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Vollständige Version anzeigen : Leben nach dem Kampfsport



Willi von der Heide
10-03-2020, 19:07
:) Komischer Titel für ein Forum voll mit Aktiven, oder ?

Seit einem halben Jahr - Pi mal Daumen - bin ich raus ... :ups: ! Ich hab´s getan ! Ich bin ausgestiegen ...

Und wißt ihr was ? Mir fehlt nicht das geringste ... ehrlich, es fehlt mir an nichts. Es war sogar fast ein bißchen befreiend. Kein Dojo/Dojang/Kwoon oder einfach eine moderne bzw. alte Turnhalle mehr ... keine Matten mehr aufbauen ... keinen Boxring aufstellen ... kein " Mist, ich habe das Klebeband vergessen, hatt wer noch was " ... kein vortanzen vor einer Prüfungskomission um den nächsten bunten Gürtel zu bekommen ... keine WE mehr opfern für irgendwelche Seminare ... die Liste läßt sich beliebig fortsetzen.

Bin ich der einzige, oder wie geht es den anderen, die diesen Schritt vollzogen haben ? Ich bin nur noch hier, wegen dem ein oder anderen mit dem ich mich per PN austausche und wg. der IG Combatives, falls die Frage kommt warum ich noch hier bin :D.

Ich bin erstaunt, wie man von heute auf morgen so das Interesse verlieren kann, war KK/KS doch etwas was mich seit Jahrzehnten begleitet hat. Der Vulkan ist aber nun erloschen und andere Dinge sind in den Vordergrund gerückt. Ich habe in der Vergangenheit erlebt, wie Leute aufhörten, hätte aber nie gedacht daß es mit 43 bei mir soweit ist.

Daß wollte ich einfach mal loswerden ...

Björn Friedrich
10-03-2020, 21:32
Also die Sachen die du beschreibst würde ich auch nicht vermissen, aber das ist auch nicht mein Antrieb für die Kampfkunst.

Das tägliche besser werden, alte Muster durchbrechen, neue Wege gehen, ständige Veränderung, ständig neue Probleme die auf der Matte gelöst werden müssen, das treibt mich an.......

Bücherwurm
10-03-2020, 21:36
:) Komischer Titel für ein Forum voll mit Aktiven, oder ?

Seit einem halben Jahr - Pi mal Daumen - bin ich raus ... :ups: ! Ich hab´s getan ! Ich bin ausgestiegen ...

...

Daß wollte ich einfach mal loswerden ...

Ich denke, dass das einer der entscheidenden Unterschiede ist. "Sport" hat ein Ende. Kampfkunst endet, wenn man nciht mehr stehen kann oder tot umfällt.

littletiger
10-03-2020, 21:37
Ein sehr spannendes Thema!

Esse quam videri
10-03-2020, 21:40
Das tägliche besser werden, alte Muster durchbrechen, neue Wege gehen

auch meine Motivation

gruss

gast
10-03-2020, 22:22
Ein halbes Jahr Pause ist ja noch nicht so der burner :D .
Die Frage ist ja auch eher, was machst Du anstatt?
Sofa und fett werden?
Eigentlich fängt es mit 40+ erst an interessant zu werden,
da hilft dann "mehr power" halt nicht mehr.
Das geht in klassischen Kampfkünsten wie Karate, GongFu, BJJ natürlich
besser, als wenn Du einen hochgezüchteten Wettkampfsport wie Boxen betreibst,
wo bei auch da noch so einiges geht, wenn man den Fokus verändert.

steffen13
10-03-2020, 22:46
Ich kann mir nicht vorstellen ganz auszusteigen. Ich bin jetzt 49 und sehe mich auch noch in 10 Jahren trainieren. Anders als vor 10 Jahren klar, auch bestimmt anders als jetzt. Aber ich habe mich auch vor langer Zeit aus Gürtel-Titel-Jagdquatsch u.ä. verabschiedet. Vielleicht hat das das Interesse bei mir erhalten.
Ich denke immer an eine Begebenheit vor einigen Jahren beim Trainieren im Park zurück. Ich bin mit einem 76 jährigen ins Gespräch gekommen. Der hat seinen Boxsack übern Ast geschwungen und sein Training absolviert. Seit 30 Jahren, jeden Samstag früh, nur für sich! Ansonsten treu im Verein. Der hatte echt noch Trainingsziele! Bewundere ich heiute noch.

Lugasch
11-03-2020, 07:54
Du bist wegen IG Combatives (was ist IG?) noch hier - damit bist du nicht komplett ausgestiegen :)

Münsterländer
11-03-2020, 08:11
Also die Sachen die du beschreibst würde ich auch nicht vermissen, aber das ist auch nicht mein Antrieb für die Kampfkunst.



EbenD;)

Lemmy sagte mal auf die Frage, warum er sich das von ihm so verhasste Musikbusiness überhaupt noch antut:
"Ich mach Musik, Mann. Sie gehen doch auch zum See um zu schwimmen. Und nicht wegen der Mücken."
Das triffts m.E. ganz gut.

Ansonsten aber natürlich absolut legitim, wenn man keinen Bock mehr hat.
Insofern viel Spaß bei der weiteren (kk-losen) Lebensgestaltung:)

Grüße

Münsterländer

ThomasL
11-03-2020, 08:24
Hallo Willi,

ich kann es ein stückweit nachvollziehen, da ich nach einem Kletterwochenende in der fränkische auch mal kurz davor war KK/KS etwas zu reduzieren um mehr Klettern zu gehen. Aber letztlich war es dann doch zu sehr Bestandteil meines Lebens.

Machst Du jetzt irgendeinen andere Sport?

Viele Grüße und bleib sauber
Thomas

Alfons Heck
11-03-2020, 08:24
Ich kann mir nicht vorstellen ganz auszusteigen. Ich bin jetzt 49 und sehe mich auch noch in 10 Jahren trainieren. Anders als vor 10 Jahren klar, auch bestimmt anders als jetzt. Aber ich habe mich auch vor langer Zeit aus Gürtel-Titel-Jagdquatsch u.ä. verabschiedet....
Ich denke immer an eine Begebenheit vor einigen Jahren beim Trainieren im Park zurück. Ich bin mit einem 76 jährigen ins Gespräch gekommen. Der hat seinen Boxsack übern Ast geschwungen und sein Training absolviert. Seit 30 Jahren, jeden Samstag früh, nur für sich! Ansonsten treu im Verein. Der hatte echt noch Trainingsziele! Bewundere ich heiute noch.

Ich kann mir nicht vorstellen ganz auszusteigen. Ich bin jetzt 56 und sehe mich auch noch in 10 Jahren trainieren. Anders als vor 10 Jahren klar, auch bestimmt anders als jetzt. Aber ich habe mich auch vor langer Zeit aus Gürtel-Titel-Jagdquatsch u.ä. verabschiedet....
Ich denke immer an einige Begegnungen mit älteren KKlern und...
besonders an einen Kletterer mit Ü70 der meinen Jungs und mir anbot unser Seil toprope einzuhängen und mit den Worten "...dann chille ich mich mal die Wand hoch..." total entspannt eine 20m hohe 6+ hochkletterte :yeaha:


Gruß
Alfons.

Tyrdal
11-03-2020, 08:29
Für mich ist die KK auch ein wichtiger Ausgleich zum Berufsleben. Das besteht bei mir zum weitaus größten Teil aus Denken im Büro. Bei der KK kann ich mal den Kopf komplett abschalten und was für meinen Körper tun. Von daher kann ich mir einen Ausstieg irgendwie auch nicht vorstellen. Zumal, wie es weiter oben schon hieß, mit dem Alter, und damit langfristig abnehmender körperlicher Leistungsfähigkeit, neue Anforderungen wichtig werden. Das geht dann in in die von Björn immer postulierte Effizienzrichtung.

SonicBoom
11-03-2020, 09:59
Schwierig zu reflektieren... Kommt auf die Umstände, die Sportart und die Motivation an.
Ich habe eine Zwangspause einlegen müssen und habe mich einige Jahre für Studium und Kinderbetreuung zurückziehen müssen. Da ich nicht freiwillig gegangen bin, blieb schon ein gewaltiges Vakuum zurück, da mir plötzlich ein Lebensteilinhalt gefehlt hat. Ich habe aber auch nie für "bunte Gürtel" "vortanzen" müssen oder ähnliches - d.h. die Befreiung von den beschriebenen Problemen habe ich nicht wirklich gehabt. Dagegen habe ich auch emotional an meiner persönlichen sinkenden Fitness (ich konnte ja auch keine Sportalternative betreiben) und Atrophie zu leiden, da mein noch nahezu jugendliches Ego auf das Kampfsportlerdasein pochte und sich auch, zumindest teilweise, darüber definierte. Ich denke das ist ein weiterer Schritt, der dich (Willi von der Heide) von mir und vielen jüngeren hier trennt. Das Ego macht es oft nicht mit.
Was ich allerdings sehr gut nachvollziehen kann ist der Tapetenwechsel und die Tatsache, dass man irgendwann die Nase voll hat. Ich habe meinerseits die Stile gewechselt. Nach vielen Jahren VK hatte ich einfach keine Lust mehr mir ständig auf die Schnauze hauen zu lassen und anderen auf die Schnauze zu hauen. Zu den Anfängern gehen und Basispratzenübungen zu machen, hat mich auch nicht gereizt. Daher habe ich mal ein Jahr die Handschuhe weggelegt und habe mich voll auf BJJ konzentriert. In einer anderen Phase auf Wing Chun, einer anderen auf Shaolin Kung Fu und Tai Chi Quan, Qi Gung... Umsatteln auf immer traditionelleres ohne VK-Anteile halt.

Jetzt bin ich froh wieder Boxen und Thaiboxen zu können. Sowohl der Körper als auch der Geist profitieren davon bei mir. Vielleicht kommt ja mein Ausstieg auch irgendwann unangekündigt und ich erweitere diesen Thread hier in paar Jahren um einen weiteren Post :D

Gruß Alex

Alfons Heck
11-03-2020, 10:19
Machst Du jetzt irgendeinen andere Sport?

Denke das ist mit am wichtigsten je älter man wird. Sport im Sinne von körperlicher Aktivität über das Bierglasheben hinaus. Das kann auch ausgedehntes spazieren Gehen sein.
Je älter um so wichtiger wird es sich täglich zu bewegen. Ich habe es bei meinem Vater gesehen. Je weniger Bewegung um so schneller der körperliche Abbau - bis Deckel zu bei Ü90.

Also bleib dran und GENIEßE das LEBEN :sport146:


Gruß
Alfons.

Gürteltier
11-03-2020, 10:30
Also, ich hab die letzten drei Jahre auch nur so vor mich hin gestoppelt.

Mal zum BJJ, mal zum KB, mal Sparring am WE.

Für mein Selbstbild fehlt es mir nicht.
Ist halt so, dass ich in bestimmte Stimmungen durch das Training komme. Darum höre ich nicht ganz auf.
Jetzt gerade wieder mehr Karate. Vielleicht noch eine paar LMs (JJ, Karate) hier und da ansteuern - zum Teilnehmen, nicht zum platzieren. Eine pro Jahr. ODer alle zwei ... .

Aber die Selbstdisziplin schleifen lassen, bzw. woanders hinlenken : HERRLICH

Die chronisch entzündete Hüfte stört nicht wirklich. Die Grenzen sind halt woanders. Aber es ging ja schon lange nur um den Umgang mit den Grenzen.
Nicht darum, wo die sind.


Hat Morgens Kniee aus Stein :

Das Gürteltier

Eskrima-Düsseldorf
11-03-2020, 10:36
Bei mir ist das umgekehrt - ich brauche immer wieder mal eine KKB-Pause. Ich trainiere nicht mehr so wie vor 10 - 20 Jahren aber ein Leben ohne KK kann ich mir nicht vorstellen. Die längste Zeit ohne KK waren die Jahre von 0 - 6.

Little Green Dragon
11-03-2020, 11:08
Der Vulkan ist aber nun erloschen und andere Dinge sind in den Vordergrund gerückt. Ich habe in der Vergangenheit erlebt, wie Leute aufhörten, hätte aber nie gedacht daß es mit 43 bei mir soweit ist.


Auch erloschene Vulkane können ggf. reaktiviert werden... ;)

Aber im Kern ist das wohl schon mit der Hauptfaktor - wenn die Leidenschaft und der Spaß an einer Sache nicht mehr vorhanden ist und es mehr oder minder zu (lästigen) Pflicht verkommt ist es eben Zeit für eine Pause oder eben auch ein (vorläufiges) Ende. Jeder wird mal Tage haben an denen man sich eher weniger gut motivieren kann, nur sollte dass dann eben kein Dauerzustand sein.

War bei mir nicht KK bezogen, sondern in einem anderen Sport - von heute auf morgen war die Begeisterung und eben auch der Spaß an der Sache weg.

Während man sonst gehofft hat das sich das Wetter noch beruhigt damit man am Nachmittag zum Sport kann und alles mögliche angestellt hat nur um zum Training gehen zu können - die Motivation war weg. Und dann ist es eben nur konsequent und langfristig gesund Abstand zu nehmen, ob es dann wirklich für immer ist steht noch auf einem anderen Blatt.

KS mäßig ist es momentan bei mir so, dass ich das als Ausgleich einfach "brauche". Gerade wenn man sich eigentlich nicht so aufraffen kann und keine Lust hat sich abends dann noch 1,5 - 2 Std. zu "quälen" - dafür dann aber umso zufriedener ist wenn man im Anschluss total fertig auf dem Sofa hockt. Ob das auch in 10 Jahren noch so ist - keine Ahnung. Vielleicht hat sich dann der Schwerpunkt in eine andere Richtung verschoben oder auch nicht.

Myway
11-03-2020, 12:33
Mich beschäftigt die Frage, wie ich damit umgehen werde bzw. ob ich mich mental darauf vorbereiten soll, Kampfsport nicht mehr machen zu können, d.h. eben nicht freiwillig aufzuhören. Aktuell trainiere ich mehr als früher, habe das Interesse entwickelt, das mir möglich noch rauszuholen, ohne die Gesundheit dabei aufs Spiel zu setzen bzw. zu wissen was ich tue. Da gibt es noch einiges in dem ich bei mir Potential sehe oder zumindest es probieren möchte.

Oliver

Eskrima-Düsseldorf
11-03-2020, 12:36
Mich beschäftigt die Frage, wie ich damit umgehen werde bzw. ob ich mich mental darauf vorbereiten soll, Kampfsport nicht mehr machen zu können, d.h. eben nicht freiwillig aufzuhören.

Wenn es körperlich nicht mehr geht kannst Du Dich immer noch mit der Theorie, der Geschichte etc. auseinandersetzen. Das hört nie auf ;)

DatOlli
11-03-2020, 12:45
Wenn es körperlich nicht mehr geht kannst Du Dich immer noch mit der Theorie, der Geschichte etc. auseinandersetzen. Das hört nie auf ;)

Mit der Zeit verschieben sich Schwerpunkte, aber es hört, auch aus meiner Sicht, nie auf. Da ich KK/KS trainiere seit ich 16 bin, kann ich mir "aufhören" nicht mal wirklich vorstellen. Außerdem weiss ich jetzt schon, dass ich nur noch einen Bruchteil von dem erlernen kann, was ich gerne würde. Die Lebenszeit ist halt begrenzt. Also ranhalten.

Das einzige was mir zu aufhören einfällt ist, dass von 100 auf 0 nicht ungefährlich ist. Ausschleichen ist da wohl gesünder.

Liebe Grüsse
DatOlli

Little Green Dragon
11-03-2020, 14:08
Mich beschäftigt die Frage, wie ich damit umgehen werde bzw. ob ich mich mental darauf vorbereiten soll, Kampfsport nicht mehr machen zu können, d.h. eben nicht freiwillig aufzuhören.

Wichtig ist da vor allem ehrlich zu sich selbst und seiner Leistungsfähigkeit zu sein. Gibt doch kaum etwas traurigeres (sowohl für den Betroffenen als auch für alle anderen) als wenn jemand meint er müsse immer noch "mitmischen" obwohl es objektiv gesehen eben nicht mehr geht. Da muss man dann halt schauen welche anderen Möglichkeiten man hat sich sinnvoll einzubringen, wenn man nicht ganz aufhören möchte.

marq
11-03-2020, 14:45
früher oder später kommt der zeitpunkt bei fast jedem. einzele haben das glück gesundheitlich extrem lange durchzuhalten und auch den spass nicht zu verlieren, wenn man merkt, dass man körperlich immer mehr abbaut. dann ist nicht mehr an perfektion oder körperlichkeit zu denken....

loslassen fällt schwer, aber man kann ja auch in anderen funktionen dem sport treu bleiben: trainer betreuer manager zuschauer.

* Silverback
11-03-2020, 14:58
Life is halt change - und von daher völlig normal, wenn sich Interessen, Abschnitte, Zyklen ändern. Ich hab mich immer ziemlich reingekniet in meine aktuellen Leidenschaften, und von daher war es eigentlich nie EIN Leben nach dem Kampfsport ... sondern eher ein Leben zwischen den KampfsportEN.
Was bei mir hieß: Nach dem WC kam das Marathonlaufen, kam Arnis, kam das Klettern, kam TJ ... komt ...?. Nie gezwungen, immer mit Lust; und wenn ich das Gefühl hatte "time's up", bin ich halt weiter. s gibt so viel Geniales "da draußen", da ist ein einziges Leben schon verdammt kurz. "Neugier" war für mich immer die stärkste Triebkraft, die sich durch alles zog; und Deine?

* Silverback
11-03-2020, 15:13
... Die längste Zeit ohne KK waren die Jahre von 0 - 6.
Wie, was, Du hast nicht um die sorgsam versteckten Süßigkeiten figthen müssen? :confused: