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Vollständige Version anzeigen : BJJ Training ohne Sparring



Björn Friedrich
15-11-2018, 14:10
Ab Januar 2019, wird bei uns der gesamte reguläre BJJ Unterricht ohne Sparring stattfinden. Eine Veränderung die ich vor 2 Jahren noch für vollkommen bekloppt gehalten hätte. Aber nach fast zwei Jahrzehnten als Coach, muss ich ehrlich zugeben das es das freie Rollen war, das die meisten Menschen mit dem BJJ aufhören lies.

Nicht falsch verstehen, ich glaube nicht das jemand wirklich einen Blaugurt, etc. im BJJ erreichen kann, ohne jemals gekämpft zu haben, aber ich glaube das BJJ einfach für viel mehr Menschen attraktiv sein könnte, wenn sie nicht von Anfang an Sparring machen würden.

Gerade Leute die erst später im Leben damit anfangen, sind oft extrem verkrampft und "leiden" dementsprechend beim Rollen und das ändert sich für gewöhnlich auch nur recht langsam.

Wenn man das Sparring jetzt rausnimmt, hat man natürlich weniger Effektivität, aber hey es gibt genügend traditionelle Stile, die das Sparring rausgenommen haben und ihre Kunst so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Warum nicht also im BJJ? Bei uns wird es natürlich weiterhin Sparring geben, aber halt in getrennten Einheiten, die im Anschluss an das reguläre Training stattfinden.

Früher hätte ich gesagt es verwässert das BJJ, aber heute denke ich, diese Art des Trainings bringt mehr Leute zum BJJ, weil es das BJJ weniger "hart" macht und und die Leute die wirklich gute Athleten werden wollen, die machen ja sowieso wie immer mit dem Sparring weiter.

Ich bin gespannt wie ich in einem Jahr darüber denke, aber mometan finde ich die Idee BJJ ohne Sparring zu unterrichtenm, ziemlich interessant.

Die einzige Frage die ich mir noch beantworten muss ist, wie belohnt man den Fortschritt dieser Kursteilnehmer, denn reguläre Gürtel erforden ja ein anderes Skill Set.

Esse quam videri
15-11-2018, 14:17
Früher hätte ich gesagt es verwässert das BJJ, aber heute denke ich, diese Art des Trainings bringt mehr Leute zum BJJ, weil es das BJJ weniger "hart" macht und und die Leute die wirklich gute Athleten werden wollen, die machen ja sowieso wie immer mit dem Sparring weiter.

ich finde es für Anfänger nicht wirklich wichtig, lieber mehr drillen. Hat mich persönlich in meinem Training immer gestört, es ging zuviel Zeit drauf und der Lern Effekt ist eher gering.

gruss

krasser Typ
15-11-2018, 14:30
Also die riesen Neuerung ist Sparring auf eine extra Einheit zu legen.

StaySafe
15-11-2018, 14:34
Damit folgst du im Grunde dem Weg der Gracie University unter Rener und Ryron ;)
Das Einsteiger Programm der Gracie Combatives wird in der Academy ja auch komplett ohne freies Rollen trainiert. Es gibt lediglich Programmspezifische "Fight Simulation Drills" und nach dem zweimaligen durchlaufen des Programms, die sog. "Reflex Development Drills", bei denen der eine dem anderen in einem festgelegten Rahmen unterschiedliche Impulse gibt, damit der passende Übergang in die jeweilige Technik erkannt und trainiert wird.

Ich finde diese Vorgehensweise super, gerade für Leute die sich ans Kämpfen sowieso erstmal rantasten müssen und die ggf. auch erstmal kein Interesse daran haben so schnell frei gegen andere Grappler zu kämpfen.

In der Gracie University beginnt das komplett freie Rollen dann auch erst mit dem Combatives Belt oder ab Blue Belt.

OliverT
15-11-2018, 14:49
In der Gracie University beginnt das komplett freie Rollen dann auch erst mit dem Combatives Belt oder ab Blue Belt.

Ich glaube nicht, dass ich beim BJJ geblieben wäre, wenn Rollen kein Bestandteil der Einheiten gewesen wäre. Das Rollen ist das, was mich am BJJ reizt. Alles andere dient nur dazu, besser im Rollen zu werden.

Thiloy
15-11-2018, 14:51
Sehr geiles Thema!!!

BJJ hat oft dasProblem eben mangels Leute auf die Matte zubekommen, oft erreicht man dies nur wenn MMA, Thaboxen und noch das eine oder andere angeboten wird.

JA das kann man machen, ich jedoch bevorzuge immernoch das ROLLEN. Wenn jemand NEU ist, entsprechend weniger bzw. leichter, da muss man schlichtweg aufpassen.

Die Frage ist halt am Ende, will ich Kunden gewinnen, BJJ Enuthusiasten gewinnen, oder einfach das BJJ verbreiten..... Für mich eine Frage der Ausrichtung und die Frage, will ich damit mein Leben finanzieren.

StaySafe
15-11-2018, 14:55
Ich glaube nicht, dass ich beim BJJ geblieben wäre, wenn Rollen kein Bestandteil der Einheiten gewesen wäre. Das Rollen ist das, was mich am BJJ reizt. Alles andere dient nur dazu, besser im Rollen zu werden.

Und um überhaupt erst sinnvoll rollen zu können, brauchst du Grundlagen.
Was nützt es denn wenn du von Tag 1 an rollst, aber eben keine Basis hast aus den wichtigsten Bewegungen, Escapes, Transitions, Sweeps und Submissions?

Es geht ja nicht darum rollen ja oder nein, sondern eher wann und wie. Bei uns gibt es auch zwei Einheiten die Woche in denen immer nur zwei Techniken trainiert werden und es dann kleine Drills bzw. so eine Art Aufgabensparring gibt. Erst wenn die Leute da einen Grundstock an Techniken und Moves haben, können sie zu den Einheiten kommen in denen am Ende auch immer gerollt wird.

OliverT
15-11-2018, 15:08
Und um überhaupt erst sinnvoll rollen zu können, brauchst du Grundlagen.
Was nützt es denn wenn du von Tag 1 an rollst, aber eben keine Basis hast aus den wichtigsten Bewegungen, Escapes, Transitions, Sweeps und Submissions?Sehe ich anders. Als ich anfing wurde von Anfang an mitgerollt und jetzt ist es bei uns immer noch so. Das war kein Problem. Allerdings gebe ich zu das es demotivierend sein kann. Von wirtschaftlichen Standpunkt macht es ja vielleicht Sinn, da dann vielleicht Kunden bleiben, die sonst gehen würden. Aber ansonsten sehe ich kein Grund warum man die Leute nicht ins kalte Wasser schmeißen sollte.
Und auf Monate lang nur Drills und Aufgabensparring hätte ich keine Lust.

Björn Friedrich
15-11-2018, 15:24
Also einer der Hauptgründe warum Leute mit BJJ aufgehört waren, gerade wenn es um die Leute Ü30 geht, war das Sparring. Ich hatte gerade letztens den Fall. Ein Mitvierziger, der das BJJ echt geliebt hat, er fand es faszinierend, aber er war durch sein lebenslanges Krafttraining extrem angespannt und hatte nie vorher BJJ gemacht.

Deshalb war er ständig verletzt. Nix großes, aber mal hier eine Zerrung und da eine Prellung. Das ging 2 Jahre mit vielen Unterbrechungen und dann war es vorbei.

Klar, man kann jetzt sagen, BJJ ist halt für die kleine Elite die das aushält, aber so nimmt man vielen Menschen die Möglichkeit überhaupt mit dem BJJ anzufangen.

Es gibt ja auch Leute die praktizieren Karate mit Kihon und Kata und andere machen halt Vollkontakt Sparring, aber Karate wäre nie so polulär geworden, wenn jeder der damit anfängt, Vollkontakt machen müsste.

Wie gesagt, BJJ zum Kämpfen funktioniert auch nur zum Kämpfen, aber BJJ als Sport ist halt was Anderes.

StaySafe
15-11-2018, 15:29
Sehe ich anders. Als ich anfing wurde von Anfang an mitgerollt und jetzt ist es bei uns immer noch so. Das war kein Problem. Allerdings gebe ich zu das es demotivierend sein kann. Von wirtschaftlichen Standpunkt macht es ja vielleicht Sinn, da dann vielleicht Kunden bleiben, die sonst gehen würden. Aber ansonsten sehe ich kein Grund warum man die Leute nicht ins kalte Wasser schmeißen sollte.
Und auf Monate lang nur Drills und Aufgabensparring hätte ich keine Lust.

Du kannst das gerne anders sehen. Machts rein auf der logischen Ebene aber halt nicht richtiger.
In den meisten Fällen ist es doch so, dass die Leute wenn sie von Anfang an frei mitrollen, lauter Fehler machen die sie selbst und andere mitunter auch in relativ brenzlige Situationen führen können. Dabei schleifen sich dann auch gerne mal Fehler ein die später mühsam wieder abtrainiert werden müssen.

Es ist doch wesentlich logischer und auch zielführender (Wenn das Ziel ist möglichst schnell, möglichst effektiv und effizient kämpfen zu lernen) wenn zuerst eine Basis geschaffen wird. Im Programm der Gracie University sind das bspw. 36 Einzeltechniken in verschiedenen Verknüpfungen.
Damit erhalten die Leute nach und nach ein Grundgerüst das ja durchaus auch im Training progressiv an Widerstand und dynamische Abläufe gewöhnt wird.

Aber mit einem solchen Grundlagenprogramm gehen die Leute eben nach einigen Monaten ganz anders ins Rollen. Rollen ist doch kein Selbstzweck, sondern lediglich Methode. Und wie soll man eine Methode gewinnbringend und effizient nutzen, ohne (zumindest teilweise) das zu besitzen was mit der Methode funktionalisiert werden soll? (Rhetorische Frage)

Das ist so als würde man jemanden ohne Grundlagen der Schritt- und Meidarbeit, ohne Deckungsgrundlagen und ohne einen Jab ins Boxsparring gehen lassen.
Völlig Banane.

Gast
15-11-2018, 16:05
Sehe ich anders. Als ich anfing wurde von Anfang an mitgerollt und jetzt ist es bei uns immer noch so. Das war kein Problem. Allerdings gebe ich zu das es demotivierend sein kann. Von wirtschaftlichen Standpunkt macht es ja vielleicht Sinn, da dann vielleicht Kunden bleiben, die sonst gehen würden. Aber ansonsten sehe ich kein Grund warum man die Leute nicht ins kalte Wasser schmeißen sollte.
Und auf Monate lang nur Drills und Aufgabensparring hätte ich keine Lust.

So sehen Leute das anders, ich hätte keine Lust mich Monate oder vl. Jahre verpacken zu lassen ohne überhaupt theoretisch zu wissen was ich tun soll.
In einem Drill kann ich erstmal die Abläufe einschleifen und im Aufgabensparring dann konzentriert gegen Druck üben.

1789
15-11-2018, 16:20
Also ich bin schon grosser Fan vom freien Rollen.
Allerdings stelle ich die letzten Jahre fest,dass das Rollen Tendenziell härter wird. Es kommt immer mehr ego ins Spiel und so gibt es auch mehr Verletzungen.
Die Leute wollen anscheinend nicht mehr wirklich lernen.....
Hatte auch schon Bodybuilder im training, die extrem verkrampft waren, aber aus meiner Sicht ist diese verkrampftheit eher eine mentale sperre sich wirklich auf eine neue Art des bewegens einzulassen. Auch hier stelle ich dann das wirklich lernen wollen in Frage.
Verletzungen bei dieser Art von Mensch sind vorprogrammiert.. Oder sie verletzen durch ihre Kraft andere, die halt locker machen....
Irgendwie ein Dilemma.
Gruss1789

Steppen
15-11-2018, 16:32
Ich finde die Idee gut. Ich bin Ü30 und habe mit Judo angefangen. Oh Mann, es ist frustrierend wenn die Leute dich nur kaputt machen wollen. Was wollen einige beweisen? Dass sie junger und kräftiger sind? Das weiß ich schon.

Und ich gehe nicht wo die Profis sind. In dem Fall könnte ich verstehen, dass die Leute hart sind. Aber ein normaler Verein, wo auch Kinder auch trainieren?

Und das Nonplusultra. Leute die einigermaßen gut in Judo sind, aber nur gegen schwache Gegner Randori machen wollen. Wenn ein kräftiger kommt, gehen sie weg. In den Fälle haben sie einen Termin, eine Verletzung oder was ein Blödsinn.

StaySafe
15-11-2018, 16:53
Eine befreundeter Luta Livre Blackbelt macht es bspw. so, dass die Leute bei ihm von Weiß- bis Orange (also in etwa bis 4 Streifen Whitebelt im BJJ) nur Positionsrollen machen. Sie lernen im Technik- und Drilltraining zwar die Submissions, rollen aber bis inkl. Orangegurt nur um Positionen. Finde ich auch ne interessante Herangehensweise.

Lugasch
15-11-2018, 16:59
Reden wir beim Rollen über 100% oder angepasst an das jeweilige Können? Und reden wir "nur" vom Rollen oder BJJ-Sparring?
Ich finde, dass im Grapplingbereich genau das die "Magie" ausmacht, wenn ein neuer Muskelprotz von einem scheinbaren Lauch dominiert wird. Klar ist es auch frustrierend, wenn man die ersten Monate nur platt gemacht wird, aber

a) hat auch das einen gewissen Lerneffekt und
b) dem kann man anders begegnen, als Sparring komplett abschaffen

Und falls die Rede vom Rollen ist - ist das nicht bereits eine Entschärfung? Niemand wird in seiner ersten BJJ-Stunde verprügelt, ge-heel-hooked und ge-eye-ripped.

In dem Sinne und ab 00:37:

https://www.youtube.com/watch?v=RsXEbqS7cpE

Björn Friedrich
15-11-2018, 17:11
Das Problem sehe ich auch weniger darin, das ein Purple Belt oder höher graduierter mit einem Anfänger rollt. Das geht eigentlich meistens gut, sogar sehr gut, weil der Fortgeschrittene locker und entspannt arbeitet.

Die "Kriege" entstehen doch meistens zwischen den Anfängern selber, wenn zwei Weißgurte oder Blaugurte die nicht so koordinativ sind, aufeinander treffen.

Da kann man auch als Lehrer soviel sagen wie man will, wenn zwei verkrampfte Menschen miteinander rollen, kommt da oft nur Schmerz raus und das kann man halt als Lehrer auch nicht ändern. Selbst beim Positionssparring kann da einiges passieren was am nächsten Tag weh tut.

Und wie gesagt, ich denke dabei wirklich weniger an die 18 jährigen Sportler die mit BJJ anfangen wollen, eher an die Ü30 Leute ohne Grappling Background.....

Gast
15-11-2018, 17:49
Mit den "älteren" Weißgurten hatte ich nie Probleme. Tatsächlich waren es die jungen Anfänger die ihr Ego nicht im Griff hatten, und unbedingt ihre bei YT gesehenen Techniken durchbringen wollten. Hatte dann keine Lust mehr mit 23-Jährigen Buben zu diskutieren.

Vlt. ist das auch nur eine marketingtechnische Maßnahme von TE, z. B. "Rollen nur in Sondereinheiten für Premium-Kunden" oder so ähnlich. Björn ist ein cleveres Kerlchen. :D

SandyKA
15-11-2018, 19:45
Ehrlich gesagt verstehe ich die Aufregung nicht so ganz. Es ist doch jedem frei gestellt, ob er rollen will oder nicht. Wer das nicht möchte, der kann es doch einfach weglassen bis er sich soweit fühlt. Oder man sucht sich Leute raus, von denen man weiß, dass sie auch locker und ohne Ego rollen können und macht mit denen aus, dass man einfach nur locker rollt oder gar ein Positionssparring macht.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Verschieben des Sparrings auch zur Folge haben könnte, dass manche zwar gerne rollen würden, sich dann aber nicht trauen in die spezielle Einheit zu gehen, weil sie denken sie sind nicht gut genug oder so. Wenn alle rollen, fällt es doch dem schüchternen Anfänger viel leichter einfach mit zu machen......

Kensei
15-11-2018, 22:48
Ich seh' das ganze zu 100% wie Oliver. Wir haben in meiner alten Truppe in wirklich jedem Training 30 Min. gerollt. Manchmal auch bedingt mit bestimmten Aufgaben, meist aber eher frei. Gerade das fand ich immer sehr reizvoll, wobei die Fortgeschrittenen die Anfänger nicht wild verpackt haben, sondern beim Randori Tipps gegeben haben und mal was zugelassen usw. Unsere Neulinge konnten entsprechend nach 'nem gute Jahr auch passabel gegen Ringer oder Judo Braungurte mithalten, die bei uns mal ein Probetraining mitgemacht haben. Zumindest am Boden. Und haben auch bei Wettkämpfen recht gut abgeschnitten. Dieses ins kalte Wasser werfen war, was die kämpferischen Skills angeht wirklich Gold wert.
Und ich finde der Boxen/Grappling Vergleich hinkt da etwas. Gerade beim rollen kann ich ja 100% geben, ohne dem Anderen gleich das Gesicht zu zermatschen. Beim Boxen wär das Kokolores, schon klar. Allerdings muss ich zugeben, dass wir damals ein Haufen junger Sportbegeisterter Kerle waren. Wenn man BJJ Breitensporttauglich kriegen will muss man wohl Björns Weg gehen. Bei uns haben viele auch mal nur reingeschaut und sind nach 1-2 Probetrainings nie wieder gekommen.

SKA-Student
16-11-2018, 04:48
Ich glaube nicht, dass ich beim BJJ geblieben wäre, wenn Rollen kein Bestandteil der Einheiten gewesen wäre. Das Rollen ist das, was mich am BJJ reizt. Alles andere dient nur dazu, besser im Rollen zu werden.


Sehe ich anders. Als ich anfing wurde von Anfang an mitgerollt und jetzt ist es bei uns immer noch so. Das war kein Problem. Allerdings gebe ich zu das es demotivierend sein kann. Von wirtschaftlichen Standpunkt macht es ja vielleicht Sinn, da dann vielleicht Kunden bleiben, die sonst gehen würden. Aber ansonsten sehe ich kein Grund warum man die Leute nicht ins kalte Wasser schmeißen sollte.
Und auf Monate lang nur Drills und Aufgabensparring hätte ich keine Lust.

So ist es.
Das bisschen Demut gehört mit dazu, was man so im ersten halben Jahr lernt... :D
Ich habe mit knapp 40 angefangen, mit NULL Vorerfahrung, NULL Talent, immer letzte halbe Stunde freies Rollen - bin trotzdem dabei geblieben.

Liegt natürlich auch an den Trainingspartnern. Sicher besser, wenn einige dabei sind, die a) nicht nur auf Vernichtung aus sind, und b) in der Runde mal einen Tipp oder Korrektur geben.

jkdberlin
16-11-2018, 07:28
Bei uns ist das Sparring in den Basis-Technikklassen Aufgaben-bezogen. D.h. die Leute rollen immer in dem Thema, welches wir gerade haben. Guardpass oder um Sweeps. Oder um das Halten oder Befreien aus einer Position. Wir haben reine Sparringsklassen, in denen nur gerollt wird, sowie Competition Class und Klassen für Fortgeschrittene, in denen frei gerollt wird.

jimmy-13
16-11-2018, 10:37
Wir rollen eigentlich fast immer.
Die Erfahrenen versuchen dann unsere Anfänger in die Positionen/Techniken zu bekommen, die in der Stunde auch dran waren - jaja, manchmal dauert es, bis sie die Position aus der bewegten Übung erkennen, aber genau dafür machen wir das ja.

Rollen zwei Anfänger miteinander oder die Erfahrenen dann isses meist komplett frei.
Wenn wir ungerade Zahlen haben oder der Trainer verletzt ist, schaut er dann nur zu und gibt eben Tips und Ratschläge (Kraft raus, locker, nicht festhalten, schau mal ob du das oder jenes machen kannst, etc.).
Ich finde das rollen eigentlich schon super, auch für Anfänger. Der Körperdruck, die Veränderungen, Bewegungen, das alles merkt und sieht alles doch erheblich anders aus, als im reinen Techniktraining. Wenn aber der Trainer keine Zeit hätte oder es viele Anfänger sind, die dann nur untereinander rollen müssten (da ist ja schon angesprochen worden - Fehler bzw unsaubere Bewegungen einschleifen), dann verstehe ich es voll und ganz.

HighSe
16-11-2018, 12:29
Die Überlegung macht mMn. schon Sinn.
Gerade die Leute in meinem Alter - Ende 30 - haben am Anfang richtig Bock und verschwinden nach 2-3 Trainingseinheiten auf nimmer Wiedersehen.
Meist liegt es daran, dass nach jedem Rollen erstmal ein/zwei Wochen Pause angesagt sind, um die Knochen wieder zu sortieren.
Gerade BJJ würde ja eigentlich durch die besondere Bewegungsart sicherlich einen großen Mehrwert für allgemeine Motorik und Flexibilität - gerade für Leute fortgeschrittenen Alters - bringen.

Beim Judo gibt´s ja z.B. auch die Breiten-/Wettkampfsportunterscheidung.
Bzw. gab es auch mal einen Ansatz mit "besonderem" Training mittelalte Leute zu motivieren.

Ich persönlich könnte es mir allerdings derzeit ohne die Rollerei nicht vorstellen. Dafür macht es zu viel Spaß.

Aber was wird mit 45, 55, 65??

küken
16-11-2018, 12:36
Es gibt ja auch Leute die praktizieren Karate mit Kihon und Kata und andere machen halt Vollkontakt Sparring, aber Karate wäre nie so polulär geworden, wenn jeder der damit anfängt, Vollkontakt machen müsste.



Ja...und aus dem Grund gibt es jetzt mehr Schwarzgurte im deutschen DKV-Karate, die noch nie in Ihrem Leben ein freies Sparring gemacht haben, als welche, die auch nur locker mal gekämpft haben....
Kann man mögen, muss man nicht. Ist die Frage, ob es so viel Sinn macht: Kampfsport ohne Kämpfen....

Gast
16-11-2018, 12:43
Ja...und aus dem Grund gibt es jetzt mehr Schwarzgurte im deutschen DKV-Karate, die noch nie in Ihrem Leben ein freies Sparring gemacht haben, als welche, die auch nur locker mal gekämpft haben....
Kann man mögen, muss man nicht. Ist die Frage, ob es so viel Sinn macht: Kampfsport ohne Kämpfen....

Nicht wirklich viel mMn.
Die Frage ist aber, wann macht es Sinn mit Kämpfen anzufangen?

Syron
16-11-2018, 12:50
Beim Judo gibt´s ja z.B. auch die Breiten-/Wettkampfsportunterscheidung.
Ich bin beim Judo auch nur in einer Breitensportgruppe, dennoch haben wir jede Woche Randori mit auf dem Plan.

Klar, wird man als Anfänger verknotet.
Meine Fortschritte hab ich immer an "Mist, diese Bewegung hättest du nicht machen sollen" festgelegt, wenn ich bemerkt hatte, daß es doof war, bevor ich verpackt wurde.
Die Fehler zu erkennen, während man sich macht, hat mir schon oft gereicht.
Ist nicht so cool, wie den anderen zum tappen zu bringen, aber das ist für mich auch nicht das alleinige Ziel, auch wenn es natürlich nett ist.
Ich freue mich aber auch, wenn ich "nur" was gelernt habe und merke, daß ich was gelernt hab.




Ja...und aus dem Grund gibt es jetzt mehr Schwarzgurte im deutschen DKV-Karate, die noch nie in Ihrem Leben ein freies Sparring gemacht haben, als welche, die auch nur locker mal gekämpft haben....
Kann man mögen, muss man nicht. Ist die Frage, ob es so viel Sinn macht: Kampfsport ohne Kämpfen....
+1



EDIT

Nicht wirklich viel mMn.
Die Frage ist aber, wann macht es Sinn mit Kämpfen anzufangen?
Bei uns wurde sofort am Rollen aber auch am Sparring (beim Kickboxen) teilgenommen.
Da wird sich dann entsprechend auf Anfänger oder schwächere (sowohl technisch als auch körperlich) Partner rücksicht genommen.

Am Boden kann ich nicht sagen, daß ich mir Fehler eingebrannt hätte, im Gegenteil: Siehe oben, ich habe relativ zügig erkannt, was nun dumm war zu machen und diese Sachen dann nach und nach vermeiden gelernt.

Im Standup: Sollte da jemand meinen, einen Neuen richtig einschänken zu wollen, wird vorher abgebrochen und derjenige bekommt eine Runde mit den erfahrenen Leute im Verein.

SandyKA
16-11-2018, 12:59
Nicht wirklich viel mMn.
Die Frage ist aber, wann macht es Sinn mit Kämpfen anzufangen?

Tja das ist schwer zu sagen, weil das glaube ich eine sehr subjektive Geschichte ist.

Ich persönlich bin dafür so früh wie möglich damit anzufangen. Denn ich persönlich lerne beim kämpfen in der Regel viel schneller und besser, was funktioniert und was nicht.

Manch einer ist dafür vielleicht nicht gemacht und braucht erst etwas Zeit und vielleicht auch ein gewisses Sicherheitsgefühl (dadurch, dass er halt schon ein gewisses Repertoire an Techniken vorweisen kann)

Und dennoch stellt sich mir weiterhin die Frage, warum man das zwingend trennen muss. Es ist doch jedem frei gestellt, ob er rollen möchte oder nicht. Und wer das nicht möchte, der lässt es oder sucht sich halt Partner die mit einen Positionssparring oder etwas alternatives machen kann.

küken
16-11-2018, 13:00
Ich finde es nicht so schlimm, direkt damit anzufangen. Meiner Erfahrung nach wird auf die Neulinge oder auch auf körperlich Angeschlagene oder Schwächere wirklich viel Rücksicht genommen. Denke, es ist ein wenig Trainer-Sache, da man es, meiner Meinung nach, schon so gestalten und ansagen kann, dass die Neulinge etwas sanfter an Sparring rangeführt werde. Klar, wenn es extra Sparring-Einheiten gibt, dann ist das ja auch toll. Im Karate ist es halt oft so, auch meine Erfahrung, dass dann auch die Sparring-Einheiten irgendwann nciht mehr da sind, da es ja auch bequem ohne geht.....

Wenn man nur eine relativ kleine Gruppe ist, dann kann man halt nicht auf alle Bedürfnisse eingehen und für alles eine eigene Einheit aufmachen. ich finde, dann liegt es an der Einstellung, die neuen Leute vernünftig an die Sache ranzuführen. Ist doch sicher auch ein völliger Schock, wenn man nachm halben Jahr zum ersten mal ins freie Rollen rein gerät....oder irgendwann erst.....

Gast
16-11-2018, 13:42
Tja das ist schwer zu sagen, weil das glaube ich eine sehr subjektive Geschichte ist.

Ich persönlich bin dafür so früh wie möglich damit anzufangen. Denn ich persönlich lerne beim kämpfen in der Regel viel schneller und besser, was funktioniert und was nicht.

Manch einer ist dafür vielleicht nicht gemacht und braucht erst etwas Zeit und vielleicht auch ein gewisses Sicherheitsgefühl (dadurch, dass er halt schon ein gewisses Repertoire an Techniken vorweisen kann)

Und dennoch stellt sich mir weiterhin die Frage, warum man das zwingend trennen muss. Es ist doch jedem frei gestellt, ob er rollen möchte oder nicht. Und wer das nicht möchte, der lässt es oder sucht sich halt Partner die mit einen Positionssparring oder etwas alternatives machen kann.

Dazu kann ich einige Anekdoten bringen, das mit dem besser und schneller wird immer genannt. Sage ich aus Erfahrung, nein.

Habe einige die immer sparren wollen. Gleichzeitig ist die Technik grottig, alles wird versucht mit Gewalt zu kompensieren und Dinge die man nicht gleich kapiert sind fancy und funktionieren nicht.
Auf Einzelkomponenten wird keine Rücksicht mehr genommen.
Selber halte ich es so, Soloübung - Partnerübung - bedingtes Sparring - leichtes Sparring - hartes Sparring.
Die Übergänge sind natürlich fließend, aber Abkürzungen gibt es mMn. nicht.

Gast
16-11-2018, 13:47
Ich finde es nicht so schlimm, direkt damit anzufangen. Meiner Erfahrung nach wird auf die Neulinge oder auch auf körperlich Angeschlagene oder Schwächere wirklich viel Rücksicht genommen. Denke, es ist ein wenig Trainer-Sache, da man es, meiner Meinung nach, schon so gestalten und ansagen kann, dass die Neulinge etwas sanfter an Sparring rangeführt werde. Klar, wenn es extra Sparring-Einheiten gibt, dann ist das ja auch toll. Im Karate ist es halt oft so, auch meine Erfahrung, dass dann auch die Sparring-Einheiten irgendwann nciht mehr da sind, da es ja auch bequem ohne geht.....

Wenn man nur eine relativ kleine Gruppe ist, dann kann man halt nicht auf alle Bedürfnisse eingehen und für alles eine eigene Einheit aufmachen. ich finde, dann liegt es an der Einstellung, die neuen Leute vernünftig an die Sache ranzuführen. Ist doch sicher auch ein völliger Schock, wenn man nachm halben Jahr zum ersten mal ins freie Rollen rein gerät....oder irgendwann erst.....

Einführung bei einigen Jungen bei uns sieht oft so aus, dass du sie mal zerlegst.
Gar nicht weil man das will sondern als Selbstschutz und Erziehungsmaßnahme.
Hab lange versucht das mit Worten zu klären, habe aufgegeben.

SandyKA
16-11-2018, 13:49
Ich denke beide Ansätze haben ihr pro und contra.

Ich selbst habe zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass man einen Fehler 100 mal im Training macht aber man macht ihn nur ein einziges mal im Wettkampf. Und ähnlich empfinde ich es mit dem Sparring. Denn nur Sparring kann mir zeigen, ob die Bewegungen, die ich für sinnvoll erachte, auch wirklich sinnvoll sind.

Wie küken schon geschrieben hat: was bringt es denn, wenn man monatelang Techniken trainiert und dann auf einmal soll man sie im Sparring anwenden. Ich wette das der Schockeffekt da bei vielen ziemlich hoch sein dürfte.

küken
16-11-2018, 13:52
Einführung bei einigen Jungen bei uns sieht oft so aus, dass du sie mal zerlegst.
Gar nicht weil man das will sondern als Selbstschutz und Erziehungsmaßnahme.
Hab lange versucht das mit Worten zu klären, habe aufgegeben.

Ja, das stimmt schon. Manche wollen es auch einfach wissen und kapieren es nicht anders. Denke aber nicht, dass es bei denen später, nach nem halben Jahr Technik-Training ohne Sparring, besser wäre.

SandyKA
16-11-2018, 13:59
Ja, das stimmt schon. Manche wollen es auch einfach wissen und kapieren es nicht anders. Denke aber nicht, dass es bei denen später, nach nem halben Jahr Technik-Training ohne Sparring, besser wäre.

Und um das ganze wieder rund zu machen und auf Björns Idee zurück zu kommen:
- die jungen würden wahrscheinlich auch direkt mit in die Sparringseinheit gehen (vorrausgesetzt es gibt dafür keine Beschränkung), um zu zeigen wie toll sie sind.

Es ging ihm ja aber eher darum, die älteren Kandidaten nicht zu vergraulen. Und da bin ich nach wie vor der Meinung, dass man ihnen das Sparring frei stellt und sie vielleicht auch trainerseitig ünterstützt den richtigen Sparringspartner zu finden.

Gast
16-11-2018, 14:04
Ja, das stimmt schon. Manche wollen es auch einfach wissen und kapieren es nicht anders. Denke aber nicht, dass es bei denen später, nach nem halben Jahr Technik-Training ohne Sparring, besser wäre.

Zumindest hätten sie dann schon ein gewisses Grundwissen und würde nicht einfach planlos an dir rumreisen.
Ist für mich sicher nicht angenehmer, aber ich muss mich dann wenigstens gegen einigermaßen sinnige Angriffe wehren.
Vor allem kann ich Leute in Drills besser lenken.
Rollt mal locker oder sucht Positionen ist für viele zu schwammig oder zu hoch.
Bei festgelegten Drills ist das anders.
Noch dazu ist das ja nicht so strikt getrennt.
Didaktisch gute Drills werden mit der Zeit immer freier und gehen langsam immer weiter ins freie Arbeiten über.

Little Green Dragon
16-11-2018, 14:29
Ich verstehe zwar die Überlegung die aus Anbieter-Sicht dahinter steht, für mich wäre das aber definitiv nichts, schon allein aus zeitlichen Gründen wenn man nicht nur ausschließlich BJJ trainiert.

Da jetzt neben den Technikeinheiten noch die Zeit für eine extra Einheit „rollen“ frei zu schaufeln wäre schwierig.

Und persönlich fand ich - und ich bin jetzt auch nicht mehr 20 - gerade am Anfang den Übergang vom reinen „überleben“ hin zu „was kann ich jetzt sinnvolles machen“ sehr spannend und möchte das auch nicht missen.

Ob man sich langfristig als Anbieter auch einen Gefallen damit tut wenn man sich verstärkt an der Zielgruppe der „Nicht-Kämpfer“ orientiert in dem man aus dem Kampfsport den Kampf raus nimmt muss sich dann auch erst zeigen. Vor allem wenn man im gleichen Atemzug schon drüber nachdenkt, wie man denn Fortschritte „honoriert“. Kommt dann neben dem normalen Blue-Belt, dem Online-Blue-Belt und dem Seminar-Blue-Belt dann bald auch der „Blue-Belt (NK)“ (NK = Nicht-Kämpfer)?

Droom
16-11-2018, 14:38
Ich finde beide Ansätz falsch (nur freies Sparring oder ganz ohne Sparring) im regulären Training:
1. Ohne praktische und einigermaßen realistische Anwendung lernt man die Techniken nicht richtig (Timing, Distanz, Antizipation, Widerstand usw fehlen)
2. Ganze 30 Minuten freies Sparring führen meist nur dazu, dass Leute nur das wiederholen was sie eh schon gut können


Daher ist mein Ansatz im regulären Training einfach ein progressives Aufgabensparring, dass in der Einheit selber mit der Zeit immer freier wird. Somit habe ich direkten Bezug zu den gelernten Techniken im Training, trainiere spezifische Skills für die Situation und lasse die Leute trotzdem auch zu einem gewissen Teil eigene Sachen ausprobieren oder schleifen. Die gewünschte Situation wird nicht wie beim normalen Rollen evtl nur 1-2 Mal erschaffen und geübt sondern teilweise 20, 30 oder auch50 Mal.
Mir egal ob es so evtl weniger Spaß macht als nur frei, aber nur das haufenweise Wiederholungen im Sparring habe ich z.B. beim Ringen gewisse Sachen bis zum (fast) reflexartigen Ausführen lernen können.

Beispiel
Thema: Singleleg Set-Ups, Takedowns & Defense:

Immer mit spezifischer Aufgabe! Wie sie genau erreicht wird ist mit egal, aber natürlich gerne passend mit den vorher gelernten Techniken ;)

- 2 Runden im Clinch in die Single-Leg-Position kommen (beide gleichzeitig)
- 2 Runden aus dem freien Stand in die Single-Leg-Position kommen (beide gleichzeitig)
- 2 Runden von der Single-Leg Position starten und den Takedown finishen oder verteidigen (abwechselnd)
- 2 Runden im Stand anfangen (beide) und danach komplett frei weiter (inklusive Boden).


Mein größtes Ziel als Trainer ist es, wenn nach der Einheit möglichst viele Trainierenden im von mir aufgegriffenen Thema wissensmäßig kompetenter und kampftechnisch fähiger sind als vor der Einheit. Imho erreicht man es durch spezifischeres Sparring eher, als wenn es komplett frei oder sparringsfrei statt findet. Durch weniger Möglichkeiten (mittels Aufgabenzwang), sollte es auch für Anfänger einfacher sein gezielt auf etwas hin zu arbeiten, alls wenn sie im freien Rollen durch tausende Möglichkeiten den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen.

Gast
16-11-2018, 14:53
@Droom

+1

Droom
16-11-2018, 15:07
Du kannst das gerne anders sehen. Machts rein auf der logischen Ebene aber halt nicht richtiger.
In den meisten Fällen ist es doch so, dass die Leute wenn sie von Anfang an frei mitrollen, lauter Fehler machen die sie selbst und andere mitunter auch in relativ brenzlige Situationen führen können. Dabei schleifen sich dann auch gerne mal Fehler ein die später mühsam wieder abtrainiert werden müssen.

Es ist doch wesentlich logischer und auch zielführender (Wenn das Ziel ist möglichst schnell, möglichst effektiv und effizient kämpfen zu lernen) wenn zuerst eine Basis geschaffen wird. Im Programm der Gracie University sind das bspw. 36 Einzeltechniken in verschiedenen Verknüpfungen.
Damit erhalten die Leute nach und nach ein Grundgerüst das ja durchaus auch im Training progressiv an Widerstand und dynamische Abläufe gewöhnt wird.

Aber mit einem solchen Grundlagenprogramm gehen die Leute eben nach einigen Monaten ganz anders ins Rollen. Rollen ist doch kein Selbstzweck, sondern lediglich Methode. Und wie soll man eine Methode gewinnbringend und effizient nutzen, ohne (zumindest teilweise) das zu besitzen was mit der Methode funktionalisiert werden soll? (Rhetorische Frage)

Das ist so als würde man jemanden ohne Grundlagen der Schritt- und Meidarbeit, ohne Deckungsgrundlagen und ohne einen Jab ins Boxsparring gehen lassen.
Völlig Banane.


Man kann vieles von Vorne herein durch ein vernünftiges Training steuern und vermeiden, was ansonsten zu Komplikationen führt:

1. Komplette Beginner rollen nicht untereinander (größter Gefahrenherd überhaupt)
2. Trainingspartner werden direkt von Anfang an geschult auf den Gegenüber Rücksicht zu nehmen und sich vernünftig zu verhalten.
Wer dagegen verstößt bekommt erst eine Erklärung, dann eine Ermahnung und notfalls eben ne Packung der "eigenen Medizin" von den Fortgeschrittenen. Wenn alles nichts hilft, ist derjenige sowieso im falschen Sport / Gym
3. Siehe meinen vorherigen Beitrsg mit dem Aufgabensparring. Dadurch ensteht weniger Angst getappt zu werden und zu "verlieren" bzw den anderen unbedingt zu tappen
4. Enorme Gewichts- und Kraftunterschiede werden beim Sparring bzw der Partnerwahl auch möglichst vermieden


Übrigens ist gerade das Gracie University-Programm der Zwillinge eben NICHT für Wettkämpfer gedacht um möglichst schnell kampstark zu werden, sondern um möglichst viel Kohle zu schaufeln (und somit auch möglichst viele Mitglieder zu behalten) ;)
Wenn man sich anschauen möchte wie das funktioniert, schaut man sich am besten sehr wettkampforientierte Gyms mit guten Erfolgen an (Atos, Renzo Gracie, Gracie Barra, 10th Planet usw).

Bezüglich "einschleichender Fehler" würde ich dir auch widersprechen. Gerade wenn man durch einen Fehler schnell "bestraft" wird (was im Sparring regelmäßig passiert) und lernt somit viel schneller das gegebene Verhalten zu unterlassen. Ist wie mit dem Kind und der heißen Herdplatte.

Der Vergleich zwischen Grappling- und Striking-Sparring hinkt imho. Ich kann den Anderen im Grappling komplett dominieren und "zerstören" ohne diesen jemals auch nur ansatzweise zu verletzen. Funktioniert beim Striking nicht.


Für mich persönlich war das erster Sparring im ersten Training auch direkt eine Offenbarung. Hatte lange gedacht ich kann einigermaßen Kämpfen. Da hat mich dann aber ein 16-Jähriger mit 20kg weniger eines deutlich besseren belehrt ... ^^ :D
War damals die beste Werbung für den Sport, die man hätte machen können. Bin dann daher auch vom Muay Thai gewechselt und dort geblieben.


Kann mir evtl aber schon vorstellen, dass es rein monetär und wirtschaftlich gesehen hilfreich sein kann auf Sparring zu verzichten. Aus meiner Sicht aber recht unwichtig, da mein richtiger Job mir genügend Geld erwirtschaftet und ich nur aus Leidenschaft Trainer bin :)

küken
16-11-2018, 15:08
Es ging ihm ja aber eher darum, die älteren Kandidaten nicht zu vergraulen. Und da bin ich nach wie vor der Meinung, dass man ihnen das Sparring frei stellt und sie vielleicht auch trainerseitig ünterstützt den richtigen Sparringspartner zu finden.

Find ich gut!

Björn Friedrich
16-11-2018, 15:17
Also ich bin kein Freund von viel freiem Rollen. Positionssparring ist wesntlich wichtiger, um bestimmte Ziele zu erreichen. Von daher trainiere ich für mich und auch meine Schüler ca. 80% Positionssparring und 20% freies Sparring.

Konkret sieht das jetzt so aus, das es am Abend 3 Kurse geben wird.

1. Standkampf mit Schlagen oder Takedown Basics ohne Schläge
2. BJJ Technik und Drills
3. BJJ Rollen und Sparring (Positionssparring)

So kann jeder Schüler entscheiden welche Form des Stand Up und dann eben Boden nur als technisches Training oder eben um Kämpfen zu lernen.

Ich gehe davon aus, das es eine nicht kleine Anzahl von Menschen gibt, für die Rollen einfach nix ist und auch nix werden wird und die stehen dann vor der Wahl gar kein BJJ oder eben technisches Training und da ist doch technisches Training die bessere Wahl.

Das gleiche gilt ja auch für den Stand. Nicht jeder mag Schläge und der kann dann nur Takedowns und Boden oder nur Boden trainieren.

Klar, das Gesamtpaket ist da was am effektivsten ist, aber ich denke die Wahl dem Schüler zu überlassen ist keine schlechte Idee. Die Athleten werden ja sowieso Sparring machen und die anderen müssen es halt nicht und können nach der Einheit nachhause gehen.

Lugasch
16-11-2018, 15:33
Beispiel
Thema: Singleleg Set-Ups, Takedowns & Defense:

Immer mit spezifischer Aufgabe! Wie sie genau erreicht wird ist mit egal, aber natürlich gerne passend mit den vorher gelernten Techniken ;)

- 2 Runden im Clinch in die Single-Leg-Position kommen (beide gleichzeitig)
- 2 Runden aus dem freien Stand in die Single-Leg-Position kommen (beide gleichzeitig)
- 2 Runden von der Single-Leg Position starten und den Takedown finishen oder verteidigen (abwechselnd)
- 2 Runden im Stand anfangen (beide) und danach komplett frei weiter (inklusive Boden).


Me gusta :)

StaySafe
16-11-2018, 16:00
Man kann vieles von Vorne herein durch ein vernünftiges Training steuern und vermeiden, was ansonsten zu Komplikationen führt:

1. Komplette Beginner rollen nicht untereinander (größter Gefahrenherd überhaupt)
2. Trainingspartner werden direkt von Anfang an geschult auf den Gegenüber Rücksicht zu nehmen und sich vernünftig zu verhalten.
Wer dagegen verstößt bekommt erst eine Erklärung, dann eine Ermahnung und notfalls eben ne Packung der "eigenen Medizin" von den Fortgeschrittenen. Wenn alles nichts hilft, ist derjenige sowieso im falschen Sport / Gym
3. Siehe meinen vorherigen Beitrsg mit dem Aufgabensparring. Dadurch ensteht weniger Angst getappt zu werden und zu "verlieren" bzw den anderen unbedingt zu tappen
4. Enorme Gewichts- und Kraftunterschiede werden beim Sparring bzw der Partnerwahl auch möglichst vermieden


Übrigens ist gerade das Gracie University-Programm der Zwillinge eben NICHT für Wettkämpfer gedacht um möglichst schnell kampstark zu werden, sondern um möglichst viel Kohle zu schaufeln (und somit auch möglichst viele Mitglieder zu behalten) ;)
Wenn man sich anschauen möchte wie das funktioniert, schaut man sich am besten sehr wettkampforientierte Gyms mit guten Erfolgen an (Atos, Renzo Gracie, Gracie Barra, 10th Planet usw).

Bezüglich "einschleichender Fehler" würde ich dir auch widersprechen. Gerade wenn man durch einen Fehler schnell "bestraft" wird (was im Sparring regelmäßig passiert) und lernt somit viel schneller das gegebene Verhalten zu unterlassen. Ist wie mit dem Kind und der heißen Herdplatte.

Der Vergleich zwischen Grappling- und Striking-Sparring hinkt imho. Ich kann den Anderen im Grappling komplett dominieren und "zerstören" ohne diesen jemals auch nur ansatzweise zu verletzen. Funktioniert beim Striking nicht.


Für mich persönlich war das erster Sparring im ersten Training auch direkt eine Offenbarung. Hatte lange gedacht ich kann einigermaßen Kämpfen. Da hat mich dann aber ein 16-Jähriger mit 20kg weniger eines deutlich besseren belehrt ... ^^ :D
War damals die beste Werbung für den Sport, die man hätte machen können. Bin dann daher auch vom Muay Thai gewechselt und dort geblieben.


Kann mir evtl aber schon vorstellen, dass es rein monetär und wirtschaftlich gesehen hilfreich sein kann auf Sparring zu verzichten. Aus meiner Sicht aber recht unwichtig, da mein richtiger Job mir genügend Geld erwirtschaftet und ich nur aus Leidenschaft Trainer bin :)

Mir ging es nicht um das GU Programm an sich, sondern ich habe das einfach mal beispielhaft gewählt.
Immer wenn man seine Trainertätigkeit aus Spaß an der Freude ausübt und ggf. einen eher elitären Kreis von willigen Leuten trainiert, ist es verhältnismäßig simpel Training zu gestalten.

Wer Schulbetreiber ist wie Björn oder auch ich, muss hingegen schauen dass er zum einen seine Schule voll bekommt und zum anderen immer noch ein möglichst gutes Produkt abliefert. Teilweise auch noch an unterschiedliche Ziel- und Leistungsgruppen.

Wenn wir beim Grappling bleiben, sieht es hier so aus, dass wir zwei Einheiten pro Woche anbieten für Anfänger bzw. eine Basisklasse in der zu 90% nur Technik trainiert und gedrillt wird und maximal 10% Aufgabensparring in sehr engem Rahmen stattfindet. Das folgt dann oft der von dir oben beschriebenen Vorgehensweise. Mit der Ausnahme dass es in dieser Klasse nicht ganz frei wird.

Dort trainieren Anfänger die entweder rein aus Spaß an der Freunde Grappling trainieren wollen, Anfänger die gern auf Wettkämpfe (Grappling oder auch MMA) gehen wollen, Anfänger denen es eher um ein Add-on zur SV geht und Fortgeschrittene die mehr Technik trainieren wollen.

Darüberhinaus gibt es drei weitere Einheiten pro Woche die erst ab einem gewissen Grundlagenniveau freigegeben werden und in denen auch immer gerollt wird. In der Regel wie von dir beschrieben inkl. dem komplett freien Rollen bzw. einmal in der Woche auch im "Combat Jiu-Jitsu" Modus.

Durch diese Aufteilung habe ich im Grappling insgesamt definitiv mehr Leute, als ich sie vorher ohne diese Sparringsfreien Klassen hätte.
Und das ist für einen hauptberuflichen Trainer und Schulbetreiber nicht unerheblich. Gleichzeitig hat jeder die Möglichkeit sich ganz individuell zu entwickeln.
Und wenn jemand erstmal oder gar nicht rollen möchte, dann ist das halt so.

marq
16-11-2018, 17:54
Und wie gesagt, ich denke dabei wirklich weniger an die 18 jährigen Sportler die mit BJJ anfangen wollen, eher an die Ü30 Leute ohne Grappling Background.....

ich finde die teilung des trainings gut und wer nicht rollen will , betreibt den sport aus fitnessgründen.

bjj ist imo ein sport der ü 30 sowieso prtoblematisch ist, weil er sehr auf die gesundheits geht, wenn aktiv trainiert wird.

marq
16-11-2018, 17:58
Bezüglich "einschleichender Fehler" würde ich dir auch widersprechen. Gerade wenn man durch einen Fehler schnell "bestraft" wird (was im Sparring regelmäßig passiert) und lernt somit viel schneller das gegebene Verhalten zu unterlassen. Ist wie mit dem Kind und der heißen Herdplatte.

Der Vergleich zwischen Grappling- und Striking-Sparring hinkt imho. Ich kann den Anderen im Grappling komplett dominieren und "zerstören" ohne diesen jemals auch nur ansatzweise zu verletzen. Funktioniert beim Striking nicht.


die behauptung, dass man durch schmerz schneller lernt , ist blödsinn. es kommt alleine auf den willen und die motivation etwas zu lernen und besser zu werden.

im striking kann man auch im sparring dominiert und vorgeführt werden, auch dies erforder die völlige kontrolle aller techniken und bewegungen. dies ist sehr schwer und beherrschen nur sehr wenige.......

SandyKA
16-11-2018, 19:01
bjj ist imo ein sport der ü 30 sowieso prtoblematisch ist, weil er sehr auf die gesundheits geht, wenn aktiv trainiert wird.
Echt jetzt?
Das kann nicht dein Ernst sein.
Schau dir doch mal bitte die hoch graduierten BJJler in Deutschland an. Viele davon sind jenseits der 30 und betreiben diesen Sport aktiv und nehmen auch an Wettkämpfen teil.
Im Gegenteil! BJJ gilt als Sport, den man noch im weit fortgeschrittenen Alter sehr gut ausüben kann..........

:gruebel:

marq
16-11-2018, 19:31
die meisten waren schon jahrelang in anderen ks aktiv und es ist normal mit 30 BB zu werden., hier geht es um beginner ohne erfahrungen.

Johnny99
16-11-2018, 19:44
Dann sollte ich wohl besser wieder mit BJJ aufhören :D

SandyKA
16-11-2018, 19:45
ok, dass sich deine Bemerkung auf Anfänger bezog, kam nicht so klar rüber. Aber selbst dann würde ich dir widersprechen. Vielen hilft doch BJJ sogar wieder beweglicher zu werden. Klar kann jemand der älter ist und gerade erst mit BJJ anfängt nicht das Trainingspensum fahren, wie es die jüngeren tun und sicher auch nicht in der Intensität.

1.2.3
16-11-2018, 20:09
ich finde die teilung des trainings gut und wer nicht rollen will , betreibt den sport aus fitnessgründen.

bjj ist imo ein sport der ü 30 sowieso prtoblematisch ist, weil er sehr auf die gesundheits geht, wenn aktiv trainiert wird.
Das sehe ich anders und darüber hinaus kann man das nicht pauschalisieren. Wie so oft kommt es darauf an wie(Stichwort "sustainable"), mit wem und mit welchem Ziel man trainiert. Ich kenne einige Ü30/Ü40er, sowohl weiblich wie männlich, die teilweise BJJ als ersten Kampfsport gelernt haben, inzwischen sogar blue belts sind, die von verschiedenen blackbelts gute skills attestiert bekommen haben, die mit Leib und Seele vernünftig BJJ als Hobby betreiben und sich nicht über das normale Maß verletzen....

Echt jetzt?
Das kann nicht dein Ernst sein.
Schau dir doch mal bitte die hoch graduierten BJJler in Deutschland an. Viele davon sind jenseits der 30 und betreiben diesen Sport aktiv und nehmen auch an Wettkämpfen teil.
Im Gegenteil! BJJ gilt als Sport, den man noch im weit fortgeschrittenen Alter sehr gut ausüben kann..........

:gruebel:

Das sehe ich genauso:halbyeaha

Droom
17-11-2018, 13:48
Darüberhinaus gibt es drei weitere Einheiten pro Woche die erst ab einem gewissen Grundlagenniveau freigegeben werden und in denen auch immer gerollt wird. In der Regel wie von dir beschrieben inkl. dem komplett freien Rollen bzw. einmal in der Woche auch im "Combat Jiu-Jitsu" Modus.

Durch diese Aufteilung habe ich im Grappling insgesamt definitiv mehr Leute, als ich sie vorher ohne diese Sparringsfreien Klassen hätte.
Und das ist für einen hauptberuflichen Trainer und Schulbetreiber nicht unerheblich. Gleichzeitig hat jeder die Möglichkeit sich ganz individuell zu entwickeln.
Und wenn jemand erstmal oder gar nicht rollen möchte, dann ist das halt so.


Wie gesagt, finde ich als Besitzer einen Gyms (der nicht darum ringt die ganze Wand voller Pokale zu haben) auch vollkommen nachvollziehbar und wirtschaftlich sinnvoll so zu handeln wie du es tust :)
Zum Sparring zwingen sollte man eh niemanden. Finde nur die Motivation der Leute mal dran teilzunehmen und es auszuprobieren ist größer wenn es zu der offiziellen Stunde gehört, als wenn es erst danach in einer weiteren eigenständigen Einheit gemacht wird.

Und muss sagen, dass ich auch lieber Leute trainiere die wirklich Bock drauf haben und den Sport lieben, plus mein Wissen aufsaugen wie ein trockener Schwamm (oder ggf auch gerne kritisch hinterfragen und selber nachdenken), als diese Leute die zum ersten Mal da sind und vor einer fremden Übung erst mal "ich kann das nicht und das geht nicht" sagen bevor sie es auch nur ein einziges mal probiert haben ... :D


die behauptung, dass man durch schmerz schneller lernt , ist blödsinn. es kommt alleine auf den willen und die motivation etwas zu lernen und besser zu werden.

Ich habe nicht ausschließlich von Schmerz geredet, sondern von "Bestrafung" was ich absichtlich nicht näher erläutert habe. Schmerz wäre lediglich eine einzelne mögliche Form von "Bestrafung"
Schmerz kann eine SEHR große und schnelle Hilfe dabei sein ein Verhalten als falsch zu akzeptieren und dieses nicht zu wiederholen. Also ich hab als Kind nur genau ein einziges Mal in die Steckdose und auf die Herplatte gepackt und würde es freiwillig nie wieder tun ;) :D

Ansonsten wären mögliche Formen von "Bestrafung" im Grappling auch wenn der Andere mich tappt, mir escaped oder mich passiert und sweept.

Im reinen Sparring wird man halt häufig und regelmäßig "bestraft" bzw es werden einem direkt Fehler und deren Konsequenzen aufgezeigt. Beim Drillen und Techniktraining weniger. Ist halt nen Unterschied ob mir jemand sagt "achte bitte auf die Spannung im Halfguard-Lockdown" oder wenn der Partner mich aufgrund dieses Fehlers passiert und darauf hin mit einem Crossface aus der Hölle grindet ;)

Ein direktes ehrliches Feedback was im Gedächtnis hängen bleibt ist ENORM wichtig und genau dafür ist Sparring eben mega gut