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Vollständige Version anzeigen : Erfahrungen mit Akupunktur



* Silverback
18-01-2020, 10:36
Hallo zusammen,

aus aktuellem Anlass suche ich Erfahrungsberichte (gerne Kurzstatements) von Menschen, die mit Akupunktur schon Erfahrungen gesammelt haben und würde mich freuen, wenn es hier im Forum jemand gibt, auf den das zutrifft (bzw. die/der Verwandte/ Freunde/ Bekannte hat, auf die das zutrifft).

ANLASS
In Kürze: Mein Vater hat jetzt in seinem fortgeschrittenen Alter 2 OP's hinter sich; nach der letzten klagt er immer wieder über (Nerven-?)-Schmerzen in der Wade. Sein betreuender Arzt hat ihm Akupunktur empfohlen. Mein daddy ist privat versichert und hat das mit seiner Kasse schon abgeklärt, sie würde die Kosten tragen.

HINTERGRUND
Nun geht mein daddy gerne recht analytisch an Dinge ran, die er nicht kennt. Also hat er sich auf seinen Spaziergängen umgehört (keine "statistisch gesicherte Umfrage", eher anekdotische Meinungsbilder) - mit folgendem Ergebnis: * "Alle" Jüngeren (bis ~ 35) mit denen er gesprochen hat, fanden Akupunktur wohl Klasse. * Die "Mittelalten" (bis ~ 50/60) waren gesplittet (wohl ~ fifty:fifty pro:contra). * "Alle" Älteren (so ab ~ 60/70+) haben nach seiner Erinnerung unisono gesagt, dass Akupunktur ihnen nichts mehr gebracht hat bzw. generell im Alter nichts mehr bringt.
Und da er selbst zu der dritten Gruppe gehört und auch ziemlich "beharrlich" ist, steht er der ganzen Sache jetzt (Arzturteil hin oder her) ziemlich skeptisch gegenüber; und allein deswegen würde IMHO das "selfulfilling prophecy-Syndrom" jetzt voll zuschlagen.

ZIEL
Da ich mich selbst in der Thematik zu wenig auskenne, aber einerseits auf die Anregung des Arztes vertraue, plus aus meiner persönlichen Affinität zum chinesischen Gesundheitswissen der Akupunktur positiv gegenüberstehe (und denke, dass es selbst im "Minimalfall" nichts schaden kann, im besten Fall aber eine positive Wirkung auf die Bein-/ Wadennerven hätte), ist mein ZIEL hier Stimmungen zur Erfahrung mit Akupunktur und ihrer Wirkung (plus den dazugehörigen jeweiligen Altersangaben) zu sammeln, die ich meinem daddy zwecks Meinungsbildung zukommen lassen kann (bzw. ja vielleicht auch feststelle, dass ICH falsch gelegen habe). Von daher wär's super, wenn hier einige wären, deren Freunde/ Bekannte/ Verwandte damit Erfahrung gemacht haben, und hier dazu eine kurze summarische Rückmeldung inklusive Alter der Betreffenden einstellen können; um die Forums-Anonymität zu wahren, könnten z.B. Eigenerfahrungen plus Altersangaben gerne auch "anekdotisch verpackt" werden (a la: "Ein/e Bekannte/r von mir (Alter xy) hat folgende Erfahrungen gemacht .....).

Wäre super, wenn dazu was Konkretes zusammenkäme; VIELEN DANK schonmal für eine entsprechende Rückmeldung!

Bücherwurm
18-01-2020, 10:54
in diesem Fall mußt du vielleicht nicht mal auf Anekdoten zurückgreifen. Es sollten sich Studien finden lassen, die die Wirksamkeit - gerade bei Schmerzen - gut belegen.

Capella
18-01-2020, 11:13
Also, ich habe vor vielen Jahren mal eine Akupunkturbehandlung gegen Migräne gemacht. Bezahlte damals, im Rahmen eines Modellversuchs, die Krankenkasse. Waren, glaub ich, sechs Sitzungen oder so, und dann nach einem Jahr noch einmal eine Wiederholung mit wieder sechs Sitzungen. Gemacht hat das damals mein Hausarzt, der eine Akupunkturausbildung hatte und auch sonst gerne alternativmedizinisch unterwegs war.

Es hat damals, vor allem im ersten Jahr, durchaus geholfen, die Migräne war zwar nicht weg, aber die Anfälle waren seltener und auch nicht so stark. Im zweiten Jahr hat sich das dann wieder auf Normalmaß eingependelt (oder mein Empfinden dafür, was Normalmaß war hat sich verschoben, so genau kann ich das nicht sagen, weil gerade so etwas sie Schmerzintensität halt sehr subjektiv ist). Ich hatte im zweiten Jahr aber auch den Eindruck, dass der Arzt die Behandlung nicht mehr so ernst genommen und die Nadeln einfach irgendwohin gestochen hat. Ich konnte nämlich durchaus spüren, ob er nun einen entsprechenden Punkt getroffen hat (gibt ein Kribbeln, wie bei einem leichten Stromschlag) oder eben nicht. Und das hatte ich am Ende nur noch ganz selten. Insofern kann ich nicht sagen, ob das fehlende Ergebnis bei der zweiten Behandlungsreihe jetzt daran lag, dass Akupunktur da generell keine Wirkung mehr gehabt hätte, oder daran, dass der Arzt als Akupunkteur nicht gut genug war.

Mein Vater hat mal eine Akupunktur-Behandlung zur Raucherentwöhnung mitgemacht, die aber nichts gebracht hat (wobei mein Vater da auch ein echt hoffnungsloser Fall ist, glaub ich. Inzwischen hatte er eine Kehlkopf- und mehrere Bypass-OPs und raucht immer noch). Und wenn ich mich recht erinnere, hat er sich auch mal beim Zahnarzt Akupunktur statt Betäubungsspritze geben lassen, und das hat angeblich gut funktioniert.

Klaus
18-01-2020, 11:21
Wie die Anekdoten zeigen hängt das stark davon ab wer das macht. Davon hängt auch ab, ob derjenige den entsprechenden Fall überhaupt annehmen würde weil es seiner Erfahrung nach machbar ist, oder nur ne neumodische Geschichte ala "Raucherentwöhnung" aka Brimborium ist die gar nicht funktionieren KANN. Außer über den Placebo-Effekt.

* Silverback
18-01-2020, 11:25
in diesem Fall mußt du vielleicht nicht mal auf Anekdoten zurückgreifen. Es sollten sich Studien finden lassen, die die Wirksamkeit - gerade bei Schmerzen - gut belegen.

Stimmt, DANKE. <"warum in die Ferne schweifen, ...">

Spud Bencer
18-01-2020, 11:44
Meine Erfahrung: Wenn es weh tut, dann funktioniert es gut, wenn nicht, dann nicht.

Allerdings bin ich wohl empfänglich für Akupunktur, mein chinesischer Arzt hat sogar Fotos von den um die Nadel entstehenden knallroten Kreisen gemacht, für's Lehrbuch. :D

Ripley
18-01-2020, 13:32
Ich bin bzgl. diverser "alternativer" Heilmethoden (u.a. Akupunktur) ziemlich kritisch eingestellt. Andererseits sollte man m.E. den Placebo-Effekt nie unterschätzen und kann/darf/soll ihn bitte gerne überall einsetzen, wo es nur geht.

Persönlich habe ich (deine "mittlere" Altersgruppe) Erfahrungen mit Akupunktur zur Rückenschmerztherapie gemacht. Ich meine, das waren auch zweimal sechs Sitzungen. Großartigen Nutzen habe ich subjektiv keinen herausgezogen, auch wenn ich die Behandlung an sich ganz angenehm empfand. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass der akupunktierende Arzt rein nach der Dawos-Methode (c.f. "Da, wo's wehtut" - heißt wirklich so) vorgegangen ist und auch vielleicht einfach zu wenig magisches Brimborium veranstaltet hat.

Fazit: Silverback, da es ihn ja nix kostet, würde ich deinem Vater empfehlen, es mal mit der Akupunktur zu probieren.
Bitte geh aber sicher, dass eine Venenproblematik ausgeschlossen wurde/wird.

Noch eine Anregung: Was übrigens (okay, auch subjektive Erfahrung) ganz prima v.a. gegen muskulär verursachten Schmerz hilft (der ist ja nicht sicher ausgeschlossen, oder?), ist, den entsprechenden Bereich mal mit dem TENS-Gerät durch...brizzeln und durchkneten zu lassen. Die Geräte gibt es schon in recht gut bezahlbar und ich möchte unseres echt nicht mehr missen.

* Silverback
18-01-2020, 13:54
@ Ripley:
+ Ja das mit dem TENS-Gerät ist IMHO eine gute Anregung, danke dafür. Hatte auch schon mal dran gedacht, aber den Gedanken irgendwie wieder vergessen.

+ @ "da es ihn ja nix kostet, würde ich deinem Vater empfehlen, es mal mit der Akupunktur zu probieren." Wäre auch meine Denke an dieser Stelle; nur ist mein daddy da leider etwas anders gestrickt. Es muss erstmal alles, und zwar sehr gründlich, bedacht werden; und wenn dann noch ein Haar in der Suppe übrig bleibt, dann wird's halt nicht gemacht. Deswegen (für die 'gründliche Suche' bin ich ja dabei, Erfahrungsberichte zu sammeln.

+ @ Dawos-Methode: Das ist ja ein cooler (und zur Beschreibung passender) Name, DANKE. :rotfltota

cat61
18-01-2020, 20:09
Ich habe eine Patientin ( bin Physio ) welche schon Ihr ganzes Leben unter Migräne leidet. Sie geht regelmäßig zur Akupunktur bei einem Arzt der nur TCM macht. Er kann Ihr durch Akupunktur fast immer helfen bei den Migräneattacken, das Sie danach erst mal schmerzfrei ist.

* Silverback
18-01-2020, 20:33
Ich habe eine Patientin ( bin Physio ) welche schon Ihr ganzes Leben unter Migräne leidet. Sie geht regelmäßig zur Akupunktur bei einem Arzt der nur TCM macht. Er kann Ihr durch Akupunktur fast immer helfen bei den Migräneattacken, das Sie danach erst mal schmerzfrei ist.

Danke für den Post!
Kurze RückFRAGE: In welche Alters"Klasse" fällt diese Patientin (U-35, 36-~50/60, Ü-60)?

Alfons Heck
18-01-2020, 20:50
Ich habe mir, im Urlaub, vor ca 12 Jahren am rechten Fuß ein Außenband heftig überdehnt. Zur akuten Schmerzunterdrückung mußte eine halbe Flasche Malt Whisky ihr Leben lassen.
In FFM wurde mein, durch Schonhaltung, schmerzendes linkes Knie mit Nadeln behandelt. :gruebel: Salbe oder abwarten hätten vermutlich genau so gut funktioniert.
Immerhin keine Spätfolgen - sprich alles wieder wie neu.
Fuß und Knie.


Gruß
Alfons.

* Silverback
18-01-2020, 20:56
Ich habe mir, im Urlaub, vor ca 12 Jahren am rechten Fuß ein Außenband heftig überdehnt. Zur akuten Schmerzunterdrückung mußte eine halbe Flasche Malt Whisky ihr Leben lassen.
In FFM wurde mein, durch Schonhaltung, schmerzendes linkes Knie mit Nadeln behandelt. Salbe oder abwarten hätten vermutlich genau so gut funktioniert.
Immerhin keine Spätfolgen - sprich alles wieder wie neu.
Fuß und Knie.

Vielen Dank!
Wooooobei sich ja jetzt die Frage förmlich aufdrängt: Lag's am Whisky ... oder der Akupunktur :D? (sorry der musste bei der Vorlage kurz mal raus).

Spirito 65
18-01-2020, 22:06
Ich hatte genau vor einem Jahr das selbe Problem. Hatte eine starke Nervenentzündung und war deswegen für 7 Wochen außer Gefecht gesetzt was Arbeit und Training angeht. Habe sämtlich Ärzte und Kliniken besucht (Orthopädie, Neurologie, Physiotherapie, Ostheopathie, Schmerztherapie...) und wurde auch mit sämtlichen Schmerzmitteln behandelt unter anderem mit Tilidin! Hat aber alles nichts geholfen. Letztendlich sollte ich operiert werden. Durch einen reinen Zufall bin ich auf eine Chinesin gestoßen, die in China (Peking) TCM studiert hat. Schon nach der ersten Akupunkturbehandlung ging es mir wesentlich besser. Bin dann 6x von ihr behandelt worden und seitdem schmerzfrei. Aus lauter Verzweiflung hatte ich gedacht, dass es nie mehr gut wird. Nun schwöre ich auf TCM und Akupunktur.

Bücherwurm
19-01-2020, 10:29
Ich bin bzgl. diverser "alternativer" Heilmethoden (u.a. Akupunktur) ziemlich kritisch eingestellt.

Recht so! :D


Andererseits sollte man m.E. den Placebo-Effekt nie unterschätzen und kann/darf/soll ihn bitte gerne überall einsetzen, wo es nur geht.

Persönlich habe ich (deine "mittlere" Altersgruppe) Erfahrungen mit Akupunktur zur Rückenschmerztherapie gemacht. Ich meine, das waren auch zweimal sechs Sitzungen. Großartigen Nutzen habe ich subjektiv keinen herausgezogen, auch wenn ich die Behandlung an sich ganz angenehm empfand. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass der akupunktierende Arzt rein nach der Dawos-Methode (c.f. "Da, wo's wehtut" - heißt wirklich so) vorgegangen ist und auch vielleicht einfach zu wenig magisches Brimborium veranstaltet hat.


Nun, das schöne an der Akupunktur ist, dass da wirklich was passiert. Ich hab vor ein paar jahren mal ein bischen recherchiert, es ging mir um Qi, "Meridiane" usw., und fand folgendes:

„Der Begriff „Akupunktur“ (lat. Acus = Nadel, pungere = stechen) ist eine unvollständige
Übersetzung der jahrtausendealten chinesischen Heilmethode Zhen-Jiu = Stechen und
Brennen. Zhen kennzeichnet die Behandlung von Krankheiten mit Hilfe von Metallnadeln, die
in ausgewählte Hautreizpunkte (Akupunkturpunkte) und in tiefer gelegene Gewebsschichten
gestochen werden. Unter Jiu versteht man eine gezielte Wärmezufuhr auf Akupunkturpunkte
durch verglühen von getrockneten Beifußblättern (Artemisia Vulgaris). Auf diese Weise wird
der Nadelreiz zusätzlich durch Wärmeeinwirkung verstärkt ...“ (Kampik 1998: 5)

...

Die Stellen, die gestochen werden, gehören zum sogenannten „Meridiansystem“, in dem sich
nach der Vorstellung der Vertreter der TCM das QI bewegt.
„Nicht nur die Nadeln oder die Genauigkeit des Setzens sind entscheidend für die
Wirksamkeit der Behandlung, sondern vor allem auch die Person und das Qi des Behandlers.
So kann der Akupunkteur sowohl beim Setzen der Nadeln Qi übertragen als auch beim
späteren Drehen der Nadeln. Ebenso besteht die Möglichkeit, über die Nadeln aus besonders
blockierten oder schon erkrankten Körperbereichen „schlechtes Qi“ vom Körper des
Patienten abzuführen, wobei sich der Behandler durch bestimmte Techniken vor diesem
für ihn eventuell gefährlichen Qi schützt. Hier wurde mir klar, daß der Bereich der Qi-
Ableitung oder Qi-Übertragung ein sehr sensibler Bereich ist, der nur von absoluten
Fachleuten praktiziert werden sollte.“ (Mehrtens 1998: 15)

Ich stelle die Frage in den Raum, ob westliche Ärzte, die sich in Akupunktur ausbilden lassen,
diese Schutztechniken auch erlernen. In Dr. Kampiks Lehrbuch jedenfalls findet sich dazu
nichts. Oder wurde er nicht eingeweiht? Obwohl man die Gefahren kennt?

„Bis heute ist die genaue Wirkungsweise der Akupunktur nach wissenschaftlichen
Grundsätzen nicht geklärt. Auch hat bisher noch niemand das Meridiansystem im rein
wissenschaftlichen Sinne bestätigen können. Da es bisher noch keine Messinstrumente gibt,
die das messen, was bei der Akupunktur geschieht, ist es schwierig, den Annahmen und
Erklärungsansätzen eine aussagefähige Einschätzung zu ihrer Relevanz zu geben.“
(www.medizininfo.de, 18.11.2016)

Dies wurde zu einem Zeitpunkt geschrieben, als schon lange recht viel bekannt war. Um die Funktionsweise der Akupunktur zu erforschen, wurden u.a. einige Studien erstellt. Dazu gehörten die Akupunktur-Studien ART („German Acupuncture Randomized Trials") und GERAC („German Acupuncture Trials").

Bei diesen Studien bestimmte man nach dem Zufallsprinzip drei Gruppen: „Gruppe A erhielt
die Nadeltherapie, Gruppe B eine Scheinakupunktur (eine oberflächliche Nadelung abseits der
traditionellen Akupunkturpunkte). Gruppe C bekam bei GERAC die schulmedizinische
Standardtherapie und bei ART gar keine Behandlung. Gegenüber der Nichtbehandlung
bewirkte die Akupunktur bei allen untersuchten Beschwerden eine deutliche Besserung. Bei
Knie- und Rückenschmerzen war sie der Standardbehandlung überlegen, bei Migräne wirkten
beide Therapien immerhin gleich gut. Ernüchternd fiel jedoch der Vergleich mit der
Scheinakupunktur aus: Bei drei der vier Beschwerden war kein Unterschied
festzustellen. Nur bei Kniegelenksarthrose wirkte Akupunktur in einer der beiden Studien
besser als die Minimal-Nadelung.“ (Duncan 2009, Hervorhebung von mir)

Die Akupunktur wirkt also durchaus. Diese Wirkung beruht jedoch offensichtlich nicht auf dem Einstechen von Nadeln an
bestimmten Stellen des „Meridiansystems“, sondern auf dem Einstechen der Nadeln an sich. Die Wirkung beruht nicht auf einer Veränderung des „QI-Flusses“, sondern auf einer Reaktion des Immunsystems.

Und zwar in dieser Art:
„ 1. Wenn der Arzt die am Unterarm gelegene Struktur Shou San Li 手 三 里 („Punkt
Dickdarm 10“) mit der Nadel (roter Griff) punktiert, wie es die Abbildung 11 zeigt, beeinflusst
er damit der modernen Medizin wohlbekannte Körpergewebe, nämlich:

- die Haut und das Unterhautgewebe am seitlichen Unterarm
- den Nervus cutaneus antebrachii medialis (Ramus anterior) (1)
- die Vena mediana antebrachii (3)
- die Arteria radialis mit den zugehörigen Venae radiales (6)
- den Nervus cutaneus antebrachii lateralis (7)
- die Arteria recurrens radialis (8)
- die Vena cephalica (9)
- den oberflächlichen Ast des Nervus radialis (10)
- den Musculus extensor carpi radialis longus (12)
- den Musculus supinator (Zielstruktur des Nadeleinstichs im roten Kreis) (13)
- den tiefen Ast des Nervus radialis (14)
- den Musculus extensor carpi radialis brevis (16)
- den Streckermuskel des Kleinfingers und der Finger (17)
- das Periost des Radius (Zielstruktur des Nadeleinstichs im roten Kreis) (18)
- den Nervus cutaneus antebrachii posterior (19)
- die Vena basilica (32)

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sowie alle übrigen in Abbildung 11 verzeichneten Strukturen. Diese anatomischen Strukturen
müssen dem Akupunkteur bekannt sein, damit er die Wirkung seines Nadeleinstichs
umfassend beurteilen kann, am Patienten keinen Schaden anrichtet und keinen medizinischen
Kunstfehler begeht. ... Auch bei flacherem Nadeleinstich werden über Rezeptoren die
Hautgefässe (Abb. 11 Ziffern 3, 9, 32) und -nerven (Abb. 11 Ziffern 1, 7, 19) stimuliert, die
bekanntlich Ramifikationen tiefer liegender Gefässe und peripherer Nervenverläufe sind.“
(Schnorrenberger 2008: 168)

Man kann sich vorstellen, dass ein Einstechen einer Nadel in den Bereich dieser Strukturen
das Immunsystem des Körpers eine Reaktion zeigen wird. Offensichtlich werden eine Reihe
von Prozessen angestoßen. Durch Akupunktur kann „das Zentrale Nervensystem ... dazu
gebracht werden .. , natürliche schmerzunterdrückende Endorphine auszuschütten. Durch die
Nadelung sollen Botenstoffe ausgeschüttet werden, die im Gehirn eine vermehrte
Ausschüttung schmerzlindernder und stimmungsaufhellender Substanzen auslöst. Bei den
nachgewiesenen Substanzen handelt es sich um Serotonin, Endorphine und Enkephaline, die
im Volksmund auch als "Glückshormone" bezeichnet werden.“
(medizininfo.de/Komplementaermedizin, 2016)

* Silverback
19-01-2020, 10:44
Echt spannend, Danke!

discipula
19-01-2020, 12:13
Ich praktiziere Akupressur.

Also mit demselben theoretischen Hintergrund wie Akupunktur (Leitbahnen, Yin-Yang, 5 Wandlungsphasen etc), aber die Stimulation der Punkte findet mit Fingerdruck statt, nicht mit Nadeln.

Meine Erfahrungen, und auch was ich bei den älteren Kolleginnen beobachte: gerade nach OPs hilft Akupressur, dass die Heilung gut und problemlos verläuft.

Meine Erfahrung sagt, dass die beschriebenen Schmerzen an der Wade wohl gut ansprechen dürften auf Akupressur, oder auch (gut gemachte) Akupunktur.

Es kann sein - muss nicht sein - dass die Schmerzen während der Behandlung selbst stärker werden, aber zwei, drei Tage später sollte es sich bessern, und zwar besse als vorher. Es braucht weniger Anwendungen, je geringer die Verletzung ist, und je kürzere Zeit zurück; wenn es sich um grosse Verletzungen handelt, und/oder solche, die schon länger zurück sind, braucht es länger und mehr Behandlungen

carstenm
19-01-2020, 12:17
Ich bin 54.
Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen "asiatischer Heilkunst" erlebe ich seit etwa 25 Jahren.

Was die Frage nach Erfahrung mit Akupunktur angeht:

Chronifizierte Bursitis infrapatellaris.
Nach Aussage des Arztes ausbehandelt. "Damit müssen Sie jetzt leben." Bei Nichtgefallen OP möglich. Einmalige Punktion hat die Symptomatik massiv verschlechtert. Die Schwellung wurde eigroß und zog sich hinauf bis über das Knie.

Akupunktur 2*4 Sitzungen über 12 Wochen.
Unmittelbar nach jeder Sitzung deutliche, d.h. sicht- und tastbare Verringerung der Schwellung. Nach den ersten Sitzungen jeweils "Zwei Schritte vor, 1,5 Schritt zurück." Danach hat die jeweilige Verkleinerung der Schwellung stets angehalten. D.h. insgesamt massive Veringerung der Symptomatik.
Handlungsunterbrechung nach 8 Sitzungen. Prognose: Der Abbau der Schwellung wird fortschreiten. Nach ca. 4-6 Wochen sollte sie abgeklungen sein. Inzwischen sind drei Wochen vergangen. Die Schwellung verringert sich konstant.

Interessant an dieser Erfahrung - und wohl berichtenswerter als andere meiner positiven Erfahrungen mit Akupunktur - ist m.E. die deutlich wahrnehmbare Veränderung der Schwellung jeweils unmittelbar nach den Behandlungen.

* Silverback
20-01-2020, 09:26
DANKE auch für die neue Rückmeldungen!

ErgänzungsFRAGE in die Runde:

Hintergrund
Da es sich bei der "Wadengeschichte" meines daddys (Ausgangslage für die Akupunkturfrage) wohl(?) um eine nervliche Reizung handelt (kläre ich nochmal ab), hat meinte ein Bekannter, dass das evtl auch ein Fall für ein TENS-Gerät wäre.

FRAGE
Hat jemand Erfahrung * a) mit TENS-Geräten allgemein (die Art, die man als Privatperson kaufen kann) * b) ggf. sogar mit der Thematik "Kann ein TENS-Gerät eine Akupunktur-Behandlung (wahrscheinlich wohl nicht gerade ersetzen, aber evtl. doch) ergänzen?

Ripley
20-01-2020, 10:38
ErgänzungsFRAGE in die Runde:

Hintergrund
Da es sich bei der "Wadengeschichte" meines daddys (Ausgangslage für die Akupunkturfrage) wohl(?) um eine nervliche Reizung handelt (kläre ich nochmal ab), hat meinte ein Bekannter, dass das evtl auch ein Fall für ein TENS-Gerät wäre.

FRAGE
Hat jemand Erfahrung * a) mit TENS-Geräten allgemein (die Art, die man als Privatperson kaufen kann) * b) ggf. sogar mit der Thematik "Kann ein TENS-Gerät eine Akupunktur-Behandlung (wahrscheinlich wohl nicht gerade ersetzen, aber evtl. doch) ergänzen?

Voraus:
Ja, es sollte wirklich geklärt sein, ob es sich um was Muskuläres, um eine Nervenreizung/-entzündung (die kann wohl auch durch einen darauf drückenden Muskel ausgelöst sein, vgl. M. Piriformis-> Ischiadicus, weiß aber nicht, ob das auch an der Wade vorkommt) oder ggf. um ein Gefäßproblem handelt. Daran denke ich recht schnell bei Wade, älterer Mensch, Schmerz. Kann man mit Sono checken. (Es wäre echt Schei*e, wenn da irgendein Thrombus im Gefäß sitzt, dort lokale Beschwerden macht, aber dann durch die vom TENS ausgelösten Muskelkontraktionen gelöst und dann z.B. in ein Hirngefäß hochgeschwappt wird...)

Die Frage Muskel oder Nerv ist so ein bisschen ... überlappend? Letztlich ist es ja immer ein Nerv, der den Schmerz ins Gehirn meldet/leitet. Und letztlich führt Schmerz im Bewegungsapparat auch fast immer zu Vermeidungs-/Ausgleichshaltungen und damit zu Verspannungen. Die wiederum ihrerseits schmerzhaft werden.

Pragmatisch: Wenn dein Vadder oder du die beiden Waden im Vergleich durchtastet und durchmassiert, -knetet, bemerkt Ihr dann Verhärtungen, Knubbel, Verkürzungen, Bewegungseinschränkungen, die in der schmerzhaften Wade auftreten, dafür aber nicht bzw. deutlich weniger in der anderen? Dann habt ihr zumindest einen muskulären Anteil, den man über Physio und/oder TENS angehen kann.

Bringt mich zu ... Physio! Habt ihr schon mal einen draufgucken und drangrabschen lassen? Machen! Wenn es via Doc/Rezept zu lange dauert bzw. zu kompliziert ist, dann, so finanzierbar, als Selbstzahler. Ein gut ausgebildeter Physio ist Gold wert, oftmals aber für vernünftiges Geld (unter Handwerkerstunde!) zu buchen. Ein guter Physio kann auch oftmals mit der Hand am Geschehen klarer sagen, was Sache ist, als ein Doc, der auf irgendwelche Bilder guckt.

Zu deiner genuinen Frage:
a) Ja, hab ich. Gute sogar. Habe neben der grundsätzlichen Rückenproblematik öfter mal Probleme mit Verpannungen im Schulterbereich. die kriege ich mit TENS prima weggebritzelt. Hält nicht ewig an, aber für die Nacht auf alle Fälle. Braucht aber jemanden, der da die Elektroden klebt. Wade ... kommt auf deines Vaters Beweglichkeit an.
b) kein direkter Vergleich, aber TENS hilft auch im unteren Rücken, wo Akupunktur (mir) nix gebracht hat

* Silverback
20-01-2020, 10:47
Supi, vielen Dank! Das macht das Bild schon vollständiger!