Vollständige Version anzeigen : Karate - Begriffe
Bücherwurm
17-12-2019, 20:56
Kiai 気合 – Zusammentreffen der Kraft. Als kiai bezeichnet man den Schrei im Karate.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Karate-Begriffen
s.a. die dortige Verlinkung.
Hm, was willst du uns damit sagen?
Oder soll es um den Kiai gehen?
Bücherwurm
17-12-2019, 21:07
Hm, was willst du uns damit sagen?
Oder soll es um den Kiai gehen?
Ich find die Erklärung reichlich merkwürdig und würde Kommentare begrüßen. :)
google translator (funktioniert am Besten mit Englisch als Ausgabesprache) wirft "SPIRIT" in den Raum
lustigerweise ist die Ausgabe in Chinesisch (sind ja ursprünglich chinesische Schriftzeichen) "COUPLE", ist dann wohl phonetisch benutzt worden
Hm, aber der Einzelartikel, der dazu verlinkt ist, scheint mir gar nicht so verkehrt. Erklärt auch die Etymologie. So, wie ich sie mal gelernt habe.
https://de.m.wikipedia.org/w/index.php?title=Kiai
Aber das wissen unsere Japanisch sprechenden Foristi natürlich exakt(er?).
Hm, aber der Einzelartikel, der dazu verlinkt ist, scheint mir gar nicht so verkehrt. Erklärt auch die Etymologie. So, wie ich sie mal gelernt habe.
https://de.m.wikipedia.org/w/index.php?title=Kiai
Aber das wissen unsere Japanisch sprechenden Foristi natürlich exakt(er?).
Auch wenn das mit dem Karate schon ewig her ist, mal 5 Cent. Prinzipiell fand ich den WP-Artikel gelungen. Ein "Profi" wird das vermutlich anders sehen. Das einzige was mich persönlich irritiert (da gibt es bestimmt mehr) ist das hier:
"... sondern eine beliebige oder im Dōjō festgelegte Silbe bzw. Silbenkomkombination. ".
Verschiedene Silben bzw. Laute haben, sofern ich das richtig verstanden habe, verschiedene Wirkung im Körper. Mal als Beispiel die Laute "Hat", "Pauh" oder "Hasss" in Laut und explosiv, den letzten eher am Anfang gehaucht im "A" steigend und den Zischlaut durch die Zähne.
Ich denke, die Veränderung (z.B. welche Muskeln arbeiten, und zu welcher Art von Anstrengung das jeweils passt) im Körper ist relativ leicht zu spüren.
So, dann bin ich aber auch wieder raus.
Liebe Grüße
DatOlli
ich zitiere mal "Der Kiai [ki.ai] (jap. 気合 und 気合い und 氣合) ist ein Kampfschrei, der..........blabla..
Das Wort kommt aus dem Japanischen und setzt sich zusammen aus den Begriffen Ki (jap. 氣 und 気, „innere Lebensenergie“) und Ai (jap. 合, „Einheit, Harmonie“). Übersetzt werden kann Kiai also mit „Eins-sein mit dem inneren Rhythmus“......"
Da fällt einem doch irgendwie auf, daß da unterschiedliche Schriftzeichen verwendet werden....
Japanisch und Chinesisch (die Experten könnten das besser erläutern) benutzen zum Teil die gleichen Schriftzeichen, Piktogramme, Ideogramme, Phonogramme und Kombinationen dieser.
気=care (j)=genki(c) ausgesprochen Ki(j), Qi(c)
合=combination(j)=close(c) ausgesprochen Go (j), Hé(c)
気合=spirit(j)=couple(c) ausgesprochen Kiai(j), Qihé(c)
氣=氣(j)=gas(c) ausgesprochen ?(j), Qi(c)
氣気=spirit(j)=discouraged(c) ausgesprochen ?(j), Qi qi(c)
氣合=combined(j)=gas(c) ausgesprochen ?(j), Qi Hé(c)
Ich sehe da nichts von Harmonie, Lebensenergie, ich sehe da Schriftzeichen, die zur Lautmalerei benutzt wurden, wobei spirit, combined und close ja auch relevant für die Bedeutung sind.
Möchte da jemand auf Ki/Qi/Chi in Form von Chigong hinweisen: 气功 bedeutet gaswork, Atemübung. schreibt sich bloß ganz anders......
Leider gibt das board keine Lautzeichen wieder das "o" in Go und gong ist mit dem ersten Ton versehen. Die Lautzeichen sind aber wichtig zum Verständnis des Wortes.
Kein Plan wie das im japanischen ist ( da hat man ja Kanji und Hiragana?), Mandarin hat halt 4 (Kantonesisch 9) Töne, gibt da noch weitere Widrigkeiten beim Lesen und Verstehen.
Der Herr Funakoshi hat ja aus Pinan Heian gemacht, er hat die chinesischen Schriftzeichen japanisch ausgesprochen und sich das passende japanische Wort mit gleicher Aussprache gesucht.
Zack hat man Bedeutungswandel und alles ist ganz esoterisch.
Schade eigentlich, das Original macht mehr Sinn.
Das gleiche haben die Jungs auch mit dem Wort Karate gemacht, hieß vorher Tote/ti (okinawanische Ausprache) bedeutete "Chinahand, haben die doch glatt leere Hand draus fabriziert.
Total sinnverfälschend, unabhängig davon, daß das extrem nationalistische, menschenverachtende Ursachen hat, gell, aber das wißt Ihr naklar alle.
Gruß
F.
Bücherwurm
18-12-2019, 13:00
Auch wenn das mit dem Karate schon ewig her ist, mal 5 Cent. Prinzipiell fand ich den WP-Artikel gelungen. Ein "Profi" wird das vermutlich anders sehen. Das einzige was mich persönlich irritiert (da gibt es bestimmt mehr) ist das hier:
So würd ich das auch sehen. Wenn irgendwas gerufen werden soll, das ist m.E. schon mal Unsinn. Außerdem: 気合 ... (nur der Vollständigkeit halber) wird erklärt zuerst mit "Zusammentreffen der Kraft", und dann heißt es, "Als kiai bezeichnet man den Schrei im Karate."
Das scheint mir unzureichend, und "Zusammentreffen der Kraft" scheint mir eben gar nicht so verkehrt.
"Ki" - Energie - im physikalischen Sinne, nicht im Sinne von "Qi"/Lebensenergie. "Ai" - Harmonie. Meine Interpretation: Höhepunkt der Kraftentfaltung, initiiert durch den Willen, genau zu diesem Zeitpunkt. Einklang der körperlichen Aktion und der psychischen Bereitschaft. Der Schrei als Ausdruck dessen. Anderes Beispiel: Gewichtheber.
Ich meine, dass diese Erklärung schon mal verrissen wurde hier. :D
Einklang der körperlichen Aktion und der psychischen Bereitschaft. Der Schrei als Ausdruck dessen. Anderes Beispiel: Gewichtheber.
Ich meine, dass diese Erklärung schon mal verrissen wurde hier. :D
Hmm, dieser Teil der Erklärung vermutlich nicht.
Aber die Erwähnung von Ki (trotz Einschub) wird dem Faden sicher einen interessanten Spinn geben.
Eventuell ist PK's Post ja vielleicht hellseherisch.
Liebe Grüße
DatOlli
Bücherwurm
18-12-2019, 13:54
Hmm, dieser Teil der Erklärung vermutlich nicht.
Aber die Erwähnung von Ki (trotz Einschub) wird dem Faden sicher einen interessanten Spinn geben.
Eventuell ist PK's Post ja vielleicht hellseherisch.
Liebe Grüße
DatOlli
Ich interpretiere ihn so, dass er dem (auch) skeptisch gegenübersteht. "Qi" soll ja alles mögliche sein und auch für alles zuständig - nur mit dem Nachweis (auch der "Meridiane") verhält es sich eben wie mit dem Wirkungsnachweis der Homöopathie. Deshalb hab ich es in der Definition bewußt ausgeschlossen.
carstenm
18-12-2019, 14:17
Gedankensplitter ...
"Ki" - Energie - im physikalischen Sinne, nicht im Sinne von "Qi"/Lebensenergie.M.E. betont 気 allerdings gerade eher nicht-physische Aspekte, im Gegensatz zu エネルギ oder 力.
"Ai" - Harmonie. Meine Interpretation: Höhepunkt der Kraftentfaltung, initiiert durch den Willen, genau zu diesem Zeitpunkt. Einklang der körperlichen Aktion und der psychischen Bereitschaft. Der Schrei als Ausdruck dessen. Anderes Beispiel: Gewichtheber.In beiden koryû, in die ich Einblick habe, sind die kiai zum einen bestimmte, definierte Laute. Zum anderen gibt es kiai, die zeitlich zwar minimal aber doch klar von der "Kraftentfaltung" als solcher getrennt sind. Also ihr vorausgehen. Oder ihr abschließend folgen.
Im aikidô gibt es eine eigene, esoterische, Lehre der tonalen Arbeit. Vergleichbares kenne ich auch aus dem daoistischen nei gong, das ich übe. Bestimmte Töne sollen bestimmte Dinge bewirken.
気 Ist eine andere Schreibweise für 炁
Es meint Atem, und die aus ihm entstehende Kraft, bzw. Kräfte. Im Kontext des Daoismus meint es “Atem des frühen Himmels”. Das Kanji setzt sich zusammen aus Wu 无 und dem Radikal für Feuer. Im daoistischen Glaubenssystem ist dies der Atem, der frei von “Feuer” ist, wobei Feuer hier für die weltliche Seite des Denkens steht, den Verstand, und die ihn beherrschenden Emotionen.
Es ist die Art des Atems (und damit der Körperarbeit), der uns eins werden lässt mit der Leere.
Kiai meint damit eine Harmonie der aus dem ursprünglichen Atem entstehenden Kräfte. In etwa vergleichbar mit den 6 Harmonien.
Für das Verständnis von “Qi” ist es essentiell zu verstehen wie es sich im Körper über den Atem manifestiert. Der Atem symbolisiert die Trennung in Yin und Yang und über ihn erforsche ich meine “innere Landschaft”. Die aus dem Atmen entstehenden Kräfte (bzw. die über den Atem harmonisierten Bewegungen) manifestieren sich dann im Körper als “Energien”, die ich ebenfalls harmonisieren muss und mit denen ich bestimmte Areale im Körper “öffnen” kann, damit sich die über den Atem entstehende Kraft harmonisch im ganzen Körper verteilen kann.
Ebenfalls ist es wichtig zu verstehen dass die “innere Landschaft” des Körpers im Daoismus voll ist mit Palästen, Gebäuden, Flüssen und Dämonen. Alles Metaphern (Bilder) für anatomische Begebenheiten.
Wenn man sich z.B. einmal die “9 Löcher des Weilu (caudalen Passes)“ anschaut, dann wird man verstehen dass dort das Sakrum beschrieben wird. Hier war, nach daoistischen Verständnis, die Verbindung des Gehirns zu den Sexualorganen gegeben (was durch die parasympatischen Fasern ja auch gar nicht so falsch ist). Die Flüssigkeit, die es zu schützen galt, und die zirkulieren musste, war die Hirnflüssigkeit.
Die Leute haben aufgebrochene Körper gesehen und die anatomischen Strukturen in ihre Glaubenswelt eingepasst.
Dann haben sie Visualisierungen mit Körperempfindungen abgeglichen, bzw. angepasst. Dadurch kommt es dann zustande das es ein “Meer der Energie” gibt (die Blase) und diese Energie in den Nieren gebildet wird. Die haben da nichts weiter getan als das, was sie gesehen haben, mit ihren Worten zu beschreiben.
Die Nieren liegen ungefähr auf Höhe des 2. Lendenwirbels, genau dort endet auch das Rückenmark, das sich dann in seine Fasern aufteilt, die dann auch in die Blase und Sexualorgane gehen. Daher die Verbindung zu den Nieren von Jing und Qi.
Dieses Beschreiben in der daoistischen Gedankenwelt führt dann wiederum zu bestimmten Visualisierungen, die muskuläre Aktivität (Atem und Bewegungen) hervorrufen. Man macht den Körper quasi zu einer Sigille.
Das gab es schon in Indien und darüber im Buddhismus (und damit, über Vajrayana, im japanischen Shingon) aber halt auch in den daoistischen Richtungen.
Man darf einen Begriff nicht losgelöst von seinem Kontext betrachten und “Qi” in der Körperarbeit ist nun einmal eng mit der daoistischen Philosophie verbunden und darüber auch mit dem Buddhismus, der das daoistische Denken immer wieder mit beeinflusst hat.
Eine Sache noch zur Ergänzung:
Wenn man die Körperarbeit übt, dann fühlt man natürlich nicht „die Energie“ in der Hirnflüssigkeit, oder den Urin in der Blase, was man fühlt sind die sich kontrahierenden Muskeln und die Spannungen die diese Muskeln in den Muskelketten und im gesamten myofaszialen System erzeugen (und über die Kapseln natürlich auch an den Organen). Dieses Feedback in der Körperwahrnehmung hat sich dann mit der beobachteten Anatomie und deren philosophischen Beschreibung verbunden, da die Hohlorgane die Paläste waren in denen sich die Transformation vollzog, bzw. in denen die Geister lebten.
„Meridiane“, bzw. „Leitbahnen“ ist übrigens eine sehr schlechte Übersetzung (angefertigt von, ich meine französischen, Missionaren ohne Kenntnis der Zusammenhänge). Die genauere Übersetzung wäre „Netz“ und „Knotenpunkte“ oder “Löcher” (für die Akupunkturpunkte).
oder den Urin in der Blase,
Also ich manchmal schon, gerade wenn ich lange stehe. Daher übe ich so gerne im Freien ;-)
Sorry Ralf.
Danke für die wie immer interessanten Erläuterungen!
Also ich manchmal schon, gerade wenn ich lange stehe. Daher übe ich so gerne im Freien ;-)
Du spürst ja nicht den Urin, sondern die Dehnung der Blasenwand ;) :D
Ich habe hier noch einmal eine schöne Metapher aus dem tibetischen Umfeld, die passt aber auch genau auf die Körperarbeit:
In the diagram representing the development of shi-nä there is an elephant. The elephant symbolizes the meditator's mind. Once an elephant is tamed, he never refuses to obey his master and he becomes capable of many kinds of work. The same applies to the mind. Furthermore, a wild and untamed elephant is dangerous, often causing terrible destruction. Just so, the untamed mind can cause any of the sufferings of the six realms.
At the bottom of the diagram depicting the development of concentration the elephant is totally black. This is because at the primary stage of the development of shi-nä mental torpor pervades the mind.
In front of the elephant is a monkey representing mental agitation. A monkey cannot keep still for a moment but is always chattering and fiddling with something, being attracted to everything.
The monkey is leading the elephant. At this stage of practice mental agitation leads the mind everywhere.
Behind the elephant trails the meditator, who is trying to gain control of the mind. In one hand he holds a rope, symbolic of mindfulness, and in the other he holds a hook, symbolic of alertness.
At this level the meditator has no control whatsoever over his mind. The elephant follows the monkey without paying the slightest attention to the meditator. In the second stage the meditator has almost caught up with the elephant.
In the third stage the meditator throws the rope over the elephant's neck. The elephant looks back, symbolizing that here the mind can be somewhat restrained by the power of mindfulness. At this stage a rabbit appears on the elephant's back. This is the rabbit of subtle mental torpor, which previously was too fine to be recognized but which now is obvious to the meditator.
In these early stages we have to apply the force of mindfulness more than the force of mental attentive application for agitation must be eliminated before torpor can be dealt with.
In the fourth stage the elephant is far more obedient. Only rarely does he have to be given the rope of mindfulness.
In the fifth stage the monkey follows behind the elephant, who submissively follows the rope and hook of the meditator. Mental agitation no longer heavily disturbs the mind.
In the sixth stage the elephant and monkey both follow meekly behind the meditator. The meditator no longer needs even to look back at them. He no longer has to focus his attention in order to control the mind. The rabbit has now disappeared.
In the seventh stage the elephant is left to follow of its own accord. The meditator does not have to give it either the rope of mindfulness or the hook of attentive application. The monkey of agitation has completely left the scene. Agitation and torpor never again occur in gross forms and even subtly only occasionally.
In the eighth stage the elephant has turned completely white. He follows behind the man for the mind is now fully obedient. Nonetheless, some energy is still required in order to sustain concentration.
In the ninth stage the meditator sits in meditation and the elephant sleeps at his feet. The mind can now indulge in effortless concentration for long periods of time, even days, weeks or months.
These are the nine stages of the development of shi-nä. The tenth stage is the attainment of real shi-nä represented by the meditator calmly riding on the elephant's back.
Beyond this is an eleventh stage, in which the meditator is depicted as riding on the elephant, who is now walking in a different direction. The meditator holds a flaming sword. He has now entered into a new kind of meditation called vipasyana, or higher insight: (Tibetan: Lhag-mthong). This meditation is symbolized by his flaming sword, the sharp and penetrative implement that cuts through to realization of Voidness.
At various points in the diagram there is a fire. This fire represents the effort necessary to the practice of shi-nä. Each time the fire appears it is smaller than the previous time. Eventually it disappears. At each successive stage of development less energy is needed to sustain concentration and eventually no effort is required. The fire reappears at the eleventh stage, where the meditator has taken up meditation on voidness.
Also on the diagram are the images of food, cloth, musical instruments, perfume and a mirror. They symbolize the five sources of mental agitation, i.e. the five sensual objects: those of taste, touch, sound, smell and sight, respectively.
Geshe Rabten in The Perfection of Concentration
Und hier das Bild dazu
44789
Dass “Tool” der Meditation ist die Körperarbeit, die sich in der praktischen Umsetzung im Kampf wiederfindet und die Sprache ist die des jeweiligen soziokulturellen Umfeldes, also daoistisch, buddhistisch, Shingon etc.
All diese Dinge enthalten eine starke Symbolik und da muss man den Schlüssel kennen um diese Symbolik in konkrete Übungen umsetzen zu können. Das ist es was eine traditionelle Linie ausmacht: Sie hat die Schlüssel für die Symbolik und die Anwendungen für den Kampf.
Das Ziel ist damit nicht “Erleuchtung” sondern lediglich eine bessere Kontrolle des “Geistes” durch die Arbeit mit dem Körper, wodurch diese Arbeit effizienter und effektiver wird.
Ich habe hier noch einmal eine schöne Metapher aus dem tibetischen Umfeld, die passt aber auch genau auf die Körperarbeit:
...
Danke sehr, schöne Metapher.
Liebe Grüße
DatOlli
Bücherwurm
20-12-2019, 13:42
Ich ziehe meine Frage zurück und möchte umformulieren.
Ich möchte eine Definition. Wie erkläre ich einem Schüler, der noch nicht Konfuzius und was nicht alles gelesen hat, in einem Satz Kiai. Die wichtigsten Merkmale in Stichpunkten.
Wenn nix kommt, mach ich es weiter wie bisher. :D
Wenn er es verstehen soll, erkläre es ihm wie oben beschrtieben, bzw. wie man die 6-Harmonien im Körper erzeugt und in der Anwendung zum Ausdruck bringt und dabei die Töne, den Atem nutzt.
Wenn du ihn ruhig stellen willst, dann sag ihm er soll einfach brüllen damit sich seine Kraft auf einen Punkt fokussiert :biglaugh:
Wenn du nett bist gibst du ihm die Lautfolge I-U-P oder H-A-T zum Brüllen.
Ach ja, bevor jetzt Leute sagen dass hätte nichts mit dem Karate zu tun, die mögen bitte in das Bubishi schauen. Dort ist viel TCM und die TCM hat eine ihrer Grundlagen im “huang ting neijing jing” (dem “gelben Hofklassiker”). Das ist purer esoterischer Daoismus wo die o.g. Dinge beschrieben werden (Leber als Sitz des grün-blauen Drachen, die Gallenblase als Sitz der Schlange/Schildkröte, die Nieren als Sitz des dunklen Kriegers, die Lunge als Sitz des weißen Tigers (dem Symbol für den Krieger, aber auch für Ming, die Lebensenergie. Über den Atem ist die Lunge mit den Nieren verbunden, dessen “Mutter” sie als Metallphase ist), das Herz als Sitz für den zinnoberroten Spatzen etc.). Wenn man von TCM spricht, dann muss einem klar sein was da alles dazugehört.
Das Bubishi ist ein sog. “Bronze-Mann-Buch” in dem die Theorie aufgeschrieben wurde. Ein Notizbuch. Die Symbolik ist wichtig zu verstehen, wenn man in dieser Gedankenwelt unterwegs ist.
Sicher muss jetzt nicht jeder Karateka zum TCM-Mediziner werden, es reicht wenn man die groben Grundlagen und vor allem die praktische Symbolik versteht. Das sind völlig natürliche Visualisationen ohne großes esoterisches Beiwerk.
So sehen dann übrigens “Lehrtafeln” dazu aus:
https://www.goldenelixir.com/pics/xiuzhen_tu_large.jpg
oder
https://www.goldenelixir.com/pics/neijing_tu_large.jpg
Die Kampfkünsten können einen extrem tiefen Inhalt haben, oder sie können einfach dafür genutzt werden andere Leute zu hauen, werfen, stechen, schneiden etc.
Für letzteres braucht es kein Wissen über “Kiai”, aber wenn man einen solchen Begriff verwendet oder “Kime” (mit dem Schriftzeichen für Taiji) dann sollte man auch über das entsprechende Hintergrundwissen verfügen (Funakoshi tat dies mit Sicherheit, da er die Klassiker kannte und die von ihm verwandte Sprache ist voll von solcher Symbolik). Leute wie Matsumura oder Higashionna, die im “Okinawahaus” in Fujian waren, kannte diese Dinge mit Sicherheit auch, ebenso die Koryu-Leute, die das Karate mit beeinflusst haben.
Wenn man nur Kämpfen will, dann braucht man nur die entsprechenden Anwendungssets am Partner und muss die Drillen, dafür benötigt man auch keine Kata, denn Kata ist Körperarbeit (auf Grundlage der Anwendungssets) und die Körperarbeit benötigt die entsprechenden Visualisationen und das Wissen um die verwendete Symbolik in den Visualisationen (jedenfalls ab einem gewissen Level).
Danke Kanken für die starken Beiträge!
Hat zwar nur am Rande damit zu tun, aber Kanazawas Visualisierung für die Mokuso Meditation in der Seiza Haltung, die ich im aktuellen Reiho Thread erwähnte, ist auch nichts anderes als der umgekehrte kleine himmlische Kreislauf (reversed microcosmic orbit). Und damit ist man dann wieder bei den von dir eingefügten Bildern der inneren Landschaft, sowie dem aufsteigenden Drachen und dem herabgehenden weißen Tiger.
Zum Thema Kiai an sich hatten wir schon mal einen sehr guten Thread!
Gern geschehen. Ich finde diese Dinge werden viel zu selten erklärt und nur oberflächlich angerissen, wenn überhaupt.
Wie viele Leute wissen denn um die verschiedenen Wagen und die Symbolik der sie ziehenden Tiere in dem Kreislauf und kennen die zu Grunde liegende buddhistische Geschichte?
Wie viele die Idee des Austausches von Feuer und Wasser und die Vereinigung von Tiger und Drache um den gelben Keimling entstehen zu lassen?
“Himmlischer Kreislauf” haben wahrscheinlich viele schon mal gehört, aber die eigentliche Tiefe und vor allem was man dort körperlich macht (neben “Atmen”) werden nur wenige kennen. Das Ziel ist ja nicht irgendwelche Energien “kreisen” zu lassen und vor allem muss man wissen was das mit dem Kämpfen zu tun hat.
Der Atem der Lunge nährt die Essenz der Nieren. Durch die Arbeit mit dem roten und weißen Kanal der Wirbelsäule wird am Ozean der Essenz gearbeitet damit dort das goldene Elixier entstehen kann. Gleichzeitig wird in der “Kammer des Geistes” der Verstand beruhigt, damit er die “wahre Natur” erkennen kann. Diese Kammer wird auch gerne mit dem “blauäugigen Barbarenmönch” gleichgesetzt (Bodhidharma). Die Region liegt hinter dem unteren Ende des Brustbeins.
Durch den gelben Heiratsvermittler vereinen sich dann der Tiger (Essenz) und der Drache (wahre Natur) und der goldene Embryo entsteht.
Der “gelbe Heiratsvermittler” ist hier die Metapher für “Yi”, das kreative Denken, den Verstand. Mit seiner Hilfe können Körper und Geist durch verschiedene Stufen der Erkenntnis und Erfahrung geleitet werden, bis sie völlig harmonieren und den Prozeß der Aufteilung in die 10000 Dinge umgekehrt haben und wieder zum Einen zurückkehren.
In der Vereinigung von Drache und Tiger wird das wahre Yin (das Yin im Trigramm Feuer) mit dem wahren Yang (das Yang im Trigramm Wasser) ausgetauscht und das pure Yang und pure Yin entstehen. Hierdurch entsteht dann der “gelbe Keimling”, eine Metapher für den Keim der Pflanze der Unsterblichkeit.
Der kleine Himmelskreislauf treibt nun mit Hilfe des hydraulischen Wagens den Fluss in den beiden Kanälen an. Dazu wird der Atem (der Lungen, der Mutter der Nieren) genutzt und die Kräfte, die der Atem in “den Nieren” freisetzt. Sinn und Zweck ist es das goldene Elixier im Ozean der Essenz entstehen zu lassen.
Das kann man alles sehr westlich erklären, aber das würde hier bei weitem das Thema sprengen.
Der “hydraulische Wagen” wird übrigens in einigen Darstellungen von einem Büffel gezogen, der dem Elefanten aus dem o.g. tibetischen Text entspricht. Seine „Zähmung“ wird ebenfalls über die verschiedenen Stufen und sein Farbwandlung dargestellt.
Wie gesagt, so etwas muss niemand kennen um damit Kämpfen zu können, wenn man solche Begriffe verwendet, dann sollte man aber auch wissen in welchem Kontext sie stehen und das passiert leider nicht. Da schwirrt noch viel “New Age” Wissen durch die Gegend :D
Wie diese Terminologie, bzw. diese Ideen/Bilder genutzt werden um die kämpferischen Fähigkeiten zu verbessern, das wissen dann noch einmal weniger.
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