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Vollständige Version anzeigen : WAffenkampf 4.0



Lampe
06-04-2018, 10:20
2 Leute steigen mit Schutzanzügen in den Ring und geben sich auf die Mütze. In den Anzügen sind Sensoren eingebaut die Treffer registrieren. Das ganze wird mit Bildschirmeinblendungen und einem Lebensbalken geschmückt.

Ich muss sagen es ist unglaublich unterhaltsam, ich kann mir auch vorstellen für sowas in ein vollbesetztes Stadion zu gehen :klatsch:

https://www.youtube.com/watch?v=gBhvUgxfUjk

Aber noch lieber würde ich sowas selber gerne mal testen.

Was sagen denn die Experten dazu ?

Eskrima-Düsseldorf
06-04-2018, 10:46
Ich kann den Clip gerade leider nicht sehen, muss also so ins Blaue hinein argumentieren.

Erfahrungsgemäß ist Waffenkampf nur dann halbwegs "sinnvoll" wenn Treffer weh tun da es sonst unweigerlich in wildes Gekloppe ausartet. Ob das bei diesem Format der Fall ist, kann ich halt nicht beurteilen - grundsätzlich klingt das erst einmal interessant.

Tyrdal
06-04-2018, 10:49
Ja, wildes Gekloppe ist hier der Fall. Weder das Gewicht der echten Waffe wird beachtet noch mögliche Trefferwirkungen. Mit letzterem meine ich nicht die Punkte, sondern wie sie sich bei körperlichen Einschränkungen auf den weiteren Kampf auswirken. Als Beispiel: Es wird nur der stumpfe Impakt gemessen, aber völlig vernachlässigt, daß Klingen auch schneiden können. Das führt zu Aktionen, die niemand, der halbwegs einteilig überleben will, mit echten Waffen so bringen würde.

jkdberlin
06-04-2018, 10:53
Mir gefällt es, finde es voll lustig und unterhaltsam!

Münsterländer
06-04-2018, 10:56
ja gut, mit Realismus braucht man hier glaube ich nicht argumentieren, der wird aus den bereits genannten Gründen in keinster Weise gewährleistet.
Allerdings könnte das als Sport durchaus lustig sein:).

Grüße

Münsterländer

Hexer
06-04-2018, 11:00
Ich schließe mich vom ersten Eindruck her an: Lustig und unterhaltsam

buguhan
06-04-2018, 11:39
Ja, es ist lustig und unterhaltsam, aber auch peinlich!
Die Rüstungen sind zwar verdammt cool im Design, allerdings völlig unnütz und sperrig.
Kein Waffenangriff ist wirklich ernst gemeint, wird durchgezogen oder geht auch nur im geringsten zum Körper.
Ich hab schon 1-1 bzw. Tapi-Tapi mit mehr Wumms bei Grüngurten gesehn.
Wenn ich echten Waffenkampf gucken will, dann sind und bleiben die Dogbrothers meine Wahl.

Tori
06-04-2018, 12:01
Ich finds weder spassig noch sonstwas.

Da kann ich gleich Tekken oder ähnliches spielen, hab ich mehr davon :rolleyes:

Münsterländer
06-04-2018, 12:06
Da kann ich gleich Tekken oder ähnliches spielen, hab ich mehr davon :rolleyes:

Ja, der Computerspielvergleich passt:D

kommt mir ein bisschen vor, wie der Vergleich zwischen Gitarre spielen und Guitar Hero spielen.
Sieht ähnlich aus, hat aber nur bedingt miteinander zu tun.

Trotzdem beides für sich genommen unterhaltsam, wenn mans mag.

Grüße

Münsterländer

Nagonomori
06-04-2018, 12:28
Ich glaub nicht das dieses System als Zuschauersport eine grosse Zukunft hat.
Dafür passiert einfach zu wenig. Kein Blut, keine K.O.'s keine Submissions.
Zwei Power Ranger kloppen mit Gummiknüppeln auf sich ein bis der Kampfrichter/Computer entschieden hat wer gewonnen hat.
Langweilig.

Lampe
06-04-2018, 12:35
Autorennen ist auch nicht viel interessanter, oder MMA wo 2 Kämpfer minutenlang am boden rollen und sich für den Laien kaum was tut.

Hier sehe ich noch viel potiential nach oben zb die Rüstung leuchtet an der Stelle auf wo getroffen wurde, es läuft ein Countdown wenn man zum "bluten" gebracht wurde usw.

big X
06-04-2018, 14:28
erinnert mich an LARP.
wird nur noch teurer sein.
für mich auch nicht interessant anzugucken.

Billy die Kampfkugel
06-04-2018, 15:45
Als ehemaliger Florettfechter habe ich jahrelang elektrische Trefferanzeigen genutzt. Das spezielle System aus der Threaderöffnung habe ich noch nicht getestet.
Ich möchte ein paar Sachen allgemein dazu schreiben aus Anwendersicht.
Zuerst fragt man sich, wozu überhaupt, einige fremdeln auch mit dem Gedanken etwas althergebrachtes wie das Fechten mit moderner Technik zu verbinden. Die Idee einen Elektromelder gab es für Degen schon in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, für das Florett und einigermaßen zuverlässig in den 50er Jahren. Es ist an und für sich nichts Neues und gehörte in meiner Anfangszeit in den 80ern durchaus mit zum Sportalltag, auch wenn wir den Komplettaufbau mit Kupferbahn etc. scheuten und das Gefühl an Kabeln zu hängen doch etwas gewöhnungsbedürftig war. Im Vergleich dazu ist die gezeigte moderne Ausrüstung schon schick und man ist nicht so in der Bewegung eingeschränkt. Mit Kabeln würde das zu einer verworrenen Geschichte werden. Was die Ausrüstung schon damals konnte war, Trefferflächen durch eine Zusatzjacke zu erkennen und die Trefferstärke mittels Federdruck zu berücksichtigen. Das ist natürlich viel gröber, als das vorgeführte System, doch es erfüllt seinen Zweck. Auf der einen Seite denke ich mir tolle Funktionen, auf der anderen Seite wie viel Luxus ist noch sinnvoll? Preis/Leistung, Funktionen müsste man sich mal durch den Kopf gehen lassen. Bei technischen Hilfsmitteln im Sport gibt es zwei Probleme, es ist reparaturanfällig und manipulierbar. Bei jedem Florettturnier waren durch die Belastungen besonders Kabelbrüche häufig. Gut, das kann man selbst reparieren ist kein Hexenwerk, bei diesen Rüstungen müsste man sehen, wie weit man mit dem Basteln kommt. Leider wurde im Wettbewerb die Technik schon sehr bald manipuliert. Es muss auch ständig kontrolliert werden inwieweit die Ausrüstung ok ist. Beim Florett prüft der Schiedsrichterbeispielsweise beispielsweise vor jedem Gefecht, ob die Feder in der Florettspitze stark genug ist damit keine schwächeren Treffer angezeigt werden. Andere Möglichkeiten der Manipulation ob jetzt in betrügerischer Absicht oder nicht kamen schon sehr bald vor: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41761484.html
Die Technik an sich hat ihre Probleme, aber die sind in den Griff zu bekommen. Was der weit größere diskussionswürdige Punkt ist inwiefern die Zähltechnik das Fechten bzw. andere Kampfweisen an sich beeinflusst. Eigentlich soll die Technik nur Schiedsrichterarbeit ersparen. Das ist auch gelungen man konnte die Anzahl der Kampfbeobachter Seitenschiedsrichter u.s.w. gut reduzieren. Auch für das Training ist das gut, Freikampf mal selbständig ohne Schiedsrichter auf die Maschine vertrauend… . Aber wie halt immer, wenn es um was geht, beginnt man auszuloten und die Dinge ad absurdum zu führen. Ordentliche Technik wird ersetzt von dem Gedanken ich muss ja eigentlich nur den Knopf an der Waffenspitze eindrücken/den Sensor ansprechen, dann zählt das für mich, wie auch immer. Führte dazu, dass die Fechter begannen ihre Waffen zu verbiegen. Der Knopf ist leichter einzudrücken, wenn ich die Waffe am Ende zu eine Art Haken biege und einen Schwerpunkt auf Wurfstöße setze. Das griff dann um sich, es mag manche Fechtmeister im Grab rotieren lassen, aber Punkt ist Punkt. Die Technik nimmt den Sportlern nicht ab darauf zu achten, dass noch was sinnvolles aus ihrem Sport herauskommt. Leider ist das nicht so einfach und letztlich immer ein Kompromiss. Was ich da bei den Trägern der neuen Sensorrüstungen sehe, bedarf noch eines ausgeklügelten Regelwerkes über das man jahrelang streiten kann, aber auch das gehört zum Sport. Mehr Daten machen es nicht leichter. Was will man zählen und wie es gewichten? Unwohl fühle ich mich dabei, wenn die Kampfkunst zu videospielähnlich wird. Leben, ein Lebensbalken, war das jetzt wirklich die Schwachstelle – das kann zur Spielerei verkommen. Vielleicht müsste man sich nur daran gewöhnen oder es ist ein Anfall von Budoromantik, aber ich möchte einige Dinge gar nicht so genau wissen, so lange es für Sportzwecke ausreichend ist.

Jadetiger
06-04-2018, 16:50
Disclaimer: Ich bin total anti. Hier ein paar Gründe

Anmerkung zu Beginn: Das gepostete Video war schon alt, als es 2015 gepostet wurde. Das war mal eine skurile Idee eines einzelnen Erfinders. Das hat sich nie weiter durchgesetzt und wird sich nie weiter durchsetzen.

1) Das Video ist ganz offensichtlich ein Werbevideo des Herstellers. Mit Wettkampf hat das nix zu tun.

2) Ich stimme Tori zu. Das Ganze holt den Kampfsport in die Ecke der Videospiele, was total unnötig ist. Wer sich schonmal Streetfighter oder Tekken Weltmeisterschaften angeschaut hat weiß, das da auch Techniker auf höchstem Niveau antreten und dazu ist das Ganze noch wesentlich nachvollziehbarer und karer geregelt als das UWM Zeug.

3) Falls das mal großflächiger betrieben werden würde, gilt die gleiche Formel wie in jedem Sport: Sieg = geschickte Regelauslegung + hochspezialisierte Konditionierung! Mit Realismus bzw. einem für einen Kampf auf Leib und Leben sinnvollen Verhalten hat das überhaupt nichts zu tun.

4) Wie Billy schon geschrieben hat, ist das Kosten/Nutzen-Verhältnis hier sehr fragwürdig. Wer würde sich denn so einen saumäßig teuren Sensoranzug wirklich zulegen?

@Billy

Es ist an und für sich nichts Neues und gehörte in meiner Anfangszeit in den 80ern durchaus mit zum Sportalltag, auch wenn wir den Komplettaufbau mit Kupferbahn etc. scheuten und das Gefühl an Kabeln zu hängen doch etwas gewöhnungsbedürftig war. Im Vergleich dazu ist die gezeigte moderne Ausrüstung schon schick und man ist nicht so in der Bewegung eingeschränkt.
Ich habe 3 Jahre lang auf Wettkampfniveau Sportdegen gefochten. Jetzt fechte ich seit 5 Jahren klassischen Degen des 18./19. Jahrhunderts. Fazit zum Kabel: Das mit der Bewegungseinschränkung durch Kabel und Planche wird total übertrieben: Mal von einigen Exotenstilen wie z.B. Degen nach McBane abgesehen, bewegt man sich im europäischen Degen sowieso nur linear vor und zurück. Bei meiner ersten Teilnahme am Smallsword Symposium haben wir einen großen quadratischen Kampfplatz abgesteckt nur um dann zu merken, dass den niemand braucht.
Der Absturz im Fechten kam durch die totale Vernachlässigung der Grundprinzips des Selbstschutzes, die jahrhundertelang beim Fechten im Vordergrund stand (nicht umsonst hängen die Wörter Escrima/L'escrime/La scherma mit dem altdeutschen Wort "Schirmkunst" zusammen) und durch das Reglement plötzlich nicht mehr nötig war: Wenn mich der Gegner 0,3 Sekunden später absticht, als ich ihn, gewinne ich trotzdem :rolleyes:
Genau das gleiche passiert bei jeder Art reglementiertem Wettkampf. Siehe z.B. das auseinanderdriften von Gracie Jiu-jitsu und Wettkampf BJJ.

Meine persönliche Empfehlung: Wer wirklich guten Wettkampf auf hohem Niveau sehen will, schaut sich entweder das hier an:


https://www.youtube.com/watch?v=yJcszIRXH_4

oder das hier:


https://www.youtube.com/watch?v=l_wQ6WAWSg4

Billy die Kampfkugel
06-04-2018, 17:35
Ich habe es noch nicht im Quadrat ausprobiert. Im Moment arbeite ich im Karate viel mit Winkelarbeit, das gibt mir zu denken. Auf der anderen Seite geht das mit der Waffe wahnsinnig schnell. Dass mir eine unorthodoxe Art Ausweichbewegung im Freikampf was gebracht hätte, das kann ich bei etwa zehn Jahren Florett so weit ich mich erinnere an einer Hand abzählen. Aber ok es gibt ja Gruppen die experimentieren.
Das Treffervorrecht strukturiert die Sache auf der anderen Seite geht es mit einem komplizierten Regelwerk einher und ist auch nicht immer das Gelbe vom Ei. Ich weiß keine Lösung die die taktischen Spielchen die mit einer echten Waffe selbstmörderisch wären sinnvoll zurückdrängt.
Und wenn dann durch die moderne Technik noch mehr Zählweisen möglich sind wird der Kämpfer zum Spieler. Von anderen Faktoren wie Publikumswirksamkeit ganz zu schweigen. Schöne akrobatische Aktion dafür kriegt er ein Extraleben.

Lampe
06-04-2018, 18:31
Abloluten Realismus findest du ein KEINEM kampfsport oder Kampfkunst sonst währe es ein Gemetzel. Jeder Sport ist nur eine Variante den Realismus zu simulieren. Der Kampf mit den Rüstungen ist nur ein weiterer Versuch so realistisch wie möglich zu Kämpfen, aber die Konsequenzen eines Realen Kampfes (verletzungen) zu vermeiden.

Jadetiger
11-04-2018, 14:55
Du hast zwar recht, aber ich finde halt überhaupt nicht, dass die Videospiel-SF-Rüstungen auf irgendeine Weise die Annäherung an die Realität verbessern. Da ist doch die Dog Brothers Methode wesentlich dichter dran und die agieren mit Ausrüstung für nichtmal 200 Euro. Und da sind sogar noch sehr wichtige Sekundärfaktoren, wie das Sich-stellen, Überwindung, Angst, Kampfgeist, Adrenalin usw. mit dabei, die bei einer Vollrüstung kombiniert mit Plastikwaffen fast ganz wegfallen.

Daher: Die Rüstungen sehen lustig aus, aber ich sehe keinerlei Mehrwert.

Syron
11-04-2018, 14:59
Ich würde es eher unter "Spaß haben und spielen" verbuchen, als unter "möglichst realitisch kämpfen".

Ich sehe auch nichts schlimmes daran, wenn man es nur aus Spaß macht.
Muss doch nicht alles um Leben und Tod, oder einer möglichst passenden Annäherung daran bestehen.

Billy die Kampfkugel
11-04-2018, 15:55
Gut, das Argument fiel schon in ein paar Hemavideos die ich mal gesehen habe rüstet einfach genug auf, dann ginge es auch mit anderen Waffen. Das Problem ist einfach besonders im Jugendlichenbereich, man wächst auch raus. Die Sicherheitsbestimmungen sind auch über die Jahre verschärft worden im Sportfechten. Konnte man mit einer Unterziehweste lösen, aber es läpperte sich schon mit der "Billiglösung". Sicherheit geht vor. Es geht schon um sehr viel, wenn die Ausrüstung das Verletzungsrisiko klein halten soll. Auch auf jedem Turnier prüfen und abzeichnen zu müssen, dass die Masken etc. noch halten. Spiel und Spass geht durchaus mit Verantwortung einher. Es wird unterschrieben, dass das in Ordnung ist.