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Vollständige Version anzeigen : Motivationsloch



Schnueffler
01-09-2020, 21:24
Wie motiviert ihr euch, wenn es bei auch mal nicht so klappt, immer was dazwischen kommt, die komplette Planung zerschossen wird und nichts hinhaut?

Mein Urlaub geht jetzt zu Ende und ich war vor dem Urlaub hochmotiviert komplett durchzustarten.
Dann gab es einige private Niederschläge (Familienangehörige im Krankenhaus, andere mussten gepflegt werden, Hund wurde operiert und einiges mehr), so dass ich nur noch für andere unterwegs war. Alles Training außerhalb der KK ist weggefallen, die 10 Tage Urlaub an der Ostsee sind weggefallen.
Jetzt pendelt es sich etwas ein, dass zumindest mal ein freier Tag in der letzten Urlaubswoche da ist.
Ich fühle mich einfach nur platt, müde und erschlagen.
Geschlafen habe ich seit dem 2. Urlaubstag schlecht und das KK Training war als Teilnehmer eine ganz große Qual, weil ich gefühlt null Kondition mehr hatte und auch gefühlt total wehleidig war. So fehlte mir persönlich das Gefühl alles geben zu können, mich auszutoben und erschöpft ins Bett zu fallen. Ich war danach stundenlang wach und kam innerlich nicht zur Ruhe.

Kennt wer solche Probleme und weiß einen Rat, wie ich mal abschalten kann, ohne meine Familie zu vernachlässigen, die mir alles bedeutet?

Locke
01-09-2020, 21:54
Wenn Du ein wenig auf Dich selbst schaust hat Deine Familie mehr von Dir. Man darf auch mal eine Trainingspause in der KK machen wenn man gerade etwas anderes braucht. Mir hat es mal geholfen jeden Morgen eine Stunde laufen zu gehen, so dass ich bei Sonnenaufgan wieder zuhause ankam. Die Überwindung war zunächst gross, aber der Tag war gerettet; vor allem musst Du die Zeit nirgends abzwacken wenn die gerade knapp ist.

period
01-09-2020, 22:03
Bei mir ist der Konflikt normal eher Arbeit und Freizeit, aber ich nehme an, das ist irgendwo ähnlich (meine Arbeit hält mich nämlich auch im Urlaub und nach Feierabend in Atem). Meine Hauptansätze sind beim Training: Mini-Trainings mit konkreten Zielsetzungen - 5BX-Varianten, einarmige Liegestütze auf Maximalwiederholungen, sowas in der Art; wenn ich es schaffe, mich darin zu verbessern, habe ich einen klar sichtbaren Fortschritt und bin zufrieden, ohne viel Zeit investiert zu haben. Und Fortschritt passiert halt mal nicht immer auf der ganzen Linie, ist einfach so. Ansonsten was finden, wo man abschalten kann. Ich gehe im Moment regelmässig eine Stunde schiessen (primär Schleuder im Moment), da bin ich draussen und konzentrier mich mal auf was anderes. Wenn ich die Zeit dazu nicht habe, lese ich was, am besten etwas, wo ich nach fünf oder zehn Minuten ohnehin mal wieder eine Verdauungspause brauche. Mehr oder weniger obskure Technikbücher funktionieren da für mich recht gut.

Beste Grüsse & alles Gute
Period.

Katamaus
01-09-2020, 22:10
Kennt wer solche Probleme und weiß einen Rat, wie ich mal abschalten kann, ohne meine Familie zu vernachlässigen, die mir alles bedeutet?

Hmmm. Sehr schwierige Frage, weil jede Person und jede Situation natürlich anders ist.

Eines mache ich mittlerweile in Krisen konsequent: ich tue das, was getan werden muss und versuche dabei bewusst mich meinen jahrzehntelang antrainierten Kampfgeist einzusetzen. Darüber hinaus mache ich konsequent absolut nichts, worauf ich nicht unbedingt Bock habe oder was mich zeitlich oder sozial in die nächsten Konflikte treiben könnte.

Mein schlechtes Gewissen, trainieren oder irgendwelche andere Dinge tun zu müssen, habe ich mittlerweile glücklicherweise unter Kontrolle. Es ist dann einfach nicht die Zeit, irgendwelche anderen Ziele zu verfolgen, sondern die, die Probleme zu lösen, die das Leben einem in dem Moment stellt. Kommt Zeit, kommt alles wieder. Und wenn nicht, dann kommt halt was anderes. (Sorry für das Gesülze; ist sonst nicht meine Art.)

Ansonsten hilft mir einfaches Zen-Sitzen in solchen Situationen, um mal kurz runter zu kommen. Mal kurz das aktive Gehirn abschalten (Das ist aber vermutlich hochgradig individuell).

Billy die Kampfkugel
01-09-2020, 23:08
Ich versuche die Dinge zu entschleunigen. Je mehr ich tue desto ineffektiver werde ich und irgendwann mache ich mehr Fehler als gut.Schauen was wichtig ist zwei drei Sachen abhaken am Tag die zusätzlich zum Pensum noch anfallen und dann auch sagen es ist gut. Analog lesen statt Internet das beruhigt. Gönne mir öfter mal kleine Belohnungen. Trainingseinheiten kürzer und dafür öfter.

Bücherwurm
01-09-2020, 23:23
Mein Urlaub geht jetzt zu Ende und ich war vor dem Urlaub hochmotiviert komplett durchzustarten.
Dann gab es einige private Niederschläge ...

... Alles Training außerhalb der KK ist weggefallen, die 10 Tage Urlaub an der Ostsee sind weggefallen.
Jetzt pendelt es sich etwas ein, dass zumindest mal ein freier Tag in der letzten Urlaubswoche da ist.
...Ich fühle mich einfach nur platt, müde und erschlagen.

...Geschlafen habe ich seit dem 2. Urlaubstag schlecht
... und das KK Training war als Teilnehmer eine ganz große Qual, weil ich gefühlt null Kondition mehr hatte und auch gefühlt total wehleidig war.
... So fehlte mir persönlich das Gefühl alles geben zu können, mich auszutoben und erschöpft ins Bett zu fallen. Ich war danach stundenlang wach und kam innerlich nicht zur Ruhe.



Kennt wer solche Probleme und weiß einen Rat, wie ich mal abschalten kann, ohne meine Familie zu vernachlässigen, die mir alles bedeutet?

Das alles unter Vorbehalt:

Du bist in "vollem Lauf" von den Beinen geholt worden. Jetzt liegst du da und wunderst dich, dass es nicht so leicht ist, aufzuspringen und weiterzumachen.

Das ist mehr als ein "Motivationsloch". Alles, was du schilderst, passt für mich zu einem sauberen Burnout. Möglicherweise läufst du schon seit längerem über deinem Limit, die Quittung kommt dann in so einer Situation.

Mein erster Hinweis daher aufgrund dieser Vermutung: Arztbesuch. Wenn du deinem Arzt das o.g. schilderst, und es ist ein guter Arzt, dann erkennt er das und zieht dich erstmal drei Wochen aus dem Verkehr.

Diese Zeit kannst du nutzen, zu sortieren: Was ist wirklich wichtig und muß gemacht werden.

Alles andere würde ich daraufhin abprüfen, ob du wirklich Spaß daran hast, ob du dich danach besser fühlst als vorher. Alles weglassen, wozu du dich "zwingen" mußt, wofür du "Disziplin" brauchst usw. Kann sein, dass du nur noch liegen und schlafen willst. Gönn dir so viel Ruhe wie möglich. Aktivität dosieren , siehe oben. Vergleiche am besten nicht mit deinem "üblichen" Pensum. Insgesamt die Belastung deutlich reduzieren, in jeder Hinsicht.

Kann sein, dass es ne ganze Weile dauert, eh du wieder "rein" kommst. Ich würde in jedem Fall medizinischen/ psychologischen Rat einholen. Aus sowas entwickelt sich auch gerne mal ne Depression, das kann richtig ätzend werden.

Alles Gute!

Ripley
01-09-2020, 23:33
Wie motiviert ihr euch, wenn es bei auch mal nicht so klappt, immer was dazwischen kommt, die komplette Planung zerschossen wird und nichts hinhaut?

(...)

Kennt wer solche Probleme und weiß einen Rat, wie ich mal abschalten kann, ohne meine Familie zu vernachlässigen, die mir alles bedeutet?

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass dein Posting dein Befinden ganz gut wiedergibt. Nicht zuletzt, weil du nirgends klar sagst, WOZU du dich besser motivieren möchtest...

Die kurze Antwort: Wenn man wie du gerade nur auf drei Töppen läuft, ist es vielleicht ganz einfach nicht der richtige Zeitpunkt um "voll durchzustarten".

Bisschen länger: Ggf. macht es derzeit einfach mehr Sinn, das, was absolut notwendig ist, durchzuziehen und wenn dann noch Zeit über ist, das zu tun, was dir genau jetzt verspricht *gut zu tun*. Und wenn letzteres heißt, dass du mit dem Hund aufm Sofa kuschelst und einpennst, dann reißt das keine Sportrekorde, ist aber u.U. dennoch das gerade bestmögliche "Training". Und den Rest? Mal liegen lassen!

Wann hattest du den Muskelabriss? Vor zwei Jahren? Da haste auch geschont und pausiert. Was gut und richtig war.
Vielleicht jetzt mal den "Seelenmuskel" schonen und pflegen?

jkdberlin
02-09-2020, 07:34
Stimme allen Vorrednern zu: einfach mal etwas weniger Dampf. Schalt mal ab, mach was für dich, sammle Kraft. Ab und an braucht man das.

Schnubel
02-09-2020, 08:12
Dem kann ich mich auch nur anschließen, einfach mal einen Gang runterschalten und pausieren. Ich denke auch, voll durchzustarten, wenn man angeschlagen ist, würde eher einen Rückschritt bedeuten, da man noch mehr Kraft, Aufwand und Energie aufbringen muß, die sowieso schon nicht da ist, weil man sich mit vielen wichtigen Dingen gleichzeitig befassen muß, die dazu noch belastend sind.

Geht man erschöpft in ein Training und muß sich zwingen, ist man anfälliger für Verletzungen. Die Erfahrung habe ich schon gemacht. Hatte jetzt auch Stress, wäre auch gerne ins Training gegangen, doch mein Körper sagte aufgrund der vorangegangen Stresssituation, daß ich es besser sein lassen soll. Ich denke, wenn man sich selbst eine Pause gönnt und wieder ins Lot gekommen ist, kann man wieder durchstarten. Dann geht das ganze vielleicht sogar viel besser.

Alles Gute

DatOlli
02-09-2020, 11:02
Such dir professionelle Hilfe. Ich hab's nicht gemacht, weil ich "keine Zeit" für "so was" hatte und mich für unabkömmlich und sooo "tough" gehalten habe. Die Quittung habe ich jetzt.

Liebe Grüße
DatOlli

Little Green Dragon
02-09-2020, 11:42
„Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen!“ oder wie heißt es so schön?

Auf allen Fronten (beruflich, familiär, sportlich) gleichzeitig unter Volldampf funktioniert schlicht weg nicht - zumindest nicht ohne die von Dir beschriebenen unschönen Folgen.

Hier kann es ggf. helfen auch privat einfach mal ein wenig zu "organisieren" (ohne es dabei zu übertreiben), d.h. entsprechende Prioritäten zu setzen. Wenn Familie an erster Stelle steht, dann räume dem entsprechend erstmal auch die dafür notwendige Zeit ein - auch wenn das eben bedeutet das "durchstarten" im Training erstmal (temporär) hinten anstehen muss - heißt ja nicht das man deswegen sich komplett rauszieht, was geht geht, was nicht halt nicht. Wie man ja gerade dieses Jahr eindrucksvoll gesehen hat sind Pläne zwar schön und gut, aber letztendlich kann dann doch wieder alles anders kommen. Wichtig wäre halt sich dann auch im Kopf entsprechend "frei" zu machen, soll heißen wenn man Training hinten anstellt dann ist das halt so und dann sollte man auch nicht darüber grübeln ob man denn jetzt nicht doch noch mal eben schnell ins Gym fährt weil man ja doch 2 Stunden frei hat.

Ich versuche seit jetzt fast 2 Jahren was in Richtung WK hinzubekommen. Frühjahr 19 - kurz vorher verletzt, Herbst 19 - Arbeit kam Vorbereitung dazwischen, Frühjahr 20 - gesund, aber dann kam Coronny, Herbst 20 - so wie es momentan aussieht immer noch Coronny. Da war dann die Motivation auch mehr als im Keller, so nach dem Motto: "Warum tue ich mir das eigentlich alles an - kommt ja eh nichts bei rum...". Seit ich mich gedanklich davon etwas "frei" gemacht habe läuft es im Training wieder deutlich besser - wenn es irgendwann noch mal klappt - schön, wenn nicht geht die Welt auch nicht von unter. Erzwingen kann man es eh nicht.

Schnueffler
02-09-2020, 13:21
Danke für eure Antworten und Hilfestellungen.
Heute früh war es so, dass nichts anstand. Gassirunde gedreht und dann saß ich da. Ich war total hibbelig. Also auf, was tun und was ist es geworden?
Ich bin ins Studio gegangen und habe ein Ganzkörpertraining gemacht, Gewichte und Wiederholungen waren nicht wie vorher, aber was getan und jetzt liege ich auf der Terasse und fühle mich rundum wohl und ausgeglichen.

Willi von der Heide
02-09-2020, 18:37
Kennt wer solche Probleme und weiß einen Rat, wie ich mal abschalten kann, ohne meine Familie zu vernachlässigen, die mir alles bedeutet?

Kennst ja meinen Hintergrund und von daher kann ich das sehr gut nachvollziehen.

Mein absolutes Horrorjahr war 2015 ... der Gipfel des Wahnsinns fand im November statt:

- Am Samstag den 21.11. mußten wir den Umzug - nach 38 Jahren mußte ich mein Elternhaus verlassen, weils die böse Schwägerin so wollte - stemmen.
- Montag und Dienstag waren die Restarbeiten ... am Dienstag hatte ich dann noch ca. 15 Minuten um noch einmal durch alle Räume zu gehen und Abschied zu nehmen. Seitdem war ich nicht mehr in meinem Heimatdorf und habe mir vorgenommen auch nie wieder hin zu fahren.
- Am Mittwoch den 25.11. hatte ich Morgens eine Augenoperation, die ich aufgeschoben hatte. Mittags kam der Mensch von der Telekom und hat Telefon und Internet wieder eingerichtet. Um 14.30 klingelte das Telefon und ich erfuhr das meine Mutter gestorben ist, sie war schon länger krank, doch trotzdem hofft man, das alles gut geht. Ist es aber nicht.
- Ich mußte daraufhin wichtige Termine absagen und zusammen mit meiner Tante die Organisation übernehmen.
- Am Montag den 30.11. war dann die Beerdigung ... ich habe den Frust der vergangenen Monate dann ordentlich runter gespült.

Den Dezember hatte ich fast vollständig frei ... was habe ich gemacht ?

Ich habe nicht trainiert o.ä., sondern habe lange Spaziergänge ( ca. 2 Stunden ) an Orten gemacht, die mir wichtig waren. Dabei wollte ich allein sein und habe viel nachgedacht und versucht nach vorne zu schauen. Ich mußte von jetzt auf gleich meinem Leben eine neue Richtung geben und habe das gut geschafft. Die letzten fünf Jahre waren gut zu uns, daß wird nicht immer so bleiben, aber es ging bergauf. Afnags dachte ich, es wird noch schlimmer, aber das wurde es nicht.

Lugasch
02-09-2020, 21:46
@TE:
ist dein Problem allgemeiner Natur, also dass dein Leben gerade rundum nicht so pralle ist, oder eher dass dieses "nicht so pralle" dich zu sehr am Sport hindert?

Falls ersteres - dazu wurde hier schon viel Gutes gesagt. Falls Letzteres - ist dir zufällig "elastic habits" ein Begriff?

marq
02-09-2020, 21:57
sport ist nicht die welt, das private ist wichtiger :)

Schnueffler
02-09-2020, 22:08
Generell nicht so pralle. Und ich bin halt ein Mensch, der gerne plant und dann diesen Plan runterrattert. Wenn dann am Anfang was dazwischen haut, lasse ich diesen Bereich dann für den Rest der Woche aus, weil der Anfang ja schon schei*e war. Und dann wieder reinkommen ist mein Problem.

Lugasch
02-09-2020, 22:33
Generell nicht so pralle. Und ich bin halt ein Mensch, der gerne plant und dann diesen Plan runterrattert. Wenn dann am Anfang was dazwischen haut, lasse ich diesen Bereich dann für den Rest der Woche aus, weil der Anfang ja schon schei*e war. Und dann wieder reinkommen ist mein Problem.

Man kann lernen neben den Plänen zu funktionieren. Durch kontrollierten Kontrollverlust sozusagen. Dann gibt der Plan bloß eine Himmelsrichtung vor, ist aber nicht besonders relevant, falls es doch nicht klappt - mann müsste nicht mehr "reinkommen", weil man nicht wirklich raus wäre. Das zu üben ist oft unangenehm und dauert auch ein wenig, aber ich finde, dass es gut was bringt.
Eine Liedzeile hat es mal gut getroffen:
"Du willst Sicherheit und Sicherheit ist dein Ballast".
P.S.: die elastic habits handeln irgendwie auch davon, zumindest teilweise