einmal die Rede. Du hast keinen Vergleich, was wäre, wenn... und Du hast auch nichts davon, Dich (zu sehr) an anderen zu orientieren - das solltest Du in dem Alter doch wissen :p. Anfänger bleibt Anfänger; häufig deprimiert es die Leute sogar sehr, wenn sie (theoretisch) jedes Detail der Technik kennen, es allerdings nicht einmal im entferntesten umsetzen können.

Wenn Du’s „den Jungs noch mal zeigen“ willst, ist die Chance groß, dass Du Phelans Erfahrungen schnell bestätigen wirst und ob Du’s ihnen wirklich „zeigst“, steht auch in den Sternen.

In dem Sinne: Du kannst Spaß haben und Dein Bestes geben, effizient, effektiv und intelligent trainieren. Darauf solltest Du Dich konzentrieren, nicht auf die Dinge, die Du nicht ändern kannst. (Von den verbissenen Partnern und denen, die’s immer „den Jungs noch mal zeigen“ wollten oder sich immer nur auf ihre Schwächen konzentriert (und regelrecht rein gesteigert) haben, ist (in meinem Umfeld) keiner mehr dabei. Im Gegenzug haben es ein paar echte Arbeitstiere im Laufe der Jahre zu einem guten Können gebracht, auch wenn sie von vielen anderen - die teilweise weit vor ihnen mit dem Sport aufgehört haben - schnell überholt wurden und die, die noch dabei sind, auch nicht mehr einholen werden. Generell treibt (zumindest mich) eine intrinsische Motivation weit besser an als eine extrinsische.)

Um Dir doch noch Deine Erfahrungsberichte zu liefern: Manche sind seit Jahren dabei und werden immer besser, andere haben sich nach einer Weile verdrückt oder kommen unregelmäßig. Manche stellen sich nicht einmal so schlecht an, andere sind auch nach Jahren noch blutige Anfänger. Manche sind reif, konzentriert und arbeiten klug, andere sind zwar kurz vor der Rente, im Kopf steckt jedoch noch der kleine pubertierende Junge und man benimmt sich so oder derart Ego-gesteuert.

(Ich bin einfach mal so frei, meine Erfahrungen aus dem Boxen, MT, TKD, BJJ und diversen Besuchen/Einladungen als Trainer/Kämpfer in andere (Kampf-) Sportarten zu übertragen :D.)

LG

Vom Tablet gesendet.

Schlaffi
13-12-2017, 22:31
@Narexis:

:halbyeaha


MfG

Nick_Nick
14-12-2017, 00:28
@ Schlaffi

Wir haben einige von den älteren Semestern, die sich im Mittel- bis Oberstufenbereich bewegen (50+ und Grün-, Braun-, erster Schwarzgut).

Bis auf den letzten Punkt kann ich alle Punkte bestätigen (Punkt 4 teilweise).

Was alle (dieser Gruppe) auszeichnet ist ein großer Wille und auch Ehrgeiz, aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten (Es gibt auch einige andere ältere Semester, die es nur als gelegentliches Hobby sehen, aus großteils nachvollziehbaren familiären oder beruflichen Gründen).

Keiner will anderen was beweisen, aber sehr wohl sich selbst. Der ominöse schwarze Gürtel ist ein enormer Anreiz.

Ihr Vorteil ist, dass sich ihr Leben in sehr geordneten Bahnen bewegt, Kinder aus dem Haus, im Beruf etabliert.

Das motorische Lernen geht im Schnitt langsamer vonstatten, auch durch bspw. mangelnde Beweglichkeit oder körperliche Einschränkungen, wird aber durch das Trainingspensum ziemlich kompensiert.
Bspw. hat kürzlich hat ein Ü50 seinen ersten Dan erlangt mit gutem Ergebnis, der alles andere als günstige Voraussetzungen aufweist. Die Geschmeidigkeit und Beweglichkeit eines 40jährigen mit 20 Jahren Training hat er aber natürlich nicht. Dass Trainer und Prüfer das berücksichtigen, versteht sich von selbst.

Einziger Nachteil für die Gesamtgruppe ist, dass keiner mehr zum Superkämpfer mutieren will und "stupide" Prüfungsprogramme ganz weit oben auf der Wunschliste stehen. (Was nicht heißt, dass dem stets nachgegeben wird).

Was immer wieder überrascht sind Leute, die lange Zeit ausgesetzt haben und nach vielen Jahren wiederkehren. Teilweise ist´s bzgl. der Technik, als wären sie nie weg gewesen. Der Körper vergisst tatsächlich nicht.

Grüße

Royce Gracie 2
14-12-2017, 10:47
Also ein durchschnittlicher Karate Schwarzgurt ist nun nichts sonderlich schweres.
Klar es dauert seine Zeit und ja man muss einiges üben.
Aber für die allermeisten Menschen mit etwas sportlichem Talent ist es locker zu schaffen wenn man drann bleibt.


Du brauchst ja keine herausragenden Fähigkeiten.
Ganz ehrlich aus meiner Praxiserfahrung
-> Wer fleißig 3x die Woche übt und nicht über seine 2 eigenen Beine stolpert wenn er nen Angriff simulieren soll bekommt nach 5-7 Jahren seinen Schwarzgurt.

Was im Alter so ab 35 aufwärts nachlässt ist hauptsächlich die Maximalkraft und Explosivkraft sowie die Regenerationsfähigkeit.

Die Anforderungen an diese 3 Fähigkeiten sind aber für einen Karate Schwarzgurt fast lächerlich gering.

Du brauchst eigentlich nur ein bischen Schnelligkeit und gute Koordination/Gleichgewicht


Die Koordination lässt imo erst viel später nach ... das ist mit 40 noch überhaupt kein Thema... eher mit 50+


Wenn du sagst du fängst mit 40 an und willst noch Kyokushin Schwarzgurt werden , dann sehe ich das schon eher kritisch.
Ist auch noch möglich aber schon verdammt schwer.
Einfach weil du Probleme mit der Regeneration und Verletzungen haben wirst bei derart hartem Training und dem ganzen Sparring

Narexis
16-12-2017, 02:30
[...]
+1

Wenn’s Dir (/e: TE) nur um die Bauchbinden gehen sollte, stellt das in den wenigsten Vereinen - je nach Stil - ein Problem dar. Die Anforderungen werden - insbesondere in den Familien- und Breitensportvereinen - auch an die Person angepasst. Überspitzt formuliert, reicht es (bis zum Dan) oft, wenn Du nur rechtzeitig bezahlst und einigermaßen regelmäßig im Training aufschlägst. Deshalb würde ich darauf nicht viel Wert legen und es im Vorbeigehen mitnehmen.

Du kannst (egal mit welchem Gürtel) noch (im Rahmen Deiner Möglichkeiten) zu einem guten Karateka werden :) und das wäre mir wichtiger als ein mittelmäßiger/schlechter Gürteljäger zu sein - bleibt natürlich Dir überlassen, nur hättest Du in ersterem Fall einen Grund, auf die Gürtel stolz zu sein :D. Wenn die Bauchbinde schwarz ist, bist Du dann offiziell ein Anfänger :D.

LG

Vom Tablet gesendet.

Billy die Kampfkugel
16-12-2017, 07:01
Jung sein ist schon ein Vorteil, im Gegensatz zum Kampfsport als Jugendlicher bewege ich mich nur noch in Zeitlupe. Es ist auch wesentlich aufwändiger die Geschmeidigkeit aufrechtzuerhalten. Das ist halt täglich oder wenn ich mal nicht so motiviert bin alle zwei Tage eine halbe Stunde Training.
Auf der anderen Seite bei der vierteljährigen ärztlichen Untersuchung sprechen dann auch die Werte für sich, die sind wesentlich besser als ohne Training und man kann auf ein paar Medikamente verzichten. Das ist schon eine starke Motivation zu regelmäßigem Training, die ein Jüngerer nicht so hat. Andere Ältere hatten Unfälle und deren Bewegung ist wieder besser geworden. Man kann die Schwächen nicht wirklich kompensieren, so würde ich es nicht nennen, aber man kann sich besser die Lebensqualität erhalten.
Die Kampfsporterfahrung hilft mir etwas beim Randori, man hat einfach ein Auge entwickelt, plant Finten, weiß um den Zeitpunkt in die Vollen zu gehen... . Trotzdem das braucht noch Jahre was man schon im Kopf hat auch in der neuen Sportart umzusetzen. Einiges muss man auch umlernen ich habe vom Fechten her oft zu viel Gewicht vorne und ähnliches.
Gürtel, ja die sind machbar, die Prüfer wissen was wir können und was nicht und ab 40 wird im Training geschaut was geht und für die Prüfung ist das dann angepasst auf die Kickhöhe u.s.w.. In Rekordgeschwindigkeit geht das nicht, vielleicht zehn Jahre, wenn ich dran bleibe dreimal die Woche und die Chancen stehen gut bisher. Nebenher noch ein wenig Abwechslung mit anderen Sportsachen für Kondition und Regeneration.
:kick::smack:

Nick_Nick
16-12-2017, 12:18
Die Anforderungen werden - insbesondere in den Familien- und Breitensportvereinen - auch an die Person angepasst. Überspitzt formuliert, reicht es (bis zum Dan) oft, wenn Du nur rechtzeitig bezahlst und einigermaßen regelmäßig im Training aufschlägst. Deshalb würde ich darauf nicht viel Wert legen und es im Vorbeigehen mitnehmen.


Da irrst du dich ganz gewaltig. Jedenfalls bei uns ist das Trainingspensum für den Schwarzgurt - gerade für ältere Spätanfänger bzw. Wiedereinsteiger - enorm. Eben weil es körperlich nicht mehr so locker vonstatten geht. Trotzdem verlangt man ja als Trainer oder Prüfer, dass der Prüfling das Maximale aus seinen Möglichkeiten herausholt.
Und selbst talentierte Jungspunde reißen die Prüfung nicht mit links, jedenfalls nicht konditionell.
Dass es auch andere Beispiele gibt, die trotzdem die Prüfung schaffen, mag aber auch sein.

Grüße

Samuraicowboy
16-12-2017, 14:47
Komme zwar nicht aus dem Karate, allerdings gilt das bereits gesagte wohl für viele Kampfkünste.
Wenn man nicht zum Superkämpfer werden will sehe ich das Alter wie von vielen hier bereits angesprochen eher als Vorteil.
Ich habe im laufe der Jahre etliche talentierte junge Leute gesehen denen allesamt die sich häufig und schnell verändernden Lebensumstände einen Strich durch die Kampfkunstrechnung gemacht haben.
Studium angefangen, Studium zu Ende, neuer Job am A... der Welt, die gefürchtete Freundin etc.
Ich selbst habe mit Ende zwanzig angefangen, also auch nicht allzu früh, war und bin aber durch mein geregeltes Leben in der Lage, regelmäßig 3-4 mal die Woche (oder bei Bedarf auch öfter) und über Jahre hinweg zu trainieren.
Dieser Umstand gleicht solange es nicht um Wettkämpfe geht eine gaaaaanze Menge aus.

Narexis
16-12-2017, 19:19
Da irrst du dich ganz gewaltig. Jedenfalls bei uns ist das Trainingspensum für den Schwarzgurt - gerade für ältere Spätanfänger bzw. Wiedereinsteiger - enorm. Eben weil es körperlich nicht mehr so locker vonstatten geht. Trotzdem verlangt man ja als Trainer oder Prüfer, dass der Prüfling das Maximale aus seinen Möglichkeiten herausholt.
Und selbst talentierte Jungspunde reißen die Prüfung nicht mit links, jedenfalls nicht konditionell.
Dass es auch andere Beispiele gibt, die trotzdem die Prüfung schaffen, mag aber auch sein.

Grüße
Dann trainierst Du wohl in einem guten Verein :). Die gibt’s ohne Zweifel auch! Auch vom Großteil der Kyokushin Karateka halte ich viel und respektiere die Graduierungen, da die meiner Erfahrung nach sehr oft tatsächlich das Können (zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben) ausweisen.

Meine Erfahrung mit den überwiegend im Breiten- und Familiensport betriebenen Karatestilen wie dem TKD zeigt leider ein anderes Bild. Bis zu den Dan-Prüfungen erinnere ich mich an eine Prüfung, auf der jemand durchgefallen ist. Der Rest hat den Gürtel häufig nicht bekommen, weil er so gut war oder es sich verdient hätte, sondern weil es in der Vergangenheit gehäuft Austritte aus den Vereinen gab, wenn die Prüfung nicht bestanden wurde und es ja irgendwie mit 20 Ausreden und einem kleinen Rüffel und dem Versprechen, nächstes Mal mehr zu geben, (Spoiler: Nein, wurde nicht besser.) gerade so den Mindestanforderungen entsprochen habe.

Trainiert hat der Großteil der Danträger, die ich kenne und die den Sport nicht als Leistungssport betrieben haben, höchstens 3x pro Woche. Die Prüfungen bis zum Dan wurden während des regulären Trainingsbetriebs - wenn der nicht eh auf die Gürteljagt eingestellt war und fast nur das Prüfungsprogramm trainiert wurde - erarbeitet.
(Unter einem „enormen Trainingspensum“ verstehe ich etwas anderes. Da denke ich beispielsweise an zwei unsere Wettkämpfer (39 und 48), die kommen regulär auf 4-6 Einheiten im Verein und nebenher 3 Konditions- und 2 Krafteinheiten pro Woche, neben einem Vollzeitjob. Während der Wettkampfvorbereitung wird/wurde dann noch mal ordentlich gesteigert. 2-3 Einheiten (bzw. ca. 2-8h Training) pro Woche ist für mich weit entfernt von einem enormen Trainingspensum, vielleicht meinen wir auch dasselbe und drücken uns nur unterschiedlich aus. Ein „enormes Trainingspensum“ hatte keiner der Schwarzgurte, nicht einmal die wirklich guten, die auch richtig was drauf haben. Meist gab es zwei Prüfungen im Jahr, hätte man dort das „maximale aus seinen Möglichkeiten“ verlangt, wären wohl weit mehr nie durchgekommen. Ganz simple Frage zur Reflektion, da es mir schon sehr häufig aufgefallen ist: Wie viele Prüflinge hast Du in den letzten Jahren durchfallen sehen (vor der Dan-Prüfung)? Waren tatsächlich alle so gut, dass sie es verdient hätten/hatten zu bestehen? Ich habe sogar häufig erlebt, dass die Urkunden vor Prüfungsbeginn bereits fix und fertig waren und die Leistung am Schluss nur noch schnell in die jeweiligen Pässe eingetragen werden musste.
Wenn Du in einem guten Verein untergekommen bist und nur die internen Prüfungen kennst, könnte das auch daran liegen :).)

Kämpferisch haben mich genug Karateka und TKDin überzeugt, ganz unabhängig von der Graduierung und es gab mehr als genug Danträger, die sich darauf etwas eingebildet haben, ohne etwas zu können, außer vielleicht das Prüfungsprogramm abzuspielen. Andererseits finde ich es auch zunehmend lächerlich, dass man häufig so tut, als sei ein schwarzer Gürtel ein Zeichen für den „Meister“ oder sogar das Ende des Weges, da gehören noch ein paar weitere Prüfungen absolviert und die sind tatsächlich meist nicht ohne. Ich habe so viele Sportler aufhören sehen, sobald sie die Bauchbinde hatten...

(Dass die Anforderungen an die Person angepasst werden, habe ich überall so erlebt und finde ich gut. Andererseits muss auch klar sein, dass die Graduierung dann nur begrenzt das Können ausweist. Sonst gäbe es weit weniger Schwarzgurte, die sich die Bauchbinde im gehobeneren Alter erarbeitet haben. Gerade im TKD wird dann beispielsweise nicht mehr erwartet, dass die Person (beispielsweise 45) noch über die eigene Kopfhöhe kicken kann.)

LG

Vom Tablet gesendet.

Ununoctium
16-12-2017, 19:24
Hallo Zusammen,

ich kann jetzt nicht für Karate sprechen - aber ich denke Krav Maga sollte von der Anstrengung min. vergleichbar sein.

Ich habe einen Schüler der mit 64 bei mir angefangen hat - zuvor noch nie Kampfsport gemacht hat (außer mal paar Monate Boxen in der Jugend) - jetzt ist er 69 und bereitet sich gerade auf den Braungurt vor.

Also ü40 sollte dann eigentlich kein Problem sein - würde ich mal meinen.

Natürlich spielt die Gesundheit immer eine Rolle - aber auch mit 20.


Viele Grüße

Heiko

Narexis
16-12-2017, 20:28
Hallo Zusammen,

ich kann jetzt nicht für Karate sprechen - aber ich denke Krav Maga sollte von der Anstrengung min. vergleichbar sein.

Ich habe einen Schüler der mit 64 bei mir angefangen hat - zuvor noch nie Kampfsport gemacht hat (außer mal paar Monate Boxen in der Jugend) - jetzt ist er 69 und bereitet sich gerade auf den Braungurt vor.

Also ü40 sollte dann eigentlich kein Problem sein - würde ich mal meinen.

Natürlich spielt die Gesundheit immer eine Rolle - aber auch mit 20.


Viele Grüße

Heiko
+1!

Wenn es motiviert oder aufmuntert: Das älteste Kaliber, das mir beim Sparring die Nase richten wollte, ist mittlerweile irgendwas zwischen 79 und 83 und hat mit 47 mit dem Boxen begonnen. Der steckt problemlos (aufgrund seiner Erfahrung) die Breiten- und Freizeitsportler in die Tasche und bereitet auch mir öfters echt Probleme :D. (Einen Gürtel hat er nicht, er bevorzugt Hosenträger :cool:.)

LG

Vom Tablet gesendet.

Ripley
16-12-2017, 21:08
Die Schwierigkeit von KK jenseits der 40, bei mir inzwischen jenseits der 50, liegt - für mich - darin, das richtige Maß zu finden und zu halten.

Klar komme ich mit fünf Einheiten pro Woche schneller voran als mit zwei oder drei. Das geht aber dann auf Kosten der nötigen Erholungszeiten, die in diesem Alter nun mal länger sind als bei Jüngeren.

Klar ist es eher "meins", reinzu- wummern. Besser für die Muskeln und Gelenke wäre es aber, lieber mit weniger Gas und dafür mehr Technik zu arbeiten.

Es ist ein Lavieren, das ich definitiv noch nicht hinreichend beherrsche.

Vor einigen Jahren musste ich pausieren mit massiven Addukturenproblemen, die Hüftgelenke hab ich mit (zu) hohen Kicks nachhaltig verärgert, zurzeit ist es der Rücken, der mir die rote Karte zeigt.
Mal gucken, ob und wann der Doc mich wieder trainieren lässt (LWS- Schaden - zu viel Rumms, zu wenig Haltemuskulatur) ... und dann gucken, wie ich den nächsten Schaden vermeiden kann.

Nick_Nick
16-12-2017, 21:48
Dann trainierst Du wohl in einem guten Verein :). Die gibt’s ohne Zweifel auch! Auch vom Großteil der Kyokushin Karateka halte ich viel und respektiere die Graduierungen, da die meiner Erfahrung nach sehr oft tatsächlich das Können (zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben) ausweisen.

Meine Erfahrung mit den überwiegend im Breiten- und Familiensport betriebenen Karatestilen wie dem TKD zeigt leider ein anderes Bild. ...

Wir haben eine unterschiedliche Sichtweise und du siehst das strenger als ich.

Unter einem enormen Trainingspensum verstehe ich tatsächlich 4 Einheiten die Woche und zusätzlich etwas Kondition und Beweglichkeit. Also weit entfernt von deinen Wettkämpfern. Für einen selbständigen Familienvater oder einen in Leitungsposition finde ich das sehr beachtlich.

Bei uns fallen tatsächlich überhaupt keine Prüflinge durch. Ist der einfachen Tatsache geschuldet, dass wir intern prüfen und keinen zulassen, der - aus unserer Sicht, die natürlich sehr subjektiv ist - nicht bestehen würde. Das fänden wir unfair. Abgesagt haben wir aber schon einigen, die können dann auch mal gerne zwei Jahre warten. Dafür haben dann aber die, die zugelassen werden, im Grunde schon bestanden (zugegebenermaßen auch mal ein Prüfling, der einen sehr schlechten Tag erwischt hatte).

Von Grundheraus ist das aber schon ein Problem, dass man Leute prüft, die man sehr gut kennt und dann überlegen soll, sie durchfallen zu lassen. Wie gesagt, wir versuchen der Zwickmühle zu entkommen, indem wir vorher sieben. Ist aber ganz sicher auch nicht 100% objektiv.

Mit dem „maximalen Herausholen“ meine ich, dass der Prüfling an seine konditionellen Grenzen gebracht wird. Gerade die Dan-Prüfungen sind sehr umfangreich und ohne intensive Vorbereitung geht man da vor die Hunde. Dass der Prüfling beißt und sich nicht gleich zu Beginn mal schont, weil er weiß, was noch alles kommt, wollen alle Prüfer sehen. Es ist übrigens m.E. auch eine andere Kondition als die Wettkampfkondition.

Letztlich ist das ganze Thema aber sozusagen in der Grauzone, da gibt´s kein klares Schwarz-Weiß. Im Sinne von objektiv bestanden oder nicht bestanden. Prüflinge und Prüfer kennen sich ggf. seit Jahrzehnten und sind zum Teil befreundet, wie will man da objektiv prüfen.
Würde mich ehrlich wundern, wenn das bspw. im Kyokushinkai so sehr viel anders wäre.

Grüße

Schnueffler
16-12-2017, 22:01
Durchfallen bei den Kyu Prüfungen ist auch bei uns so gut wie unmöglich. Zum einen werden die Schüler nur zugelassen, wenn sich die Trainer sicher sind, dass sie bestehen. Wenn sie dann einen blackout haben oder ähnliches, dann heißt es eigentlich, dass sie für den heutigen Tag beenden können, es aber in 2-3 Monaten erneut probieren können, ohne neu sich anmelden zu müssen.

Bei Dan prüfungen ist jeder für sich verantwortlich, da gibt es einige, die durchgefallen sind und es dann auch das Ende der Prüfung bedeutet, sprich keine 2. Chance wie bei den Kyu Graden. Da muss man sich dann komplett neu anzumelden.

Narexis
20-12-2017, 03:25
Wir haben eine unterschiedliche Sichtweise und du siehst das strenger als ich.
Hatte ich vermutet :D.



Unter einem enormen Trainingspensum verstehe ich tatsächlich 4 Einheiten die Woche und zusätzlich etwas Kondition und Beweglichkeit. Also weit entfernt von deinen Wettkämpfern. Für einen selbständigen Familienvater oder einen in Leitungsposition finde ich das sehr beachtlich.
Ich find’s eine gute und solide Leistung. 4x ist auch nicht wenig und sollte auch gewürdigt werden. 2-3x pro Woche ist oft der Normalfall und dementsprechend gehört für mich einfach viel dazu, dass es sich „enorm“ vom Normalfall abhebt. Andererseits bin ich auch kein Freund von Ausreden. Ich persönlich finde es schrecklich/lächerlich, wenn ich mich beispielsweise daran erinnere, dass in einer Prüfung dieses Jahr „Rücksicht“ genommen und die Anforderungen (extrem) gesenkt wurden, weil die Person 6 Monate nur 1x alle zwei Wochen trainieren konnte. Wie ich die Prioritäten setze, bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen; die Person hätte jedoch nie zur Prüfung zugelassen (oder diese zumindest nicht bestehen) dürfen - war halt ein finanzieller Unterstützer des Vereins. Wenn ich beispielsweise nur 1-2x die Woche trainieren kann, dauert es natürlich länger, bis die Fortschritte erzielt werden und dementsprechend sollte es mit der Prüfung laufen. Gleichzeitig mag es länger dauern, bleibt die Person am Ball, hat sie jedoch mMn gute Chancen, auch offiziell zum Anfänger ernannt zu werden und sich die weiteren Dangrade zu verdienen.



Bei uns fallen tatsächlich überhaupt keine Prüflinge durch. Ist der einfachen Tatsache geschuldet, dass wir intern prüfen und keinen zulassen, der - aus unserer Sicht, die natürlich sehr subjektiv ist - nicht bestehen würde. Das fänden wir unfair. Abgesagt haben wir aber schon einigen, die können dann auch mal gerne zwei Jahre warten. Dafür haben dann aber die, die zugelassen werden, im Grunde schon bestanden (zugegebenermaßen auch mal ein Prüfling, der einen sehr schlechten Tag erwischt hatte).
Wie gesagt, Du scheinst in einem guten Verein zu trainieren :). So sollte es mMn laufen und das sind auch nicht die Prüfungen, die ich damit meine. Nicht einmal, wenn einer der Sportler mal einen Blackout hat oder es deutlich schlechter als im Training läuft, hätte ich - insbesondere bei einer einmaligen Geschichte - ein Problem damit. Ich finde es nur lächerlich, wenn dann noch „Titel“ wie „Prüfungsbeste/r“ an die Eltern vergeben werden, die sich halt für den Verein engagieren oder eine Autoladung Kinder abliefern und begleiten (/e: das sollte/muss an anderer Stelle und nicht in der Prüfung gewürdigt werden, auch wenn sie da dann evtl. nicht im Gemeindeblatt abgedruckt werden...). Wenn allen nach dem Mund geredet wird, damit man auch ja keine Mitglieder verliert usw. In diesen Vereinen habe ich dann auch teilweise erlebt, dass die „Wettkämpfer“ sich vor den Wettkämpfen darüber informiert haben, wie viele in der Gewichtsklasse starten und bevorzugt ohne Gegner gestartet sind und nie angetreten, wenn nicht auch bei totalem Versagen eine Medaille drinnen war... Das waren dann teilweise die „Kämpfer“, die extrem mit ihren Erfolgen geprahlt haben, ich hatte von ihnen gelesen und gehört und habe sie für voll genommen. Das hat teilweise für ziemlich unschöne Erlebnisse - für alle Beteiligten - geführt...



Von Grundheraus ist das aber schon ein Problem, dass man Leute prüft, die man sehr gut kennt und dann überlegen soll, sie durchfallen zu lassen. Wie gesagt, wir versuchen der Zwickmühle zu entkommen, indem wir vorher sieben. Ist aber ganz sicher auch nicht 100% objektiv.
Dagegen würde mMn weniger sprechen. Ich erlebe leider ständig Fälle, bei denen es nicht an einem schlechten Tag, einem gesundheitlichen Problem, einem Ausrutscher oder Prüfungsangst liegt, sondern an generell schlechter Leistung. (Natürlich sind das nur wenige der Prüflinge, die antreten, doch bleiben sie mir mindestens so wie die wirklich guten im Gedächtnis und im Laufe der Jahre kamen da eine Menge unverdiente Graduierungen zusammen - ausgerechnet die sind mir dann auch noch häufiger aufgefallen, weil sie "höher" graduiert waren und sich immer wieder darauf berufen haben.) Wenn der Prüfer den Sportler kennt und weiß, dass dieser dem Leistungsstand entspricht, hätte ich damit oder (generell) mit weiteren Chancen keine Probleme, das sehe ich dann eher als Verleihung anstatt Prüfung, ganz wie im BJJ.



Mit dem „maximalen Herausholen“ meine ich, dass der Prüfling an seine konditionellen Grenzen gebracht wird. Gerade die Dan-Prüfungen sind sehr umfangreich und ohne intensive Vorbereitung geht man da vor die Hunde. Dass der Prüfling beißt und sich nicht gleich zu Beginn mal schont, weil er weiß, was noch alles kommt, wollen alle Prüfer sehen. Es ist übrigens m.E. auch eine andere Kondition als die Wettkampfkondition.
Dan-Prüfungen lasse ich absichtlich außen vor :). Da fallen dann überraschend oft Leute durch, bei denen ich mich frage, wie sie je an diesen Punkt kommen konnten. Meine Anforderungen sind evtl. auch schlicht etwas zu hoch.



Letztlich ist das ganze Thema aber sozusagen in der Grauzone, da gibt´s kein klares Schwarz-Weiß. Im Sinne von objektiv bestanden oder nicht bestanden. Prüflinge und Prüfer kennen sich ggf. seit Jahrzehnten und sind zum Teil befreundet, wie will man da objektiv prüfen.
Würde mich ehrlich wundern, wenn das bspw. im Kyokushinkai so sehr viel anders wäre.
Kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass diese Karateka - insbesondere die höher graduierten - kämpfen können oder konnten und viel für/in den Prüfungen und auf dem Weg erwartet wurde. Wer diesen Weg gegangen ist, hatte auch die Graduierungen verdient. Vielleicht bin ich auch einfach nur in den falschen/richtigen Vereinen gewesen bzw. habe sie kennengelernt.


Durchfallen bei den Kyu Prüfungen ist auch bei uns so gut wie unmöglich. Zum einen werden die Schüler nur zugelassen, wenn sich die Trainer sicher sind, dass sie bestehen. Wenn sie dann einen blackout haben oder ähnliches, dann heißt es eigentlich, dass sie für den heutigen Tag beenden können, es aber in 2-3 Monaten erneut probieren können, ohne neu sich anmelden zu müssen.

Bei Dan prüfungen ist jeder für sich verantwortlich, da gibt es einige, die durchgefallen sind und es dann auch das Ende der Prüfung bedeutet, sprich keine 2. Chance wie bei den Kyu Graden. Da muss man sich dann komplett neu anzumelden.
So sollte es sein :).
Ich habe sehr oft erlebt, dass man sich einfach in eine Liste einträgt und bezahlt. Da sind dann auch die Prüfungsbesten rein zufällig die im Verein engagierten Eltern oder die, die ihre Kinder immer fleißig ins Training bringen und nebenher auch ein Bisschen trainieren. Egal wie die Prüfung lief und ich habe auch viel Frust erlebt, da die wirklich ambitionierten Sportler sich richtig ins Zeug gelegt und hart trainiert haben, nur um dann offensichtlich übergangen zu werden... Habe auch häufig erlebt, dass dann einfach die nächsten Prüfungen „mitgenommen“ wurden, da man schlicht enttäuscht war.

Ich durfte mir erst vor wenigen Wochen etwas anhören, weil ich eine Prüfung, auf die ich eingeladen wurde, danach offen als schlechten Witz bezeichnet habe. Da gab es drei Prüflinge, die wohl beruflich derart viel zu tun hatten, dass sie seit Monaten nicht im Training waren, aber schnell den Gürtel abgreifen wollten. Da lief die Form dann überhaupt nicht und einer wurde sogar noch mal mit einem Trainer vor die Türe geschickt, um sie kurz zu üben (und dann irgendwie miserabel mit Hilfe vor- bzw. eigentlich nachzuturnen und sich danach am Ende stolz die Urkunde zum 3. Kup überreichen zu lassen). Die Formen bis zur benötigten gingen auch häufig erst im 3. Anlauf irgendwie einigermaßen fehlerfrei. Wurde dann damit begründet, dass man schlicht auf die Mitglieder angewiesen sei und er nächstes Mal sicher viel besser abschneiden würde. Da trainieren auch noch die 3 Kinder im Verein, wenn er die dann abmelden würde... So einen Blödsinn habe ich leider viel zu oft erlebt. Vielleicht liegt es allerdings auch daran, dass ich selbst mit keiner meiner Prüfungen je (komplett) zufrieden war, egal ob ich die beste Leistung der Prüflinge abgeliefert habe oder etwas nicht wie geplant lief.

Ist vielleicht auch mein persönlicher „Frust“, da ich im Gegenzug dann von den Leuten auf „Graduierungen“ und eine Rangordnung hingewiesen wurde. Das ging so weit, dass ich gebeten wurde, das Wettkampftraining zu leiten und nach 30 Minuten ein Einzeltraining mit einem interessierten Sportler veranstaltet habe, da der Rest mich - sie seien ja schließlich höher graduiert - nicht für voll genommen hat und noch weniger bereit war, auch nur irgendwelche Tipps/Anweisungen zu befolgen. Als ich dann mal ein paar Runden mit ihnen drehen wollte, waren die Münder nach den ersten Sekunden zu und ich wurde darauf verwiesen, dass ich ja nicht einmal in ihrer „Leistungsklasse“ starten würde, womit sich überraschenderweise die restlichen vor den Runden gedrückt haben... Sei nur, um mich vor Verletzungen zu schützen... Diese Selbstbeweihräucherung habe ich ständig erlebt und nervt mich.

Die Essenz bleibt: Wenn’s nur um die Bauchbinde geht, ist es definitiv möglich, man muss nur lange genug dabeibleiben und sich (je nach Verein mehr oder weniger) konzentriert ins Zeug legen - als jüngerer wie auch älterer Mensch; da sehe ich keine Gründe, warum das - abseits vom Kyokushin - nicht klappen sollte. Wenn’s ums Können geht, gibt es auch da in meinem Bekanntenkreis genug Beispiele, die es trotz Alter noch zu beachtlicher Leistung gebracht haben. :)

LG

Vom Tablet gesendet.

Kusagras
20-12-2017, 16:32
die gefürchtete Freundin ....

:D:p

Noch zusammen?;)

Kusagras
20-12-2017, 16:37
Durchfallen bei den Kyu Prüfungen ist auch bei uns so gut wie unmöglich. Zum einen werden die Schüler nur zugelassen, wenn sich die Trainer sicher sind, dass sie bestehen. ...

Genau sollte das sein. Hab neulich eine Karate-Gruppe gesehen, da werden die Gürtel offenbar inflationsmässig verteilt (Die Technik des - immerhin- Blau (!)-Gurtes war sogar für mich erkennbar eher so auf max. Orange Niveau... .) Puuh. man tut den Leuten keinen Gefallen damit.

Samuraicowboy
20-12-2017, 23:17
:D:p

Noch zusammen?;)

Ja allerdings :D
Bei einigen meine Trainingsgefährten ist es aber anders ausgegangen.
Wobei da fast immer die KK den kürzeren gezogen hat.