Guard Pulling [Archiv] - Kampfkunst-Board

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jkdberlin
06-08-2019, 09:57
Gestern begann so zusagen die neue Saison bei uns im Gym und das Thema in den Fundamentals Klassen war "Clinch/Takedowns" in No Gi und "Kampfanfang/Griffe/Würfe" im Gi.
Wieder einmal wurde mir klar, dass ich zwar das gerne mache, aber im Sparring und im Wettkampf lieber Guard pullen würde. Finde ich für mich in meinem Alter einfach sicherer. Und ja, meine Würfe sind schlechter als mein Guard. Leute, die sich darüber lustig machen, haben meiner Meinung nach dann eher einen schlechten Guard oder können nicht passen. Nur mal so ...

Björn Friedrich
06-08-2019, 10:35
Für sportliches BJJ ist das doch auch vollkommen o.k. Je schneller man in seine eigenen starken Positionen kommt, desto besser.

Stixandmore
06-08-2019, 10:47
Gestern begann so zusagen die neue Saison bei uns im Gym und das Thema in den Fundamentals Klassen war "Clinch/Takedowns" in No Gi und "Kampfanfang/Griffe/Würfe" im Gi.
Wieder einmal wurde mir klar, dass ich zwar das gerne mache, aber im Sparring und im Wettkampf lieber Guard pullen würde. Finde ich für mich in meinem Alter einfach sicherer. Und ja, meine Würfe sind schlechter als mein Guard. Leute, die sich darüber lustig machen, haben meiner Meinung nach dann eher einen schlechten Guard oder können nicht passen. Nur mal so ...

Ich hab irgendwie immer SV Systeme trainiert und da wurde mir eingeimpft sich möglichst nicht auf den Boden zu begeben; das im Hinterkopf ist der Guardpull so was wie ein Supergau für mich- hab da irgendwie ein Blockade im Kopf
Ich weiss wie sweeps und submissions aus der Guard funktionieren, bevorzuge aber zu passen(was auf meinem Level auch auf einem vernünftigen Niveau ist(glaube ich zumindest) da ich mich damit, aus SV Sicht besser in eine schlagende Position bringen kann
Und ja, du hast Recht, meine Guard ist eher schlecht

jkdberlin
06-08-2019, 12:25
Für sportliches BJJ ist das doch auch vollkommen o.k. Je schneller man in seine eigenen starken Positionen kommt, desto besser.

Im nicht-sportlichen BJJ ist das anders? Da will man nicht schnell in seine eigenen starken Positionen?

Ich sage:
06-08-2019, 12:32
Vermute, er meint, wenn deine starke Position Inverted-Guard ist, sollte man dann im Streetfight nicht sofort wie ein Panda auf den Asphalt rollen.
Klingt kryptisch aber einfach besser bzw weiser.

Für die Straße ist nämlich nur ein BJJ mit Takedown und Topposition gut. Und wenn man die Guard bekommt, dann punch protection, distance management etc. Und wenn man nach der Konfrontation Durst hat, dann muss man vorher die Schale vom Apfel entfernen, den man auspresst. Ananas darf da auch nicht rein, weil andere Foodgruppe.
Alles schon tausendmal gehört.
Gerne noch mit nem Hauter oder Rickson Zitat unterlegt.

jkdberlin
06-08-2019, 12:37
Ohgottohgott....

1.2.3
06-08-2019, 13:02
Vermute, er meint, wenn deine starke Position Inverted-Guard ist, sollte man dann im Streetfight nicht sofort wie ein Panda auf den Asphalt rollen.
Klingt kryptisch aber einfach besser bzw weiser.

Für die Straße ist nämlich nur ein BJJ mit Takedown und Topposition gut. Und wenn man die Guard bekommt, dann punch protection, distance management etc. Und wenn man nach der Konfrontation Durst hat, dann muss man vorher die Schale vom Apfel entfernen, den man auspresst. Ananas darf da auch nicht rein, weil andere Foodgruppe.
Alles schon tausendmal gehört.
Gerne noch mit nem Hauter oder Rickson Zitat unterlegt.

:D ...der ist gut

VincentPrice
06-08-2019, 13:28
Guard Pull ist zweifelsohne eine legitime Strategie im BJJ Wettkampf und auch im Sparring spricht grundsätzlich nichts dagegen. Schon allein aus Platzgründen ist es in vielen Gyms üblich von Anfang an sitzend vs stehend zu starten, also den Guard pull schon vorweg zu nehmen. Es ist auch absolut ok das grundsätzlich so zu halten, weil man zb aufgrund vorangegangener Verletzungen und/oder fortgeschrittenen Alters kein Stand Sparring mehr machen möchte. Nur sollte man dann eben ehrlich zu sich selbst sein, dass man die Hälfte weg lässt.

Wenn wir als Synonym für "guard pullen" den Begriff "den Standkampf vermeiden" verwenden, wird das Ganze etwas klarer imho.


Leute, die sich darüber lustig machen, haben meiner Meinung nach dann eher eine schlechten Guard oder können nicht passen. Nur mal so ...

Dann wird auch klar wie albern diese Aussage ist. Zunächst mal warum sollte jemand der eine schlechte Guard hat darüber meckern wenn der Sparringspartner guard pulled? Sich also freiwillig drunter legt, so dass man gar nicht in die Verlegenheit kommt Guard spielen zu müssen, sondern von oben passen kann?

Weiterhin wer den Standkampf nicht vermeiden will kann dafür zig verschiedene Gründe haben. Der kann natürlich dadurch motiviert sein, dass sein passing game schwach ist und er dieses auch nicht verbessern möchte. Nur halte ich das nicht für besonders wahrscheinlich.

Der kann nämlich auch einfach am Standkampf interessiert sein. Konkret also das BJJ in Kontext setzen zu können für praktisch alles andere als einen BJJ Wettkampf. Also zb Judo, MMA oder Selbstverteidigung wo das Training des Übergangs vom Stand in eine dominante Position am Boden von entscheidender Bedeutung ist.

Klar kann man den kompletten Standkampf weglassen. Tut weh, ist mühselig zu erlernen und "braucht man ja nicht".

Leuten die das anderes sehen allerdings mangelnde Fähigkeiten am Boden zu unterstellen, ist so kurzsichtig wie selbstgefällig.

Guv´nor
06-08-2019, 14:00
Im Training mache ich das auch immer, immer mehr.

Bei Takedowns mache ich immer weniger ringerische Techniken dafür immer mehr Judo. Vor allem Double Leg takedowns mache ich nicht mehr gegen schwerere Gegner. Wenn ich merke das der Wurf für mich oder meinen Trainingspartner gefährlich werden könnte wechsele ich in einen Guard- Pull.

Björn Friedrich
06-08-2019, 15:32
Im nicht-sportlichen BJJ ist das anders? Da will man nicht schnell in seine eigenen starken Positionen?

Glaubst du ich diskutiere hier ernsthaft darüber ob ein Guard Pull für die Straße geeignet ist? Du kannst gerne in der SV Guard pullen, wenn das dein Ding ist o.k., ich schlage und trete lieber und knock den Gegner aus und falls er zu stark ist, gehe ich in den Clinch und von dort in den Bodenkampf.....

Aber jeder kann das natürlich handhaben wie er will.....

jkdberlin
07-08-2019, 06:41
Leuten die das anderes sehen allerdings mangelnde Fähigkeiten am Boden zu unterstellen, ist so kurzsichtig wie selbstgefällig.

Ach so, aber anders rum ist es okay?

jkdberlin
07-08-2019, 07:52
Tatsächlich geht es mir ausschließlich um Sparring und Wettkampf. Für die SV habe ich keinen Guard Pull.

Klaus
07-08-2019, 10:20
Ich glaube für Wettkampf und Wettkampf-Sparring sollte das jedem selbst überlassen sein, womit er am besten zurechtkommt. Und was für ihn altersbedingt noch geht. ;) Ich könnte z.B. noch gut Box-Sparring machen, aber keine Lowkicks mehr zulassen. Werfen bzw. geworfen werden müsste ich ausprobieren, aber ich hätte Angst um meine Menisken.

Bodenknuddler
07-08-2019, 12:12
Was spräche denn dagegen, im Wettkampf/Sparring Guard zu pullen?
Gerade wenn ich gegen Leute kämpfe und mit Leuten trainiere, die ich nicht kenne, will ich besonders für mich - aber je nach Set-Up natürlich auch für meinen Partner - kein unnötiges Risiko eingehen:

Weiß ich, ob der andere anständig fallen kann? (Nicht nur, dass er sich selbst verletzt, sondern ob er sich beim Fallen vielleicht krampfhaft irgendwie versucht an mir festzuhalten o.ä.)

Hat der andere vielleicht einen starken Ringer/Judo/... Background oder ist generell ein guter Werfer?

Dann lieber Guard pullen, und diese "Gefahren" vermeiden.
Dazu lande ich in einer Position, in der ich mich auf meinem Level halbwegs gut fühle und dann kann aus einer sicheren Basis starten.

VincentPrice
07-08-2019, 12:46
Ach so, aber anders rum ist es okay?

Nein, wie kommst Du denn darauf?

jkdberlin
07-08-2019, 12:56
weil es das ist, was ich bisher immer so lese: Leute, die Guard pullen können nur einfach keine Takedowns, sind zu schlecht etc. Dabei ist das für mich eine legitime Strategie. Ich trainiere Takedowns, und ich bilde mir sogar ein,. welche zu können. Trotzdem muss ich mir das immer wieder anhören, gerade hier im Forum, wie blöd das doch eigentlich sei.
Natürlich ist mein Beitrag provokant. Er soll zum Nachdenken anregen.
Übrigens kenne ich Leute, die erfolgreich Guard auch im MMA und in der SV gepullt haben.

Lo.Ony
07-08-2019, 13:32
Kenne auch genug Judo/Ringer "Opa`s" die genug Stand draufhaben um im hohen Alter noch Takedowns zu machen. Ob das gegen den geneigten 21 Jähren Wettkampf-BJJler auch so Gesund ist sei dahin gestellt. Weiß nicht ob die aus "sicherheit" lieber auf dem Boden liegen würden.

Eskrima-Düsseldorf
07-08-2019, 13:42
Übrigens kenne ich Leute, die erfolgreich Guard auch im MMA und in der SV gepullt haben.

Wenn Guard pullen dass ist was ich mir darunter vorstelle, habe ich das - zugegeben als Jugendlicher auf dem Schulhof - auch schon in zwei ernsteren Kloppereien gemacht als es hier noch gar kein BJJ gab.

Beide Male hat es funktioniert, ich habe das benutzt um größere - stärkere mit mir zu Boden zu zwingen. Einmal nachdem mein Bein bei einem Trittversuch gefangen wurde und das andere Mal aus blinder Verzweiflung im Clinch.

Ob das unbedingt als "SV-Situation" durchgeht steht auf einem anderen Blatt aber wir hatten zumindest weder Ringrichter noch Regeln.

Björn Friedrich
07-08-2019, 14:14
Im sportlichen No-Gi Training spiele ich gerne defensiv und versuche die Angriffe des Gegners zu kontern, da kommen dann Kimura Trap, Butterfly Hooks, etc. zum Einsatz. Das klappt eigentlich ganz gut. Aktive, sportliche, schnelle Eingänge wie Double Leg etc. sind auch nix für mich, dafür bin ich zu alt;-);-)

Was aber sehr gut geht ist das Ringen an der Wand, da kann man den Gegner sehr gut über Positionen "aufreiben" und unendlich viel Druck machen, ohne explosiv sein zu müssen. Mach ich sehr gerne, ist aber halt dann eher MMA/SV Kontext.

Im rein sportlichen Bereich sind es wie gesagt die Konter die ich gerne spiele......

Lugasch
07-08-2019, 22:17
weil es das ist, was ich bisher immer so lese: Leute, die Guard pullen können nur einfach keine Takedowns, sind zu schlecht etc. Dabei ist das für mich eine legitime Strategie. Ich trainiere Takedowns, und ich bilde mir sogar ein,. welche zu können. Trotzdem muss ich mir das immer wieder anhören, gerade hier im Forum, wie blöd das doch eigentlich sei.
Natürlich ist mein Beitrag provokant. Er soll zum Nachdenken anregen.
Übrigens kenne ich Leute, die erfolgreich Guard auch im MMA und in der SV gepullt haben.

Hat mich tatsächlich zum Nachdenken gebracht. Und ich habe festgestellt, dass ich die KS-Welt bisher meistens entweder mit einer Wettkampf-, oder einer SV-Brille betrachtet hab. Die dritte Sichtweise habe ich oft übersehen - KS als eine halbwegs realistische Annäherung an SV. ("train sport, think street")
Wenn ich das aufdrösel, komme ich zu drei Ergebnissen (je nachdem, wo man sein BJJ verortet):
SV: Guardpullen als Eingang doof (plötzlich auftauchende Messer, Kumpels, etc.), als Rettung (weil Gegner im Stand zu gut, etc.) aber ok.
KS als SV-Simulation - hier würde ich Guard-Pullen auch vermeiden, um mich von den Ursprüngen nicht zu weit zu entfernen - die Punkte für Sweeps und die Positionshierarchie kommen ja nicht aus dem blauen Dunst. Und die Guard ist in meinen Augen nur so lange eine neutrale Position, bis Schläge/Waffen ins Spiel kommen. Dass es im MMA manchmal trotzdem funktioniert, bedeutet für mich, dass es zu oft nicht funktioniert.

KS als rein technischer Sport: hier kann/soll man alles nutzen was das Regelwerk her gibt, sollte sich aber im Klaren sein, dass es ähnlich viel mit dem Original zu tun hat, wie olympisches Fechten mit dem ehemaligen Fechten auf dem Schlachtfeld. Guard-Pullen aber voll ok.

Ich hoffe, man kann mich grad verstehen :)
Es kommt eigentlich bloß darauf an, welches Verhalten ich trainieren will: SV-Verhalten, welches ich gerne im Wettkampf überprüfen will, sollte ein anderes sein als ein reines Wettkampfverhalten.

jkdberlin
08-08-2019, 06:28
Was aber sehr gut geht ist das Ringen an der Wand, da kann man den Gegner sehr gut über Positionen "aufreiben" und unendlich viel Druck machen, ohne explosiv sein zu müssen. Mach ich sehr gerne, ist aber halt dann eher MMA/SV Kontext.



Also, ich denke, eine Wand ist in etwa so häufig wie eine Jacke/fester Stoff :)

jkdberlin
08-08-2019, 06:33
SV: Guardpullen als Eingang doof (plötzlich auftauchende Messer, Kumpels, etc.), als Rettung (weil Gegner im Stand zu gut, etc.) aber ok.



Nun ja, ein Messer ist immer scheisse, egal ob ich oben oder unten bin.
Und zu den Kumpels: einer meiner Trainingskollegen hat sich mal erfolgreich gegen mehrere gerade durch Guard verteidigt. So kamen die anderen nämlich nicht an ihn ran. In einer Drogerie im Einkaufsgang :)

Lugasch
08-08-2019, 06:41
Nun ja, ein Messer ist immer scheisse, egal ob ich oben oder unten bin.
Und zu den Kumpels: einer meiner Trainingskollegen hat sich mal erfolgreich gegen mehrere gerade durch Guard verteidigt. So kamen die anderen nämlich nicht an ihn ran. In einer Drogerie im Einkaufsgang :)


Das war dann quasi die Thermopylen-Guard :D

Ripley
08-08-2019, 07:42
Das war dann quasi die Thermopylen-Guard :DChrchrchrchr.

Forum am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

Guv´nor
08-08-2019, 07:47
Gut, nun ist Guard Pull nicht gleich Guard Pull.
Es gibt den planlosen Guard Pull, der kann im Sparring oder Wettkampf eine (für mich) Notlösung sein um entweder meine Standkampfunterlegenheit auszugleichen oder meinen Punktevorsprung über die Zeit zu retten. Als taktisches Mittel nicht schön aber wirksam und üblich.

Es kann aber durchaus auch einen Guard Pull geben der sehr gut vorbereitet ist. Entweder direkt in einen Sweep oder eine Submission oder eben in eine sehr gute und starke Position die man gerne nutzt. Im Gi bieten sich da sehr viele Möglichkeiten. Aber auch im MMA fallen mir Krons erste Kämpfe ein, oder auch Vinny Magalhães. In der SV gab es neulich ein tolles Video von einer Frau die mit einem Messer bedroht wurde. Sie machte zwar keinen Guard Pull aber nutzte ihre Open Guard im Zusammenspiel mit allen anderen Jiu Jitsu Positionen sehr effizient um den Angreifer abzuwehren.

Eine Sache will ich aber anbringen als Denkanstoß, mein Lehrer Fernando sagt grundsätzlich müssen wir darauf achten das wir uns bewusst und regelmäßig aus unseren Komfortzonen herausbewegen. Also mit den stärkeren rollen, auf die anspruchsvollen Wettkämpfe gehen, die Positionen und Techniken im Sparring suchen in denen wir uns verbessern müssen. In welchem Umfang, mit wem oder wie oft man dies tun soll weiß man irgendwann selbst am besten. Wichtig ist aber das man es tut.

jkdberlin
08-08-2019, 08:09
Stimme ich beidem zu.
Und tatsächlich, ich übe/trainiere Guardpulls. Ich habe mir Gedanken gemacht, um damit in meine starken Positionen zu kommen, sie sind keine Augenblickskomposita, sondern setzen Griffe oder ähnliches voraus.

1.2.3
08-08-2019, 08:44
weil es das ist, was ich bisher immer so lese: Leute, die Guard pullen können nur einfach keine Takedowns, sind zu schlecht etc. Dabei ist das für mich eine legitime Strategie. Ich trainiere Takedowns, und ich bilde mir sogar ein,. welche zu können. Trotzdem muss ich mir das immer wieder anhören, gerade hier im Forum, wie blöd das doch eigentlich sei.
Natürlich ist mein Beitrag provokant. Er soll zum Nachdenken anregen.
Übrigens kenne ich Leute, die erfolgreich Guard auch im MMA und in der SV gepullt haben.

Ich finde daran nichts Verwerfliches. Ist, wie du schon erwähntest, eine legitime Strategie "guard zu pullen". Darüber hinaus kann ich das absolut verstehen, im Wettkampf oder "hartem Sparring" aus Sicherheitsgründen lieber Guard zu pullen als zu Werfen oder andere Takedowns durchzuziehen.....ist ja nicht so, dass du gar keine Würfe oder takedowns trainierst. Das ist wieder so eine "Machismo" Geschichte, dass "guard puller" nichts drauf haben oder pussys sind und nur die Leute, die den takedown suchen die geilen Typen und Könner.
Ich finde deine Einstellung gesund.

1.2.3
08-08-2019, 08:46
Gut, nun ist Guard Pull nicht gleich Guard Pull.
Es gibt den planlosen Guard Pull, der kann im Sparring oder Wettkampf eine (für mich) Notlösung sein um entweder meine Standkampfunterlegenheit auszugleichen oder meinen Punktevorsprung über die Zeit zu retten. Als taktisches Mittel nicht schön aber wirksam und üblich.

Es kann aber durchaus auch einen Guard Pull geben der sehr gut vorbereitet ist. Entweder direkt in einen Sweep oder eine Submission oder eben in eine sehr gute und starke Position die man gerne nutzt. Im Gi bieten sich da sehr viele Möglichkeiten. Aber auch im MMA fallen mir Krons erste Kämpfe ein, oder auch Vinny Magalhães. In der SV gab es neulich ein tolles Video von einer Frau die mit einem Messer bedroht wurde. Sie machte zwar keinen Guard Pull aber nutzte ihre Open Guard im Zusammenspiel mit allen anderen Jiu Jitsu Positionen sehr effizient um den Angreifer abzuwehren.

Eine Sache will ich aber anbringen als Denkanstoß, mein Lehrer Fernando sagt grundsätzlich müssen wir darauf achten das wir uns bewusst und regelmäßig aus unseren Komfortzonen herausbewegen. Also mit den stärkeren rollen, auf die anspruchsvollen Wettkämpfe gehen, die Positionen und Techniken im Sparring suchen in denen wir uns verbessern müssen. In welchem Umfang, mit wem oder wie oft man dies tun soll weiß man irgendwann selbst am besten. Wichtig ist aber das man es tut.

+1

Antikörper
08-08-2019, 09:33
Man sollte glaube ich auch unterscheiden, ob ich mich vor dem Gegner hin setze und mit dem Hintern übern Boden schrubbe oder jemand aktiv in die Guard ziehen. Ich für meinen Teil möchte im Grappling immer noch einen realistischen Kämpferischen Anteil haben. Fancy Sachen die zu spezifisch für das Grappling Umfeld sind interessieren mich persönlich nicht. Dazu gehören die ganzen Fancy Lapel Geschichten, aber auch so Dinge wie sich vor dem anderen auf den Boden zu setzen

StaySafe
08-08-2019, 09:44
Auch wenn es ein paar Beiträge zuvor hieß, das übliche Gerede vom Unterschied SV vs. Sport, könne jetzt gerne noch mit einem beliebigen Rickson oder Haueter Zitat unterlegt werden, möchte ich Chris Haueter einbringen.

Er fasst in seiner sehr eigenen Art (die ich btw persönlich sehr mag) eigentlich gut zusammen was hier schon gesagt wurde:

Es gibt Zeiten da ist ein Guardpull das Mittel der Wahl. Eben als angemessene Taktik, aber nicht als übergeordnete Strategie. (bei Min. 20.13)
Und zwar unabhängig davon obs nun SV, MMA oder BJJ ist.

Und: Guardpull ist nicht gleich Guardpull. (bei Min. 20.57)

Und ich glaube damit kann man doch gut leben und andere leben lassen oder? Das eine tun ohne das andere zu lassen.


https://youtu.be/ZWsERSUJEJU?t=1186

Eine, wie Haueter sie nennt, "Rape me Guard" ist doch weder im Training, noch auf dem Wettkampf, im MMA oder der SV eine valide Geschichte.
Solang es keine "Rape me Guard" ist die gepullt wird, sieht die Sache aber doch wieder anders aus. Hat man in allen Arenen (Matte, Straße, Okatagon) schon gesehen und wird man weiter sehen.

Von daher: Beides statt entweder oder. Hauptsache zielgerichtet und dominant. ;)

jkdberlin
08-08-2019, 09:47
Dazu gehören die ganzen Fancy Lapel Geschichten, aber auch so Dinge wie sich vor dem anderen auf den Boden zu setzen

Was genau ist "fancy"?
Ich finde gerade die Basis des Lapel Guards unglaublich gut, egal ob für Sport oder SV (Hauptsache der andere hat eine Jacke an).

Stixandmore
08-08-2019, 10:58
Was genau ist "fancy"?
Ich finde gerade die Basis des Lapel Guards unglaublich gut, egal ob für Sport oder SV (Hauptsache der andere hat eine Jacke an).

Mag evtl für die nördliche Hemisphere gut sein, wo anders ist aber teilweise so heiss, daß max T-Shirts getragen werden

Fancy? Haben bei Alliance während des Trainings Mal eine Befreiung aus einer Position gemacht, da hat man ein "Rad" geschlagen um aus der Lapelkontrolle zu kommen und dann zu passen

Björn Friedrich
08-08-2019, 11:51
Naja, eine Wand ein Zaun, eine Zimmerecke, all das ist nicht wirklich ungewöhnlich in der SV, denn der Angreifer braucht die räumliche Nähe zu seinem Opfer, sonst ist die Gefahr das es weg läuft, relativ groß.

Das Problem was ich mit der Jacke habe, ist weniger die Frage ob jemand eine trägt, als eine Frage der Distanz Wenn ich Kragen und Rever aus der Guard greife, kontrolliere ich zwar die Haltung meines Gegners, aber trotzdem kann er mir Kopfstöße geben oder mich schlagen.

Mit einer Overhook und Head Control ist dies weniger der Fall.

Von daher kontrolliere ich lieber direkt den Körper des anderen und nutze eventuell vorhandene Kleidung als zusätzliche Kontrollmöglichkeit (wenn es denn passt).

Aber der Hauptfokus liegt auf direkter Kontrolle und dann ist die Verteidigung gegen Schläge auch nicht so anders als wenn man ohne Schläge rollt, weil man einfach enger arbeitet und die Extremitäten kontrolliert.

Antikörper
08-08-2019, 12:22
Was genau ist "fancy"?
Ich finde gerade die Basis des Lapel Guards unglaublich gut, egal ob für Sport oder SV (Hauptsache der andere hat eine Jacke an).

Lapel Guard ist mir tatsächlich schon zu "Fancy". Auch so Dinge wie Pocketguard oder jemanden in der seitlichen Kontrolle erst einmal halb ausziehen um ihn dann mit seinem eigenen Gi einzuwickeln... Die Dinge sind sicherlich effektiv, klaro, ich erlebe es immer wieder, vor allem wenn man sich nicht dagegen auskennt. Die Sache ist nur die, dass man auch das vernünftig austrainieren muss und in einem realistischen kämpferischen Kontext würde ich solchen Dinge eher untergeordnet betrachten, deswegen lege ich mein Fokus lieber auf andere Dinge (gibt ja wahrlich noch genug zu trainieren)

Ich trainiere eigentlich nur Dinge die im NoGi funktionieren oder einfach auf NoGi übertragbar sind, da das Game dass im NoGi funktioniert eigentlich auch im Gi funktioniert. Hingegen, wenn man ein Game das rein auf Gi Spezifika ausgelegt ist hat, ist man im NoGi ziemlich aufgeschmissen.

jkdberlin
08-08-2019, 12:30
Mag evtl für die nördliche Hemisphere gut sein, wo anders ist aber teilweise so heiss, daß max T-Shirts getragen werden

Fancy? Haben bei Alliance während des Trainings Mal eine Befreiung aus einer Position gemacht, da hat man ein "Rad" geschlagen um aus der Lapelkontrolle zu kommen und dann zu passen

Dann ist der Pass "fancy", nicht aber der Lapelguard.

jkdberlin
08-08-2019, 12:33
Ich trainiere eigentlich nur Dinge die im NoGi funktionieren oder einfach auf NoGi übertragbar sind, da das Game dass im NoGi funktioniert eigentlich auch im Gi funktioniert. Hingegen, wenn man ein Game das rein auf Gi Spezifika ausgelegt ist hat, ist man im NoGi ziemlich aufgeschmissen.

Ich habe mit No Gi angefangen und war in den ersten Gi Trainings super aufgeschmissen.

No Gi (mit und ohne Schläge)
und
Gi (mit und ohne Schläge)

sind Stücken eines Themas. Man sollte alles kennen (und muss nicht alles unbedingt können).

jkdberlin
08-08-2019, 12:34
Das Problem was ich mit der Jacke habe, ist weniger die Frage ob jemand eine trägt, als eine Frage der Distanz Wenn ich Kragen und Rever aus der Guard greife, kontrolliere ich zwar die Haltung meines Gegners, aber trotzdem kann er mir Kopfstöße geben oder mich schlagen.

Das liegt dann aber eher daran, dass du keine richtige Kontrolle mit dem Gi trainierst. Nicht an der Jacke, oder der Wand, oder sonst was.

Soldier
08-08-2019, 12:58
Ich glaube viele, die sich - gerade auch für die SV - so kategorisch abfällig über die Guard aufregen, denken an sowas hier

https://www.youtube.com/watch?v=r8q6vTijil0

und nicht daran, dass ein ordentlicher Guardpull vorbereitet ist und den Gegner in der Tat direkt in eine ungünstige Situation bringen kann.

Antikörper
08-08-2019, 13:13
Ich glaube viele, die sich - gerade auch für die SV - so kategorisch abfällig über die Guard aufregen, denken an sowas hier

Wer äußert sich denn hier "kategorisch abfällig"? Habe ich was verpasst?

Soldier
08-08-2019, 14:51
Hätte ich "hier" gemeint, hätte ich "hier" geschrieben, so bezog sich dieser Beitrag auf den Eröffnungspost...

sivispacemparabellum
13-08-2019, 16:04
Hallo Frank, ein guter Guardpull ist ein Takedown. Also eine Aktion bei der ich aktiv den Kampf vom Stand zum Boden verlagere. Der Unterschied zu anderen Takedowns ist, dass ich mich nicht in der Topposition befinde. Warum sollte das schlecht sein, wenn mein Ziel ist mit meinem Gegner auf dem Boden zu landen und ihn dort zu sweepen und zu submitten, oder ihn direkt zu submitten?
Die Entscheidung, ob ich den Kampf auf den Boden verlagern sollte oder nicht, wird davon nicht berührt. Denn diese gilt für Gaurdpull exakt wie für eine andere Art von Takedown.
Du hast mich in einem Kampf mal direkt in deine Halfguard geholt. Hattest deine Position wie du sie haben wolltest. Das war für mich genauso schlecht, wie wenn du mich geworfen hättest und ich danach in deine Sidecontrol gewesen wäre. Wer seinem Gegner die Position aufzwingt, hat einen deutlichen Vorteil im Kampf errungen.

jkdberlin
14-08-2019, 12:18
Würde ich heute auch noch versuchen, vielleicht nicht sofort nur Halfguard, aber eine, in der ich mich einfach gut fühle und denke, dass meine Chancen auf Sweep oder Submission gut sind.