Vollständige Version anzeigen : FRAGE: Taiji, 24er-Form, Ausführung "Mähne des Pferdes teilen" / "Sperling ..."
* Silverback
06-11-2018, 20:23
Hallo zusammen,
aus ganz aktuellem Anlass habe ich mal wieder eine Frage.
THEMA
Es geht um die 24er-Pekingform im Taiji.
HINTERGRUND
Ich hatte neulich einen Aushang gesehen, dass jemand für eine Phd-Arbeit über "Taiji und Ernährung" Probanden sucht. Fein hab ich gedacht, tolles Thema, mich beworben und jetzt schon 2x mitgemacht.
GEGENSTAND
Dabei ist mir aufgefallen, dass die Doktorandin (lt. Vita ausgebildete Taiji-Trainerin) a) den Anfang der Form und b) die "Sperling-Sequenz" in eine deutlich andere Richtung macht, als ich sie bisher überall gesehen hatte und gelernt habe.
Weil ich gelernt habe, dass es im Taiji eigentlich nichts gibt, was es nicht gibt, wollte ich hier bei den Profis mal nachfragen, bevor ich mich zu stark wundere.
FRAGE
1) Ich habe gelernt (und bisher auch überall (inklusive aller verfügbaren YT-Videos) gesehen, dass in der 24er-Form die erste Sequenz/ Bahn ("Mähne des Pferdes teilen") ungefähr 90° nach links geht - versus: Ihre Ausführung geht gerade nach vorne. (und in Verlängerung gehen dann auch "der Kranich" und "Pipa spielen" gerade nach vorne)
2) Ich habe gelernt (und bisher auch überall (inklusive aller verfügbaren YT-Videos) gesehen, dass in der 24er-Form die "Sperling-Sequenz" (Peng-Lü-Ji-An) zuerst wieder nach links geht, und dann um 90° gewendet nach rechts - versus: Ihre Ausführung geht nicht nach links und auch nicht nur gerade nach vorne, sondern schräg nach vorne rechts (bzw. nach der 90°-Drehung dann schräg nach hinten rechts).
Weil ich das so bisher noch nirgends gesehen habe, interessiert mich jetzt: Kann "man" das auch so machen (ist das vom "Vermittlungsspielraum" 'gedeckt'), oder ist das eher eine "sehr freie Interpretation"?
P.S.: Die Trainerin selbst hab ich bisher nur in diesen ersten 2 Stunden gesehen, und wollte sie vor versammelter Gruppe danach auch nicht fragen. Da sie bisher auch immer extrem "pünktlich" kam und mit einigen anderen dann auch flott ging, hab ich sie noch nicht alleine getroffen bisher; sobald ich sie alleine sprechen kann, werde ich sie auch selbst danach fragen ... bis dahin wollte ich mir aber hier schonmal eine erste Vorabinfo holen (damit ich mich notfalls einbremsen kann, sollte ich satt falsch liegen).
Da nach mündlicher Aussage der Trainerin es eigentlich erwünscht war, 0 Vorkenntnisse in Taiji mitzubringen und sie mich auf Nachfrage netterweise doch hat mitmachen lassen, wollte ich auch deswegen nicht durch "blöde" (i.S.v. ev. diskreditierende) Nachfragen 'hervorragen' - aber persönlich interessieren tut's mich schon (für mich selbst)!
VIELEN DANK für eine kurze Info!
Bücherwurm
07-11-2018, 00:13
Hallo zusammen,
HINTERGRUND
Ich hatte neulich einen Aushang gesehen, dass jemand für eine Phd-Arbeit über "Taiji und Ernährung" Probanden sucht. Fein hab ich gedacht, tolles Thema, mich beworben und jetzt schon 2x mitgemacht.
Inwieweit hat das mit dem Thema der Arbeit zu tun, wenn sie mit euch Taiji übt?
FRAGE
1) Ich habe gelernt (und bisher auch überall (inklusive aller verfügbaren YT-Videos) gesehen, dass in der 24er-Form die erste Sequenz/ Bahn ("Mähne des Pferdes teilen") ungefähr 90° nach links geht - versus: Ihre Ausführung geht gerade nach vorne. (und in Verlängerung gehen dann auch "der Kranich" und "Pipa spielen" gerade nach vorne)
2) Ich habe gelernt (und bisher auch überall (inklusive aller verfügbaren YT-Videos) gesehen, dass in der 24er-Form die "Sperling-Sequenz" (Peng-Lü-Ji-An) zuerst wieder nach links geht, und dann um 90° gewendet nach rechts - versus: Ihre Ausführung geht nicht nach links und auch nicht nur gerade nach vorne, sondern schräg nach vorne rechts (bzw. nach der 90°-Drehung dann schräg nach hinten rechts).
Weil ich das so bisher noch nirgends gesehen habe, interessiert mich jetzt: Kann "man" das auch so machen (ist das vom "Vermittlungsspielraum" 'gedeckt'), oder ist das eher eine "sehr freie Interpretation"?
Du hast in beiden Fällen recht, nur dass die Wendung nach "Sperling" um 180° erfogt. Die Peking-Form ist eine recht gut standardisierte Form, die im Schrittdiagramm 90° nach links beginnt. Streng genommen muß man sogar den Fuß noch etwas weiter setzen, weil man ja schulterbreit stehen will. Sie (die Lehrerin) beginnt offenbar mit Schritt nach vorn, wie im Yang-Stil und auch in der Lao Jia Yilu.
Es gibt verschiedene Motivationen, eine Form zu ändern. Ich z.B. habe in den 1990er Jahren die Pekingform auch verändert und gehe auch im ersten Schritt nach vorn, mache "Peng" nur zweimal, Kranich links, Knie schützen auch nur 2 mal, (alles vorwärts), Affen abwehren 3 x usw. Das ganze nenne ich "Wohnzimmerform", und das war auch der Zweck: Die komplette Übung auf 2,50 x 1 m zu bekommen. Das zeig ich dann aber nicht unter dem Namen "Peking-Form", sondern ich erkläre die Herkunft und den Grund der Veränderung. Wenn ich deine Beschreibung der Schritte richtig verstehe, ist das ziemlich ähnlich dem, was sie da macht.
Es gibt auch noch andere Gründe, Formen zu ändern. Einer der schlechteren ist der, dass man sonst nichts zu zeigen hat. Auch die Ausgangsposition "0 Vorkenntnisse" deutet ein bischen darauf hin.
Die Frage für dich ist m.E., ob und was du da lernen kannst. Nur eine neue Variante der Form wäre mir als Motivation zu wenig. Andersherum: Wenn du jemanden triffst, der dir körperlich zeigen kann, ob du richtig stehst, im noch besseren Fall auch die Anwendung - da ist es dann egal, wie die Form aussieht.
Glückskind
07-11-2018, 07:30
Da nach mündlicher Aussage der Trainerin es eigentlich erwünscht war, 0 Vorkenntnisse in Taiji mitzubringen
Hat Sie das irgendwie begründet? Macht mich nämlich auch stutzig.
Andersherum: Wenn du jemanden triffst, der dir körperlich zeigen kann, ob du richtig stehst, im noch besseren Fall auch die Anwendung - da ist es dann egal, wie die Form aussieht.
:halbyeaha
* Silverback
07-11-2018, 08:54
Hi Bücherwurm,
erstmal DANKE für Deine Antwort!
Inwieweit hat das mit dem Thema der Arbeit zu tun, wenn sie mit euch Taiji übt?
Keine Ahnung, das genaue Setting kenne ich nicht
(P.S.: Und um ganz ehrlich zu sein wär's mir auch relativ wurst gewesen, solange ich die Gelegenheit habe, neue Impulse für eine vertraute Sache zu bekommen (dh.: Für eine neue Formvariante hätte ich mich gar nicht angemeldet))
Du hast in beiden Fällen recht, nur dass die Wendung nach "Sperling" um 180° erfogt.
Wahrscheinlich schlecht formuliert von mir, klar die Wendung von "Sperling-1" zu "Sperling-2" sind 180°.
Die Peking-Form ist eine recht gut standardisierte Form, die im Schrittdiagramm 90° nach links beginnt. Streng genommen muß man sogar den Fuß noch etwas weiter setzen, weil man ja schulterbreit stehen will.
Yes Sir.
Sie (die Lehrerin) beginnt offenbar mit Schritt nach vorn, wie im Yang-Stil und auch in der Lao Jia Yilu.
Und eben dieser Punkt (als derzeit einer von 2) interessierte mich. Da ich bei einem "Sommer-Exkurs" bei einem "Berliner Taiji-Urgestein" auch schon einige Ausführungsvarianten kennengelernt hatte, da aber auch Zeit und Raum für Fragen und Erklärungen war, war/bin ich einfach neugierig, ob es auch an dieser Stelle "Deutungsvarianten" gibt (hier vor allem deswegen, weil ich wiegesagt bisher nirgendwo etwas derartiges gesehen hatte).
Es gibt verschiedene Motivationen, eine Form zu ändern. Ich z.B. habe in den 1990er Jahren die Pekingform auch verändert und gehe auch im ersten Schritt nach vorn, mache "Peng" nur zweimal, Kranich links, Knie schützen auch nur 2 mal, (alles vorwärts), Affen abwehren 3 x usw. Das ganze nenne ich "Wohnzimmerform", und das war auch der Zweck: Die komplette Übung auf 2,50 x 1 m zu bekommen. Das zeig ich dann aber nicht unter dem Namen "Peking-Form", sondern ich erkläre die Herkunft und den Grund der Veränderung. Wenn ich deine Beschreibung der Schritte richtig verstehe, ist das ziemlich ähnlich dem, was sie da macht.
"Wohnzimmer- (oder weitere Räumlichkeiten :) )-Varianten kenne ich auch einige - und das hatte bei allen davon auch immer einen stichhaltigen Grund (meist eben Platzbedarf; so ist IMHO die 8er-Form ja eigentlich auch nichts anderes als ein "Speisekammer-Taiji" :) ).
Es gibt auch noch andere Gründe, Formen zu ändern. Einer der schlechteren ist der, dass man sonst nichts zu zeigen hat. Auch die Ausgangsposition "0 Vorkenntnisse" deutet ein bischen darauf hin.
Das war auch (leider) mein Eindruck, dass es die äußeren Gegebenheiten waren/sind, die zu dieser Variation geführt haben? (und den zweiten Satz lasse ich mal einfach unkommentiert).
Zum Hintergrund: Wir absolvieren die Übungen für ihre Arbeit im öffentlichen Eingangsraum der Hochschule, soweit sogut. Da der Raum eigentlich sehr groß, aber von Stützsäulen durchzogen ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich zu positionieren. Ihre Wahl fiel auf eine "Querausrichtung", was in der Konsequenz bedeutet, dass man die "normale Peking-Form" (dh. mit den "normalen" Richtungen) gar nicht hätte laufen können, weil man bereits beim "Mähne des Pferdes Teilen-2" vor der Wand gestanden hätte. Warum sie das so angelegt hat, keine Ahnung; persönlich hätte ich eine 90°-gedrehte Ausgangsposition bevorzugt, dann wäre satt Platz für die "Standardausführung" in alle Richtungen da gewesen; aber nu bin ich halt der Schüler und folge erstmal.
Die Frage für dich ist m.E., ob und was du da lernen kannst. Nur eine neue Variante der Form wäre mir als Motivation zu wenig. Andersherum: Wenn du jemanden triffst, der dir körperlich zeigen kann, ob du richtig stehst, im noch besseren Fall auch die Anwendung - da ist es dann egal, wie die Form aussieht.
Ehrlich gesagt: Die "neue Variante" der Form war und ist überhaupt gar nicht mein Ziel, im Gegenteil; Formen habe ich mittlerweile so Einige angehäuft (da war ich recht flott drin), jetzt ist für mich der Zeitpunkt der Vertiefung der Basics gekommen! Wenn das so bleiben sollte, wäre es für mich selbst sogar eine "Anti-Motivation". Aber aktuell bin ich noch im "Neugier-state" ... und hoffe, sie bei einem der nächsten Male auch mal "solo" zu erwischen, um sie zu fragen.
@ Anwendung zeigen: Das wäre IMHO ideal - aber den Glauben habe ich mir schon so ein bisschen abgeschminkt.
Nochmals VIELEN DANK!
* Silverback
07-11-2018, 09:09
Hi Glückskind,
DANKE auch für Deine Antwort!
Hat Sie das irgendwie begründet? Macht mich nämlich auch stutzig.
Nö hat sie nicht. Und ich hab bisher auch nicht nachgefragt, weil ich einfach von dem gesamten Setting ihrer Arbeit viel zu wenig weiß
(und um ganz ehrlich zu sein, hatte ich bei der Eingangsbesprechung plötzlich sowieso das unbestimmte Gefühl, dass ich als Kandidat mit Vorkenntnissen in Taiji der "Streichkandidat" hätte sein können (warum auch immer, in der ursprünglichen 'Ausschreibung' stand davon nix); und das wollte ich durch penetrantes Nachbohren jetzt nicht noch fördern).
Das einzige was ich von meiner Teilnahme an anderen Arbeiten weiß, ist, dass manchmal ganz absichtlich nur wenige Infos gegeben wurden/ werden ("um das Ergebnis nicht zu verfälschen"). An der Stelle denke ich mir einfach mal naiv: Das müssen der Organisator (und sein/ihr Doktorvater) wissen.
halbyeaha
Joh, und wenn das eintreten sollte, wäre die Arbeit für mich der HighScore. Bin mir aktuell zwar nicht ganz so sicher diesbezüglich, muss aber fairerweise sagen: Wir stehen ja erst ganz am Anfang; also: Schau'n mer mal (da kann ja (hoffentlich) "noch viel Wasser den Rhein runterfließen").
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