Vollständige Version anzeigen : aikidô - Politisches Umfeld
carstenm
01-12-2020, 07:21
Ein Aspekt des weltanschaulichen Hintergrundes, der "friedlichen Kampfkunst" ...
46227
"Class A war criminals on the bus. Left, wearing glasses, is the wartime Prime Minister Hideki Tojo. A great supporter of Morihei Ueshiba, he recruited Kenji Tomiki from the Kobukan to teach the Kempeitai (the Japanese version of the Gestapo) in Japanese occupied Manchuria. Front left, with mustache, is the famous right-wing theorist, and student of Morihei Ueshiba, Sadao Araki, who appears in 'Mr. Kimura’s Aikido Memories'" Chris Li
... ich halte es für wichtig, sich dessen bewußt zu sein, und auch diese Aspekte der Herkunft zu reflektieren.
FireFlea
01-12-2020, 07:36
Duelling with O'Sensei von Amdur weist ebenfalls auf entsprechende Verbindungen hin.
carstenm
01-12-2020, 08:24
Ja.
Es gibt viele leicht zugängliche Quellen dazu.
Und trotzdem ist das den allermeisten Übenden nicht bewusst.
Das Umfeld in dem Ueshiba sich bewegt hat, waren ultranataionalistische Kreise, Miltiärs, hochrangige Budoka aus dem Umfeld der Black-Dragon oder Black-Ocean Society.
Ein übriges tat seine Zughörigkeit zur Omoto-Religion.
Welche Rolle Takeda da gespielt hat ist irgendwie unklar, aber unpolitisch war der auch nicht.
Eine Möglichkeit der Deutung des Namens Daito-ryu geht ja in die Richtung, dass damit eine Nähe zur Idee eines Großostasiatischen Reiches unter Japans Führung angedeutet werden sollte (daitōa kyōeiken - Großostasiatische Wohlstandssphäre).
Nach dem Krieg wurde Ueshiba (Lauf Shioda) angeblich als Class-G War Criminal eingestuft, was aber vom 2. Doshu anscheinend bestritten wurde.
Jedenfalls hat er sich nach dem Krieg nach Iwama zurückgezogen (um möglichst nicht aufzufallen), und erst ab etwa 1950 nach Tokyo zurückgekehrt.
Ja.
Es gibt viele leicht zugängliche Quellen dazu.
Und trotzdem ist das den allermeisten Übenden nicht bewusst.
Ich denke, da gibt es zwei Kategorien von Übenden.
Erstens die, die Aikidô grundsätzlich nur aus dem Gesundheitsaspekt heraus üben. Die könnten natürlich auch jede andere Körperertüchtigung wählen, finden aber wohl durchaus Gefallen an dem "asiatischen" Touch verbunden mit etwas Samurai-Mythos. Ernsthafte Auseinandersetzung mit Geschichte, Sprache, Kultur liegt ihnen völlig fern. Aber das trifft ebenso auf die grosse Anzahl Budô-Praktizierender anderer Sparten zu und ist sicher nicht Aikidô-spezifisch.
Und dann wirds noch die geben, denen diese Teile der Geschichte durchaus bewusst sind, aber einfach nicht mit Ambivalenz umgehen können. Gerade heutzutage ist das ja leider sehr ausgeprägt. Person/Gruppe/Partei/Firma X ist grundsätzlich "gut" bzw. "böse". Das tatsächlich alles und immer zwei Seiten hat (wie stark oder schwach die auch ausgeprägt seien) wollen viele Menschen einfach nicht mehr wahrhaben.
Da ist es kein Wunder, dass für viele Übende ausgerechnet das friedliebende und friedenstiftende Aikidô kaum mit diesen historischen Tatsachen vereinbar ist.
Da ist es kein Wunder, dass für viele Übende ausgerechnet das friedliebende und friedenstiftende Aikidô kaum mit diesen historischen Tatsachen vereinbar ist.
Üblicherweise wird Ueshiba, wenn dieser Konflikt auftaucht dann in zwei Personen aufgeteilt, den bösen, brutalen Vorkriegs-Ueshiba, und den geläuterten, erleuchteten, lieben Nachkriegs-Ueshiba.
Das sein Erleuchtungserlebnis lange vor dem Krieg war, wird dann aber irgendwie ganz weit in den Hinterkopf verschoben.
Huangshan
01-12-2020, 13:30
Es gab einige Koryu und sog. Budo Vertreter die ein nationalistisches,faschistisches etc. Gedankengut hatten.(Dai Nippon)
Nach dem verlorenen Krieg waren plötzlich einige geläutert,reingewaschen . ;)
Zum Thema, siehe auch die Rolle vom Dai Nippon Butoku Kai 大日本武徳会 .
Aiki-Bujutsu , Aiki-Budō,Aikido scheint aber bei den Militärs siehe z.B. Nakano Militärgeheimdienst Schule (陸軍中野学校, Rikugun Nakano Gakkō) nicht so angekommen zu sein denn es wurde am Ende Shuri-te/ Shotokan ryu Karate (Yoshitaka)erwählt neben Judo,Kendo,Jukendo das z,B. im Militär und zur Wehrertüchtigung der Massen eingesetzt wurde.
Zu Nakano Schule siehe auch Fujita Seiko der sog. letzte Ninja . ;)
http://ryukyu-bugei.com/?p=310
PS: In China(republikanische Ära) gab es ähnliche Bestrebungen siehe : Central Guoshu Institute Nanjing , Whampoa-Militärakademie ,Chin Woo/Jing Wu Athletic Association etc !
Aiki-Bujutsu , Aiki-Budō,Aikido scheint aber bei den Militärs siehe z.B. Nakano Militärgeheimdienst Schule (陸軍中野学校, Rikugun Nakano Gakkō) nicht so angekommen zu sein denn es wurde am Ende Shuri-te/ Shotokan ryu Karate (Yoshitaka)erwählt neben Judo,Kendo,Jukendo das z,B. im Militär und zur Wehrertüchtigung der Massen eingesetzt wurde.
Das stimmt für die Nakano-spy School, aber aus welchen Gründen weiß man nicht. Angeblich war Aiki-Budo zu komplex, das kann aber nicht sein weil Ueshiba ziemlich simple aber brutal-effektive Sachen unterrichtet hat. Ein ehemaliger Leiter der Schuler hat sich mal entsprechend geäußert, als er nach dem Krieg bei einer Demonstration Ueshibas zusah. Er meinte, das war ganz und gar nicht das, was Ueshiba früher unterrichtet hat.
Pansapiens
02-12-2020, 02:47
Üblicherweise wird Ueshiba, wenn dieser Konflikt auftaucht dann in zwei Personen aufgeteilt, den bösen, brutalen Vorkriegs-Ueshiba, und den geläuterten, erleuchteten, lieben Nachkriegs-Ueshiba.
Das sein Erleuchtungserlebnis lange vor dem Krieg war, wird dann aber irgendwie ganz weit in den Hinterkopf verschoben.
Was genau war denn an Ueshiba M. persönlich so böse und brutal?
Was genau war denn an Ueshiba M. persönlich so böse und brutal?
Naja, er hat unterrichtet wie man Menschen tötet. Das ist für viele, die an seine Friedensbotschaft glauben genau das Gegenteil, von dem wie sie ihn sehen möchten.
Pansapiens
02-12-2020, 21:34
Naja, er hat unterrichtet wie man Menschen tötet.
Theoretisch. Praktisch ja eher nicht.
Du meinst also, ein Militärausbilder sollte im Training real Menschen umbringen?
So wie es angeblich die Shotokaner gemacht haben?
Pansapiens
02-12-2020, 22:26
Du meinst also, ein Militärausbilder sollte im Training real Menschen umbringen?
So wie es angeblich die Shotokaner gemacht haben?
Ich meine, es gab hier schon eine längere Diskussion darüber, warum Ueshiba M. nicht in Nakano als Ausbilder unterrichtete.
Nach meiner Erinnerung meinte Carstenm, er hätte es nicht hingekriegt und Du, er hätte es aus moralischen Gründen abgelehnt, gefesselte Gefangene abzumurksen.
Also entweder waren die Sachen, die er unterrichtete, nicht so brutal-effektiv oder er war nicht so böse und brutal.
ES gibt halt beide Darstellungen.
Jedenfalls passt es einfach nicht ins Bild eines Friedensgurus, wenn er ein Unterstützer der Kriegsmaschinerie war, egal ob er nun aktiv war oder nicht. Die Tatsache in mindestens 10 verschiedenen Militäreinrichtungen als Ausbilder tätig gewesen zu sein, reicht da völlig.
Pansapiens
03-12-2020, 05:46
ES gibt halt beide Darstellungen.
Jedenfalls passt es einfach nicht ins Bild eines Friedensgurus, wenn er ein Unterstützer der Kriegsmaschinerie war, egal ob er nun aktiv war oder nicht. Die Tatsache in mindestens 10 verschiedenen Militäreinrichtungen als Ausbilder tätig gewesen zu sein, reicht da völlig.
Das war ja vor dem Kriegsende.
Hat er sich auch wesentlich nach Kriegsende entsprechend engagiert oder geäußert?
Auch wenn Du das Erleuchtungserlebnis hier als mögliche Zäsur anführtest, könnte IMO die Erfahrung dass das vermeintlich so überlegene japanische Großreich eine schmähliche Niederlage erlitten hat und es Waffen gibt, mit denen man in Sekunden zehntausende Menschen töten kann, IMO eher zu einem Umdenken bezüglich Nationalismus und Militarismus geführt haben.
Ja, sicher. Das hat es wohl. Das war auch nicht nur individuell, sondern zog sich in Japan durch die gesamte Gesellschaft.
Barbecue
11-12-2020, 11:04
Ok, das Thema ist mir neu. Danke!
Dass Aikido nicht vom Militär für Massenausbildung genommen wurde ist ja Folgerichtig, da Karate ja genau auf dieses Ziel hin ausgerichtet wurde.
TKD ist auch mit einem General/Militär verbunden, das Friedensthema wird allerdings nicht so hoch gehalten, obwohl es einige ZEN-Bücher in Bezug auf TKD gibt.
Huangshan
11-12-2020, 11:28
TKD ist auch mit einem General/Militär verbunden, das Friedensthema wird allerdings nicht so hoch gehalten, obwohl es einige ZEN-Bücher in Bezug auf TKD gibt.
Einige Budo Arten wurden instrumentalisiert,militarisiert.....
Es ist nicht verwunderlich , da einige der TKD Gründer Karate in Japan gelernt haben und das militarisierte Ausbildungskonzept für das moderne TKD übernommen haben !
PS: Ähnliches geschah z.B. auch in China.
Es ist nicht verwunderlich , da einige der TKD Gründer Karate in Japan gelernt haben und das militarisierte Ausbildungskonzept für das moderne TKD übernommen haben !
Nicht nur das. Der General macht in seinem Buch keinen Hehl draus dass TKD in erster Linie der Ausbildung von Soldaten dient.
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