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Vollständige Version anzeigen : Theorieunterricht als Ergänzung im Kampfsport



oxox
21-04-2020, 15:59
Glaubt ihr es könnte was bringen wenn man neben dem normalen körperlichen Training noch so etwas wie einen designierten Theorieunterricht anbietet? Wenn ja, nur für absolute Anfänger oder auch für Fortgeschrittene?

Klar, manche Sachen muss man selbst fühlen, aber andererseits gibt es doch genug Stoff den man sich jenseits der Matte erarbeiten kann. Meinetwegen die Namen von einfachen Techniken, Vereinsgeschichte, grundlegende Konzepte, und so weiter. Oder Punkte für die man teilweise keine Zeit hat während des regulären Trainings. Zum Beispiel theoretische Gewaltprävention und Verhaltensweisen.

Ist vielleicht eine blöde Idee, aber im Bezug auf die einfache Nomenklatur könnte ich mir auch so etwas wie einen Multiple-Choice-Test vorstellen, an dem man beurteilen kann wie viel vom normalen Unterricht hängen geblieben ist. Also jenseits des klassischen Prüfungsmodells.

Kaybee
21-04-2020, 16:22
Gehört das nicht untrennbar dazu? Und für Fortgeschrittene erst recht. Die drei "W". WAS, WIE, WARUM. Gehört meiner Auffasung nach dazu.

oxox
21-04-2020, 16:37
Naja, habe persönlich nie wirklich erlebt, dass da gesondert Theorie unterrichtet wurde. Auf den jeweiligen Webseiten gab es ein paar Aufsätze und auf der Matte ein paar Erklärungen, aber nichts wirklich systematisches bzw. halt nur verkürzt und aus dem Stehgreif. Viel mehr ging da auch zeitlich nicht. Darüber hinaus halt informale Gespräche hier und da und vielleicht ein paar Buchempfehlungen.

Kaybee
21-04-2020, 16:44
Also fürs Ving Tsun gesprochen gehört es mit dazu. Mal mehr, mal weniger. Und je weiter man ist, desto mehr input kommt auch über Theorie. Was nicht heißt, dass man weniger praktisch macht. Die Balnce muss gehalten werden. Vereinsggeschichte etc. zähle ich jetzt mal nicht dazu, das ist dann eher, wenn mal jemand fragt, wie es früher war, wer den Stil gegründet, nach Europa gebracht hat etc. Sind eher nette Anekdoten.

oxox
21-04-2020, 16:55
Wie kann man sich das bei euch vorstellen Kaybee? Gebt ihr sowas wie Hausaufgaben, von wegen lies das und das, und der Rest passiert auf der Matte während des normalen Trainings? Ich gehe mal davon aus, dass ihr keinen separaten Frontalunterricht in einem Klassenraum haben werdet.

Die Sache mit der Vereinsgeschichte ist sicherlich auch relativ. Meinte damit nicht unbedingt so etwas wie, und dann wurde Katherina Prüfungspartnerin vom Kai-Uwe aber bevor er seinen Schwarzgurt machen konnte wurde sie schwanger :)

gast
21-04-2020, 17:05
das sieht dann z.B. so aus:
https://www.youtube.com/watch?v=ww2BN_JrPL8
https://www.youtube.com/watch?v=NKyHcfAVIH8

Björn Friedrich
21-04-2020, 17:08
Theorie ist o.k. wenn du Kampfkunst verstehen willst. Du brauchst sie aber nicht, um sie zu können. Es gibt genügend einfach gestrickte Athleten die Top Fighter sind.

Für mich als Lehrer ist es interessant um Menschen damit zu unterhalten. Als Kämpfer interessiert mich eigentlich nur der praktische Weg, nicht die Theorie......

Chrisdz
21-04-2020, 17:43
Alle Berufsgruppen haben ihre eigene (Fach-)Sprache, wieso sollte man also in der KK nicht auch "seine" Sprache sprechen?
Die Frage ist doch eher, ob dann tatsächlich auch alle die gleiche Sprache sprechen???
Im Karateforum wurde und wird immer wieder über Begriffsverwirrungen und -irrungen diskutiert, teilweise historisch bedingt, teilweise auch in der Unzulänglichkeit der ersten Instruktoren begründet (die waren auch mal jung und ihre Lehrer in Japan hatten ihnen wenig über den historischen Hintergrund vermittelt. Und obendrein: Wer hat damals schon seinen Lehrer gefragt!?)
Aber in meinem Training werden Techniken und Begriffe nicht nur verwendet, sondern eben auch erklärt. Und nach der 3., 4. Woche sollte auch der letzte Anfänger wissen, was ein Gedan-Barai bzw. Harai-Uke ist. Und dass Uke kein "Block" ist!!!

Umgekehrt:

Zu meiner Zeit (Opa erzählt vom Krieg!) stand in jeder Fahrschule mind. ein Modell eines Autos als Schnittversion rum und ebenso ein Schnittmodell eines Motors. Daran wurde die grundlegende Funktion eines Töfftöffs erläutert.
40 Jahre später musste ich dann bei meinen Kindern feststellen, dass denen niemand etwas über den Zerknalltreibtopf vermittelt hat und dass sie total aufgeschmissen wären, würde morgen während einer Fahrt die Servolenkung oder das ABS ausfallen.
Aber fahren können sie beide in der Zwischenzeit (fast) genauso gut wie ich.

Also was???

Schnueffler
21-04-2020, 18:04
Gehört das nicht untrennbar dazu? Und für Fortgeschrittene erst recht. Die drei "W". WAS, WIE, WARUM. Gehört meiner Auffasung nach dazu.

Sehe ich auch so. Vor allem die Erklärungen, warum und wie z.B. ein Hebel funktioniert. Wennman das verstanden hat, kann man vieles auf andere Technikenu umsetzen.

oxox
21-04-2020, 19:13
Zu meiner Zeit (Opa erzählt vom Krieg!) stand in jeder Fahrschule mind. ein Modell eines Autos als Schnittversion rum und ebenso ein Schnittmodell eines Motors. Daran wurde die grundlegende Funktion eines Töfftöffs erläutert.
40 Jahre später musste ich dann bei meinen Kindern feststellen, dass denen niemand etwas über den Zerknalltreibtopf vermittelt hat und dass sie total aufgeschmissen wären, würde morgen während einer Fahrt die Servolenkung oder das ABS ausfallen.
Aber fahren können sie beide in der Zwischenzeit (fast) genauso gut wie ich.

Um mal Sprachen als Analogie zu nehmen. Mein Englisch ist glaube ich ganz gut und imho besser als das des Durchschnittsdeutschen, aber das kam eher durch einen spielerischen Umgang mit englischsprachigen Inhalten als durch Schulbildung. Im Gegensatz dazu kannte ich einen Ami der an einer Ivy-League-Schule Deutsch gelernt hatte, also eine wirklich gute Ausbildung genossen haben müsste, und dessen Deutsch ist war total enttäuschend. Der hatte halt das Theoriewissen aber nicht die Praxis und ich hab dafür die Praxis aber kaum Theoriewissen. So, aber würde der Herr sich wirklich dahinter klemmen und sein Theoriewissen mit der Praxis verbinden wäre der imho um Längen besser als jemand der nur die Praxis hat. Ganz davon zu schweigen, dass man mit dem richtigen Grundlagenwissen viel schneller neue Sprachen lernen kann, schon alleine was die Phonetik angeht wenn man das IPA einigermaßen kann.

Kaybee
21-04-2020, 20:05
Wie kann man sich das bei euch vorstellen Kaybee? Gebt ihr sowas wie Hausaufgaben, von wegen lies das und das, und der Rest passiert auf der Matte während des normalen Trainings? Ich gehe mal davon aus, dass ihr keinen separaten Frontalunterricht in einem Klassenraum haben werdet.

)

Nein, so natürlich nicht. Aber es kann zum Beispiel mal ne längere Erklärung beim Unterricht oder im Rahmen eines Seminars halt zu einer Form oder zu den Formen allgemein sein. Bei nem Seminar gibt es ja meistens auch einen Trainingsschwerpunkt, der dann auch mal die ersten paar Minuten theoretisch eingeleitet wird, wenn man so will. Dann immer wieder auch während entsprechender Übungen auch Theorie, warum man was wie macht. Welchen strategischen Sinn es hat, welche Bedeutung Schrittarbeit, der Schritt bei dem und dem Vorgehen etc. An der Holzpuppe, was macht man warum, um nur ein paar Beispiele zu nennen. manches ergibt sich halt im Training, wenn einer ne Frage hat, mal etwas unklar ist. Dann hat man mal ne kurze schmissige Antwort, manchmal muss man etwas länger ausholen, weil man merkt, dass da ne Wissens oder Verständnislücke herrscht. Hausaufgaben, wenn man es so nennen will, habe ich zum Beispiel bei meinem Lehrer bekommen, dass ich zu Hause das und das vorm Spiegel solo üben sollte. Das war noch eher am Anfang meines Lernens. Später dann eher so in der Art, dass ich beim Üben z.B. der ersten Form das und das speziell beachten sollte, mir das und das vorstellen sollte. Also beim fortgeschrittenen kommen dann auch eher Hinweise, worauf man beim eigenen Training und auch beim Unterrrichten bei den eigenen Schülern achten soll. Beim Anfänger kann zuviel Theorie manchmal auch Konfusion auslösen. Da ist dann eher reines handeln und tranieren angesagt.

Gruß, Kai

oxox
22-04-2020, 17:47
Nein, so natürlich nicht. Aber es kann zum Beispiel mal ne längere Erklärung beim Unterricht oder im Rahmen eines Seminars halt zu einer Form oder zu den Formen allgemein sein. Bei nem Seminar gibt es ja meistens auch einen Trainingsschwerpunkt, der dann auch mal die ersten paar Minuten theoretisch eingeleitet wird, wenn man so will. Dann immer wieder auch während entsprechender Übungen auch Theorie, warum man was wie macht. Welchen strategischen Sinn es hat, welche Bedeutung Schrittarbeit, der Schritt bei dem und dem Vorgehen etc. An der Holzpuppe, was macht man warum, um nur ein paar Beispiele zu nennen. manches ergibt sich halt im Training, wenn einer ne Frage hat, mal etwas unklar ist. Dann hat man mal ne kurze schmissige Antwort, manchmal muss man etwas länger ausholen, weil man merkt, dass da ne Wissens oder Verständnislücke herrscht. Hausaufgaben, wenn man es so nennen will, habe ich zum Beispiel bei meinem Lehrer bekommen, dass ich zu Hause das und das vorm Spiegel solo üben sollte. Das war noch eher am Anfang meines Lernens. Später dann eher so in der Art, dass ich beim Üben z.B. der ersten Form das und das speziell beachten sollte, mir das und das vorstellen sollte. Also beim fortgeschrittenen kommen dann auch eher Hinweise, worauf man beim eigenen Training und auch beim Unterrrichten bei den eigenen Schülern achten soll. Beim Anfänger kann zuviel Theorie manchmal auch Konfusion auslösen. Da ist dann eher reines handeln und tranieren angesagt.

Gruß, Kai

Danke für die Antwort Kai. So oder so ähnlich kenne ich das grob aus dem Breitensport genauso. So akademisch angehauchtes Lernen wo du dich quasi mit Stift und Papier vor dem Schreibtisch sitzt bzw. Konzepte mal rein theoretisch angehst gibt es bei euch nicht?

Kaybee
22-04-2020, 20:55
Unterschiedlich. Ich weiß, dass mein Lehrer MK immer ganze Notizbücher vollgeschrieben hat, Zeichnungen gemacht hat, wenn er von seinem Lehrer PhB gekommen ist. Habe ich persönlich nie so gemacht. Ist also eher unterschiedlich und individuell.

Schnueffler
22-04-2020, 21:22
Unterschiedlich. Ich weiß, dass mein Lehrer MK immer ganze Notizbücher vollgeschrieben hat, Zeichnungen gemacht hat, wenn er von seinem Lehrer PhB gekommen ist. Habe ich persönlich nie so gemacht. Ist also eher unterschiedlich und individuell.

Früher habe ich mir auch sehr viel aufgeschrieben. Mittlerweile ist es so, dass ich die Sachen direkt nach dem lernen oft wiederhole und mir so den Teil einpräge, den ich für mich brauche.
Nach dem Training kam es öfter mal vor, dass mich Schüler auf meine Erklärungen angesprochen haben und wir die Erklärungen dann bei nem Bier vertieft haben. Das: Warum, Wieso, Was, Wie ich es mache.

Kaybee
22-04-2020, 23:20
Früher habe ich mir auch sehr viel aufgeschrieben. Mittlerweile ist es so, dass ich die Sachen direkt nach dem lernen oft wiederhole und mir so den Teil einpräge, den ich für mich brauche.
Nach dem Training kam es öfter mal vor, dass mich Schüler auf meine Erklärungen angesprochen haben und wir die Erklärungen dann bei nem Bier vertieft haben. Das: Warum, Wieso, Was, Wie ich es mache.

Auch ne coole Sache. :) Ich war nie so der Aufschreiber, war halt auch dreimal die Woche im Trainings, konnte dann immer direkt fragen. Habe mir auf Lehrgängen von PhB manchmal die Übungen aufgeschrieben. Aber sonst eher beobachten, einprägen und probieren umzusetzen.

Schnueffler
22-04-2020, 23:31
Auch ne coole Sache. :) Ich war nie so der Aufschreiber, war halt auch dreimal die Woche im Trainings, konnte dann immer direkt fragen. Habe mir auf Lehrgängen von PhB manchmal die Übungen aufgeschrieben. Aber sonst eher beobachten, einprägen und probieren umzusetzen.

Das war so bis Grüngurt bei mir, dann fing ich an die Sachen für mich zu adaptieren und umzusetzen, so dass sie für meinen Körper passten. Aber so grundlegende Sachen habe ich mir immer nach dem Training aufgeschrieben und wenn es nur ein Merksatz, Hinweis, etc. war, warum diese Technih funktioniert.

Heute habe ich Schüler, die genau wissen was gemeint ist bei einem Hebel, wenn ich was sage und dann kommt: Wo ist der kleine Finger? bei Würgern nur das Wort Coladose.

oxox
23-04-2020, 10:34
Sowas hier finde ich echt interessant und denke ähnliche Flussdiagramme könnte man bestimmt auch für andere Kampfsportarten anlegen.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e6/Rubber_guard_flowchart.svg/1200px-Rubber_guard_flowchart.svg.png

Banger
24-04-2020, 17:31
Glaubt ihr es könnte was bringen wenn man neben dem normalen körperlichen Training noch so etwas wie einen designierten Theorieunterricht anbietet? Wenn ja, nur für absolute Anfänger oder auch für Fortgeschrittene?

Klar, manche Sachen muss man selbst fühlen, aber andererseits gibt es doch genug Stoff den man sich jenseits der Matte erarbeiten kann. Meinetwegen die Namen von einfachen Techniken, Vereinsgeschichte, grundlegende Konzepte, und so weiter. Oder Punkte für die man teilweise keine Zeit hat während des regulären Trainings. Zum Beispiel theoretische Gewaltprävention und Verhaltensweisen.

Ist vielleicht eine blöde Idee, aber im Bezug auf die einfache Nomenklatur könnte ich mir auch so etwas wie einen Multiple-Choice-Test vorstellen, an dem man beurteilen kann wie viel vom normalen Unterricht hängen geblieben ist. Also jenseits des klassischen Prüfungsmodells.

Wir reden also von Theorieunterricht im Kampfsport? Verwechselst du gerade Kampfkunst mit Kampfsport?
In Sportarten wie Boxen und Ringen gibt es keine Gürtel also ist ausser Taktik und Trainingsschulung kein Theorieunterricht sinnvoll!

Schnueffler
24-04-2020, 18:33
Wir reden also von Theorieunterricht im Kampfsport? Verwechselst du gerade Kampfkunst mit Kampfsport?
In Sportarten wie Boxen und Ringen gibt es keine Gürtel also ist ausser Taktik und Trainingsschulung kein Theorieunterricht sinnvoll!

Taktik kann schonmal ein Theorieunterricht sein, mentales Training, beim Ringen: wie funktioniert ein Gleichgewichtsbruch, wie ein Hebel, usw.

oxox
24-04-2020, 21:08
Wir reden also von Theorieunterricht im Kampfsport? Verwechselst du gerade Kampfkunst mit Kampfsport?
In Sportarten wie Boxen und Ringen gibt es keine Gürtel also ist ausser Taktik und Trainingsschulung kein Theorieunterricht sinnvoll!

Meinte das sowohl als auch. Ob beispielsweise im Boxen und Ringen Theorieunterricht sinnvoll ist bleibt halt die Frage. Als Nicht-Trainer denke ich mir, dass man nur eine begrenzte Anzahl an Kopftreffern kassieren möchte und eine gute theoretische Ausbildung dazu beitragen kann mehr aus deinen Sparringseinheiten zu machen. Schon alleine durch eine systematische Herangehensweise und das Lernen von wertvollen Lektionen ohne Negativerfahrung.

Ich denke die eigentliche Frage ist ob das nicht sowieso schon Teil des normalen Training ist bzw. ob es sich lohnt sich gesondert davon hinzusetzen und Sachen theoretisch durchzugehen. Das Theorie an sich nicht schadet zeigen doch die Vorgaben für den Erwerb von Trainerscheinen usw. auch wenn es da halt ums Coachen geht.

Kaybee
25-04-2020, 07:56
Wir reden also von Theorieunterricht im Kampfsport? Verwechselst du gerade Kampfkunst mit Kampfsport?
In Sportarten wie Boxen und Ringen gibt es keine Gürtel also ist ausser Taktik und Trainingsschulung kein Theorieunterricht sinnvoll!

Gibts im Ving Tsun auch nicht. Trotzdem gehört Theorie zur Praxis dazu. Und nicht weil es irgendwie geprüft würde zum Erwerb eines Gürtels, einer Urkunde etc.

Oldschool
25-04-2020, 09:08
Wir reden also von Theorieunterricht im Kampfsport? Verwechselst du gerade Kampfkunst mit Kampfsport?
In Sportarten wie Boxen und Ringen gibt es keine Gürtel also ist ausser Taktik und Trainingsschulung kein Theorieunterricht sinnvoll!

Du lässt also einen Anfänger einfach in den Sandsack dreschen? Ohne ihm vorher zu erklären, wie ein Jab funktioniert, warum die Schulter hoch muss bzw. das Kinn an die Schulter? Wie man steht, wie man sich bewegt, usw.? Einfach machen, keine Erklärung? ;)

discipula
25-04-2020, 11:23
Der hatte halt das Theoriewissen aber nicht die Praxis und ich hab dafür die Praxis aber kaum Theoriewissen. So, aber würde der Herr sich wirklich dahinter klemmen und sein Theoriewissen mit der Praxis verbinden wäre der imho um Längen besser als jemand der nur die Praxis hat.

Angenommen, du würdest dein Feld-Wald-Wiesen-Englisch mit etwas Granmatik aufpeppen (am besten dort, wo du unsicher bist, wie man es richtig sagt), vermute ich, wärst du in der Fremdsprache besser als dein Freund, der erst mit Theorie angefangen hat und dann praktisch übt.

Im Wing Tsun Unterricht, den ich hatte, war es gefühlt oft so, dass das Zuhören und Zugucken, wie eine Bewegung geht, mehr Zeit in Anspruch nahm, als das eigentliche Üben. Das war schon gelegentlich etwas zäh und so interessant und richtig die Ausführungen waren, ich konnte mir das nie alles merken. Weniger wäre da mehr gewesen. Man kann zB die Erklärungen zu Varianten einer Bewegung erst dann schätzen, wenn man die Grundbewegung einigermassen kann. alles aufs Mal ist da ein bisschen viel, und kann auch nicht umgesetzt werden.

Beim Boxen ists eher umgekehrt, mehr machen, weniger reden, aber gelegentlich wird beim Dehnen am Schluss auch noch ein bisschen Theorie besprochen, oder auch Taten der grossen Boxer diskutiert, die Geschichte des Boxens, Theorie zu den Regeln, oder auch Analysen von aktuellen Kämpfen der Profis... das finde ich ganz angenehm. Aber wenn mein Trainer plötzlich mit einem Multiple Choice Test auftauchen würde, würde ich schon sehr staunen und mich fragen, welcher Teufel ihn da grad reitet...? :ups: :confused: :D

oxox
25-04-2020, 12:39
Ach warum, so ein Test könnte doch auch Spaß machen (ist nicht ganz ernst gemeint):

Es ist spät nachts. Sie sind leicht angetrunken und wanken durch die Straßen einer bekannten Millionenstadt am Rhein. Aus dem Augenwinkel sehen sie zwei fröhliche Männer, die ihnen schon seit 10 Minuten folgen und über etwas tuscheln.

A: Sie gehen langsam schneller bis sie schließlich anfangen zu rennen. Mit etwas Abstand verschwinden sie in einer Gasse und verstecken sich.

B: Sie drehen sich um, gehen gezielt auf die Verfolger zu, reißen sich das Hemd vom Leib und schreien während sie die Muskeln anspannen.

C: Sie wechseln die Straßenseite, gehen ein Stück weiter und bücken sich vor einem Autospiegel. Sie tun so als würden sie sich die Schnürsenkel binden und beobachten ihre Umgebung.

D: Sie ignorieren die Männer und nehmen einen weiteren Schluck aus ihrer Bierflasche, bevor sie bei einer Gruppe älterer Frauen stehen bleiben und unverbindlichen Geschlechtsverkehr anbieten.


Es ist spät nachts. Sie sind eine geschiedene Frau und stehen mit ihren Freundinnen an einer Straßenecke. Ein betrunkener Mann wankt auf sie zu und bietet unverbindlichen Geschlechtsverkehr an.

A) Sie sagen ihm er soll sich verpissen und kramen in ihrer Handtasche nach dem Pfefferspray.

B) Sie haben den Eindruck der Mann ist nervös woraufhin ihnen zwei weitere Männer auffallen, die sie im Vorbeigehen angucken. Sie lachen und geben dem Verehrer eine falsche Nummer bevor dieser schließlich weiter geht.

C) Sie sehen zwei Männer in Entfernung und rufen um Hilfe während sie mit den Armen wedeln.

D) Sie fangen an irgend etwas von Verschwörungstheorien zu reden und schlagen zu bevor sie den Satz beenden. Sie und ihre Freundinnen prügeln auf dem am Boden liegenden Mann mit ihren Handtaschen ein.

Nite
25-04-2020, 13:00
Du lässt also einen Anfänger einfach in den Sandsack dreschen? Ohne ihm vorher zu erklären, wie ein Jab funktioniert, warum die Schulter hoch muss bzw. das Kinn an die Schulter? Wie man steht, wie man sich bewegt, usw.? Einfach machen, keine Erklärung? ;)
Erklärung ist etwas anderes als gesonderter Theorieunterricht.

Oldschool
29-04-2020, 06:41
Erklärung ist etwas anderes als gesonderter Theorieunterricht.

Jein. Bleiben wir beim Thema Jab oder generell Fauststoß. Wenn man dem Schüler einfach nur erklärt, wie er was machen soll, dann ja, dann haben wir reines Erklären. Wenn man ihm aber gleichzeitig erklärt, warum er bestimmte Sachen machen soll und wieso er das machen soll, dann sind wir schon im Theorie-Unterricht.

Das einzige Problem ist die Balance zwischen Vortrag halten und trainieren lassen - manchmal artet es einfach zu sehr aus ;-)

ThomasL
29-04-2020, 07:55
Ein erweiterter Theorieteil könnte in Kombination mit überwachtem Solotraining ein guter Ansatz sein um die Schulen langsam wieder hochzufahren. Egal ob Kampfsport oder Kampfkunst ;-)

Kaybee
29-04-2020, 08:51
Ein erweiterter Theorieteil könnte in Kombination mit überwachtem Solotraining ein guter Ansatz sein um die Schulen langsam wieder hochzufahren. Egal ob Kampfsport oder Kampfkunst ;-):halbyeaha

marcelking
29-04-2020, 09:17
Also Grundsätzlich gehören theoretische Erklärungen zum Training. Wenn ich Formen mit Leuten mache, muss es ja Infos geben, was wie warum.
Sonst wird nur Stumpf der Ablauf gemacht. Wenn dann noch direkt passende Übungen folgen, um so besser.
Das fließt im Training ineinander.
Aber eine Stunde trockene Theorie , nein.

Nite
29-04-2020, 10:40
Jein. Bleiben wir beim Thema Jab oder generell Fauststoß. Wenn man dem Schüler einfach nur erklärt, wie er was machen soll, dann ja, dann haben wir reines Erklären. Wenn man ihm aber gleichzeitig erklärt, warum er bestimmte Sachen machen soll und wieso er das machen soll, dann sind wir schon im Theorie-Unterricht.

Das einzige Problem ist die Balance zwischen Vortrag halten und trainieren lassen - manchmal artet es einfach zu sehr aus ;-)
Auch das warum fällt für mich unter erklären, vor allem ist es kein "designierter Theorieunterricht" "neben dem normalen Training"

Banger
30-04-2020, 12:18
Du lässt also einen Anfänger einfach in den Sandsack dreschen? Ohne ihm vorher zu erklären, wie ein Jab funktioniert, warum die Schulter hoch muss bzw. das Kinn an die Schulter? Wie man steht, wie man sich bewegt, usw.? Einfach machen, keine Erklärung? ;)
Da verwechselst du was! Techniktraining und Theorie sind 2 paar unterschiedliche Seiten.
Sicher kann ich jemanden erklären wie der Jab funktioniert, aber die Anwendung findet im Sparring statt.
Sonst hätte wir nur Boxer wie Tyson und Klitschko. Kampfsport ist nunmal auf die Praxis ausgerichtet.
Das kann man mit Kampfkunst nicht vergleichen. Wo der Weg wichtig ist im Vergleich zum Kampfsport.
Wo der Wettkampf und die Fitness im Vordergrund steht.

ThomasL
30-04-2020, 15:27
Komische Vorstellung von Kampfkunst.
Nebenbei, gerade in den Wettkampfsportarten gibt es auch viel Theorie die von erfolgreichen Trainern genutzt wird um Spitzensportler zu trainieren. Und einiges davon kann auch dem Schüler, insbesondere dem der vielleicht nicht einen persönlichen Trainer hat der sich nur um ihn kümmert, nutzen um besser zu werden. Egal ob KK oder KS.

oxox
30-04-2020, 17:37
Selbst wenn man auf der Matte viel Theorie erklärt bekommt, irgendwo bleibt doch unklar wie viel davon tatsächlich hängen bleibt. Das mit dem Muiltiple-Choice-Test war ein Scherz, aber irgendwo scheinen dann doch die Kontrollmechanismen jenseits der Gürtelprüfung und dem Rollen zu fehlen. Ich meine, wie soll ein Trainer wirklich wissen ob ein wirklich versteht was er da macht? Selbst wenn die Technik halbwegs funktioniert bedeutet das doch nicht zwangsläufig, dass derjenige versteht warum.

Banger
30-04-2020, 17:42
Komische Vorstellung von Kampfkunst.
Nebenbei, gerade in den Wettkampfsportarten gibt es auch viel Theorie die von erfolgreichen Trainern genutzt wird um Spitzensportler zu trainieren. Und einiges davon kann auch dem Schüler, insbesondere dem der vielleicht nicht einen persönlichen Trainer hat der sich nur um ihn kümmert, nutzen um besser zu werden. Egal ob KK oder KS.

Das ist richtig , aber nicht so wie der TE das definiert.

discipula
01-05-2020, 12:00
Selbst wenn man auf der Matte viel Theorie erklärt bekommt, irgendwo bleibt doch Unklarheit wie viel davon tatsächlich hängen bleibt. Das mit dem Muiltiple-Choice-Test war ein Scherz, aber irgendwo scheinen dann doch die Kontrollmechanismen jenseits der Gürtelprüfung und dem Rollen zu fehlen. Ich meine, wie soll ein Trainer wirklich wissen ob ein wirklich versteht was er da macht? Selbst wenn die Technik halbwegs funktioniert bedeutet das doch nicht zwangsläufig, dass derjenige versteht warum.

bei Wettkämpfern, die ihre Wettkämpfe gewinnen, kann man wohl davon ausgehen, dass sie nicht alles falsch machen. egal ob sie es theoretisch verstehen odet "nur" praktisch umsetzen.

wo es Meisterschaften gibt, braucht es nicht unbedingt noch weitere Tests

Trainer dind sber wohl besser und wirksamer mit theoretischen Kenntnissen, können so besser auf unterschiedliche Schüler eingehen.

Gast
01-05-2020, 14:29
Glaubt ihr es könnte was bringen wenn man neben dem normalen körperlichen Training noch so etwas wie einen designierten Theorieunterricht anbietet? Wenn ja, nur für absolute Anfänger oder auch für Fortgeschrittene?

Klar, manche Sachen muss man selbst fühlen, aber andererseits gibt es doch genug Stoff den man sich jenseits der Matte erarbeiten kann. Meinetwegen die Namen von einfachen Techniken, Vereinsgeschichte, grundlegende Konzepte, und so weiter. Oder Punkte für die man teilweise keine Zeit hat während des regulären Trainings. Zum Beispiel theoretische Gewaltprävention und Verhaltensweisen.

Ist vielleicht eine blöde Idee, aber im Bezug auf die einfache Nomenklatur könnte ich mir auch so etwas wie einen Multiple-Choice-Test vorstellen, an dem man beurteilen kann wie viel vom normalen Unterricht hängen geblieben ist. Also jenseits des klassischen Prüfungsmodells.

Schaden tut es auf jeden Fall nicht. Ich würde es mal anbieten und schauen wie es Anklang findet. Als "Test" für die würde ich aber keinen Mulitple-Choice Test nehmen. Die sollen das in einer der nächsten Trainings zusammen gefasst den Anfängern erklären.

oxox
01-05-2020, 17:18
Schaden tut es auf jeden Fall nicht. Ich würde es mal anbieten und schauen wie es Anklang findet. Als "Test" für die würde ich aber keinen Mulitple-Choice Test nehmen. Die sollen das in einer der nächsten Trainings zusammen gefasst den Anfängern erklären.

Das ist finde ich eine super Idee. Wenn du was selber erklären musst kann man wirklich sehen was da bei dir hängen geblieben ist.