Vollständige Version anzeigen : Geschichte der organisierten Kriminalität in Westeuropa
Moin.
Ich habe angefangen Pflicht und Schande auf Netflix zu gucken(britische Crimeserie mit Yakuzainhalten) und da ist mir mal aufgefallen, dass in vielen Ländern mafiaähnliche Strukturen entstanden sind, mir für Westeuropa aber bis auf Italien keine dort entstandenen einfallen. Es gibt hier heute zwar Mafia, Clans und kriminelle MCs aber die sind alle importiert.
Kann jemand mehr Infos zur Geschichte der OK in Westeuropa sagen? Habe bei einer kurzen Googlesuche eigentlich nur was zu Geschichte der "importierten" OK gefunden.
Auf den Seiten des BKA gibt es die Bundeslagebilder Organisierte Kriminalität. Und als Norddeutscher ist vielleicht auch Dagobert Lindlau: Der Lohnkiller interessant - gibt es nur noch antiquarisch.
Naja, die Zuhälterbanden auf dem Hamburger Kiez in den 60er, 70er, 80ern waren schon noch recht "biodeutsch", und die früheren Rocker haben vielleicht die Organisationsformen von jenseits des großen Teichs übernommen, aber das Personal ist früher ebenfalls recht ethnisch deutsch gewesen.
Es lohnt sich in dem Zusammenhang auch mal das Berlin der 20er Jahre anzusehen, Berlin galt damals als Hauptstadt des Verbrechens mit sehr ausgeprägter Bandenkriminalität, bedingt durch Armut weiter Teile der Bevölkerung.
Die BRD ist halt ne ziemliche Wohlstandsgesellschaft mit einer im allgemeinen gut funktionierenden Polizei, da haben es Mafiaähnliche Strukturen eben schwieriger als in manch anderen Ländern.
Willi von der Heide
18-12-2020, 14:09
rt.
Kann jemand mehr Infos zur Geschichte der OK in Westeuropa sagen? Habe bei einer kurzen Googlesuche eigentlich nur was zu Geschichte der "importierten" OK gefunden.
:ups:
Da kann ich Romane zu schreiben ... setzte mich am WE mal dran. Auf die Schnelle, die Geschichte der OK ist absolut fließend. Selbst " la maffia " ( die original sizilianische schrieb sich mit zwei f ) hat sich immer wieder verändert. Es gab Zeiten - unter den italienischen Faschisten, da waren die Strukturen der Mafia fast zerschlagen. Solche Strukturen entstehen, zerfallen und entstehen wieder neu. Schau dir mal Polen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus an, kurzfristig hatte die polnische OK den Höhepunkt ihres Bestehens, dann erfolgte der Niedergang.
Wirst du aber überall in Europa finden. Ausgangspunkt waren und sind häufig Häfen.
Mal was auf die Schnelle.
"biodeutsch", und die früheren Rocker haben vielleicht die Organisationsformen von jenseits des großen Teichs übernommen, aber das Personal ist früher ebenfalls recht ethnisch deutsch gewesen.
Mir geht es jetzt nicht um die Ethnie der Mitglieder, sondern darum, dass die Strukturen hier entstanden sind. Deshalb habe ich zum Beispiel auch die Rocker ausgeschlossen.
Wenn man an internationale OK denkt, dann fallen einem zu bestimmten Ländern bzw Regionen sofort bestimmte Namen ein. Mittel und Südamerika die Kartelle, Italien, USA und Ostblock die Mafias, China Triaden, Japan die Yakuza, USA noch die Hells Angels und Co. Für Deutschland und weite Teile Westeuropa fällt mir aber nichts ein, was jetzt spezifisch da entstanden wäre.
Willi von der Heide
18-12-2020, 14:37
Gehst du in der Geschichte zurück, stolpert man über den Piraten Klaus Störtebeber ... oder die Gladow-Bande in Berlin. Gerade nach Kriegsende, war Berlin doch ein Tummelplatz für allerlei halbseidene Gestalten. Die Stadt lag in Trümmern, Schwarzmarktgeschäft blühten, rechtsstaatliche Strukturen hatten sich noch nicht wieder gebildet und der überwiegende Teil der Bevölkerung war mit Überleben beschäftigt ... und so entstand u.a. die Gladow-Bande.
Oder in den 50ern die Kimmel-Bande ... der Al Capone der Pfalz.
OK ist fließend und hat nicht wirklich einen Anfang und ein Ende. Man kann nicht sagen - am besten noch mit Gründungsurkunde - wann es wirklich losging, was Vorläufer waren und wann das ganze endet. Postkutschenüberfälle gibt es nicht mehr weil es keine Postkutschen mehr gibt. Dafür gibt es heute das " deep web " und das " dark net ".
Hier ... ein Beitrag zum Thema Banküberfälle. Bankräuber ist ein vom aussterben bedrohter Beruf ;):
https://www.swr.de/odysso/bankueberfaelle-verbrechen-lohnt-sich-nicht/-/id=1046894/did=14785638/nid=1046894/1ntrc92/index.html
Ein typische deutsches Phänomen waren in den 20ern die Ringvereine.
Weiterhin hat der Schmuggel über das Mittelmeer schon immer geblüht, dementsprechend gibt es seit Jahrhunderten Mafia-ähnliche Strukturen in Südfrankreich, kann man denke ich als typisch französisch verbuchen.
Barbecue
18-12-2020, 15:55
Kommt halt auch auf die Betrachtung des OK an.
Es gibt Satiriker, die VW mit ihrem Dieselskandal als eine Gruppe der OK bezeichnen.
Wie weiter oben schon angeführt, in totalitären Staaten wird die OK insoweit ausgerottet, dass sie nicht mehr eigenständig existiert. Aber nur aus dem Grunde, weil die Geschäfte von den totalitären Staaten selbst übernommen werden und diese keine Konkurrenz dulden.
Da du auf Deutschland abfährst: Es wird zwar zwischen OK (Gewinn orientiert) und Terrorismus (politisch) unterschieden, der Kunstraub der Nazis war aber OK. Alle Nazigrößen hatten Europaweit Kunstwerte unter dem Nagel gerissen und gebunkert. Weiterhin die Drogenausgabe an die Bevölkerung und Wehrmacht (Amphetamin) nur desswegen kein OK, weil es durch den Staat erfolgte.
Auch ist OK immer illegal. Was illegal ist, bestimmt aber der Staat. Z. B. in einer Wohnungsnot mit Häusern zu spekulieren, ist in kommunistischen Staaten illegal und OK. Was nicht heißt, in China machen es Teile der kommunistischen Partei dann selbst.
Der Unterschied zwischen OK und Terrorismus ist auch nicht immer klar, siehe Südamerika, wo sich politische Rebellen gerne des Drogenhandels oder Entführung bedienen, um ihre Revolution zu finanzieren
Bei deiner obigen Auflistung sehe ich immer ein starkes soziales Gefälle und eine große finanzielle Möglichkeit als Entstehungspunkt: Cartelle Südamerika: Das sind arme Staaten, die an der Grenze zu den USA leben, wo Drogen zwar illegal, aber stark nachgefordert werden. Da organisiert man sich halt, um die Nachfrage zu bedienen.
Al Capone: Ohne die Prohibition und die immensen Summen die man mit Alkohol verdienen konnte, nicht erklärbar.
Was mir auch auffällt: Oft Exmilitärs mit am Zuge, die Gründer der Hells Angels waren Militärs, eine der härtsten Drogenkartelle sind aus Gruppen entstanden, die eigentlich auf die Dropgenkartells angesetzt waren. Kartelle in Südamerika bekommen oft die Unterstützung von Behörden auf kommunaler, regionaler und Bundesebene, was sie meiner Meinung nach eher zu einem illegalen Teil des Staates macht, also Staatsterrorismus.
Ein typische deutsches Phänomen waren in den 20ern die Ringvereine.
Weiterhin hat der Schmuggel über das Mittelmeer schon immer geblüht, dementsprechend gibt es seit Jahrhunderten Mafia-ähnliche Strukturen in Südfrankreich, kann man denke ich als typisch französisch verbuchen.
Das ist die Richtung auf die ich hinaus wollte, wobei die Infos über kleinere Banden auch interessant sind.
Das englische Bandenwesen ist ja sehr berühmt, über eine dieser Banden, die Birmingham "Peaky Blinders", gibt es ja in Netflix eine Serie.
Ich erinnere da gerne an einen Artikel-Namen in der Konkret: "Clan-Kriminalität. Die Hohenzollern" :D
Oder wie sieht es mit Steuerkriminalität aus? Da hatten wir doch auch ein paar organisierte Gruppen hier in Deutschland in den letzten Jahren...
Wie steht es mit der RAF? Und andere organisierte politische Kriminalität?
Ich glaube intuitiv ist schon erstmal klar, was so der vermeintliche Unterschied ist zu den bekannten wie Yakuza, Mafia etc. Aber wenn ich anfange nachzudenken, kommen da viele Fragen auf. Waren die alle immer nur kriminell, oder teils teils. Wie wird das (organisiert) kriminell-sein überhaupt definiert? Wie homogen sind die wirklich? Etc.+
Guter Thread fürs Wochenende :p
Barbecue
18-12-2020, 17:24
Nach der deutschen Definition von OK ist Bandenwesen nicht Teil davon.
Bei Bandenwesen würde mir das weit verbreitete "Wildern" in Bayern einfallen. Da alle im Dorf wussten, wer wildert und man diese gedeckt hat, war es wohl teilweise organisiert.
Aktell: Wilderer erschießt 4 Menschen und verschanzt sich (https://www.youtube.com/watch?v=jQJFYdH-QpM)
https://www.youtube.com/watch?v=ZoMdZqlUeuo
Dazu fällt mir zunächst Terry Pratchett ein: "Stell Dir die geheimste Geheimorganisation vor, die Du Dir vorstellen kannst!" "Noch nie von euch gehört." Siehst Du, so gut sind wir!" Dann wollen wir auch nicht vergessen, welche Rolle das heutige Deutschland in der Etablierung des internationalen Bankierwesens gespielt hat :-§ Störtebecker und Co. könnte man auch als "organisierte Kriminalität" sehen. Allerdings scheinen im Gebiet des heutigen Deutschland entsprechende Tendenzen meist relativ kurzlebig gewesen zu sein, wenn sie eine gewisse Publikumswirksamkeit erlangt haben, egal ob "Bauernkriege" (= organisierter Widerstand gegen die Staatsgewalt", wie immer man das sonst sehen möchte... die DDR-Ringbücher zum Beispiel bezeichnen im Vorwort z.B. bäuerliche Ringtraditionen regelhaft als "Training für den Aufstand gegen die Herrenklasse") oder "Raubritter", die ihr altes Zollrecht nicht aufgeben wollten, nur weil die Reichsstädte uneingeschränkten Warentransfer wollten.
Vielleicht spielt da auch der prägende Name eine Rolle - nicht zuletzt heisst ein deutscher Klassiker schlicht "Die Räuber" :p
Beste Grüsse
Period.
Willi von der Heide
18-12-2020, 17:43
https://www.youtube.com/watch?v=iH1JFcZfNjs
https://www.youtube.com/watch?v=Mr9wHWACNP4
https://www.youtube.com/watch?v=tx0nLCUGILg
Willi von der Heide
18-12-2020, 17:44
https://www.youtube.com/watch?v=lTat-eTDNbs
https://www.youtube.com/watch?v=rvEvkG_1JyQ
Gerade letzteres konnte ich mir als Ostwestfale nicht verkneifen :D Köln und seine Bauten ! Wäre die preußische Besatzungsmacht nicht gewesen, der Dom wäre nie fertig geworden ... Wobei, daß darf er ja gar nicht ... sonst geht die Welt unter. Und das wollen wir ja auch nicht. Denken wir also an das Müngersdorfer-Stadion, geplant zur WM 74 ... paßend nach der WM wurde es dann fertig. Oder die Müllverbennungsnalage von Herrn Trienekens ... oder eben der Jupp und sein kölscher Klüngel :troete: und was war nochmal mit dem Stadtarchiv ?
Willi von der Heide
18-12-2020, 17:51
Das tapfere Schneiderlein darf natürlich nicht fehlen:
https://www.youtube.com/watch?v=igtXPgmDqt4
https://www.youtube.com/watch?v=OuY6zNmqnTQ
Barbecue
18-12-2020, 18:04
Das tapfere Schneiderlein darf natürlich nicht fehlen:
Hehe den gabs auch mit Toupet. Sein Einkaufszentrum steht immer noch in Frankfurt auf der Zeil.
Hier noch mal ein altes Wildererlied, Jäger waren damals Teil der Staatsmacht abgesehen vom Dorfpolizisten...
https://www.youtube.com/watch?v=bG1d6TY87sc
Barbecue
18-12-2020, 18:06
Was ist eigentlich mit den Räubern im Spessart? Gabs doch in den 50ern viele Filme ?!?
Störtebecker und Co. könnte man auch als "organisierte Kriminalität" sehen. Allerdings scheinen im Gebiet des heutigen Deutschland entsprechende Tendenzen meist relativ kurzlebig gewesen zu sein, .
Störtebeker (wenn es ihn gab) war ein Kapitän der Vitalienbrüder, das war eine Art Bruderschaft die zetweise 2000 Mann stark war, und deren Ziel es war die Hanse zu schwächen.
Ob man die jetzt als Kriminell ansehen muss. ist die Frage.
Für die Hanse waren die Verbrecher, aber sie hatten Kaperbriefe u.a. vom Schwedenkönig, und von daher legal.
Störtebeker (wenn es ihn gab) war ein Kapitän der Vitalienbrüder, das war eine Art Bruderschaft die zetweise 2000 Mann stark war, und deren Ziel es war die Hanse zu schwächen.
Ob man die jetzt als Kriminell ansehen muss. ist die Frage.
Für die Hanse waren die Verbrecher, aber sie hatten Kaperbriefe u.a. vom Schwedenkönig, und von daher legal.
Ich weiss, wer Störtebecker war ;) Generell ist das mit der Legalität aber immer so eine Sache - nicht wenige organisierte kriminelle Organisationen wurden im Laufe der Zeit von ausländischen Interessensgruppen unterstützt bzw. instrumentalisiert. Wenn das heute der Fall sein sollte, würde man vermutlich trotzdem beim etablierten Begriff bleiben, weil die Unterstützung durch einen Staat etwas eben nicht zwingend gleich legal macht (one man's freedom fighter is another man's terrorist). Aber ich gebe zu, dass die entsprechenden Grenzen im spätmittelalterlichen Gesellschaftsgefüge durchaus nochaus komplexer sind und man definieren müsste, von wem der Legalitätsbegriff ausgehen soll, wenn eine bestimmte Handlung nicht im Rahmen erklärter Kampfhandlungen von den regulären Truppen einer Partei ausgeführt wird.
Beste Grüsse
Period.
Willi von der Heide
18-12-2020, 22:11
Wilderer
Haben in der deutschen Geschichte und insbesondere im Alpenraum immer eine besondere Bedeutung gehabt. In der Jägersprache unterscheidet man zwischen Hochwild ( z.Bsp. dem Rothirsch ) und dem Niederwild ( Hase als Bsp. ). Wenn jetzt jemand aus einem niederen Stand - kein Adeliger - mit einem Gamsbart am Hut zum sonntäglichen Kirchgang kam, staunten alle nicht schlecht. Der war Wilderer und traute sich was, der forderte die Obrigkeit heraus. Im Alpenraum ist eine Feder am Hut, die schräg nach vorne zeigt, ein Zeichen der Provokation. Darum tragen die italienischen Gebirgsjäger am Hut ihrer Paradeuniform, eine nach vorn gerichtete Feder. Übrigens haben die ein eigenes Messerkampfsystem. Und noch heute ist Wilderei ein größeres Problem als viele glauben. Und sei es nur, daß man beim spazieren gehen aus dem Wald ein abgeworfenes Geweih ( " Wurfstange " ) mitnimmt - ist Wilderei und wird mit einer Geldbuße geahndet !
Was ist eigentlich mit den Räubern im Spessart? Gabs doch in den 50ern viele Filme ?!?
http://spessartmuseum.de/seiten/raeuber.html
Oder der Schinderhannes ... heute ein Volksheld und damals ein brutaler Schwervebrecher.
Gamsbart: Nein, man nimmt dazu nicht die Haare vom Kinn der Gams, sondern vom Rücken. Direkt oben auf der Wirbelsäule sitzend. Einen Gamsbart binden, ist nicht ganz einfach.
Barbecue
19-12-2020, 00:21
Haben in der deutschen Geschichte und insbesondere im Alpenraum immer eine besondere Bedeutung gehabt. In der Jägersprache unterscheidet man zwischen Hochwild ( z.Bsp. dem Rothirsch ) und dem Niederwild ( Hase als Bsp. ). Wenn jetzt jemand aus einem niederen Stand - kein Adeliger - mit einem Gamsbart am Hut zum sonntäglichen Kirchgang kam, staunten alle nicht schlecht. Der war Wilderer und traute sich was, der forderte die Obrigkeit heraus. Im Alpenraum ist eine Feder am Hut, die schräg nach vorne zeigt, ein Zeichen der Provokation. Darum tragen die italienischen Gebirgsjäger am Hut ihrer Paradeuniform, eine nach vorn gerichtete Feder. Übrigens haben die ein eigenes Messerkampfsystem. Und noch heute ist Wilderei ein größeres Problem als viele glauben. Und sei es nur, daß man beim spazieren gehen aus dem Wald ein abgeworfenes Geweih ( " Wurfstange " ) mitnimmt - ist Wilderei und wird mit einer Geldbuße geahndet !
http://spessartmuseum.de/seiten/raeuber.html
Oder der Schinderhannes ... heute ein Volksheld und damals ein brutaler Schwervebrecher.
Gamsbart: Nein, man nimmt dazu nicht die Haare vom Kinn der Gams, sondern vom Rücken. Direkt oben auf der Wirbelsäule sitzend. Einen Gamsbart binden, ist nicht ganz einfach.
Das kannte ich nicht. Was du als Ost-Westfahle alle weißt! :D Heimlich in Bayern beim Jagen?
Habs jetzt nicht genau gefunden, aber früher waren Wald und Wild frei. Also Allmende. Dann hatte der Adel seine Hand darauf und die Dörfler gingen leer aus. Das war die Herleitung der Wilderei. Soll wohl auch zum Bauernkrieg beigetragen haben, weil die Tiere die Äcker verwüsteten und die Bauern nichts dagegen unternehmen durften.
Die Jagd ist übrigens immer noch ein Streit zwischen Bauern, Waldbesitzern /(manchmal die selben), Jägern und Forstbetrieb...
Gab auch einen Wilderer Karl Stülpner (https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_St%C3%BClpner) im Erzgebirge.
Zum organisierten Verbrechen: Der Wilderer Jennerwein soll seinen Stutzen immer in den Wirtschaften versteckt haben, wo er ihn dann nachts abholte und das überzählige Wild verkaufte. Also organisiert.
http://www.organized-crime.de/GeschichteBegriffOK2019.htm
https://www.perlentaucher.de/buch/david-southwell/geschichte-des-organisierten-verbrechens.html
(Kennt das wer?)
https://www.sicherheit-forschung.de/forschungsforum/schriftenreihe_neu/sr_v_v/SchriftenreiheSicherheit_24.pdf
https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Herbsttagungen/Tagungen1954Bis2001/1996_OrganisierteKriminalitaet.html
Gibt ne Menge Stoff auf der BKA-Seite.
Der Beitrag weiter oben mit Bezug auf die "Hohenzollern" trifft es doch ganz gut, jede Form organisierter Gewalt durchläuft Phasen von Kriminalität, Terror und kann dann
in Herrschaftssystemen enden.
In den Kartellverseuchten Ländern Mittelamerikas übernehmen diese Kartelle gleichzeitig Aufgaben zur Aufrechterhaltung von Ordnung, Schutz, Versorgung.
Mußt halt entsprechend funktionieren, dann klappt das auch mit dem Mafiabossen und die sind "nett" zu dir.
In Deutschland hat es bis 1871 nie eine funktionale Zentralregierung gegeben, dementsprechend waren auch Banden eher regional organisiert denke ich.
Hat ja erst in den 20er, 30er Jahren geklappt mit einer großen OK-Organisation.
Da die Mittel der Geldgenerierung sich zunehmend verändern, verändert sich auch die OK entsprechend, irgendwelche Drogen- und Einbrechergangs sind
da wohl eher ´ne Lachnummer, wobei man naklar sehen kann, wie auch die Kartelle mit der Zeit gehen und im großen Stil Drogengelder in andere Bereiche
investieren.
Wenn so´n Kartell dann irgendwann gewinnt, wird es halt die Staatsregierung.
Das kann enden wie bei den Taliban oder den Roten Khmer aber auch in "guten" Staaten wie der Schweiz, die Eidgenossen sind ja auch nicht über Nacht erschienen,
da gibt´s eben auch Vorgeschichte.
Alles eine Frage des Betrachtungsweise und entsprechend erfolgreicher anschließender Geschichtsretuschierung.
Im Alpenraum ist eine Feder am Hut, die schräg nach vorne zeigt, ein Zeichen der Provokation.
Das kenne ich auch so, mit dem Zusatz, dass die Anzahl der Federn am Hut angibt, mit wie vielen Gegnern man es alleine aufnehmen möchte. Der Sieger beim Hundstoaranggeln (Hogmoar) bekommt übrigens aus diesem Grund einen "Federstrauss" mit "unzähligen" Federn.
Darum tragen die italienischen Gebirgsjäger am Hut ihrer Paradeuniform, eine nach vorn gerichtete Feder. Übrigens haben die ein eigenes Messerkampfsystem..
Das wiederum ist mir neu... reden wir von der gleichen Einheit? In der Stadt in der ich aufgewachsen bin, waren die Alpini stationiert und folglich im Stadtbild präsent. Eine nach vorne gerichtete Adlerfeder habe ich dabei nie gesehen, alle nach hinten. Mein Vater war in den 1970ern ein Jahr Unteroffizier in der Alpini-Sportgruppe, daher war seine Paradeuniform samt Hut bei uns daheim - auch da die Feder nach hinten. Von einem speziellen Messersystem hat er auch nichts erzählt, nur dass man einen seiner Kollegen mal degradiert hat, nachdem er nach Dienstende bei einer Kontrolle ein Bajonett in der Tasche hatte. Aber ich weiss, dass z.B. Extrema Ratio und Fox immer wieder mal Leute vom italienischen Heer als Designer holen (aber primär von den Fallschirmjägern, inbesondere Col Moschin), daher wirds da wohl ein bestimmtes einschlägiges Curriculum geben. Mir ist nur bekannt, dass die Arditi sich im Ersten Weltkrieg zunächst auf das Dolchsystem von Fiore dei Liberi (Anfang 15. Jh.!) zurückgegriffen haben sollen, um es dann zugunsten eines selbstgestrickten Systems aufzugeben. Soweit habe ich das zumindest vom Enkel eines Ardito gehört...
Beste Grüsse
Period.
concrete jungle
19-12-2020, 10:48
Gibt es gute Dokus zu (KÖLN):
Wir waren das Miljö
Schäfers Nas
Der lange Tünn
Interessante Looks / Vibes der Typen und immer kesse Sprüche.
Barbecue
19-12-2020, 11:06
so,möchte die Anwesenden jetzt nicht unbedingt mit bayerischer Volklore belästigen, die Wildererlieder sind halt meist auf Bayerisch. Und die Lieder wurden weitergegeben, auch wenn die Geschichten dazu schon vergessen oder nicht mehr angesagt sind.
"Hin über d'Alm, her über d'Alm" (https://www.youtube.com/watch?v=Y0UqPTTy-2M), Liedtext (http://www.volksmusik-archiv.de/vma/node/1531), 19es Jhdt., witzigster Teil: "aber wer keine Gams sich schießen traut, der kriegt keine schöne Hosen aus der Haut" = bayerische Lederfetischisten :D
"O meine liabn Leitl, seids a weni still" - Wildschützenlied (https://www.youtube.com/watch?v=PGfq-H1-alg), Liedtext (http://www.volksmusik-archiv.de/vma/node/1556), aufgenommen in den 50er Jahren, in Oberbayern überliefert. Im Liedtext ist wie oft nicht alles aufgeschrieben, was der Barde singt. Witziger Text: "waren wir schon bei der Sennerin in der Hütten drin, da sind die Jager erst am Gamsberg gestign..."
edit:
Die Hausaussuchung in Lenggries (https://www.youtube.com/watch?v=nXZImJOCk_4), Liedtext + Erklärung (https://www.fixpoetry.com/feuilleton/essays/tobias-roth/die-hausaussuchung-in-lenggries), "Die grundlegende und hier in Frage stehende Realie ist der Versuch, das ex specie unkontrollierbare Bergland den Gesetzen des Territorialstaates (der immer ein Flachlandstaat ist) zu unterwerfen." Übersetzung in der Mitte. Spass: "Die Jäger sagen aber, dass das ein Auerhahn sei, den wir als Bruthenne ausgeben wollten, und dass wir schon längst im Verdacht der Wilderei stehen würden."
Barbecue
19-12-2020, 11:18
Zu diesem Lied habe ich keine Erklärung oder Liedtext gefunden. Es geht um Bauern, die Holz aus dem Wald holen wollen und vom "hohen Herren" mit Militär daran gehindert werden und gedroht wird, sie zu erstechen.
D' Fuchsmüchler håt die Not stark plagt (https://www.youtube.com/watch?v=uiC6d6gYoGg)
"Mir san ma de Schwärzer vom Landl" (https://www.youtube.com/watch?v=N62wM7naXEc), Liedtext (http://www.volksmusik-archiv.de/vma/node/3210), hier gehts um "Salzpanschen" und Schmuggel an der bömischen Grenze.
"Jetzt wern ma oans singa" - Der Wirtssepperl z'Garching (https://www.youtube.com/watch?v=AF8ufTnTe7M), Liedtext (http://www.volksmusik-archiv.de/vma/node/29), erste Erwähnungen des Wirtssepperl 1848, es geht um einen Deserteur.
Kneißl-Lied (https://www.youtube.com/watch?v=M5yY36qnIkQ), Liedtext (http://www.volksmusik-archiv.de/vma/node/1584), Mathias Kneißl war ein bayerischer Räuber und mit seinen Kumpanen mit Dolchen, Gewehren und Revolvern bewaffnet. Bei Festnahmeversuchen wurden mehrere Polizisten erschossen. Bei der Festnahme stellten ihn erst 70 Polizisten, später wurde sein Unterschlupf von 150 Personen beschossen. Geboren 4. August 1875. Am 4. März 1901 wurde Kneißl in Geisenhofen gefangen, am 21. Februar 1902 hingerichtet. Kneißl Wiki (https://de.wikipedia.org/wiki/Mathias_Knei%C3%9Fl) edit: Henkersmahlzeit sechs Glas Bier!
Eine nach vorne gerichtete Adlerfeder habe ich dabei nie gesehen, alle nach hinten.
Richtig, die Feder der Alpini ist nach hinten gerichtet:
https://i.pinimg.com/originals/d1/ec/7f/d1ec7f63cae23aa8cb63b46c36cb4567.jpg
amasbaal
19-12-2020, 21:27
Gibt es gute Dokus zu (KÖLN):
Wir waren das Miljö
Schäfers Nas
Der lange Tünn
Interessante Looks / Vibes der Typen und immer kesse Sprüche.
sehr unterhaltsam
mafia in kölle ist nicht mafia, sondern "milieu"
(ich denke, was "mafia"-varianten und andere "clans" von ok im "milieu" unterscheidet, ist zt. die strenge, meist hierarchische innere struktur und in jedem fall die verwandtschafts/familienbindung.
https://www.youtube.com/watch?v=9UZgJMAqq2k
https://www.youtube.com/watch?v=rEAbf8ZVyH4
Barbecue
19-12-2020, 22:50
Richtig, die Feder der Alpini ist nach hinten gerichtet:
https://i.pinimg.com/originals/d1/ec/7f/d1ec7f63cae23aa8cb63b46c36cb4567.jpg
Wo kommen die Adlerfedern her? Einen Adlerhorst in der Felswand ausnehmen ist wohl nicht mehr angesagt?
https://youtu.be/beh6ZaQJu64?t=147
Wie wärs hiermit, ein Beispiel aus der Londoner Unterwelt:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kray-Zwillinge
Das hier verlinkte Spessart Museum in Lohr ist definitiv lohnenswert. Ich empfehle danach ein schönes Keilerweißbier in einem örtlichen Biergarten (nicht unbedingt im Keilerbrauhaus, der liegt nicht so schön).
Spessarträuber gibt es übrigens immer noch, ich war gestern in einem meiner Spessart-Waldstücke (2km Luftlinie zum Wirtshaus im Spessart) und von einem Stapel Buchenholz der dort lagern sollte, fehlte jede Spur.
Bzgl. OK, Dagobert Lindlau „Der Mob“ fand ich sehr interessant. Da ich es aber vor gut 35 Jahren gelesen habe, ist es aber schon eher historische Literatur.
Willi von der Heide
20-12-2020, 14:46
Dann habe ich das mit den italienischen Gebirgsjägern irgendwie falsch in Erinnerung. Gepaßt hätte das ganze aber schon irgendwie.
Generell ist das mit der Legalität aber immer so eine Sache - nicht wenige organisierte kriminelle Organisationen wurden im Laufe der Zeit von ausländischen Interessensgruppen unterstützt bzw. instrumentalisiert. Wenn das heute der Fall sein sollte, würde man vermutlich trotzdem beim etablierten Begriff bleiben, weil die Unterstützung durch einen Staat etwas eben nicht zwingend gleich legal macht (one man's freedom fighter is another man's terrorist).
modernes beispiel wäre die UCK.
modernes beispiel wäre die UCK.
Taliban, Contras, Vietcong, ANC, ...., mußt halt nur "gewinnen" um Freiheitskämpfer zu sein
Barbecue
20-12-2020, 19:50
... und von einem Stapel Buchenholz der dort lagern sollte, fehlte jede Spur.
...
Hahahah, hättest vielleicht einen Rotweiler anketten sollen... :D
Schwörst du jetzt Blutrache für 4 Generationen? :p
https://www.fotocommunity.de/photo/holzdieb-petra-z/7614260
@Grillfeier:
Die werden zur Zwangsarbeit im Wald eingeteilt, wenn man sie den erwischt
@panzerknacker:
mir ging es bei der nennung der UCK um diesen teil von periods aussage:
nicht wenige organisierte kriminelle Organisationen wurden im Laufe der Zeit von ausländischen Interessensgruppen unterstützt bzw. instrumentalisiert. Wenn das heute der Fall sein sollte, würde man vermutlich trotzdem beim etablierten Begriff bleiben,
die UCK ist eine kriminelle organisation bzw hat sich aus einer solchen mit NATO-unterstützung entwickelt. heute weiss kaum jemensch um die kriminelle vergangenheit dieser "freiheitskämpfer". ich erinnere an das "schlachthaus" der UCK, wo sie muslimischen gefangenen organe entnahmen, welche dann auf dem schwarzmarkt angeboten wurden.
vielleicht gibt es bald in den haag eine verhandlung, die (hoffentlich) licht in diese affäre bringt.
weder bei taliban, vietcong noch ANC habe ich bisher von kriminellen hintergründen gehört.
contras sind ein anderer schnack - das waren kriminelle (söldner), die von den USA(-geheimdiensten) finanziert wurden. ohne CIA hätte es gar keine contras gegeben. die können nur mit ganz viel propagandistischer power zu freiheitskämpfern stilisiert werden.
der PKK wird auch ein kriminelles vorgehen vorgeworfen. im rahmen der finanzbeschaffung sollen sie wohl auch schon mit drogen gehandelt haben, zumindestens wird das von unseren medien unterstellt.
weder bei taliban, vietcong noch ANC habe ich bisher von kriminellen hintergründen gehört.
Weiß nicht wie du das meinst?
Je nach Sichtweise waren bzw. sind die Taliban bzw. Vietcong doch ganz eindeutig kriminell?
Barbecue
21-12-2020, 19:33
Weiß nicht wie du das meinst?
Je nach Sichtweise waren bzw. sind die Taliban bzw. Vietcong doch ganz eindeutig kriminell?
Die Definition von OK in Deutschland:
Organisierte Kriminalität ist die von Gewinn- oder Machtstreben bestimmte planmäßige Begehung von Straftaten.
Im Gegensatz zum Terrorismus, bei dem Straftaten zum Erreichen politischer Ziele verübt werden, sind die im Rahmen der organisierten Kriminalität verübten Straftaten durch die (materielle) Gewinnerzielungsabsicht der Täter gekennzeichnet.
Die deutsche RAF ist also eindeutig keine OK, sondern terrroristisch gewesen, auch wenn sie manchmal Banküberfälle zur Beschaffung von Barem verübten.
Kusagras
21-12-2020, 19:45
Eindrücke aktueller Ereignisse in Berlin:
https://www.bild.de/regional/berlin/berlin-aktuell/bilanz-zur-clan-kriminalitaet-in-berlin-135-millionen-euro-ergaunert-74570042.bild.html
Man Kusagras, du stellst aber auch so gute Fallen, ich bin nicht beeindruckt... :o
Kusagras
21-12-2020, 20:13
Man Kusagras, du stellst aber auch so gute Fallen, ich bin nicht beeindruckt... :o
Ich hab den Eindruck du siehts Fallen, weil du welche sehen willst. Nimms doch einfach als das was es ist: als Ausschnitt der Realität zum hier gegebenen Thema.
Realität --- Bild
c'mon..
Kusagras
21-12-2020, 20:31
Realität --- Bild
c'mon..
Realität in Bildern... . Es sei denn sie sind gefälscht bzw. von wo ganz anders her. Hast du dafür Hinweise? Oder was willst du eigentlich erreichen?
Quellenkritik ist nicht so deins, oder?
Kusagras
21-12-2020, 20:57
Nicht solange die Quelle nicht gelogen oder verfälscht hat (Die Videos hätte ich auch von anderen Quellen posten können, was ändert das am Inhalt?).
Nicht solange die Quelle nicht gelogen oder verfälscht hat
Und das weißt du woher? Zumal man nicht mal lügen oder verfälschen muss um Sachverhalte falsch darzustellen.
Wobei die Aussage im Bezug auf die Bild besonders ironisch ist.
Kusagras
21-12-2020, 21:04
Und das weißt du woher? Zumal man nicht mal lügen oder verfälschen muss um Sachverhalte falsch darzustellen.
Wobei die Aussage im Bezug auf die Bild besonders ironisch ist.
Ich denke wenn man die Bilder für gefälscht hält oder unberechtigt gesetzt sollte man das auch belegen. Prüfts du jede Quelle - z.B den Spiegel- daraufhin oder gehst du meistens davon aus, dass sie nicht gefälscht sind?
Kusagras
21-12-2020, 21:06
Ich denke wenn man die Bilder für gefälscht hält oder unberechtigt gesetzt sollte man das auch belegen. Prüfts du jede Quelle - z.B den Spiegel- daraufhin oder gehst du meistens davon aus, dass sie nicht gefälscht sind?
Ergänzend:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/vier-angriffe-in-24-stunden-in-berlin-angst-vor-bandenkrieg-zwischen-neukoellner-clan-und-tschetschenen/26608306.html
Wo ist jetzt der fundamentale Unterscheid?
Ach komm Kusagras, wenn die Bilder jetzt in TAZ, oder Freitag wären, würdest du die nicht mal angucken..
Stell dich doch bitte nicht so doof..
Bild ist aber ein Boulevardblatt.. YellowPress.. Schund mit viel Werbung...
Kusagras
21-12-2020, 21:43
Ach komm Kusagras, wenn die Bilder jetzt in TAZ, oder Freitag wären, würdest du die nicht mal angucken...
Da täuschst du dich. Vom Tagespiegel bekomme ich übrigens täglich newsletter, von Bild nicht. Ist manchmal nur Bequemlichkeit, manchmal ist Bild schneller. Über die Artikel die ich von ZON, FAZ, FR poste äußerst du dich übrigens inhaltlich nie. Also gehts dir wohl um was anderes.
Kusagras
21-12-2020, 21:45
... Schund mit viel Werbung...
Schlimmer ist die FR . Traurige Entwicklung bei denen, Welten zwischen heute und früher..
Barbecue
21-12-2020, 23:33
Clankriminalität kann ich nicht nachvollziehen, bin froh, wenn ich meine bucklige Verwandtschaft nicht sehen muss :D
Gibts eigentlich auch einen Ruf von Deutschen im Ausland?
Z. B. im Amerikanischen Revolution: Wie die furchtbaren hessischen Söldner untergingen (https://www.welt.de/geschichte/article160555886/Wie-die-furchtbaren-hessischen-Soeldner-untergingen.html)
Ist zwar nicht wirklich OK, aber bei den Hessen handelt es sich nicht im eigentlichen Sinne um Söldner, sondern es sind reguläre Truppen (zu einem nicht unerheblichen Teil keine hessischen Landeskinder) der Armee Hessen-Kassels, welche vom Kurfürsten als Staatsoberhaupt im Rahmen von Subsidienverträgen an Großbritannien ausgeliehen wurden.
Korrekt sollte man hier also von Hilfstruppen statt von Söldnern sprechen.
Die Definition von OK in Deutschland:
Organisierte Kriminalität ist die von Gewinn- oder Machtstreben bestimmte planmäßige Begehung von Straftaten.
Im Gegensatz zum Terrorismus, bei dem Straftaten zum Erreichen politischer Ziele verübt werden, sind die im Rahmen der organisierten Kriminalität verübten Straftaten durch die (materielle) Gewinnerzielungsabsicht der Täter gekennzeichnet.
Die deutsche RAF ist also eindeutig keine OK, sondern terrroristisch gewesen, auch wenn sie manchmal Banküberfälle zur Beschaffung von Barem verübten.
Na ja, so eindeutig scheint mir das nicht und letztlich reine Definitionssache (auch wenn Differenzierung natürlich hilfreich ist).
Siehe z B
https://www.cicero.de/innenpolitik/organisierte-kriminalitaet-terror-finanziert-sich-durch-gefakte-turnschuhe
„Was daran ist eigentlich neu? Haben sich Gruppen wie die RAF, die IRA oder die ETA nicht immer schon durch organisierte Kriminalität finanziert?
Das ist richtig. Man hat das aber in Europa nicht wahrgenommen, und deshalb auch nicht ernstgenommen. Das Verrückte ist: Unsere Definition der organisierten Kriminalität ist von 1990. Sie hat sich seit 26 Jahren nicht verändert, und endet mit dem Satz: Aktivitäten des Terrorismus werden nicht erfasst. Unsere gesamte europäische Verfolgungsstrategie war bisher darauf ausgerichtet, die organisierte Kriminalität in die eine Schublade zu stecken, und Terrorismus in die andere. Ein dramatischer Fehler!“
Und dass Gewinn- und Machtstreben bei (vorgeblich?) politisch motivierter Kriminalität nicht vorliegen, na ja. Wohl auch von Vereinigung zu Vereinigung, und vor allem innerhalb der Vereinigung von Person zu Person sehr unterschiedlich.
Na ja, so eindeutig scheint mir das nicht und letztlich reine Definitionssache (auch wenn Differenzierung natürlich hilfreich ist).
.
Natürlich, was sonst. Begriffe sind doch immer künstliche Mittel der Abgrenzungen (Definitionssache). Im Fall der Unterscheidung von OK und Terrorismus aber doch sehr wichtig (z.B. unterschiedliche Ansätze in der Bekämpfung). Wenn es natürlich dazu führt, dass eine scharfe Trennung ein wirksame Bekämpfung erschwert muss man sich überlegen bis wohin diese Trennung sinnvoll ist (Beispiel: Prävention: Trennung sinnvoll, Bekämpfüng der Finanzierung durch Mittel der OK, Trennung: nicht sinnvoll)
Barbecue
06-02-2021, 18:44
Artikel in der taz:
Einblicke ins kriminelle Milieu Berlins:
Der Chronist der Unterwelt
Leo Heller ist es zu verdanken, dass man heute weiß, wie es in den 1920ern im Milieu ausgeschaut hat. Vor 80 Jahren ist der Journalist gestorben. (https://taz.de/Einblicke-ins-kriminelle-Milieu-Berlins/!5737283/)
https://taz.de/picture/4650010/624/26704867-1.jpeg
Black Adder
15-02-2021, 13:38
Auf St. Pauli gab es schon jahrzehntelang organisierte kriminalität. Aber das wurde bis in die 80er jahre von der politik ignoriert.
Sowas gabs in Italien oder den USA aber nicht in Hamburg.
Wilfrid "Frida" Schulz (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfrid_Schulz) stieg in den 60er jahren zum paten von St. Pauli auf nachdem er eine gruppe Österreichischer zuhälter vom kiez vertrieben hatte. Danach war sein wort auf dem Kiez gesetz.
In den 70er jahren fing er an sich langsam vom kiez zurückzuziehen um in den ruhestand zu gehen.
Daraufhin enstand das erste grosse zuhälterkartel. Die GMBH (https://de.wikipedia.org/wiki/GMBH_(Organisation)).
Nach den anfangsbuchstaben ihrer vier anführer:
Gerd Glissmann. Ehemaliger postbote und karatekämpfer der sich um die finanzen kümmerte.
Michael Luchting. Ehemaliger bankkaufmann und chefpoussierer. Er kümmerte sich also darum das neue frauen angeworben wurden.
Walter "Beatle" Vogeler. Er galt als der oberboss der gruppe. Den spitznamen hatte er wegen seiner frisur bekommen.
Harry Voerthmann. "Der hundertjährige". Ehemaliger fremden legionär. Er gab gerne damit an wie oft er schon im knast war also sagten leute das er dann doch mindestens schon hundert jahre alt sein müsste.
Die GMBH füllte einige zeitlang das vakuum welches Schulz hinterlassen hatte. Doch bald schon bekamen sie von der Nutella bande konkurrenz.
Eine gruppe von jungluden (Lude ist Hamburgisch für zuhälter) zwischen 20 und 30 die ihren teil des kuchens haben wollten. Den namen bekamen sie von der GMBH weil sie ja noch milchbubis waren die zum frühstück noch Nutella aßen.
Ehemalige mitglieder waren unter anderem Thomas Born (https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Born) (Karate Thommy) und Klaus Barkowsky (https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Barkowsky) (der schöne Klaus). Born starb 2015 an einem herzanfall. Barkowsky lebt noch und ist jetzt autodidakter künstler. Für wen es interessiert er ist auf Facebook.
Dann gab es noch ein dritte grössere gruppe auf dem kiez. Die sogenannte Chikago gang. Benannt nach dem Chikago eiskaffee in der Friedrichstrasse am Hans Albers platz. (heute heisst es Frieda B)
Anführer war Reinhard Klemm (https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Klemm#cite_note-4) genannt "Ringo". 1986 stürmte eine hunderschaft das Chikago um Klemm zu verhaften aber er konnte filmreif über die dächer fliehen und sich nach Costa Rica absetzen wo er untertauchte bis er schliesslich ausgeliefert wurde.
Weiteres prominentes mitglied war der Österreicher Josef Peter Nusser genannt Wiener Peter (https://www.mopo.de/hamburg/historisch/die-paten-von-st--pauli--kiezgroesse--wiener-peter---gierig-nach-macht-und-geld-15202736).
Der Wiener Peter, Klemm und leute von der GMBH würden später die hauptauftraggeber des St. Pauli killers Werner Pinzner (https://www.youtube.com/watch?v=H0iA-dqTiJY&t=2091s&ab_channel=MartinaKolles) (<-- link zu doku) werden.
Dann gabs auch noch unabhängige aukteure wie Stefan Hentschel (https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Hentschel).
https://www.youtube.com/watch?v=-OYsp5LlY-Q&ab_channel=Meirosch
Ich bin ein göttlicher zuhälter (https://www.youtube.com/watch?v=0IC45KFKgWg&t=2s&ab_channel=Makayla01HitMoviesMakayla01HitMovies) Stefan Hentschel doku.
Als in den 80ern AIDS den freiern angst machte fingen die luden an koks zu verkaufen um ihre verluste aus der prostitution zu kompensieren. Einige wurden zu ihren eigenen besten kunden und drehten durch. Und dann flogen kugeln.
Kai Dobi
15-02-2021, 13:48
keine hier enstandenen mafiösen strukturen???
ähh CDU u FDP ??
und das war jetzt gar nicht mal ganz so scherzhaft gemeint ;-)
marasmusmeisterin
15-02-2021, 14:21
Gehst du in der Geschichte zurück, stolpert man über den Piraten Klaus Störtebeber ...
Einspruch, Euer Ehren!
Störtebeker war zwar nicht der seefahrende Robin Hood, zu dem er gern in der Legende gemacht wird.
Aber wenn man den Begriff der organisierten Kriminalitätt auf die Seefahrt ausweitet, landet man schnell im Nirgendwo. Dann kommen auch die offiziell obrigkeitlich eingesetzten Kaperfahrer etc. in den Blick.
Von der verwirrenden Terminologie ganz zu schweigen: Pirat, Kaperfahrer, Buccaneer etc.
Auf den Punkt gebracht: worüber sprechen wir hier eigentlich? Was IST denn nun organisierte Kriminalität - geht das überhaupt zu Wasser? Würden die derzeitigen somalischen Piraten z.B. dann dazu gehören? Braucht man dazu eine bestimmte Organisationsform, oder Einflußmöglichkeit, oder Mitgliederzahl?
Fragen über Fragen.
Willi von der Heide
15-02-2021, 14:23
@blackadder
... und wenn man sieht wie diese ehemaligen Größen enden, sofern sie noch leben ... alles traurige Gestalten. Genügend " Patte " in der Hinterhand um sich irgendwo im Süden zur Ruhe zu setzen, hatte keiner ...
Black Adder
15-02-2021, 14:39
@blackadder
... und wenn man sieht wie diese ehemaligen Größen enden, sofern sie noch leben ... alles traurige Gestalten. Genügend " Patte " in der Hinterhand um sich irgendwo im Süden zur Ruhe zu setzen, hatte keiner ...
Naja. Die meisten stimmt. Aber Schulz hatte schon genug "patte". Der hat sich nur nicht im süden zur ruhe gesetzt und ist in Hamburg geblieben. Reinhard Klemm.....mmmm....das weiss eigentlich keiner wieviel kohle der zur seite geschafft hat.
Hier mal was aktuelles von der Gegenseite:
https://www.vice.com/de/article/3aza95/encrochat-hack-wie-die-polizei-ein-handynetzwerk-fur-drogengangs-infiltrierte
"In den Niederlanden allein haben die Ermittlungen bislang "zur Verhaftung von über 100 Verdächtigen, der Sicherstellung von Drogen (über 8.000 Kilo Kokain und 1.200 Kilo Crystal Meth), der Demontage von 19 Drogenlaboren, der Sicherstellung von Dutzenden (automatischen) Schusswaffen, teuren Uhren, knapp 20 Millionen Euro Bargeld und 25 Autos geführt, darunter auch Fahrzeuge mit Geheimfächern", heißt es in einer Pressemitteilung der Behörden."
Da wird es in nächster Zeit wohl noch schön "rumpeln" in Europa...
Die Foltercontainer in Holland gehen wohl auch auf diese Ermittlungen zurück.
Willi von der Heide
15-02-2021, 16:15
Aus Köln, schon etwas älter aber ohne Verklärung:
https://www.ksta.de/koelner-milieu-absturz-der-rotlichtkoenige-227330?cb=1613405283481
Zum Thema Niederlande:
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/niederlande-132.html
Black Adder
19-02-2021, 06:35
Nachtrag zu meinem post oben.
Die Amazon-Serie Luden lässt die 1970er Jahre der Hansestadt zu neuem Leben erwachen und entführt in eine Welt, in der das Verbrechen die Straßen übernommen hat.
Im Mittelpunkt der Geschichte von Luden befinden sich nicht nur Gauner und Schwindler, sondern ebenfalls die erste Polizistin, die trotz aller Widerstände in Hamburg für Recht und Ordnung sorgt. Und diese hat einiges zu tun. Denn die Zuhälter des Rotlichtmilieus von St. Pauli kontrollieren die Reeperbahn. Hier folgen wir dem Aufstieg des Klaus Barkowsky zum legendären Luden Lamborghini-Klaus. Gemeinsam mit weiteren Luden gründet er die Zuhälterorganisation der Nutella-Bande. Diese liefert sich mit den Konkurrenten der GMBH einen verheerenden Machtkampf um die Reeperbahn. (MH/MW)
https://www.moviepilot.de/serie/hamburg-hustling
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