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Vollständige Version anzeigen : QiGong freie Bewegung



Chester
13-06-2022, 21:12
Was haltet ihr von QiGong in dieser Art?
Nutzt ihr das oder macht ihr das? Ist das Bestandteil eures IMA Trainings?

Oder ist das eine spezielle Richtung von QiGong? Kann man das auf Stile/Lehrer eingrenzen?


https://www.youtube.com/watch?v=GLgpU5Eaaoc

va+an
14-06-2022, 11:54
[QUOTE=Chester;3851935]Was haltet ihr von QiGong in dieser Art?
Nutzt ihr das oder macht ihr das? Ist das Bestandteil eures IMA Trainings?

Oder ist das eine spezielle Richtung von QiGong? Kann man das auf Stile/Lehrer eingrenzen?


Hi!

Was ist deine Zielsetzung?
Gesundheit?
Kampfkunst?
Flexibilität?
Ruhe?
Entspannung?
Meditation?
Atmung?

Je nachdem was deine Zielsetzung ist, suchst man sich dann auch eine "Richtung/Stil/Lehrer" aus.
(Habe das Video nur gesamt 20 sek mit Vorspulen gesehen)

Grüße

GilesTCC
14-06-2022, 14:48
Was haltet ihr von QiGong in dieser Art?
Nutzt ihr das oder macht ihr das? Ist das Bestandteil eures IMA Trainings?

Oder ist das eine spezielle Richtung von QiGong? Kann man das auf Stile/Lehrer eingrenzen?

Ich habe mir nicht alles aber schon 70% des Videos aufmerksam oder 'nebenbei' geschaut. Ich finde ihre Stimme und ihre Art etwas gewöhnungsbedürftig, am Anfang fand ich ihre Manier ein bisschen, nun, 'eso' oder kitschig. Aber das war mein Vorurteil. Im Grunde genommen, finde ich, sie macht die Sache oder zumindest die Anleitung und Beschreibung ganz gut. Als Übender kann man prinzipiell mit allem gehen, was sie beim Üben erzählt, und davon profitieren. (Wenn du nicht schon deutlich weiter vom Level her bist, aber auch da liegt sich nicht 'falsch'). Man könnte auch andere Bilder benutzen, andere Sachen mehr hervorheben, aber das ist nebensächlich. Manchmal übe ich ähnlich. Persönlich rede ich (beim Unterrichten) nicht, oder kaum, vom "Qi". Ich formuliere es mehr im Sinne von "Öffnen, Loslassen, lasse zu, was kommt" ohne auf "Qi" zu fokussieren. Und ich würde nicht sagen, "You don't use your muscles", sonder "You use your muscles differently, don't feel 'strong' ". Aber nochmal, dieses Video ist mehr 'gut' als 'nicht gut'.

Ich finde diese Trainingsweise nicht so ungewöhnlich oder speziell, sondern eher eine Art von relativ weit verbreitetem IMA-Training. Es kann auf jeden Fall als ein Teil von Kampfkunsttraining dienen. Natürlich kommen eine Menge andere Sachen dazu, aber das spricht für sich. (Führe ich hier nicht weiter aus). Diese Dame selber scheint nur Formen zu unterrichten, kein Tuishou, geschweige weiterführende Elemente. Macht nichts. Jeder kampfkunst-interessierter IMA'ler kann (sollte?) manchmal auch so trainieren.

Chester
14-06-2022, 16:33
Ich finde diese Trainingsweise nicht so ungewöhnlich oder speziell, sondern eher eine Art von relativ weit verbreitetem IMA-Training.

Im Chen wird eigentlich jede Bewegung in Bahnen geleitet. Ob Form oder Qigong.
Ein sich selbst ausbalancierendes Qi das macht was es will gibt es nicht.

Man sieht sonst keine ZZ Videos in denen komische, spontane Qi-eigenwillige Bewegungen Teil des gewollten Prozesses sind.

Das kenne ich so nur von einer anderen Schule. Und auch die haben die Beckenkippung so wie beschrieben.
Was z.B. im Vergleich zu Chen auch unterschiedlich ist.

Daher meine Frage, ob das evtl. irgendwie einen Ursprung hat der sich eingrenzen lässt.

Ich finde den Ansatz interessant und nicht zu alltäglich in den IMA.
Allein diese spontanen Qi Bewegungen wahrzunehmen und zuzulassen ist ein Anzeichen eines gewissen Levels.
(Auch wenn es vermutlich nur ein muskuläres Zusammenspiel zwischen den Polen linkes Bein, rechts Bein ist welche diese Bewegungen einleiten gepaart mit meditativem Trance Zustand oder so.)

Gast
14-06-2022, 17:51
Im Chen wird eigentlich jede Bewegung in Bahnen geleitet. Ob Form oder Qigong.
Ein sich selbst ausbalancierendes Qi das macht was es will gibt es nicht.

Man sieht sonst keine ZZ Videos in denen komische, spontane Qi-eigenwillige Bewegungen Teil des gewollten Prozesses sind. Bei uns gibt es das als definierten Prozess während einer bestimmten Phase der Entwicklung.
Ich übe in einer Linie der longmen pai. Ich bin aber noch zu sehr Anfänger und zu sehr aussen, um das im Rahmen der Schule angemessen einordnen bzw. verorten zu können.

Gast
14-06-2022, 19:16
Das kenne ich so nur von einer anderen Schule. Und auch die haben die Beckenkippung so wie beschrieben.
Was z.B. im Vergleich zu Chen auch unterschiedlich ist.



Wie ist die Beckenkippung da? (Im Unterschied zum Chen dass du praktizierst?)

Habe nur ganz kursorisch durch das Video geklickt, mein spontaner Eindruck von ihr ist aber, dass sie ganz gut integriert ist.

Chester
14-06-2022, 20:07
Wie ist die Beckenkippung da? (Im Unterschied zum Chen dass du praktizierst?

Sie kippt das Becken nach vorne ein. Wie z.B. im Wing Chun.

Im Chen ist es lockerer, freihängender, mobiler.

Ich nenn mal beides korrekt mit unterschiedlichem Nutzen/Auswirkungen.

GilesTCC
14-06-2022, 20:41
Eigentlich habe ich mich hauptsächlich auf ihre Anleitungen fürs Zhan Zhuang bezogen, was Körper und Geist da tun können. Das finde ich recht gut und zugleich 'normal' im guten Sinne. Die 'freien/spontanen' Bewegungen am Ende finde ich auch gut, manchmal mache ich ähnliches, aber das ist tatsächlich ein bisschen 'spezieller'.



Sie kippt das Becken nach vorne ein. Wie z.B. im Wing Chun.

Im Chen ist es lockerer, freihängender, mobiler.

Ich nenn mal beides korrekt mit unterschiedlichem Nutzen/Auswirkungen.

Ich sehe, was du meinst, aber das ist hier sicherlich nicht so extrem wie die bekannte Wing Chun-Beckenhaltung. Vielleicht ein klein bisschen zu sehr gekippt, aber wir sehen sie nie richtig von der Seite und die Kameraperspektive könnte etwas verfälschen, schwer zu sagen. Wie ich es übe und unterrichte, soll das Becken jedenfalls frei 'hängen, in keiner 'Haltung' sondern in einer freien gelösten Zone zwischen jeweils nach vorne oder nach hinten gekippt. Die Lendenwirbeln und die Hüften (und die Iliosakralgelenke) bekommen so eine maximale Freiheit. Ich nenne es mal "hanging the bucket in the well".

Bücherwurm
14-06-2022, 20:59
komische, spontane Qi-eigenwillige Bewegungen

Was ist das?

Chester
14-06-2022, 21:36
Was ist das?

Man bewegt sich einfach ohne eigenes zutun. Teils wenig, manchmal heftig.
Was das ist? Vermutlich sich regulierende Verspannungen oder ein Feuerwerk im Neversystem oder sowas in der Art.

Geht das in Richtung Kundalini?


https://www.youtube.com/watch?v=5vNVtrDhlMs

Chester
15-06-2022, 11:21
Bin mir nicht sicher, ob das nur eine (Reinigungs-Phase sein soll oder nicht.

Wäre interessant zu erfahren was longmen pai dazu lehrt.

Bücherwurm
15-06-2022, 11:25
Man bewegt sich einfach ohne eigenes zutun. Teils wenig, manchmal heftig.
Was das ist? Vermutlich sich regulierende Verspannungen oder ein Feuerwerk im Neversystem oder sowas in der Art.


ok. Du sprichts also von "bewußtem Zutun".

Chester
15-06-2022, 11:41
ok. Du sprichts also von "bewußtem Zutun".

Eben genau ohne.

Nick_Nick
15-06-2022, 17:21
Wie ich es übe und unterrichte, soll das Becken jedenfalls frei 'hängen, in keiner 'Haltung' sondern in einer freien gelösten Zone zwischen jeweils nach vorne oder nach hinten gekippt. Die Lendenwirbeln und die Hüften (und die Iliosakralgelenke) bekommen so eine maximale Freiheit. Ich nenne es mal "hanging the bucket in the well".

Ist da durch entspanntes Hängen des Beckens eine leichte "Spannung" in den Hüften (so dass Beine und Becken sozusagen eine stabile Brücke aufspannen)? Oder ist da wirklich komplette Entspannung?

Gast
15-06-2022, 18:16
Bin mir nicht sicher, ob das nur eine (Reinigungs-Phase sein soll oder nicht.

Wäre interessant zu erfahren was longmen pai dazu lehrt.Wenn ich es denn richtig verstehe ...
... aus dem Üben der richtigen Alignements beim Stehen gibt es zuerst mal spontane Muskelbewegungen. Das ist einigermaßen grob. Und legt sich relativ schnell wieder.
Dann gibt's Reaktionen des Nervensystems.
Und schließlich, und darum geht es vor allem, "Aktivität" des faszialen Gewebes. Ist huang ein geläufiger Begriff?

Insgesamt geht es um eine "Klärungsphase". Der Körper sortiert sich. Kanäle öffnen sich. Verbindungen stellen sich her.

Unter Reinigung verstehen wir noch einmal etwas anderes. Dabei sollte es dann gerade keine spontanen Bewegungen geben. Das, was ausgeleitet werden soll, soll sich keine "eigenen Wege" kreieren, sondern durch die offenen Strukturen nach aussen geführt werden.

Ähhhh ... oder so ...

Katamaus
16-06-2022, 02:24
Ist da durch entspanntes Hängen des Beckens eine leichte "Spannung" in den Hüften (so dass Beine und Becken sozusagen eine stabile Brücke aufspannen)? Oder ist da wirklich komplette Entspannung?

Ist das so einfach? Also das mit der „kompletten Entspannung“? Ich hab da mal was von „Gesäß öffnen“ und „Dantien sinken lassen“ gehört. Mein Physio meint, das habe automatisch eine Spannung des Beckenbodens zur Folge, da man sonst umfiele…

Will heißen: Ohne Spannung fällt man um. Sollte die Frage nicht viel mehr heißen „Was spannt man bewusst an oder was bewusst nicht?“ Oder arbeitet man lieber in Bildern und wenn ja, wie sehen die aus?

Pansapiens
16-06-2022, 03:46
Im Chen wird eigentlich jede Bewegung in Bahnen geleitet. Ob Form oder Qigong.
Ein sich selbst ausbalancierendes Qi das macht was es will gibt es nicht.


Das sehe ich differenzierter.

1.) Zunächst mal "im Chen". Es gibt ja verschiedene Substile von Chen und die Meinungen darüber, in wie weit, die das Gleiche machen, gehen auseinander.
2.) würde ich zwischen Übung und "Anwendung" unterscheiden und mit Letzterem nicht die Übung der Anwendung meinen
3.) Würde ich in der Übung unterscheiden, was dabei auftreten kann und was dabei üblicherweise geübt wird.

@2.) Es gibt z.B. die Anekdote von einem bekannten Chenvertreter, dass der - wenn ich mich recht erinnere etwas angeheitert (?) - bei einem öffentlichen Auftritt von einem Judoka von hinten "getestet" wurde.
Er hat wohl noch gemerkt, dass sein Dantian "lädt" aber warum der Judoka, den er gar nicht bemerkt hatte, plötzlich in die Peripherie geflogen ist, hat er erst im Nachhinein verstanden.


@3.) Auch in der stehenden Säule gibt man nur einen groben Rahmen vor und überlässt dann die Dinge ihrem Lauf, auch wenn sich das eventuell nicht in Bewegungen ausdrückt.
Den Dingen ihren Lauf lassen kann dann auch so aussehen, dass man nicht die Arme im ZZ in einer festen Position und Höhe wie festgeschraubt wie ein ein Soldat des Wachbataillons hält, sondern das etwas freier sieht.
Bei mir gibt es dann Phasen mit mehr Qi-Konzentration im Dantian, bei denen die Hände tiefer sind und die Haltung geschlossener und solche, bei denen die Energie die Arme und Hände nach oben treibt und die Haltung öffnet.
Das mag nicht die reine Übung sein, aber etwas was passieren kann.
Und das Schütteln, das in der Anfangsphase als das Treffen von Qi auf Widerstände interpretiert wird, kann auch gerichteter werden, und sich als fajinartige Bewegungen , bei denen verschiedene Muskelketten aktiviert werden, ausdrücken.
Das sind dann teilweise Bewegungen, die man so bewusst gar nicht so einfach hinbekommt.
(Natürlich nicht die reine Lehre)



Man sieht sonst keine ZZ Videos in denen komische, spontane Qi-eigenwillige Bewegungen Teil des gewollten Prozesses sind.

Das kenne ich so nur von einer anderen Schule. Und auch die haben die Beckenkippung so wie beschrieben.
Was z.B. im Vergleich zu Chen auch unterschiedlich ist.

Daher meine Frage, ob das evtl. irgendwie einen Ursprung hat der sich eingrenzen lässt.


Spontanbewegungen, sind etwas was IMO natürlich auftreten kann und wenn man sich drauf einlässt, oder diese zulässt muss man da keiner bestimmten Schule folgen.
Daher wird es eher in verschiedenen der meines Wissens über 2.000 Qigong-Richtungen auftreten, eher mit dem Ursprung, dass es halt etwas Normales ist, als dass da irgendwer was Besonderes entdeckte und von dem alles ausging. Es ist IMO eher die Frage, ob man das gezielt kultiviert, unterdrückt oder als nicht besonders zu beachtende Übergangsphase betrachtet.

Als Schule, bei der so etwas explizit geübt wird - jetzt nicht unbedingt im ZZ - kann ich dir Chan Mi Gong nennen.
CMG hat Wurzeln im Tantra und die Wirbelsäule (Stichwort Kundalini) spielt eine zentrale Rolle.
Dort gibt es "schon" in der Basisübung einen Teil mit freiem Bewegen.
Und es gibt explizites spontanes Qigong: "Shuan Yun Gong" "die doppelte Wolkenübung".
Dagegen ist das, was ich im Eingangsvideo gesehen habe (hab das nun nicht ganz durchgeguckt, Du hättest schon mal sagen können wann die Action losgeht) eher schnarchig.
Ich habe da den Eindruck gewonnen, dass viele Leute das Bedürfnis haben, sich teilweise extremen Bewegungsäußerungen hinzugeben.
Im Westen gab es übrigens mal den Mesmerismus oder "animalischen Magnetismus", bei dem sich die Menschen meines Wissens auch spontanen Körperausdrücken hingeben konnten:


Mit einem Wink seines Stabs oder einer Bewegung seiner Hand konnte Franz Anton Mesmer seine Patienten in eine Trance versetzen – eine sogenannte heilsame und reinigende Krise – die sich durch starke Zuckungen, Lachanfälle oder gellende Schreie äußerte.

https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2021/12/mesmerismus-verrueckte-idee-betrug-oder-ursprung-der-hypnosetherapie

PS: Google doch mal "spontanes Qigong", da findest Du z.B. so was:

https://needles-and-qi.de/pdf/veroeffentlichungen/Artikel_TJCQigong-Druckfassung.pdf#:~:text=Spontanes%20Qigong%20z%C3 %A4hlt%20zum%20Formenkreis%20des%20Neigong%20%28In neres,wiederholt%2C%20so%20dass%20selbst%C3%A4ndig es%20%C3%9Cben%20bald%20m%C3%B6glich%20ist.

und auch viele Filmchen...

Gast
16-06-2022, 06:12
Zugelassene oder sogar gewünscht herbeigeführte spontane Bewegungen gibt es in vielen Qigong-Richtungen sowie in anderen körpertherapeutischen, spirituellen etc. Praktiken.

Chester schrieb ja spezielle von spontanen Bewegungen im Zhan Zhuang, aber vielleicht war da nicht so eng gemeint?

GilesTCC
16-06-2022, 08:45
Ist da durch entspanntes Hängen des Beckens eine leichte "Spannung" in den Hüften (so dass Beine und Becken sozusagen eine stabile Brücke aufspannen)? Oder ist da wirklich komplette Entspannung?

Hier kommen wir in Bereichen, wo die ‚westliche‘ Sprache genauso unscharf wie die ‚östliche‘ wird. Damit meine ich, dass ‚Entspannung‘ genauso unscharf als Begriff für praktische Bewegungsanleitung wird wie ‚Qi‘, ‚Yi‘, ‚Shen‘ usw. Und trotzdem gibt es keine wirklich besseren 'normalen' Begriffe, wenn das alles sprachlich läuft. Wie auch Pansapiens schon schreibt (so ungefähr, ich führe es weiter): Bei vollkommener Entspannung tut sich gar nichts mehr. Du liegst in einem Haufen auf dem Boden, und tot bist du auch bald, da Herzmuskeln und Zwerchfell auch konsequent und gänzlich entspannt sind. Trotzdem ist ‚Entspannung‘ auf einer Ebene durchaus erstrebenswert, nämlich als ein subjektives Gefühl/eine subjektive Wahrnehmung, die man immer mehr vertiefen und radikaler machen kann, um die eigene motorische Steuerung und Leistung immer effizienter zu machen. Um die notwendige ‚Arbeit‘ und die entstehenden Kräfte immer besser durch den ganzen Körper zu verteilen. Da gibt es auch den Begriff ‚Wohlspannung‘. Sache ist, um eine wirkliche Wohlspannung zu erreichen, muss man sich beim Training manchmal (oder sehr oft) so sehr subjektiv entspannen – ob ganzkörperlich oder im spezifischen Bereichen – dass man erstmal denkt „Das geht doch gar nicht, das ist unsinnig/unmöglich“. Faktisch soll diese ‚Entspannung‘ außerdem geschehen, ohne dass du überhaupt dabei ‚kollabierst‘ bzw. ‚zusammensackst‘. Du kannst dich dabei eigentlich immer mehr aufrichten, was natürlich auch viele Muskel(ketten) durchaus beansprucht und auch anstrengend sein kann.

Um direkter auf deine Frage zurückzukommen: Ein entspanntes Hängen des Beckens (und damit die Lendenwirbeln) könnte erstmal eine ‚Spannung‘ in den Hüften erzeugen. Das ist okay, damit bist du eine Etage tiefer gerutscht sozusagen, aber dann gilt es, auch die Spannung in den Hüften allmählich aufzulösen. Und auch in den Beinen. Inklusiv Knie und Sprunggelenke. Und die Spannung in den Füßen selbst. Also Etage für Etage tiefer (was nicht per se bedeutet, man soll tiefer stehen). Also wäre m.E. „eine stabile Brücke in Beinen und Hüften aufspannen“ okay als Zwischenstufe, aber noch besser dieses Gefühl von einer Brücke auch auflösen (weil etwas starr). Stabilität ist natürlich sehr wichtig, aber – genau wie ‚Kraft‘ - als Resultat von Bewegung und Lösung und ‚Idee‘. Scheitel und Fußsohlen sind verbunden, alles andere ist gelöst/integriert/leicht+schwer/chaotisch/verbunden. Ja, die Sprache…. .

‚Spannung‘ hier immer im Sinne von unnötiger/blockierender/parasitärer Spannung . ‚Entspannung‘ ebenfalls wie im ersten Absatz definiert. Stück für Stück, über Minuten/Stunden/Tagen/Monaten/Jahren (mit Umwegen und Rückschlägen) kommt man damit in einen Zustand der ‚Gelöstheit‘ wo der Körper und die Bewegungen sich zunehmend leicht und auch schwer anfühlen, sinkend/loslassend/aufsteigend. Wenn man sich solo bewegt und auch (die große Herausforderung), wenn Kräfte und Stress von außen kommen. Dann wird es wirklich spannend, was dabei herauskommen kann.

-->>> Wichtig: Wenn man sich im unteren Rücken, Becken, Hüften usw. wie beschrieben ‚entspannt‘, und damit in ein besseres körperliches Alignment kommt, dann werden die Oberschenkel aufjaulen. Das ist gut – es ist ein ganz anderer Schmerz, als Rücken- und Knieschmerzen. Faustregel für die Entspannung: Nacken, Schulter, Rücken und Knie fühlen sich alle gelöst und glücklich; die Oberschenkel jammern „Alter, Gnade, das kannst du uns nicht antun!!“ :ups::D

Bücherwurm
16-06-2022, 17:20
Ist das so einfach? Also das mit der „kompletten Entspannung“? Ich hab da mal was von „Gesäß öffnen“ und „Dantien sinken lassen“ gehört. Mein Physio meint, das habe automatisch eine Spannung des Beckenbodens zur Folge, da man sonst umfiele…

Will heißen: Ohne Spannung fällt man um. Sollte die Frage nicht viel mehr heißen „Was spannt man bewusst an oder was bewusst nicht?“ Oder arbeitet man lieber in Bildern und wenn ja, wie sehen die aus?

Ein Teil der Muskulatur spannt sich durch die Wirkung der Schwerkraft, Quatrizeps femoris z.B. Ein weiterer Teil wird benutzt, die Körperposition zu steuern und den Körper bei der Optimal-Struktur zu halten. Je kleiner die Abweichungen von der Optimalstruktur, desto geringer der Muskeleinsatz zur Korrektur, und umgekehrt. Stichwort "Verfeinerung".

Ziel ist also, den Körper optimal gegen die wirkende Kraft auszurichten, im ersten Moment die Schwerkraft, wenn ein Partner ins Spiel kommt, erweitert sich das System. Der muskuläre Aufwand soll minimiert werden, bei gegebener Aufgabenstellung.

Nick_Nick
16-06-2022, 22:47
Ist das so einfach? Also das mit der „kompletten Entspannung“? Ich hab da mal was von „Gesäß öffnen“ und „Dantien sinken lassen“ gehört. Mein Physio meint, das habe automatisch eine Spannung des Beckenbodens zur Folge, da man sonst umfiele…

Will heißen: Ohne Spannung fällt man um.


Ist schon klar, dass man bei komletter Entspannung umfällt oder tot ist; unsauber von mir formuliert. Ich finde die Aussage von GilesTCC gut, "Und ich würde nicht sagen, "You don't use your muscles", sondern "You use your muscles differently, don't feel 'strong' ".

Ansonsten ist´s wohl das ganze Geheimnis, zu jedem Zeitpunkt die maximal mögliche Entspannung hinzubekommen.



Sollte die Frage nicht viel mehr heißen „Was spannt man bewusst an oder was bewusst nicht?“ Oder arbeitet man lieber in Bildern und wenn ja, wie sehen die aus?

Kannst sie ja mal stellen.


@ GilesTCC

Vielen Dank für die Erklärungen! Erweitert ordentlich den Horizont und gibt Futter zum Probieren und Üben :).



-->>> Wichtig: Wenn man sich im unteren Rücken, Becken, Hüften usw. wie beschrieben ‚entspannt‘, und damit in ein besseres körperliches Alignment kommt, dann werden die Oberschenkel aufjaulen. Das ist gut – es ist ein ganz anderer Schmerz, als Rücken- und Knieschmerzen. Faustregel für die Entspannung: Nacken, Schulter, Rücken und Knie fühlen sich alle gelöst und glücklich; die Oberschenkel jammern „Alter, Gnade, das kannst du uns nicht antun!!“ :ups::D

Redest du vom normalen aufrechten Stand oder von etwas wie dem Ma Bu-Stand?

Katamaus
17-06-2022, 00:15
Ansonsten ist´s wohl das ganze Geheimnis, zu jedem Zeitpunkt die maximal mögliche Entspannung hinzubekommen.

Einig.


Kannst sie ja mal stellen.


Tue ich öfters. Nur nicht hier. :D

Ansosnten hat Giles ja auch im weiteren sehr schön beschrieben, so dass meine Einwände damit obsolet wurden. Mit der Einschränkung, dass wenn die Oberschenkel zu kaputt sind, man sich leider auch wieder nen Hexenschuss holen kann, wie ich erst kürzlich wieder erfahren durfte. :(

GilesTCC
17-06-2022, 12:23
Ist schon klar, dass man bei komletter Entspannung umfällt oder tot ist; unsauber von mir formuliert. Ich finde die Aussage von GilesTCC gut, "Und ich würde nicht sagen, "You don't use your muscles", sondern "You use your muscles differently, don't feel 'strong' ".

Ansonsten ist´s wohl das ganze Geheimnis, zu jedem Zeitpunkt die maximal mögliche Entspannung hinzubekommen.

Könnte man vereinfacht sagen, gibt sicherlich schlechtere 'bottom lines' für das Training. Was bedeutet, auch wenn du dich bedroht fühlst (da sprechen die Mandelkerne mit, nicht nur die Vernunft, also ein ganz kleiner, sanfter Schubs kann schon dafür reichen) und auch noch in den Momenten, wo du selber 'aggressiv' agierst. Sprich, in den anderen reingehst.
Ich behaupte sicherlich nicht, ich bekomme das konsequent hin. Aber ich trainiere in diese Richtung und merke, wie viel das bringt.




@ GilesTCC

Vielen Dank für die Erklärungen! Erweitert ordentlich den Horizont und gibt Futter zum Probieren und Üben :).

Gerne :)


Redest du vom normalen aufrechten Stand oder von etwas wie dem Ma Bu-Stand?

Von allen Ständen/Positionen. Eher höher stehend, tiefer stehend (z.B. Ma Bu), auf einem Bein stehend z.B. in der Position 'Hände heben' oder 'Goldener Hahn'. Während man eine Form langsam durchläuft. Es ist lustig, wie jemand (eher AnfängerIn) in einer relativ unbedenklicher Position stehen kann und findet es erstmal nicht so anstrengend. Problem ist, er/sie ist nicht ganzkörperlich verbunden und hat keine Stabilität unter Druck. Und auf Dauer wird es wahrscheinlich aufs Knie oder auf den Rücken gehen. Dann mit einer relativ kleiner Justierung des Beckens ('hanging the bucket') wird es sofort anders. Der Oberschenkel meldet sich sofort, fängt an zu brennen und er/sie kann die Position nicht mehr so lang halten. Aber besser kurz und korrekt trainieren als lang und daneben.

GilesTCC
17-06-2022, 12:29
Mit der Einschränkung, dass wenn die Oberschenkel zu kaputt sind, man sich leider auch wieder nen Hexenschuss holen kann, wie ich erst kürzlich wieder erfahren durfte. :(

Oh, das klingt nicht schön :(
Eigentlich (ein magisches Wort, oder?) sollte diese Art zu stehen/bewegen nicht schädlich für die Oberschenkel sein. Und den Rücken entlasten. Es kann beim Üben in den Oberschenkeln tierisch brennen, das wird irgendwann wirklich 'bitter essen', aber ein paar Sekunden nachdem du aufhörst, ist der Schmerz ganz weg und die Oberschenkel wieder ein bisschen gestärkt. Hattest du schon eine Oberschenkelzerrung oder so was vorher?

-->> Der Thread schweift mittlerweile vom originalen Thema ab. Eventuell ein neuer Thread aufmachen? Andererseits ist ja momentan nicht so viel in diesem Unterforum los... :D

Katamaus
17-06-2022, 12:52
Eigentlich (ein magisches Wort, oder?) sollte diese Art zu stehen/bewegen nicht schädlich für die Oberschenkel sein. Und den Rücken entlasten. Es kann beim Üben in den Oberschenkeln tierisch brennen, das wird irgendwann wirklich 'bitter essen', aber ein paar Sekunden nachdem du aufhörst, ist der Schmerz ganz weg und die Oberschenkel wieder ein bisschen gestärkt. Hattest du schon eine Oberschenkelzerrung oder sowas vorher?

Nee, ich hab eigentlich recht kräftige Oberschenkel vom Karate. Aber die Belastung ist anders. Andererseits stehe ich recht tief a) weil ich es vom Karate so gewohnt bin und b) weil ich da besser spüre, was in meinem Körper passiert.

Aber es ist halt wie immer: wen man es übertreibt, kann es schon mal nach hinten losgehen. „Sogar“ im TCC. :D

Und ich hätte vielleicht am nächsten Tag Ruhe geben sollen anstatt noch ein Krafttraining mit Schwerpunkt Streckerkette und ein paar Runden Kreuzheben hinterherzuschieben. :biglaugh:

Letzten Endes bin ich auch einfach nicht gut oder geübt genug, um die Ernte für den Rücken bereits einfahren zu können. Vom Konzept her leuchtet mir das schon total ein. Auch mein Physio sagt immer so schön: „Es geht immer ums Loslassen.“. Da bin ich traditionell und sportartbedingt allerdings echt schlecht drin.

Nachtrag: Witzigerweise stehen wir beim freien Kämpfen in Hüfte und Lenden ähnlich entspannt, nur unerfindlicherweise in der Kata nicht.

Bücherwurm
17-06-2022, 13:03
Nachtrag: Witzigerweise stehen wir beim freien Kämpfen in Hüfte und Lenden ähnlich entspannt, nur unerfindlicherweise in der Kata nicht.

Wettkampfnorm aus Japan.

Katamaus
17-06-2022, 13:22
Wettkampfnorm aus Japan.Jetzt wird es echt OT: ich vermute eher sowas wie altmodische japanische Didaktik trifft auf Europäer, die ohnehin noch Schwierigkeiten mit ihren ebenfalls faschistoid geprägten Erziehungsmethoden haben. Dazu noch ein paar Übersetzungsfehler und kulturelle Missverständnisse und fertig ist die Laube... äh... Katastrophe. :D

Gesendet von meinem SM-G986B mit Tapatalk

Bücherwurm
17-06-2022, 20:44
Jetzt wird es echt OT: ich vermute eher sowas wie altmodische japanische Didaktik trifft auf Europäer, die ohnehin noch Schwierigkeiten mit ihren ebenfalls faschistoid geprägten Erziehungsmethoden haben. Dazu noch ein paar Übersetzungsfehler und kulturelle Missverständnisse und fertig ist die Laube... äh... Katastrophe. :D

Gesendet von meinem SM-G986B mit Tapatalk

Naja - tiefer, stärker, more kime .. das ist schon japanischen Ursprungs. Und so kam es über den Teich. Das würde auch Henning unterschreiben, denk ich.

Pansapiens
17-06-2022, 21:18
Ich dachte, ich hätte auf das Thema Qigong und freie Bewegung geklickt...
Bin ich falsch abgebogen und im Japanviertel gelandet wo die Karateka mal wieder darüber diskutieren, wie degeneriert ihre Sportart ist? :gruebel:

Bücherwurm
17-06-2022, 22:57
Ich dachte, ich hätte auf das Thema Qigong und freie Bewegung geklickt...
Bin ich falsch abgebogen und im Japanviertel gelandet wo die Karateka mal wieder darüber diskutieren, wie degeneriert ihre Sportart ist? :gruebel:

Karate ist Qi Gong. Isso.

Katamaus
17-06-2022, 23:05
Bin ich falsch abgebogen und im Japanviertel gelandet wo die Karateka mal wieder darüber diskutieren, wie degeneriert ihre Sportart ist? :gruebel:Wenn man nur oberflächlich liest, könnte man diesen Eindruck bekommen

Gesendet von meinem SM-G986B mit Tapatalk

Nick_Nick
17-06-2022, 23:35
@ GilesTCC

Nochmal vielen Dank :).

Was die Entspannung angeht, hatte ich noch nicht mal an Stresssituationen gedacht. Da reichen schon Partnerformen, dort ein gutes Alignment hinzubekommen, neben anderen Übungszielen. Im Freikampf ist´s dann m.E. schon mehr als schwer genug, den Partner zu beobachten, um Lücken, Muster oder Reaktionen zu erkennen, gleich recht im eigenen Angriff. Aber auch da führt´s natürlich zur Entspannung zurück.



Von allen Ständen/Positionen. Eher höher stehend, tiefer stehend (z.B. Ma Bu), auf einem Bein stehend z.B. in der Position 'Hände heben' oder 'Goldener Hahn'. Während man eine Form langsam durchläuft. ...

Das ist dann wirklich interessant, dass auch im hohen Stand die Oberschenkel bei korrekter Entspannung stark arbeiten. In jedem Fall eine gute Referenz zum Kontrollieren :halbyeaha.

Pansapiens
18-06-2022, 03:07
Karate ist Qi Gong. Isso.

Gibt's denn spontanes Karate?

Bücherwurm
18-06-2022, 08:46
Gibt's denn spontanes Karate?

Müßte es?

Katamaus
18-06-2022, 08:52
Müßte es?

Ja. Wenn du im Kampf nicht spontan reagierst, verlierst du.

Pansapiens
18-06-2022, 10:06
Müßte es?

Nein, das ist aber Threadthema.

Gast
18-06-2022, 10:56
Ja. Wenn du im Kampf nicht spontan reagierst, verlierst du.Das, was ich aus dem nei gong / qi gong als spontane qi Bewegung kenne, ist gerade nicht geeignet als angemessene, spontane Reaktion auf einen Angriff. Sondern richtet sich ausschließlich nach den "Bedürfnissen" des eigenen Körpers. Es "verhindert" also z.B. einer Form zu folgen oder eine bestimmte Haltung einzunehmen.

Chester
18-06-2022, 11:59
Es "verhindert" also z.B. einer Form zu folgen oder eine bestimmte Haltung einzunehmen.

Eine spontane Bewegung im Kampf hat zweit Qualitätsmerkmale die zusammenhängen. Einerseits körperlich z.B. duch Vorspannung andererseits mental durch Gedanken. Ein eifacher Begriff der im westlichen Denken einfach fassbar ist wäre Flow.
Qigong mit spontaner Bewegung fördert sehr den Flow, reinigt den mentalen Aspekt und nimmt das verkopfte Element raus. Es muss nicht immer alles durch aktives Zutun kontrolliert werden. So auch im Kampf. Ist der Körper gelöst und im Einklang mit einem flexiblen Geist und sind keine Gedankenschleier vorhanden die das Mentale trüben kann spontan und ansatzlosagiert werden

Gast
18-06-2022, 12:18
Eine spontane Bewegung im Kampf hat zweit Qualitätsmerkmale die zusammenhängen. Einerseits körperlich z.B. duch Vorspannung andererseits mental durch Gedanken. Ein eifacher Begriff der im westlichen Denken einfach fassbar ist wäre Flow.
Qigong mit spontaner Bewegung fördert sehr den Flow, reinigt den mentalen Aspekt und nimmt das verkopfte Element raus. Es muss nicht immer alles durch aktives Zutun kontrolliert werden. So auch im Kampf. Ist der Körper gelöst und im Einklang mit einem flexiblen Geist und sind keine Gedankenschleier vorhanden die das Mentale trüben kann spontan und ansatzlosagiert werdenIch stimme dirf darin zu dass zifa gong hilft, den Körper vorzubereiten für spontane, freie Bewegungen in der Partnerarbeit oder eben im Kampf.
Die Bewegungen in der Partnerarbeit verhalten sich dann aber zu dem, was mir im Außen begegnet. Eben das, was der Partner einträgt, und mit dem mein Körper/Energie/Geist dann umgeht.
Die Bewegungen des zifa gong entstehen aber doch an dem, was mir im Innen als Blockade, Verunreinigung, gespeicherte Erfahrung etc. begegnet. Darum sind sie - jedenfalls in dem Üben, das ich kenne - in aller Regel dysfunktional. Sie stören massiv die Organisation allein schon des einfach nur stehenden Körpers. Darum üben wir z.B. auch, sie bewuß zu unterbrechen, wenn sie entweder zu massiv werden, oder wenn wir uns wieder funtkional bewegen sollen/möchten.

Gast
18-06-2022, 13:15
Ich gehe eigentlich davon aus, dass Katamaus mit den spontanen Bewegungen für den Kampf die spontanen Bewegungen aus dem Qigong etc. meinte ;)

Bücherwurm
18-06-2022, 14:56
Ich gehe eigentlich davon aus, dass Katamaus mit den spontanen Bewegungen für den Kampf die spontanen Bewegungen aus dem Qigong etc. meinte ;)

Ob das sein kann?

:)

Gast
18-06-2022, 15:48
Ob das sein kann?

:)

:ups:
Das kann nicht sein. Da fehlt natürlich ein "nicht" (gehe eigentlich nicht davon aus)

Katamaus
18-06-2022, 23:03
:ups:
Das kann nicht sein. Da fehlt natürlich ein "nicht" (gehe eigentlich nicht davon aus)

Ich habe keine Ahnung von QiGong, daher kann ich das nicht beurteilen. Die Frage, auf die ich geantwortet hatte, war aber auch eine andere („Gibt es spontanes Karate?“).

Ansonsten hat es Chester perfekt ausgeführt.

Gast
19-06-2022, 20:00
Das "spontane Karate" wäre in japanischer Terminologie Ausdruck der Befähigung zu rinki ôhen, der vollständigen Angepasstheit an alle Veränderungen und Wechsel. Welches seinerseits durch mushin, den leeren oder freien Geist ermöglicht wird.

Die spontanen Bewegungen oder Reaktionen des Körpers im Prozess der psycho-physischen Reinigung und Verfeinerung könnte man im Kontext von ji-ri, Technik/Körper und Prinzipien/Geist, als Teil auf dem Weg der ungehinderten Durchdringung von Technik und Prinzip (jiri muge) auffassen.

Um es mit Worten des Ittôsai sensei kenpôsho zu sagen:

"Wenn die eigene Technik und das zugrundeliegende Prinzip voll ausgebildet sind und man Technik und zugrundeliegendes Prinzip des Gegners erkennen kann, dass ist man in der Lage, sich dem Gegner anzupassen."

(Dem versierten Leser springen die Parallelen zu Sunzi, "Wer sich selbst und den Gegner kennt", natürlich förmlich ins Auge.)

Genug kluggeschissen für Sonntag Abend :gnacht:

scarabe
28-06-2022, 13:07
Etwas Ähnliches üben wir im Chen in etwas fortgeschritteneren Stufen, wenn wir soweit sind, daß genug Qi da ist, das den Körper bewegt und der Körper entsprechend entwickelt ist, daß Struktur/Pengjin und Fangsong jederzeit korrekt aufrechterhalten werden und die Bewegungen korrekt sitzen.

Es gibt dann, bezogen auf diesen Thread speziell für die Xinjia (aber auch für alle anderen Chen- Techniken/Bewegungen), Spiralübungen (und andere), bei denen wir durch Yi und ein kleines Falten dem Qi den Impuls geben und es läuft dann und steuert die Bewegung- allerdings nicht irgendwohin, sondern genau in den Bahnen, die wir zuvor hundertfach geübt haben.
Letztendlich, vereinfacht, Yin- zum Dantian zurück- und Yang- nach außen in die Gliedmaßen.

Hier kommt der Spruch zur Geltung " der Geist bewegt das Qi, das Qi bewegt den Körper"
Ist in der Laojia der Fluß sehr gleichmäßig, gibts in der Spiraligeren Xinjia durch Wellen und vor allem Falten etwas "intensivere" Aspekte.
Viele dieser Übungen ähnlen bekannten Qi Gong- Übungen, werden durch den Fokus Yi und eine spezielle Ausführung aber spezifisch an die erstrebten Ziele im Taiji ausgerichtet.

Allem voraus geht freilich die gründliche Vorbereitung,
also erst mal überhaupt lernen, Qi zu spüren, es zu mehren, zu leiten etc.
Die dafür üblichen Übungen sind ja bekannt, u.a. Zhan Zhuang, Spiralübungen etc.
Denn zuerst einmal lernt der Körper die Bewegung, bringt das Qi zum Fließen und löst Bockaden und dann, allmählich, wenn das Qi stärker wird und das Fangsong bei korrekter Struktur (Pengjin beachten) immer besser erhalten wird, übernimmt allmählich das Qi die Bewegung.

Was dann weiter gesteigert werden kann mittels speziellen Übungen, um Fali und Fajin zu generieren/ verstärken.
Ein längerer Weg von vielen kleinen Schritten.

Chester
03-07-2022, 06:59
Also kennst du das aus dem Chen auch nicht. Dann binn ich ja beruhigt :D

Was du beschreibst ist 'normales' Taiji.

Spontanes/freies QiGong oder wie man das nennen will geht nochmals eine meditative Ebene tiefer.