Vollständige Version anzeigen : Bewegungsqualtität
Was bedeutet der Begriff für euch? Wann bewegt sich jemand gut, wann schlecht, wie kann man lernen sich besser zu bewegen, etc.
Ich würde sagen, gut ist eine Bewegung, wenn sie möglichst effizient ist, d.h., wenn möglichst viel der reingesteckten Energie dahin geht, wo sie hin soll. Das heißt einerseits, dass keine Gliedmaßen "mitschlackern", die in der Bewegung eigentlich nichts verloren haben bzw. nichts zum Erfolg beitragen, andererseits aber auch, dass nur die Muskeln angespannt sind, die nötig sind. Aber natürlich auch, dass alle die Muskeln und Gelenke in der richtigen zeitlichen Abfolge aktiviert werden, die etwas zur Bewegung beitragen können und sollen. Das ist natürlich eine sehr allgemeine Beschreibung, die so auf alles mögliche zutrifft, nicht nur auf Kampfkunst/Kampfsport.
Meine erste und auch nach etwas Nachdenken beste Assoziation zum Begriff "Bewegungsqualität" ist Rick Hotton.
Die Art und Weise, wie aus vollkommener Entspannung heraus mit scheinbar minimaler Mühe einen Effet erzeugt, den ich persönlich mit keinem meiner Körperteile je abfangen wollte, fasziniert mich jedesmal wieder.
https://youtu.be/UnQmjPMz8zo
"Nutz doch einfach die Schwerkraft!"
Jo.
Wer sich daran probiert, weiß, wie schwer es ist, sich auf die nötigen Bewegungen und Muskelanspannungen - und nur auf die! - zu beschränken.
Sieht auf jeden Fall spannend aus. Der Mann wirkt irgendwie explosiver als ich ihm auf den ersten Blick zugetraut hätte.
Ich glaube es kommt auch so ein bisschen drauf an wie dein Gegenüber reagiert. Von wegen jemand bewegt sich so, dass du meinst du wärst sicher und dann kriegst du unvorbereitet ein Hammer ab. Der muss vielleicht nicht mal so kräftig im konventionellen Sinne sein, aber du rechnest nicht damit.
Bewegungsqualität:
- Die Abwesenheit unnötiger Bewegungen
- Die Abwesenheit unnötiger Kraftanstrengungen
- Die "optimale" Nutzung biomechanischer und physikaliser (z.B. Waffe) zur Erfüllung einer Bewegungsaufgabe
Plus:
- hervorragende Reflexe
- hervorragende Improvisation
- hervorragende Antizipation
- extrem gute Balance und Raumgefühl
Wie schon angemerkt, ist ein Zusammenspiel aller beteiligten Muskelgruppen und Gliedmaßen elementar. Das funktioniert nur dann, wenn eine Bewegung fließen kann, also kein Bruch zwischen Beginn und Ende einer Ausführung auftritt. Hierauf lege ich im Training sehr schnell großen Wert. Es ist richtig, dass man komplexere Abläufe in einzelne sinnvolle Bereiche unterteilen muss. Das ist wichtig, um Bewegungen korrekt auszurichten. Wenn ich z.B. eine unsaubere Fausthaltung habe, wird es natürlich schnell sinnfrei, ganze Abfolgen zu trainieren. Wenn ich im Hohlkreuz ende, kann ich nicht werfen. Etc. pp.. Das ist Techniktraining.
Bewegungsqualität bezeichnet letzten Endes dann die Kombination mehrerer Techniken für einen sinnvollen Ablauf. Das fängt schon bei einem passenden Eingang oder der korrekten Distanz an. Mir ist es lieber, das Tempo und die Kraftaufwendung dosiert zu wählen, dafür aber korrekt und im Fluss zu bleiben, als mitten in einer Ausführung diese so oft zu sehenden kurzen Stopps einzubauen. Dann sind wir nämlich wieder bei dem Hau-Ruck-Prinzip angelangt.
Alles weitere würde jetzt zu weit führen, da ich auf einzelne Techniken eingehen müsste. Reden wir von Schlägen? Tritten? Würfen? Hebeln? Fallschule? Das führt zu weit. Wichtig ist, dass im gesamten Bewegungsablauf die Kontrolle erhalten bleibt, dass man weiß, wo die Bewegung endet und welchen Sinn sie erfüllt. Dann kommt die Qualität mit der Zeit von ganz alleine.
Plus:
- hervorragende Reflexe
- hervorragende Improvisation
- hervorragende Antizipation
- extrem gute Balance und Raumgefühl
Beim letzten Punkt gebe ich dir recht, das macht einen Teil der Bewegungsqualität aus. Die anderen drei Punkte würde ich eher getrennt sehen, als Fähigkeiten, die neben der Bewegungsqualität selbst eben in einem Kampf von enormer Wichtigkeit sind. Bewegungsqualität allein bringt einen da ja erstmal nicht unbedingt weiter. Es gibt durchaus Kämpfer, die bewegen sich mit der Eleganz von Petz dem Bären, sind aber trotzdem enorm gute Kämpfer, z.B. weil sie gute Reflexe haben oder eben gut darin sind, vorrauszusehen, was der Gegener als nächstes tut.
Wenn ich "Bewegungsqualität" höre, dann denke ich eher an Formenläufe (Kata etc.). Also an die Fähigkeit, eine Bewegung perfekt (oder annähernd perfekt) auszuführen, ohne dabei gestört zu werden.
Diese Anteile sind sogar elementar, weil sie eben die Bewegung steuern. Wenn Reflexe nicht einsetzen ist man zu langsam, wenn die nicht genau sind, wird die Bewegung unrund. Es geht nicht darum dass man eine Bewegung "trocken" "schön" machen kann, sondern dass die wenn sie natürlich kommt - sprich in dem Moment wo mir jemand in die Fresse plästert - so schön ist. Bei mir ging das, vor 20 Jahren.
Improvisation auf intuitiver Basis ist nötig, damit man mitten in der Bewegung aufgrund anderer Situation (2. Mann schlägt mit der Zaunlatte von der Seite) ändert was man tut, sich duckt, instinktiv den Arm hebt, usw. Antizipation ist nötig, damit die "schönen" effektiven guten Bewegungen kommen bevor die Aktion vom Gegner anfängt, dann sind die extrem effektiv.
Extrem gute Balance und Raumgefühl ist nötig, damit diese Bewegungen auch in den Raum passen, und die eigene Struktur permanent und dynamisch perfekt ausbalanciert ist. Sonst kann man diese Bewegungen öfter nicht machen, diese wurzeln nämlich entweder in einem Kontaktpunkt, oder in der Masse.
Mal ein Beispiel abseits vom martialischen Kontext, minus der Reaktion auf äussere Einwirkung:
https://www.youtube.com/watch?v=jvQb2-6LmNM
Könnte man sagen die Wahrnehmungsqualität hat einen großen Einfluss auf die Bewegungsqualität?
Könnte man sagen die Wahrnehmungsqualität hat einen großen Einfluss auf die Bewegungsqualität?
Absolut!
maxderbruchpilot
21-11-2019, 14:10
Könnte man sagen die Wahrnehmungsqualität hat einen großen Einfluss auf die Bewegungsqualität?
Was ist eine WahrnemungsQUALITÄT?
Bewegungsqualität liegt wie vieles im Auge des Betrachters oder auf die Blickrichtung oder den eigenen persönlichen Zustand.
Für manchen ist es eine Bewegungsqualität, wenn er ohne Schmerzen aufs Klo gehen kann.
Je differenzierter ich mich wahrnehmen kann, desto fein abgestimmter kann ich mich bewegen, desto harmonischer bin ich, desto effizienter bin ich.
Klaus hat ja schon die „Ninja Warrior“ gebracht, schau dir mal die Finalisten in Dtld. dieses Jahr an.
Schau dir mal professionelle Tänzer an...
Oder gute Kletterer ;)
Da sieht man es als Laie mEn am besten ;)
Also wenn die eigene Wahrnehmung einen grossen Einfluss auf bewegungsqualität hat, dann sind wir verloren!
Dann läuft die ganze Bewegungs bzw. Motorik Geschichte gesamtgesellschaftlich gesehen nämlich rückwärts.
Gruss1789
Ich meinte das mit der Wahrnehmung eher im Sinne relevanter Faktoren, nicht unbedingt philosphisch introspektiv. Wenn eine Katze springt hat die einen Laserfokus, selbst wenn die was da passiert nicht unbedingt in Worte fassen kann. Vielleicht hilft ein spirituell "gehobenes" Bewusstein aber vielleicht ist das auch nur die Konzentration auf das Wesentliche minus Störelemente.
Manchmal kann man glaube ich auch zu viel wissen. Einer meiner Trainer war ein wunderbarer Techniker, der 1000 verschiedene Sachen konnte und wusste, aber manchmal hatte ich den Eindruck es würde ihn behindern. Also, dass er im Kopf bewusst seine Optionen durchgeht während ein Doofie wie ich halt einfach nur macht, weil es da bei mir nicht so viel Auswahl gibt.
Patches_OHulahan
21-11-2019, 19:33
Bis zu einem gewissen Grad kann ich allen Beiträgen hier zustimmen, aber irgendwie ist Bewegungsqualität doch etwas anderes, das noch am ehesten mit Effizienz und Natürichkeit in Einklang zu bringen ist
Ich finde das sehr schwer zu beschreiben, aber ich musste sofort an folgenden Vergleich denken:
Technische Ausführung ist bei beiden perfekt, Ballance und Wahrnehmung fürs Räumliche ebenfalls, der Unterschied ist ein anderer, eben schlicht die Qualität
https://www.youtube.com/watch?v=j8N_xzlczQI
https://www.youtube.com/watch?v=MmYBNY0Y_OU
Meine erste und auch nach etwas Nachdenken beste Assoziation zum Begriff "Bewegungsqualität" ist Rick Hotton.
Die Art und Weise, wie aus vollkommener Entspannung heraus mit scheinbar minimaler Mühe einen Effet erzeugt, den ich persönlich mit keinem meiner Körperteile je abfangen wollte, fasziniert mich jedesmal wieder.
https://youtu.be/UnQmjPMz8zo
"Nutz doch einfach die Schwerkraft!"
Jo.
Als ich das Video angeschaut hatte, habe ich gleich einen Aikido-Einfluss vermutet. Und tatsächlich: laut https://hombudojokarate.com/rick-hotton-5th-dan-open-course/ ist Rick Hotton ein langjähriger Schüler von Mitsugi Saotome, einem der wenigen noch lebenden Schüler von Morihei Ueshiba.
Was mich auf den Gedanken bringt zu fragen, ob denn eine im Sinne dieses Threads gute Bewegungsqualität notwendig und hilfreich ist für einen realen Kampf?
carstenm
21-11-2019, 22:38
Hast du's eventuell ohne Ton angeschaut?
Er erwähnt Saotome sensei ausdrücklich als seinen aikidô-Lehrer und zeigt etwas dazu.
Schattengewächs
21-11-2019, 22:43
Ich verstehe unter diesem Begriff , alles was über die minimalst Anforderung der Bewegung hinaus geht .
Und eben diese ist bestimmend , für jede Theorie eines Stiles ... Daher wenn man von Qualität spricht , impliziert diese schon , das ein Grundkonsens besteht zwischen nem Anfänger welcher Bewegung kann und nem weiter Erfahrenem in diesem Bewegen .
Natürlich , wenn man die Wahl hätte zwischen nem feinsten Messer und ner angekokelten Zahnbürste , würde man das qualitativ bessere wählen ... wenn man aber eben. nicht die Wahl hätte und nur das minderwertige Produkt zu Hand hätte ... Würde es im Prinzip auf die Nutzung jenes Gegenstandes , aufs selbe hinaus laufen .... weil es im Wesen in seiner "Absicht" liegt und weniger in seiner "Qualität" .
Ich persönlich würde die elementaren Voraussetzung für gute Bewegungsqualität (die von Klaus und Kanken angeführten Punkte) begrifflich von der Bewegungsqualität selbst unterscheiden. Ist aber nur meine persönliche Ansicht. Für mich ist das eine ein Eingangswert (X), das andere ein Ausgangswert/Ergebnis(Y) (im Sinne der klassischen Regelungstechnik ;-)).
Wer wirklich gute Bewegungsqualität außerhalb der KK sehen möchte sollte sich mal den Alexander Huber beim Free Solo an der Großen Zinne anschauen. Als gelegentlicher Kletterer kann ich sicher sagen, dass ein extreme gute "Balancegefühl" (von Klaus angeführte / Körperwahrnehmung) nötig ist um sich so flüssig und sicher im Fels zu bewegen.
Wie ThiS ja auch schon sagte sind Kletterer die besten Beispiele für gute Bewegungsqualität.
Bei „Ninja Warrior“, kletterten alle Finalteilnehmer und die beiden einzigen, die weit kamen, waren Kletterer.
Neben einer guten Körperwahrnehmung muss man mit dieser ja auch noch funktional arbeiten um eine gute Bewegungsqualität zu bekommen. Nur „gut Wahrnehmen“ hilft gar nix.
Wenn man nicht die gesamten! Muskelketten funktional trainiert kommt auch keine gute Bewegungsqualität heraus. Kletterer haben halt den Vorteil das sie die extrem wichtige „tiefe, frontale, Kette“ so gut wie immer mittrainieren und die von Anfang an gestärkt wird.
Das ist ja auch der Grund warum gute BJJ‘ler eine so gute Bewegungsqualität haben: Sie trainieren auch diese Kette extrem. Tänzer übrigens auch.
Das mit den Tänzern war auch einer meiner Gedanken, wobei ich kurz davor war zu fragen ob Ballett z.B. jemanden zu einem besseren Kämpfer machen könnte. Eddie Bravo meinte an anderer Stelle auch mal, dass er ein paar Breakdancer im Training hätte, die erstaunlich schnell sehr gut geworden wären.
Finde es spannend ob man durch andere Bewegungsschulen sinnvoll kontaminiert werden könnte, selbst wenn man das Meiste des äußeren Bewegungsrepertoirs gar nicht bewusst anwendet. Da fände ich Systema sehr interessant, auch wenn ich persönlich nicht unbedingt systemamäßig kämpfen würde (oder halt so wie man das allgemein hin vor Augen hat, wenn man von Systema spricht). Ansonsten finde ich den Rahmen im Sinne eines langsamen Improvisationstrainings theoretisch super um ein gewisses Körpergefühl zu enwickeln.
Im MMA hat Conor Mcgregor auch ein bisschen herum experimentiert, wobei man sich über den Erfolg vielleicht streiten könnte. Ob es viele MMAler gibt die nebenher klettern kann ich nicht sagen, aber würde mich nicht wundern.
Frag Dich mal was der gute Mann aus dem Video wohl alles im MMA oder BJJ erreichen könnte und wie lange er dafür wohl brauchen würde:
https://youtu.be/RoaKu6mKJ8w
Wenn ich noch mal jung wäre würde ich Bouldern und Parcours machen und dann mit 15/16 beim Kampfsport einsteigen.
Wobei ich auch die Frage spannend finde, ob die jetzt tolle Bewegungsketten haben, weil sie Kletterer oder Tänzer sind, oder ob sie eben Tänzer oder Kletterer geworden sind, weil sie eben ein gutes Bewegungstalent mitbringen.
Ich bin selber eine zeitlang sehr regelmäßig in der Halle geklettert, bin aber nie besonders gut geworden, weil ich halt von Natur aus eher eine Bewegungslegathenikerin bin und mein Körper auch nur sehr zögerlich Muskeln aufbaut. Irgendwann haben wir mal einen Bekannten mitgenommen, der noch nie geklettert war (der war allerdings Turniertänzer :) ). Und der ist nach einer kurzen Eingewöhnungszeit und nachdem er die ersten Berührungsängste überwunden hatte, spontan deutlich schwierigere Routen gegangen als ich. Und der ist dann auch ziemlich schnell zu einem absolut fanatischen und sehr guten Kletterer geworden und hat sich dann natürlich auch noch enorm weiter verbessert. Aber ein Ausgangstalent war halt von Anfang an da (und ich glaub auch nicht, dass das daher rührte, dass er vorher Tänzer war, sondern dass er vorher auch Tänzer geworden ist, weil er eben Talent dafür hatte.)
@Capella
Genetik und Epigenetik spielen natürlich auch bei „Bewegungsqualität“ eine Rolle, aber genau darum geht es ja auch hier, denn „Wahrnehmungsfähigkeit“ des Körpers findet im Gehirn statt und da werden schon sehr früh sehr viele Weichen gestellt, denn unsere „psychische Landschaft“ wird durch all unsere Erfahrungen geprägt, nicht nur durch körperliches Training, aber das würde hier jetzt dtl. zu weit führen.
@Capella
Genetik und Epigenetik spielen natürlich auch bei „Bewegungsqualität“ eine Rolle, aber genau darum geht es ja auch hier, denn „Wahrnehmungsfähigkeit“ des Körpers findet im Gehirn statt und da werden schon sehr früh sehr viele Weichen gestellt, denn unsere „psychische Landschaft“ wird durch all unsere Erfahrungen geprägt, nicht nur durch körperliches Training, aber das würde hier jetzt dtl. zu weit führen.
Klar spielt Veranlagung und Bewegungstraining in Kindheit und Jugend eine erhebliche Rolle allerdings denke ich, es ist nie zu spät und eine Verbesserung kann man immer erreichen (Training vorausgesetzt).
Nur als kurzer Einwurf bevor sich jemand auf seine "Veranlagung" bezieht und deprimiert aufgibt.
Liebe Grüsse
DatOlli
Was ist eigentlich mit einer leichten Neuverdrahtung im Sinne von regelmäßiger Meditation und vielleicht sogar mancher Drogen? Oder vielleicht nur durch das Erlernen einen neue Sprache, oder eines Musikinstruments? Kann das einen positiven Einfluss auf die Körperkoordination haben?
Das hört sich albern an, aber ich habe mal eine Zeit lang versucht mit meiner nicht-dominaten Hand zu schreiben und subjektiv irgendwann das Gefühl gehabt einen erhöhten Harndrang zu bekommen. Das schien sich auch mit ein paar Studien zu decken, woraufhin ich das eher gelassen habe. Ich will nur die Verbindung zwischen Bewegung und Gehirn betonen. Ein anderes Beispiel wäre, dass ich nach viel Schach auf einmal anfange schachartig zu denken, wobei ich glaube einem Kletterer oder sowas wird es mit unter nicht anders gehen.
Klar spielt Veranlagung und Bewegungstraining in Kindheit und Jugend eine erhebliche Rolle allerdings denke ich, es ist nie zu spät und eine Verbesserung kann man immer erreichen (Training vorausgesetzt).
Nur als kurzer Einwurf bevor sich jemand auf seine "Veranlagung" bezieht und deprimiert aufgibt.
Liebe Grüsse
DatOlli
Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen. Man kann durch Training in allem besser werden, als man es gerade ist. Aber im Sport ist der Fokus eben meistens (auch und gerade im Kinder- und Jugendbereich) der Vergleich mit anderen. Ist ja irgendwie auch der Reiz an Wettkampfsport. Lässt aber mindertalentierte dann oft auf der Strecke. Da ist es dann wichtig, auch Anreize/Belohnungen für die Verbesserung der Einzelleistung im Vergleich zu vorher zu haben. Ich glaube, das war einer der Gründe, dass Golf letztendlich der erste Sport war, bei dem ich dann wirklich dauerhaft hängegeblieben bin. Durch das Handicap-System vergleicht man sich eigentlich immer nur mit sich selbst (es sei denn, man erreicht Leistungssport-Niveau, da wird dann der direkte Vergleich wieder interessant). Aber das ist ein anderes Thema.
Was ist eigentlich mit einer leichten Neuverdrahtung im Sinne von regelmäßiger Meditation und vielleicht sogar mancher Drogen? Oder vielleicht nur durch das Erlernen einen neue Sprache, oder eines Musikinstruments? Kann das einen positiven Einfluss auf die Körperkoordination haben?
Drogen würde ich jetzt rausnehmen, aber gerade ein Musikinstrument kann unheimlich sinnvoll sein zu lernen. Musik besteht aus extrem vielen Wechseln und transportierten Emotionen, bezieht also sowohl das motorische, als auch das emotionale System mit ein, zusätzlich natürlich zu dem auditiven und visuellen (Noten).
Vocal Bagua:
https://youtu.be/iurhjlBum0o
Piano Bagua
https://youtu.be/9fAZIQ-vpdw
Guitar Bagua
https://youtu.be/fPmiP2kUmzE
Natürlich kann sich niemand nur durch das Spielen eines Musikinstruments besser bewegen, die Musik schafft aber gute Voraussetzungen im Gehirn um die Bewegungsqualität zu verbessern, da sie das Gehirn „besser vernetzt“.
Du redest ja oft von der emotionalen Komponente, meinst du das im Sinne einer Nutzbarmachung von Reflexen wie einem ängstlichen Zurückweichen bzw. dem Flinchen? Oder gezielter Zorn? Wie würde das ungefähr im Kampf ausschauen?
Du redest ja oft von der emotionalen Komponente, meinst du das im Sinne einer Nutzbarmachung von Reflexen wie einem ängstlichen Zurückweichen bzw. dem Flinchen? Oder gezielter Zorn? Wie würde das ungefähr im Kampf ausschauen?
Das würde hier zu weit führen ;)
Emotionales Erleben ist eigentlich bei allem dabei was wir tun, vor allem (und auch) wenn es um das Kämpfen geht (und da meine ich nicht nur Blankwaffen). Das Nutzen dieser Emotionen ist essentieller Bestandteil der TCMA und einer der Schlüssel zu Ihrem Verständnis.
Darüber kann man sich wochenlang unterhalten, zumal man sich da in „zwei Sprachwelten“ bewegen kann. Einmal was die Sprache der TCMA sagt und einmal was die „moderne“ Wissenschaft dazu sagt. Das kann man sehr gut übereinander legen, auf sehr vielen Ebenen.
Hat aber nix mit Bewegungsqualität im eigentlichen Sinne zu tun.
Der Mensch hat wie jedes andere (Semi)Raubtier all diese Reflexe schon drin, sie sind nur dekonfiguriert, übersozialisiert. Der Weg dahin diese tieferen Empfindungen aus Instinkten wieder zuzulassen ist aber lang, weil man dazu neigt sich daran gewöhnen zu müssen. Neu entstandene Elemente überschwingen, besonders wenn Gefühle da sind die natürlicherweise Zorn, Angst und Schmerz erzeugen. Menschen ohne die Erfahrungen von Kampf und Krieg haben es einfacher.
Ich würde da erst mal unbedingt mit Spass dran gehen. Ballspiele, Jonglieren, Balancieren, Springen, Bouldern, Klettern, Parcours, mit Spass, wie ein Kind. Wenn man da noch kämpferische Dinge unbedingt möchte, fängt man mit ringerischen Mitteln und Defensive an, auch im Sinne von Raufen. Situationen kontrollieren können, instinktiv richtig agieren, absichern, abhauen können. Das ist teils handwerkliches geschicktes Können, entstanden in einer "neutralen", sich schützenden Gemütslage. Teils emotionale Klarheit, instinktbasiertes in sich ruhendes Reagieren, mit animalischen Reflexen. Letzteres entsteht zufällig, oder indem man leer meditiert. Wenn man mit der Absicht in eine Meditation geht, sich vor etwas schützen zu wollen, aber nicht vorgibt wie, dann entsteht eine tiefere Bindung zu sich selbst und den verborgenen Ressourcen die immer vorhanden waren. Man hat sie nur nie benutzt. Indem man dem aber die Führung überlässt, begibt man sich nicht auf fatale Irrwege. Vorstellungen aus dem Fernsehen, oder was man sich mal vorgenommen hat, müssen nicht die beste Lösung sein. Aus sich selbst heraus entstehen Dinge die auch wirklich gehen, die man selbst hinnehmen kann, teils über lange Umwege. Man muss mit dem was dabei herauskommt leben können, sonst hat man immer Konflikte in sich, und das macht vom Aspekt schönes Leben nicht froh.
Man kann in einem schwierigen Umfeld eher abhauen und umziehen, als das durch Können lösen. "Wir sind die Schlimmeren!" "Nein seid ihr nicht." "Wir sind die mehreren!" Und an dem Punkt hast du nur noch die Wahl zwischen vielen miesen Lösungen, ausser eben wegziehen bevor was kommt.
Pansapiens
22-11-2019, 13:08
Bis zu einem gewissen Grad kann ich allen Beiträgen hier zustimmen, aber irgendwie ist Bewegungsqualität doch etwas anderes, das noch am ehesten mit Effizienz und Natürichkeit in Einklang zu bringen ist
Ich finde das sehr schwer zu beschreiben, aber ich musste sofort an folgenden Vergleich denken:
Technische Ausführung ist bei beiden perfekt, Ballance und Wahrnehmung fürs Räumliche ebenfalls, der Unterschied ist ein anderer, eben schlicht die Qualität
Wer hat da für Dich die besser Bewegungsqualität?
Das sind doch Übungen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad an unterschiedlichen Sportgeräten.
Ich bin selber eine zeitlang sehr regelmäßig in der Halle geklettert, bin aber nie besonders gut geworden, weil ich halt von Natur aus eher eine Bewegungslegathenikerin bin und mein Körper auch nur sehr zögerlich Muskeln aufbaut. Irgendwann haben wir mal einen Bekannten mitgenommen, der noch nie geklettert war (der war allerdings Turniertänzer :) ). Und der ist nach einer kurzen Eingewöhnungszeit und nachdem er die ersten Berührungsängste überwunden hatte, spontan deutlich schwierigere Routen gegangen als ich. Und der ist dann auch ziemlich schnell zu einem absolut fanatischen und sehr guten Kletterer geworden und hat sich dann natürlich auch noch enorm weiter verbessert. Aber ein Ausgangstalent war halt von Anfang an da (und ich glaub auch nicht, dass das daher rührte, dass er vorher Tänzer war, sondern dass er vorher auch Tänzer geworden ist, weil er eben Talent dafür hatte.)
Wie schnell man etwas lernt, hängt auch davon ab, ob schon (insbesondere in der Kindheit) was Ähnliches gelernt hat:
Hier am Beispiel einer Sprache:
https://youtu.be/vujELzwcdpQ?t=4069
D.h. es muss nicht ein angeborenes Talent sein, sondern kann auch erworben sein, indem im Kindes- und Jugendalter im Gehirn die Strukturen geschaffen wurden, auf die man beim Lernen als Erwachsener aufsetzen kann.
Pansapiens
22-11-2019, 13:19
Das hört sich albern an, aber ich habe mal eine Zeit lang versucht mit meiner nicht-dominaten Hand zu schreiben und subjektiv irgendwann das Gefühl gehabt einen erhöhten Harndrang zu bekommen. Das schien sich auch mit ein paar Studien zu decken, woraufhin ich das eher gelassen habe.
Was waren denn das für Studien?
Zum Zusammenhang zwischen Zwangsumlernen von Linkshändern und Bettnässen?
Sowas in der Richtung, kann aber ganz großer Bullshit meinerseits sein. Ist lange her, aber ich meine damals etwas in der Richtung gelesen zu haben. Das ist keine gute Quelle aber hier wird sowas erwähnt: https://www.anythinglefthanded.co.uk/being-lh/children/changing-left-to-right.html/comment-page-1
These are some of the effects people have reported to us from being forced to change their writing hand as a child:
Bad handwriting
Bed-wetting
Stuttering
Nail biting
Shyness and being withdrawn
Defiance and provocative behaviour
Poor concentration
Bad memory
Reading difficulties
Problems with spelling
Neurotic personality
Physical tiredness
Ist nicht ganz das was ich meinte aber trotzdem (weil es interessant ist):
To date, no previous studies have described the association between primary nocturnal enuresis and left-handedness. In our series of enuretic patients, the prevalence of left-handedness was significantly higher than the control group. These data suggest a new correlation which needs further investigation.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11487068
Pansapiens
22-11-2019, 14:01
Sowas in der Richtung, kann aber ganz großer Bullshit meinerseits sein. Ist lange her, aber ich meine damals etwas in der Richtung gelesen zu haben. Das ist keine gute Quelle aber hier wird sowas erwähnt: https://www.anythinglefthanded.co.uk/being-lh/children/changing-left-to-right.html/comment-page-1
Das (Bettnässen) hätte ich nun allerdings eher einer psychologischen Auswirkung des Zwangs zugeordnet als einem neurologischen Zusammenhang zwischen Harndrang und Handverwendung.
Ich muss ehrlich gesagt eingestehen, dass ich zu blöd bin für diese Diskussion. Ich hatte halt den Eindruck und dann irgendwas bestätigendes gelesen, auch wenn es damals noch nicht so weit war, dass ich in die Hose gemacht hätte. "Studien" war wahrscheinlich eine Übertreibung.
Könnte wirklich der Stress gewesen sein, andererseits müsste man da wohl zwischen Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit unterscheiden. Mich hat keine gezwungen mit links zu schreiben.
Patches_OHulahan
22-11-2019, 15:47
Wer hat da für Dich die besser Bewegungsqualität?
Das sind doch Übungen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad an unterschiedlichen Sportgeräten.
.
In Video 2 von Unguereanu ist meiner Meinung nach die Bewegung optimierter.
Klar sinds unterschiedliche Übungen, die unterschiedlich gewertet werden und ich schätze auch dass Biles ne höhere Punktzahl erlangt hätte, wenn man das vergleichen könnte, aber was mir einfach auffällt ist, dass die in 1976 jede Bewegung mit annähernd der gleichen Geschwindigkeit macht, also auch das Umgreifen usw. während die aktuelle Turnerin zum Ende raus langsamer wird und das dann mit einzelnen Körperteilen kompensieren muss (abgesehen davon, dass ne größere Amplitude immer langsamer ist)
Ich hab mir über das Thema noch ein bisschen Gedanken gemacht und vllt. hab ich doch ein etwas subjektiveres Empfinden reingebracht, da Unguereanu auch die Rückschwünge für ihre Elemente nutzt, während Biles die Trennung zwischen den Elementen wesentlich deutlicher sichtbar macht. Ob das Absicht ist oder eben doch diese Qualität, sollte ich besser nicht beurteien.
Allerdings bin ich auf einen möglichen Lösungsansatz zur Ausgangsfragestellung gekommen, der, wenn ich das richtig überflogen habe, noch nicht angesprochen wurde:
Nämlich, dass eine große Ausgeglichenheit zwischen den Muskelketten gegeben sein muss. Stichwort muskuläre Dysbalance als Hindernis für Bewegungsqualität.
Die Dame in den 70ern erscheint mir auch mehr im Raum, sicherer in der Positionierung, Anlehnen an die Barren, hat noch mehr Gefühl.
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