Vollständige Version anzeigen : Passender Stil und richtiges Dojo
Hi folks,
ich würde gerne mit Karate beginnen, bin allerdings schon Ü30. Als Kind/Jugendlicher habe ich einige Zeit Teakwondo gemacht, allerdings nie eine Gürtelprüfung abgelegt. Das Teakwondo emfang ich als sehr fußlastigen Kampfsport.
Daher möchte ich mir nun das Karate genauer ansehen, bin aber in Bezug auf Stilrichtung und Dojowahl noch unsicher. Was würdet ihr einem Anfänger raten, worauf sollte ich achten? Shotokan ist mehrheitlich vertreten, oder? Da die meisten Dojos momentan aufgrund der Sommerferien pausieren, muss ich mit den diversen Probetrainings noch gedulden. Wonach sollte ich das Dojo auswählen? Spaßfaktor (ist klar), Zusammensetzung der Gruppe, Mitgliedschaft im DKV? Was wäre für euch noch wichtig?
Danke!
Hi folks,
ich würde gerne mit Karate beginnen, bin allerdings schon Ü30. Als Kind/Jugendlicher habe ich einige Zeit Teakwondo gemacht, allerdings nie eine Gürtelprüfung abgelegt. Das Teakwondo emfang ich als sehr fußlastigen Kampfsport.
Daher möchte ich mir nun das Karate genauer ansehen, bin aber in Bezug auf Stilrichtung und Dojowahl noch unsicher. Was würdet ihr einem Anfänger raten, worauf sollte ich achten? Shotokan ist mehrheitlich vertreten, oder? Da die meisten Dojos momentan aufgrund der Sommerferien pausieren, muss ich mit den diversen Probetrainings noch gedulden. Wonach sollte ich das Dojo auswählen? Spaßfaktor (ist klar), Zusammensetzung der Gruppe, Mitgliedschaft im DKV? Was wäre für euch noch wichtig?
Danke!
Hallo und schön, dass du wieder ins Karate gefunden hast. Grundsätzlich schränkt das Angebot vor Ort die Auswahl natürlich ein bisschen ein. Wenn es ein Dojo in erreichbarer Nähe gibt, dann wird es mit den Wahlmöglichkeiten schwer. Was gibt es denn bei dir in der Nähe? Was ist dir persönlich wichtig? Breitensport um fit zu bleiben? Wettkampf? Ein bisschen fernöstliche Budoromantik? Mehr oder weniger Kontakt beim Kämpfen? Überhaupt kämpfen? Fitness? Selbstverteidigung? etc.
Danke für die Antwort!
Was mir wichtig ist: Fitness, Beweglichkeit und (später) durchaus auch Wettkampf (einfach aufgrund der Anwendungsperspektive). Außerdem beschäftige ich mich schon länger mit Meditation und geistigem Training.
In meiner erweiterten, direkten Umgebung habe ich drei Dojos, die Shotokan bzw. Shotokan & KyuSho bzw. Systema (Letzteres geht in Richtung MMA, oder?) sowie Shukokai anbieten.
Wonach sollte ich das Dojo auswählen? Spaßfaktor (ist klar), Zusammensetzung der Gruppe, Mitgliedschaft im DKV? Was wäre für euch noch wichtig?
Klingt schon mal gut. Vor allem, dass du den Spaßfaktor (das Bauchgefühl) vornedran stellst.
Neben dem DKV schlage ich vor, auch DJKB-Vereine in Betracht ziehen. Kleinerer Verband, reines Shotokan, bisl traditioneller in der Ausrichtung als DKV, aber ... mir gefällt es. :-)
Angucken, ausprobieren, nach Gut Feeling entscheiden!
Und, hey, ü30 ist fein!
Billy die Kampfkugel
08-08-2018, 16:41
Ich würde im Vorfeld abklären, an welchen Terminen während der Woche du als erwachsener Anfänger teilnehmen kannst. Da war man bei meinem Verein recht offen. Durfte relativ bald auch im Mittelstufentraining dabei sein, habe dann leichtere Übungen bekommen. Es ist einfach von Vorteil mehrere Möglichkeiten in der Woche zu haben. Ich würde mir zusätzlich das Gymnastikprogramm des Vereines ansehen, sofern vorhanden. Das ist nicht schlecht, um sich etwas zu entrosten.
Da kann ich mich den Vorrednern bzw. Vorschreibern nur anschließen. Am besten probierst Du zwei, drei Dojos in der Nähe aus und gehst nachher dorthin, wo es Dir am besten gefällt. Aufgrund der Homepage oder Verbandszugehörigkeit kann man nicht vorher sagen, ob es (menschlich und trainingstechnisch) passt. Und wenn Du nach einer Weile feststellen solltest, dass es nicht passt, dann könntest Du problemlos wechseln. Ich selbst habe aus Umzugsgründen nicht nur mehrmals das Dojo gewechselt, sondern auch eine Reihe von Stilrichtungen lernen dürfen. Hauptsache man hat Spaß und entwickelt sich weiter.
Und Ü30 - siehe oben :halbyeaha
Das klingt alles sehr gut und unproblematisch. Vielen Dank! Interessant, dass ihr die Thematik Stilrichtung gar nicht ansprecht. Ist wohl weniger entscheidend?
Billy die Kampfkugel
08-08-2018, 22:04
Karate ist eh ständiges Umlernen. Der Blick über den Tellerrand kommt früh genug gewöhn dich einfach erst mal ein paar Jahre daran.
(Shitstorm Uke Position einnehme :its_raini )
FireFlea
09-08-2018, 05:50
Wonach sollte ich das Dojo auswählen? Spaßfaktor (ist klar), Zusammensetzung der Gruppe, Mitgliedschaft im DKV? Was wäre für euch noch wichtig?
Zusammensetzung der Gruppe: wichtig
Lehrer: entscheidend, ich würde sagen der Lehrer ist das mit Abstand wichtigste Kriterium
Mitgliedschaft im DKV (respektive Verband XY): an sich unwichtig um Karate zu lernen; wenn Dir an Wettkämpfen liegt, allerdings ein nicht zu vernachlässigender Faktor
Stil: eher unwichtig, gerade beim Shotokan kann die Bandbreite sehr groß sein; von den genannten sind Systema & Kyusho vermutlich nicht die beste Wahl, wenn Du Wettkämpfe im Schwerpunkt machen willst
Wettkämpfe: ist natürlich eine pers. Sache - ich sehe für mich wenig Anwendungsgedanken in den üblichen Wettkämpfen, obwohl das natürlich auch gewisse Sachen schult. Da würde ich mir aber lieber mit einem Trainingspartner ein paar Boxhandschuhe anziehen, bevor ich an so einem One-Point Wettkampf teilnehme
Meditation & "geistiges" Training: ganz offen - viele Karatevereine reden davon, wenige haben da wirklich Ahnung ;)
Tradition: s.Meditation - oft viel blabla bzgl. Japan und Geschichte aber wenig Background
Karate ist eh ständiges Umlernen.
Oh, wie wahr ...
Und ständig gibt es einen Wechsel zwischen "ich glaube, jetzt habe ich es verstanden bzw. jetzt kann ich es" und "das fühlt sich nicht gut an bzw. soll ich wieder meinen weißen Gürtel rausholen?"
Oh, wie wahr ...
Und ständig gibt es einen Wechsel zwischen "ich glaube, jetzt habe ich es verstanden bzw. jetzt kann ich es" und "das fühlt sich nicht gut an bzw. soll ich wieder meinen weißen Gürtel rausholen?"
Wahlweise auch "ich schmeiß den braunen ins Feuer!"
Umlernen. Dazulernen. Ausprobieren. Aussortieren. Neues aufnehmen. "Aha!" erleben. Spielen. Fokussieren. Durchbeißen.
Dennoch möchte ich FireFlea insofern widersprechen, als es m.E. eben NICHT egal ist, in welchem Verband sich das Karate, das man zu lernen gedenkt, abspielt.
Ich habe seinerzeit in einem "McDojo" angefangen, das einem anderen als den beiden großen Verbänden zugehörte. Und hab da zu lange zu vieles völlig falsch gelernt. Dass ich dann im DJKB-Verein vieles, also wirklich absolute Basics, nochmal komplett von vorne (und natürlich ganz anders) lernen musste, ist das eine. Dass mir meine "frühen" (Karacho-)Karatejahre und der dort propagierte Verzicht auf saubere Technik die Hüften ruiniert haben ... hmpf, nee, hätte nicht sein müssen.
Umlernen. Dazulernen. Ausprobieren. Aussortieren. Neues aufnehmen. "Aha!" erleben. Spielen. Fokussieren. Durchbeißen.
:halbyeaha
Die Qualität des jeweiligen Dojos ist für einen Anfänger sicher nicht einfach einzuschätzen.
Wenn Du aber an ernsthaften Wettkämpfen teilnehmen möchtest, dann kommst Du an einem der größeren Verbände kaum vorbei. Im vergangenen Jahr kamen zu mir zwei junge Kerle (Gürtel gelb und orange) und fragten, ob sie mit trainieren dürften. Na klar! Ihre Bewegungen und Stände waren nicht sehr sauber, aber das war bei den Graduierungen auch nicht unbedingt zu erwarten. Nach dem Training erklärten sie mir, dass sie bereits Weltmeister (orange) und Deutscher Meister (gelb) seien. Als ich mich dann über den Verband schlau machte, lernte ich, dass es sich um einen Verband mit ca. 8 Dojos weltweit (davon 8 in Bayern) handelt. Auf das Angebot, mit einem unserer ehemaligen deutschen Meister (DKV) zu kämpfen, sind sie nicht eingegangen und auch nie wieder gekommen.
Zusammensetzung der Gruppe: wichtig
Lehrer: entscheidend, ich würde sagen der Lehrer ist das mit Abstand wichtigste Kriterium
Mitgliedschaft im DKV (respektive Verband XY): an sich unwichtig um Karate zu lernen; wenn Dir an Wettkämpfen liegt, allerdings ein nicht zu vernachlässigender Faktor
Stil: eher unwichtig, gerade beim Shotokan kann die Bandbreite sehr groß sein; von den genannten sind Systema & Kyusho vermutlich nicht die beste Wahl, wenn Du Wettkämpfe im Schwerpunkt machen willst
Wettkämpfe: ist natürlich eine pers. Sache - ich sehe für mich wenig Anwendungsgedanken in den üblichen Wettkämpfen, obwohl das natürlich auch gewisse Sachen schult. Da würde ich mir aber lieber mit einem Trainingspartner ein paar Boxhandschuhe anziehen, bevor ich an so einem One-Point Wettkampf teilnehme
Meditation & "geistiges" Training: ganz offen - viele Karatevereine reden davon, wenige haben da wirklich Ahnung ;)
Tradition: s.Meditation - oft viel blabla bzgl. Japan und Geschichte aber wenig Background
Wie kann ich denn als Anfänger die Qualität des Lehrers/Sensei beurteilen?
Also nachdem ich mir jetzt, zumindest von "außen" (also über die Webseiten usw.), die Dojos genauer angesehen habe, bekomme ich den Eindruck, dass die Kinder/Jugendarbeit den Großteil ausmacht. Dementsprechend erwarte ich auch junge Gruppen im Training. Sofern ältere Schüler dabei sind, haben die entsprechend hohe Graduierungen bzw. Dan-Grade. Stelle mir daher nun schon die Frage, wie man da als "alter Anfänger" überhaupt reinpasst. Insbesondere dann, wenn man mit dem weißen Gürtel, mit weitem Abstand zu den anderen, ggf. sogar der einzige ist?
Ich würde mir zusätzlich das Gymnastikprogramm des Vereines ansehen, sofern vorhanden. Das ist nicht schlecht, um sich etwas zu entrosten.
Das ist ein sehr guter Aspekt. Also ich habe über die letzten 2 1/2 Jahrzehnte konstant Sport betrieben. Diverse Ballsportarten, Ausdauertraining und Kraft/Fitness. Ein zeitweiser Fokus auf Kraft- und Muskelaufbau hat mich in meiner Beweglichkeit stark negativ beeinträchtigt. Daran arbeite ich aber nun schon einige Zeit, teilweise über gezielte Dehnübungen und das Faszientraining bis hin zu "Power"-Yoga. Könnt ihr grundsätzlich Empfehlungen geben, wie ich meine Beweglichkeit für die Kampfsport noch besser trainieren kann? Gibt es gute Trainingsprogramme, Literatur, Videos oder was auch immer?
Wie kann ich denn als Anfänger die Qualität des Lehrers/Sensei beurteilen?
Das ist ja das Problem. Die Antwort ist: kaum. Ganz sicher aber nicht ohne hinzugehen und Probetrainings (ja, mehrere!) mitzumachen. Soweit mir bekannt, haben sowohl der DJKB als auch der DKV Trainerlehrgänge, versuchen also eine konstante Qualität des Trainings zu gewährleisten. Für andere Verbände kann ich das nicht sagen.
Wenn du da bist - Anhaltspunkte: Bauchgefühl. Wie tritt er auf? Fokussiert? Konzentriert? Macho-Man? Wie hat er die Gruppe im Griff? Ist die Atmosphäre konstruktiv ruhig? Oder wird viel herumbebrüllt und geballert? Wie korrigiert er? Können die Schüler die Korrekturen umsetzen? Wirkt das, was die Schüler da machen, halbwegs kontrolliert? Wer noch keine sauberen Fauststöße hinbekommt, hält der genug Abstand, dass nix passieren kann? Werden die Trainierenden, wirst DU ge-fordert ohne komplett über-fordert zu werden?
Solche Sachen würden mich interessieren.
Also nachdem ich mir jetzt, zumindest von "außen" (also über die Webseiten usw.), die Dojos genauer angesehen habe, bekomme ich den Eindruck, dass die Kinder/Jugendarbeit den Großteil ausmacht. Dementsprechend erwarte ich auch junge Gruppen im Training. Sofern ältere Schüler dabei sind, haben die entsprechend hohe Graduierungen bzw. Dan-Grade. Stelle mir daher nun schon die Frage, wie man da als "alter Anfänger" überhaupt reinpasst. Insbesondere dann, wenn man mit dem weißen Gürtel, mit weitem Abstand zu den anderen, ggf. sogar der einzige ist?
Ich hab als Frau mit 44 angefangen. Noch Fragen? :cool:
Ja, es gibt Kindergruppen. Und, ja, es gibt, meist separat, Erwachsenengruppen.
In hinreichend großen Vereinen gibt es hier die reinen Anfänger, dann die Unter-/Mittelstufen-Gruppe und separat davon die Oberstufen-/Danträgergruppe. Das ist die Luxusvariante. Es soll aber Trainer geben, die auch Leute sehr unterschiedlicher Ausbildungsstufen in einer Gruppe sinnvoll und weiterführend trainieren können.
Nochmal: Hingehen! Gucken! Ausprobieren!
Könnt ihr grundsätzlich Empfehlungen geben, wie ich meine Beweglichkeit für die Kampfsport noch besser trainieren kann? Hingehen! Machen! Karate entwickelt sich. Die für Karate erforderliche Muskulatur und Beweglichkeit entwickelt sich größtenteils mit/übers Karate. da zusätzlich groß was zu machen, wird erst ab Oberstufe wirklich was bringen. Meine Sicht.
Aber, ja, eine gute Viertelstunde (bis sogar halbe Stunde je nach Alter und "Quietschigkeit" der Gelenke) Aufwärmen, Dehnen vor dem eigentlichen Karate ist überaus sinnvoll und sollte in jedem halbwegs vernünftigen Verein Teil des Trainings sein.
kaffeegeniesser
09-08-2018, 13:18
Hallo,
Wie kann ich denn als Anfänger die Qualität des Lehrers/Sensei beurteilen?
Schwierig, aber nicht unmöglich. Mir ist Sympathie wichtig, sowohl geghenüber dem/den Trainer(n) als auch den Mittrainierenden. Kann nicht immer gegenüber allen im Dojo herrschen, aber wenn mich mehr als 1/3 da ankotzen würden, wäre ich da nicht lange. Auch beim Trainer: Der kann können und gut sein wie er will, wenn mir seine Art nicht passt, dann ab.
Stelle mir daher nun schon die Frage, wie man da als "alter Anfänger" überhaupt reinpasst. Insbesondere dann, wenn man mit dem weißen Gürtel, mit weitem Abstand zu den anderen, ggf. sogar der einzige ist?
Sieh es anders herum: Von so einer Konstellation kannst Du auch sehr profitieren. Ich habe mit 42 angefangen und war gut 2 Jahre der letzte in der Reihe. Also hatte ich nur Trainingspartner, die schon länger dabei waren. Wobei bei uns immer duchgemischt wird, kann sein, dass Du am ersten Trainingstag mit dem Dojoleiter zusammen kommst. Ich finde immer vorteilhaft, wenn von zweien bei Partnerübungen einer schon mehr Peilung hat (vernünftige Leute natürlich vorausgesetzt). Am besseren Partner kannst Du Dich auch selbst schneller verbessern.
Gruß
Sieh es anders herum: Von so einer Konstellation kannst Du auch sehr profitieren. Ich habe mit 42 angefangen und war gut 2 Jahre der letzte in der Reihe. Also hatte ich nur Trainingspartner, die schon länger dabei waren. Wobei bei uns immer duchgemischt wird, kann sein, dass Du am ersten Trainingstag mit dem Dojoleiter zusammen kommst. Ich finde immer vorteilhaft, wenn von zweien bei Partnerübungen einer schon mehr Peilung hat (vernünftige Leute natürlich vorausgesetzt). Am besseren Partner kannst Du Dich auch selbst schneller verbessern.
Gruß
Das stimmt. Aber wenn es auch um den Spaß in und mit der Gruppe gehen soll, ist wohl nicht ganz verkehrt, wenn man vielleicht nicht allein da steht. Also jetzt in Bezug auf Alter, Erfahrung usw. Ich muss mich jetzt ja noch ein paar Wochen gedulden. Mit den ersten Probetrainings wird es sicherlich klarer werden.
Billy die Kampfkugel
09-08-2018, 16:43
Stelle mir daher nun schon die Frage, wie man da als "alter Anfänger" überhaupt reinpasst. Insbesondere dann, wenn man mit dem weißen Gürtel, mit weitem Abstand zu den anderen, ggf. sogar der einzige ist?
Ich nehme immer meine Frau zum Training mit. Das geht im Breitensport. Meine Vorstellung von Karate :fight:, ihre Vorstellung von Karate :sport146::sport146:. Sind jetzt auch schon drei Jahre. Das Problem löst sich irgendwie auf. Demonstriert man halt bei einer Prüfung die Übung mit einem Kind - geht auch. Und der Abstand zu den anderen wird immer kleiner.
FireFlea
09-08-2018, 18:50
Dennoch möchte ich FireFlea insofern widersprechen, als es m.E. eben NICHT egal ist, in welchem Verband sich das Karate, das man zu lernen gedenkt, abspielt.
Ich habe seinerzeit in einem "McDojo" angefangen, das einem anderen als den beiden großen Verbänden zugehörte. Und hab da zu lange zu vieles völlig falsch gelernt. Dass ich dann im DJKB-Verein vieles, also wirklich absolute Basics, nochmal komplett von vorne (und natürlich ganz anders) lernen musste, ist das eine. Dass mir meine "frühen" (Karacho-)Karatejahre und der dort propagierte Verzicht auf saubere Technik die Hüften ruiniert haben ... hmpf, nee, hätte nicht sein müssen.
Ich dachte immer McD sind die großen Ketten und die 3 Sterne Restaurants die Kleinen mit einem Spitzenkoch und wenigen exklusiven Gästen, die auch mal einen Umweg fahren, um dort zu essen. So ist das auch mit KK Lehrern ;)
Aus meiner Sicht bürgt ein großer Verband keineswegs für gute Qualität oder gesundes Training. Sondern ein guter Lehrer. In den großen Verbänden folgen die Anforderungen oft einer gewissen Ästhetik (tief stehen, viel kime, ruckartige Bewegungen etc.). Die Erklärungen dafür - aus meiner Sicht oft pseudo Erklärungen, ohne Verständnis für körperliche Zusammenhänge. Es gab im letzten Jahr im DKV Magazin eine schöne Serie zu Karateverletzungen (Schulter, Ellbogen, Knie).
Ein Beispiel (Quelle DKV Magazin 04/2017 S.28):
Vor allem das spezifische Training hoher Tritte mit Außenrotation im Knie kann das Kniegelenk – in diesem Fall vor allem die Menisken – auf Dauer belasten. Bestimmte Stellungen wie beispielsweise der Kiba
Dachi ebenfalls. „Knie nach außen“ und „tiefer stehen“ hören die Karateka bei dieser Übung oft von ihrem Trainer. Und merken nicht, wie sie die Menisken überdehnen. Denn der Oberschenkel dreht sich beim Kiba Dachi – entgegen dem Unterschenkel – nach außen, weswegen eine Innenrotation im Kniegelenk entsteht. Mit anderen Worten: Man verdreht bei dieser Übung die Knie!
Ich übersetze: "Viele Trainer im DKV haben keine Ahnung". ;) Oder die explosiven Bewegungen mit Abstoppen sind im Schulter Artikel als Ursache für Verletzungen genannt. Also ich habe diese zackigen Ausführungen mit Abstoppen bei mir nicht im Karatetraining.
In den Verbänden ist die Bandbreite nun einmal sehr groß, von guten bis schlechten Leuten. In beiden großen Verbänden ist im Schwerpunkt eine Ausführungsart (zumindest im Shotokan) gefordert, die ich persönlich weder für effektiv noch anatomisch optimal halte. Wenn man (Semi Kontakt) Wettkämpfe machen will, sind die großen Verbände sicher die beste Option.
Wie kann ich denn als Anfänger die Qualität des Lehrers/Sensei beurteilen?
Ein Lehrer sollte auch nachvollziehbar erklären oder ein "warum" bieten können. Also nicht nur ein "mach mal" sondern auch, warum man es so macht. Keine nachvollziehbare Erklärung ist "das haben die alten Meister auch schon so gemacht" oder "Sprungtritte waren dazu da Samurai vom Pferd zu holen" ;)
Und höre auf Deinen Körper. Sicher hat man mal Muskelkater oder blaue Flecken aber wenn Du ständig mit Gelenkschmerzen aus dem Trainung kommst, stimmt möglicherweise etwas nicht.
Wie sieht es mit regelmäßigen Terminen für Graduierungen aus, ist das ebenfalls wichtig? Offenbar gibt es da deutliche Unterschiede. Bei einem Dojo sind zweimal im Jahr die Termine für Kyu-Prüfungen fix, bei einem anderen finden die Prüfungen "situationsabhängig" (wohl je nach Anzahl der potenziellen Prüflinge) statt. Ich weiß, das kommt natürlich auf mich an. Also, ob mir eine Graduierung etwas bedeutet oder nicht. Ich kann derzeit noch nicht beurteilen, ob das für mich ein Motivationsfaktor sein kann. Klar, es geht um den Technikfortschritt. Aber braucht man dafür zwingend irgendeine Gürtelfarbe bzw. Graduierungsprüfung? Andererseits ist eine Prüfungssituation auch eine Möglichkeit sich selbst weiter zu entwickeln, also jetzt nicht im Hinblick auf den Kyu-Grad, sondern im Hinblick auf mentale Stärke usw. Wie seht ihr das?
Kai Dobi
10-08-2018, 10:55
Wie seht ihr das?
... so ähnlich wie Du :-) .. Graduierung und bunte Gürtlechen ist/sind in den ersten 5 Jahren bestimmt ein bisschen motivationsfördernd, danach sollte der Zugang zur KK nicht mehr an Graduierungsvorstellungen hängen. Aber dass eine Prüfung nicht der Graduierung wegen, sondern einfach der "Prüfungssituation" an sich (ein wenig erhöhter Stresslevel) ganz brauchbar ist, da bin ich bei dir! Das schöne an Kampfkunst ist ja, dass man mit zuhnemender Erfahrung/Können immer demütiger vor dem eigenem Nichtskönnen wird - und eine Prüfung kann daher immer etwas Entäuschung mit sich bringen. Selbstentäuschung zu begegnen und in Motivation zu transformieren gehört zur KK dazu.
Billy die Kampfkugel
10-08-2018, 12:00
Interessant wird es am Anfang mit dem 8 Kyu. Kann man schon einigermaßen sinnvoll die ersten Kurse außerhalb des eigenen Vereins besuchen und die Kinderchen in der Fahrgemeinschaft hinfahren. Man muss die Gürtelfarbe immer in Verbindung mit dem Führerschein sehen.
Das schöne an Kampfkunst ist ja, dass man mit zuhnemender Erfahrung/Können immer demütiger vor dem eigenem Nichtskönnen wird - und eine Prüfung kann daher immer etwas Entäuschung mit sich bringen. Selbstentäuschung zu begegnen und in Motivation zu transformieren gehört zur KK dazu.
Das hast du aber wirklich schön gesagt! :)
@TE:
Witzigerweise tönt es häufiger von Danträgern, dass die Gürtelfarbe doch ganz egal sei. Meine Erfahrung besagt, dass sie das zumindest im Farbgurtbereich eben genau NICHT ist. :p (Und wenn man sich dann anschaut, welcher Aufwand teilweise von exakt diesen Leuten betrieben wird, im hohen Alter dann noch den soundsovielten Dan draufzusetzen...)
Wichtiger allerdings als die Farbe als solche finde ich die Frage, ob man denn in seinen Gürtel bzw. dessen Farbe auch "reinpasst". Gerne auch außerhalb des Heimatvereins. ggf. sogar auch außerhalb des eigenen Verbandes. Da gibt es zuweilen doch deutliche Unterschiede. Blöd, wenn man dann "overdressed" ist.
Die Frage, ob es fixe Termine für Prüfungen gibt, oder ob der Trainer/Prüfer die Termine von Fall zu Fall festlegt oder ob er einem gar ganz informell irgendwann zwischendrin einfach mit Händedruck zur neuen Graduierung gratuliert, weil man jetzt soweit sei ... das halte ich für relativ nachrangig. Bis einschließlich grün, hier und da auch blau, kommt man eh relativ automatisch weiter, wenn man regelmäßig zum Training erscheint und sich dort entsprechend Mühe gibt.
Kai Dobi
10-08-2018, 12:36
Fahrgemeinschaften mit Kindern werden bei uns nur für 5.Dan und höher zugelassen - erst ab dieser Graduierung ist man reaktionsschnell genug, jeden erdenklichen Autounfall zu vermeiden!
Kai Dobi
10-08-2018, 12:45
@ripley ... da waren die 10 Jahre Studium also doch nicht umsonst, phu
der gürtel muss vor allem zum gi passen: an meinem schwarzen OutdoorGi sähe so ein weißer Gürtel voll panne aus - die 8.Kuy-Prüfung war also in meinem Fall nicht nur motvierend sonder NOTWENDIG!
Vielleicht noch eine kleine Nachfrage: Gibt es einen Unterschied zwischen Dojo's, die ein eigenes Gebäude haben und denen, die in einer Sporthalle einer Schule angesiedelt sind?
Johnny99
13-08-2018, 09:49
Vielleicht noch eine kleine Nachfrage: Gibt es einen Unterschied zwischen Dojo's, die ein eigenes Gebäude haben und denen, die in einer Sporthalle einer Schule angesiedelt sind?
meiner persönlichen Erfahrung nach: Sporthallen sind oft während der Ferien (und manchmal bei schulischen Veranstaltungen) geschlossen, dann findet halt kein Training statt. Bei eigenem Dojo des Vereins ist oft zumindest noch reduziertes Training auch in den Ferien möglich. Dazu kommt das bei Sporthalle erstmal die Matten aufgebaut werden müssen, eigene Dojos sind die Trainingsräume oft schon grundsätzlich mit Matten ausgelegt ...
Würde ich jetzt aber für die Auswahl nicht als den entscheidenden Punkt ansehen ...
meiner persönlichen Erfahrung nach: Sporthallen sind oft während der Ferien (und manchmal bei schulischen Veranstaltungen) geschlossen, dann findet halt kein Training statt. Bei eigenem Dojo des Vereins ist oft zumindest noch reduziertes Training auch in den Ferien möglich. Dazu kommt das bei Sporthalle erstmal die Matten aufgebaut werden müssen, eigene Dojos sind die Trainingsräume oft schon grundsätzlich mit Matten ausgelegt ...
Würde ich jetzt aber für die Auswahl nicht als den entscheidenden Punkt ansehen ...
Okay, danke für die Info. Ich habe nämlich festgestellt, dass noch ein weiteres Dojo für mich potenziell in Frage kommt. Dieses hat eine eigene Halle. Werde mir auch dort mal das Training ansehen.
Ich habe bis jetzt die Gelegenheit gehabt, schon 2 Dojos kennenzulernen. Ein Dojo hat mir direkt zugesagt, sowohl was die Zusammensetzung der Gruppe als auch den Trainer betrifft. Jedoch ist das Dojo schon ein wenig weiter entfernt. Das kann sicherlich ein nicht unerheblicher Faktor werden, insbesondere wenn ich jetzt mal durchschnittlich 2 mal die Woche Training unterstelle. Wie seht ihr das? Wohlfühlfaktor geht vor?
Billy die Kampfkugel
24-08-2018, 16:15
Das ist etwas Glückssache, die Gruppenzusammenstellung kann sich schnell ändern. Fang einfach da an, wo du ein gutes Bauchgefühl hast. Das schließt allerdings nicht aus, dass du den Verein nicht doch nach einer gewissen Zeit wechselst.
Wie seht ihr das? Wohlfühlfaktor geht vor?
Für mich ja. Aber nicht nur Wohlfühlfaktor, sondern zunehmend wichtig auch die Frage: "Lerne ich dort das Karate, das ich lernen will?"
Das ist natürlich etwas, das man erst nach und nach beurteilen kann, wenn man sich etwas auskennt und sich auch rechts und links mal umgeschaut hat.
Ich *hätte* ein Dojo in etwa 7 km Entfernung. Hier auf dem Land ist das "gespuckt". Da hab ich seinerzeit auch angefangen.
Mittlerweile gelandet bin ich (nach neun Jahren und zwei Wechseln) jedoch bei einem Verein, zu dessen Training ich mehrmals pro Woche 45 km (einfache!) Fahrt habe. Da "passt" es für mich, da möchte ich mich weiter entwickeln, da findet das Training statt, bei dem ich mich ziemlich ideal gefordert und gefördert sehe.
Und die Leute sind auch größtenteils okay ;-)
Fang einfach da an, wo du ein gutes Bauchgefühl hast. Das schließt allerdings nicht aus, dass du den Verein nicht doch nach einer gewissen Zeit wechselst.
Danke. Ich habe wohl schon ein gutes Dojo gefunden.
Wie schnell/bald brauche ich dann eigentlich einen Gi?
Wie schnell/bald brauche ich dann eigentlich einen Gi?
Das ist eine gute Frage, um sie dem Trainer zu stellen. ;-)
Bei uns machen die Leute den kompletten Anfängerkurs in normalen Sportklamotten und denken erst danach über einen Gi nach. Zur ersten Gürtelprüfung wirste vermutlich so oder so einen brauchen.
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