Normaler Umgang mit hilflosen Personen? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Normaler Umgang mit hilflosen Personen?



Alfons Heck
11-01-2021, 09:22
Ich habe hin und her überlegt ob ich die nachfolgenden Zeilen schreiben soll ... und mich jetzt dazu entschieden das mit euch zu teilen.

Bin gestern in FFM an einem Mann vorbei gefahren der auf der Straße kniete und es nicht schaffte aufzustehen; vor mir fuhren mindestens 4 Autos weiter. Dann habe ich aber doch angehalten und das Auto mit Warnblinker auf der rechten Spur (2spurige Straße) abgestellt. Die 5m zurück gelaufen und und ihn angesprochen. Sehr ungepflegte Person mit Artikulationsproblemen. OK dachte ich mir: Von der Straße muß er runter. Also den nächsten Mann angesprochen und ihn gebeten mir zu helfen. Der hat sofort mit angepackt und wir haben den Mann von der Straße bekommen und ein paar Meter beim gehen gestützt. Er konnte dann alleine "weitertorkeln".
Als ich mich auf den Weg zu meinem PKW mache kommt eine Polzeistreife angefahren und hält auf der lnken Spur neben meinem Wagen. Die Beamtin auf der Beifahrerseite läßt das Fenster runter und fragt mit aufforderndem Ton "Sie fahren sicher sofort weiter?". Ich erkläre die Situation und die erste Antwort: "Die sind hier alle so drauf." (So nach dem Motto hier gibt es viele Asoziale.) Dann hat sich ihr Kollege immerhin bemüßigt gefühlt sich bei mir zu bedanken und und mich zu bitten jetzt weiter zu fahren.
Die 2 haben dann die Situation beobachtet und sind letztlich neben ran gefahren und ausgestiegen um nach dem Mann zu schauen. Ich hatte erst das Gefühl sie fahren weiter obwohl ich ihnen gesagt habe das der Mann sicher Hilfe braucht.

Jetzt was mich immer noch irritiert:
1. Keiner ist aktiv geworden und hat dem Mann Hilfe angeboten. Normal heutzutage?
2. Ist die Polizei etwas gleichgültig gegenüber menschlichem Leid?


Gruß
Alfons.

Soldier
11-01-2021, 09:35
1. Keiner ist aktiv geworden und hat dem Mann Hilfe angeboten. Normal heutzutage?

Das hat weniger etwas mit heutzutage zu tun als generell mit menschlichem Verhalten. Experimente mit als verletzte geschminkte Personen haben gezeigt, dass man meist von der ersten Person die das sieht Hilfe bekommt, wenn man auf einem einsamen Waldweg ist, aber lange warten kann, wenn es in der Fußgängerzone ist. Viele Menschen die das sehen, denken sich Dinge wie "Es kümmert sich bestimmt schon jemand darum", "Ich bin nicht qualifiziert genug, andere können das besser" und ähnliches - wenn man aber mit einer hilfsbedürftigen Person alleine ist, dann sieht man sich unmittelbar in der Verantwortung, und handelt entsprechend anders.
Noch dazu kommen die sozialen Umstände: Wenn es jemand ist, der aussieht wie ein Asozialer / Alki, und das an einem Ort, der dafür bekannt ist, dass sich dort die "Trinkerszene" trifft, dann haben herum torkelnde mit weniger Hilfe zu rechnen als wenn es nachmittags im gutbürgerlichen Wohnviertel ist. Einfach weil man es an einem Ort erwartet und am anderen nicht.


2. Ist die Polizei etwas gleichgültig gegenüber menschlichem Leid?



Vom Verhalten zweier Polizisten in einer bestimmten Situation auf "die Polizei" zu schließen.... uff. Schwierig.

Ich denke mal, dass hängt von der genauen Situation ab, die ich nicht kenne, aber die Aussage, "davon gäbe es hier viele" deutet meiner Meinung nach auf den schon oben angenommenen Umstand der Trinkerszene hin.
Und da stumpft man natürlich im Umgang mit diesen Personen in gewisser Weise ab, vor allem weil es ja oft Tag für Tag die gleiche Klientel ist, die sich selbst in diesen Zustand versetzt - irgendwann muss man als Polizist wohl einfach lernen, dass man nicht jeden retten kann.
Die haben ja auch noch andere Dinge zu tun.

Stixandmore
11-01-2021, 09:38
Ich habe hin und her überlegt ob ich die nachfolgenden Zeilen schreiben soll ... und mich jetzt dazu entschieden das mit euch zu teilen.

Bin gestern in FFM an einem Mann vorbei gefahren der auf der Straße kniete und es nicht schaffte aufzustehen; vor mir fuhren mindestens 4 Autos weiter. Dann habe ich aber doch angehalten und das Auto mit Warnblinker auf der rechten Spur (2spurige Straße) abgestellt. Die 5m zurück gelaufen und und ihn angesprochen. Sehr ungepflegte Person mit Artikulationsproblemen. OK dachte ich mir: Von der Straße muß er runter. Also den nächsten Mann angesprochen und ihn gebeten mir zu helfen. Der hat sofort mit angepackt und wir haben den Mann von der Straße bekommen und ein paar Meter beim gehen gestützt. Er konnte dann alleine "weitertorkeln".
Als ich mich auf den Weg zu meinem PKW mache kommt eine Polzeistreife angefahren und hält auf der lnken Spur neben meinem Wagen. Die Beamtin auf der Beifahrerseite läßt das Fenster runter und fragt mit aufforderndem Ton "Sie fahren sicher sofort weiter?". Ich erkläre die Situation und die erste Antwort: "Die sind hier alle so drauf." (So nach dem Motto hier gibt es viele Asoziale.) Dann hat sich ihr Kollege immerhin bemüßigt gefühlt sich bei mir zu bedanken und und mich zu bitten jetzt weiter zu fahren.
Die 2 haben dann die Situation beobachtet und sind letztlich neben ran gefahren und ausgestiegen um nach dem Mann zu schauen. Ich hatte erst das Gefühl sie fahren weiter obwohl ich ihnen gesagt habe das der Mann sicher Hilfe braucht.

Jetzt was mich immer noch irritiert:
1. Keiner ist aktiv geworden und hat dem Mann Hilfe angeboten. Normal heutzutage?
2. Ist die Polizei etwas gleichgültig gegenüber menschlichem Leid?


Gruß
Alfons.

Ich glaube das Problem ist vielschichtig und hat dementsprechend viele Gründe; unterm Strich sind die Leute zu "abgestumpft" und zu sehr mit sich selbst und den eigenen Problemen beschäftigt

Schnubel
11-01-2021, 09:40
Zu Punkt 1: Leider ist das zur Normalität geworden, an Menschen und auch an Tieren vorbeizugehen und zu helfen, obwohl erkennbar ist, daß jemand Hilfe braucht. Da siegt die Bequemlichkeit und das Zeitmanagement. Hinzu kommt die Bewertung, der ist dreckig, das ist ein Junky usw.
Habe schon mehr als einmal solche Leute gesehen. Manchen konnte man helfen, manchen nicht. Einer hatte auch mal nach mir getreten, obwohl ich ihm Hilfe anbot.

Zu Punkt 2: Nein der Polizei ist es nicht gleichgültig, ich denke aber, wenn sie in FFM Stadtgebiet immer wieder die gleichen vermeintlich hilflosen Leute antrifft, daß sie hier und da vielleicht nicht so zimperlich mit den Leuten umgeht. Wenn sie zig mal am Tag von der Straße geräumt werden müssen. Manche lassen sich auch nicht helfen.

Wobei ich die geschilderte Situation auch nicht so toll finde, denn Hilfeleisten sollte immer drinsein. Und der Frust sollte den Leuten nicht nach außen gezeigt werden.

Kusagras
11-01-2021, 09:48
...
Jetzt was mich immer noch irritiert:
1. Keiner ist aktiv geworden und hat dem Mann Hilfe angeboten. Normal heutzutage?

In einer Großstadt öfter anzutreffen. Die Anonymität bringt eine Passivität und verzögerte Aktivität mit sich


2. Ist die Polizei etwas gleichgültig gegenüber menschlichem Leid?

Wenn man dort arbeitet, kann es wohl sein, dass so Sachen xmal passieren, oft auch durch die Betrofffenen selbst verursacht.
Da kriegt man sicher irgendwann einen Hals und ist nicht mehr so hilfsbereit und motiviert, gleich zu springen. Aber bei denen steht
der Job auf dem Spiel, eigentlich... .

Hatte ähnliches Erlebniss: Frau wankte auf befahrener Straße rum, konnte sie dann runter bekommen, Bekannte von mir riefen zwischenzeitlich die Polizei. Die Frau begab sich dann Richtung U-Bahn, ich rechnete damit , dass sie sich vor einen Zug warf bin dann etas zeitverstzt hinterher, sie war verschwunden, aber es war wohl nichts passiert. Ich suchte noch am Bahnsteig, da traf die Polizie ein, musste mich ausweisen, sie stellen Fragen nach meiner Person, waren nicht sehr freundlich, als hätte ich hier Spielchen gespielt, habs nicht verstanden. Kam mir vor wie ein Verdächtiger. Danke haben die nicht gesagt.

OliverT
11-01-2021, 09:51
Zu Punkt 2: Was sollen die denn auch machen? Das einzige was sie machen können ist einen Krankenwagen rufen und dann kommt der entweder in die Ausnüchterungszelle oder ins Krankenhaus. Wobei dafür auch bestimmte Voraussetzungen vorliegen müssen, ansonsten können sie nichts machen aus ihn auf Hilsprogramme hinweisen. Und ein zwei Tage später ist der wieder im gleichen Zustand auf der Straße. Und wenn sie Pech haben wird er bei dem ganzen noch aggressiv und bei ganz viel Pech gibt es dann auf Youtube ein Video wie die Polizei aggressiv gegen Säufer/Drogensüchtige/Penner/... vorgeht.

kanken
11-01-2021, 09:55
Manchmal ist „Hilfe“ auch nicht wirkliche Hilfe.

Wenn die Polizei einen so Intoxikierten findet, der nicht mehr gescheit orientiert und geh und stehfähig ist, dann rufen sie einen RTW. Der musst, aus haftungsrechtlichen Gründen, den Patienten eigentlich mitnehmen, auch wenn der evtl. nur seinen Rausch irgendwo ausschlafen will. Wird der Pat. mitgenommen und er findet das nicht toll, dann macht er Randale, was zu einer Unterbringung gemäß PschyKG führt (wenn er zu intoxikiert für das PG ist).

Da er nicht steuerungsfähig ist und impulsdurchbrüchig wird er weiterhin aggressiv reagieren, was ihm dann eine Fixierung einbringt, bis er wieder einigermaßen absprachefähig ist. Wenn er nüchtern ist wird er entlassen und das Spiel fängt ggf. wieder von vorne an bis ihn ein Passant findet.

Das Ganze lässt sich nur verhindern wenn die Polizei „wegschaut“ (wobei sie sich da sicher sein muss dass sie die Situation adäquat einschätzen kann) oder der RTW ihn erst gar nicht mitnimmt, wobei auch nicht jeder RA/Notfallsanitäter die Verantwortung übernehmen möchte.

Leider sind solche Fälle nicht immer so schwarz/weiß wie sie auf den ersten Blick wirken, denn dem Intoxikierten wäre es wahrscheinlich auch lieber seinen Rausch auszuschlafen wo er möchte und nicht in der 5-Punkt-Fixierung zu landen...

Schnueffler
11-01-2021, 10:01
Zu 1.) Ja, das sieht man heute leider immer mehr, dass die Leute mit Scheuklappen und einem ICH-Gefühl durch die Gegend laufen. Bestes Beispiel von letzter Woche. Ich bin auf dem Weg zum Einkaufen und aus der Zufahrt kommt mir ein Rollstuhlfahrer entgegen, der die Straße überqueren will. Die Ausfahrt runter kein Problem, ich parke in der Zeit ein und sehe, wie er nicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf den Bürgersteig kommt und somit die eine Fahrbahn blockiert. Zig hupende Autos, solange der Gegenverkehr kam, als der weg war, haben sie den Herren einfach überholt und wild gestikuliert. Als ich ankam, hat gerade noch eine Frau angehalten, Warnblinker an, ist ausgestiegen und hat mitgeholfen, dass der Herr auf den Bürgersteig kam. Die Autos hinter ihr am hupen und teilweise wüßte Beschimpfungen beim überholen.

Zu 2.) Ein klares JEIN. Kommen sie in eine dafür bekannte Gegend, dann sinkt definitiv "Motivation" einzuschreiten. Auch hierzu zwei Beispiele, wir sind im Einsatz in einem beschaulichen Dorf und fahren nach dem Einsatz morgens gegen 10 Uhr zurück Richtung Heimat. Auf der Hauptstraße in dem Dorf torkelt ein Mann, so dass er rechts und links jeweils in die Autos knallt und einen Außenspiegel abreißt, bei dem Versuch sich zu fangen. Also örtlich zuständige Polizei und einen RTW gerufen. Beide kamen, Polizei nimmt den Schaden auf, der eine Rettungsassistent zückt sein Handy, telefoniert und man hört nur: Ach, du bist schon auf dem Weg, wir warten dann hier. Der Typ war bekannt dafür, dass er jeden morgen so von der Nachtschicht nach Hause wankt und die Anwohner der Straße seinen Bekannten anriefen, der ihn dann eingesammelt hat. Da waren die Rettungskräfte sehr gleichgültig.
Anderes Beispiel, Person stürzt in der City, Anruf, stabile Seitenlage und die waren definitiv nicht gleichgültig. RTW hat sich um die Person gekümmert, Polizei direkt abgeschirmt.

Kusagras
11-01-2021, 10:12
Und so rum kanns auch laufen: ein Fall, der vor ein paar Jahren druch die Presse ging. rettungskräfte und Poliziet versuchen
einem zusammengebrochenen Drogenkonsumente zu helfen u. werden von Leuten angegriffen:


...Ein 19 Jahre alter Mann, der offenbar Drogenkonsument ist, lag dort bewusstlos auf dem Boden. Als ein Rettungswagen gerufen wurde, der gemeinsam mit einer Polizeistreife eintraf, eskalierte die Situation. Mehrere Passanten versammelten sich um den am Boden Liegenden und bedrängten die Rettungssanitäter und den Notarzt. Die Polizisten versuchten, beruhigend auf die Menschenmenge einzuwirken und sie zurückzudrängen, wie eine Sprecherin mitteilte. Zunächst ohne Erfolg. Ein Beamter wurde den Angaben zufolge geschubst. Ein junger Mann habe immer wieder lautstark zu Störungen aufgerufen.
Polizei muss Verstärkung rufen

Die Polizisten riefen schließlich Verstärkung. Bis dahin konnten sich der Notarzt und die Sanitäter noch immer nicht um den Drogenkonsumenten kümmern. Schließlich kamen noch sechs weitere Streifen hinzu, dann erst sei es gelungen, eine Absperrung zu errichten, so dass der Neunzehnjährige medizinisch behandelt werden konnte. Den Mann, der zuvor zu den Störungen aufgerufen hatte, nahm die Polizei fest. ...

https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/frankfurt-aufregung-bei-grosseinsatz-an-der-konstablerwache-15185251.html

Little Green Dragon
11-01-2021, 11:40
Gab es doch auch schon im Frühjahr:

"Bei Corona kann ich nicht helfen". Mit dieser Aussage hat eine Radfahrerin am Mittwoch in Worringen nach einem Zusammenstoß einem 9-jährigen Jungen die erste Hilfe verweigert.


Ist sicherlich auch ein generelles Problem, welches aber nun durch die momentanen Umstände noch x-fach verstärkt wird. Man kann den Leuten nicht permanent einimpfen, dass sie sich ja bloß von allen anderen Menschen fernhalten sollen und dann auch noch erwarten, dass in so einer Situation dann die Leute auf die Idee kämen der Person zu helfen - erst recht nicht wenn diese leicht schmuddelig wirkt.

Ich hatte im Herbst eine Situation bei der sich eine jüngere Radfahrerin auf S-Bahn-Schienen böse auf die Nase gelegt hat und halb unter ihrem Rad lag. Es sind zwar Leute stehen geblieben - aber bloß in "sicherem" Abstand. Ran gegangen ist und geholfen hat keiner - schließlich könnte ja gerade das jetzt eine von "denen" sein (so der Tenor einer Dame die da rumstand).

big X
11-01-2021, 12:08
zu 2:
beim umgang mit speziellem klientel kann mensch abstumpfen, wenn immer diesselben verhaltensweisen wiederholt werden.
will heissen, die obdachlosen, welche ich erlebte, wollten keinen stationären aufenthalt. sie mussten gezwungen werden.
demzufolge werden sie sich auch nicht bei aufgriff durch die polizei kooperativ verhalten.
wenn diese erfahrung ein paar mal gemacht wurde, wird sie zur basiseinstellung.

jkdberlin
11-01-2021, 12:34
Traurige Geschichte...

ThomasL
11-01-2021, 15:16
@Alfons: Vorbildlich verhalten, 1+
Soldier: Sehr guter Beitrag.

Besonders gefährlich ist es wenn man in großen Städten mit Drogenproblemen hilflos ist.
Fall 1: Ein Kollege hatte in Amsterdam (wir waren dort mit ein paar Leuten auf Tour) eine Zuckerschock, er hatte mit seinen Rastas echte Probleme ein Taxi zu bekommen um ins Krankenhaus zu kommen – jeder dachte er steht unter Drogen (er war dummerweise zu diesem Zeitpunkt alleine unterwegs).
Fall 2: Ein andere Bekannter wurde (auch in den Niederlanden) von einer Brücke geworfen (ok, er hätte da auch nicht pinkeln sollen). Er wäre dort fast gestorben (mehrere schwere Brüche) weil ihm ebenfalls niemand half (auch ein Gebiet in dem es massive Probleme mit drogenabhängigen gab).

Alfons Heck
11-01-2021, 16:12
Danke für die differenzierten Antworten.

Der Mann hat sich mehrfach bei uns für die Hilfe bedankt. Er machte auf mich einen desorientierten Eindruck aber nicht den einer Schnappsleiche.
Von der Polizei hätte ich erwartet das sie sich den Mann mal kurz anschauen (haben sie dann vermutlich auch getan) und wenn erforderlich einen Krankenwagen rufen und nicht erst mal so halb abwinken.


Gruß
Alfons.

concrete jungle
11-01-2021, 18:14
Hallo Alfons wo genau war das in FfM?

Denke das in den üblichen Asi-Vierteln (Haupt-Bhf / Breite Gasse/ sonst auch am Rande von Partymeilen) die Leute abgestumpft sind weil es da so viele Fälle gibt und ,,man keinen Ärger will" / ,,Junkie/Penner = der ist selbst schuld" usw.

In ,,normalen" Vierteln habe ich schon öfter selbst geholfen und dies auch bei anderen beobachtet

Alfons Heck
11-01-2021, 19:23
Hallo Alfons wo genau war das in FfM?
...

Ostbahnhofstraße zwischen Danziger Platz und Ernst-Achilles-Platz.

Barbecue
12-01-2021, 07:40
Mir kam mal eine Radfahrerin auf der falschen Seite auf dem Radweg entgegen Schlangenlinien. Habe überlegt wie ich an ihr vorbeikomme, da fährt sie auch schon gegen einen Laternenmast und fällt auf den Boden.
Bin hingegangen, habe gesehen, ein Schneidezahn ausgeschlagen. Starker Autoverkehr, keiner hält, als ich versuche Autos anzuhalten. (ein paar hundert Meter in die Fahrtrichtung ist ein Krankenhaus).
Als ich überlegte, was ich jetzt machen soll, hält auch schon die Polizei.
Ich höre noch wie ins Funkgerät gesprochen wird: "Hilflose Person auf der ...".
Dann bin ich dran. "Bitte Personalausweis". Habe mich dann verzogen. (permanent überlegt ob mein Fahrrad verkehrssicher ist...)
Wochen später: Eine Einladung als Zeuge beim Verfahren gegen die Frau wegen Gefährdung des öffentlichen Verkehrs.

OliverT
12-01-2021, 09:13
Was möchtest du uns mit der Geschichte mitteilen?

Banger
12-01-2021, 10:02
Ich habe hin und her überlegt ob ich die nachfolgenden Zeilen schreiben soll ... und mich jetzt dazu entschieden das mit euch zu teilen.

Bin gestern in FFM an einem Mann vorbei gefahren der auf der Straße kniete und es nicht schaffte aufzustehen; vor mir fuhren mindestens 4 Autos weiter. Dann habe ich aber doch angehalten und das Auto mit Warnblinker auf der rechten Spur (2spurige Straße) abgestellt. Die 5m zurück gelaufen und und ihn angesprochen. Sehr ungepflegte Person mit Artikulationsproblemen. OK dachte ich mir: Von der Straße muß er runter. Also den nächsten Mann angesprochen und ihn gebeten mir zu helfen. Der hat sofort mit angepackt und wir haben den Mann von der Straße bekommen und ein paar Meter beim gehen gestützt. Er konnte dann alleine "weitertorkeln".
Als ich mich auf den Weg zu meinem PKW mache kommt eine Polzeistreife angefahren und hält auf der lnken Spur neben meinem Wagen. Die Beamtin auf der Beifahrerseite läßt das Fenster runter und fragt mit aufforderndem Ton "Sie fahren sicher sofort weiter?". Ich erkläre die Situation und die erste Antwort: "Die sind hier alle so drauf." (So nach dem Motto hier gibt es viele Asoziale.) Dann hat sich ihr Kollege immerhin bemüßigt gefühlt sich bei mir zu bedanken und und mich zu bitten jetzt weiter zu fahren.
Die 2 haben dann die Situation beobachtet und sind letztlich neben ran gefahren und ausgestiegen um nach dem Mann zu schauen. Ich hatte erst das Gefühl sie fahren weiter obwohl ich ihnen gesagt habe das der Mann sicher Hilfe braucht.

Jetzt was mich immer noch irritiert:
1. Keiner ist aktiv geworden und hat dem Mann Hilfe angeboten. Normal heutzutage?
2. Ist die Polizei etwas gleichgültig gegenüber menschlichem Leid?


Gruß
Alfons.

zu1) Es kommt wirklich auf die Situation und die Gegend an!
Ich rufe grundsätzlich einen RTW wenn jemand bewusstlos oder verletzt auf der Straße liegt,
wenn aber ein Junkie seinen Rausch ausschläft dann lass ich ihn in Ruhe.
Bei uns in der Stadt gibt es auch einen Platz wo das Klientel immer rumhängt und dann gehe ich auch normal vorbei.
zu2) Es kommt wirklich auf die Gegend an und es kommt vor das die Polizei so reagiert wie bei deinem Fall!