Kaum noch volle Seminare [Archiv] - Kampfkunst-Board

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jkdberlin
20-08-2019, 07:23
Wir haben schon immer Seminare veranstaltet. Doch eine Entwicklung ist mir aufgefallen: die Seminare werden immer schlechter besucht. Wenn früher zu einem brasilianischen Schwarzgurt 20 - 30 Leute kamen sind es heute eher 10 - 15. Was meint ihr, woran das liegt? Zu viele? Kein Nutzen? Zu viele Videos etc.?

Björn Friedrich
20-08-2019, 07:37
Kann ich bestätigen. Ich glaube das Problem liegt schon ein bisschen an der typischen BJJ Subkultur (ich weiß das will keiner hören:-) Aber wenn ich mal mit meinen Jungs auf einem Turnier bin und mich so umschaue, dann ist der typische BJJler halt jung, gut vernetzt,eher bestrebt nach Unabhängigkeit und da wird halt mal lieber nach Brasilien gefahren und dafür gespart, oder die neusten DVDs besrogt. Der Overflow an Informationen ist mittlerweile EXTREM.

Es gibt fast täglich neue DVDs, es gibt Online-Akademien von den besten (Mendes, Garcia, etc.) und da bleibt einfach das Interesse für Seminare auf der Strecke. Bei Fahrtkosten, Übernachtung, etc. kommt ja da etwas zusammen.

Ich denke eine Kampfkunst die eher ältere, "gesetztere" Leute anspricht, zieht dann eben auch mehr Leute auf die Seminare. Der 50 jährige Familienvater und Architekt, macht vielleicht lieber einen kleinen Städtetrip nach Berlin zu einem Seminar, als das er 3 Wochen in Rio trainiert, oder ständig die neusten BJJ DVDs "aussaugt".

Ein weiterer Punkt ist halt auch die Zersplitterung des BJJ. Wie viele verschiedene Linien gibt es in Deutschland. Jeder hat seinen eigenen Blackbelt aus Brasilien oder den USA und da geht halt jeder nur auf seine eigenen Veranstaltungen.

jkdberlin
20-08-2019, 07:49
Was ich davon ausklammern möchte ist die "Camp-Kultur". Die sind eigentlich immer gut besucht. Nur halt die 1 - 2 Tages-Seminare, die scheinen doch langsam auszusterben ...

oxox
20-08-2019, 07:52
Was ich davon ausklammern möchte ist die "Camp-Kultur". Die sind eigentlich immer gut besucht. Nur halt die 1 - 2 Tages-Seminare, die scheinen doch langsam auszusterben ...

Hast du nicht früher diese 24h-Stunden-Seminare gegeben Frank? Laufen so Event-Sachen noch, oder ist das auch weniger geworden?

christianauskiel
20-08-2019, 07:54
Das Attribut "Brasilianischer Schwarzgurt" soll ein Grund für Resiekosten, Seminargebühren, Übernachtung etc. sein ? Warum ?

Also aus meiner Erfahrung liegt diese Entwicklung nur zum Teil an der vielfältigen, kostenlosen Verfügbarkeit von Bild- und Videomaterial.
Denke die Masse der Trainierenden in Deutschland ist auch mit der Qualität der eigenen Trainer gut bedient. Die bilden sich ja regelmäßig fort und geben ihr Wissen gerne an ihre SchülerInnen weiter.
Warumm also die Extrakosten auf sich nehmen ?

Müsste der Seminarleiter vielelicht noch andere Qualitäten haben um mehr Leute zu mobilisieren ? Z.B. aus welchen Gründen auch immer super bekannt sein oder
eine ganz besondere Persönlichkeit darstellen. Dann reicht es eben nicht "nur" Brasilianisch und "nur" Schwarzgurt zu sein.....

Gruß
Christianauskiel

jkdberlin
20-08-2019, 07:55
Hast du nicht früher diese 24h-Stunden-Seminare gegeben Frank? Laufen so Event-Sachen noch, oder ist das auch weniger geworden?

hatten wir schon ewig nicht mehr, das letzte war eher mau besucht. Camps laufen, Sonderveranstaltungen auch mal, wenn sie neu sind. Aber das gute alte Seminar zieht halt immer weniger Leute. Ich finde das schade, es war für mich immer ein guter Weg, neues zu sehen, lernen und auszuprobieren. Und besser als auf jedem Video, weil man halt fühlen konnte.

Ich sage:
20-08-2019, 08:53
Was mir selbst auffällt bzw durch kommt, wenn ich mich mit meinen Mitstreitern unterhalte, dann wird die Qualität der Seminare auch nicht wirklich besser. Als Bluebelt/Purplebelt war ich auf wirklich vielen Seminaren und von 100 haben mir vielleicht 5 wirklich was gebracht. Häufig wurden dann irgendwelche Techniken gezeigt, die im echten Sparring niemals klappen. Die haben eben einen Showfaktor und ich verstehe das auch. Als Seminarleiter ist man wohl irgendwie auch Entertainer. Aber ich sehe nicht mehr ein, für etwas zu bezahlen, was nichts nützt. Fotos mit Legende X/Y brauche ich auch nicht.
Besonders üble Erinnerungen habe ich an einen weltbekannten Blackbelt, der vorher bei Firas Zahabi war, dort mit dem ein absolutes Killer Video gemacht hat (gibt sogar mehrere, alle sehr gut) und dann bei uns in Berlin irgendwas gezeigt hat, was so aussah, als hätten wir in Deutschland noch nie BJJ gesehen und meiner Meinung nach nicht mal alle Details hergegeben hat.
Außerdem und ich sage das seit Jahren, haben manche Leute keine Ahnung, wie man etwas unterrichtet. Also Didaktik. Manche schreiben sich das sogar auf die Fahne, Leute schreiben dann etwas von "gut strukturiert" aber alles in allem funktioniert es dann kooperativ aber sonst nicht. Weil die Technik/Erfahrung eben nicht aus dem Sparring kommt.

jkdberlin
20-08-2019, 09:05
Ja, das denke ich auch, es gibt viel mehr Seminare, da kommen natürlich auch viele rüber, deren Unterricht nicht zu den Lernmethoden der Teilnehmer passt.

oxox
20-08-2019, 09:22
Irgendwo macht das doch den Reiz von Seminaren aus, theoretisch. Andere Perspektiven und Herangehensweisen sehen, mal aus der eigenen Filterblase kommen und so weiter. Vielleicht auch mal sehen was für einen persönlich nicht funktioniert. In der Hinsicht fand ich das Konzept vom Nikolaus-Budo-Lehrgang super, wo ziemlich unterschiedliche Richtungen gemeinsam vertreten waren.

Wie ist es eigentlich mit Open-Mat-Veranstaltungen, wird das gut besucht?

Lugasch
20-08-2019, 09:35
Gibt es neben dem Video-Angebot vielleicht auch mehr Seminare? Wenn man ein gutes Seminar vor der Haustür bekommen kann, verzichtet man auch eher auf ein super Seminar in der Hauptstadt - so verteilt sich das mehr in der Fläche.
Und die Videotutorials haben den Vorteil, dass man sich die Details immer wieder angucken kann, um dagegen anzukommen müsste der Seminargeber schon einen gewissen Bekanntheitsgrad haben

Bärchen
20-08-2019, 09:47
Könnte m.E. auch an dem Preisniveau entsprechender Seminar liegen.
Gerade Tagesveranstaltungen hauen mitunter ganz schön rein preislich.
Das Letzte Seminar, das ich eigentlich besuchen wollte, wäre bei 40€ für 2 Stunden gewesen.
Das war mir dann auch zu happig.

Lubo ILC
20-08-2019, 12:29
Was wären denn eurer Meinung nach angemessene Preise für Seminare?

Kannix
20-08-2019, 12:47
Könnte m.E. auch an dem Preisniveau entsprechender Seminar liegen.
Gerade Tagesveranstaltungen hauen mitunter ganz schön rein preislich.
Das Letzte Seminar, das ich eigentlich besuchen wollte, wäre bei 40€ für 2 Stunden gewesen.
Das war mir dann auch zu happig.

Kommt drauf an wie viele Teilnehmer. Für 40€ kriegste nen Personaltrainer noch nichtmal für eine Dreiviertelstunde.
Ein Brasilianer muss ja auch irgendwie herkommen und untergebracht werden.

Bärchen
20-08-2019, 13:00
Da habe ich volles Verständnis dafür. Wenn wir Referenten aus UK da haben, müssen deren Kosten auch irgendwie ansatzweise gedeckt werden.
Aber möglicherweise hat das was mit Relationen zu tun. Für ein 2-tages Seminar (jeweils 6-7h Training) werden bei uns - unabhängig von TN-Zahlen - 40€ verlangt. Mag sein, dass meine Irritation daher rührt.
Und wie bereits angesprochen wurde im Thread: wenn ich die Möglichkeit habe, in einem regulären Training unter einem BB zu trainieren, erschließen sich mir persönlich manche Seminare da von der Effizienz her nicht.
Wie gesagt: das mag eine mögliche Erklärung von vielen sein. Wir bekommen unsere Seminare auch schon lange nicht mehr voll. Sicher mag auch ein "Überangebot" oder eine generell bessere Verfügbarkeit an KK/KS ebenfalls dazu beitragen.

Antikörper
20-08-2019, 13:01
Ich würde das sogar nicht nur aufs Grappling beschränken, gefühlt nehmen immer weniger Leute Seminar-Angebote wahr.

Björn Friedrich
20-08-2019, 13:10
Also ich würde sagen das Seminar Niveau, gerade was junge Brasilianische Wettkämpfer betrifft ist oft grottenschlecht.....Ich kann mich noch gut an ein Seminar erinnern: 30 Minuten irgendwelche Warum Up Übungen, Jumping Jacks, etc. Danach unzusammenhängende Techniken im Stand und am Boden ohne große Details.

Danach 45 Minuten irgendwelche Konditions-Sparringsdrills

und zum Schluß rollen. War zwar mit 30 oder 40 Euro recht billig, aber defintiv auch nicht mehr wert. Wirklich gute Lehrer, die ihr Geld wert sind gibt es auch nicht wie Sand am mehr und die haben halt ihren Preis.

Aber da nicht jeder so ein Unterrichtsniveau zu schätzen weiß und hier oft die "Geiz ist geil" Mentalität herrscht, werden gute Leute nicht so wertgeschätzt wie es sein sollte.

Pyriander
20-08-2019, 13:15
Ich finde, wenn man pro Stunde mit einem ordentlichen Trainer in einer sinnvollen Gruppengröße ungefähr so wenig bezahlt, wie für eine Stunde Kino, ist das eigentlich wirklich günstig.

Ganz zu schweigen von einem sehr guten Trainer in einer kleinen Gruppe (<16).

oxox
20-08-2019, 13:32
Aber da nicht jeder so ein Unterrichtsniveau zu schätzen weiß und hier oft die "Geiz ist geil" Mentalität herrscht, werden gute Leute nicht so wertgeschätzt wie es sein sollte.

Manche Leuten könnten sich es nicht anders leisten, da wird man zwangsläufig geizig. Ich würde auch gerne bei Rickson, Vasiliev, und Co. Privatunterricht machen und wüsste das auch zu schätzen, aber das ist preislich nicht drinnen. Oder wenigstens nicht jedes Wochenende. Irgendwann ist der Markt übersättigt und die Kaufkraft abgeschöpft.

Bedeutet nicht, dass die 40 Euro für sich alleine der Weltuntergang wären, aber es sind halt 40 hier, 40 da, und dann summiert sich das.

marq
20-08-2019, 13:40
von seminaren nimmt man einfach zu wenig mit, wenn man nur teilnimmt. zu einem guten seminar gehört die schriftliche zusammenfassung des themenkomplex incl der gezeigten techniken und evtl bereits aufgezeichnetes oder live video material, das für jeden teilnehmer dannach abrufbar ist. daran fehlt es oft.

ansonsten ist ein seminar ein funfactor, der trotz günstiger preise für einen jeden kostenspieliger als früher ist. das heute tatsächlich verfügung stehende geld ist durchschnittlich ist gesunken. der normale lifestyle ist kostspieliger geworden und auch die täglichen bedürfnisse wie miete, strom, mobilität und essen sind werden immer teuerer, ohne dass es reallohntechnischausgeglichen wird.

VincentPrice
20-08-2019, 13:49
Wie Björn schon ganz richtig sagt is Seminar nicht gleich Seminar. "brasilianischer Schwarzgurt" ist für mich eigentlich kein Qualitätsversprechen mehr. Das ist in etwa wie "französischer Rotwein". Frankreich hat eine große Weinkultur und es gibt französische Weine die zu den besten der Welt gehören, aber die konkrete Flasche (no pun intended:D) die man in die Hand bekommt kann deswegen trotzdem eine rechte Plörre sein.

Ein guter Sportler ist nicht gleich ein guter Lehrer und ein Seminar bei einem schlechten Referenten hat kaum Mehrwert. Mit der Einstellung tut man sicher nicht wenigen Referenten Unrecht, aber das Risiko gehe ich ehrlich gesagt ein. Ich fahre inzwischen nur noch auf Seminare wenn ich den Referenten kenne bzw. von der Person als Lehrer wirklich was halte.

Little Green Dragon
20-08-2019, 13:55
Ist irgendwie eine Kombination aus allen hier genannten Punkten.

Persönlich finde ich auch, dass Seminare entweder oft zu speziell sind bzw. da Sachen gezeigt werden die man dann nur schwer oder gar nicht ohne weitere Anleitung ins reguläre Training mit rüber nehmen kann oder es ist das genaue Gegenteil und es ist zu beliebig - nur das dann halt ein BB oder "großer" Name das Seminar leitet. Ich habe da bspw. viel mehr mitgenommen, wenn mal jemand anderes bei uns ganz normal das Training geleitet hat. Da stand dann zwar nur eine einzig Technik (neben dem normalen "Rahmenprogramm") auf dem Plan, aber die dafür halt umso intensiver. Nur mit einer Seminar-Ausschreibung "Heute nur Triangle aus der Guard…" wird man dann auch nicht unbedingt die große Masse ziehen können...

sivispacemparabellum
20-08-2019, 14:00
Beim letzten Seminar waren bei uns 50+ Leute. Schlecht besucht? Ab wieviel Personen würdet ihr da die Grenze ziehen? Weniger Leute heißt auch für mich als Besucher-besserer Kontakt zum Trainer. Ich denke es wird hier so laufen wie in Polen oder UK. Der Run ist vorbei. Gute didaktische Trainer, die sich ihre Crowd gebaut haben, werden weiter machen. Einzelne Szenestars müssen heute schon einen Hype um sich und ihre Techniken bauen. Nur mal irgendwo auf dem Treppchen gestanden zu haben reicht nicht mehr.
Wenn ich die Aussagen von ichsage nehme, weist mich das nur auf Qualität hin. Früher überall hingerannt-heute sorgfältig auswählen. Videos, Reisen und Seminare sind eine tolle Ergänzung zum eigenen Team. Und da laufen auch immer mehr Blackbelts rum....

Eskrima-Düsseldorf
20-08-2019, 17:00
Interessant, bei uns schiebt man schwindende Teilnehmerzahlen gerne aufs BJJ ;)

Gesendet von meinem moto g(6) play mit Tapatalk

SKA-Student
20-08-2019, 18:48
Ich denke der Hauptgrund ist die größere Verbreitung.

Vor 10 Jahren musste man doch wahrscheinlich in Deutschland öfters mal auf ein Seminar fahren, um überhaupt mal
einen BJJ BB zu erleben.

Vor 10 Jahren in meiner neuen Heimat (ca. 200k Einwohner): 0 BJJ BB, heute 2
Vor 3 Jahren in meiner alten Heimat (ca. 100k Einwohner): 0 BJJ BB, heute 1

Man muss weder für Graduierungen noch für Wissenserwerb (Videos) durch die Gegend fahren und extra zahlen.

Meine persönliche Erfahrung:
Mir bringen Seminare so gut wie nichts.
Ausnahme: man fährt mit mehreren Leuten hin, lernt tatsächlich was neues, und wiederholt das dann regelmäßig mit den anderen.
Ist mir leider erst einmal so gegangen.

krasser Typ
20-08-2019, 19:06
Ein Grund wird auch sicher sein, dass man sich damals als einziger Mensch der Welt gefühlt hat der das trainiert und ein Seminar etwas besonderes war, weil man auf andere Bekloppte getroffen ist und "geheime" neue Sachen gelernt hat. Auch wenn man nicht große Freundschaften geschlossen hat, hat man doch irgendwie gedacht man trifft auf seltene Gleichgesinnte. Heute mit der Verbreitung ist es irgendwie nichts Besonderes mehr, man weiß vorher wie es abläuft und besonders selten sind andere Gleichgesinnte auch nicht. Und durch Internet kann man sich selbst auch etwas organisieren.

jkdberlin
21-08-2019, 06:50
ich verstehe ehrlich nicht, wie man von einem Seminar "nix" mitnehmen kann. Ich habe in meinem Kampfkunstleben gefühlte 1.000 Seminare besucht (es waren aber bestimmt 300 - 500). Ich habe immer was mitgenommen. Manchmal (selten) war es halt die Erkenntnis, wie ich nicht unterrichtet werden möchte oder dass der eine oder andere wirklich kein guter Lehrer ist (siehe das Beispiel von "IchSage", ich kann mir nicht mal die Videos von dem Trainer mehr angucken).
Aber 90% der Seminare waren immer eine Horizonterweiterung. Neue Trainings- und Lehrmethoden, neue Techniken, neue Dinge fürs Game oder Anstösse dazu, bestimmte Dinge besser zu verteidigen.

VincentPrice
21-08-2019, 07:35
Ich habe immer was mitgenommen. Manchmal (selten) war es halt die Erkenntnis, wie ich nicht unterrichtet werden möchte oder dass der eine oder andere wirklich kein guter Lehrer ist [...]
Aber 90% der Seminare waren immer eine Horizonterweiterung.

War das dann auch immer den Besuch wert? Ich gebe Dir schon recht, dass man nicht wirklich gar nichts mitnimmt. Aber wenn ich 2h irgendwohin fahre nur um dann festzustellen, dass Techniken oder Lehrer nichts taugen, bzw. nichts für mich sind, dann war die Zeit und das Geld einfach nicht gut angelegt. Stichwort Opportunitätskosten. Also was hätte ich mit vergleichbarem Aufwand an Zeit und Geld woanders erreicht. Hätte ich meinen Horizont nicht evtl besser im heimischen Training (zb mit Videos), auf einem Wettkampf oder einer Open Mat erweitert.

Wie schon mehrfach angeklungen ist hier im Thread, ein Seminar hat nicht mehr automatisch ein Alleinstellungsmerkmal. Das Seminar bzw der Referent muss schon (gefühlt) etwas bieten, dass nicht mit weniger Geld bzw Aufwand ähnlich gut zu bewerkstelligen ist.

jkdberlin
21-08-2019, 07:56
"Gefühlt" ist genau das Thema! 2 Stunden Fahrt? Da fahre ich manchmal im Urlaub länger um zum Training zu kommen :)
Aber ja, es geht mir um das Fühlen, das "Begreifen". Das ist etwas, was Videos oder das Internet oder jede andere theoretische Beschäftigung nicht geben können, die Haptik. Viele Sachen erklären sich mir erst, wenn ich sie fühle, richtig fühle. Das ganze Gedöns um "invisible JJ" ist nichts anderes. Manche Dinge, viele wichtige Dinge, muss man fühlen. Die kann man sich nicht erlesen oder im Video ansehen. Die Details sind manchmal so klein, der Druck der ausgeübt wird so versteckt, dass man das einfach selber an seinem Körper erleben muss. Und ich habe vieles davon mitgenommen. Sogar von didaktisch schlechten Lehrern. Die waren aber Kampf-erfahren und konnten den Druck an mir demonstrieren. Leider vermisse ich genau das Heute in vielen Gruppen. Da ist ganz wichtiges auf der Strecke geblieben. Da entsteht eine Lücke, die zum Beispiel durch Kraft oder Explosivität gefüllt wird. Das verändert aber die komplette Struktur, macht sie vielleicht nicht mehr wirklich nutzbar. Das "Hands on" durch einen erfahrenden Lehrer oder Kämpfer kann das nicht ersetzen.

1.2.3
21-08-2019, 09:12
Meiner Meinung nach nimmt man immer was von Seminaren mit, unabhängig von der Teilnehmerzahl.
Allerdings habe ich persönlich mehr davon, wenn wir in der Kleingruppe ein ganzes Wochenende zu Blackbelts fahren/fliegen bzw. sie kommen zu uns, und wir bezahlen pro Teilnehmer/in dann natürlich mehr, als das 50 Leute von einem Lehrer gecoacht werden und wir zahlen dann pro Nase weniger. Darüber hinaus können wir die zuvor trainierten Inhalte filmen und intensiver die Contents behandeln um Fehler zu korrigieren. Uns/mir ist es das absolut wert.

VincentPrice
21-08-2019, 10:49
Das "Hands on" durch einen erfahrenden Lehrer oder Kämpfer kann das nicht ersetzen.

Das habe ich doch auch nie behauptet. Das ist außerdem auch kein Argument auf ein (schlechtes) Seminar zu fahren, statt normal zu trainieren oder eine Open Mat zu besuchen.

sivispacemparabellum
21-08-2019, 12:14
Das habe ich doch auch nie behauptet. Das ist außerdem auch kein Argument auf ein (schlechtes) Seminar zu fahren, statt normal zu trainieren oder eine Open Mat zu besuchen.

Ein Sparring ist kein Seminar. Technik lernen von jemand, selbst wenn du sie nie benutzen wirst ist etwas anderes. Und das hilft trotzdem. Denn was du kennst, wird dich nicht überraschen im Kampf. Ich sehe es wie Frank, im schlechtesten Fall gelernt: das ist nix für mich. Also was gelernt.

jkdberlin
21-08-2019, 12:16
Das habe ich doch auch nie behauptet. Das ist außerdem auch kein Argument auf ein (schlechtes) Seminar zu fahren, statt normal zu trainieren oder eine Open Mat zu besuchen.

Ob ein Seminar gut oder schlecht ist erfährt man meistens erst dabei. Wobei bei mir die Anzahl der guten Seminare eindeutig die der schlechten überwiegt.

VincentPrice
21-08-2019, 12:32
Ein Sparring ist kein Seminar. Technik lernen von jemand, selbst wenn du sie nie benutzen wirst ist etwas anderes.

Auch das habe ich nicht behauptet. Weiter oben ging es darum, dass ein Seminar eine gute Möglichkeit sein kann seinen Horizont zu erweitern. Das stimmt zwar, aber eben nicht nur für ein Seminar.



Ich sehe es wie Frank, im schlechtesten Fall gelernt: das ist nix für mich. Also was gelernt.

Wie ich weiter oben ebenfalls schon geschrieben hatte, die Latte ist nicht so tief, dass es reicht besser als gar nichts zu sein.
Natürlich wird es ein Seminar immer schaffen besser fürs eigene Können zu sein als auf der Couch zu liegen. Das reicht aber eben nicht um Kosten und Aufwand eines Seminars zu rechtfertigen. Statt auf ein schlechtes Seminar zu gehen sind Zeit und Geld besser investiert mit den schon mehrfach angesprochenen Alternativen.


Ob ein Seminar gut oder schlecht ist erfährt man meistens erst dabei. Wobei bei mir die Anzahl der guten Seminare eindeutig die der schlechten überwiegt.

Wir drehen uns im Kreis. Du hast wissen wollen woran es unserer Meinung nach liegt, dass Seminare offenbar merklich weniger gut besucht sind. Viele andere und ich haben dazu Erfahrungen und Vermutungen geäußert und ich hatte dazu meine Einstellung erklärt mit dem Hinweis mir darüber im Klaren zu sein vielen Seminaren bzw. Referenten damit Unrecht zu tun.

Das mag zb auch einfach eine Frage des persönlichen Lerntyps sein, nach meiner Erfahrung überwiegen bei isolierten 1-2 Tages Seminaren nicht unbedingt diejenigen die ich als gut einstufen würde.

marq
21-08-2019, 13:05
es ist wirklich ein schwaches argument für seminarteilnahmen, es lernprozess zu nennen, wenn es schlecht oder nichts für mich ist.

jeder hat auswahlkriterien im vorfeld und man will immer gute dinge auswählen. heutezutage hat man einfach bessere möglichkeiten, sich im vorfeld zu informieren, und vermeidet dadurch diese art von lernprozess.

OliverT
21-08-2019, 20:16
Mir geht es so, dass ich die Techniken die ich auf Seminaren lerne meist eh vergesse. Jedenfalls wenn es keine 0815 Techniken waren. Aber ich hatte bisher eigentlich auf jedem Seminar, dass ich kleine Details mitgenommen habe, die mich ordentlich weitergebracht haben. Daher gehe ich auch relativ häufig auf Seminare. Wobei ich nicht allzuweit dafür fahre. Für mehr als 100km - 150km muss es schon was besonderes sein.

jkdberlin
22-08-2019, 12:18
es ist wirklich ein schwaches argument für seminarteilnahmen, es lernprozess zu nennen, wenn es schlecht oder nichts für mich ist.

jeder hat auswahlkriterien im vorfeld und man will immer gute dinge auswählen. heutezutage hat man einfach bessere möglichkeiten, sich im vorfeld zu informieren, und vermeidet dadurch diese art von lernprozess.

Das eine schliesst das andere ja nicht aus. Natürlich sollte man sich heute vorher informieren, ob das was für einen sein kann. Mache ich auch.

marq
22-08-2019, 14:39
scheinbar bist du aber eher bereit, mehr geld und zeit für seminare auszugeben als andere, wo der nutzen nicht 100 % ist.
außerdem bist du als trainer mit anspruch auch angehalten, dich weiterzubilden.

man hört auch immer wieder , wenn unser trainer auf das seminar fährt, lernen wir das gute und neue sowieso im nachgang. wozu dann selbst hinfahren und soviel geld zahlen....

Björn Friedrich
22-08-2019, 16:55
Ich würde das Problem gar nicht so sehr an den Inhalten festmachen. Nehmen wir z.B. Vladimir Vasiliev. Systema Meister, unzählige Videos produziert, fast alles was er auf Seminaren zeigt, hat er auch schonauf Video gezeigt.....

ABER 150-200 Leute pro Seminar, immer voll, egal in welchem Land, natürlich auch Deutschland.

Ich glaube er verkörpert mehr als nur Technik, er gibt den Leuten ein gutes Gefühl, hat ne Story, sorgt dafür das die Leute rausgehen und sich besser fühlen und trotzdem bleibt er dabei authentisch.

Das gleiche ist bei Ryron und Rener Gracie der Fall. Das Deutschlandseminar war auch voll und die Gracies verkaufen einfach eine Geschichte, DK Yoo macht das Gleiche und ist extrem erfoglreich

Im BJJ ist es oft einfach "nur" der Sport BJJ, da ist keine Geschichte, keine "Hoffnung" dahinter, einfach nur ein Sport in dem man besser werden kann und das motiviert nur ganz wenige Menschen und natürlich zahlen dafür auch nur ganz wenige Menschen.

Im Grunde ist es ja egal, das einzige was Schade ist, ist das viele gute Lehrer nicht nach Deutschland kommen, weil sie eben nicht bezahlbar sind.