Die Wahrheit über Kampfsportschulen/Selbstverteidigungskurse [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Die Wahrheit über Kampfsportschulen/Selbstverteidigungskurse



michel
13-06-2018, 20:50
Ich melde mich seit langer Zeit mal wieder mit einem Text aus der Morgenpost von mir:

https://www.mopo.de/hamburg/selbstverteidigungs-kurse-quatsch--das-geschaeft-mit-der-angst-30590364

Wong F.
13-06-2018, 21:24
Um Artikel oder Videos, die mit den Worten "Die Wahrheit über ..." beginnen, mache ich einen großen Bogen.

michel
13-06-2018, 21:32
Da hast du recht. Das war polemisch. und provozierend.

sagen wir mal...mein persönlicher Blickwinkel. einverstanden?

Mr.Fister
13-06-2018, 21:38
Es wird Zeit, die Menschen aufzuklären und sie wieder dem instinktiven Handeln näherzubringen. Sie sollten die richtige Einschätzung von Situationen erlernen. https://www.mopo.de/30590364 ©2018


ich persönlich würde deinen text dahingehend erweitern wollen, dass es nicht nur ums richtige einschätzen von situationen geht, sondern auch und vor allem darum, unter dem situativen druck dann auch noch entscheidungen treffen zu können. vorzugsweise annähernd zielführende. :)


Es gibt gute Schulen, die das leisten. In denen man lernt, mit den eigenen Ängsten und der Aggression des Gegenübers umzugehen. Und die nicht nur physische Standardabläufe unter Laborbedingungen abspulen, die einem im echten Leben wenig nützen.
– Quelle: https://www.mopo.de/30590364 ©2018
+ 1


Wir brauchen ein verbindliches Bekenntnis der Schulen, auf das Erlangen mentaler Stärke zu setzen. Denn Selbstverteidigung ist kein Kampfsport. Selbstverteidigung ist die Fähigkeit zu erkennen, wo die Gefahr ist, und diese dann rechtzeitig zu bannen. – Quelle: https://www.mopo.de/30590364 ©2018
das problem ist in meinen augen recht simpel: zum einen wollen die kunden diese rein physischen standardabläufe, zum anderen ist es für den anbieter natürlich viel angenehmer und lukrativer, ebendieses kundenbedürfnis zu befriedigen, anstatt es (richtigerweise) so zu machen, wie du es anreisst.

die art von training die du beschreibst - wo man mit seinen eigenen ängsten konfrontiert wird und mit ihnen umgehen muss und auch mit echter aggression konfrontiert wird und wo man eine lage einschätzen muss und entsprechende entscheidungen treffen muss - findet faktisch, wenn man es annähernd ernsthaft betreibt, was wir hier mal unterstellen, in einem bestimmten grenzbereich statt. die ganze sache ist - wie jeder echte fertigkeitserwerb - langwierig, arbeitsintensiv und oftmals wenig angenehm, weil man sich eben bestimmten dingen stellen muss und einem die resultate oftmals nicht gefallen werden und man dinge über sich erfährt, mit denen viele leute nicht so gut umgehen können bzw. wollen.

genau da liegt dann der hase im pfeffer: diese art training ist nicht gerade ein kundenmagnet und auch für den anbieter deutlich anspruchsvoller zu gestalten. da ist es natürlich deutlich einfacher, dem kunden zu geben, was er will und ein wenig fitness-training mit "wenn er so macht, machst du so und BÄMMM dann liegt er" zu veranstalten.

denn am ende des tages geht es vielen nicht um echten fertigkeitenerwerb. sie wollen ihr gewissen beruhigen und den bereich selbstverteidigung "kostengünstig" abgedeckt sehen, insbesondere auch hinsichtlich des faktors zeit.

michel
13-06-2018, 21:40
richtig

Gast
13-06-2018, 23:21
Es gibt gute Schulen, die das leisten. In denen man lernt, mit den eigenen Ängsten und der Aggression des Gegenübers umzugehen. Und die nicht nur physische Standardabläufe unter Laborbedingungen abspulen, die einem im echten Leben wenig nützen.
– Quelle: https://www.mopo.de/30590364 ©2018


In dem im Artikel verlinkten YouTube Video (https://youtu.be/MLN4eypwRKc) kann ich nur physische Standardabläufe unter Laborbedingungen erkennen. In welchen Systemen würde man die gute Schulen finden, die das leisten?

Den Text des Artikels halte ich für einen guten Denkanstoß, wie auch die Antwort von Mr. Fister.

zocker
14-06-2018, 13:49
... die ganze sache ist - wie jeder echte fertigkeitserwerb - langwierig, arbeitsintensiv und oftmals wenig angenehm, weil man sich eben bestimmten dingen stellen muss ...


vor allem muss man über jahre regelmässig, am besten täglich, ernsthaft trainieren und schwitzen.
dazu kann´s dann noch im training oder auf meisterschaften des öfteren einschlagen.

mag halt nicht jeder.

das wäre aber m.e. die grundlage, wenn man was für draussen ernsthaft trainieren will.

dazu käme dann noch die "bujun-praxis" - manche machen die von klein auf ohne "sv"-training.


wenn man so was nicht will, könnten evtl., zb für frauen, wachsamkeits-, vermeidungskurse o.ä. sinnvoll sein.



grüsse

Linus - The Boxer
14-06-2018, 15:25
@Mr Fister

Eine sehr schöne Antwort, die ich zu 100% teile. Dazu möchte ich noch ergänzen, dass heutzutage nur wenige diese Art Training leiten können. Leider ist es mittlerweile so, dass viele Trainer einen Crashkurs bekommen haben und dann nur das "Bämm" unterrichten, weil sie es nicht anders können.
Ein Teil der zuvor genannten Trainer macht es aber auch nur des Geldes wegen, als Job. Echte Leidenschaft ist da nicht vorhanden, leider...

concrete jungle
14-06-2018, 15:58
Guter Artikel, cool das Du mal wieder hier bist!

Das Problem ist das man so als ,,Meista" den Laden schwer vollkriegt.

Nimm die ETF - Schulen : Meist wenige Trainierende ( wenn / wo ich da bisher war, leider noch nicht in HH ), gut, physisch und mental fordernd... + Knüppel-HUI?!?

Bei manchen neuen Hybriden / Combatives ähnlich...war bei mir aber vor 25 Jahren schon so: sobald es anstrengend, fordernd und etwas real

wurde blieben viele Schüler weg. Ähnlich wie nach den ersten VK-Sparrings!

Besonders bei Simulationen wie Beschimpfen, spucken, schubsen und "milling", Sparring 3/2 gg. 1 usw. -was einen ein bisschen in die Richtung

Realität bringt, ganz ehrlich - da wollen sich doch die meisten normal aufgewachsenen Leute gar nicht mit auseinandersetzen, das ist ein unangenehmer

Gefühlsmix, schlechter Kater, heftiges Change Management etc. pp. -und dann noch viel Theorie drumherum: Psychologie / Soziologie / Erlebnisorientierung...

-ganz cool fand ich damals den Verweis von Dir auf die Schauspielerei- denn viele viele Strassenleute machen genau das : ERSTER EINDRUCK... die sehen aus/ geben sich

wie ein ganz Böser...''streetfighter", Gangsta usw.-

nur wenn man die dann in Aktion sieht ist wenig dahinter- aber in 99,9 % der Situationen reicht der (sehr gut vorgetragene) Bluff!