Ludwig
31-07-2004, 14:18
Wollte ich schon lange schreiben. Nun als Antwort auf eine Frage aus einem anderen Thread
Das "Manual del Baratero" ist das einzige mir bekannte reine Messerkampfbuch, findest Du z.B. als Faksimil unter
http://www.eyplibros.es/webNueva/catalogos/libro.asp?page=1&idseccion=056&catalogo=facsimil&seccion=GITANOS&idLibro=17495
für drei Euro nochwas.
Andere Bücher erwähnen Messer nur als Nebenprodukt des Fechtens.
Exkurs: Die alte spanische Bezeichung für Fechten ist "La Destreza" ( =" die Geschicklichkeit", so wie die Alchemisten ihre Kunst nur "Die Kunst" nannten), auch z.B. im heutigen Stierkampf heisst der Mensch mit dem Schwert immer noch der "diestro"....
Das aus dem germanischen Wort "Schirmen" entstandene Wort "Esgrima" wurde erst in der Spätrenaissance verwendet. Die Geschichte des "typisch spanischen Fechtens" beginnt mit einem Menschen namens Jeronimo (Hieronimo) Carranza, der ein Buch namens "De una Filosofia de las Armas" schrieb, in dem er das Fechten aus mathematischen/geometrischen Regeln ableitete. Kapitel 1 und 3 des Buches kannst Du Dir aus der Seite von der aemma
http://jan.ucc.nau.edu/~wew/fencing/manuals.html
runterladen, genauso wie das Buch von Tamariz, eines späteren "Meisters" dieser Schule. Carranza nannte seine Methode "la verdadera destreza" (die wahre Geschicklichkeit) als Gegensatz zu "la destreza vulgar" (die gewöhnliche/vulgäre Geschicklichkeit) der anderen Fechter
Carranza hatte einen Schüler namens Luis de Pacheco y Narváez, der zum berühmtesten Lehrer der "verdadera destreza" überhaupt wurde. Pachecos Lehre weicht aber in seinen späteren Jahren stark von der Lehre von Carranza ab, und durch die ganze spanische Fechtgeschichte zieht sich der Streit zwischen beiden Schülern, so wie heutzutage WT und VT :D
Eines der Bücher von Pacheco, genauer gesagt ein in Ungarn entdecktes Manuskript das "El libro de las grandezas de la espada" und die "cien conclusiones" zusammenfasst ist vor einigen Jahren von der Universität Valencia herausgegeben worden
http://www.amazon.com/exec/obidos/tg/detail/-/8486981387/qid=1091278797/sr=8-1/ref=sr_8_xs_ap_i1_xgl14/102-4863204-6319328?v=glance&s=books&n=507846
Diese alten Bücher sind zwar der Ursprung der spanischen Schule, aber einigermaßen schwer verständlich. Ich habe die ganze Sache gewissermaßen von hinten aufgerollt. Das informativste Buch aus dem 19ten Jahrhundert ist wahrscheinlich das "Tratado completo de la esgrima del sable espa~nol" von Jaime Merelo y Casademunt, das Du für 6 Euro über
www.parisvalencia.com
bestellen kannst. Einfach "Merelo" in das Suchfenster eintragen. Ein anderer Merelo y Casademunt (Juan, ich glaube der Sohn des vorherigen) hat noch ein Buch MANUAL DE ESGRIMA, recopilación de las tretas más
principales que constituyen la verdadera Esgrima del sable espa�ol y del florete", auch über parisvalencia zu kriegen. Ist aber längst nicht so gut wie das vorherige.
Ein bisschen früher, auch ein bisschen mehr altspanisch geschrieben ist "Principios universales y reglas generales de la verdadera destreza del espadin" von Manuel Antonio der Brea, auch für ein paar Kröten über parisvalencia zu kriegen. Parisvalencia hat noch ca. ein halbes Dutzend andere alte spanische Fechtbücher, die ich alle habe, aber die nicht die "verdadera destreza" sondern eher die französische Schule behandeln, die sich im Laufe der Zeit dann tatsächlich auch in Spanien durchgesetzt hat.
Falls Du noch mehr bibliographie suchst:
http://usuarios.lycos.es/compostelaesgrima/biblio.htm
Es gibt auch noch einen Typen in den USA, der analog zu Loriega das alte spanische Fechten "wiederentdeckt" haben will, und auch die obligatorischen Videos auf den Markt gebracht hat.
http://www.martinez-destreza.com/
Der Mensch ist mir prinzipiell sympathisch, weil er gleich zu Anfang des Videos sagt, daß das Gezeigte einzig und allein von ihm zusammengeschustert ist, und daß keinen Anspruch darauf erhebt, irgendeine traditionelle Schule fortzuführen. Seine Technik mag ich hingegen nicht zu sehr, zu florettbasiert für meinen Geschmack.
Das beste Buch ist IMHO das von dem alten Merelo. Er erklärt zuerst über ca. 100 Seiten die KOMPLETTE Theorie des Stils, und danach kommen elf Kapitel über die praktische Art des Drillens mit dem Säbel, und wie man die Konzepte umsetzt und einübt. Das Buch wurde als Lehrbuch für die spanische Armee geschrieben, und hält sozusagen nichts zurück. In den letzten Kapiteln wird die Übertragbarkeit der Säbelkonzepte auf andere Waffen wie z.B. Messer und Bajonett erklärt. Und hier kann man erkennen, daß die Sachen aus dem "Manual del Baratero" so ziemlich aus der "verdadera destreza" stammen, allerdings in stark vereinfachter Form.
Gruß
Lui
Das "Manual del Baratero" ist das einzige mir bekannte reine Messerkampfbuch, findest Du z.B. als Faksimil unter
http://www.eyplibros.es/webNueva/catalogos/libro.asp?page=1&idseccion=056&catalogo=facsimil&seccion=GITANOS&idLibro=17495
für drei Euro nochwas.
Andere Bücher erwähnen Messer nur als Nebenprodukt des Fechtens.
Exkurs: Die alte spanische Bezeichung für Fechten ist "La Destreza" ( =" die Geschicklichkeit", so wie die Alchemisten ihre Kunst nur "Die Kunst" nannten), auch z.B. im heutigen Stierkampf heisst der Mensch mit dem Schwert immer noch der "diestro"....
Das aus dem germanischen Wort "Schirmen" entstandene Wort "Esgrima" wurde erst in der Spätrenaissance verwendet. Die Geschichte des "typisch spanischen Fechtens" beginnt mit einem Menschen namens Jeronimo (Hieronimo) Carranza, der ein Buch namens "De una Filosofia de las Armas" schrieb, in dem er das Fechten aus mathematischen/geometrischen Regeln ableitete. Kapitel 1 und 3 des Buches kannst Du Dir aus der Seite von der aemma
http://jan.ucc.nau.edu/~wew/fencing/manuals.html
runterladen, genauso wie das Buch von Tamariz, eines späteren "Meisters" dieser Schule. Carranza nannte seine Methode "la verdadera destreza" (die wahre Geschicklichkeit) als Gegensatz zu "la destreza vulgar" (die gewöhnliche/vulgäre Geschicklichkeit) der anderen Fechter
Carranza hatte einen Schüler namens Luis de Pacheco y Narváez, der zum berühmtesten Lehrer der "verdadera destreza" überhaupt wurde. Pachecos Lehre weicht aber in seinen späteren Jahren stark von der Lehre von Carranza ab, und durch die ganze spanische Fechtgeschichte zieht sich der Streit zwischen beiden Schülern, so wie heutzutage WT und VT :D
Eines der Bücher von Pacheco, genauer gesagt ein in Ungarn entdecktes Manuskript das "El libro de las grandezas de la espada" und die "cien conclusiones" zusammenfasst ist vor einigen Jahren von der Universität Valencia herausgegeben worden
http://www.amazon.com/exec/obidos/tg/detail/-/8486981387/qid=1091278797/sr=8-1/ref=sr_8_xs_ap_i1_xgl14/102-4863204-6319328?v=glance&s=books&n=507846
Diese alten Bücher sind zwar der Ursprung der spanischen Schule, aber einigermaßen schwer verständlich. Ich habe die ganze Sache gewissermaßen von hinten aufgerollt. Das informativste Buch aus dem 19ten Jahrhundert ist wahrscheinlich das "Tratado completo de la esgrima del sable espa~nol" von Jaime Merelo y Casademunt, das Du für 6 Euro über
www.parisvalencia.com
bestellen kannst. Einfach "Merelo" in das Suchfenster eintragen. Ein anderer Merelo y Casademunt (Juan, ich glaube der Sohn des vorherigen) hat noch ein Buch MANUAL DE ESGRIMA, recopilación de las tretas más
principales que constituyen la verdadera Esgrima del sable espa�ol y del florete", auch über parisvalencia zu kriegen. Ist aber längst nicht so gut wie das vorherige.
Ein bisschen früher, auch ein bisschen mehr altspanisch geschrieben ist "Principios universales y reglas generales de la verdadera destreza del espadin" von Manuel Antonio der Brea, auch für ein paar Kröten über parisvalencia zu kriegen. Parisvalencia hat noch ca. ein halbes Dutzend andere alte spanische Fechtbücher, die ich alle habe, aber die nicht die "verdadera destreza" sondern eher die französische Schule behandeln, die sich im Laufe der Zeit dann tatsächlich auch in Spanien durchgesetzt hat.
Falls Du noch mehr bibliographie suchst:
http://usuarios.lycos.es/compostelaesgrima/biblio.htm
Es gibt auch noch einen Typen in den USA, der analog zu Loriega das alte spanische Fechten "wiederentdeckt" haben will, und auch die obligatorischen Videos auf den Markt gebracht hat.
http://www.martinez-destreza.com/
Der Mensch ist mir prinzipiell sympathisch, weil er gleich zu Anfang des Videos sagt, daß das Gezeigte einzig und allein von ihm zusammengeschustert ist, und daß keinen Anspruch darauf erhebt, irgendeine traditionelle Schule fortzuführen. Seine Technik mag ich hingegen nicht zu sehr, zu florettbasiert für meinen Geschmack.
Das beste Buch ist IMHO das von dem alten Merelo. Er erklärt zuerst über ca. 100 Seiten die KOMPLETTE Theorie des Stils, und danach kommen elf Kapitel über die praktische Art des Drillens mit dem Säbel, und wie man die Konzepte umsetzt und einübt. Das Buch wurde als Lehrbuch für die spanische Armee geschrieben, und hält sozusagen nichts zurück. In den letzten Kapiteln wird die Übertragbarkeit der Säbelkonzepte auf andere Waffen wie z.B. Messer und Bajonett erklärt. Und hier kann man erkennen, daß die Sachen aus dem "Manual del Baratero" so ziemlich aus der "verdadera destreza" stammen, allerdings in stark vereinfachter Form.
Gruß
Lui