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Vollständige Version anzeigen : Wissen online teilen



Kraken
14-12-2017, 23:35
Was ist eure Meinung dazu, sein Wissen online zu teilen?

Es gibt ja inzwischen recht viele Youtube-Tutorials und Youtuber und Blogger zu den verschiedensten Themen.

Was haltet ihr davon, sein Wissen online, gratis, für jeden verfügbar und frei benutzbar zu teilen?

Es gibt ja relativ wenige, aber eben doch ein paar, weltklasse-Wettkämpfer, die Techniken und Erklärungen online zeigen.

Was denkt ihr dazu? Ist das ein Risiko? Lohnt es sich, die Techniken nur mit den eigenen Schülern und Trainingspartnern zu teilen? Lohnt es sich heutzutage noch, das 1'000ste Tutorial zum Armbar zu machen?

Lohnt es sich eher, oder ist es eher ein Risiko, sein Wissen beispielsweise auch hier auf dem Board quasi mit der Konkurrenz zu teilen?

Was sind eure Gründe (und Hintergedanken) dabei euer Wissen zu teilen - oder eben gerade nicht?

OliverT
14-12-2017, 23:50
Für die BJJ Community ist eigentlich jedes gute Tutorial nützlich. Selbst wenn es Armbar aus der Guard Nummer 123 ist. Es gibt immer irgendwelche Deteils die anders gemacht werden, oder die man plötzlich versteht weil sie jemand mit anderen Worten erklärt.

Für den Ersteller bringt es meiner Meinung nach zwei Dinge. Gute Tutorials sind auch gute Werbung. Und er kann anderen helfen.

Was das Teilen mit der Konkurrenz angeht so gebe ich dir teilweise recht. Meine besten Wettkampftechniken würde ich auch nicht mit der Welt teilen wollen. Allerdings werden die meisten Kämpfe heute eh alle aufgenommen. Und nach ein paar Turnieren wissen eh alle was du machen willst. Von daher ist dann die Frage was dir wichtiger ist. Werbung oder ein paar Turniere lang unberechenbarer zu sein.

Schnueffler
14-12-2017, 23:58
Kann es nicht aus Wettkampfsicht und dem Konkurrenzdenken beurteilen, aber ich schaue gerne mal, was der ein oder andere im Bereich SV macht, probiere es aus und frage auch mal direkt nach, warum und weswegen.
So kam ich mit vielen Leuten in einen Austausch, erst virtuell, hinterher auch live und real.

TREiBERtheDRiVER
15-12-2017, 06:31
Was ist eure Meinung dazu, sein Wissen online zu teilen?

Grundsätzlich finde ich das gut.
(Vorsicht, ich werde jetzt ausfallend.)

Früher:
Da war es so, das nicht jeder Spasst im Internet war. Da hatte man einen Akustikkoppler am C64= / C16 /128er und ist durch die Usenet Foren der Welt gesurft. Man ging auf Demo-Scene Lans um sich hinsichtlich wichtiger Sachen privat auszutauschen. Alles war wichtig, seriös, zeit gebunden und dementsprechend zweckdienlich. Es ging um Informationen, die man nirgendswo anders bekommen konnte. Dafür musste man sich mit der Materie auskennen und sehr sehr viel Zeit aufwenden, um über die richtigen Server an die relevanten Personen ran zu kommen. Das war ein IMMENSER Zeitaufwand. Aber jeden den man traf, der konnte etwas und er wollte auch etwas. Man war froh jemanden zu treffen. Es erfolgte SOFORT ein Wissens und Datenaustausch, denn es war ungefähr so als ob du durch die Wüste Gobi spazierst und plötzlich wirklich jemanden triffst. Sofort mussten beide Parteien wissen woher man kommt, was man kann, was man weis, wie man dies oder das sieht, warum man überhaupt hier ist und wohin es geht! #SuperSeriös

Heutzutage:
Damals wurde eine Idee "erfunden". Diese hat sich rumgesprochen. Immer mehr Menschen jointen das sogenannte "Internet". Firmen entstanden. Alle wollten Zugriff. Jeder ist jetzt "hier". Und genau wie damals, geht es darum den/die einen/eine zu treffen. Die Wüste Gobi ist halt jetzt voller geworden. Jeder kann Posten, Liken, Uploaden und kommentieren. Du suchst also nicht mehr "jemanden", sondern du musst zwischen all den Sandkörnern in der Wüste genau jenes finden, welches die Information für dich hat die Sinn ergibt.

Die Zukunft:
Ist bezüglich des Internets sehr vorhersehbar. George Orwell hat es mit seinem Roman 1984 schon eruiert. Was euch genauer vor besteht könnt ihr hier in einem neuen Roman lesen: QualityLand von Marc-Uwe Kling (https://www.amazon.de/gp/product/3550050151/ref=oh_aui_detailpage_o00_s00?ie=UTF8&psc=1).

Angela Merkel sagte 2013 einmal "Das Internet ist für uns alle Neuland." und schon zerrissen sich die super seriösen Menschen aus dem Internetz und die Presse das Maul. Weil alle waren ja schon längst "angekommen". Jeder konnte ja schon googlen, posten, liken, Whatsappen, +1en, Youtuben, Twittern, Facebooken und Skypen!

Nun gut - dann fangen wir mal an dieses Internet, in dem wir uns so superseriös auskennen, auseinander zu nehmen! Auf geht's:
https://de.wikipedia.org/wiki/OSI-Modell

Und schon wird es problematisch. Was heisst denn HTTP überhaupt? Und wo ist der Unterschied zwischen TCP und UDP? Und wieso reden die Pro's davon das es eine 8te Schicht gibt :) Ich bin jetzt nicht pro Merkel oder CDU, aber irgendwo hatte sie doch recht oder? Kannst du Internet? Wo ist denn der Unterschied zwischen Usenet und Deepweb? Und was wollen eigentlich Hipster Schmieden wie "Let's Encrypt" von uns, wenn man dafür ja lediglich irgendwelchen Phyton Code auf seinem Root ausführen muss, um dafür 9.99€ pro Jahr einsparen zu können. Hauptsache HTTPS, weil verschlüsselt ist das besser. Oh, was heißt denn jetzt wieder diese doofe Abkürzung? Du nutzt WhatsApp? OTR Verschlüsselung leicht gemacht? Aber wieso ruckelt denn dein Handy nicht, wenn du eine Verbindung auf machst? Ein i7 @ 4,4 GHz mit SSD muss erstmal nachdenken ...

Zur eigentlichen Frage:
Ich finde das ganz wunderbar das jeder Mensch hier jeden scheiß ins Netz stellen kann. Nur muss man wissen, wo man die Info findet die man braucht. Das war immer schon ein langer Weg, und dieser wird - sofern ich das beurteilen kann - immer schwieriger. Für die Honks unter euch wird's eigentlich einfacher, weich gespülter Content floriert. Für die Seriösen wird's sehr schwer.

viel glück

lg

kanken
15-12-2017, 09:48
Schöne Frage! Hat mich auch schon lange beschäftigt und ist etwas was ich mit meinem Lehrer auch immer mal wieder bespreche.

Treiber hat in meinen Augen einen sehr sehr wichtigen Punkt genannt. Unter all den Dingen, die man im Netz finden kann, wird es immer schwerer wirklich wertvolle Informationen zu finden, da die Mehrzahl leider Schrott, bzw. banal, ist und das wirklich Interessante übertönt.

Ich finde man kann ein paar Dinge online zeigen, damit es die Leute einfacher haben einen zu finden/kennen. Tiefer gehendes Wissen kann man nur im persönlichen Kontakt vermitteln, die Details, die man spüren muss, die persönliche Interaktion die mehrere Kommunikationskanäle benötigt.

Es muss ja nicht immer um Werbung/Business gehen, ein „das gibt es auch“ ist doch auch schön. Wenn man es kostenlos teilen will können die Leute sich ja auch um einen persönlichen Kontakt bemühen, aber selbst das ist den meisten ja oft schon zu viel. Aber willst du solche Menschen an dem Wissen dann teilhaben lassen...?

Grüße

Kanken

Droom
15-12-2017, 10:46
Hängt immer stark vom Thema, dem dahinterliegendem Wissen und der Art und Weise der Vermittlung ab. Ist daher ein vielschichtiges Thema und kann nicht pauschal abgetan werden.

Wenn ich mittlerweise etwas wissen will, hilft es schon oft 2-3 passende Videos danach zu suchen. Anleitungen aus Videos sind auch einfacher zu verfolgen bzw nachzumachen als Textanleitungen.

Gibt auch Menschen mit viel Hintergrundwissen, welche dazu noch gute Lehrer sind, die da sicherlich gut mit verdienen (z.B. Stephan Kesting oder Jason Scully im Grapplingbereich). Zum einen kann dies neue Schüler generieren und auf der anderen Seite wird man evtl auch noch häufiger für Seminare eingeladen (plus natürlich die Abverkäufe für Lern-Apps, -DVDs usw).
Und auch das X-te Video zu Oldschooltechniken a la Armbars, Triangles und Backtakes kann viel bringen und einigen Leuten helfen. Gerade Ryan Hall und Keenan Cornelius sollen da sehr gutes Material zu gemacht haben, obwohl sie ja auch eher "Newschool" sind.

Im Kraftsport und Bodybuildingbereich ist es ein ziemlich zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite hat man Leute die aufklären und somit anderen helfen bessere Ergebnisse zu erreichen oder ihre Gesundheit zu schützen und auf der anderen Seite hat man reichlich Scharlatane die ihre User nur auszunutzen um ihnen unnötige Supplemente und Co anzudrehen.

Klar gibts mittlerweile viel Schrott, aber wer sich etwas Mühe gibt oder auskennt findet auch viel interessantes an neuem Input.

Mein Motto ist eh:
"Wissen ist die einzige Ressource die sich vermehrt wenn man sie teilt"

Wong F.
15-12-2017, 10:58
Grundsätzlich finde ich das gut.

Zur eigentlichen Frage:
Ich finde das ganz wunderbar das jeder Mensch hier jeden scheiß ins Netz stellen kann. Nur muss man wissen, wo man die Info findet die man braucht. Das war immer schon ein langer Weg, und dieser wird - sofern ich das beurteilen kann - immer schwieriger. Für die Honks unter euch wird's eigentlich einfacher, weich gespülter Content floriert. Für die Seriösen wird's sehr schwer.

viel glück

lg

Das ist leider richtig.

Kraken
15-12-2017, 15:12
Ich meine die Frage vor allem aus Sicht des Teilenden, weniger aus Sicht des Empfangenden.

Als Empfangender finde ich es natürlich immer supi, wenn ich was gratis ins Haus geliefert bekomme, ohne irgendetwas dafür tun zu müssen.

Die Frage ist eher: Wieso sollte ich mein Wissen gratis mit anderen teilen?

Was bringt mir das?



Schöne Frage! Hat mich auch schon lange beschäftigt und ist etwas was ich mit meinem Lehrer auch immer mal wieder bespreche.

Ich finde man kann ein paar Dinge online zeigen, damit es die Leute einfacher haben einen zu finden/kennen. Tiefer gehendes Wissen kann man nur im persönlichen Kontakt vermitteln, die Details, die man spüren muss, die persönliche Interaktion die mehrere Kommunikationskanäle benötigt.

Es muss ja nicht immer um Werbung/Business gehen, ein „das gibt es auch“ ist doch auch schön. Wenn man es kostenlos teilen will können die Leute sich ja auch um einen persönlichen Kontakt bemühen, aber selbst das ist den meisten ja oft schon zu viel. Aber willst du solche Menschen an dem Wissen dann teilhaben lassen...?


Interessant. Ja, vielleicht die Weissgurt, blaugurt-Instruktionen frei teilen, und die höheren Details einfach mal nicht.

Und eben: Will ich solche Leute wirklich teilhaben lassen? Was bringt das?

Schnueffler
15-12-2017, 15:21
...
Die Frage ist eher: Wieso sollte ich mein Wissen gratis mit anderen teilen?

Was bringt mir das?
...

Werbung für verschiedenen Bereiche.
Sei es Seminare, sei es generell neue Kundschaft/Mitglieder, sei es um meinen Marktwert zu steigern, um höhere Lehrvergütung verlangen zu können, wenn ich als Referent wohin gehe, etc.

Oder ich will mich einfach nur gerne profilieren und mich in der Öffentlichkeit zeigen.

kanken
15-12-2017, 15:29
Und eben: Will ich solche Leute wirklich teilhaben lassen? Was bringt das?

Die Leute, die sich berieseln lassen wollen, die willst du nicht haben. Spannend sind die, die auf Grund deiner „Bröckchen“ Interesse an dem haben, was du zeigen kannst.

Wenn sich jemand die Mühe macht sich wegen dem, was du ihnen online gibst, mit dir intensiver zu beschäftigen, dann kann es interessant werden.

Die, die du nicht willst, werden nicht kommen und die, die für dich interessant sind, erfahren so dass es dich gibt.
Du kannst also nix verlieren.

Grüße

Kanken

TREiBERtheDRiVER
15-12-2017, 16:07
Einer der schwierigen Aspekte sind dabei die "Blasen.

Wenn mich X interessiert, dann schaue ich da nach wo es X gibt. Allerdings sind da dann alle ganz überzeugt von X. Mach ich jetzt bei X mit, wird es schwer zu reflektieren, da ich mich nur mit X abgebe und alles was von Y kommt, sofort blocke.

Gerade bei KK/KS ist das ja immer wieder lustig.
Ewto/WT ist der heilige Gral (sorry, eigentlich ja 8pwc).
Das stimmt auch, wenn ich mich nur damit abgebe/umgebe.

Man muss also nicht nur wissen wo die Information steht, sondern auch versuchen zu verstehen wie wertig diese ist. Wenn ich mich nur genug anstrenge, finde ich zu einem Aspekt so viele Informationen, so das ich einfach so lange suchen kann, bis ich die Information finde die mir gefällt.

Deswegen ist imho folgendes wichtig:
"Nimm mit was funktioniert, schmeiß weg was unnötig ist."
Dazu muss man aber genügend reflektieren können, um unterscheiden zu können was wirklich unnötig ist.
Sonst verdreht man das am Ende noch.

discipula
15-12-2017, 21:08
Die Frage ist eher: Wieso sollte ich mein Wissen gratis mit anderen teilen?

Was bringt mir das?


- du musst dich mit dem Thema auseinandersetzen, das du präsentieren willst, und gewinnst selbst ein tieferes Verständnis davon.

- du gewinnst Prestige

- es kann Werbung sein für deine Schule und dich als Lehrer

- du trägst zum Wissen der Menschheit bei. Es ist eine gute Tat.

Ich finde nach wie vor die Gratis-Mentalität des Internet eine gute Sache. Da trage ich meinen Teil dazu bei, indem ich auch einige meiner Arbeiten gratis für andere zur Verfügung stelle (was mit ein bisschen Zeit und Geld kostet), und dafür kann dafür vom riesigen Fundus profitieren, der von so vielen Menschen geschaffen wird. Ich will zu dieser Idee beitragen.

OliverT
16-12-2017, 00:18
Die, die du nicht willst, werden nicht kommen und die, die für dich interessant sind, erfahren so dass es dich gibt.
Du kannst also nix verlieren.

Das sehe ich auch so. Die Kunst wäre dann das richtige Video zu drehen. Ein drölfzigstes Armbar Video mit einem sehr interessanten Details kann da dann sinnvoller sein, als irgendeine abgefahrene Technik zu der es bisher kaum Videos gibt.
So würdest du dann auch die detailverliebten Leute rausfiltern und die "oberflächlichen" Techniksammler aussieben.


- du musst dich mit dem Thema auseinandersetzen, das du präsentieren willst, und gewinnst selbst ein tieferes Verständnis davon.

Das macht man auch wenn man nur Unterrichtet. Da sogar eher, da man direkt Rückmeldungen bekommt.

Narexis
16-12-2017, 14:46
Mit den Wettkämpfen sehe ich es nicht so eng. Ab einem gewissen Niveau ist man ein gläserner Kämpfer - davor hat man ganz andere Baustellen zu bewältigen - und nur weil jemand weiß, was und wie man etwas macht, heißt es nicht, dass man es verhindern oder anwenden kann. Ich habe es sogar als Vorteil erlebt, wenn die andere Person die eigenen Techniken und Taktiken kopiert; die kennt man (inklusive ihrer Schwachstellen).

Gleichzeitig ist die andere Person wohl generell der bessere und überlegenere Kämpfer, wenn sie/er es schafft, eine Technik, die sie/er von mir gelernt hat und die ich dementsprechend weit länger in meinem Repertoire habe oder verstehe, gegen mich zu verwenden und im Rahmen dieser Technik an mir vorbeizuziehen.

Es gehört auch weit mehr dazu, als lediglich über das Wissen zu verfügen. Mit Seminaren ist es nicht anders. Gleichzeitig profitieren beide Seiten von den winzigen und ausschlaggebenden Details. Beim einen macht es „Klick“ und er steig auf einmal durch, die andere Person hätte keine bessere Werbung für sich und ihr Können machen können; sie zeichnet sich als guter Trainer aus. Genau zu diesen Personen bin ich immer wieder gegangen und das sind die Momente, die in Erinnerung bleiben. Ich kann bis heute sagen, welche Trainer mit durch bestimmte Plateaus oder zu meinen größten Fortschritten verholfen haben.

Geheim ist das Zeug nur, bis man sich wirklich damit auseinandersetzt und Arbeit/Zeit in die Analyse investiert.

Den Vorteil unberechenbar zu sein und Techniken zu verwenden, die keiner kennt, verliert man sehr schnell und entweder ich kann sie dann auch bei Personen anbringen, die die Technik kennen oder ich kann die Technik selbst nicht gut genug einsetzen. Wenn eine Technik nur funktioniert, weil die andere Person sie noch nicht kennt, spricht das nicht gerade für die Technik/Person. Gleichzeitig gibt es im Kampf noch viele weitere Punkte zu beachten, sonst würden Konter, Finten, Standardkombinationen o. Ä. nicht funktionieren.

Ich habe den Austausch als gutes Werkzeug und Möglichkeit der Zielgruppenfindung kennengelernt, kann mich und die Kämpfer verbessern, reflektieren, Beziehungen knüpfen und sortiere manche Leute bereits vorher aus. Wie mir jemand Wissen zur Verfügung stellt, ist nebensächlich. Dagegen habe ich immer wieder erleben dürfen, dass dieses regelrecht inzestuöse Verhalten (alles nur im innersten Kreis und bloß nichts weitergeben, es könnte ja gegen einen verwendet werden) nur zur Stagnation geführt hat und die Geheimniskrämer in der Versenkung verschwunden sind, da niemand mit ihnen (gemeinsam) arbeiten und sich „ausnehmen“ oder benutzen lassen wollte, ohne etwas zurückzubekommen. Auch macht es einen anderen Eindruck bzw. spielt eine Rolle, ob ich die Person dafür bezahlt habe oder ob sie es mir freiwillig (kostenlos) zur Verfügung stellt - bei letzterem gehe ich (persönlich) eher davon aus, dass ihr etwas daran liegt, dass ich es verstehe und mich verbessere; mit dieser Person würde ich dann auch häufiger zusammenarbeiten und bezahle gerne dafür. Dagegen habe ich schlechte Erfahrungen mit Leuten, die für jedes weitere Detail noch einmal extra Geld haben wollten. (Es geht mir nicht um die Vergütung, die ihnen definitiv zusteht, nur habe ich bis heute nicht das Gefühl, dass das Wissen wirklich mit mir geteilt wurde, schon gar nicht vollständig.)

Generell muss man schon eine Menge mitbringen, um mit den Videos wirklich gewinnbringend - beispielsweise in einem Rahmen, der für Wettkampferfolge gegen das eigene Team relevant wäre - arbeiten zu können. Wer es kann, ist gerne im Training gesehen, der Rest hat einen Eindruck, was ihn erwarten könnte, dem kann/werde/muss ich es dann eh noch einmal persönlich erklären und ob ich überhaupt etwas für ihn bin, findet er vielleicht auch raus und verschwendet so nicht unsere Zeit. Viele der Kämpfer wechseln auch früher oder später (aus unterschiedlichen Gründen und sei es nur ein Umzug) das Team und denen würde ich/man das Wissen auch nicht vorenthalten. Gleichzeitig ist es auch eine gute Werbung und Möglichkeit in den Austausch zu treten und das Bild, das man gerne vermitteln möchte, zu präsentieren, um Leute anzusprechen, die in die Gruppe passen.

Ich habe auch oft die Erfahrung gemacht, dass die Leute, die den Wert wirklich zu schätzen wissen, dann auch bereit sind, den Preis zu bezahlen. Der Rest würde auch anderweitig kostenlos oder zu geringem Entgelt an die Infos kommen und die Informationen sind bei Trainern oder Personen, die Seminare leiten, verfügbar, auch wenn man sich noch so um Geheimhaltung bemüht - zumindest lasse ich keine Sportler eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben und wenn sie es umsetzen können, verfügen viele auch über das dazugehörende Wissen.

Ich teile mein Wissen nicht in Form von Videos, dazu kann ich nichts beitragen und dass ich nicht davon lebe und nicht mehr aktiv kämpfe, spielt evtl. auch eine Rolle. Die Punkte würde ich (als Vermutung) jedoch auch auf die Videos übertragen.

Ich bin auf ähnliche Art auf ein paar der besten Lehrer/Trainer, von denen ich lernen durfte, aufmerksam geworden - habe andere momentan im Blick, die mich in ihren Videos beeindruckt haben - und habe mir viele Techniken/Kombinationen/Ideen geholt und sie ins Training übertragen und ausgearbeitet. Ob ich sie mir auf Galas, bei Seminaren oder durch/aus Videos geholt habe, war dabei von untergeordneter Bedeutung. Sehr häufig stehen nicht die Trainer im Rampenlicht oder gehen regelrecht unter, so (Videos) werde ich auf sie aufmerksam und kann gleich herausfinden, ob ihre Art zu erklären etwas für mich ist und der Inhalt für mich stimmt. Zu oft habe ich mit Kämpfern das Gespräch gesucht, die eigentlich gar nicht wussten, warum und wie sie etwas machen, es wurde halt so eingeschliffen und gedrillt... Dazu ein paar Trainerwechsel und keiner weiß mehr, wann bzw. von wem er die Techniken oder Taktiken gelernt hat. Ich persönlich bin beispielsweise absolut detailverliebt und kann nicht viel damit anfangen, wenn mir jemand einfach über Stunden zubrüllt, ich solle jetzt stärker schlagen, ohne mir konkrete Verbesserungsvorschläge/Details an die Hand zu geben; denn wenn ich es könnte, würde ich es bereits machen.
Manche Dinge muss man ausführen, um sie verstehen zu können und andere verstehen, um sie ausführen zu können. Nach diesem Motto trainiere ich am besten, nimmt man mir einen der Pfeiler, kann ich mit dem Trainer nichts/wenig anfangen und muss es mir wieder selbstständig erarbeiten.

LG

Vom Tablet gesendet.

Dietrich von Bern
16-12-2017, 22:03
Die gleiche Frage wäre: "Warum schreibe ich hier?"
Der große und wichtige Unterschied zu einem anonymen Forum und youtube ist das YOU, also die Darstellung Deiner Person.
Du solltest Dir vor allen Dingen gut überlegen, wie DU herüberkommen möchtest.
Klar, die Inhalte müssen interessant und informativ sein, jedoch musst Du Dich auf einzigartige Weise von den anderen abheben.
Der Brian Alsruhe hat mal gesagt, dass die Zuschauerzahlen erst hochgegangen sind, als er PERSÖNLICH direkt in die Kamera gesprochen hat - statt was vorzumachen.
Die Leute werden nicht wie blöde klicken und Dir die Bude einrennen, wenn Du fachlich perfekt irgendein Detail erklärst.
Wenn Du unterhaltsam bist, dann gehtś ab.
Zu dem Thema gibtś tutorials ohne Ende.
Versuche ein gutes Vorbild zu sein.
Die wirklich fiesen / feinen Tricks würde ich nicht zeigen.
Es schauen ja evt. auch Assis und Kriminelle zu.
Was bestimmt total gut hier ankommen würde wären Erlebnisberichte von Besuchen anderer, befreundeter Trainer.
"Liebe Freunde, Heute bin ich bei Kanken und lerne mal wieder was neues, denn auch ich lerne nie aus." ;)
Im fitness-Bereich gibt es sehr erfolgreiche Leute, die fast täglich ein Video raushauen.
Das ist dann so viel, dass die Zuschauer das große ganze trotzdem nicht begreifen kann und deshalb dann Bücher oder DVDs bestellen, weil sie durch die Puzzle-Teile angefixt sind.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Du das - auf eine vernünftige Weise - machen würdest.

Guv´nor
17-12-2017, 09:49
viele nutze kostenlose Einblicke als Marketing Tool. Den Rest gibt es dann gegen Geld.

MGinAction oder RencoGracieonline etc.

Einen guten Unterricht ersetzt es nicht hilft aber hier und da.