Vollständige Version anzeigen : Befreiung aus Schwitzkasten
Hallo zusammen,
bin nicht sehr bewandert im Kampfsport, daher bitte ich um Nachsicht für eine evtl. überflüssige Frage.
Es geht um dieses Video Kontrolleur in Leipzig würgt:
https://www.youtube.com/watch?v=WBUZyfAsYMM
Der Kerl im Schwitzkasten erstickt fast und ist in einer ziemlich aussichtslosen Situation.
Gibt es eine realistische Möglichkeit, sich aus einer solchen Lage zu befreien. Möchte gar nicht Stellung beziehen oder Partei ergreifen für einen der beiden Kontrahenten. Es geht mir allein um eine Technikfrage.
Würde mich über eine Antwort freuen.
Danke.
LG
Tardy
Stixandmore
18-07-2020, 17:58
Hallo zusammen,
bin nicht sehr gewandert im Kampfsport, daher bitte ich um Nachsicht für eine evtl. überflüssige Frage.
Es geht um dieses Video Kontrolleur in Leipzig würgt:
https://www.youtube.com/watch?v=WBUZyfAsYMM
Der Kerl im Schwitzkasten erstickt fast und ist in einer ziemlich aussichtslosen Situation.
Gibt es eine realistische Möglichkeit, sich aus einer solchen Lage zu befreien.
Würde mich über eine Antwort freuen.
Danke.
LG
Tardy
In der Position(auf dem Bauch liegend), wird es schwer
Die Lösungsansätze die mir bekannt sind, basieren darauf im Stand zu bleiben und schon zu Beginn zu agieren
Bzw gar nicht erst in so eine Situation kommen
Björn Friedrich
18-07-2020, 19:39
Also das Video ist schon krass, vor allem der Kommentar, der kriegt noch Luft der Mund ist ja offen......da sieht man das der Ausführende überhaupt keine Ahnung von dem hat was er da tut, nämlich die Blutzufuhr zum Kopf zu unterbrechen, indem er dem Opfer die Halsschlagadern zudrückt.......
Man kann hier eigentlich auch nicht von einem Schwitzkasten sprechen, eher von einem "Bulldog Choke", wenn man mal genau hinschaut, sieht man, das sich der Ausführende zwar ähnlich wie im Schwitzkasten postiert hat, aber das Opfer weggedreht da liegt. Das "V" der Arme liegt also direkt am Kehlkopf so das Unterarm und Oberarm die Halsschlagadern zudrücken können.
Wenn man sowas korrekt 3-10 Sekunden ausführt schläft die Person ein, wenn man sowas mehrere Minuten hält, kann ein Mensch sterben, das ist defintiv kein harmloser Schwitzkasten.
Was kann man machen? Die Position ist schlecht, man liegt weggedreht und der Gegner hat die Arme um den Hals, von da aus zu agieren, ist schwierig, weil man schon am Ende einer ausgeführten Technik ist (ungefähr so, als wäre die Faust bei einem Schlag schon 2cm vor dem Gesicht und man will seine Verteidigung starten.
Trotz allem, was könnte man theoretisch tun?
Als erstes: Platz am Hals schaffen, versuchen den Unterarm des Gegners mit beiden Armen weg vom Hals zu ziehen, um den Druck seitlich vom Hals zu nehmen. Das ist die wichtigeste Maßnahme. Danach rotieren, je nachdem wo das Gewicht des Angreifers ist, in die eine oder andere Richtung. Ziel muss es sein die Armbeuge des Angreifers in den eigenen Nacken zu bekommen, dann ist man in einem klassichen Schwitzkasten, hat den Würgeeffekt minimiert und kann mit klassischen Schwitzkasten Befereiungen weiter machen.
Entscheidend ist das man den Druck von den Halsschlagadern bekommt.......
Gibt es diesen "Haltegriff" eigentlich im Judo, oder hat der das irgendwo beim Wrestling gesehen ?
Würde mal schätzen, dass der stümpferhaft versucht einen Kesa katame nachzumachen oder dass sich der Griff im Gerangel einfach so ergeben hat.
Björn Friedrich
18-07-2020, 20:18
Der Griff ergibt sich, wenn das "unwissende" Opfer instinktiv versucht das Gesicht wegzudrehen, wenn er zu Boden, bzw. in die Beugung gebracht wird.
Würde man das Gesicht Richtung Körper drehen, würde der Effekt nicht entstehen.
Sehr gute Erklärung B. Friedrich.
(Gerade Beitrag 3).
Klasse.
Gr. Rolf
Herzlichen Dank an alle für die tollen Antworten!
LG
Tardy
jkdberlin
19-07-2020, 10:14
Wenn mich nicht alles täuscht wird der Schwarzfahrer auch von anderen Kontrolleuren fest gehalten. Da hat er keine Chance und ist auf die Hilfe der Umstehenden angewiesen. Ansonst muss er sich in jedem Fall in den Festhalten wieder reindrehen, zum Körper des Kontrolleurs hin.
Oder jemand reisst dem Würgenden den Kopf ab. Da hätte ich kurz drüber nachgedacht.
Pansapiens
19-07-2020, 13:55
Oder jemand reisst dem Würgenden den Kopf ab. Da hätte ich kurz drüber nachgedacht.
Das geht nicht so einfach, wie in Deiner Phantasie...
Sockerkick mit Anlauf in die Fresse des Angreifers scheint mir der Situation geeignet, den Angriff auf das Leben des Opfers sicher zu beenden
Klar geht das: https://youtu.be/01t1a2rwi1o?t=101
Björn Friedrich
19-07-2020, 14:47
Ich hab es jetzt halt nur auf mein BJJ bezogen, meine geheimen Aiki Skills, hab ich bewusst nicht erwähnt.;-)
Katamaus
19-07-2020, 18:38
Sockerkick mit Anlauf in die Fresse des Angreifers scheint mir der Situation geeignet, den Angriff auf das Leben des Opfers sicher zu beenden
Kam mir beim Anschauen auch spontan in den Sinn. :D
Wobei die Frage, was man da als Umstehender tun kann/sollte fast ebenso wenn nicht noch interessanter ist...
Den Typen der erwürgt selbst in nen richtigen RNC nehmen, und nach 3 Sekunden loslassen.
Pansapiens
19-07-2020, 19:29
Also das Video ist schon krass, vor allem der Kommentar, der kriegt noch Luft der Mund ist ja offen......
.
Mal sehen, ob Würgegriffe bei den Verkehrsbetrieben Leipzig nun verboten werden.
Eine Überarbeitung der Schulungsprogramme wurde schon angekündigt
https://pbs.twimg.com/media/EdNFTWkWsAIPO3A?format=jpg&name=small
https://twitter.com/LVB_direkt
Katamaus
19-07-2020, 20:24
Den Typen der erwürgt selbst in nen richtigen RNC nehmen, und nach 3 Sekunden loslassen.
Gute Idee. Ganz im Ernst! Mit nem Tsuki oder Low Kick die Birne weg braten, würde wohl deutlich mehr Ärger nach sich ziehen. Und ich glaube so einen RNC (wenn auch stümperhaft) bekomme ich auch noch hin
Mal kurz OT: ich habe den als Kind mal im Judo gelernt (hat mir spontan sehr gefallen). Allerdings meine ich, dabei wäre der Kopf des Partners immer zur Seite gedreht gewesen. Ist das eine Übungsform oder habe ich das falsch in Erinnerung?
Ich verweise auf die Kollegen Björn oder Rambat. :) Ich müsste das auch nochmal auffrischen, ist schon ein paar Jährchen her.
On a more serious note: wenn man etwas kräftiger ist und den Typen auch anschliessen noch in Schach halten kann, den Mann am Gürtel packen und wegziehen. Wenn die Jacke zu ist geht auch am Kragen.
Pansapiens
19-07-2020, 21:46
Gute Idee. Ganz im Ernst! Mit nem Tsuki oder Low Kick die Birne weg braten, würde wohl deutlich mehr Ärger nach sich ziehen. Und ich glaube so einen RNC (wenn auch stümperhaft) bekomme ich auch noch hin
Die waren zu dritt.
Wenn Du da einem stümperhaft am Hals oder Kopf rumzerrst, könnte es zu einer Rangelei kommen und am Ende bist Du es, der gewürgt wird.
TREiBERtheDRiVER
20-07-2020, 01:44
Hallo ...
Gibt es eine realistische Möglichkeit, sich aus einer solchen Lage zu befreien.
Nein, die gibt es nicht.
So wie die Person dort unterliegt (https://i.imgur.com/12D8NX8.jpg) (link zu einem Bild), unter Berücksichtigung das mindestens noch eine weitere Person dabei unterstürzend hilft (https://i.imgur.com/aYbN22Y.jpg) (Link zum Bild), gibt es keine Gegenmaßnahmen mehr, welche Erfolg versprechend sind.
Die einzige Option, wenn keine zusätzliche Unterstützung für den Angreifer durch eine weitere Person geleistet werden würde, liegt darin mit der Hand den Kopf des Angreifers zu ertasten und an diesem zu arbeiten (an Ohr, Augen, Lippen, Nase, Kehlkopf reißen/schlagen, oder einfach gegen den Kopf hauen, oder Kyusho-Punkte zu finden (zB am Kiefer)), in der Hoffnung der Griff lockert sich kurzzeitig etwas, um dann wie Friedrich schon sagte, sich einzudrehen (Sichtlinie (er)schaffen), oder gar ganz zu lösen bzw. zu entkommen. Eine mögliche andere Option wäre die Hände zu ertasten, um an diesen auf die Finger zu gehen. Diese "Möglichkeit(en)", resultieren allerdings schnell darin, das der Angreifer nur noch stärker würgt. Das aber willst du in GENAU DIESER Situation nicht, weil ...
Das "V" der Arme liegt also direkt am Kehlkopf so das Unterarm und Oberarm die Halsschlagadern zudrücken können.
Wenn man sowas korrekt 3-10 Sekunden ausführt schläft die Person ein, wenn man sowas mehrere Minuten hält, kann ein Mensch sterben, das ist defintiv kein harmloser Schwitzkasten.
Das "V" ist nicht vor dem Kehlkopf platziert, und die obere Schulter (+Bizeps) nach vorne geneigt, siehe hier (https://i.imgur.com/eu45EGd.jpeg). Dadurch ergibt sich auch keine ("komplette") Kompression der Halsschlagadern auf beiden Seiten. Die unsachgemäße Anwendung dieser Technik, hält den Betroffenen auch bei Bewusstsein, und wird "so" eingesetzt um "lediglich" den Kopf zu kontrollieren, und die HWS (so schlau wird er nicht sein) bis Kehlkopf (grob Hals) zu penetrieren (das wird ebenfalls nicht seine Absicht gewesen sein).
Das eigentlich kritische an dieser Position ist jedoch die Halswirbelsäule des Opfers, welche durch die Last des Angreifers gequetscht wird. Um diese Situation mal nachzuarmen, dreht mal euren Kopf nach 70° nach links. Und dann kippt ihn um 20° nach rechts. Jetzt geben wir da noch Last drauf. Ein leicht stärkeres auflegen/einlegen, mit gleichzeitigem ruckartigem enger ziehen des Griffes, mittels Zurückziehen der linken Schulter, endet hier spätestens in einem "Knirschen" der HWS.
So mit der HWS eines Opfers zu arbeiten, ist schon heavy. Das Würgen, ist da eher weniger das Problem. Vom Würgen kann man sich erholen, von HWS Geschichten eher weniger.
Wobei die Frage, was man da als Umstehender tun kann/sollte fast ebenso wenn nicht noch interessanter ist...
Als "Umstehender" befähigt dich diese konkrete Lage, zur Anwendung von StGB §34 (https://dejure.org/gesetze/StGB/34.html) aka Rechtfertigender Notstand:
Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Tat ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden.
Von SICH oder einem ANDEREN, sind hier die wichtigen Worte. Ebenso bei §32 StGB (https://dejure.org/gesetze/StGB/32.html).
In dieser Situation wie im Video aufgezeigt, weist du den Angreifer mehrmals auf seinen Fehler (bzw die Gefährlichkeit der Technik) deutlich hin. Nachdem du das mehrmals getan hast, und du sicher gehen kannst das er das gehört hat ("Lassen sie den Mann los, er stirbt gleich!"), kommunizierst du Gegenmaßnahmen, wenn er die betroffene Person nicht los lässt, und/oder den Griff lockert ("Ich muss einschreiten, wenn sie den Mann nicht augenblicklich los lassen. Der stirbt doch!"). Wenn darauf nichts passiert, trittst du ihm zB volle Kanone in die Eier. Die liegen direkt vor dir (siehe Video). Du musst allerdings mit mindestens einer weiteren Person rechnen, die dich nicht verstanden/gehört hat, und dann auf dich los geht. Bedeutet, das die Erstmaßnahmen Wirkungstreffer sein müssen, um dich sofort auf eine neue Situation/Eskalation einstellen zu können.
Theoretisch musst du da auch einschreiten, weil es ansonsten Unterlassene Hilfeleistung (https://dejure.org/gesetze/StGB/323c.html) wäre.
lg
Katamaus
20-07-2020, 06:35
@TREIBERtheDRIVER: Vielen Dank!
Die waren zu dritt.
Wenn Du da einem stümperhaft am Hals oder Kopf rumzerrst, könnte es zu einer Rangelei kommen und am Ende bist Du es, der gewürgt wird.
Ehrlich - wenn die, weil ich einem der erwürgt wird das Leben rette indem ich jemanden weitgehend gewaltfrei am Gürtel wegziehe, mit 3 Mann auf mich losgehen, mache ich die komplett platt. Das landet dann auch auf Video "madman totally beats the crap out of 3 troublemakers". Die sehen nicht nach MMA-Profis aus.
Katamaus
20-07-2020, 09:19
Ehrlich - wenn die, weil ich einem der erwürgt wird das Leben rette indem ich jemanden weitgehend gewaltfrei am Gürtel wegziehe, mit 3 Mann auf mich losgehen, mache ich die komplett platt. Das landet dann auch auf Video "madman totally beats the crap out of 3 troublemakers". Die sehen nicht nach MMA-Profis aus.
Bin zwar auch kein MMA-Profi aber genau so wollte ich auch gerade antworten :D
wieso kickt denn niemand gegen seinen kopf oder so damit er loslässt . oder man könnte ihn selbst in den schwitzkasten nehmen damit er los lässt
oh man deutschland ....oh man
Pansapiens
20-07-2020, 19:13
Die waren zu dritt.
Wenn Du da einem stümperhaft am Hals oder Kopf rumzerrst, könnte es zu einer Rangelei kommen und am Ende bist Du es, der gewürgt wird.
Ehrlich - wenn die, weil ich einem der erwürgt wird das Leben rette indem ich jemanden weitgehend gewaltfrei am Gürtel wegziehe
fällt Dir was auf?
Yup. :)
Da ich inzwischen gesehen habe dass es 3 waren, fällt der RNC oder jeder andere "Haltegriff" weg, nachher treten die anderem noch einem selbst gegen den Kopf. Daher habe ich die Strategie auf packen und wegziehen geändert, was einigermassen nicht-gewalttätig ist. Wenn die eskalieren niete ich die um, solange ich dazu in der Lage bin. An den Tagen wo ich dazu nicht in der Lage bin schleife ich den aber auch nicht mehr weg, da lege ich mich dann einfach auf ihn. :)
Da fällt mir ein, wäre auch noch ne Möglicheit - Distraction. Mit ner Zeitung im Gesicht rumfuchteln, Flasche Wasser auf seinem Kopf auskippen, mit nem Stift in seinem Gesicht rummalen. Geht alles. :D
"madman totally beats the crap out of 3 troublemakers". Die sehen nicht nach MMA-Profis aus.
Vor allem legen sie dort Wert darauf, dass Deutsch gwsprochen wird. Das war ja wohl der Grund für die Eskalation.
Ich spreche Deutsch nur noch in Foren. :)
TREiBERtheDRiVER
25-07-2020, 21:53
Da fällt mir ein, wäre auch noch ne Möglicheit - Distraction. Mit ner Zeitung im Gesicht rumfuchteln, Flasche Wasser auf seinem Kopf auskippen, mit nem Stift in seinem Gesicht rummalen. Geht alles. :D
Interessante Taktik - out of the box.
Valide Option.
TREiBERtheDRiVER
01-08-2020, 01:57
wieso kickt denn niemand gegen seinen kopf oder so damit er loslässt .
Weil die Umstehenden keine Badass-Motherfucker sind, und somit schon gar nicht solche Gewalt gegen andere Personen gewohnt sind.
Das ist auch gut so. Da du ansonsten eine Eskalation erzeugst, in der jeder jeden gegen den Kopf tritt bzw. alle Maßnahmen plötzlich legitimiert sind.
oh man deutschland ....oh man
Was hat das mit Deutschland zu tun?
Würde die gleiche Situation in Spanien, Italien, Frankreich, GB, Polen ... USA, China, Japan anders ablaufen? Naja.
SKA-Student
02-08-2020, 16:10
...
Was hat das mit Deutschland zu tun?
Würde die gleiche Situation in Spanien, Italien, Frankreich, GB, Polen ... USA, China, Japan anders ablaufen? Naja.
Naja, USA, peng! Da wären wahrscheinlich schon vorher Schüsse gefallen.
Also da ging es wohl um australische Touristen, die schwarzfahren wollten, von Kontrolleuren ertappt wurden, dann die Herausgabe ihrer Personalien verweigerten und beim aussteigen letztlich offensichtlich Anstalten machten, Fersengeld zu geben. Ansonsten wäre so eine Situation wohl kaum zustande gekommen. Auch wenn ich das nicht als optimal gelöst erachte sollte man nicht vergessen, wer in dem Clip die Guten und wer die Bösen sind. Erschleichen von Leistungen ist eine Straftat, aus der Bahn und öffentlichem Nahverkehr in Deutschland jährlich Schäden in Millionenhöhe erwachsen.
Wenn der Griff fest gewesen wäre, hätte es den Typen wie von Björn beschrieben in Sekunden entschärft. Hat's ja aber nicht. Ergo wusste der Kontrolleur wohl instinktiv, wie fest er ziehen musste um den nicht wirklich abzuwürgen.
Pansapiens
02-08-2020, 16:51
Nach einer mutmaßlichen Würgeattacke auf einen Schwarzfahrer an einer Leipziger Straßenbahnhaltestelle sind zwei Kontrolleure entlassen worden. Das haben die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) mitgeteilt. Der Fahrgast habe zwar keinen Fahrschein gehabt und seine Personalien nicht richtig angegeben, das Einschreiten der Mitarbeiter sei jedoch unangemessen gewesen.
LVB: "Wir hatten keine andere Wahl"
Pressesprecher Frank Viereckl sagte MDR SACHSEN: "Wir haben uns das Video angeschaut, die Zeugenaussagen gelesen und auch mit den beiden Mitarbeitern gesprochen. Sie haben fundamental gegen Unternehmensgrundsätze verstoßen. Das können wir nicht akzeptieren." Erschwerend komme hinzu, dass sich die beiden Kontrolleure uneinsichtig gezeigt hätten. Deshalb habe man die beiden entlassen.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen einen der beiden Männer, einen 56-Jährigen, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung. Ein Mitarbeiter des Stadtmagazins "Kreuzer" hatte die Szene gefilmt und veröffentlicht. Darauf ist zu sehen, wie der Kontrolleur der LVB den 28-jährigen Schwarzfahrer im Würgegriff am Boden über mehrere Minuten festhält.
https://www.mdr.de/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/lvb-verkehrsbetriebe-leipzig-kuendigung-kontrolleure-attacke-wuergegriff-100.html
Mal sehen, wie das Gericht entscheidet.
Schließlich leben wir noch in einem Rechtsstaat.
Hier nochmal ein Link:
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article229545578/Fahrgast-von-Kontrolleur-gewuergt-wegen-fehlendem-Ticket.html
Weiß nicht mehr wo ich das mit den Australiern her hatte. Irgendwo in den Medien aufgeschnappt.
Nun wird wohl vor Gericht entschieden, wer da welche Schuld trägt.
@Pansapiens
Zu Rechtstaatlichkeit gehört aber auch, Abstand von Vorverurteilungen zu nehmen, gelle?
Wir waren alle nicht dabei.
Ich bin als Student 6 Jahre lang regelmäßig mit DB und ÖPNV gefahren, und musste mich nie mit Kontrolleuren am Boden rumrollen.
Keine Ahnung was ich falsch gemacht hab. :rolleyes:
Pansapiens
02-08-2020, 17:40
-
Pansapiens
02-08-2020, 17:44
@Pansapiens
Zu Rechtstaatlichkeit gehört aber auch, Abstand von Vorverurteilungen zu nehmen, gelle?
Wir waren alle nicht dabei.
Du meinst so was?:
sollte man nicht vergessen, wer in dem Clip die Guten und wer die Bösen sind.
Offensichtlich hast Du eine klare Vorstellung davon, wer in dem Clip die Guten und die Bösen sind.
In unserer Rechtsordnung wird allerdings nicht zwischen guten und bösen Menschen, sondern zwischen unrechten und rechten Handlungen.
Der Kontrolleur war berechtigt, den mutmaßlichen Schwarzfahrer nach § 127 StPO festzuhalten aber muss dabei das Prinzip der Verhältnismäßigkeit berücksichtigen:
Bei einer Jedermannsrecht-Festnahme gilt das Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Begeht er eine verhältnismäßig geringe Tat, so darf er keine erhebliche Verletzung davon tragen. Das Festnamerecht nach § 127 StPO darf also nicht mit allen Mitteln durchgesetzt werden.
der Festgenommene hat zunächst kein Notwehrrecht, aber sobald der Festnehmende die Verhältnismäßigkeit überschreitet, darf sich der Festgenomme oder Umstehende natürlich gegen den nun unrechtmäßigen Angriff wehren.
In so einer Situation kann man nicht auf das Gerichtsurteil warten, sondern muss sich vor Ort aufgrund der Einschätzung der Lage entscheiden.
Offensichtlich scheinst Du das Vorgehen des Kontrolleurs als angemessen zu betrachten, vielleicht auch, weil Du meinst, er wüsste instinktiv, wie fest er zuziehen darf, und führst Björn als Referenz an:
Wenn der Griff fest gewesen wäre, hätte es den Typen wie von Björn beschrieben in Sekunden entschärft. Hat's ja aber nicht. Ergo wusste der Kontrolleur wohl instinktiv, wie fest er ziehen musste um den nicht wirklich abzuwürgen.
Björn hat weiter vorne allerdings dem Würgenden jegliche Kompetenz, die Folgen seiner Handlungen abzuschätzen, abgesprochen:
Also das Video ist schon krass, vor allem der Kommentar, der kriegt noch Luft der Mund ist ja offen......da sieht man das der Ausführende überhaupt keine Ahnung von dem hat was er da tut, nämlich die Blutzufuhr zum Kopf zu unterbrechen, indem er dem Opfer die Halsschlagadern zudrückt.......
Ich sehe das ähnlich wie Björn und es wäre nicht der erste Fall, auch nicht in Deutschland, wo der Festgenommene nicht nach ein paar Sekunden einschlief und trotzdem aufgrund der Festnahme verstirbt.
Der moralisch Gute ist für mich erstmal der Kontrolleur, der Schwarzfahrer aufgreift und ggf. Personalien feststellt.
Ob der Würger verhältnismäßig war, können wir hier nicht beurteilen.
Fraglich finde ich Äußerungen von usern hier im Board, die den Kontrolleur ihrerseits choken oder an den Kopf treten wollen und meinen, dabei im Recht zu sein. Oder deinen MDR-Link, in dem schon von Unverhältnismäßigkeit schwadroniert wird, bevor auch nur ein Jurist einen Blick auf die Sache geworfen hat. Außerdem den ÖPNV in Leipzig, der die Kontrolleure erstmal pro forma entlässt, ohne eine Aufklärung des Sachverhaltes abzuwarten. Wenn das keine Vorverurteilungen par excellence sind, weiß ich auch nicht.
Dass unmittelbarer Zwang selten schön aussieht, ist kein Geheimnis. Da kann dir jeder Polizeibeamte ein Lied von singen. Wenn man die in allen Fällen entlassen würden, weil übereifrige Journalisten oder findige Kampfkunstexperten das in Online-Foren Kraft ihrer Wassersuppe und auf Grundlage eines verpixelten Videos fordern... uiuiui...
Man stelle sich den Innenminister vor, der aufgrund eines Handyvideos erstmal seine Polizisten rausschmeißt.
Und im Zweifel sind das dann noch dieselben Experten, die anderweitig gerne härteres Durchgreifen von Justiz und Polizei verlangen... :rolleyes:
Stixandmore
02-08-2020, 19:09
Der moralisch Gute ist für mich erstmal der Kontrolleur, der Schwarzfahrer aufgreift und ggf. Personalien feststellt.
Ob der Würger verhältnismäßig war, können wir hier nicht beurteilen.
Fraglich finde ich Äußerungen von usern hier im Board, die den Kontrolleur ihrerseits choken oder an den Kopf treten wollen und meinen, dabei im Recht zu sein. Oder deinen MDR-Link, in dem schon von Unverhältnismäßigkeit schwadroniert wird, bevor auch nur ein Jurist einen Blick auf die Sache geworfen hat. Außerdem den ÖPNV in Leipzig, der die Kontrolleure erstmal pro forma entlässt, ohne eine Aufklärung des Sachverhaltes abzuwarten. Wenn das keine Vorverurteilungen par excellence sind, weiß ich auch nicht.
Echt? In dem Video stellt er die Personalien fest? Die Aufgabe des Kontrolleures ist es die Polizei zu rufen; das "Hausrecht" kann man in dem Fall auch anders durchsetzen als mit den gewählten Mitteln zB einfach erstmal die Türen nicht öffnen
Artikel gelesen?
Es gab seitens der Kontrolleure ebenfalls Anzeigen wegen Körperverletzung und "Diebstahls eines Ticketkontrollgeräts". Der Schwarzfahrer soll "renitent" gewesen sein. Der war bestimmt kein Unschuldslamm.
Und Türen nicht öffnen? Dein Ernst? Alle Fahrgäste in der Bahn festhalten bis die Polente kommt? In Leipzig fahren teilweise Linien im 10 Min. Takt. Die stehen dann auch dahinter Schlange, oder wie? So wie ich das Prozedere kenne, nimmt man den Fahrgast mit raus und stellt draußen die Personalien fest respektive hält den fest bis zum Eintreffen der Polizei, wenn der seine Personalien nicht angibt. Ich denke, das werden die hier auch versucht haben. Im Artikel stand, er habe sie "nicht richtig" angegeben. Was immer das heißen soll.
Echt? In dem Video stellt er die Personalien fest? Die Aufgabe des Kontrolleures ist es die Polizei zu rufen; das "Hausrecht" kann man in dem Fall auch anders durchsetzen als mit den gewählten Mitteln zB einfach erstmal die Türen nicht öffnen
Sofern sich der Schwarzfahrer gegen die Identitätsfeststellung wehrt, darf auch gegen ihn Gewalt angewendet werden. Es muss dann halt Verhältnismäßig ablaufen. Die Frage ist dann, was vorher abgelaufen ist und wie sie in dem Griff gelandet sind. Für mich sieht der Kontrolleur nicht so aus, als wüsste er was er tut. Von daher glaube ich nicht, dass er mit Absicht da gelandet ist, sondern, dass das ganze außer Kontrolle geraten ist.
Stixandmore
02-08-2020, 20:03
Artikel gelesen?
Es gab seitens der Kontrolleure ebenfalls Anzeigen wegen Körperverletzung und "Diebstahls eines Ticketkontrollgeräts". Der Schwarzfahrer soll "renitent" gewesen sein. Der war bestimmt kein Unschuldslamm.
Und Türen nicht öffnen? Dein Ernst? Alle Fahrgäste in der Bahn festhalten bis die Polente kommt? In Leipzig fahren teilweise Linien im 10 Min. Takt. Die stehen dann auch dahinter Schlange, oder wie? So wie ich das Prozedere kenne, nimmt man den Fahrgast mit raus und stellt draußen die Personalien fest respektive hält den fest bis zum Eintreffen der Polizei, wenn der seine Personalien nicht angibt. Ich denke, das werden die hier auch versucht haben. Im Artikel stand, er habe sie "nicht richtig" angegeben. Was immer das heißen soll.
Ja, ist mein ernst mit der Tür; funktioniert einwandfrei in anderen (Groß) Städten wo auch im 10Min Takt gefahren wird; nur in einer Weltstadt wie Leipzig geht das natürlich nicht- wo kämen wir da hin:rolleyes:
Und normalerweise sind 2 bis 3 Teams a 4-5Mann in der Strassenbahn, ÖV; da wird die Polizei noch während der Fahrt verständigt, die dann an der nächsten Station wartet; nur halt nicht in der Weltstadt Leipzig:p
Auch sind die Teams so zusammengesetzt das immer ein, zwei Kanten in den Teams waren, wo sich dann nicht wirklich niemand dran getraut hat(zumindestens war das im Ruhrgebiet so)und wen, dann sind die meistens abgeprallt, wie an einer Betonwand
Stixandmore
02-08-2020, 20:10
Sofern sich der Schwarzfahrer gegen die Identitätsfeststellung wehrt, darf auch gegen ihn Gewalt angewendet werden. Es muss dann halt Verhältnismäßig ablaufen. Die Frage ist dann, was vorher abgelaufen ist und wie sie in dem Griff gelandet sind. Für mich sieht der Kontrolleur nicht so aus, als wüsste er was er tut. Von daher glaube ich nicht, dass er mit Absicht da gelandet ist, sondern, dass das ganze außer Kontrolle geraten ist.
Natürlich darf eine gewisse "Gewalt" eingesetzt werden, um das Hausrecht durchzusetzen; nur fällt die halt anders aus, wen man die Kontolleur Teams richtig zusammen setzt; sprich Leute darin hat die kantiger sind und schon durch ihr Auftreten mehr Respekt entgegen gebracht wird;)
Anstatt so nem halben Händchen der nicht wirklich weiss was er machen soll
Das kann nicht dein Ernst sein, das Choken eines Hänflings am Boden als geboten im Sinne des Jedermannsrecht zu bezeichnen. Da reicht jeder beliebige Haltegriff, gerade mit 2 Mann. Und "gewusst" hat der da gar nichts, der Griff war mies, und so gefährlich. Der Tod tritt nicht nur ein wenn man die Blutzufuhr komplett abdrückt, sondern wenn die Blutzufuhr längere Zeit nicht ausreicht. Wie bei einem gewissen George Floyd. Ich gebe jedenfalls Brief und Siegel dass ich da nicht zuschaue bis der Typ das Bewusstsein verliert.
Alephthau
02-08-2020, 20:18
Der moralisch Gute ist für mich erstmal der Kontrolleur, der Schwarzfahrer aufgreift und ggf. Personalien feststellt.
Ob der Würger verhältnismäßig war, können wir hier nicht beurteilen.
Fraglich finde ich Äußerungen von usern hier im Board, die den Kontrolleur ihrerseits choken oder an den Kopf treten wollen und meinen, dabei im Recht zu sein. Oder deinen MDR-Link, in dem schon von Unverhältnismäßigkeit schwadroniert wird, bevor auch nur ein Jurist einen Blick auf die Sache geworfen hat. Außerdem den ÖPNV in Leipzig, der die Kontrolleure erstmal pro forma entlässt, ohne eine Aufklärung des Sachverhaltes abzuwarten. Wenn das keine Vorverurteilungen par excellence sind, weiß ich auch nicht.
Dass unmittelbarer Zwang selten schön aussieht, ist kein Geheimnis. Da kann dir jeder Polizeibeamte ein Lied von singen. Wenn man die in allen Fällen entlassen würden, weil übereifrige Journalisten oder findige Kampfkunstexperten das in Online-Foren Kraft ihrer Wassersuppe und auf Grundlage eines verpixelten Videos fordern... uiuiui...
Man stelle sich den Innenminister vor, der aufgrund eines Handyvideos erstmal seine Polizisten rausschmeißt.
Und im Zweifel sind das dann noch dieselben Experten, die anderweitig gerne härteres Durchgreifen von Justiz und Polizei verlangen... :rolleyes:
Ich habe selbst beim Bahnschutz gearbeitet und war auch beim Prüfdienst, somit behaupte ich mal ein wenig Ahnung von solchen Situationen zu haben! ;)
Nach dem ich mir das Video nun mehrfach angeschaut habe, konnte ich trotzdem schon beim ersten mal sagen: Die dortige Aktion ist nicht gerechtfertigt!
Einen "Würger" setzt man in so einem Fall wie "Zuckerbrot und Peitsche" ein, sozusagen als Erziehungsmittel innerhalb der Maßnahme, und lockert ihn bei wohlgefälligem Verhalten.
In diesem speziellen Fall jetzt hätte der Kontrolleur ohne weiteres den "Würger" lockern können und bei bedarf wieder Druck ausüben können!
Gruß
Alef
Pansapiens
02-08-2020, 20:56
Fraglich finde ich Äußerungen von usern hier im Board, die den Kontrolleur ihrerseits choken oder an den Kopf treten wollen und meinen, dabei im Recht zu sein.
Ja ich zum Beispiel.
Nennt sich Notwehr. Der Kontrolleur hält einen körperlich Unterlegenen mit ein/zwei anderen fest und gefährdet dabei die Blutzufuhr zu seinem Gehirn.
Er wird deutlich auf die Gefahr seines Handelns hingewiesen und macht durch seine Reaktion deutlich, dass er keine Ahnung hat, was er da tut und auch nicht bereit ist, den Griff zu lockern oder zu ändern.
Das magst Du als angemessen, gegen einen von Dir als unmoralisch beurteilten Schwarzfahrers ansehen, ich nicht.
Oder deinen MDR-Link, in dem schon von Unverhältnismäßigkeit schwadroniert wird, bevor auch nur ein Jurist einen Blick auf die Sache geworfen hat. Außerdem den ÖPNV in Leipzig, der die Kontrolleure erstmal pro forma entlässt, ohne eine Aufklärung des Sachverhaltes abzuwarten. Wenn das keine Vorverurteilungen par excellence sind, weiß ich auch nicht.
Das Unternehmen hat offensichtlich neben dem Video auch Zeugenaussagen gelesen und auch mit den Betroffenen gesprochen, und entschieden, dass man nicht zusammen passt.
Mag für einen Beamten unverständlich sein, aber normale Angestellte müssen keine schwere Straftat begehen, um dem Arbeitsmarkt wieder zugeführt zu werden und da braucht es dann auch nicht die Beurteilung eines Volljuristen.
Der kommt dann nun zum Einsatz, aber kein Experte für Strafrecht, sondern für Arbeitsrecht und wird entscheiden, ob die Kündigung rechtmäßig war, sofern die beiden Kontrolleure gegen die Kündigung klagen, was sie wohl müssen, wenn die von Anfang an Entgeltersatzleistungen von der Bundesanstalt für Arbeit wollen.
Die sind nämlich gar nicht so bedingungslos, wie Du meinst.
Dass unmittelbarer Zwang selten schön aussieht, ist kein Geheimnis. Da kann dir jeder Polizeibeamte ein Lied von singen. Wenn man die in allen Fällen entlassen würden, weil übereifrige Journalisten oder findige Kampfkunstexperten das in Online-Foren Kraft ihrer Wassersuppe und auf Grundlage eines verpixelten Videos fordern... uiuiui...
Man stelle sich den Innenminister vor, der aufgrund eines Handyvideos erstmal seine Polizisten rausschmeißt.
1.) geht es nicht um das schön aussehen, sondern um eine mögliche Gefährdung.
2.) geht geht es hier um Kontrolleure eines Verkehrsbetriebes und nicht Mitglieder der Executive und ich hoffe, dass Polizisten in Deutschland besser ausgebildet sind, was unmittelbaren Zwang angeht, als die Kontrolleure.
Und im Zweifel sind das dann noch dieselben Experten, die anderweitig gerne härteres Durchgreifen von Justiz und Polizei verlangen... :rolleyes:
Ja, gegen Gewaltverbrecher und nicht gegen Schwarzfahrer.
Nothilfe, nicht Notwehr. Und das „gegen den Kopf“ treten oder „würgen“ hier das erforderliche, „mildeste zur Verfügung stehende Mittel“ darstellt ist wohl mehr als fraglich. Einfaches wegziehen (zur Not wegreißen) des Würgenden würde ausreichen (bei deutlich geringerer Eigengefährdung als beim „gegen den Kopf treten“ oder selbst würgen).
Alephthau
03-08-2020, 09:17
Nothilfe, nicht Notwehr.
Ist das gleiche, aber beim gegen den Kopf treten stimme ich dir zu, auch wenn es trotzdem in bestimmten Konstellationen gerechtfertigt sein kann! ;)
Gruß
Alef
Es ist auch nicht das Mittel das die optimale Eigensicherung herstellt. Nachdem ich gehört habe dass es drei Kontrolleure waren würde ich auch nicht mehr in einen RNC gehen, sonst treten die einem gegen den Kopf. Ich bin dann wieder bei Wasser oder im Gesicht rumfuchteln bis er wütend wird, loslässt und aufsteht. Dann gehe ich drei Schritte zurück, wenn er ankommt und angreift hat er Pech gehabt. Zur Not könnte ich auch demonstrieren wie man einen Hänfling am Boden pinnt ohne den gleich umzubringen.
Meine erste Reaktion auf das Video war auch, dass den Kontrolleur doch jemand gegen den Kopf treten solle.
Mein Versuch: mal von dem Gegenteil ausgehen von dem was man glaubt was da passiert. Vorweg: ja, kann sein, der Kontrolleur ist ein Vollidiot und gehört verknackt.
Ich finde wir wissen von dem Video recht wenig: wie war die Gesamtsituation(auch wenn man sich die Situation schon gut zurechtlegen muss, damit ein Würgen gerechtfertigt sein könnte)?
Wie fest der Kontrolleur zudrückt und ob er es unter Kontrolle hat wissen wir nicht. Nur weil ein Dritter schreit, dass er stirbt und blau anläuft, muss man das nicht als zutreffende Beobachtung annehmen. Aufgrund des Vorfalls in den USA könnte man dazu neigen, dies zu Überbewerten. Zusätzlich übt dieses Einwirken von den Umstehenden weiter Druck in dieser Stresssituation aus.
Ich bin auch immer Mißtrauisch, wenn man nur so einen Ausschnitt sieht. Könnte dies bewußt nur diesen Teil zeigen?
Was wäre wenn das Opfer(?) vorher wild um sich geschlagen hätte, gebissen, gespuckt, versucht hat in Augen oder Weichteile zu greifen(Gut, das würde ich jemanden zugestehen der in einen Würgegriff genommen wird)? Hat der Kontrolleur es vorher mit milderen Mittel, mit einem lockeren Griff versucht?
Der Würgegriff ist sich ein nach Außen ungünstig wirkendes Szenario, doch wie ist es dazu gekommen und was bewegt den Kontrolleur weiter festzuhalten? Man könnte argumentieren, wenn dieser Griff wirklich so fest sitzen würde, dann hätte es tatsächlich fatale Folgen, zumindest mal die Bewußtlosigkeit zur Folge gehabt. Der andere Kollege ist aber der Meinung den Mann zusätzlich fixieren zu müssen.
Provozierende These:
Der Kontrolleur weiß was er macht, hat keineswegs vor den anderen zu schädigen(ich bin tatsächlich der Meinung, dass ein Durchschnittsmensch weiß, ob er in der Situation würgt, oder erwürgt). Dieser wiederum hat sein Möglichstes gegeben um zu eskalieren. Die ganzen Gutmenschen drumherum tun ihr übriges, damit das Ganze zum Drama wird.
Wenn er wüsste was er tut, würde er in Verbindung mit 2 Kollegen schlicht Sidecontrol verwenden, oder ihn mit dem Knie pinnen. Dafür braucht man keinen Choke. Dass es nicht um Luft ging sondern um Blutzufuhr hat er auch nicht gewusst.
Ich sehe das wie Kannix.
Ich habe einige Freunde und Bekannte im Polizeidienst und die gezeigte Situation ist wieder so ein klassischer Fall mit dem die sich Tag täglich konfrontiert sehen.
* es wird nur ein Ausschnitt gezeigt von einer Widerstandshandlung, wo kein Aussenstehender weiß wie es dazu kam und was genau der Kontext ist. Selbst die dazukommenden wissen das oft nicht, sondern sehen den "Täter" als vermeintliches Opfer und solidarisieren sich mit dem Unterlegenen. Erst recht wenn es drei gegen eins geht.
Ich las in einem der Artikel, dass einer der Kontrolleure ins Krankenhaus musste zur Behandlung, des Weiteren wurde ein Notruf von den Kontrolleuren abgesetzt, dass Fahrgäste sie bei der Kontrolle angreifen würden. Und am Ende gab's ja auch von beiden Seiten Anzeigen wegen KV.
* Wie Kannix schrieb, nur weil einer einen roten Kopf hat und ein anderer schreit "der stirbt!", muss das noch lange nicht so dramatisch sein.
Dagegen spricht meiner Einschätzung nach, dass die wohl minutenlang in der Position lagen, und bei Eintreffen der Polizei alle wieder ganz ruhig waren und Aussagen gemacht haben. Ich lese nirgendwo was davon, dass einer beatmet oder wiederbelebt werden musste, was nach minutenlangem würgen wohl zu erwarten wäre. Der Kontrolleur und der "Gewürgte" können auch so fertig aussehen, weil die sich seit Minuten auf dem Boden rumrollen. Ist für Jemanden der sowas nicht regelmäßig im Training macht auch eine extreme Belastung. Zumal wenn noch umstehende Dritte rumschreien und versuchen einzugreifen. Da geht der Stresspegel massiv nach oben.
* Dramatisch wird es letztlich auch, weil die umstehenden Interviewten dieses Bild zeichnen und die Medien das dankend übernehmen. Klassische Sommerlochsdebatte eben. Einer der Zeugen äußerte bei einem Interview im Fernsehen er finde es krass, dass es "I Can't Breathe"-Fälle jetzt auch schon in Leipzig gäbe. Nicht gerade das, was man unvoreingenommen nennen würde. Und dass der ÖPNV sich gleichmal genötigt sieht, die Kontrolleure zu entlassen, trägt auch nicht unbedingt zur Wahrheitsfindung bei. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die, sollte sich am Ende rausstellen, dass das keine KV war, sich vorm Arbeitsgericht ohne Weiteres in die Stelle zurückklagen könnten.
Ich schrieb aber auch nirgendwo, dass das Handeln der Kontrolleure rechtmäßig war, sondern lediglich, dass wir oder die Medien und selbst umstehende Passanten das nicht abschließend beurteilen können.
Und das man vorsichtig mit Ferndiagnosen und Vorverurteilungen sein sollte.
Der Schmutzfuß ist und bleibt immernoch der Schwarzfahrer und nicht der Fahrkartenkontrolleur.
@Kensei: Größtenteils stimme ich da zu, wobei auch die Anmerkung von Klaus zu bedenken ist.
Naja, solange zum Job des Fahrkartenkontrolleurs nicht gehört, erfahrener Grappler zu sein, sehe ich sowas eher entspannt. Kein Richter wird dir vorhalten, dass du den hättest auch in die Sidecontrol nehmen können.
Und wenn der andere noch volle Gegenwehr leistet, ist das auch immer so ein Ding mit dem schönen Techniksammelsurium.
Es muss geklärt werden, ob der wirklich gewürgt oder "nur" gehalten wurde, und ob es bleibende Schäden gibt. Dass wird das Gericht wohl versuchen, denke ich. Und natürlich die ganze Vorgeschichte, wie es überhaupt zu der Situation kam und ob man auch hätte deeskalieren können.
Sinnvolle Deeskalations-Strategien kann man von Kontrolleuren sicher eher erwarten, als irgendwelche Grappling-Skills.
Stixandmore
03-08-2020, 12:28
Naja, solange zum Job des Fahrkartenkontrolleurs nicht gehört, erfahrener Grappler zu sein, sehe ich sowas eher entspannt.
Sinnvolle Deeskalations-Strategien kann man von Kontrolleuren sicher eher erwarten, als irgendwelche Grappling-Skills.
Richtig, sollte man erwarten, daß sie eine sinnvolle Deeskalationsstrategie fahren, aber auch daß sie mit drei Mann besser in der Lage sind jemanden festzuhalten
Wenn man nicht weiss was ein Choke bewirkt und wie man den einsetzt, dann darf man ihn schlicht nicht einsetzen. Sonst kommt sowas wie bei Floyd raus. Dafür war hier schlicht kein Grund, ne völlig ungefährliche Situation, man hält einen Hänfling mit drei Mann fest.
Wo ich zustimme ist, man müsste den ganzen Vorgang sehen, und was der Typ tut wenn er z.B. nur festgehalten wird. Wenn der nach nem Messer greift ist die Situation für nen Choke gegeben.
Trotzdem muss man dann noch wissen was man tut, und nicht von "der kriegt Luft" faseln. Ich kann ja auch nicht sagen "ich kannte halt keinen anderen Griff", und würge den mit zwei Händen am Hals. Habe mir das gerade noch mal angesehen. Der Kopf ist ganz klar rot angelaufen, also ein Blutstau. Dann liegt er so dass er schön mit der Schulter und Torso eindrehen Druck macht. Ungefährlich ist das definitiv nicht. Dieses komische an den Fingern ziehen mit der anderen Hand kenne ich meine ich aus dem US-Show-Wrestling, weiss aber nicht ob es sowas in dieser Art auch in irgendeinem deutschen Judo-Derivat gibt. Bei MMA-Kämpfen habe ich das meine ich noch nicht gesehen.
Hab mir den Clip auch nochmal angeschaut. MMn sieht man sogar, dass der noch atmen kann. Ob der rot oder blau anläuft wie von den Passanten behauptet kann man kaum erkennen, da beide Gesichter verpixelt werden.
Der kann aber auch rot sein von dem Gerangel vorher. Oder oder oder.
Ich denke mittlerweile eher, der Kontrolleur ist mit dem im Schwitzkasten zu Boden und der hat sich so gedreht wie er liegt. Das sollte wahrscheinlich gar kein Choke werden, sondern irgend'ne Festhalte.
Macht auf mich die ganze Zeit den Eindruck, als ob der meint den in einer Art Schwitzkasten zuhalten. Der zieht ja auch nicht wie'n Berzerker zu, sondern hält eher die Spannung.
Dass das kräftiges Würgen ist, dem widerspricht mMn, dass die minutenlang so liegen und danach entspannt wieder aufstehen.
Bei eintreffen der Polizei war die Lage geklärt und alle Beteiligten haben Aussagen gemacht. Klingt für mich nicht nach einem, der zwei Minuten vorher noch im Todeskampf war.
Es sieht unschön aus, dramatisch wirds aber eher durch das rumschreien und heulen der umstehenden Passanten.
Alephthau
03-08-2020, 19:26
Ob der rot oder blau anläuft wie von den Passanten behauptet kann man kaum erkennen, da beide Gesichter verpixelt werden.
.
Hier ist das Video in einer besseren Auflösung:
https://twitter.com/kreuzer_leipzig/status/1284147672727859200
Bei Sekunde 20/21 hat er entweder gerade eine Flasche Rotbäckchen getrunken, oder er hat doch leichte Durchblutungsstörungen zum Kopf! ;)
Frage dich mal wieso ein "Würger" allgemein im Training mit Vorsicht eingesetzt werden soll und dabei ganz genau auf den Partner geachtet werden soll, vor allem auf das Abklopfen?
Kannst nebenbei mal einen Selbsttest im Training machen:
Ein Trainingspartner fixiert dich an den Beinen und ein weiterer nimmt dich in diesen "Schwitzkasten" und drückt so zu, dass Du noch ein wenig, mit leichter Anstrengung, Atmen kannst! ;)
Gruß
Alef
Ist dasselbe Video mit den pixeligen Faces... ;)
Ja, aber der sieht ein bisschen rot aus, haste schon recht.
Ich hab trotzdem das Gefühl, dass der Kontrolleur eher liegt und hält statt zu zu ziehen
Wir können letztlich auch nur viel spekulieren und sollte ich am Ende falsch liegen, werde ich "mea culpa" sagen und mich demütig verneigen ;)
Warten wirs ab.
MMn sieht man sogar, dass der noch atmen kann. Bei einem Blutchoke kannst du teilweise auch noch weiter atmen. Trotzdem schläft man dann ein.
Kaugummi
04-08-2020, 09:33
Also da ging es wohl um australische Touristen, die schwarzfahren wollten, von Kontrolleuren ertappt wurden, dann die Herausgabe ihrer Personalien verweigerten und beim aussteigen letztlich offensichtlich Anstalten machten, Fersengeld zu geben. Ansonsten wäre so eine Situation wohl kaum zustande gekommen. Auch wenn ich das nicht als optimal gelöst erachte sollte man nicht vergessen, wer in dem Clip die Guten und wer die Bösen sind. Erschleichen von Leistungen ist eine Straftat, aus der Bahn und öffentlichem Nahverkehr in Deutschland jährlich Schäden in Millionenhöhe erwachsen.
Wenn der Griff fest gewesen wäre, hätte es den Typen wie von Björn beschrieben in Sekunden entschärft. Hat's ja aber nicht. Ergo wusste der Kontrolleur wohl instinktiv, wie fest er ziehen musste um den nicht wirklich abzuwürgen.
Das Erschleichen von Leistungen (geringer Wert) und das daraufhin berechtigte Interesse auf Personalienfeststellung rechtfertigt nicht die Anwendung eines für das Leben oder die Gesundheit gefährlichen Einsatz. Da brauche ich gar nicht gucken wer der "Böse oder der Gute" ist.
Allerdings, wie Du schon geschrieben hast, ist davon auszugehen dass die Wirkung des Griffes wohl optisch mehr wirkt als auf die Vitalfunktionen.
jkdberlin
04-08-2020, 09:38
wir sind hier im Grappling-Forum, also haltet bitte ab jetzt eure Beiträge auch Grappling-bezogen!
Kaugummi
04-08-2020, 09:55
wir sind hier im Grappling-Forum, also haltet bitte ab jetzt eure Beiträge auch Grappling-bezogen!
Sehr richtig aber ich für meinen Teil habe es in einem KS/KK Forum für nötig erachtet mal auf die Verhältnismäßigkeit hinzuweisen.
Mögliche Techniken sind abschließend schon beschrieben worden und Klaus hat hervorragende Deeskalationsmittel beschrieben.
Ich würde mal kek behaupten dass das Thema bzgl Grappling ausgeschlachtet ist. On Topic kann also nur noch Wiederholung erfolgen.
Wünsche einen schönen Tag und möchte mal lobend eure fleißige administrative Arbeit loben, bei der kein Strang "liegen bleibt".
Danke für deinen höchst produktiven Hinweis.
Wenn der nicht wirklich gewürgt hat, dann war das verhältnismäßig. Weil, ich darf als Sicherheitsmitarbeiter jemanden festhalten, bis die Polizei eintrifft.
Die weitere Berichterstattung, die du sicherlich auch verfolgt hast, läßt außerdem darauf schließen, dass der keine bleibenden Schäden davongetragen hat. Zumindest schien einzig einer der Kontrolleure nach der ganzen Aktion ins Krankenaus eingeliefert worden zu sein. Der Rest machte locker flockig Angaben bei der Polizei.
Entscheiden wird das am Ende ein Gericht, und nicht du oder ich. Hab ich hier aber alles auch schon dreimal geschrieben.
Grappling-technisch dürfte das in der Tat durch sein. Da stimme ich dir zu.
Kaugummi
04-08-2020, 11:58
Danke für deinen höchst produktiven Hinweis.
Wenn der nicht wirklich gewürgt hat, dann war das verhältnismäßig. Weil, ich darf als Sicherheitsmitarbeiter jemanden festhalten, bis die Polizei eintrifft.
Die weitere Berichterstattung, die du sicherlich auch verfolgt hast, läßt außerdem darauf schließen, dass der keine bleibenden Schäden davongetragen hat. Zumindest schien einzig einer der Kontrolleure nach der ganzen Aktion ins Krankenaus eingeliefert worden zu sein. Der Rest machte locker flockig Angaben bei der Polizei.
Entscheiden wird das am Ende ein Gericht, und nicht du oder ich. Hab ich hier aber alles auch schon dreimal geschrieben.
Grappling-technisch dürfte das in der Tat durch sein. Da stimme ich dir zu.
Stimme Dir voll zu. Sehe eher ein Spannung halten und kein Zudrücken.
Richtig, mögen die Gerichte ein gerechtes Ergebnis finden.
In der Sicherheitsbranche bist Du eh immer der Pfosten.
Gerade in Bezirken wo alles passieren kann und man auf eine Messerbedrohung etc ja nicht mit dem mittleren Zwang reagieren darf. Na ja, in diesem Sinne, beste Grüße.
kravmaga90
01-11-2020, 18:51
Hallo,
Bei dieser Art des Würgegriffs muss der Kämpfer den Gegner in die Schildkrötenposition bringen, um den Ösophagusbrecher anzuwenden. Wenn sich der Gegner in der Schildkrötenposition befindet, muss der Kämpfer die Schulter des Gegners halten, indem er die Hand um den Hals wickelt, und wenn der Kämpfer das Kinn über den Arm bekommt, muss er schnell die Hand halten, um den Ösophagusbrecher anzuwenden. Es wird dringend empfohlen, zuerst die Schulter zu halten und dann den Rest der Bewegung auszuführen. Um diese Bewegung perfekt auszuführen, ist es ratsam, den Kopf oben zu halten und die Hüften nach außen zu spreizen, um maximalen Druck auszuüben.
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