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Vollständige Version anzeigen : Gehören "Leglocks" zum echten BJJ?



jkdberlin
07-01-2020, 07:44
Wenn ich so durch Facebook streife und mir Posts im BJJ durchlese, dann kommen immer noch jede Menge Beiträge zu dem Leglock-Thema, die ich persönlich ... seltsam finde.
Für viele scheinen Fusshebel nicht wirklich zum BJJ zu gehören. Leute, die Fusshebel trainieren oder bevorzugen, würden keine Passes machen oder können. Man würde Fusshebel nur als Abkürzung benutzen um nicht passieren zu müssen. Usw.
Mal davon abgesehen, dass die modernen Leglocks meistens den Guard unten als Setup-Position haben und nichts mit Passing zu tun haben, wie seht ihr das? Ist es nicht ein Teil des Ganzen?

period
07-01-2020, 08:53
Was ist denn schon "echtes" BJJ? Aus meiner Sicht kann man den Technikkanon in einer Kampfkunst evtl. einigermassen gut einfrieren, in einem Kampfsport wird das bestenfalls dann funktionieren, wenn man die Regeln sukzessive einengt, sonst werden sich Fremdeinflüsse, kreative Neuerungen und "Modetrends" innerhalb des Regelwerks einbürgern. Soweit ich als aussenstehender weiss, sind Leglocks im ursprünglichen Kanon des BJJ ja ebenso wie beim Judo enthalten, nur der deutliche taktische Fokus darauf ist neu. Kann man mögen, muss man nicht, bislang ists jedenfalls noch legal.

Beste Grüsse
Period.

StaySafe
07-01-2020, 10:01
Für mich definitiv Teil des Ganzen.
Zwei Extreme konnte ich aber selbst auch beobachten und mag beide nicht: Zum einen Leg Locks als primären Teil des Games von Beginn an in Verbindung mit nicht werfen und nicht / nur schlecht passieren können. Zum anderen die Dämonisierung und fast krankhafte Ablehnung von Leg Locks. :D

Ich halte das eine wie das andere Extrem für komplett hirnrissig.

Björn Friedrich
07-01-2020, 11:00
Also für Helio haben sie wohl dazu gehört;-) Sorry ich kann es irgendwie nicht einbetten.
https://external-preview.redd.it/KGUyPR1VN5z9GdS5LLhNPaErN_8Fg4lVXanzQwPDebY.jpg?au to=webp&3a1d99f0

Leglocks sind teil des gesamten Spiels, nicht besser oder schlechter als Armhebel oder Chokes. Der einzige Grund warum sie immer so verteufelt werden, bzw. eher wurden liegt darin, das viele Leute innerhalb des BJJ keine Lust hatten, sich damit zu beschäftigen und wenn man was nicht kennt, kommt man damit nicht klar.

Umgekehrt ist es ein Fiasko nur Leglocks zu machen und kaum noch Passing und Top Game zu machen.

Aber mir fällt auch immer mehr auf das die jüngere Generation da eher den Trends folgt und Leglocks und Co halt gerade voll in Mode sind.

Von daher hab ich zwei Systeme, das Moderne für die Jugend und ein anderes für mich;-)

1.2.3
07-01-2020, 22:59
Meiner Meinung nach gehören sie dazu, für mich persönlich (obwohl ich keine Kompetenz in Bezug auf leglocks bin) und auch schon historisch betrachtet....gab es ja schon 1906 im Jiu Jitsu Buch von Taro Miyake und Anfang der 30er hat Takeo Yano in Brasilien auch schon leglocks im BJJ genutzt!

ThomasL
08-01-2020, 07:43
Period:
sind Leglocks im ursprünglichen Kanon des BJJ ja ebenso wie beim Judo enthalte

Wobei da eine entgegengesetzte Tendenz zu beobachten ist. Wir haben im Kyokushin Budo Kai in den 90ern einen Judolehrgang mit einem amerikanischen Ex-Olympia Judoka (damals schon ü50 oder sogar ü60) durchgeführt und der zeigt uns eine Vielzahl von Fuß- und Beinhebeln. Heutzutage dagegen, wird man sich schwer tun im Judo noch Leute zu finden, die dieses unterrichten.
Im Judo verschwinden sie langsam, im BJJ gewinnen sie an Bedeutung.

sivispacemparabellum
08-01-2020, 14:21
Wenn ich einen Sweep nicht bekomme sind Beinhebel immer eine gute Option. Für das Topgame sind sie super wichtig, weil du lernst deinen Gegner wirklich von oben zu kontrollieren. Beinhebel setzen wie jede Submission eine gute Kontrolle/Isolation des angegriffenen Körperteils voraus. Also passen wie alles gut ins BJJ.
Mich nerven die Lifestyle Leute. Immer eine neue Modewelle. Berimbolo, 50/50, 4.11, und so weiter.
BJJ ist das alles zusammen. Brauche keinen Hype um einzelne Elemente.

period
08-01-2020, 16:02
Da sind sie ja auch verboten worden... und je stärker der Wettkampffokus ist, desto mehr wird sich der Technikkanon auch nach den Regeln entwickeln (v.a. wenn man etwas nicht als verstecktes Foul tarnen kann, dann wird's meiner Erfahrung nämlich intern weitertradiert).

Beste Grüsse
Period.

Björn Friedrich
08-01-2020, 18:12
Was man halt auch nicht vergessen sollte, ist die Tatsache das die modernen Leglock Systeme in der Regel schon einen hohen Grad an Geschicklichkeit und auch ein bisschen Flexibilität benötigen. Gerade für die Ü30 Hobby Sportler ist das der klassische Gi Choke oder Armhebel wesentlich einfacher anzuwenden, als die meisten Leglock Systeme.....

Bodenknuddler
09-01-2020, 08:59
Was man halt auch nicht vergessen sollte, ist die Tatsache das die modernen Leglock Systeme in der Regel schon einen hohen Grad an Geschicklichkeit und auch ein bisschen Flexibilität benötigen. Gerade für die Ü30 Hobby Sportler ist das der klassische Gi Choke oder Armhebel wesentlich einfacher anzuwenden, als die meisten Leglock Systeme.....

Für den, der damit angreift ja.
Aber das Problem, dass - so denke ich - die meisten Leute haben ist doch, dass sie die Leglocks nicht verteidigen können. Dazu muss ich nicht sonderlich geschickt oder flexibel sein?!
Und ich finde das sollte zumindest ab einem gewissen Grad im BJJ einfach sitzen, bzw. erwarte ich das einfach von Fortgeschrittenen Grapplern.

Björn Friedrich
09-01-2020, 10:33
Klar für die Verteidigung braucht man zwar auch Geschicklichkeit aber kaum Flexibilität, aber man braucht halt Trainingspartner, die das drauf haben und so angreifen können, damit man das realistisch verteidigen lernt.

Ich sage:
09-01-2020, 10:50
Also ich würde eher sagen, dass man wesentlich mehr Beweglichkeit bei der Verteidigung braucht, als in der Offensive. Also im Leglock-Bereich.
In welcher Position brauche ich denn als Angreifer großartig Beweglichkeit bzw. Flexibilität?

Bodenknuddler
09-01-2020, 14:10
Ich bezog mich eher darauf, überhaupt das Mindset zu haben, sich gegen Beinangriffe jenseits des straight ankle locks zu verteidigen. Also nicht die Defense der Submission selbst, sondern die Verteidigung/Vereitelung des Set-Ups (z.B. honeyhole) des leglocks bzw. der Umgang mit diesem Set-Up.
Also noch bevor ich zur eigentlichen Defense komme...

SKA-Student
09-01-2020, 16:16
Also ich würde eher sagen, dass man wesentlich mehr Beweglichkeit bei der Verteidigung braucht, als in der Offensive. Also im Leglock-Bereich.
In welcher Position brauche ich denn als Angreifer großartig Beweglichkeit bzw. Flexibilität?

Sehe ich auch so.
Die hohe Flexibilität hilft vor allem der Verteidigung. Siehe die Miyao-Bros mit ihren scheinbar Gummi- oder bänderlosen Füßen und Knien...

Björn Friedrich
09-01-2020, 18:50
Gerade die Hifgh Percentage Eingänge finden oft aus De La Riva, bzw. Reverse De La Riva mit Inversion statt. Auch die Geschichten aus der Half Butterfly benötigen eine gute Beweglichkeit. Eigentlich alles was in einer Reverse X Guard endet und aus der Bottom Position passiert. Ausnahme sind vielleicht einige Entries aus der Single Leg X in die Reverse X, aber selbst da, muss man schon ein wenig Beweglichkeit haben.

Und ich würde einen Heelhook niemals mit meiner Flexibilität verteidigen wollen;-) Das geht solange gut, bis es dann nicht mehr gut geht;-) Die Myaos nehmen Verletzungen in Kauf, den Preis dafür zahlen sie halt später.....

SKA-Student
09-01-2020, 19:01
Gerade die Hifgh Percentage Eingänge finden oft aus De La Riva, bzw. Reverse De La Riva mit Inversion statt. Auch die Geschichten aus der Half Butterfly benötigen eine gute Beweglichkeit. Eigentlich alles was in einer Reverse X Guard endet und aus der Bottom Position passiert. Ausnahme sind vielleicht einige Entries aus der Single Leg X in die Reverse X, aber selbst da, muss man schon ein wenig Beweglichkeit haben.

Wenn man direkt auf die Leglocks aus ist, jein. ;)
Gibt genug Eingänge ohne Flexibilität.
Erst recht, wenn man sie "opportunistisch" nutzt, sehe ich da gar keine Notwendigkeit der Flexibilität.
Mein Cheftrainer bevorzugt eh Straight Ankle Locks und Kneebars, da braucht man auch nix an Flex..



Und ich würde einen Heelhook niemals mit meiner Flexibilität verteidigen wollen;-) Das geht solange gut, bis es dann nicht mehr gut geht;-) Die Myaos nehmen Verletzungen in Kauf, den Preis dafür zahlen sie halt später.....
Oh ja.
Ich verteidige den Heelhook meist durch ganz schnelles Klopfen... ;)

Björn Friedrich
09-01-2020, 19:21
Klar gibt es viele klassische Entries z.B. Closed Guard oder Side Mount Top, aber das sind halt nicht die Moves die die neuen Systeme ausmachen, bzw. so effektiv machen. Aus den Top Positionen sieht man heute eventuell Beinhebel aus dem Back Step, aber das war es auch schon.

Verteidigung ist schon Möglich, beginnt mit Prävention und Moves die man halt nicht mehr ausführen sollte und führt dann halt zum verstecken, der Ferse, etc.

Man braucht halt Leute die wissen wie man richtig angreift, das ist wirklich wichtig.

Ich sage:
10-01-2020, 07:13
Reden wir von der Mobilität der Wirbelsäule?
Inversion finde ich jetzt nicht so dramatisch.
Ein Triangle erfordert da meiner Meinung nach schon etwas mehr Flexibilität (der Hüfte). Für einen Armbar sollte auch die Option der Inversion da sein. Ich meine, der closed guard-Armbar Klassiker mit Fuß in der Hüfte und der andere bleibt einfach hinten sitzen und pi pa po klappt im echten Leben sowieso nie. Ist zwar toll, dass das Jiu-Jitsu ist bzw war aber ohne Beweglichkeit plus enormen Speed kriegt man den in 100 Jahren nicht mehr.

Da sind Leglock Entries aus reverse delariva ja fast schon easy, weil man nur einmal auf die Seite rollen, Beine wechseln und zurück schrauben muss. Können Whitebelts nach 3 Monaten, während bei z. B. Triangle immer gemosert wird, dass man den nicht sauber zubekommt etc oder Armbar aus der Guard so gut wie nie bekommt, etc.

sivispacemparabellum
13-01-2020, 12:58
Gerade viele Leute stehen viel zu sehr auf gestreckten Beinen. Da brauche ich mit meinen über 1,90 kaum Flexibilität um unter die zu kommen. Und Distanz zu kontrollieren ist meiner Meinung nach wichtiger als Flexibilität und Timing. Egal ob aus DLR/RDLR oder single leg/Xguard.

Björn Friedrich
13-01-2020, 20:48
https://www.youtube.com/watch?v=W79wgEcQuPo

Für mich ist das keine durchschnittliche Beweglichkeit und das sind typische Leglock Entries.....

sivispacemparabellum
14-01-2020, 06:55
Eddie Cunnings ist sehr flexibel, aber in dem Video kann man alles bei durchschnittlicher Flexibilität auch machen. Das ist wirklich nix ausschließlich für Gummimenschen.

jkdberlin
14-01-2020, 07:11
Der zweite Eingang zum Beispiel ... da braucht man keine überdurchschnittliche Beweglichkeit.