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Vollständige Version anzeigen : Hilfsbewegungen und Hilfsvorstellungen



Lugasch
20-01-2020, 07:20
Hallo in die Runde,
ich würde gerne wissen, welche Hilfsbewegungen und Vorstellungshilfen ihr bei eurem Sport und vielleicht auch im Alltag praktisch findet und öfters mal nutzt.

Mit Hilfsbewegungen meine ich kleine "Kontrollmoves", die an sich nicht so relevant sind, dafür aber die Bewegung und Struktur verbessern.
Ich meine damit solche Sachen:
- Ferse eindrehen beim Cross-Schlagen - die Ferse selbst ist nicht so relevant, bewrkt aber eine gute Hüftdrehung und Beinstreckung.
- Beim Snowboarden zeigt die vordere Hand in die Richtung, in die man drehen will. Die Hand selbst ist nicht wichtig, aber der Körper richtet sich nach ihr aus.
- Bei manchen Würfen soll man beim/nach dem Eingang den Kopf in die Richtung drehen, wo der Gegner hinfliegen soll.
- Bei einem Unterarm-Frame hilft das Spreizen der Finger den Frame deutlich steifer zu machen.

Mit Hilfsvorstellungen meine ich solche Sachen:
- Beim Schlagen kann man sich Vorstellen , dass die Fäuste kleine Raketen sind und beim Schlag führen (falls man es etwas ballistischer gestalten möchte)
- Für die richtige Schlagtechnik stellt man sich was Spitzes zwischen dem Zeige- und Mittelfinger vor.
- Bei den Kniebeugen und Liegestützen hilft manchmal sich vorzustellen, dass man die Erde wegdrückt und nich sich selbst hoch.
- Für gerades Gehen stellt man sich vor, man hängt an einer Kette usw.

Eine kleine Einschränkung der "Umfrage" - mir geht es ausschließlich um die Bewegungs- und Strukturqualität unabhängig der KK-Sorte, also keine taktischen Setups oder so :)
Und es geht mir um kleine und einfache Bewegungen und Ideen, die aber eine komplexe Wirkung entfalten. Also bitte keine Drachenbilder ;)

Phelan
20-01-2020, 07:51
- Spreizen der Finger wie von dir beschrieben
- Bei Takedowns oder "in den Gegner reingehen" das "weiterlaufen" denken, d.h. sich so bewegen als wäre der andere Körper nicht relevant
- Analog hierzu, im Kopf auf ein Ziel hinter dem Gegner schlagen, dein Körper wendet mehr Energie auf um die gedachte Strecke zu überbrücken & verhindert teilw. unbeabsichtigtes überstrecken.

VG,
Phelan

Bücherwurm
20-01-2020, 08:16
Hallo in die Runde,
ich würde gerne wissen, welche Hilfsbewegungen und Vorstellungshilfen ihr bei eurem Sport und vielleicht auch im Alltag praktisch findet und öfters mal nutzt.
...

Eine kleine Einschränkung der "Umfrage" - mir geht es ausschließlich um die Bewegungs- und Strukturqualität unabhängig der KK-Sorte, also keine taktischen Setups oder so :) Und es geht mir um kleine und einfache Bewegungen und Ideen, die aber eine komplexe Wirkung entfalten. Also bitte keine Drachenbilder ;)

Herr Kanken - Ihr Einsatz bitte! :idea:

kanken
20-01-2020, 08:26
Er wollte ja nichts von mir hören:


Also bitte keine Drachenbilder

Ist er ja selber Schuld :rolleyes:

Lugasch
20-01-2020, 08:47
Er wollte ja nichts von mir hören:



Ist er ja selber Schuld :rolleyes:

Das ist so nicht zutreffend - ich wollte von dir nur nichts kompliziertes hören :p

Bücherwurm
20-01-2020, 08:47
Er wollte ja nichts von mir hören:

Ist er ja selber Schuld :rolleyes:

Also ich stell mir vor ich wär ein Tiger ... :D

Ripley
20-01-2020, 08:55
Für Basics, v.a. beim Kihon (da werden die meisten hier drüber weg sein)...

Vorstellungen:

Am Oberkopf einen Faden oder ein kleines Zöpfchen denken, an dem man (von außen) aufgerichtet wird.

Anderes Ende: Sich Damm/Perineum als tiefsten Punkt des Rumpfes vergegenwärtigen, ihn erspüren und sich damit gedanklich auf dem Boden "aufstützen".

Die beiden richten den Oberkörper richtig gut aus und auf. (Begegnet dem Problem, dass viele sich speziell im Kokutzu und Kiba Dachi im Rumpf seltsam verbiegen und "verschrauben")

Und jetzt den Atem zwischen diesen beiden Enden "Aufzug fahren lassen"!
Zack! Entkoppelt.


Kleinst-Bewegungen:
Im Vorgehen bzw. in Drehungen die Hikite-Hand (ich weiß, dass das sprachlich doppelt gemoppelt ist) vor dem Zurückziehen kurz (kürzest!) in die Richtung stoßen, in die man gleich geht bzw. in die die nächste Technik erfolgt. Macht schneller. Deutlich schneller.

kanken
20-01-2020, 09:30
Das ist so nicht zutreffend - ich wollte von dir nur nichts kompliziertes hören :p

Deine Idee ist ja eigentlich genau richtig, denn das ist der Ansatz mit dem man sehr leicht und sehr gut Bewegungen über Bilder schulen kann.
Es gibt aber zwei Probleme:

1. Diese Art Wissen wird in den traditionellen Stilen nur sehr selten kommuniziert

2. Die Schriftform ist das falsche Medium um sie zu übermitteln.

Es gibt zwar heutzutage sehr viele Bilder/Idee die allgemein verfügbar sind (Wasser, Bälle, Gummibänder, Zentren, Steine etc.), aber das Problem ist das sie i.d.R. nicht systematisch unterrichtet werden sondern isoliert weitergegeben werden um einzelne „Techniken“ zu verbessern.

Jeder, der mich schon einmal besucht hat, weiß dass ich mit extrem simplen Bildern anfange, die man jedoch immer und überall trainieren kann, aber schon die müssen mit dem korrekten körperlichen Feedback trainiert werden, denn wenn das nicht passiert, dann koppelt man das Bild an das falsche Gefühl (die falsche Bewegung) und macht damit mehr kaputt als dass es nutzt.
Die Bilder sollen dazu dienen sich effektiver zu bewegen und wenn ich damit falsche Muster einschleife (durch die falsche Kopplung) dann bewege ich mich letztlich nicht effektiver sondern ineffektiver.

Klar, das passiert nicht wenn ich nur hier mal ein Bild und da mal ein Bild nutze um eine Technik zu verbessern, das ist aber, in meinen Augen, der falsche Ansatz. Bandagen beim Boxen „ausquetschen“ macht bei einigen Schlägen Sinn, bei anderen aber nicht. Da ist es wichtig zu wissen bei welchen und vor allem warum.

Du kannst jederzeit gerne vorbeikommen und ich zeige dir was ich meine und dann wirst du auch verstehen warum das schriftlich nur schwer möglich ist.

wi lee
20-01-2020, 10:21
Beim Ball/Stein werfen mit der rechten Hand, zeigt die linke kurz vorher in die Richtung - das kommt aus dem Baseball und genauso
die Füße beim schlagen mit dem Bat 8auf ein Ball), der vordere Fuß wird in die Richtung gedreht in der der Ball fliegen soll. Kein KK aber wie das Bsp. beim snowboard vllt. interessant.

Gruß

Lugasch
20-01-2020, 11:05
@all: danke schon mal!
@Ripley: kannst du bitte kurz sagen, was du mit "entkoppelt" meinst?
@Kanken: das mit falsch eingeübten Bildern sehe ich bei mir bei den Kniebeugen - die Vorstellung die Erde wegzudrücken (und die Hüfte die meiste Arbeit machen lassen) ist ja erst überhaupt notwendig, weil ich als Kind die Vorstellung eingeimpft bekam, die Knie wären ausschlaggebend und man müsse sich über diese heben. Das mit dem Vorbeikommen steht schon lange auf meiner ToDo-Liste, die ist aber leider ziemlich lang :)

Lugasch
20-01-2020, 11:07
Zu den Vorstellungen fällt mir noch Eddie Quinn ein, mit dem Ball- und Frisbee-Werfen.

Ripley
20-01-2020, 11:28
@Ripley: kannst du bitte kurz sagen, was du mit "entkoppelt" meinst?

"Kurz" sagt er ...
Kann ich doch nicht.

Magst du es mal probieren?

1. Tekki laufen. Ganz normal, so wie immer. Egal welche.

2. Stell dich Kokutsu Dachi hin (Kiba Dachi geht auch). Kopf/ oberen Rumpf via "Faden" aufrichten, Becken/Hüfte erden (Damm aufm Boden aufstützen).
Jetzt Augen zu, zwei-, dreimal ruhig atmen (Einatmen -> Aufzug fährt hoch in den Kopf, Ausatmen -> runter ins Becken).

Bei mir fühlt sich das an, als würde der Rumpf länger, bei gleichzeitiger Verschmälerung etwa in Taillenhöhe. Gefühlt, nicht physikalisch! Es geht um Körperbilder.
In der Folge kann ich obere und untere Körperhälfte viel besser "für sich" ansteuern, also Hand-/Armtechnik vom Unterbau abkoppeln.

(Disclaimer: nee, nicht Hüfte weglassen! Gezielter und gesteuerter dran/dahinter!)

3. Nochmal die gleiche Tekki laufen.

Isses noch die gleiche?

Lugasch
20-01-2020, 12:17
Da muss ich erstmal gucken, was ein Tekki ist :D

Ripley
20-01-2020, 12:43
Ah, okay. Sorry! Falsche KK ^^
Ist eine, genauer sind drei Shotokan(-Karate)-Form(en)/Kata. Guckst du, bei Interesse, nach Videos zu Tekki Shodan (oder Nidan oder Sandan).

Tja, dann musst du es so erfühlen. Oder auch nicht.
Nichts von dem, was ich sage/mache, erhebt ja irgendeinen Anspruch auf Universalität.

Sind halt Dinge, die ich mir irgendwann aus zig Quellen gespeist zurechtgelegt/-gefühlt-/erfahren habe und die bei mir (und hier und da bei Trainingskollegen) funktionieren.

Lugasch
28-01-2020, 07:12
Mir ist noch was von einem Seminar eingefallen:
Da hieß es, dass die Finger in Sachen Hilfsbewegungen eine besondere Funktion haben - Zeigefinger bewegt den Körper in die gewünschte Richtung, der Mittelfinger ist wichtig für die Armrotation, der Ringfinger für die Griffkraft usw.
Weiß da einer mehr drüber, bzw. nutzt das aktiv?
Ich hab zwar keine Ahnung vom Bagua, aber was ich z. B. bei den Videos von Paul gesehen habe, wirkt auf mich so, als wäre seine Fingerhaltung Absicht. Kann natürlich sein, dass es "bloß" die Klinge simulieren soll.

kanken
28-01-2020, 07:36
Ich hab zwar keine Ahnung vom Bagua, aber was ich z. B. bei den Videos von Paul gesehen habe, wirkt auf mich so, als wäre seine Fingerhaltung Absicht.

Die Fingerhaltungen/ -bewegungen im Bagua sind absichtlich und haben sehr konkrete „Hilfsfunktionen“, das ist allerdings eingebunden in eine dtl. Komplexere „Bilderwelt“ und ist etwas was leider nicht in die Öffentlichkeit gehört.

Glückskind
28-01-2020, 08:53
Ich hab zwar keine Ahnung vom Bagua, aber was ich z. B. bei den Videos von Paul gesehen habe, wirkt auf mich so, als wäre seine Fingerhaltung Absicht. Kann natürlich sein, dass es "bloß" die Klinge simulieren soll.

Geh einfach mal davon aus das bei Top-Leuten in den TCMA (das gilt sicher auch für die
Topleute in anderen MAs) ziemlich genau gar nichts an der Körperhaltung usw. beliebig
ist. Wenn Dir also so etwas bei jemandem auffällt dann ist das schon mal ein starkes
Indiz das der/diejenige Top ist. Und Paul ist Top.

gast
28-01-2020, 11:20
Also in Tekki/Naihanchi kann sogar ich den Drachen erkennen :D .
Fingerspreizen ist nur eine von vielen Handhaltungen, die alle unterschiedliche Spannungen in Deinen Unterarmen verursachen,
gilt für alle Extremitäten, Becken, und vermutlich alles andere, wenn man sich intensiver damit beschäftigt.
Sicherlich einer der Gründe für Stehübungen in den Neijia.
Guckt man sich z.B. Neko Ashi Dachi oder die Position im PTK-sidestepping an, vergleicht die mit oldschool sprintstart aus der stehenden Position,
kann man durchaus seine Schnellkraft erhöhen, einfach nur, in dem man seinen Körper in die richtige Vorspannung stellt.
Rootingübungen für alle Bewegungsrichtungen im Raum.
Verschieden Mechaniken für falling step.

Lugasch
28-02-2020, 16:26
So, mir ist die nächste Hilfsbewegung über den Weg gelaufen - gespreizte Finger verstärken anscheinend auch den Underhook. Also in dem einen Video ging es um die Variante, bei der meine Hand dabei auf dem Schulterblatt des Partners liegt.

Sind hier noch wem weitere Sachen eingefallen? :)

gast
28-02-2020, 21:55
So, mir ist die nächste Hilfsbewegung über den Weg gelaufen - gespreizte Finger verstärken anscheinend auch den Underhook. Also in dem einen Video ging es um die Variante, bei der meine Hand dabei auf dem Schulterblatt des Partners liegt.

Sind hier noch wem weitere Sachen eingefallen? :)

Du willst rein Körperbezogene Vorgänge richtig?
Falls Du eine Waffenkunst betreibst, kannst Du damit experimentieren wie Deine Fingerhaltungen sich auswirken,
ich glaube das hast Du auf der Seite zuvor angesprochen.
Sowohl Daumen als auch Zeige!-finger sind mit dem Hirn dahingehend irgendwie verknüpt, daß Du Richtungen damit
festlegen kannst, sieht man ab und an bei Messerjockeln, bei Einhandschwertnutzern mit fortgeschrittenem Wissen
(ich meine Roland Warzecha hat da sogar ein Video in der Tube), definitiv bei Rapierfechtern und Säbelfechtern.
Rapier ist der Korb sogar extra ausgeformt, im olympischen Fechten auch bei den Waffen.
Die letzten 3 Finger dienen zum "Greifen" der Waffe.
Siehst Du in KungFu Stilen das Victoryzeichen mit zusammengelegten Fingern (also ohne "V") ist das ein Hinweis
auf Schwertanwendungen, das kann aber durchaus auch nicht so offensichtlich sein, Dinge machen sich selbständig,
m.E. z.B. im PTK das ständige Abspreizen von Daumen und Zeigefinger, auch wenn es sinnlos ist.
Gerade die Hände haben sehr viele unterschiedliche Formen, die durchaus ihren Zweck haben, zumindest hatten.
Teilweise stehen ganze Körperpositionen symbolisch für Dinge, das hat dann aber eher intellektuellen Wert als körperlichen.
Sobald Du aus der Phase des rein technischen Kombodenken heraustrittst und anfängst frei zu agieren, wirst Du in irgendeiner Form
Hilfsstrukturen, Bilder usw. benutzen.
Rhythmus ist sowieso richtig wichtig, sowohl gebrochen, als auch flüssig.

Lugasch
29-02-2020, 11:59
An das Fechten habe ich gar nicht gedacht, danke!

Zu deiner Eingangsfrage:
Ich gehe davon aus, dass der Mensch u.a. eine Mustererkennungsmaschine ist und deshalb auch über Muster besonders gut lernen kann. Also ich lerne Technik A und kann eben nur diese und nur in dem Setup. Ich lerne die Technik B und entdecke Gemeinsamkeiten zu A. Ich lerne die Technik C und verstehe plötzlich die Wirkmechanismen (Muster) und kann spontan Technik D "entwickeln".
Die ganzen prinzipienbasierten KK's versuchen ja über Wirkmechanismen und nicht über Techniken zu lehren, aber da muss die Chemie zwischen Schüler und Lehrer besonders gut sein, damit der Schüler wirklich nachvollziehen kann, was der Lehrer da erklärt, weil ansonsten ein "Du sollst die Kraft des Gegners gegen ihn selbst nutzen." usw. nicht über einen Glückskeksspruch hinausgeht. Das gleiche Phänomen beobachte ich übrigens bei den Volksweisheiten - da wurde so lange abstrahiert, bis die vielschichtige und teils schlaue Bedeutung komplett flöten ging.
Diese Hilfsbewegungsgeschichte jedenfalls soll mir helfen durch kleine "Hacks" die Muster und Wirkmechanismen über den Körper zu verstehen, ohne dass ich jede kleinste Bewegung zerdenken muss. Der Körper probiert etwas (mit einer Hilfsbewegung), hat ein Aha-Erlebnis und das Gehirn merkt sich das und kann die Lücke zwischen Techniken und Prinzipien schneller schließen - so die Idee.
Und kurzfristig will ich meine Trainingspartner natürlich mit ein Paar Zaubertricks beeindrucken :p

gast
29-02-2020, 12:23
Nee so meinte ich das nicht, sondern auf z.B. Kanken´s Visualisierungen,
also wie zum Beispiel dragonbody, wobei ich das anders beschreiben, benennen würde.
Also mehr geistige Vorstellungen als Hilfsmittel.
Zauberei ist da nichts.