Vollständige Version anzeigen : RE: Cinco Teros, eine der Quellen innerhalb der FMA ???
Spud Bencer
31-10-2019, 20:03
Vor Jahren gab es mal einen Thread, in dem diskutiert wurde, inwiefern die europäischen Kampfkünste die FMA beeinflusst haben, oder ob FMA teilweise sogar auf europäischen Kampfkünsten basieren. Ein Gegenargument war, dass die HEMA zu dieser Zeit ja stossbasiert gewesen sein und deswegen wenig mit dem Hiebfechten auf den Philippinen zu tun haben könnten.
Nun, ich bin da letztens über einen interessanten Artikel gestolpert, der hier Licht ins Dunkel bringen könnte:
https://hroarr.com/article/hack-slash-in-the-age-of-reason-italian-rapier-against-multiple-opponents/
Hier wird dargestellt, dass auch zu "Stosszeiten" das Fechten für Militär und Selbstverteidigung auf Hieben basierte.
Da einige Stile der FMA, wenn, dann von italienisch-spanischen Soldaten beeinflusst wurden und eher weniger vom Schul-Stossfechten der Oberschicht, ist die Hieblastigkeit der philippinischen Systeme somit erklärt, denn die Europäer haben damals auch gehauen und weniger gestochen. Systeme wie das, das Cassini kurz anschneidet, wirken sogar sehr stark wie Cinco Teros u.ä. "Simpelstile".
Tatsächlich ist das auch für HEMA-Leute interessant, denn hier haben wir also scheinbar tatsächlich einen Abkömmling der europäischen Hiebfechtkunst vor Säbel usw., so dass wir sehen können, wie Dussack-, Falchion-, Messerfechten usw. vielleicht ausgesehen haben könnten. Dass Dussack und FMA ähnlich sind wird ja in Kampfkunstkreisen schon seit Jahren gemunkelt.
Ich kenn mich in beidem zu wenig aus, aber aus meiner Sicht bzw. mit meinem historischen Wissenstand.
Wenn man auf die Kopfjäger-Kulturen in SOA schaut (Iban, Dayak, Igurot etc.) dann machen Hiebe einfach praktisch Sinn.. mit einem (Winkel 1 wenn du so willst) Hieb auf den Hals/Schlüsselbein trennt man den Kopf am effektivsten ab und schont die Klinge..
Ich find es immer sehr problematisch wenn man den Völkern nur eigene Sachen ab der Kolonialzeit zuspricht. Die haben sich davor schon die Köpfe eingeschlagen und haben es auch danach getan. Es mag sein das "formalisierte" Systeme durch die Europäer kamen bzw. die durch die Schriftlichkeit überdauert haben. Zudem gibts ja auch findige System-Begründer in den FMA die sich ja auch was abgeschaut werden können. Aber gerade bei Hieb-Angriffen möchte ich dem indigenen Hintergrund dann doch ein wenig mehr Bedeutung zumessen.
VG,
Phelan
Spud Bencer
31-10-2019, 22:13
Ich kenn mich in beidem zu wenig aus, aber aus meiner Sicht bzw. mit meinem historischen Wissenstand.
Wenn man auf die Kopfjäger-Kulturen in SOA schaut (Iban, Dayak, Igurot etc.) dann machen Hiebe einfach praktisch Sinn.. mit einem (Winkel 1 wenn du so willst) Hieb auf den Hals/Schlüsselbein trennt man den Kopf am effektivsten ab und schont die Klinge..
Ich find es immer sehr problematisch wenn man den Völkern nur eigene Sachen ab der Kolonialzeit zuspricht. Die haben sich davor schon die Köpfe eingeschlagen und haben es auch danach getan. Es mag sein das "formalisierte" Systeme durch die Europäer kamen bzw. die durch die Schriftlichkeit überdauert haben. Zudem gibts ja auch findige System-Begründer in den FMA die sich ja auch was abgeschaut werden können. Aber gerade bei Hieb-Angriffen möchte ich dem indigenen Hintergrund dann doch ein wenig mehr Bedeutung zumessen.
VG,
Phelan
Die FMA haben meines Erachtens in ihrer Gesamtheit mindestens 3 Quellen: Europäisches Fechten, moslemisches Fechten und indigenes Fechten. Gibt ja auch genügend Stile. In diesem Faden geht es um Stile wie Cinco Teros, die vom europäischen Fechten zumindest beeinflusst wurden.
Wobei die Frage ist, inwiefern Stammeskulturen überhaupt kodifizierte Kampfstile zusammenkriegen. Viele Beispiel gibt's da nicht, mir fallen nur die Polynesier ein.
amasbaal
31-10-2019, 23:05
ist doch ein alter hut.
was das wohl war, was im 16.Jh. auf den visayas in den eigens eingerichteten "wehrdörfern" als gegenmaßnahme gegen die ständigen raids der "moro-piraten" v.a. von den jesuiten (die meisten waren da Italiener) im auftrag des spanischen gouverneurs unterrichtet wurde? die indigenen "systeme" hatten kein "fechten". die krieger der dortigen bevölkerung stammten von einwanderern aus borneo (und z.t. von sulawesi) ab - zb. der großvater von lapulapu. selbst bei denen waren klingenwaffen eher die ausnahme. metall war vor den spaniern und in der frühen zeit der kolonisation nahezu unerschwinglich. deshalb am meisten verbreitet: speere, pfeil/bogen und gehärtetes und sinnvoll geformtes holz - selbst bei den nicht zu den wenigen "ureinwohnern" gehörenden. was da an einflüssen - von der logik her - bleibt, ist also v.a. europäisches und (wenn man meint, fma hätte auch wurzeln vor der kolonisierung) malaiisches.
im übrigen mag es ja sein, dass "fechten" in europa eher "stoßend" war, das "kriegsfechten" ist aber ein anderes ding.
schau dir mal das an:
https://www.youtube.com/watch?v=U9Cz8N1sarg
habe leider keinen anderen auszug aus der genialen vergleichs-dvd (san miguel erkrima vs pekiti tirsia) gefunden, wo es mehr um san miguel geht. der unterschied: waffenart/waffenlänge, was zu unterschiedlichen bevorzugten und zt. auch zwangsläufigen distanzen führt, was sich natürlich dann auf die handhabung auswirkt. im san miguel (auf dieser vergleichs dvd jedenfalls) wurde deutlich mehr "gestoßen" mit dem rapier bzw. dem eher dünneren und längeren stock und dem eher längeren messer, im pekiti mehr gehackt und geschwungen mit machete und kurzem messer. die dorfbevölkerung konnte sich keine rapiers o.ä. leisten. was übt man dann mit denen? eben: das, was mit einfachen, billigen macheten-artigen klingen und gehärtetem holz funktioniert.
bekannte fmaler des 19.jh. (zumindest ist das so in meiner erinnerung) waren oft auch "reguläre" fechter (european style)... schade, dass das jetzt schon über 20 jahre her ist, als ich mich damit intensiv beschäftigt hatte. kann leider auf anhieb keine quelle oder namen nennen... läßt sich aber herausfinden, wenn man einiges an zeit investiert und recherchiert.
dazu kommt noch: fma, wie man sie heute kennt, ist keine uralte kk, sondern etwas eher "modernes".
Eskrima-Düsseldorf
31-10-2019, 23:42
Ja, aber Kali ist doch mit'm Messer, oder?https://uploads.tapatalk-cdn.com/20191031/feda0f4fa8a98592305c453149e410f1.jpg
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amasbaal
01-11-2019, 00:04
ich will das nicht bestätigen, sonst taucht da noch ein gewisser gummimesser-spezialist auf... ;)
Eskrima-Düsseldorf
01-11-2019, 14:07
ich will das nicht bestätigen, sonst taucht da noch ein gewisser gummimesser-spezialist auf... ;)[emoji3]
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