südliches kung fu [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : südliches kung fu



tigercrane
17-04-2002, 15:20
hi an alle

die südlichen stile berufen sich auf die 5 hauptstile (hung, choy, lau, li und mok) oder auf mischvarianten davon. wieso nicht auch *ing *ung? wie seht ihr das?

viele grüsse

Philipp Hackert
18-04-2002, 14:59
Hallo mein südlicher Freund,
das ist eine ganz heikle Sache! Die Wing Chun Stile leiten sich am liebsten aus der Zeit der "Roten Dschunken" ab, und damals soll dieser Stil "entstanden sein" oder "erfunden" worden sein.
Das mag ja auch so sein.
Sie sagen auch, dass verschiedene Einflüsse (und dabei schließen sie nichts aus) das Wing Chun hervorgebracht haben.
Warum sie das tun?
Ich denke, sie sichern sich gegen die traditionellen Stile ab. Mit ihrer Geschichte ist es nämlich irgendwann einmal egal, wie, was, warum und bei wem man trainiert.
Wenn man eine Geschichte hat, dazu noch autorisierte Großmeister, dann kann nicht ein Mr. XY auftauchen und plötzlich einen Verband gründen, was im Wing Chun täglich passiert.
Die Geschichte des Weng Chun Kung Fu, Drachen Kung Fu und Hung Gar kennt eben die Übertragungslinien und hält sich auch daran.
Somit könnte ich nicht morgen einen neuen Weng Chun Verband gründen: Die Schüler würden mich fragen, von wem ich gelernt hätte. Und dann würden sie den fragen, ob ich ein Meister sei. Der würde dann garantiert nicht einfach "ja" sagen.
Diese Mischmaschgeschichte der Wing Chun Stile schützt sie davor, überprüfbar zu sein. Somit macht dort jeder seinen eigenen Stiefel, und es existieren mittlerweile hunderte, tausende von Varianten, die sich alle so nennen.
Das ist aber nur meine private Ansicht, also nicht so wichtig.
Grüße
Philipp

Philipp Hackert
18-04-2002, 15:04
Mir fällt noch was ein:
In unseren traditionellen Stilen werden auch außerkämpferische Dinge wie die Kung Fu Tugenden, Ethik, Moral, Höflichkeit der älteren Generation gegenüber, Respekt usw. unterrichtet.
Die Achtung vor der eigenen Geschichte gehört da ebenfalls dazu.
Jetzt stell dir mal vor, die tausenden von neuen Wing Chun Sifus würden auf diese Dinge hin einmal überprüft?
Sie habe doch alle ihren Lehrern Schande bereitet, genauso wie ihre Lehrer sich ihren Schülern gegenüber sehr mies benommen haben (was man so in den Foren liest).
Mit all diesen Dingen kann man doch kein historisches und respektvolles Geschichtsbild vertreten.
Philipp

Goshinsatori
18-04-2002, 15:10
HI,

soweit ich das weiss ist eines der Merkmale von südlichen Stilen der sehr feste erdverbundene Stand.
Dies ist im 'ing'un genauso.
Daher könnte man durchaus sagen, es ist ein südlicher Stil.

tigercrane
18-04-2002, 15:35
hi an alle

@Philipp Hackert
danke für deine ausführliche erklärung. sehe das auch so.

@ Goshinsatori
was immer man auch über *ing *ung sagen kann, ein südlicher stil ist es auf jeden fall.

viele grüsse

Jürgen
18-04-2002, 15:57
@ Alle :


Ich empfehle zum archaischen Ahnenkult , der scheinbar immer noch nicht ausgestorben ist , das erstklassige Posting von Zorak-Zoran zu "wichtige Waffen ???? " in diesem Forum !

Daß es im Ving Tsun keinen Respekt und keine Moral gäbe , empfinde ich als bodenlose Unverschämtheit von Personen , die das Ving Tsun offenbar mit WT oder gar der EWTO verwechseln ( und auch dort sind keineswegs durch die Bank alle völlig amoralisch ! ) und es ansonsten ganz augenscheinlich bestenfalls sehr oberflächlich kennen , wenn überhaupt !

Ist ja wirklich unglaublich , was so mancher sich da zusammenphantasiert ...

Mehr dazu zu sagen ist nicht nötig , denke ich .

Grüße , Jürgen

Philipp Hackert
18-04-2002, 18:43
Aber die Auseinandersetzungen gerade der letzten Tage zeigen doch, dass in den Verbänden das Geldverdienen die oberste Priorität besitzt.
Wie können denn die Leute, die sich 20 Jahre lang auf einen Meister berufen, seine Werbung nutzen, ihn auf Kurse einladen usw. plötzlich nie etwas mit ihm zu tun gehabt haben?
Das ist doch Orwell, aber hat mit Respekt nichts mehr zu tun.
In welchen Verbänden ist das denn anders, die Wing Chun betreiben?
Natürlich hast du damit recht, lieber Jürgen, dass es auch viele Anständige dort gibt. Aber die gehen doch unter, nicht?
Philipp

Schlappen
18-04-2002, 18:48
Salve, wozu Verbände? Die haben in der heutigen Zeit nur ein Ziel und das heißt: Verdienen! Betreibe deinen Sport bei einem gutem Lehrer und das wars, mehr ist nicht nötig! Womit die ganzen Massenvereine schon mal außen vor wären, denn dort taugt auch der Untericht im Allgemeinen nichts und ist völlig überteuert. Dieses bezieht sich natürlich auf alle Kampfsport/kunstarten mit ihrer Vereinsmeierei.
so long :cool:

Jürgen
18-04-2002, 21:46
@ Philipp :

Ich kann mich nur wiederholen : Du verwechselst hier einfach EWTO mit Ving Tsun !

Im klassischen Ving Tsun nach Yip Man gibt es weder Organisationen im Sinne der EWTO noch Verträge , Prüfungen etc. sondern ganz einfach Unterricht gegen eine vorher bekannte Schulgebühr , that´s it !

All dieser Kram , den Du hier mit Ving Tsun assoziierst , ist weder notwendig noch traditionell und zwar auch im Ving Tsun nicht !

Ving Tsun lernt man dadurch , daß man sich einem Sifu anschließt , damit seiner Schule beitritt und dort trainiert , fertig .

Der Rest ist eine Frage von Schweiß und Blut wie in allen anderen KK auch und nichts sonst !

Grüße , Jürgen

tigercrane
19-04-2002, 13:47
hi an alle

@jürgen
***
Im klassischen Ving Tsun nach Yip Man gibt es weder Organisationen im Sinne der EWTO noch Verträge , Prüfungen etc. sondern ganz einfach Unterricht gegen eine vorher bekannte Schulgebühr , that´s it !
***
keine prüfungen? prüfungen sind doch wichtig für einen schüler. muss ja nicht unbedingt mit 10 diplomen oder einer riesenmenge geld zusammenhängen. aber wie will der schüler wissen, was noch kommt, was er kann, wo er steht?

bitte um eine erklärung. vielen dank im voraus.

viele grüsse

PAI LEE
19-04-2002, 14:30
Hola Chavales


@Philipp Hackert


Nanana!

Mir kommt es so vor, als ob du, um deinen Stil zu Promoten und bekannt zu machen, von der Popularität des "IngUn" profitieren willst!:warning:

Dein Stil ist das wahre! Nicht der Yp Man Stil! Wenn du hier schon auf die ach so grossen Werte der traditionellen Stile aufmerksam machst, dann solltest du mal damit anfangen! :mad:

Ich bin ganz sicher nicht der ultimative IngUn Freund! Man sollte sich jedoch nicht heraus heben wollen, indem man Andere in den Dreck zieht.

So bringst du nur eins fertig das dein so geliebtes Weng Chun nicht besser da steht als das überall bekannte IngUn.:cool2:

Hasta Luego

Pai Lee

SQ
19-04-2002, 23:22
also ich denke, man assoziert mittlerweile das 'in 'un sehr wohl mit südshaolin. man sagt ja sogar, es sei die essenz der fünf stile.

für mich stellt sich eher die frage, kennen die leute denn den unterschied zwischen südshaolin und nordshaolin?

Jürgen
20-04-2002, 00:43
@ Tigercrane :

Klar bekommst Du ne Antwort , hast ja auch höflich gefragt ! ;)

Um all diese verständlichen Fragen zu beantworten , brauchte man im klassischen Gung Fu keine Prüfungen im heutigen Sinne und das auch im Ving Tsun nicht .

Was es zu lernen gibt , erfährt ein Schüler ganz einfach dadurch , daß er den Lehrer fragt und dieser sich die Zeit nimmt , es zu erläutern und gegebenenfalls zu demonstrieren . Allerdings sieht man das Programm auch dadurch , daß man die Schüler beim Training beobachtet , was normalerweise fortgeschrittene Schüler mit einschließt , denn von diesem Sihing-Sidai Verhältnis lebt eine klassische Schule mindestens genauso wie vom Sifu selber .

Wo man steht , das erfährt man ganz ungeschminkt dadurch , daß einen der Lehrer regelmässig konstruktiv kritisiert ( ohne das ist sowieso kein Unterricht vorstellbar ) aber gerade im Ving Tsun auch durch das tägliche Chi Sao / Sparring , das weitesgehend frei ist .

Das alles ist im Grunde ziemlich einfach und banal ( und so war es über Jahrhunderte in nahezu allen asiatischen KK ! ) , denn beim regelmässigen Vergleich mit den anderen Schülern kann man sich nicht hinter Urkunden , Graden , o.ä. verstecken , sondern jeder Tag und jedes einzelne Training ist in gewissem Sinne eine "Prüfung" und deckt mögliche Schwächen schonungsloser auf als eine formelle Prüfung es je könnte , womit diese IMHO völlig überflüssig ist .


@ Shaolin Quan :

Wer sagt denn , das Ving Tsun wäre die "Essenz der 5 Tierstile" ?
Andreas Hoffmann ? Philipp ?

Solche Phantastereien kenne ich eigentlich nur aus dem "Weng Chun" , aber wer weiß ?

Yip Man selber sprach zu seinen Schülern nie über die Zeit vor Leung Jan , weil er aus Gründen , die ich bereits ausgiebig geschildert habe , nicht viel davon wußte und daran , daß Ving Tsun aus dem Shaolinkloster käme , egal aus welchem , glaubte er schon gar nicht !

Es ist in Ving Tsun-Kreisen seeehr ungewöhnlich allen Ernstes solche Geschichten zu erzählen ( ich traf in HK nicht einen Lehrer , der daran wirklich glaubte ! ) . Sie tauchen bisweilen zwar als populäre Gründungsmythen in diversen Büchern auf , das war es dann aber auch schon .

Fakt ist , und das weiß jeder , der versucht hat die Geschichte des Ving Tsun historisch fundiert zu rekonstruieren , daß NIEMAND wirklich weiß , wo es letztlich herkommt und seriöse Lehrer geben das deshalb auch offen zu und beschäftigen sich ansonsten mit ihrer KK und mit dem Unterricht ihrer Schüler anstelle irgendwelche Märchen zu verbreiten .


Wong Shun Leung auf die Frage , nach welchem Tier Ving Tsun erdacht worden wäre lachend : " human being " !

und weiter :

" There is only one part of the male body which somehow looks like a snake , however this is not meant for war but only for love ! ";)

Grüße , Jürgen

SQ
20-04-2002, 18:55
sorry jürgen, jetzt wird es direkt:

hat der tolle wong shun leung das zitat gesagt, als sich seine 2 hirnzellen gerade getroffen haben oder als sie gerade mal wieder aneinander vorbeigeflutscht sind?

...diese zitate zeigen von der intellektuellen unreife dieses mannes.... ...aber wer die wong shun leung trainingsmethoden kennt, der weiss auch, woher das kommt...

viele grüße

Jürgen
20-04-2002, 22:17
@ Christian :

Auch direkt :

Stimmt , Wong Shun Leung war "toll" und zwar sowohl als Kämpfer , Lehrer aber vor allem auch als Mensch , nur wie willst ausgerechnet Du das beurteilen können und was soll das alles überhaupt , es ging schließlich um was völlig anderes ???

Ich habe wenige so integere aber auch vielseitig gebildete Persönlichkeiten kennengelernt wie meinen verstorbenen Sifu . Er jedenfalls wäre keinen Meister anderer Stile grundlos öffentlich und namentlich derart angegangen wie Du es hier tust !!!!

Wer Niveau und Stil hat , der hat sowas in einer sachlichen Diskussion einfach nicht nötig und Kämpfe labert ein echter Meister sowieso nicht aus sondern er kämpft sie aus !!!!

Kannst Du nicht verkraften , daß man im Ving Tsun keinen Bock hat , sich auf irgendwelche dubiosen Klostermythen oder infantile Allmachtsträume von Killermönchen o.ä. zu stützen wenn´s hart auf hart geht , sondern statt dessen einfach den Verstand einschaltet und im Training Schweiß und Blut vergiest wie alle anderen vernünftigen KK heutzutage auch ????

In jedem Fall behalte Deinen unqualifizierten Unrat bei Dir , ich halte mich ja auch noch schwer zurück und das ist gar nicht leicht ! Allerdings verkneife ich mir das hier aus zwischenmenschlichem Respekt vor Deinen Lehrern und Deiner KK , die mir alle nichts getan haben und Aussagen über Bildung , Charakter und Intelligenz ( oder Trainings- bzw. Unterrichtsweise! ) von Personen , die man wenig oder gar nicht kennt , sind ohnehin nichts weiter als substanzloses Gelaber.

Immer wieder bewundernswert , diese ungemein fundierten und ausgewogenen Urteile wie auch die moralische Kompetenz und Selbstbeherrschung , die gerade ihr "Klassiker" so entwickelt ...muß scheinbar von zu viel hartem Chi Gung kommen ...oder vielleicht klappt die Tierimitation auch zu gut oder all diese Heldenmärchen aus grauer Vorzeit gehen halt doch nicht so ganz spurlos an einem vorbei ...wer weiß ??



Ach ja , hätte ich fast vergessen... :

Falls Du´s überlesen hast , das Zitat war ein Witz in geselliger Runde , nicht mehr und nicht weniger ( den typischen Humor der HK-Chinesen kennst Du also anscheinend auch nicht ...) , aber vielleicht ist Dein Hirn ja bereits soweit auf Affenniveau gesunken , daß Du das nicht kapierst ???!!!

Vermutlich kennst Du die ganze Spinner-Szene in HK aber auch einfach nicht , so daß Du den Witz nicht verstehen kannst ?


Vielleicht erklärt Dir jemand wie Klaus ( ja , es gibt noch klassische Stilisten mit Hirn ! ) ja mal , woher die Bezeichnung "Tierstil" eigentlich kommt und wie sie auch im 21.Jhd. noch Sinn machen kann bzw. wie eben garantiert nicht ? Möglicherweise verstehst Du den Witz dann ja doch noch , aber groß Hoffnung hab´ ich da irgendwie keine ...


Junge junge , die sterben einfach nicht aus ...



Jürgen

P.S.: Wenn Dir danach ist , meinen verstorbenen Sifu zu beleidigen ( worüber er selber nur lauthals gelacht hätte ) , dann kannst Du gerne herkommen und mir das direkt von Angesicht zu Angesicht sagen .
Ich verspreche Dir , darauf dann mit einer guten alten Gung Fu- Tradition zu antworten , wenn es das ist , worauf Du letztlich aus bist...

Ansonsten solltest gerade Du als "Moderator" und "Lehrer" genug Anstand und Niveau besitzen , solche kindischen Pöbeleien gefälligst zu unterlassen , schließlich müssen wir uns hier ja alle irgendwie zusammenreissen , damit so ein Forum überhaupt funktionieren kann und inhaltliche Kritik kann man auch ganz anders äussern !
Irgendwie hätte ich gerade menschlich von manchem einfach mehr erwartet ...hier klaffen Anspruch und Realität offenbar weit auseinander ...

P.P.S.: Ich find´s echt schade , daß wir hier nun schon wieder dieses Niveau erreicht haben , denn genau das wollte ich eigentlich vermeiden . Allerdings bin ich aber auch nicht gewillt , mir solche Beleidigungen einfach anzuhören , da es sich hier um einen Menschen handelt , der mir persönlich nahe stand und der sowas absolut nicht verdient hat !

Na ja egal , ich hab´ jetzt definitiv keine Lust mehr , weiter zu schreiben , zwei Versuche reichen völlig . Das hier bringt uns allen einfach nichts und kostet ansonsten nur unnötig Zeit und Mühe , weswegen ich das jetzt lassen werde . ( Mein Angebot von oben steht natürlich trotzdem )

Also macht´s gut !

Zorak Zoran
21-04-2002, 03:42
@Jürgen
@Shaolin Quan

Leute, atmet erst einmal kräftig durch und regt euch ab. Ist es wirklich notwendig sich für eventuelle historisch oder politisch bedingte "Differenzen" unterschiedlicher Stile/Traditionen/Personen freiwillig zum "Stellvertreterkrieg" berufen zu fühlen? Meint Ihr, daß die betreffenden Personen für die Ihr streitet, diesen Streit überhaupt wahrnehmen würden? Wenn ihr für etwas den (möglichst verbalen) Konflikt in Kauf nehmt, dann doch bitte für etwas, das Euch selbst direkt betrifft. Alles andere führt nirgendwohin.

Ich bin erst seit kurzem in diesem Board etwas aktiver und muß sagen, daß ich bisher die (relative) Konfliktfreiheit der Postings genossen habe. Nichts gegen eine harte Diskussion um die Sache! Aber wenn, wie im Falle von Traditionen und den damit verbundenen Personen und deren Stilüberlieferungen in der heutigen Zeit, es häufig genug schlichtweg unmöglich ist eine wissenschaftlich haltbare Aussage zu treffen, dann ist es nicht förderlich die Emotionen hochkochen zu lassen.

Das erinnert mich wieder stark daran, warum ich mich in den letzten paar Jahren immer intensiver den europäischen Kampfkünsten gewidmet habe, obwohl ich immer noch die chinesischen sehr schätze und in unterschiedlicher Intensität weiterhin ausübe (vor allem Tai Ji Quan). Die europäischen Kampfkünste haben praktisch alle eine gebrochene Traditionslinie. Dies ist nicht wegzudiskutieren und interessiert in der betreffenden Szene auch kaum jemanden. Man versucht, die Lehren einer anderen Zeit heutzutage mit Leben zu füllen und nimmt allein schon deshalb einen großen Unsicherheitsfaktor hinsichtlich der "Korrektheit" der eigenen Erkenntnisse in Kauf.

In China gibt es (wie in fast ganz Asien) die kulturelle Tendenz, die Kontinuität der Ahnenreihen in den Familien ebenso vorauszusetzen, wie in den Kampfstilen. Ein Kampfstil wird umso mehr geschätzt, je älter und kohärenter seine Ahnenreihe ist. Diese Wertschätzung ist eigentlich ein Ausdruck desselben Problems, das auch europäische Kampfkünste haben. Nämlich die Unsicherheit, ob das, was man an Überlieferung hinsichtlich Trainingsmethodik und Kampfprinzipien lernt und übt, tatsächlich auch korrekt ist und funktioniert. Dieses Problem ist nur natürlich, da in China spätestens mit dem Boxeraufstand (und natürlich mit der Kulturrevolution) ein Verlust an echter aus der praktischen Anwendung herrührender Erfahrung eingetreten ist.

In den Zeiten davor wurden die diversen Stile in der Praxis auf ihre Tauglichkeit geprüft, da man sich mit diesen tatsächlich in ernsten Kämpfen (auch mit Waffen!) verteidigt hat. Die Waffenkampftradition in China ist - vielleicht abgesehen von den weltweit aktuellen, selbstverteidigungsrelevanten Waffen wie Messer, Knüppel etc. - seit dem Boxeraufstand nicht mehr diesem Praxistest ausgesetzt gewesen, was unweigerlich zu einem Knowhow-Verlust führte. Im waffenlosen Kampf hat sich andererseits noch genug Knowhow gehalten, um auch heute noch in der konkreten Anwendung zu überzeugen. Wieviel dieser "Überzeugungskraft" jetzt der eine oder der andere Stil hat, ist nicht so einfach mehr an der Länge der Ahnenreihe auszumachen. Außerdem darf man nicht unterschätzen, daß Europäer als Ausländer kaum eine echte gleichberechtigte Stellung bei Chinesen einnehmen können. Es gibt die Kulturbarrieren, die Sprachbarrieren etc., die verhindern, daß man als Westler ohne langjähriges Engagement und weitreichende Kontakte in China wirklich Zugang zu den inneren Informationen bestimmter Stilrichtungen erhält. (Dies ist eine stete Quelle meiner persönlichen Frustrationen mit den chinesischen Kampfkünsten gewesen.) Daher herrscht - vor allem hier im Westen mit der philosophischen Tradition der Kritik und der materialistisch-pragmatischen Erwartungshaltung nach "Effektivität" - eine gewisse Verunsicherung. Solche Unsicherheit bringt Konflikte hervor, die eigentlich in unserem Kulturkreis und auch in der Gemeinschaft der Kampfkünste völlig überflüssig und nirgendwohin führend sind, häufig genug mit quasi-religiöser Qualität ausgetragen.

Mich begann nach ca. 10 Jahren Praxis zunehmend die ewigen Diskussionen über Stammbäume und "Familienzugehörigkeit" zu nerven. Ich kenne über meine Großeltern hinaus meinen eigenen Stammbaum nicht - warum sollte ich mich dann für den von Asiaten interessieren, mit denen ich noch nicht einmal verwandt bin? Ich bekenne mich zur Zugehörigkeit zum westeuropäischen Kulturkreis. Ich erwarte mir einen direkten Nutzen aus dem, was ich trainiere. Ich bin nicht - jedenfalls nicht vordringlich - auf der Suche nach "beglückenden spirituellen Erlebnissen", wie es ein Tai Ji - Interessierter mir gegenüber einmal für sich formuliert hatte. Meine Suche ist die nach Erkenntnis und Verständnis für Zusammenhänge. Dies ist ein westliches Ziel, "und das ist auch gut so".

Ich finde Trainingsmethoden wie das Formentraining eine gute Methode die notwendige Präzision der Bewegungen und andere Attribute, die ein Kampfkünstler entwickeln sollte, zu trainieren. Andererseits ist es nur natürlich, wenn man über die - wie auch immer - traditionellen Methoden hinaus einmal mit kritischem Blick das, was und wie man gerade trainiert, begutachtet. Wenn einem dann Fragen oder Unsicherheiten kommen, so ist es sicher möglich seinen Lehrer zu fragen. Aber wieviele Lehrer hier im Westen haben schon wirklich tiefes inneres(!) Verständnis für das was sie vermitteln?

Ich habe eine ganze Menge an guten Formenlehrern erlebt, deren Verständnis für das, was sie in den Formen üben und auch vermitteln, bei der äußeren Form endet. Dies ist auch kaum verwunderlich, da das Meistern auch nur eines Prinzips (nicht Technik!) lange Jahre des Übens, (Ver-)Zweifelns, Probierens und Lernens erfordert und nicht immer über diese gesamte Zeit wirklich Unterweisung durch jemanden erfolgen kann, der bereits diese Art der Meisterschaft errungen hat. Damit bleibt ein solcher Lehrer auf seine eigenen Ressourcen und seinen eigenen Erfahrungsschatz angewiesen. Dies kann z. T. erheblich ins Auge gehen, wenn man sich mal so manche "Selbstverteidigung" anschaut, die so unterrichtet wird (Reality Check #1: Messerabwehr).

Was dabei auch passieren kann, ist, daß der Fokus der ursprünglichen Kampfkunst sich verlagert: im Tai Ji Quan ist seit den 1920er Jahren eine kontinuierliche Verlagerung in Richtung Gymnastik und/oder Esoterik erfolgt, die im krassen Widerspruch zu dem Ruf des Tai Ji Quan im ausgehenden 19. Jahrhundert als wirkungsvolle ernstfalltaugliche Kampfesweise steht. Diese Verlagerung - so schade ich sie persönlich finde - ist aber legitim: wir leben in Zeiten, in denen die Menschen mehr Spiritualität und auch mehr und schonendere Bewegung brauchen. Das "heutige" Tai Ji Quan bedient diese Bedürfnisse und gibt den derart Übenden etwas, dessen sie zur Erfüllung ihrer Persönlichkeit bedürfen.

Wenn man eine Kampfkunst aus einem anderen Kulturkreis ausübt, so ist ein Konflikt der Kulturen fast schon unvermeidlich. Ich habe den Eindruck, daß häufig genug gerade von den hiesigen Vertretern der chinesischen Kampfkünste eine Mentalität gepflegt wird, die einem Idealbild einer chinesischen Kung-Fu-Familie nachempfunden ist, wie man es selbst in China kaum finden wird (man siehe z. B. die Massen-Ausbildungen im Wushu in den kommerziellen Schulen rund um das Shaolin-Kloster). Solch ein Ideal ist für unseren Kulturkreis - so exotisch und faszinierend es vielleicht anfangs ist- nicht auf Dauer anzustreben, da wir in unserer Sozialisation eben Europäer sind. Wir haben nicht von klein auf eine nach konfuzianistischen Strukturen handelnde Gesellschaft erlebt. Hier herrscht nicht die Familie als zentrale Sozialeinheit, sondern das Individuum.

Wenn nun viele Individuen hier einen bestimmten Stil für eine gewisse Zeit üben und dann der eine oder andere für sich persönlich zu dem Entschluß kommt, daß er seine Erkenntnisrichtung nun lieber selbstständig weiterentwickeln will, so ist dies eine natürliche und ganz normale Verhaltensweise. Es ist nicht an denen, die in dem bestimmten Stil und dessen "Familie" verbleiben, über die persönlichen Wege zur Erkenntnis in der Kampfkunst ihrer ehemaligen Begleiter zu befinden.

Wenn jemand "seinen eigenen Stil" findet und/oder gründet, oder wenn er sich einer anderen Tradition anschließt, so ist dies ein sehr persönlicher Vorgang, der meines Erachtens ganz wesentlich zu der eigenen Entwicklung eines jeden Kampfkünstlers beiträgt. Manche starten in einem Stil, sind darin glücklich und erfahren darin etwas, was sie in ihrem Leben unterstützt. Andere sind (z. T. lange oder gar für immer) auf der Suche. Vielleicht ist es für den einen oder anderen in seiner aktuellen persönlichen Situation das Beste etwas ganz anderes zu machen.

Mir geben die europäischen Kampfkünste ZUSAMMEN mit den Erfahrungen aus den chinesischen und philippinischen Kampfkünsten das, was mein persönlicher Ausdruck im Kampf, im Training und im Alltag ist. Ist dies nicht der wesentliche Punkt, den man anstreben sollte?

Die Frage vorweggenommen: Nein, ich unterrichte nicht einen "Misch-Stil"! Die Integration meiner Erfahrungen in den Kampfkünsten ist meine persönliche Sache. Ich vermittele Tai Ji Quan, Kali-Silat und Fechten im Langen Schwert bzw. mit Stangenwaffen jeweils separat, um meinen Trainingspartnern die Gelegenheit zu geben, ihre eigenen Zusammenhänge und Erkenntnisse zu finden. Es gibt auch ein paar erhellende Erkenntnisse, die ich in den Kampfkünsten bisher hatte, die ich nicht einfach zum Konsumieren preisgeben will.

Abschließend noch eine Erkenntnis aus der Reife des Alters (Ächz!):
Die Welt der Kampfkünste ist groß genug, um unterschiedlichen Wegen zum gleichen Ziel ebenso Platz einzuräumen, wie unterschiedlichen Zielen auf dem gleichen Weg. Das Akzeptieren von anderen Wegen ist in unterschiedlichen Religionen und Philosophien auch eine Tugend - nicht nur der Religionskrieg.

Also: vertragt Euch wieder, sonst muß ich nochmal so was Langes posten!

Jürgen
21-04-2002, 13:39
@ Zorak Zoran :

Hallo ZZ ,
das hier BETRIFFT MICH DIREKT bzw. einen lieben Menschen , der mein persönlicher Freund war und mit dem ich privat einige Zeit verbracht habe , wenn Dir dieser Begriff mehr zusagt als "Sifu" . Mit Religionskrieg und Ahnenkult hat das von meiner Seite nicht das geringste zu tun sondern nur mit Respekt und Achtung . Sowas wie "Verunglimpfung von Toten" kennt im Übrigen auch die abendländische Rechtswissenschaft des 21. Jhds. , man muß also nicht auf billige Eastern oder Groschenromane zurückgreifen , um das zu begründen !

Die Lösung dieses Problems hier ist ganz simpel : Christian kann zeigen , daß er doch Niveau hat , solche dümmlichen Beleidigungen einfach lassen und gut ist´s oder aber wenigstens soviel Mumm haben , das jemandem ins Gesicht zu sagen , der noch lebt , es liegt an ihm ...ich hab´ damit nicht angefangen...

Zu Deinem Posting könnte ich noch einiges sagen , aber sei mir nicht böse , daß mich das momentan dann doch wenig reizt ...liegt nicht an Dir ...

Ansonsten danke für die Mühe und viel Spaß noch auf diesem Board .

So , jetzt ist aber wirklich Feierabend...

Grüße , Jürgen

SQ
21-04-2002, 19:09
@ jürgen:

bevor es ausufert...

...vielleicht kenn ich die hk-witze wirklich nicht, nur was ich darüber weiss, ist das ein gebildeter hongkong-chinese keine witze unterhalb der gürtellinie macht... ...und der lustige witz deines sifu war wohl deutlich darunter. und das macht einen menschen in den augen der anderen nicht sonderlich gebildet.

ich bin aber jederzeit offen und lasse mich von dir eines anderen überzeugen.

ich habe auch nie über die kampfkunst deines sifu (du kannstest ihn persönlich?) gelästert oder geschimpft. ich weiss durchaus, das wong shun leung ving tsun leute "harte brocken" sind.

leider, und das musst du mir zugestehen, fehlt im wong shun leung ving tsun die medizinische seite einer kampfkunst. ich habe mit einigen wong shun leung schülern trainiert und auch mit direkten schülern von ihm, aber mir fehlte komplett das wissen der tcm in diesem stil und noch was........

........kritikfähigkeit und offenheit... ...aber das bezieh ich nicht auf das system, sondern auf die menschen, die ich kennengelernt habe.

tut mir leid, dich oder deinen sifu beleidigt zu haben. hier hast du meine meinung nochmal niveau-voll erklärt und ich bitte dich, stellung zu nehmen um das problem zu lösen...

mit freundlichen grüßen

Jürgen
21-04-2002, 22:33
@ Christian :

Dein Versuch einer vernünftigen Klärung verdient eine Antwort :

1.): " Humor und Niveau " :

Da kennst Du aber die HK-Chinesen schlecht !

Ich könnte Dir Witze erzählen , die ich in HK von Anwälten , Ärzten , Professoren , Managern( u.a. persönlicher Freund von verschiedenen amerikanischen Präsidenten ) , dem ehemaligen Sprecher des englischen Gouverneurs von HK , etc. erzählt bekommen habe und die Dir nach dieser Reaktion hier wohl den Boden unter den Füssen wegziehen würden !

WSL war in der Tat immer ziemlich offen und direkt aber wahrlich alles andere als vulgär , ungebildet oder dumm , wie jeder bestätigen wird , der ihn näher kannte !

Vielleicht hatte er aber auch einfach einen etwas unverkrampfteren Umgang mit manchen Dingen als Du es gewöhnt bist ...?


2.) :"WSL und meine Person" :

Ja , ich kannte ihn persönlich . Ich war einer seiner direkten Schüler ( sonst wäre er nicht mein "Sifu" gewesen ) und habe mit ihm in HK und auch während seiner Reisen hier in Europa einige Zeit verbracht und ihn so auch privat kennen und schätzen gelernt .


3.):"TCM im Ving Tsun"

Natürlich fehlt das im Ving Tsun, nur darum ging es ja nicht , oder ?

Im ganzen Yip Man-Stil wird die TCM nicht als Teil des KK-Trainings unterrichtet , denn dieser Stil ist zum Kämpfen allein gedacht gewesen .

Allerdings gibt es viele Ving Tsun-Betreibende , die zusätzlich auch TCM betreiben und das schon immer . Ein bekanntes Beispiel hierfür wäre Leung Jan und noch viele andere mehr .

Es gibt sogar Schüler von WSL , die mit seinem Segen bei anderen Meistern nebenher noch Chi Gung lernten . WSL hat nie jemandem seine persönliche Sicht der Welt vorgeschrieben ( auch wenn er diese meist sehr sachlich und fundiert begründen konnte ) oder die speziellen Fähigkeiten anderer Leute in deren Fachbereichen heruntergewürdigt und gerade das schätzten ja so viele an ihm - ich auch !

WSL´s Vater übrigens war ein berühmter Arzt für TCM , der Patienten in ganz Südchina hatte , was die Familie während der japanischen Besetzung von HK wohl vor dem Verhungern gerettet hat . Die Japaner bedienten sich zu der Zeit gerne seiner Dienste und bezahlten in Naturalien , was die Familie vor dem Schicksal vieler HK-Chinesen bewahrte .

WSL selber hatte die TCM direkt von seinem Vater gelernt und praktizierte diese in einem separaten Raum seiner Schule , wo er nach Termin Patienten behandelte .
Oft half er auch Schülern , wenn sie krank waren oder sich verletzt hatten .

Er war der , nach meiner Sicht durchaus vertretbaren , Meinung , man könne TCM nicht einfach nebenher "mitlernen" sondern man müße dies schon sehr gezielt und mit grossem Zeitaufwand tun , u.a. auch weil viele Arzneien der TCM u.U. gefährlich sein können . Seine Sicht der TCM war vielleicht etwas moderner als bisweilen anzutreffen und er betonte auch stets die klaren Grenzen und die Risiken dieser Disziplin , aber ansonsten hatte er dagegen nichts einzuwenden sondern betrachtete TCM und Ving Tsun eben nur als unterschiedliche Disziplinen , die nicht unmittelbar zusammenhängen , that´s all !

Also : es gibt in der Tat keinen direkten Zusammenhang zwischen Ving Tsun und TCM und das ganz bewußt nicht , das heißt aber noch lange nicht , daß Ving Tsun-Betreibende dafür automatisch blind sind sondern nur , daß man im Ving Tsun diese beiden schwierigen Bereiche nicht vermischt ( wer studiert schon Jura und Medizin gleichzeitig ??? ) sondern dem Interessenten offen läßt , mit welchen Angeboten er sich neben seiner KK- Ausbildung noch beschäftigen möchte !

Dasselbe trifft übrigens auch auf die nicht minder schwierigen und komplexen Bereiche der "Philosophie" und der "Religion" zu , die manche traditionelle Stilisten im Ving Tsun ebenfalls vermissen .

4.) : " WSL-Familie "

WSL war nicht der dumpfe Klopper , als den ihn manche sehen oder bisweilen sogar gerne bewußt darstellen , um sich dann in seiner "Nachfolge" zu wähnen , wenn sie sich auch so respektlos und rüde verhalten , wie sie es ihm fälschlich unterstellen !!

Gerade innerhalb der WSL-Familie ( aber keineswegs nur dort ! ) sind über WSL unglaublich viele abstruse Geschichten im Umlauf , die wirklich jeder realen Grundlage entbehren und die wohl eher das Ego der Erzähler aufpolieren sollen als sonst was .

Fakt ist , WSL war eine vielschichtige Person mit erwiesenermassen erstklassigen Fähigkeiten als Kämpfer und Lehrer , aber eben auch ein vielseitig gebildeter Mensch , der andere mit Respekt behandelte soweit irgend möglich und der Freundschaften mit Meistern anderer Stile pflegte ( die nicht selten sogar ehemalige "Beimo" -Gegner waren ! ) .

Ich glaube , daß gerade innerhalb der "erweiterten" WSL -Familie ( d.h. Personen , die ihn nicht oder nur noch sehr oberflächlich kannten ) bisweilen ein Bild von ihm gepflegt wird , das ihm einfach nicht gerecht wird und das seinem Ansehen völlig unverdient großen Schaden zufügt . Leider sind darin manchmal sogar direkte Schüler involviert , die das scheinbar irgendwie brauchen ...Idioten gibt es halt überall !




Ich begrüße Deine Entschuldigung , nehme sie hiermit an und betrachte diese Sache als erledigt !


Grüße , Jürgen

tigercrane
22-04-2002, 12:41
hi an alle

@jürgen
danke für die antwort.

auch im klassischen kung fu gab es prüfungen. fragt, sich nur wie man diese definiert. zumindest bei uns gab es dies schon seit fast ewig. die alten prüfungen basierten vor allem auf dem freikampf.

viele grüsse

Jürgen
22-04-2002, 13:05
@ Tigercrane :

Gern geschehen !

Damit hast Du natürlich recht , irgendeine Form von Prüfung gab es immer , sei es nun durch den Lehrer im Training oder aber spätestens im tatsächlichen Kampf . Allerdings meinte ich das nur bezogen auf formelle Prüfungsprogramme , Rangstufen etc. , nach denen Du ja gefragt hattest und die nachweislich erst viel später dazu kamen . Einige Lehrer verzichten auch heute noch bewußt darauf , aber das muß natürlich jeder selber entscheiden ...

Ins Ving Tsun hat all dies übrigens niemand geringeres als Leung Ting selber eingeführt , wie dieser in seinem "Hauptwerk" zu Recht betont . Unter Yip Man hatte es diese Dinge definitiv noch nicht gegeben ( vorher auch nicht ) und mir persönlich ist das so irgendwie auch lieber .

Grüße , Jürgen

BonsaiBabyGirl
22-04-2002, 13:06
Hi an alle!!

Nachdem sich endlich wieder alle beruhigt haben und hoffentlich auch wieder vertragen haben, ist bei dem ganzen hin und her, meiner Meinung nach, eine wichtige Frage ganz unter gegangen....

Mich würde es schon noch interessieren, was sind denn nun so im Groben die Unterschiede im südshaolin und nordshaolin???

viele liebe Grüsse
BonsaiBabyGirl:)

tigercrane
22-04-2002, 13:11
hi BonsaiBabyGirl

mach doch einen neuen thread auf...sonst findet man gar nichts mehr.

viele grüsse

BonsaiBabyGirl
22-04-2002, 13:35
Hi tigercrane!

Gut, mach ich!

viele liebe Grüsse
BBG :)

Klaus
22-04-2002, 16:12
Zur Bemerkung von Wong Shun Leung:

Das Zitat hat IN KEINSTER WEISE versucht, "Tierstile" herabzusetzen oder "anzugreifen". Es geht lediglich in Bezug auf DEN EIGENEN STIL darauf an entsprechender Stelle (dumme Frage, vermute ich mal) ein, daß manche Leute eben gerne die "Theorie", daß <ganz berühmte Person> den Stil <wichtiger Stil> alleine und persönlich ohne jede Vorbildung in militärischen Ausbildungsformen durch intensives Studium der häufig stundenlang dauernden Kämpfe zwischen <kleines Tier> und <grosses Tier> geschaffen hat, für bare Münze halten und sich keine Gedanken über reale Zweikämpfe zwischen <großer Mensch> und <kleiner Mensch> machen. Ich denke sogar daß ihm diese Bemerkung alles andere als bedeutend und wichtig war, sondern einfach nur ein Gag in Bezug auf die 3478. Frage, ob Yong Chun nun das Ergebnis von Kampf zwischen Hase und Igel, oder Schlange und Igel, oder doch Marder, Iltis und Wiesel gegen Fuchs, Bär und Blindschleiche war. Tierstile hat man auch so genannt, weil die Bewegungen so aussehen wie die vom Tier, und dann kann man sich das halt gut merken. Daß ein Stil nicht "uneffektiv" wird, weil man ihn Affenboxen nennt, wird auch Wong Shun Leung gewusst haben, im Gegensatz zu heutigen vornehmlich westlichen Zeitgenossen. Darum glaube ich auch nicht daß man ihm das unterstellen sollte.

Daraufhin einen Toten derart zu beleidigen und zu verleumden, spricht dafür daß man an seinem Qigong arbeiten sollte.

Jürgen
22-04-2002, 19:30
@ Klaus :

Ich wußte , daß Du es verstehst und genau so war das Zitat auch gemeint gewesen !
Sogar die Situation , in der WSL sich damals so äusserte hast Du sehr gut erahnt :

Seminarteilnehmer: "Wieviele Bewegungen des Ving Tsun stammen vom Kranich, wieviele von der Schlange und nach welchem Tier ist Ving Tsun nun hauptsächlich ausgedacht worden ? " :)

Manch anderer hätte auf eine solche Frage wohl nicht mit einem Scherz geantwortet , egal ob man den nun als gelungen betrachtet oder nicht ...


Grüße , Jürgen

SQ
22-04-2002, 21:09
@ klaus:

zum einen ist es mir egal, ob ich über einen toten oder einen lebenden spreche. mein ziel ist und war nicht, jemanden zu beleidigen sondern meine meinung (die ja auch auf erfahrung beruht) zu äußern. ich habe auch nicht die tierstile angegriffen gefühlt oder sonst irgendwas.
mein bild von einem gebildeten chinesen ist nun einmal anders und ich darf zurecht behaupten, das ich mir dieses urteil erlauben darf, da ich ebenfalls schon mehrmals in china und hongkong war.

@ jürgen:

ich danke dir für deine ausführliche erklärung und muss zugeben, dass ich diese seite noch nie gehört habe und von dir auch sehr offen finde. ich ziehe meinen hut, vor allem, weil du (und du bist der erste den ich kenn) offen und ehrlich sagst, dass sich ving tsun von medizin und philosophie distanziert. ob das sinnvoll ist oder nicht, wollen wir gar nicht diskutieren, aber ich finde es ok. danke nochmals für deine erklärung und ich nehme daraufhin natürlich meine (offensichtlich) zu harten kommentare zurück.

Yue Ya Chan
23-04-2002, 08:36
@Klaus:.........(bla,bla,bla), einen Toten derart zu verleumden und zu beleidigen spricht dafür, daß man an seinem Qigong arbeiten sollte.

Arbeiten mit "Arbeiten an der Lebensenergie"???
Wat'n dat???
Klingt auf alle Fälle sehr routiniert!

Klaus
23-04-2002, 09:24
Original geschrieben von Shaolin Quan
zum einen ist es mir egal, ob ich über einen toten oder einen lebenden spreche.


Sollte es auch. Man respektiert eigentlich beide. Nur bei den Toten die man so kennt kommt noch das Gefühl von Trauer dazu, bei den Lebenden. Darum RESPEKTIERE ich auch Ahnenaltare mit einem Bild vom toten Lehrer von irgendeinem Lehrer in irgendeiner Schule in Bayern, auch wenn ich den Toten nicht kenne, und mich der Lehrer wie einen Lakaien behandelt, obwohl ich zahlender Seminargast bin. Für mich ist es dann kein Ahnenkult wenn der Aufsteller den Mann selbst kennt. Insofern war auch der entsprechende Spruch von Jürgen vielleicht nicht ganz angebracht.



Original geschrieben von Shaolin Quan
ich habe auch nicht die tierstile angegriffen gefühlt oder sonst irgendwas.


Na dann ist Dein "Zitat" unten ja eigentlich nicht mehr zu entschuldigen, oder siehst Du das als respektvolles Verhalten in Anlehnung an alte Shaolin-Traditionen ?



Original verbrochen von Shaolin Quan

Teil "A"

sorry jürgen, jetzt wird es direkt:

hat der tolle wong shun leung das zitat gesagt, als sich seine 2 hirnzellen gerade getroffen haben oder als sie gerade mal wieder aneinander vorbeigeflutscht sind?

...diese zitate zeigen von der intellektuellen unreife dieses mannes.... ...aber wer die wong shun leung trainingsmethoden kennt, der weiss auch, woher das kommt...


Teil "B"

mein ziel ist und war nicht, jemanden zu beleidigen sondern meine meinung (die ja auch auf erfahrung beruht) zu äußern.




Kannst Du vielleicht erläutern, wie man "B" im Zusammenhang mit "A" verstehen soll ? Bei uns ist das eine sogenannte "schwere Beleidigung", der Versuch jemanden zu kränken indem man seine schwachen Punkte mehr als nötig angreift, oder wissentlich unwahre Aussagen in Bezug auf jemanden selbst oder ihm nahestehende Leute macht.




ich darf zurecht behaupten, das ich mir dieses urteil erlauben darf, da ich ebenfalls schon mehrmals in china und hongkong war.


Nein, das darfst Du nicht. Du darfst auch nicht sagen "Schröder ist ein hoffnungsloser Alkoholiker, ****t alles was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, und hat von Wirtschaft nur Ahnung in Form von 'Bring mir ma ne Flasche Korn, meine Leber tut schon wieder weh'". Und das obwohl Du schon eine ganz lange Zeit in Deutschland lebst. Oder hast Du jede Menge mit WSL zu tun gehabt, und bist von ihm persönlich auf das Heftigste attakiert und beledigt worden ? Selbst wenn Du ihn persönlich ein bischen gekannt haben solltest, wenn er Dir nicht persönlich irgendwas getan hat, dann gibt es Dinge die man sagt und Dinge die man für sich behält. Der Satz oben gehört eindeutig dazu.

Fachlich magst Du wissen wovon Du sprichst bei Deinem Shaolin-Training, aber menschlich musst Du noch eine Menge lernen bevor Du ein Lehrer bist. Vielleicht beschäftigst Du Dich mal ein bischen mit dem Lebensinhalt der Shaolin-Mönche, dem Buddhismus.



@Yue Ya Chan:

Sortier es irgendwo unter Zynismus, Satire und Wut ein. Obwohl gewisse Formen von Qigong tatsächlich ruhiger machen. Ich weiß aber auch daß es welche gibt die ganz schön aggressiv machen, daher hatte mein Rat tatsächlich ein bischen was wahres. Man kann nicht eine Beleidigung auffahren und dann so tun, als wäre es a) ganz normal, und b) eigentlich doch gar nicht so gemeint gewesen (ein Hurenbock ist ja auch nur ein männliches Tier der Gattung Hure).

PAI LEE
23-04-2002, 12:06
Hola Chavales


Wenn sich zwei streiten, kommt auch noch ein dritter und alle freuen sich!:bang: :bang: :bang: :klatsch: :klatsch: :klatsch:


@BonsaiBabyGirl

Vielleicht kommt es ja noch zur klopperei zwischen @Shaolin Quan und @Jürgen, dann kannst du wenigstens den Unterschied sehen!
Da hier wohl zu deiner Frage Niemand eine Antwort hat!!:teufling: :teufling: :teufling:

Hasta Luego

Pai Lee

Schlappen
23-04-2002, 12:15
Salve, @ Pai Lee, cooles, fieses Ding, hätte von mir sein können, ich merke schon, in dir steckt noch Potential, aber Jürgen wird Shaolin Quan nicht verprügeln, dafür ist er zu sehr Gemütsmensch, wozu auch? Nützt ja nix. Ansonsten nehm ich die wetten an, der Sieger kriegt auch 10%, der Verlierer geht leider leer aus weil, ich muss ja auch leben.
so long

Jürgen
23-04-2002, 14:23
Muß ich wohl doch noch was zu sagen :

Worum es mir ging und was ich davon gehalten habe , daß Christian einen persönlichen Freund von mir , aus meiner Sicht unbegründet und unfundiert , beleidigt hat , das habe ich ja nun wirklich in epischer Breite ausgeführt und jeder , dem das nicht ohnehin schon zum Hals raus kommt , der kann es sich ja immer wieder durchlesen ...

Das "Angebot" an Christian war von mir absolut ernst gemeint gewesen ( ich mache mit sowas keine Scherze ! ) , aber da ich in der Tat ein "Gemütsmensch" bin , begrüße ich daß Christian sich von gewissen Statements wieder deutlich distanziert hat - und nur darum ging es mir !

Damit ist die Sache zwischen ihm und mir friedlich beigelegt und ich bitte Euch , das auch zu respektieren und wieder zum Forenalltag überzugehen !

Grüße , Jürgen

Yue Ya Chan
23-04-2002, 19:19
@Klaus:

so in etwa kam das bei mir auch rüber, mit Wut kann ich persönlich zwar ein bißchen wenig anfangen, trotzdem danke für deine Antwort

SQ
23-04-2002, 20:55
@ jürgen und @ klaus:

mal eine sachliche frage zwischendurch: woran ist denn wong shun leung gestorben?

@ jürgen:

danke, das du meine entschuldigung annimmst. ich denke, auf einen kampf können wir verzichten, würde mich aber gerne auch bei einem gemeinsamen training von meinen vorurteilen gegen wsl-vingtsunler von dir "befreien" lassen. vielleicht haben wir ja mal die möglichkeit dazu.

@ klaus:

tot oder lebendig - egal... ...das haben wir geklärt. alles weitere ist ansichtssache, ich habe meine meinung und die behalte ich. wenn ich etwas falsch mache, bin ich mir auch nicht zu schade, mich zu entschuldigen. dies habe ich bei jürgen gemacht, ich wollte zumindest nicht ihn persönlich angreifen. auch wenn ich für derartige statements seines meisters nichts übrig habe.

dein einmischen begrüße ich dahingehend, da es doch streitmindernd sein sollte und bedanke mich dafür.

fangen wir dann mal an. "bei toten kommt das gefühl von trauer hinzu"... ...warum? du sagst mir, ich soll mich mit dem buddhismus beschäftigen und erzählst mir von trauer? ist der tod eines menschen nicht die möglichkeit aus dem ständigen zyklus des wiedergeboren werdens auszubrechen und so die erleuchtung, das höchste ziel des buddhismus zu erlangen? wird bei einem tod nicht sogar bis zu 3 tage gefeiert und gedankt für die schöne zeit mit dem menschen? so habe ich den buddhismus gelernt..... ....und du???

du kannst natürlich meine beiträge so zusammengekürzt wiedergeben, das sich meine aussagen wiedersprechen. das steht dir frei...

...aber dennoch möchte ich dir kurz erklären um was es ging.
ich habe des öfteren mit wsl-vingtsun leuten trainiert, die teilweise noch selbst bei ihm gelernt haben und die a)nicht seriös, b)unterbemittelt, c)physisch und psychisch angegriffen und d)teilw. unzivilsiert waren. dies sind meine erfahrungen mit dem wsl-stil und die erzählungen um und über diesen mann von diesen leuten haben mich zu meinem urteil bewegt. dies muss man mir zugestehen.

nach langem hin und her sehe ich aber jürgen nun (nach unserer diskussion) als verständnisvollen und kompeteten diskussionspartner und dies hat mich zu einer entschuldigung bewegt und deswegen distanziere ich mich auch von meinen aussagen. und meine aussagen über die trainingsmethoden werde ich halten, bis mich jürgen in dem angebotenen treffen eines besseren belehrt. und das kann er, denk ich,...

für weitere fragen und kritik bin ich jederzeit offen.

mit freundlichen grüßen

Jürgen
23-04-2002, 21:58
@ Christian :

WSL starb 1997 völlig überraschend an einem Blutgerinsel im Gehirn , das , wie die Autopsie später ergab , vermutlich von Geburt an dagewesen war und das sich einfach gelöst hatte .
Aus dem Koma , in das er zunächst fiel , erwachte er nicht mehr .

Ich weiß , daß gerade über die Todesursache WSL´s übelster Unsinn kursiert , da ich aber mit Mitgliedern der Familie befreundet bin , weiß ich , daß WSL erst ca. 10Tage vor diesem Vorfall einen routinemässigen Gesundheitscheck beim Arzt mit dem Ergebnis absolviert hatte , daß er so fit wäre wie ein mindestens 20 Jahre jüngerer Mann ( das schriftliche Ergebnis dieses Tests ist noch immer in den Händen der Familie ) .

Auch die Vermutung , das Gerinsel wär ein Ergebnis von Schlägen , die er in seinen früheren Kämpfen abbekommen habe , konnten die Mediziner klar widerlegen , da keine Narbenbildung im Gehirn vorlag .

Nur soviel dazu ...


@ Alle :

Ich möchte noch sagen , daß es mir in all diesen Diskussionen der letzten Tage nie darum ging , irgendwen von irgendwas zu überzeugen , denn mir persönlich ist wirklich sowas von egal , was der einzelne über Ving Tsun , WSL oder mich denkt , sondern ich war lediglich nicht gewillt , diese ganzen Vorurteile über Ving Tsun und natürlich auch die Beleidigung meines Sifu einfach stehen zu lassen -das war alles .

Daß gerade das Ving Tsun aber auch WSL aufgrund ihrer Geschichte in vielen klassischen chin.KK nicht übermässig beliebt sind , war mir natürlich klar , daß dies aber auch hier in dem Forum ne Rolle spielen würde , hätte ich so nicht gedacht ...Allerdings hätte ich es mir wohl fast denken müssen ...

Na ja , jeder wie er mag ...

Da das alles aber nun doch geklärt ist und da ich nach all den Vorkommnissen hier ansonsten wenig Lust verspüre , weiterhin den "Anheizer" zu spielen oder "verbale Spielchen" zu veranstalten ( wenn kämpfen dann richtig und zwar in der realen Welt und mit allen Konsequenzen , ansonsten erwarte ich Höflichkeit und Sachlichkeit von einer Foren- Diskussion , die Sinn machen soll und keine gezielten Provokationen ) , verabschiede ich mich nun ...und zwar diesmal wirklich und schlußendlich !

Viel Spaß noch beim Diskutieren und alles Gute !

Grüße , Jürgen


P.S.: Wenn ich von nun an nicht mehr antworte , dann mißversteht das nicht und nehmt es auch nicht persönlich , sondern es liegt ganz einfach nur daran , daß ich nicht mehr reinschaue . Ich treibe mich wirklich schon viel zu lang in den verschiedensten Foren rum , so langsam aber sicher bin ich dieser Sache doch ziemlich überdrüssig und ich wäre ohnehin schon längst weg gewesen , wenn dieser kleine Disput hier nicht gewesen wäre .

Die wenigen "Forenveteranen" aus meiner Anfangszeit , die noch aktiv sind , werden mich ganz sicher verstehen und wollen wir erstmal sehen , wie lang Ihr "Neuen" durchhaltet ;) ...