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Vollständige Version anzeigen : Soll der Trainer mit trainieren?



Randori
14-09-2018, 23:49
Hallo!
Mich würden Eure Meinungen interessieren, ob ein Trainer reiner Beobachter und Vormacher sein sollte, oder ob er auch selbst die Übungen mitmachen sollte.

Ich sehe es so:
Natürlich hat man als Trainer die Aufgabe, zu beobachten und zu korrigieren. Ich finde es aber überaus motivierend, wenn der Trainer sich einreiht und zeigt, dass er die Übung beherrscht. Im Optimalfall beobachtet er dabei die Schüler, oder hört früher mit der Übung auf um Korrekturen und Hilfestellungen zu geben.
Ich finde reine Instruktionen demotivierend und frage mich dann auch, ob der jenige es überhaupt (noch) kann.

Wie seht Ihr das?

Schnueffler
15-09-2018, 00:03
Ich sehe es so:
Trainer demonstriert und danach hat er die Aufsichtspflicht und korrigiert alle im gleichen Maße.
Bei uns ist es so geregelt, das mindestens zwei Trainer des Trainerstabs auf der Matte stehen, so dass gut. Einer der beiden Trainer eine gewisse Zeit mittrainieren kann und "Intensivcoaching" betreiben kann.
Das höchste der Gefühle ist, das beide mitmachen, wenn so lange jemand anderes aus dem Trainerstab aussetzt.
Einfach nur, dass der Aufsichtspflicht genüge getan ist und einer Teilnehmer und Uhr im Auge hat.

Randori
15-09-2018, 00:15
Mehrere Trainer sind natürlich optimal. Was wäre, wenn es nur einen gäbe? Reine Erwachsenengruppe bzgl. Aufsichtspflicht?

TREiBERtheDRiVER
15-09-2018, 00:41
Ich kenne es so, das einer (Trainer/Meister/Lehrer) vor macht, danach zuschaut, rum geht und korrigiert.
Währenddessen helfen/korrigieren natürlich die Schwarzgurte bzw. Erfahrenen mit.
Die Schwarzgurte/Erfahrenen korrigieren, indem sie einfach immer mal den Trainingspartner selbständig wechseln, oder der Trainer/Meister/Lehrer forciert auch mal einen Tausch unter den Teilnehmern.

Ich habe halt nicht das Vergnügen, das es mehr als einen Trainer/Meister/Lehrer gibt.
Aber, in den 3 Dojos in den ich verkehre, interessieren sich die jeweilig Zuständigen auch mehr als nur im Training für den Auszubildenden.
Da wird auch abseits des Dojos/Trainingshalle einiges privat gemacht. Haben immer ein "offenes Ohr", besuchen einen im Krankenhaus usw..
Wurde aber auch vorab schon gesagt, das ich nicht trainiere gehe, sondern eine Ausbildung durchlaufe (in 2/3).
Find ich top. Gibt dem ganzen mehr Wertigkeit.

Was mit Aufsichtspflicht gemeint ist, weis ich zwar, ist aber bei uns nicht nötig, da alle erwachsen sind und es in jedem Dojo 8 bis maximal 15 Teilnehmer sind.
Bei speziellen SV/Survival Geschichten kann der Trainer aber dann nur zu schauen, und stellt auch noch weitere Beobachter ab.
Beispiel Kampf im Wasser, Ausdauer-Leistungsprüfungen oder irgendwelche speziellen Dinge wie ("echte") Waffen oder Vollkontakt mit wenig Gear und Co.

Schnueffler
15-09-2018, 00:52
Mehrere Trainer sind natürlich optimal. Was wäre, wenn es nur einen gäbe? Reine Erwachsenengruppe bzgl. Aufsichtspflicht?

In einem e. V. braucht es immer einen, Der den Hut auf hat und die Verantwortung trägt. Wenn der seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommt, haftest Du.

PhilExpat
15-09-2018, 01:40
Also ich habe Verständnis dafür, dass mein Sensei eigentlich mehr der Aufpasser und Antreiber beim Training ist - ab und zu noch etwas vormacht - aber nicht mehr wirklich mitmacht - denn er ist inzwischen 71 Jahre alt !

Aber ansonsten sind alle unsere Farbgurte (da ich grün habe gehöre auch ich dazu) nicht nur Teilnehmer sondern auch Trainer. Ich hab genug Grundlagenwissen, um unsere Kids hier zu trainieren, insbesondere was die Grundlagen angeht - und ich mache im Training immer mit soweit es geht - allein schon damit die Kids sehen dass ich nicht nur blöd daherrede sondern es tatsächlich auch kann.

Training bedeutet auch, den Kids Respekt beizubringen - das geht nur mittels Überzeugung - eben nicht nur grosse Worte schwingen sondern vormachen und dann den "Boah der kann das wirklich" Effekt bekommen.

Verantowrtung zu haben ist kein Problem - da reicht der gesunde Menschenverstand aus - wer vor Verantwortung Angst hat, ist als Trainer ungeeignet.

Changbeer
15-09-2018, 11:07
Ich kenne beides und beides und finde beides ok.

Als ich früher escrima trainierte, hat der lehrer fast immer mitgemacht. Wenn man ihn als Partner in Partnerübungen hatte konnte er besonders gut auf Fehler hinweisen, da er ja dann ausschließlich auf einen selbst fokussiert ist.

Beim Boxen macht der Trainer eher vor und beobachtet danach die Gruppe, gibt Tipps, hat die Uhr im Auge usw.
Da hier sie Gruppe teilweise auch sehr groß ist und Jugendliche dabei sind, geht es wohl auch nicht anders .

Syron
15-09-2018, 15:04
Ich finde es aber überaus motivierend, wenn der Trainer sich einreiht und zeigt, dass er die Übung beherrscht. Im Optimalfall beobachtet er dabei die Schüler, oder hört früher mit der Übung auf um Korrekturen und Hilfestellungen zu geben.
Naja, entweder vernüftig mitmachen oder die Schüler vernüftig im Auge behalten; ich persönlich ziehe da letzteres vor.
Das schließt ja nicht aus, daß der Trainer auch mal an oder mit den Schülern die Techniken ausübt, aber die ganze Zeit mittrainieren, finde ich nur beim Aufwärmen in Ordnung.


Ich finde reine Instruktionen demotivierend und frage mich dann auch, ob der jenige es überhaupt (noch) kann.
Das zeigt er aber doch auch, wenn er die Technik vorzeigt und erklärt?




Ich hab genug Grundlagenwissen, um unsere Kids hier zu trainieren, insbesondere was die Grundlagen angeht - und ich mache im Training immer mit soweit es geht - allein schon damit die Kids sehen dass ich nicht nur blöd daherrede sondern es tatsächlich auch kann.
Verständnisfrage: Bist du als Kindertrainer da und trainierst in der Zeit mit, anstatt die Aufsicht zu führen?
Falls ja - absolute No-Go.

Oder bist du "einfach nur dabei", wenn die Kinder traininert werden, bzw. sind diese mit in der Gruppe dabei, in der du trainierst?
Wenn das der Fall wäre, würdest du ja in erster Linie normal mittrainieren, wie man es erwarten kann?

Daher, wirklich eine Verständnisfrage :)



Verantowrtung zu haben ist kein Problem - da reicht der gesunde Menschenverstand aus - wer vor Verantwortung Angst hat, ist als Trainer ungeeignet.
Naja, die Verantwortung die man als Trainer hat, ist nicht alleine mit gesundem Menschenverstand getan; der gehört zwar dazu, aber ich denke, da spielt schon mehr mit rein.

marq
15-09-2018, 16:34
ob ein trainer mittrainiert oder nicht sagt nichts über dessen trainerqualitäten aus.

El Greco
15-09-2018, 17:40
Ich bin der Meinung das ein Trainer die Übung vormacht und dann die Schüler überprüft und korrigiert.
Ich habe ja nichts davon das er mittrainiert, denn ich will mich verbessern und nicht der Trainer soll
auf meine Kosten trainieren.
Da würde ich mir blöd vorkommen und beim Fitnesstraining ist es auch nicht anders.
Der Trainer zeigt die Übungen und dann überprüft er den Kunden.

* Silverback
15-09-2018, 17:55
ob ein trainer mittrainiert oder nicht sagt nichts über dessen trainerqualitäten aus.

Über seine tr.-qualitäten vielleicht nicht - wohl aber Einiges über sein tr.-selbstverständnis.
Weil entweder hat er Dinge so verinnerlicht, dass er sich dabei VOLLSTÄNDIG auf die Schüler konzentrieren kann (und in dem Fall bräuchte er eigentlich nicht mehr (mit-)trainieren) ... oder er ist halt durch sein eigenes Tun von den Schülern abgelenkt, denen eigentlich seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit gelten sollte.
Just my 2 cents.

P.S.: Mal abgesehen davon: Allein aus rechtlicher Sicht isses so: Wenn etwas passiert, während der Trainer "Aufsichtspflicht" hat, und man könnte ihm nachweisen, dass das bei aufmerksamer Betreuung nicht passiert wäre (was ein guter Anwalt i.d.R. immer schafft) ... dann isser dran. IMHO zu Recht. Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps.

Pansapiens
15-09-2018, 18:08
In einem e. V. braucht es immer einen, Der den Hut auf hat und die Verantwortung trägt. Wenn der seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommt, haftest Du.



P.S.: Mal abgesehen davon: Allein aus rechtlicher Sicht isses so: Wenn etwas passiert, während der Trainer "Aufsichtspflicht" hat, und man könnte ihm nachweisen, dass das bei aufmerksamer Betreuung nicht passiert wäre (was ein guter Anwalt i.d.R. immer schafft) ... dann isser dran. IMHO zu Recht. Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps.

Bei Erwachsenen?
Auf welcher rechtlichen Grundlage (Paragraphen, Rechtsprechung)?

Schnueffler
15-09-2018, 19:44
Bei Erwachsenen?
Auf welcher rechtlichen Grundlage (Paragraphen, Rechtsprechung)?

Im Mitgliedervertrag und auch im Trainervertrag geregelt. Ansonsten spontan mal aus dem Bauch heraus, durch die Garantenstellung.

Passion-Kickboxing
15-09-2018, 21:54
Also ich oute mich mal... Als Trainer eines e.V. bekomme ich nur eine mininale Vergütung. Von daher nehme ich mir raus selber mit zu trainieren. Ja dadurch kann ich nicht immer korrigieren. Auszugleichen probiere ich das damit, dass ich ab und zu was für mich mache, also aussehalb der Gruppe und guck dann die halbe Zeit der jeweiligen Übung. Oder wenn ich verletzt etc. bin schaue ich genauer auf die Technik und mach genau dann auch mehr Techniktraining als wenn ich mitmache. Dazu erkläre und zeige ich äusserst genau, bei Übungen die nicht mit Partner sind guck ich auch so mal und trainiere selbst etwas weniger.

Meine Schüler bekommen trotzdem ein sehr hochwertiges Training, bei mir baut alles aufeinander auf. Auch die technische Entwicklung einiger zeigt, dass es trotz dieses Nachteils für die Schüler, gutes Training ist.

PhilExpat
16-09-2018, 02:08
Verständnisfrage: Bist du als Kindertrainer da und trainierst in der Zeit mit, anstatt die Aufsicht zu führen?
Falls ja - absolute No-Go.

Oder bist du "einfach nur dabei", wenn die Kinder traininert werden, bzw. sind diese mit in der Gruppe dabei, in der du trainierst?
Wenn das der Fall wäre, würdest du ja in erster Linie normal mittrainieren, wie man es erwarten kann?


Letzteres - ich bin eigentlich mit 53 der älteste in der Gruppe (nach Sensei mit 71) - und nach 2 Jahren Teilnahme hatte ich den 6. Kyu (grün) und von daher ist es eher selbstverständlich, dass ich "mithelfe" und den Kids Tips gebe oder eben auch vor stehe und die Gruppe leite solange kein anderer höherer Gurt anwesend ist.
Aber "hier" ist in den Philippinen und die Mentalität ist eben auch anders. Wobei ich es aber auch als "Integration" sehe dass ich mich als "Ausländer" eben nicht zurückhalte sondern mich einbringe.

* Silverback
16-09-2018, 06:13
.. Als Trainer eines e.V. bekomme ich nur eine mininale Vergütung. Von daher nehme ich mir raus selber mit zu trainieren. ...

Mag zwar vielleicht nicht das zündendste Argument sein, aber ok, das kann ich aus pragmatischen Gründen absolut nachvollziehen. Kenne ich auch von meinem Trainer; leider (aber jetzt ein bißchen verständlicher, Danke).

angHell
16-09-2018, 09:39
Kommt ja auch auf die Gruppengröße an, wenn man ne Kleingruppe hat und der Trainer immer mal 10-20 Minuten mit jedem trainiert haben alle am meisten von würde ich sagen, inklusive des Trainers... bei 10 doer 20 Personen sieht das halt ganz schnell anders aus.

Ripley
16-09-2018, 14:08
Unsere Trainer geben vor und korrigieren dann. Dass sie selbst mittrainieren, kommt eigentlich nur vor, wenn die Anzahl der Trainierenden für Partnerübungen sonst "nicht aufgeht".

TREiBERtheDRiVER
17-09-2018, 00:18
Kommt ja auch drauf an wer der Trainer ist.

Ja:
https://pbs.twimg.com/profile_images/2308650618/mpwplsd3vgtmgcqds77m_400x400.jpeg


Nö:
http://www.semni.de/mediapool/139/1397734/resources/34547832.jpg

Shintaro
17-09-2018, 06:32
Habe ich eine Gruppe, trainiere ich zum Teil mit, schon alleine um den Leuten die Abläufe der Kata oder Grundschule zu zeigen. Wenn sie die Abläufe verstanden haben bzw. auswendig können, schaue ich natürlich nach den Leuten und korrigiere.
Bei Partnerübungen mache ich nur mit, wenn die Anzahl der Übenden nicht aufgeht.
Wenn wir freie Abwehr machen, mache ich mit, denn da sollte jeder mit Angriff und Abwehr drankommen.

Bei Kinder ist das ganze schwierig, die muß man dauerhaft beaufsichtigen.

Klar könnte man argumentieren, man bekommt ja nur wenig Übungsleiter-Aufwandentschädigung, also habe ich das Recht, mein Training auch dort zu gestalten. Fragwürdig, wenn was passiert. Als ÜL hat man eine Verantwortung. Auch mit dem was man an Techniken anbietet (Gefährdung usw.) Die Garantenstellung als ÜL kommt in jedem Fall zum Tragen, wenn was passiert und man die Verantwortung übernommen hat. Sollte man sich bewußt machen.

Wobei ich bei Erwachsenen sagen kann, daß die meisten schon vernünftig sind und man auch mal für sich etwas üben kann und den anderen eine Aufgabe gibt. Auch bei bei meinen eigenen Übungen kann ich immer einen Blick auf die Gruppe werfen.

Bei Kinder und Jugendlichen würde ich das so nicht machen, da gehört die Aufmerksamkeit 100%ig der Gruppe.

Gast
17-09-2018, 12:59
Unsere Trainer geben vor und korrigieren dann. Dass sie selbst mittrainieren, kommt eigentlich nur vor, wenn die Anzahl der Trainierenden für Partnerübungen sonst "nicht aufgeht".

So kenne ich das auch und finde das auch gut so.
Wenn der Trainer wirklich mit trainiert, sieht er gar nichts.

Anders ist das wenn der Trainer wie ein Spiegel gegenübersteht und mit/nachmachen angesagt ist oder eben alle kucken zu und er Macht was vor.

Im Profisport macht der Trainer nicht mal was vor, da er vom Leistungslevel unter dem des Trainierenden ist.
Mittrainieren wäre da völliger mumpitz.

Gast
18-09-2018, 17:14
Also im Jugendtraining habe ich weder Zeit noch Kopf mitzutrainieren, da ich die Athleten ja icht nir beaufsichtigen muss, sondern Korrekturen machen sollte.

Bei Zirkel-, Kondi- und Krafteinheiten dagegen trainiere ich mit.

Im Erwachsenenberricht kommt es darauf an, ob es Breitensport oder Wettkampf ist.

Wettkämpfer trainiere ich "Situationsjudo", heisst man erarbeitet wettkampfmässige Szenarien, aus denen jeder individuell einen Weg findet. Natürlich gibt man im Vorfeld gewisse Methoden vor, die logisch aus der Situation heraus sind und vorallem möglich, um dann aber selbstständig die eigene Stärke einbauen zu können .

Sind das Breitensportler, trainiere ich wie bei den Kids nicht mit. Da ist gesamt ein anderes Grundverständis und eine andere Zielsetzung im Vordergrund und diese Leute lernen eben im Training und nicht auf der Wettkampf Tatami.

Randori
18-09-2018, 20:27
Ich finde, hier sind schon viele interessante Meinungen und Begründungen gebracht worden. Danke dafür.
Wie so oft sieht man, dass es doch sehr von der Situation abhängt, ob der Trainer mitmachen kann oder darf.

Ich selber gebe derzeit nur gelegentlich Vertretungsunterricht (Karate). Dann meistens Oberstufentraining bei Erwachsenen die ich größtenteils über Jahre kenne.
Dabei mache ich persönlich eine Mischform aus beidem, je nach Übungsform.