Coach in der Kampfpause [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : Coach in der Kampfpause



jkdberlin
22-06-2020, 10:43
Am Wochenende gab es ja bei der UFC im ersten Fight der Prelims diese nun doch stark diskutierte Coaching-Auseinandersetzung mit einem Kämpfer und seinem Coach im Oktagon. Der Kämpfer sagte gleich zu Beginn der zweiten Pause, dass er "fertig sei- aufhören möchte - aufgibt" insgesamt hat er das 8 mal wiederholt. Sein Coach hat darauf immer gleich reagiert, nämlich mit Durchhalteparolen, weitermachen, kämpfen, Champion usw.
Sicher auch eine Aufgabe des Coaches, aber hier doch sehr im Graubereich.
Wie seht ihr das? Ab wann macht es für den Coach keinen Sinn mehr? War die Entscheidung richtig? Muss der Coach um jeden Preis den Kämpfer motivieren? Bestand eine Gefahr?

PhilExpat
22-06-2020, 10:49
Das allerletzte Wort hat immer der Ringarzt würde ich mal sagen...
Ich frage mich eher, wie hart muss ein Coach sein, 8x Durchhalteparolen zu sagen.
Ich mein wenn ich jemanden Coache und der sich dann im Fight als Pussy rausstellt, ob ich mir da die Zeit nähme den noch weiter zu trainieren?
Ist schliesslich mein Geld was ich da zum Fenster rauswerfe.

jkdberlin
22-06-2020, 10:57
Äh, der Coach wird doch bezahlt? Von dem Kämpfer und dem Team?

Und ist man eine Pussy, wenn man fest stellt, dass man nicht mehr kann?

marq
22-06-2020, 11:09
warum hörte er nicht einfach selbst auf ohne auf den coach zu hören?

Little Green Dragon
22-06-2020, 11:26
Ohne das konkrete Beispiel jetzt zu kennen - im Endeffekt wird es doch sehr stark darauf ankommen wie gut Trainer und Kämpfer sich kennen und zusammenarbeiten.

So ein "Ich kann nicht mehr..." ist in der Situation erstmal eine natürliche Reaktion, hier ist es der Job eines (verantwortungsvollen) Trainers mit zu entscheiden ob der Kämpfer wirklich am Ende seiner Kräften ist (dann sollte konsequenterweise auch der Abbruch erfolgen und auf irgendwelche "Champion" Plattitüden verzichtet werden) oder ob er eigentlich noch kann und nur den verbalen Tritt in den Hintern benötigt. Acht mal ist dabei natürlich schon eine Hausnummer und man muss sich fragen, ob unabhängig vom körperlichen Zustand es dann überhaupt noch Sinn macht zu versuchen jemanden der psychisch / innerlich schon abgeschenkt hat noch irgendwie zu motivieren. Aber auch hier denke ich das das primär eine individuelle Kiste zwischen Trainer und Kämpfer ist bzw. sein sollte.

jkdberlin
22-06-2020, 13:08
warum hörte er nicht einfach selbst auf ohne auf den coach zu hören?

Hat er ja dann.

Björn Friedrich
22-06-2020, 13:14
Ist immer eine individuelle Entscheidung und sollte vielleicht auch vorher zwischen Kämpfer und Coach abgeklärt werden. Ich denke ein Kämpfer sollte immer selber entscheiden können ob er aufgibt, ohne dafür den Coach zu fragen.

Der Coach ist eher für Situationen da, in denen der Kämpfer vielleicht nicht mehr klar ist und nicht mehr aufgeben kann.

Ich würde sagen auf hohen Niveau sollte ein Kämpfer keinen Trainer brauchen, der ihn überredet weiter zu machen, da sollte man schon professionell genug sein und wenn der Kämpfer sagt, es ist vorbei, dann sollte es auch vorbei sein.

* Silverback
22-06-2020, 14:41
Ist immer eine individuelle Entscheidung und sollte vielleicht auch vorher zwischen Kämpfer und Coach abgeklärt werden. Ich denke ein Kämpfer sollte immer selber entscheiden können ob er aufgibt, ohne dafür den Coach zu fragen.

Der Coach ist eher für Situationen da, in denen der Kämpfer vielleicht nicht mehr klar ist und nicht mehr aufgeben kann.

Ich würde sagen auf hohen Niveau sollte ein Kämpfer keinen Trainer brauchen, der ihn überredet weiter zu machen, da sollte man schon professionell genug sein und wenn der Kämpfer sagt, es ist vorbei, dann sollte es auch vorbei sein.

Im Prinzip haben ja immer 3 das Mitreden: Kämpfer, Coach und Ringrichter - und alle 3 haben jeweils auch individuelle Verantwortung. Das kann ein Vorteil, genauso wie aber auch ein Nachteil sein.
Und @ "Pussy" oben: Zum Aufhören gehört oft genauso viel Mut, wie zum Weitermachen, wenn nicht sogar noch mehr.
"Motivieren" ist sicherlich eine Aufgabe eines Coaches - genauso, wie das Fingerspitzengefühl zu entwickeln/ haben, wann Motivieren (noch) sinnvoll ist, und wann es angezeigt ist, Schluss zu machen. Das ist (ua.) IMHO der Unterschied zu einem "Fight Club".

marq
22-06-2020, 15:24
als coach motiviert man seinen kämpfer immer und in jeder situation, dies hat seine grenzen, wenn die gesundheit des kämpfers durch das durchhalten schaden nehmen würde.
ansonsten halte ich viel von der eigenverantwortlichkeit des kämpfers, aber auch unter den grenzen des "besonnenen coaches", der die gesamtsituation einschätzen und verantworten muss.

Capella
22-06-2020, 15:31
Der Coach sollte seinen Kämpfer ja ganz gut kennen, und einschätzen können, ob das eher jemand ist, der zwar "Ich kann nicht mehr" sagt, aber dann in der Regel doch noch Reserven aktivieren kann, wenn man ihn ein wenig anspornt, oder ob das jemand ist, der wenn er "Ich kann nicht mehr" sagt "Ich kann wriklich absolut gar nicht mehr, wirf das Handtuch für mich" meint.

marq
22-06-2020, 16:11
sollte, in der ufc bezweifele ich das manchmal ...

angHell
22-06-2020, 21:28
sollte, in der ufc bezweifele ich das manchmal ...

Wie komst Du darauf? Habe ich nicht den Eindruck...

SKA-Student
02-07-2020, 11:21
Ich habe den Kampf gesehen, zur Info:
R1: ging wohl knapp an den später aufgebenden Kämpfer, durch besseres Grappling und einige Submission-Versuche
R2: da drehte sich der Kampf, der Grappler wurde im Stand zerpflückt und musste einiges einstecken, vlt. sogar eine 10:8 Runde

Der Coach sollte seinen Kämpfer so gut kennen, dass er weiß, dass er aufgibt weil es zu Ende ist. Ging ja nach Runde 2 nicht um "kein Bock mehr"...
Da ging nix mehr, die Aufgabe war absolut richtig.
Weiterkämpfen wäre gefährlich geworden.
Deswegen dämlich vom Coach.