Großes Chenmieunglück vor 100 Jahren in Deutschland [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Großes Chenmieunglück vor 100 Jahren in Deutschland



Kusagras
21-09-2021, 20:03
Zufällig grade in der FAZ entdeckt: Erinnert auch an die Explosion in Libanon. Hatt ich noch nie davon gehört, obwohl die Ausmaße ja gewaltig waren:


...Es ist ein Inferno wie im Katastrophenfilm – aber ganz real, vor 100 Jahren, im pfälzischen Oppau am Rhein. Erst eine Explosion, dann noch eine. Die Druckwelle ist gewaltig. Allein in Oppau werden mehr als 1000 Gebäude zerstört und ebenso viele beschädigt. Die Detonationen lassen noch im 70 Kilometer entfernten Frankfurt am Main Fensterglas bersten. Der Knall war so laut, dass man ihn in München noch hören konnte. Am Ende zählen die Behörden bei dem schwersten Chemieunfall der deutschen Geschichte mehr als 500 Tote. Am Dienstag jährt sich das Unglück in der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF) zum 100. Mal.

Die Explosionen hatten sich in einem Silo ereignet, in dem 4500 Tonnen Ammonsulfatsalpeter lagerten. Der von der BASF entwickelte Mischdünger hatte die Eigenschaft, bei der Lagerung zusammen zu backen und hart zu werden. Vor dem Verladen wurde er deshalb mit einem Sicherheitssprengstoff gelockert. Dieser sei zuvor getestet und bereits 20.000 Mal angewendet worden, hieß es. Doch am 21. September 1921 kommt es bei einer Routinesprengung um 7.32 Uhr zur Katastrophe.

:ups:

concrete jungle
21-09-2021, 23:09
Da ging schon öfter was, Anfo ist ein schlummernder Riese:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ammoniumnitrat#Katastrophen

und generell besser weit weg von so Fabriken wohnen... :

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Chemiekatastrophen

Tyrdal
22-09-2021, 07:09
Zufällig grade in der FAZ entdeckt: Erinnert auch an die Explosion in Libanon. Hatt ich noch nie davon gehört, obwohl die Ausmaße ja gewaltig waren:



:ups:

Die Frage die sich mir als Chemie-Laie stellt: Wieso entzündlche Stoffe mit Dynamit lockern?

Hafis
22-09-2021, 15:56
Die Frage die sich mir als Chemie-Laie stellt: Wieso entzündlche Stoffe mit Dynamit lockern?

'Sicherheitssprengstoff' hat zuvor 20 000 mal geklappt, bei dieser 'Routinesprengung' ist dann wohl irgendwas anders gewesen als zuvor.
Aus diesem Grund hat man übrigens neue Sicherheitsvorschriften erlassen,
da heißt es unter anderem: "Die Auflockerung verhärteter Düngermassen darf nur auf mechanischem Wege erfolgen. Das Sprengen mit Sprengstoffen ist verboten." (Merkblatt sichere Lagerung von festen ammoniumnitrathaltigen Düngemitteln in Deutschland) (https://www.beiselen.de/wp-content/uploads/Merkblatt_Lagererung_DM_2011.pdf)

ThomasL
23-09-2021, 06:39
Darüber habe ich mal ein Referat halten dürfen (also über das Haber - Bosch Verfahren und in diesem Zusammenhang bin ich auch auf dieses Unglück gestoßen).
Wer sich dafür interessiert: https://www.chemie.de/lexikon/Haber-Bosch-Verfahren.html

Tyrdal
23-09-2021, 07:42
'Sicherheitssprengstoff' hat zuvor 20 000 mal geklappt, bei dieser 'Routinesprengung' ist dann wohl irgendwas anders gewesen als zuvor.
Aus diesem Grund hat man übrigens neue Sicherheitsvorschriften erlassen,
da heißt es unter anderem: "Die Auflockerung verhärteter Düngermassen darf nur auf mechanischem Wege erfolgen. Das Sprengen mit Sprengstoffen ist verboten." (Merkblatt sichere Lagerung von festen ammoniumnitrathaltigen Düngemitteln in Deutschland) (https://www.beiselen.de/wp-content/uploads/Merkblatt_Lagererung_DM_2011.pdf)

Hab ich gelesen, klingt in meinen Ohren aber so wie die Einstellung zur Arbeitssicherheit von manchen US-Tischlern. Das kann Jahrzehnte gut gehen und dann sind die Finger doch ab. Aber bin da wie gesagt Laie.

angHell
23-09-2021, 12:41
https://de.wikipedia.org/wiki/Explosion_des_Oppauer_Stickstoffwerkes#Ungl%C3%BCc ksursachen_und_-verlauf

Paradiso
23-09-2021, 20:00
'Sicherheitssprengstoff' hat zuvor 20 000 mal geklappt, bei dieser 'Routinesprengung' ist dann wohl irgendwas anders gewesen als zuvor.


Auf Spiegel Online gibt es auch einen längeren Bericht und eine wahrscheinliche Ursache:

"

Damit es nicht mühsam mit Hacke, Spaten und Bagger abgebaut werden musste, lockerte man die Düngemittelberge regelmäßig mit Dynamit auf.

Diese Routine mutet irrwitzig an, wurde aber jahrelang praktiziert, weil das Mischsalz mit einem Nitratanteil unter 60 Prozent als nicht zündfähig galt. 20.000 Mal war nichts passiert ,beim 20.001. Mal explodierte die Fabrik.

Die (erst später erkannte) höchstwahrscheinliche Ursache: Durch ein neu eingeführtes Sprühtrocknungsverfahren hatte sich das Düngesalz teilweise entmischt, der Nitratanteil im Dünger war gestiegen; an manchen Stellen lag im Oppauer Silo sogar reines Ammoniumnitrat vor, jene Substanz, die 2020 auch zur verhängnisvollen Detonation im Hafen von Beirut führte.

"

https://www.spiegel.de/geschichte/basf-explosion-in-oppau-1921-das-ende-der-welt-schien-gekommen-a-4e0b12f0-32d1-48ca-bbbf-c96493c1a986