PDA

Vollständige Version anzeigen : Kritik an G. Funakoshi und seinem Karate



Gibukai
21-05-2019, 10:52
Hallo,

Kritik an G. Funakoshi (1868–1957) und seinem Karate übte der Karate-Forscher H. Kinjō (1919–2013). In diesem kurzen Artikel gehe ich auf seine Kritik ein, lasse aber H. Kinjōs eigentliche Motivation zum Vortragen seiner Kritik aus Platzgründen außen vor:

https://www.gibukai.de/2019/05/20/kritik-an-funakoshi-und-seinem-karate/

Grüße,

Henning Wittwer

Kurzer
21-05-2019, 23:29
Ist das jetzt eine Werbekampagne für die drei wertvollen Bücher?

Oder gehören die "Augenzeugenberichte" in den Bereich Mythen und Legenden?

Werde aus dem Thema nicht schlau.

Bücherwurm
21-05-2019, 23:38
Ist das jetzt eine Werbekampagne für die drei wertvollen Bücher?

Oder gehören die "Augenzeugenberichte" in den Bereich Mythen und Legenden?

Werde aus dem Thema nicht schlau.

Also ich hab es so verstanden, dass die Augenzeugenberichte zeigen sollen, dass G.F. doch ein herausragender Meister des Karate war.


Alle drei Punkte zusammen rufen das Bild eines Fachmanns wach, der wesentliche Elemente seiner Kampfkunst Karate jenseits der bloßen äußeren Form verkörperte.

Gibukai
22-05-2019, 09:43
Hallo,

danke für die Nachfragen!

Ich hoffte, dass mein kurzer Artikel selbsterklärend ist. Er thematisiert „Kritik an G. Funakoshi und seinem Karate“. Da dies nicht pauschal geschehen kann, muss jeder Einzelfall gesondert betrachtet werden. Ich wählte als Beispiel H. Kinjōs abwegige Kritik. Ich halte es für wichtig, solche Kritik zu kennen, Ernst zunehmen, anzusprechen, zu prüfen und je nach dem Konsequenzen zu ziehen. Da sie in diesem Fall unberechtigt ist, finde ich es wichtig, begründet auf sie zu antworten, um für Interessierte Klarheit zu schaffen und Autoritätsgläubigen nachvollziehbare Gegenargumente aufzuzeigen.

Da H. Kinjō für seine Kritik die „Zwanzig Paragraphen“ heranzieht, aber alle anderen, umfangreichen und aufschlussreichen Bücher, Aufsätze, Lehrsätze, Gedichte von G. Funakoshi ausblendet, weise ich am Ende auf meine Übersetzungen hin. Denn sie enthalten sehr gehaltvolle und schlüssige Gedankengänge über sein Karate. Diese Texte zu kennen, ist ein „Muss“, um G. Funakoshi und sein Karate zu verstehen. Aber genau dieses körperliche und theoretische Verständnis fehlt H. Kinjō eindeutig.

Die Berichte der Zeitzeugen sind keine bloßen „Augenzeugenberichte“ (bloßes Sehen), da sie körperlich direkt beteiligt waren. Sie sind keine „Mythen und Legenden“, da es unabhängig von den beiden genutzten weitere gibt, die ähnliche auf Erfahrung beruhende Erlebnisse schildern. Einige davon übersetzte ich an anderer Stelle …

Grüße,

Henning Wittwer

Yamazuki
22-05-2019, 09:52
Ist das jetzt eine Werbekampagne für die drei wertvollen Bücher?

Oder gehören die "Augenzeugenberichte" in den Bereich Mythen und Legenden?

Werde aus dem Thema nicht schlau.

Es gibt immer wieder Aussagen, dass das Karate von Funakoshi nichts taugt, was den Selbstverteidigungsaspekt betrifft. Ich lese daraus, das Karate, lange genug geübt sehr wohl für solche Zwecke genutzt werden kann. Voraussetzung ist ein ernsthaftes Üben und verinnerlichen der Formen. Das gilt für jedes Karate, sobald ein gewisses Verständnis erlangt wurde. Vermittelt wird das durch die Lehrer in seiner Linie. Funakoshi selbst hatte solche Lehrer, Itosu, Azato.
Im Zen geht es darum, ohne Abweichungen zu üben um letzt endlich Erleuchtung zu erlangen. Die Übung der Perfektion der Karatetechnischen Bewegungen kann ein ähnliches Ergebnis erziehlen.
In der heutigen Zeit, vielleicht auch ab 1949 wurde ein Focus auf andere Ziele gesetzt. Wettkampf und äußere Darstellung werden mit Sicherheit kein Ergebnis liefern, wie es Henning in seinem Artikel beschrieben hat.
Funakoshi hat die wahre Meisterschaft im Karate stets vor Augen gehabt. Er ist somit ein Meister auf seinem Gebiet im Rahmen des Karate do. Do als Weg, welchen er unablässig beschritt ohne Abweichung, so wie das in allen japanischen Künsten praktiziert wird.
Mit seinen Büchern bringt Henning Wittwer sehr viel Licht in das Shotokan Karate, welches für viele in der heutigen Zeit, geschuldet durch Sportverbände, zu einseitig und zu versportlicht dargestellt wird.
Shotokan mit seinen Inhaltlichen Themen des Shorin Ryu und Shorei Ryu ist umfassend genug um damit ein Leben lang zu üben um dann irgendwann auch einmal in der einen Situation, welche wie Funakoshi sagt, hoffentlich nie eintritt, bereit zu sein, die Unversehrtheit des eigenen Leben sicherzustellen. Shotokan Karate ist und bleibt eine sehr ernste (gefährliche) Angelegenheit, vorausgesetzt einer entsprechenden Ernsthaftigkeit beim Üben.
Eine schöne Werbung für das Shotokan Karate vor 1945, aber auch für die erläuternden Bücher von Henning Wittwer.

Huangshan
22-05-2019, 10:01
Bei vielen Artikeln,Biografien .... über Kampfkünstler ist zu beobachten, dass die Verfasser oft einen Mangel an kritischer Betrachtung, Objektivität,verwendung von harten Fakten etc. vorweisen.
Oft sind Artikel,Bücher über Kampkünstler,sogenannte Grossmeister von Jüngern,Fanboys,Schülern.... geschrieben und sie zeigen ein idealisiertes,verklärtes Bild, dass auf Mythen,Legenden,Glauben,erdachten idealisierten Geschichten,müdlichen Überlieferungen etc. von den Personen beruht.


Auch bei Kritiken sollte man vorsichtig sein und sie durch Fakten und nicht durch Hörensagen oder eigene Vorurteile, Glaubensmeinungen etc. untermauern.(Wisenschaftliches Schreiben)


Das ist aber zugegeben in der Kampfkunstwelt, die durch Legenden,Mythen, Volksmärchen,Hörensagen,Idealismus...... durchwoben ist eine schwierige Aufgabe ! ;)



Glückskeksweisheiten:

-Glauben heißt nicht Wissen.

-Wer nichts weiß, muss alles glauben

karate_Fan
22-05-2019, 11:39
@Huangshan Da ist sicher was dran.

Was mir auch wieder immer auffällt ist ja, dass Kampfkunst zu dieser Zeit oft schon ein Geschäft war. Und das viele der großen Kampfkünstler über die man heute liest und die in manchen Kreisen bekannt waren nicht nur KK Lehrer sondern auch Geschäftsleute waren die versucht haben aus ihrer Kunst das Bester herauszuholen. Heute würde man das Marketing nennen.

Daher sind diese Berichte immer mit Vorsicht zu genießen. Je nachdem auf welcher "Seite" man steht wird die KK Leute auch unterschiedlich werten.

Für Shotokan Fanboys war Funakoshi der Größe, während man sein Karate in anderen Stilrichtungen wohl eher skeptisch gesehen. Aber faktisch gesehen wissen wir nich wirklich was über die Karate Pioniere der damaligen Zeit.

Das Bild das man in KK Kreisen von Funakoshi hat wird wohl eher falsch sein. Er dürfte weder der friedliche Grundschullehrer gewesen sein, dem es egal war ob man mit seiner Kunst kämpfen konnte oder nicht. Und er wird auch nicht der Ultimative Kämpfer gewesen sein. Denke die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.

Bücherwurm
22-05-2019, 11:42
Es gibt immer wieder Aussagen, dass das Karate von Funakoshi nichts taugt, was den Selbstverteidigungsaspekt betrifft.

Es ist ein Unterschied, ob man über "Shotokan" spricht, oder über die persönlichen Fähigkeiten des G.F.

karate_Fan
22-05-2019, 11:48
Es ist ein Unterschied, ob man über "Shotokan" spricht, oder über die persönlichen Fähigkeiten des G.F.

Das ist richtig. Und eigentlich wird es noch komplizierter. Shotokan ist nicht gleich Shotokan. Es wird mit jeder Generation von jedem Lehrer etwa mitgeprägt. Das Shotokan zu Funakoshis Zeiten könnte sich etwas vom heutigen Shotokan unterschieden haben.

Möchte nicht sagen, das es früher besser war, oder umgekehrt, dass es heute besser ist, aber man sollte den Faktor Mensch nicht unterschätzen, der die KK durchaus etwas mitprägt.

Ist ja auch heute nicht anders. Ein erfahrener Shotokan Kämpfer wird im Kampf gegen einen Anhänger eines anderen und in der Theorie vielleicht besseren Karatestils durchaus die Oberhand haben, wenn er mehr Erfahrung hat als der Adept des in der Theorie besseren Stils .

step-by
22-05-2019, 12:08
Es ist ein Unterschied, ob man über "Shotokan" spricht, oder über die persönlichen Fähigkeiten des G.F.


Hmmmmm

war das alles?
:winke:

Lugasch
22-05-2019, 13:50
Mir stellt sich noch eine Frage zu der beschriebenen Szene, wo Funakoshi aus dem Sitz fast 2 Meter nach hinten springt - er wird ja kein Yoda gewesen sein und seine körperliche Fähigkeiten kamen nicht plötzlich während des Angriffs? Und damit es im fortgeschrittenen Alter noch funktioniert, müsste er das in jungen Jahren nicht etwas umfangreicher geübt haben?
Ist es vorstellbar, dass er mit sagen wir mal 30 Jahren täglich solche Sprünge geübt hat, damit es bei derartigen Angriffen funktioniert? Waren solche Szenarien verbreitet?

Bücherwurm
22-05-2019, 13:55
Mir stellt sich noch eine Frage zu der beschriebenen Szene, wo Funakoshi aus dem Sitz fast 2 Meter nach hinten springt - er wird ja kein Yoda gewesen sein und seine körperliche Fähigkeiten kamen nicht plötzlich während des Angriffs? Und damit es im fortgeschrittenen Alter noch funktioniert, müsste er das in jungen Jahren nicht etwas umfangreicher geübt haben?
Ist es vorstellbar, dass er mit sagen wir mal 30 Jahren täglich solche Sprünge geübt hat, damit es bei derartigen Angriffen funktioniert? Waren solche Szenarien verbreitet?

Mir stellt sich die Frage, wer da auf welche Art den meditierenden Meister angegriffen hat. Also der schleicht sich an und wollte dann WAS machen?

Gibukai
22-05-2019, 16:45
Hallo Lugasch,

danke für’s aufmerksame Lesen! Die beiden Beispiele habe ich bewusst gewählt und es freut mich, dass Dir die Problematik mit dem Schneidersitz aufgefallen ist! Denn sie zeigt deutlich, dass G. Funakoshi mehr als nur „äußere Form“ beherrscht haben muss, wie von H. Kinjō fälschlicherweise vermutet. (Wie Yoda in den Filmen sitzt oder sich bewegt, weiß ich nicht, da ich sie nur beiläufig kenne.) Was G. Funakoshi in der Schneidersitzsituation vollbrachte, ist kein Zufallsprodukt. Da ich nicht dabei war, kann ich nicht auf den Zentimeter genau nachvollziehen, wie weit er sich bewegt hatte. M. Takagi beschreibt jedenfalls dasselbe Erlebnis in verschiedenen Texten immer ähnlich. Die 1,50 Meter entsprächen bei so einem Angriff ungefähr dem Mindestabstand, um sich in Sicherheit zu bringen.

Die dafür nötige Sprungkraft einerseits stammt gesichert aus seinem Training unter seinen Lehrern. Z. B. erarbeitete A. Itosu laut einem 1915 erschienenen Artikel über ihn bereits in seiner Jugend verschiedene Sprungmethoden (Band II (https://www.gibukai.de/buch-shop/shōtōkan-überlieferte-texte-historische-untersuchungen-band-ii/), S. 21). Hinzu kommen Sprünge in den Kata (Heian Godan, Kankū, Gankaku, Meikyō usw.) und Kumite, die er übte.

Auf der anderen Seite gehörten verschiedene Übungsformen, die er später als „Iai“ bezeichnete, zu seinem Repertoire. Das sind Verfahren aus ungünstigen Ausgangspositionen. Er selbst lehrte ein paar einfach zugängliche aus dem japanischen Fersensitz (Seiza) und aus liegender Position. Teil dieser kampfkünstlerischen Kultur, die G. Funakoshi vermittelt bekam und die er lebte, ist natürlich auch der entspannte Schneidersitz, wobei es möglich ist – aber davon berichtet M. Takagi nichts –, dass G. Funakoshi ihn auf eine Weise eingenommen hatte, die ihm ein schnelles Aufstehen ermöglichte. Falls es so gewesen sein sollte, erkannte das M. Takagi nicht, weswegen ich einleitend das Verb "scheinen" nutzte ...

Grüße,

Henning Wittwer

Eskrima-Düsseldorf
22-05-2019, 16:49
Das ist aber zugegeben in der Kampfkunstwelt, die durch Legenden,Mythen, Volksmärchen,Hörensagen,Idealismus...... durchwoben ist eine schwierige Aufgabe ! ;)

Die Kampfkunsthistoriker die in 150 Jahren bei Größen wie Keith R. Kernspecht und Sifu Tze Mijers Legende und historische Wahrheit auseinandersortieren müssen, sind tatsächlich nicht zu beneiden. Das ist ja heute schon unmöglich.

kaffeegeniesser
22-05-2019, 16:58
Die Berichte der Zeitzeugen sind keine bloßen „Augenzeugenberichte“ (bloßes Sehen), da sie körperlich direkt beteiligt waren. Sie sind keine „Mythen und Legenden“, da es unabhängig von den beiden genutzten weitere gibt, die ähnliche auf Erfahrung beruhende Erlebnisse schildern.

Aus Deinem Link: "...gleichzeitig wurde vom eisenartigen Arm von Lehrmeister [Funakoshi] der rechte Arm des jungen Manns annehmend weggefegt. Das Gesicht des jungen Manns wechselte zu einer fahlen Farbe, und indem er seinen rechten Arm hielt, hatte er sich schon an dieser Stelle niedergesetzt.
Lehrmeister [Funakoshi] lächelte freundlich: "Noch mehr, noch mehr!" Und er schaute, als ob er sich seiner erbarmte, in das Gesicht des jungen Manns. Die zu fürchtende Kraft der Arme von Lehrmeister [Funakoshi] ließ die gestählten Arme des jungen Manns zusehends blauschwarz anschwellen."

An solchen Erfahrungs- und Erlebnisberichten zweifle ich. Der rechte Arm wird gefegt, aber die gestählten Arme (also beide, da im Plural) schwellen blauschwarz an. Ah ja.

Eskrima-Düsseldorf
22-05-2019, 17:11
An solchen Erfahrungs- und Erlebnisberichten zweifle ich.

Ich glaube, solche Legenden entstehen automatisch - ich bezweifle solche Aussagen auch grundsätzlich. Ich war selber schon bei solchen Geschehnissen zugegen und bin immer wieder darüber überrascht, was da schon nach relativ kurzer Zeit draus gemacht wird. Ich unterstelle dabei niemandem eine böse Absicht aber das ist halt menschlich.

Lugasch
22-05-2019, 17:16
Hallo Lugasch,

danke für’s aufmerksame Lesen! Die beiden Beispiele habe ich bewusst gewählt und es freut mich, dass Dir die Problematik mit dem Schneidersitz aufgefallen ist! Denn sie zeigt deutlich, dass G. Funakoshi mehr als nur „äußere Form“ beherrscht haben muss, wie von H. Kinjō fälschlicherweise vermutet. (Wie Yoda in den Filmen sitzt oder sich bewegt, weiß ich nicht, da ich sie nur beiläufig kenne.) Was G. Funakoshi in der Schneidersitzsituation vollbrachte, ist kein Zufallsprodukt. Da ich nicht dabei war, kann ich nicht auf den Zentimeter genau nachvollziehen, wie weit er sich bewegt hatte. M. Takagi beschreibt jedenfalls dasselbe Erlebnis in verschiedenen Texten immer ähnlich. Die 1,50 Meter entsprächen bei so einem Angriff ungefähr dem Mindestabstand, um sich in Sicherheit zu bringen.

Die dafür nötige Sprungkraft einerseits stammt gesichert aus seinem Training unter seinen Lehrern. Z. B. erarbeitete A. Itosu laut einem 1915 erschienenen Artikel über ihn bereits in seiner Jugend verschiedene Sprungmethoden (Band II (https://www.gibukai.de/buch-shop/shōtōkan-überlieferte-texte-historische-untersuchungen-band-ii/), S. 21). Hinzu kommen Sprünge in den Kata (Heian Godan, Kankū, Gankaku, Meikyō usw.) und Kumite, die er übte.

Auf der anderen Seite gehörten verschiedene Übungsformen, die er später als „Iai“ bezeichnete, zu seinem Repertoire. Das sind Verfahren aus ungünstigen Ausgangspositionen. Er selbst lehrte ein paar einfach zugängliche aus dem japanischen Fersensitz (Seiza) und aus liegender Position. Teil dieser kampfkünstlerischen Kultur, die G. Funakoshi vermittelt bekam und die er lebte, ist natürlich auch der entspannte Schneidersitz, wobei es möglich ist – aber davon berichtet M. Takagi nichts –, dass G. Funakoshi ihn auf eine Weise eingenommen hatte, die ihm ein schnelles Aufstehen ermöglichte. Falls es so gewesen sein sollte, erkannte das M. Takagi nicht, weswegen ich einleitend das Verb "scheinen" nutzte ...

Grüße,

Henning Wittwer

Danke für die Erklärung! Meinst du, dass das Aufspringen seine Wurzeln im Waffenkampf hatte? Ich erinnere mich dunkel, dass die Schwertkämpfer öfter mit solch spontanen Angriffen zu tun hatten...
Jedenfalls scheint mir nach der Geschichte sein Karate von damals einen anderen SV-Charakter gehabt zu haben, als das heutige (wobei ich davon nicht wirklich viel Ahnung habe).

Gibukai
22-05-2019, 20:00
Hallo Lugasch,

ich bin mir recht sicher, dass seine Reaktion mit seinem kampfkünstlerischen Training/Hintergrund in Zusammenhang steht. Es gibt andere Augenzeugenberichte, laut denen sprichwörtliche Bauklötze gestaunt wurden, als G. Funakoshi im hohen Alter in bestimmten gefährlichen Situationen z. B. scheinbar mühelos eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit, räumliche Wahrnehmungsfähigkeit sowie Schritt- und Sprunggeschwindigkeit an den Tag legte.

Es ist richtig, dass die Vorstellung von Selbstschutz in der kampfkünstlerischen Kultur Ryūkyūs oft eine andere war als die heute so verbreiteten. Eine strenge Unterscheidung zwischen „unbewaffnet“ und „bewaffnet“ gab es darin nicht.


Hallo „Kaffegenießer“

ich glaube Dir gerne, dass Du zweifelst. Was den rechten Arm und dann „die Arme“ betrifft, so handelt es sich um meine Übersetzung. Im Japanischen kann im zweiten Satz entweder „der Arm“ oder „die Arme“ gemeint sein. Es steht nicht explizit „beide Arme“ da. Es steht nicht explizit „rechter Arm“ da. Theoretisch könnte also auch im zweiten Satz nur ein Arm (d. h. der rechte Arm) gemeint sein. Aufgrund Deines Hinweises ändere ich das, bitte aber darum, dass dieser Gedanke auch allgemeiner „gestählte Arme“ meinen kann, und zwar im Sinne von „immer wenn er gestählte Arme richtig stark schlagen wollte, führte das zu Schmerzen/Schwellungen“. Das liegt daran, dass im Halbsatz davor die Formulierung mit G. Funakoshis Kraft der Arme zu finden ist, die ebenso eher allgemeiner beide Arme betreffen kann, da vermutlich nicht nur einer seiner beiden Arme kräftig war. Da es sich um einen Online-Artikel handelt, kann ich nicht alles so kommentieren, wie ich möchte. Leser meiner Bücher wissen, dass ich auf solche Punkte regelmäßig hinweise. „Karate“ kann z. B. auch „leere Hand“ oder „leere Hände“ meinen. Ich übersetze das mal so, mal so. An solchen Stellen ist das Einfühlungsvermögen bzw. die Phantasie des Lesers erforderlich. Im Deutschen gibt es ständig ähnliche Konstrukte, z. B. „Paula hob die Hand; sie blutete“ (Blutete nur die gehobene Hand oder Paula?).

Abgesehen davon erkenne ich in keiner der beiden Beschreibungen eine Übertreibung, die mich „zweifeln“ ließe. Dass es schwierig ist, solche historischen Geschehnisse zu beurteilen, erwähnte ich im Artikel. Tatsächlich habe ich bei drei verschiedenen Karate-Lehrmeistern viel unglaublichere Dinge erlebt. Schriebe ich über sie, würden Leute wie Du mich für verrückt erklären, weil sie ganz einfach einen anderen Erfahrungshorizont im Karate haben. Ich versuche Dich nicht vom Gegenteil zu überzeugen, da ich nicht missioniere. Was jedoch bei historischen Ereignissen – auch von Dir – im Hinterkopf behalten werden sollte, ist, dass das gegenwärtige Bild von „Karate“ und seinen Ausübenden nicht automatisch mit dem gleichgesetzt werden kann, was G. Funakoshi oder andere Pioniere unter „Karate“ verstanden.

Grüße,

Henning Wittwer

PS: Aufgrund einer Nachfrage zum "Sue-Mono" fügte ich noch ein erklärendes Bild ein.

step-by
22-05-2019, 23:03
E=Gibukai;3694165]

ich bin mir recht sicher, dass seine Reaktion mit seinem kampfkünstlerischen Training/Hintergrund in Zusammenhang steht. Es gibt andere Augenzeugenberichte, laut denen sprichwörtliche Bauklötze gestaunt wurden, als G. Funakoshi im hohen Alter in bestimmten gefährlichen Situationen z. B. scheinbar mühelos eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit, räumliche Wahrnehmungsfähigkeit sowie Schritt- und Sprunggeschwindigkeit an den Tag legte.


Lieber Gibukai

ich lese Deine Zeilen über Funakoshi immer mit einem leichten Schmunzeln.
Vieles über die japanischen Karate- Meister oder den Aikido- Meister Ueshiba, da werden die Bücher immer mehr und vieles muß ausgeschmückt werden.


Zur Kritik an G. Funakoshi die Du kurz angesprochen hast.
Da kannst Du hier auch einiges lesen:

www.tsuru.de/geschichte/funakoshi/funakoshi.pdf


Dieser Karate- Verein war auf Okinawa und hat seine Eindrücke und Erlebnisse hier veröffentlicht.


https://karate-nord.de/wp/okinawa-2017-reise-und- trainingscamp/

da finde ich einiges über das Karate auf Okinawa aus der Sicht dieser Stilrichtung.
Da der Stil- Meister noch lebt, gibt es auch keine Übertreibungen ...da alle Schüler den Meister hautnah erleben können.

Sei mir nicht böse, meiner Ansicht nach, erkennt jeder Schüler sehr schnell im Kampfsport -Unterricht, beim Sparring, wo seine Grenzen sind.
:o

Bücherwurm
23-05-2019, 00:01
Lieber Gibukai

Zur Kritik an G. Funakoshi die Du kurz angesprochen hast.
Da kannst Du hier auch einiges lesen:

www.tsuru.de/geschichte/funakoshi/funakoshi.pdf


:o

Wiedermal ein Volltreffer a la "step-by". Ich bin mal kurz drübergeflogen. Nett. Nur, dass das meiste, was dort "widerlegt" wird, ja gar nicht behauptet wird.

Alephthau
23-05-2019, 01:48
Zur Kritik an G. Funakoshi die Du kurz angesprochen hast.
Da kannst Du hier auch einiges lesen:

www.tsuru.de/geschichte/funakoshi/funakoshi.pdf


Hmm, so etwas wie "Seiken choku zuki" gibt es auch im Bajiquan, bzw den CMA (™ :D) allgemein. Es trainiert etwas elementar wichtiges und dient sicher nicht dem "Verletzungsschutz"! :D

Gruß

Alef

Huangshan
23-05-2019, 09:38
Eskrima-Düsseldorf:




Die Kampfkunsthistoriker die in 150 Jahren bei Größen wie Keith R. Kernspecht und Sifu Tze Mijers Legende und historische Wahrheit auseinandersortieren müssen, sind tatsächlich nicht zu beneiden. Das ist ja heute schon unmöglich.

Man kann dieses bereits an den vielen Geschichten,Legenden die über Bruce Lee,Mas Oyama,Yip Man etc. und in der BRD über Erich Rhan kursieren in unserer Generation beobachten,welche Räuberpistolen,Legenden etc. man von Fanboys dieser Personen lesen, hören kann und wie unreflektiert Geschichten abgeschrieben, weitererzählt werden. :rolleyes:



Ich glaube, solche Legenden entstehen automatisch - ich bezweifle solche Aussagen auch grundsätzlich. Ich war selber schon bei solchen Geschehnissen zugegen und bin immer wieder darüber überrascht, was da schon nach relativ kurzer Zeit draus gemacht wird. Ich unterstelle dabei niemandem eine böse Absicht aber das ist halt menschlich.

Augenzeugen Berichte,Artikel etc. sind oft mit Vorsicht zu genießen .:gruebel:

Das Phänomen(Erinnerungsverfälschung/False Memory Syndrom) ist bei Schülern,Jüngern ... in der Kampfkunstszene oft zu beobachten.

Es wird je nach Person, Augenzeuge z.B. ein idealisiertes,verklärtes,romantisches.... Bild vom Lehrmeister,Mitschülern,den Kampf-Fähigkeiten etc. im Nachhinein weitergegeben und noch ausgeschmückt .....(Idealisierung,Verherrlichung etc.)

Viele Kampfkunst Biographien,Erlebnissberichte... sind in dem Bereich der Budo-Romantik anzusiedeln und sind keine fundierte ,wissenschaftliche Werke. :idea:

kanken
23-05-2019, 09:56
Es wird je nach Person, Augenzeuge z.B. ein idealisiertes,verklärtes,romantisches.... Bild von Lehrmeistern,Mitschülern etc. im Nachhinein wetergegeben und noch weiter ausgeschmückt .....

Deswegen gibt es heute ja Videos ;) Da kann man dann objektiv sehen was passiert ist.

step-by
23-05-2019, 10:58
[QUOTE=Huangshan;3694199

Viele Kampfkunst Biographien,Erlebnissberichte... sind in dem Bereich der Budo-Romantik anzusiedeln und sind keine fundierte ,wissenschaftliche Werke. :idea:[/QUOTE]

Dazu paßt der Artikel von Stephan Yamamoto, in der Ausgabe des DDK- August 2017 - über die Kata.
Der seine persönlichen Ansichten deutlich vorstellt, was einigen " Meistern " nicht ins " Werbe- Prospekt- Karate " paßt.

:D

step-by
23-05-2019, 11:30
Hallo lieber Bücherwurm

wie ist der Name dieses Themas?
Kritik an G. Funakoshi und sein ...

was macht der Autor in dem von mir vorgestelltem Link?
:confused:


Wiedermal ein Volltreffer a la "step-by". Ich bin mal kurz drübergeflogen. Nett. Nur, dass das meiste, was dort "widerlegt" wird, ja gar nicht behauptet wird.