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Vollständige Version anzeigen : Shooten oder Werfen



RollingTommy
26-05-2020, 12:31
Hallo zusammen,


jetzt trau ich mich mal, meinen ersten Thread zu eröffnen - bitte zerreißt mich nicht gleich in der Luft :D

Das Thema beschäftigt mich schon eine ganze Weile, um genau zu sein, seit meinem Wechsel vom Judo zum BJJ.

Und zwar geht es mir um eine Verhältnisbestimmung zwischen den typischen Würfen aus dem Judo (Ogoshi, Uchimata, Osotogari, ...) und den ringerisch geprägten Takedowns (Doublelegtakedown, Singlelegtakedown, ...). Ich möchte wirklich keine erneute Diskussion zum Unterschied zwischen Würfen und Takedowns lostreten - also setze ich einfach mal ganz frech die grobe Unterscheidung Takedown (=Bein greifen) und Wurf (=Bein nicht greifen) voraus.

Nun also zur eigentlichen Frage: In welchen Situationen sind Würfe optimal, wann eignen sich Takedowns besser? Gibt es einen solchen Unterschied überhaupt oder kommt es lediglich auf die persönlichen Präferenzen an?

Der aktuelle Stand meiner Überlegungen sieht wie folgt aus: Takedowns eignen sich am besten gegen aufrechte Gegner, da hier die Beine näher, also auch entsprechend leichter zu greifen sind. Würfe hingegen funktionieren besser gegen nach vorne gebeugte Gegner, da sich durch die Position deren Schwerpunkt leichter manipulieren lässt.


Bin gespannt auf eure Erfahrungen und Gedanken zum Thema!


LG

Tommy

Björn Friedrich
26-05-2020, 12:46
Die erste Frage ist: Gi oder No-Gi?

Die zweite Frage ist: Kampf mit oder ohne Schlägen?

period
26-05-2020, 12:48
Und zwar geht es mir um eine Verhältnisbestimmung zwischen den typischen Würfen aus dem Judo (Ogoshi, Uchimata, Osotogari, ...) und den ringerisch geprägten Takedowns (Doublelegtakedown, Singlelegtakedown, ...). Ich möchte wirklich keine erneute Diskussion zum Unterschied zwischen Würfen und Takedowns lostreten - also setze ich einfach mal ganz frech die grobe Unterscheidung Takedown (=Bein greifen) und Wurf (=Bein nicht greifen) voraus.

Über die Definition könnte man wirklich streiten (im Deutschen ist es beim Ringen z.B. noch komplizierter, weil man von Würfen, Schwunggriffen und Runterreissern spricht, aber das ist ein anderes Thema) ich werde daher von Würfen und Beinangriffen sprechen, wenn Du gestattest ;)



Nun also zur eigentlichen Frage: In welchen Situationen sind Würfe optimal, wann eignen sich Takedowns besser? Gibt es einen solchen Unterschied überhaupt oder kommt es lediglich auf die persönlichen Präferenzen an?

Der aktuelle Stand meiner Überlegungen sieht wie folgt aus: Takedowns eignen sich am besten gegen aufrechte Gegner, da hier die Beine näher, also auch entsprechend leichter zu greifen sind. Würfe hingegen funktionieren besser gegen nach vorne gebeugte Gegner, da sich durch die Position deren Schwerpunkt leichter manipulieren lässt.

Jein. Sowohl Würfe als auch Beinangriffe sind bei einem aufrechten Gegner prinzipiell leichter anzusetzen, man könnte sogar sagen, Beinangriffe sind dann ziemlich geschenkt, daher im Zweifelsfall Beinangriff. Beim abgebeugten Gegner kommt es ein bisschen drauf an ob Gi oder no Gi. Im No Gi sind Beinangriffe und Runterreisser (speziell snapdowns) so ziemlich alles, was man macht, nachdem man zum Werfen unter den Schwerpunkt des Gegners gelangen und dann wieder hochkommen muss (Ausnahme sind Würfe aus dem Kniestand). Im Gi ist es dann natürlich besonders verlockend, über den Rücken zu greifen und zu werfen (Georgian Grip, Tomoe Nage, Sumi Gaeshi...).

Beste Grüsse
Period.

RollingTommy
26-05-2020, 15:31
Die erste Frage ist: Gi oder No-Gi?

Die zweite Frage ist: Kampf mit oder ohne Schlägen?Naja also aktuell (beziehungsweise vor/ nach dem lockdown) trainiere ich fast nur gi, möchte mich aber mittelfristig richtung nogi bewegen.... Dementsprechend würde ich sagen sowohl als auch.

Und um die zweite frage zu beantworten: ohne schlagen. Aber mich würden trotzdem beide deine antwortvarianten interessieren - falls du zeit und Lust hast, so viel zu schreiben ;)

Gesendet von meinem Redmi Note 6 Pro mit Tapatalk

RollingTommy
26-05-2020, 15:38
Über die Definition könnte man wirklich streiten (im Deutschen ist es beim Ringen z.B. noch komplizierter, weil man von Würfen, Schwunggriffen und Runterreissern spricht, aber das ist ein anderes Thema) ich werde daher von Würfen und Beinangriffen sprechen, wenn Du gestattest ;)



Jein. Sowohl Würfe als auch Beinangriffe sind bei einem aufrechten Gegner prinzipiell leichter anzusetzen, man könnte sogar sagen, Beinangriffe sind dann ziemlich geschenkt, daher im Zweifelsfall Beinangriff. Beim abgebeugten Gegner kommt es ein bisschen drauf an ob Gi oder no Gi. Im No Gi sind Beinangriffe und Runterreisser (speziell snapdowns) so ziemlich alles, was man macht, nachdem man zum Werfen unter den Schwerpunkt des Gegners gelangen und dann wieder hochkommen muss (Ausnahme sind Würfe aus dem Kniestand). Im Gi ist es dann natürlich besonders verlockend, über den Rücken zu greifen und zu werfen (Georgian Grip, Tomoe Nage, Sumi Gaeshi...).

Beste Grüsse
Period.Beinangreifer - das wort wollte mir partout nicht einfallen..... ;) Das war letztlich ja das was ich meinte.

Die Erfahrung, dass würfe generell bei aufrechten gegnern besser funktionieren, teile ich nicht unbedingt. Techniken wie uchimata oder auch ein osotogari funktionieren meinen Beobachtungen nach sogar besser bei gebeugten gegnern.

Deinem beitrag würde ich jetzt mal grob vereinfacht entnehmen, dass beinangreifer ein muss, würfe eher ein nicht zwangsweise notwendiges gimmik sind?



Gesendet von meinem Redmi Note 6 Pro mit Tapatalk

Björn Friedrich
26-05-2020, 15:44
Mit Gi würde ich defintiv Würfe bevorzugen, gerade wenn du auch aus dem Judo kommst, macht das absolut Sinn.

Du musst halt nur schauen, das du deine bevorzugten Judowürfe so "umbaust" das du nicht einfach irgendwie fällst und danach die Kontrolle verlierst, sondern das du eine gute Transition in eine Bodenposition bekommst. Dave Camarillo hat Judo und BJJ ziemlich geil miteinander kombiniert und nennt das Guerilla BJJ. Mit Gi hast du da aus der Judo Ecke defintiv schöne Möglichkeiten im Stand.

Umgekehrt würde ich beim No-Gi hauptsächlich Ringersachen bevorzugen, wenn du Submission Wrestling machst, hast du meist keinen Käfig, oder keine Wand wo ein Clinch passiert, von daher sind die meisten Takedowns so die Klassiker, Double und Single Leg Variationen, die du halt relativ dynamisch machen musst, wenn du damit Erfolg haben willst.

Wenn es mit Schlagen ist, hast du meist die Möglichkeit eines Clinches an der Wand oder dem Käfig und da kommt halt das Handfighting aus dem Ringen und die verschiedenen Kontrollpositonen zum Einsatz, um deine Takedowns anzuwenden. Ich finde die Arbeit mit Schlägen an der Wand, die ökonomischste Form des Stand Grappling, weil man viel über Positionen machen kann und nicht zu schnell arbeiten muss.

period
26-05-2020, 16:13
Beinangreifer - das wort wollte mir partout nicht einfallen..... ;) Das war letztlich ja das was ich meinte.

Die Erfahrung, dass würfe generell bei aufrechten gegnern besser funktionieren, teile ich nicht unbedingt. Techniken wie uchimata oder auch ein osotogari funktionieren meinen Beobachtungen nach sogar besser bei gebeugten gegnern.

Beinangriffe oder aber leg attacks ;) Osoto mache ich für meinen Teil bei einem abgebeugten Gegner und im No Gi nur mit dem Arm (doppelt innen klammern, dabei runter aufs Knie des Standbeins). Im Gi am liebsten mit Pistol-Grip an beiden Ärmeln und gekreuzten Armen. Wenn ich den Griff kriege, ist es mir letzlich auch egal wie der grad steht. Uchi-mata - da muss er nicht gebeugt stehen, ich kann ihn ja auch selber beugen. Wenn ich die Griffkontrolle kriege, die Vorbereitung nicht verbocke und den Griff behalte. geht der Wurf im Gi so oder so. Im No-Gi macht man den meistens von einem Overhook aus - gegen einen abgebeugten Gegner kriegt man den aber in der Regel nicht als Wurf durch (wenn er irgendwas auf dem Kasten hat zumindest), sondern bringt ihn damit kurz aus dem Gleichgewicht und wechselt dann auf Ankle Pick oder so. Aber das sind keine generellen Aussagen, sondern immer auch abhängig von der individuellen Ausführung und Variante.




Deinem beitrag würde ich jetzt mal grob vereinfacht entnehmen, dass beinangreifer ein muss, würfe eher ein nicht zwangsweise notwendiges gimmik sind?


Würde ich so nicht sagen. Wichtig ist, dass Du für den Anfang zumindest eine Handvoll Techniken hast, mit denen Du den Kampf im Rahmen des Regelwerks zu Boden bringen kannst, ausbauen geht immer noch. Das können Würfe sein, Schwunggriffe, Snapdowns oder Guard Pulling. Auf Sherdog gibt es einen ehemaligen Spitzenringer (US-Nationalteam im Greco) namens Matt Holt, der ins Grappling gewechselt ist. In Sachen Takedowns aller Art könnte der mit 99% der Konkurrenz im Grappling die Matte wischen, aber er sagt er macht im Wettkampf eigentlich auch nur Guard Pulls. Aus meiner Sicht sind Beinangriffe vielseitiger einsetzbar als die meisten Würfe, ABER man muss sie richtig lernen und machen. Und wenn ich das so sagen darf, die Mehrheit von dem, was ich diesbezüglich im BJJ gesehen habe, ist alles, aber kein guter Beinangriff. Ein guter Beinangriff bringt Dich direkt in die Sidemount und nimmt Deinem Gegner erstmal für zehn Sekunden die Luft aus den Lungen. Ein schlechter lädt zum Guard Pulling ein und bringt Dich obendrein in eine Guilliotine. Sprich, schau mal, was Du in Deinem aktuellen Umfeld sinnvoll lernen und verbessern kannst. Vielleicht ist es nicht in jeder Hinsicht optimal, aber sinnvoller als Dinge zu versuchen die grad nicht drin sind.

Beste Grüsse
Period.

RollingTommy
01-06-2020, 22:35
Es mag etwas naiv klingen, aber eigentlich ist es mein Ziel, den Unterschied zwischen Gi und NoGi zumindest rein vom Technischen her so gering wie möglich zu halten. Dementsprechend möchte ich beispielsweise nicht im NoGi nur mit leg attacks arbeiten, im Gi hauptsächlich mit Würfen. Was würde vor diesem Hintergrund von den folgenden Optionen am meisten Sinn ergeben?

1. Auf Würfe weitgehend verzichten (bzw keine Trainingszeit mehr darauf verwenden) und sich dafür voll auf leg attacks konzentrieren.
2. Zumindest vorerst keine leg attacks lernen und nur mit den Würfen arbeiten, die ich schon kann.
3. Ein paar leg attacks als Ergänzung zu meinen Würfen lernen.

Gerade bei letzterer Option stellt sich mir nach wie vor die Frage: In welchen speziellen Situationen ist ein Wurf einer leg attack vorzuziehen und vice versa? Oder anders gefragt: Welche Vor- und Nachteile bieten Würfe beziehungsweise leg attacks jeweils?

Ich bin euch wirklich dankbar für eure Antworten.... Das ist für mich ein sehr wichtiges Thema - schließlich geht es hier um die weitere Nutzung meiner viel zu raren Trainingszeit ;)

period
01-06-2020, 23:38
Es mag etwas naiv klingen, aber eigentlich ist es mein Ziel, den Unterschied zwischen Gi und NoGi zumindest rein vom Technischen her so gering wie möglich zu halten. Dementsprechend möchte ich beispielsweise nicht im NoGi nur mit leg attacks arbeiten, im Gi hauptsächlich mit Würfen. Was würde vor diesem Hintergrund von den folgenden Optionen am meisten Sinn ergeben?

1. Auf Würfe weitgehend verzichten (bzw keine Trainingszeit mehr darauf verwenden) und sich dafür voll auf leg attacks konzentrieren.
2. Zumindest vorerst keine leg attacks lernen und nur mit den Würfen arbeiten, die ich schon kann.
3. Ein paar leg attacks als Ergänzung zu meinen Würfen lernen.

Gerade bei letzterer Option stellt sich mir nach wie vor die Frage: In welchen speziellen Situationen ist ein Wurf einer leg attack vorzuziehen und vice versa? Oder anders gefragt: Welche Vor- und Nachteile bieten Würfe beziehungsweise leg attacks jeweils?

Ich bin euch wirklich dankbar für eure Antworten.... Das ist für mich ein sehr wichtiges Thema - schließlich geht es hier um die weitere Nutzung meiner viel zu raren Trainingszeit ;)

Ich fange mal am Ende an: vorteilhaft ist das, was funktioniert. Es gibt Leute, die kommen mit den schrägsten Dingen durch. Das heisst, es kommt primär mal darauf an, was Du wie gut kannst, und was Du aktuell lernen kannst. Ich bin mir nicht ganz sicher, welches Ergebnis Dir für diese Diskussion vorschwebt - zum Trainer gehen und ihm sagen, er soll Dir in Zukunft nur mehr leg attacks beibringen, weil die im Forum gesagt haben das wäre besser? Leg attacks üben, ohne sie zu können? Versuchen, die Sachen von youtube zu lernen? Letzteres kann zwar funktionieren, ABER erfahrungsgemäss nur dann, wenn man schon ein entsprechendes technisches Level erreicht hat, insbesondere in verwandten Techniken.

Im Prinzip läuft jede Form des ringerischen Zu-Boden bringens gleich ab:
1. Technik vorbereiten (mit oder ohne Kontakt)
2. Fassen bzw. Fassart ändern (falls notwendig und nicht bereits erfolgt)
3. Technik durchführen, idealerweise unter Ausnutzung der provozierten Reaktion des Gegners; ggf. Technikkette einleiten, falls der erste Angriff gekontert wird, oder aber Situation neutralisieren (dann wieder weiter bei 1)
4. Bodenkontrolle herstellen / entstandene Situation nutzen

Daraus folgt auch indirekt die Antwort auf Deine Frage: vorteilhaft ist in der Praxis die Technik, die ich gut vorbereiten kann, deren Fassart ich ohne Probleme herstellen kann, die in der Durchführung schwer zu kontern ist und es mir abschliessend erlaubt, am Boden die Kontrolle zu etablieren, die ich haben will. Das sind dann die Dinge, die darüber entscheiden, ob man nun einen Wurf oder einen Beinangriff machen sollte: jede Technik profitiert von bestimmten Reaktionen des Gegners und erfordert bestimmte Fassarten, die in unterschiedlichen Szenarien unterschiedlich schwer zu erlangen sind (als Einstieg siehe das oben gesagte, ansonsten rate ich zu einem umfangreichen Gespräch mit einem Trainer und dem Studium von Standardwerken zu den Themen Ringen, Judo und Sambo).
Wenn das mit den Würfen, die Du schon kannst (welche auch immer das sind - kam bisher nicht wirklich zur Sprache?), in beiden Szenarien klappt, wunderbar, dann nimm doch einfach die als Basis. Klappt es nicht, ergibt sich die Frage, warum das so ist (siehe 1-4). Dann ergäbe sich die Frage, ob man das Problem mit sinnvollem Aufwand beheben kann oder ob das Technikarsenal dafür erweitert werden muss. Im übrigen ist die Frage "Wenn ich X mache, passiert immer Y. Was kann ich versuchen anders zu machen?" viel einfacher zu beantworten als die Frage, wann Würfe oder Beinangriffe pauschal besser sind. Insbesondere sollte das für Deine(n) Trainer gelten, der/die Dich ja bei der Ausführung sieht/sehen. Ich bin ja ohnehin der Meinung, dass der Kontakt zum Trainer viel zu selten sinnvoll genutzt wird, warum auch immer.

Wenn Du dann die jeweiligen Techniken in einer sinnvollen Form beherrschst und sie auch am Partner funktionieren, kannst Du sie drillen. Das geht auch alleine ziemlich gut, allerdings wirst Du um die Trainingszeit so oder so nicht herumkommen. Aber wenn Du schon Erfahrung hast, solltest Du das ja wissen.

Beste Grüsse
Period.

Kai Dobi
02-06-2020, 09:21
Kenn mich leider wenig im Judo aus - aber ist es nicht das knuffige dort, dass man bei vielen richtig gemachten Würfen gut in die Armkontrolle kommt, bzw. schon ist. Bei einem Leg(s)-Takedown habe ich die nicht, bzw. nicht so unmittelbar.
Läuft der DLT nict so optimal und der getakedownte Onkel kriegt den Sturz gut in den Griff, ist da schnell der Ellenbogen auf der Omme, oder?

period
02-06-2020, 10:18
Kenn mich leider wenig im Judo aus - aber ist es nicht das knuffige dort, dass man bei vielen richtig gemachten Würfen gut in die Armkontrolle kommt, bzw. schon ist. Bei einem Leg(s)-Takedown habe ich die nicht, bzw. nicht so unmittelbar.
Läuft der DLT nict so optimal und der getakedownte Onkel kriegt den Sturz gut in den Griff, ist da schnell der Ellenbogen auf der Omme, oder?

Im Prinzip habe ich nach einem Wurf meistens eine bestimmte Form von Oberkörperkontrolle, ja. Bei einem Beinangriff meistens eine Kontrolle an einem oder beiden Beinen, idealerweise mit der Option einer Transition zum Leglock. Wie gesagt, die Definition Wurf und Takedown ist etwas schwierig - einige definieren das eindeutig (z.B. Abheben beider Beine vom Boden), andere über die Aufprallenergie. Nur, ich kann fast alle Beinangriffe auch ausgehoben durchführen und mit Schmackes zur Matte finishen, was bei einigen Auslegungen des Takedown-Begriffes wieder schwierig wird... Genauso, wie ich einen klassischen Wurfeingang in einen Runterreisser transformieren kann (dann weiter mit Back Mount usw), oder einen Runterreisser (snapdowns usw.) mit so viel oooomph durchbringen kann, dass die Person ganz andere Sorgen hat als wo sie ihren Ellenbogen platzieren möchte.

Beste Grüsse
Period.

Kai Dobi
02-06-2020, 10:42
mit so viel oooomph durchbringen kann, dass die Person ganz andere Sorgen hat als wo sie ihren Ellenbogen platzieren möchte.
Period.

stimme ich dir natürlich zu. aber wie ich ja schon meinte das "oooomph" steht indirekt proportional zum "Ellenbogen" ... weniger oomph, mehr Ellenbogen.

Kai Dobi
02-06-2020, 10:48
guckt euch mal mendes vs mcgregor an ... so ab 8:17 (yt) ... ist zwar nicht unmittelbar nach dem takedown, aber sowas meinte ich ... davon abgesehen dass es dort verboten war^^

period
02-06-2020, 14:39
Es gibt in jedem Szenario "optimal" und "katastrophal" und vieles dazwischen ;) Hier im Thread scheints ja um ein Grappling-Szenario zu gehen, da kann man die Ellenbogen danach aus meiner Sicht schon mal eher vernachlässigen (ebenso die Möglichkeit, dass die Person ein Messer im Hosenbund haben könnte oder fünf Freunde mit Stahlkappenstiefeln), aber ein Guardpull ist nach den meisten Grappling-Regelwerken natürlich suboptimal (im Ringen allerdings für den, der Guard zieht). Der springende Punkt ist aber, dass es genügend Varianten von Beinangriffen gibt, die mich direkt in eine Sidemount bringen, selbst wenn ich nicht den Ansatz versuche, mit einem Slam die Lichter auszublasen (wäre wieder problematisch in diversen Regelwerken). Natürlich muss man die unter kompetenter Anweisung und mit passenden Trainingspartnern lernen und dann schleifen, schleifen, schleifen. Takedowns sind keineswegs eine reine Kraftsache oder Athletikfrage (wobei die Anteile bei unterschiedlichen Technikvarianten unterschiedlich hoch sind und das auch durch die Qualität der Vorbereitung usw. mit determiniert wird), aber sie sind definitiv harte Arbeit.

Beste Grüsse
Period.

Lo.Ony
02-06-2020, 17:08
Und jetzt nehmen wir noch mit rein, dass wir eventuell wissen, dass unser Gegner X Jahre Ringen/Judo/Sambo/oÄ gemacht hat und schwubs kann unsere pauschalisierte Shooten oder Werfen Strategie komplett sinnlos werden. Auf den wirklich guten Turnieren kennen sich die Kämpfer inzwischen, dass man sich indiviuell zusammengeschusterete Strategien und Taktiken überlegt. Ohne solche Infos - Perfektioniere 2,3 Würfe/Takedowns und hoffe, dass du einen davon durchbringst.

period
02-06-2020, 17:46
Das ist richtig, wobei ich ergänzen würde, dass man zu diesen Turnieren erstmal hinkommen muss und sich andererseits Spitzenkönner oft dadurch auszeichnen, dass sie mit ihren Techniken durchkommen, obwohl jeder weiss welche das sind. Dazu fällt mir noch ein Zitat von John Danaher ein, das ich disebezüglich unterschreiben würde. Nach Danaher ist weniger die "Breite" (= Anzahl), sondern die "Tiefe" (= Eingänge, Weiterführungen, Varianten) bei den wettkampffest beherrschten Techniken entscheidend. Das klingt auf den ersten Blick beruhigend, aber ich würde sagen, dass es viel schwieriger, u.U. frustrierender und mindestens so arbeitsintensiv ist, an der "Tiefe" von Techniken zu arbeiten. Eben diese Zusammenhänge und Verknüpfungen sind es, welche häufig Exzellenz von Durchschnitt unterscheiden. Spitzenleute können oft mit einer Technik eine extreme Bandbreite an Situationen abdecken und/oder sind unglaublich gut darin, die passende(n) Situation(en) für diese zu provozieren. Ebenso gibt es Spitzengrappler mit einem irren Spektrum an Techniken, wobei ich beides gleich spannend finde (auch wenn Kategorie 2 häufig die vielseitigeren Trainer zu liefern scheint).

Ich sollte aber auch anmerken, dass Spezialtechniken etwas sind, was man sich durchaus schon recht früh zurechtlegen kann, was aber definitiv nicht zu früh das Erlernen weiterer Techniken behindern sollte (man weiss ja nie, welche einem besonders liegen könnte und früher oder später kampfentscheidend ist`!). Sprich, man soll auch diese im Randori/Sparring ausprobieren und sich nicht immer "nur" auf die bereits gefestigten Spezialtechniken verlassen.

Beste Grüsse
Period.

RollingTommy
09-06-2020, 10:08
erstmal ein dickes entschuldigung dafür, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe.

eure beiträge habe ich selbstverständlich alle durchgelesen und bin jedem für seine sicht der dinge dankbar.

bezüglich der würfe, die ich beherrsche: hauptsächlich uchimata, ouchigari, osotogari, sasaetsurikomiashi, haraigoshi

da auch die frage aufkam, was das konkrete ziel meiner fragestellung ist: immer wieder höre ich von erfahrenen grapplern, dass leg attacks grundsätzlich das mittel der wahl seien - würfe seien grundsätzlich riskanter und hätten eine geringere erfolgschance.
diese aussage wollte ich gerne vor/mit einem breiteren publikum diskutieren, um mit meinem wurflastigen ansatz nicht langfristig in eine sackgasse zu laufen. es ging mir also darum, ob und für welche situationen ich mein repertoire erweitern muss, um nicht meinem eigenen fortschritt langfristig im weg zu stehen.

auf jeden fall nochmal ein herzliches danke für euren support. und um mein für mich gezogenes fazit mit euch zu teilen: ich werde zunächst bei meinen würfen bleiben und versuchen, diese noch etwas an den neuen kontext anzupassen. darauf aufbauend werde ich mir noch ein paar knackige leg attacks zulegen für situationen, in denen mein gegner mir meine präferierten fassarten vereitelt.

period
09-06-2020, 10:33
Och, kein Ding. Aus Uchimata und O Uchi Gari kann man sehr leicht eine gute No-Gi Combo basteln. Grad für den O Uchi solltest Du Dir die Matches von Adam Saitiev anschauen. Auch sonst findet man diverse No-Gi Varianten davon, die meistens ein Griff an die Beine inkludieren (Stichwort inside trip). Solltest halt danach die Gunst der Stunde nutzen und gleich die Guard passen. Harai Goshi kann im No-Gi klappen, allerdings sollte die Vorbereitung und die Kontrolle sehr gut sein - Ringer kontern da gerne mit Suplex (+- Uranage). Wird im Ringen eher als Konter ausgeführt. Sasae musst halt schauen, ob Du die Fassart im No-Gi mit Collar and elbow entsprechend hinbekommst. Osoto ist vermutlich für No Gi die schwierigste und seltenste Technik unter den genannten; mir fällt aus dem Stehgreif kein hochrangiges Match ein, wo ich das gesehen hätte, und ich kenne auch nur eine kleine Hand voll Leuten, die die Technik im No Gi Repertoire haben - meistens als Konter, z.B. für 2-on-1. Ich würde hierfür erstmal mit Gi an der Variante nur mit dem Arm (Ippo seoi nage-Griff) arbeiten, danach die No-Gi-Variante aus der tiefen Kampfstellung probieren (wie oben beschrieben), und als Konter für 2-on-1. Falls Du dann dazu Hilfe brauchen solltest, kannst mir ja ne PN schreiben.

Lo.Ony
09-06-2020, 10:58
das was Period sagt

Uchimata kann auch gerade bei vorgebeugtem Gegner gut funktionieren.

Ich hab mal ne O Soto Gari Variante aus dem Sambo gezeigt bekommen, bei der man mehr mit nem Schulter Check den anderen wirft als mit dem Griff/Beinstellen, da braucht man auch keinen wirklichen Grip, also das ginge auch. Wobei ist vllt eher Sicheln dann :gruebel:


Wenn einer jetzt auf Teufel komm raus nur defensiv steht ist es finde ich einfacher sich schöne Front Headlock Sachen anzugewöhnen(Oder den anderen bis auf die Knie runter ruppen), als sich Ewigkeiten mit Shoots zu befassen. Kann ja auch zum Anreissen hergenommen werden, wenn der andere auf einmal aufrechter stehen mag.

Björn Friedrich
09-06-2020, 13:26
Die eleganteste und lockerste Art jemanden zu werfen, ist immer noch die Verbindung von Schlägen und Würfen, defintiv mein Favorit. Alles andere ist mir zu anstrengend;-);-)

period
09-06-2020, 13:33
Das ist im Prinzip richtig, nur kommts halt nicht so gut in einem Grapplingturnier ;)

Period.

Björn Friedrich
09-06-2020, 14:15
Ja das ist ja auch gut so:-)

Lo.Ony
09-06-2020, 20:54
Die eleganteste und lockerste Art jemanden zu werfen, ist immer noch die Verbindung von Schlägen und Würfen, defintiv mein Favorit. Alles andere ist mir zu anstrengend;-);-)

---nur kommts halt nicht so gut in einem Grapplingturnier


Och wenn man mal ne weile in dem Business ist merkt man schnell das n Collartie gerne mal einer guten alten Ringerschelle gleichkommt. Bodychecks usw ja auch. Und ach herrje Knie und Scheinbeine durchs Gesicht ruppen ist auch normal, genauso wie die Handkante beim Crosschoke.

Fällt euch sonst noch was ein? :D

period
09-06-2020, 23:01
Och wenn man mal ne weile in dem Business ist merkt man schnell das n Collartie gerne mal einer guten alten Ringerschelle gleichkommt. Bodychecks usw ja auch. Und ach herrje Knie und Scheinbeine durchs Gesicht ruppen ist auch normal, genauso wie die Handkante beim Crosschoke.

Fällt euch sonst noch was ein? :D

Vieles, von kleinen fiesen Tricks (Zitat eines meiner Trainer: "Zuerst musst Du ihm weh tun, DANN kannst Du ihn bewegen.") bis hin zu Karrieren beendenden Manövern. Möchte ich an dieser Stelle aber nicht wirklich ausführen.

Beste Grüsse
Period.

Björn Friedrich
10-06-2020, 06:43
Ja sowas geht auch, aber nicht mein Ding, ich habs da eher feiner mit den Schlägen:-)

Schnueffler
10-06-2020, 07:24
Och wenn man mal ne weile in dem Business ist merkt man schnell das n Collartie gerne mal einer guten alten Ringerschelle gleichkommt. Bodychecks usw ja auch. Und ach herrje Knie und Scheinbeine durchs Gesicht ruppen ist auch normal, genauso wie die Handkante beim Crosschoke.

Fällt euch sonst noch was ein? :D

Da gibt es so einiges, was aber nicht weiter ausgeführt werden sollte, so wie period es schon meinte.