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Vollständige Version anzeigen : Geheimsache Doping - "Hau rein die Pille!"



Alfons Heck
10-06-2020, 09:24
https://www.sportschau.de/pillenkick/video-geheimsache-doping---hau-rein-die-pille-100.html
Ein generelles Problem? Auch im KS/KK?
Schmerzmittelmissbrauch als "Langzeittherapie" hätte ich jetzt nicht erwartet. Habt ihr da Erfahrungen/Informationen?


Gruß
Alfons.

Björn Friedrich
10-06-2020, 09:44
Ich denke mal das ist in fast jeder professionell betriebenen Sportart ein Problem. Ich kenne genug Leute die vor dem Training oder Wettkämpfen Drogen, Schmerzmittel oder eben Stoff genommen haben, gerade wenns um Vollkontakt geht.

Ich persönlich kann mir weder Schmerzmittel noch sonst was vorstellen. Musste im Januar, weil ich ein Seminar halten musste, eine IBU 600 nehmen, was ich in meinem Leben noch nie gemacht habe und ich hatte zwar keine Schmerzen, aber das Gefühl war gar nicht gut. Für mich wäre das nix.

Aber man muss es sich halt mal so überlegen, wenn Jugendliche sich Drogen knallen, dann ist auch die Hemmschwelle für Stoff oder Schmerzmittel nicht so groß und wenn dann Vorbilder und Trainer noch dazu motivieren, wird der Griff zur Pille noch leichter.

Es ist halt so, wahrscheinlich kann man auch nur so heute noch ganz oben mithalten, aber ich rate jeden Sportler davon ab.

Schnueffler
10-06-2020, 09:58
"Nimm ne Ibuprofen und es wird schon gehn."
Der Satz kommt nicht von ungefähr.
Und da man solche Schmerzmittel ohne weiteres in der Apotheke bekommt, wird es auch genutzt.
Härtere Schmerzmittel, die es sonst nur gegen Rezept oder sogar gegen BtM-Rezept bekommt, werden auf dem Schwarzmarkt besort.
Und dazu dann leistungssteigerne Substanzen und man fühlt sich wie ein junger Gott.
Bei den Mengen, die jedes Jahr sichergestellt werden, ist es nicht verwunderlich, vor allem wenn man sich anschaut, wie leicht man mittlerweile an diese Mittel gelangt.
Beim Bodybuilding sieht man es oftmals an der Optik, in anderen Sportarten ist es die Kraft, Regeneration, etc.

jkdberlin
10-06-2020, 10:16
Das mit den Schmerzmitteln ist ganz sicher Gang und Gebe. Und da braucht man oft auch keinen Schwarzmarkt, fast jedes Gym hat ja ein oder zwei Ärzte mit dabei.
Und das, was darüber hinaus geht, ist auch nicht schwer. Leistungssteigernde Mittel sind da auch häufig. Der Schritt von Eiweiß und Creatin zu den anderen Sachen ist dann ja auch nicht mehr so groß.,

Björn Friedrich
10-06-2020, 10:48
Naja, wenn man sich mit der Materie beschäftigt, auch aus dem Aspekt der Gesundheit, dann wird man schon feststellen das Eiweiß ne wichtige Sache für den Körper ist. Stoff aber schon viel mehr Risiken hat.

Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, vielleicht glaube ich hier auch zu viel der Panikmache, ich hab Null Erfahrungen mit Stoff, vielleicht ist es weniger schädlich als es propagiert wird, aber das ist mir egal, ich würde es trotzdem nicht riskieren wollen.

Ich kenne aber auch Leute denen schlimme Sachen passiert sind und da ist ein ZUsammenhang mit Stoff gut möglich......

Capella
10-06-2020, 11:56
Das Problem ist ja, dass Schmerzmittel bei häufigerer Einnahme ziemlich schnell nicht mehr wirken, oder nur noch, wenn die Dosis entsprechend erhöht wird. Und aus dem Teufelskreis kommt man dann nur schlecht wieder raus.

Im kleinen Rahmen hab ich das vor ca. einem Jahr erfahren dürfen, als ich wegen anhaltenden Rückenschmerzen dann doch mal zum Orthopäden gegangen bin. Der hat mir dann IBU600 aufgeschrieben, mit der Anweisung, davon 2-3 pro Tag zu nehmen :ups: Ich hab dann widerwillig zwei pro Tag genommen und auch nur für eine knappe Woche. Gegen die Rückenschmerzen halfen die sowieso selbst in der Dosierung so gut wie gar nicht. Die waren Schmerzen waren auch nicht so, dass ich das Gefühl hatte, ich kann die ohne Medikamente nicht aushalten, aber eben sehr dauerhaft und so, dass ich mich nicht wirklich gut bewegen konnte, geschweige denn trainieren. Ich nehme aber sonst hin und wieder eine IBU400 gegen meine Migräneattacken ... ist, oder vielmehr war bis dahin immer, das einzige, was zumindest gegen den Kopfschmerz half (Migräne ist ja viel mehr, fitt war ich dann trotzdem nicht, aber ich konnte wenigstens im Bett liegen und ausruhen ohne die Wände hochzugehen). In den Monaten nach der IBU600 Behandlung klappte das nicht mehr. Null Effekt. Inzwischen komme ich langsam wieder mit einer IBU400 hin wenn es nötig ist.

Die Rückenschmerzen habe ich am Ende mit Kurzzeitfasten und Ernährungsumstellung in den Griff gekriegt.

Ripley
10-06-2020, 15:26
Das Problem ist ja, dass Schmerzmittel bei häufigerer Einnahme ziemlich schnell nicht mehr wirken, oder nur noch, wenn die Dosis entsprechend erhöht wird. Und aus dem Teufelskreis kommt man dann nur schlecht wieder raus.

Das ist zwar Teil des Problems, aber eben nicht mal der schlimme Teil.
Das echte Problem ist, dass (v.a. dauerhafter) Analgetikakonsum bzw. dann -missbrauch zu nicht unerheblichen gesundheitlichen Schäden führt. Magen-Darm-Trakt, Niere, Leber, Herz-Kreislauf ...
Ich fürchte, dieser Aspekt ist vielen gar nicht bewusst. Wie auch: Das Zeug wird ja auch beworben wie Smarties und zumindest NSAR gibt es in niedrigen Dosierungen ja freiverkäuflich. "Nimmste halt zwei 400er Ibu, wenn eine nicht tut!" Jo.

Eine Bekannte haut sich, wegen chronischer Rückenschmerzen, dreimal täglich 100mg Diclo rein. Das ist dann das Doppelte der vorgesehenen Tages-Maximaldosis. Und das als Dauerprogramm. "Wirkt aber nur bedingt." Ja. Klar.
Eine andere Bekannte hat sich, nach zu hohem (vom Arzt verordneten) Schmerzmittelkonsum ne Niere zerschossen. Dumm gelaufen...

Nicht falsch verstehen: Ich finde es gut, richtig und wichtig, dass es wirksame Analgetika gibt. Auch mir haben sie seinerzeit geholfen, wieder von "krumm" nach "gerade und handlungsfähig" zu kommen.
Man sollte aber wissen, was man tut, wenn man sie nimmt oder verordnet.
Und das Zeug mehr oder minder habituell einzuwerfen, um damit dann seinen Sport machen zu können ... riskant.

period
10-06-2020, 20:07
Als Anekdote am Rande - ein Jugendtrainer in einem der Vereine, für den ich gerungen habe, war ex-DDR Nationalteam (Jugend). Er hat mal gesagt, dass man da im Leistungszentrum bei jeder Mahlzeit einen Teller mit Essen bekam und einen mit Tabletten. Keiner hätte gefragt, was das für Tabletten waren, oder sich geweigert, die zu nehmen - weil jeder gewusst hat, dass draussen schon der nächste wartet, um seinen Platz einzunehmen. Andererseits war besagter Trainer der besterhaltene 45jährige, den ich bis dato getroffen habe, wenn die Spätfolgen bei ihm noch kommen sollten (ich wünsche es ihm nicht), dann wohl noch später.

Beste Grüsse
Period.

angHell
12-06-2020, 11:32
https://www.titanic-magazin.de/news/deutsche-fussballvereine-mit-schmerzmittelproblemen-11337/

:D

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period
12-06-2020, 17:58
https://www.titanic-magazin.de/news/deutsche-fussballvereine-mit-schmerzmittelproblemen-11337/
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:D

Falls noch nicht bekannt: https://www.youtube.com/watch?v=jAdG-iTilWU

Auch interessant (und deutlich ernsthafter) ist die Doku "Bigger, Faster, Stronger", die sich auch mit der Innensicht des Phänomens befasst und versucht, mit diversen Vorurteilen aufzuräumen.

Meine persönliche Sicht ist, dass die Dopingsanktionen viel zu lasch sind, um Doping nachhaltig unattraktiv zu machen: angenommen, jemand schafft es, eine sehr erfolgreiche Sportkarriere mit massgeblicher Unterstützung von pharmazeutischen Hilfsmitteln hinzulegen und wird dann erwischt (z.B. Lance Armstrong). Er wird gesperrt, ggf. gefeuert (in der Regel aber eher nicht, siehe Jon Jones), die Sponsoren wenden sich vermutlich von ihm ab, je nachdem an welchem Punkt der Karriere er steht oder nicht kommt er dann zurück oder nicht. Wer immer in den Jahren zuvor gegen die Person verloren hat - von der wir im Regelfall annehmen dürfen, dass sie nicht erst genau dann mit dem Dopen angefangen hat, als sie erwischt wurde - ist gelackmeiert. Ein nachträglich verliehener Titel kann einen gewonnenen nicht ersetzen, Prämien werden nicht ausgezahlt, gewisse Sponsorenverträge ergeben sich vielleicht nie usw.
Unter dem Gesichtspunkt (eine der Aussagen von BFS) kann man das Dopingverbot auch gleich lassen. Entweder ein klarer Dopingverstoss bedeutet nachhaltig das Karriereende, Rückzahlungsforderungen von Gehältern und Sponsorengeldern etc., oder der Anreiz wird eben weiterhin klar vorhanden sein... Und es sollte inzwischen jedem Athleten klar geworden sein, dass man keine "ominösen Bonbons aus Kolumbien" oder "Potenzmittel aus dem Internet" konsumieren kann, ohne eben die Konsequenzen zu riskieren - wobei die Entschuldigungen ja durchaus was unterhaltsames haben: https://www.youtube.com/watch?v=imtjcnXJ8pA

Beste Grüsse
Period.