Würdet ihr heute immer noch BJJ anfangen? [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : Würdet ihr heute immer noch BJJ anfangen?



Björn Friedrich
12-07-2022, 13:43
Ich hab gerade gestern mal wieder ein bisschen Videomaterial über die Anfänge des BJJ außerhalb von Brasilien geschaut und, da kamen viele Erinnerungen aus der Anfangszeit hoch. Das Image war so komplett anders als heute und auch wenn sich der Sport extrem krass weiterentwickelt hat, fehlt mir heute schon etwas vom alten Spirit. Von daher, meine Frage. Vorausgesetzt ihr hättet noch keine BJJ Erfahrungen, würdet ihr heute (mit dem heutigen Image) BJJ noch einmal anfangen, oder wäre es nix für euch?

Ich glaube das heutige BJJ Image würde mich nicht dazu bringen, mit dem Jiu Jitsu anzufangen.

Kensei
12-07-2022, 14:41
Ich finde das Image heute eigentlich besser. Als ich in den 2000er Jahren studiert habe und im Hochschulsport ins BJJ eingestiegen bin, gabs eigentlich nur knallharte Wettkampfgruppen. Wer nicht entsprechend trainieren wollte, war relativ schnell wieder raus, was oft auch so gewollt war von den Gruppen. Bei uns hieß das "Charakterschule". Da wurden Neulinge schonmal richtig geknechtet in den ersten Trainings, um zu gucken ob sie durchhalten. Und es hieß zum Beispiel auch, wer Gürtel machen will muss an Wettkämpfen teilnehmen. So zumindest meine ersten Erfahrungen.

Heute habe ich eher das Gefühl, dass BJJ oder diverse Grapplingderivate (LL, CSW usw.) mehr in Richtung Breitensport gehen und auch mehr SV orientiert trainiert wird. Kenne einige Wing Chun, Krav Maga etc. Leute, die mitterweile in ihren Vereinen eine Grapplingsparte aufgemacht haben.

Ob das jetzt gute oder schlechte Entwicklungen sind, muss jeder für sich selber beurteilen. Ich denke BJJ und Co. sind heute zumindest einer breiteren Masse zugänglich.

Stixandmore
12-07-2022, 14:56
Image, heute, wie damals, ist und war mir egal....ich hab eine Notwendigkeit, im erlernen der Basics gesehen, da die anderen Sachen, die ich trainiere zwar Bodenkampf haben, der aber bei weitem nicht so ausgefeilt ist, wie im BJJ

Hug n' Roll
13-07-2022, 05:43
Individuell zu sehende Frage, individuelle Antwort:
Mich begleitet seit knapp 40 Jahren Judo. BJJ ist ein (wesentlicher) Aspekt, der mir 30 Jahre lang gefehlt hat und heute mehr Platz einnimmt, als alles, was ich 30 Jahre zuvor gemacht habe.
Für mich ist also die Sicht auf BJJ insofern zeitlos, dass mir ohne immer etwas Wesentliches fehlen würde.
Also ja, ich würde jederzeit und immer wieder damit anfangen und das ist für mich unabhängig von Image.

jkdberlin
13-07-2022, 06:51
Ich bin in den 90ern über das MMA (damals noch unter anderem Namen) ins Grappling und ins BJJ gekommen. Heute interessiert mich MMA nicht mehr so stark, obwohl ich sehr gerne mit Combat JiuJitsu rumspiele. Insgesamt ist aber die Masse der BJJ'ler heute viel größer. Von daher finde ich es heute besser, mit mehr Menschen grappeln zu können. Ich brauche dieses "Tough-Men" Image nicht.

Bärchen
13-07-2022, 07:21
BJJ war für mich immer nur ergänzend, um meinen KK-"Baukasten" zu erweitern. Image war mir da genauso wurschd, wie auch das pseudo-traditionelle Gehabe in anderen JJ-Sparten, ebenso wie Graduierungen im KK. Wobei auch ich zugeben muss, dass mir der - wie Björn es nennt - "Spirit" auch Anfang der 2000er mehr zugesagt hat. Da war das "Kampf" in "Kampfsport/-kunst" doch noch ausgeprägter. Heute wird auch viel Geschäft gemacht, daher muss man es einer breiten Masse zugänglich machen. Hinzu kommt ein "Lifestyle", der mir ziemlich auf den Senkel geht...aber na gut.
Tatsächlich ist für mich nach all der Zeit im SV Bereich ein entspanntes Rollen lieber. Alter und Verletzungen lassen sich halt nicht immer kaschieren...

SKA-Student
13-07-2022, 08:24
Image interessiert mich nicht.
Ich habe beim Krav Maga mit BJJ'lern "Sparring" gemacht und gemerkt, dass ich der Snack im Haifischbecken war.
Da ich die Notwendigkeit gesehen habe, aus SV-Sicht zumindest ein bisschen Bodenkampf zu können, habe ich angefangen und bin wie so einige süchtig geworden...

Wie so vieles im Leben - was ist schon Image? Wenn einem was gefällt (und es legal ist :D ), soll man es tun.
Mit meiner Musik war's auch so, immer Krams gespielt, den kaum jemand hören wollte - aber Spaß gehabt!

Björn Friedrich
13-07-2022, 10:15
Für mich war es einfach das, was ich immer gesucht habe. Als Royce damals mit seinen 80 Kilo und ohne große Brutalität UFC I und II gewonnen hat, war das für mich halt das personifizierte Idealbild von Kampfkunst. Der Schwache besiegt den Starken und es braucht dazu keine Brutalität. Das hat mich bis heute geprägt.

Kirke
13-07-2022, 16:06
Ich bin ja noch relativ frisch dabei, insoweit hat es mich nicht abgeschreckt :-)
Die ganze Legende um Vale Tudo und die ersten UFC gibt es ja weiterhin und prägt das Image immer noch mit.

Ich denke, BJJ bietet einfach heute viel mehr Möglichkeiten, ohne dass das alte ganz weg ist. Man kann sich selbst sein Paket zusammenstellen und knallhartes Competitiontraining machen, oder SV oder Fight Club oder einfach entspannt was für Körper und Seele tun. Man muß nur die passende Truppe finden und in vielen Gyms hat man mehrere dieser Gruppen vertreten.

Zum Image noch ein Gedanke: BJJ ist kein geheimer Club mehr, um den sich Mythen ranken, das Geheimnis ist "enttarnt" und über das Internet der Breite zugänglich. Das steigert das Niveau des Sports enorm. Und die alten "Hüter" des Geheimnis, die Gracies, sind entzaubert und in vielen Fällen auch als schlimme Psychos enttarnt, auch das ist gut für den Sport.

Lugasch
14-07-2022, 09:08
Ich war ja nicht lange BJJ'ler, hoffe aber als Grappler mitreden zu dürfen :D

Als jemand, der damals nicht dabei war, kann ich natürlich nur vom Hörensagen über damals reden:

UFC fand ich damals als Konzept krass, den Typen im Pyjama toootaaal langweilig und dass er das ganze Ding 2 Mal gewonnen hat, habe ich damals gar nicht gecheckt. Das kommt wohl davon, wenn man nur nach "Best KO's in the UFC" sucht :D

Was ich damals besser fand (kenne es aber nur aus Dokus und Interviews), war die Garagentrainingsmentalität - sprich, die Leute haben sich auf die Sache konzentriert und waren bereit dafür Zeit und lange Fahrtwege zu investieren.
Heute gibt es BJJ/Grappling in jeder größeren Stadt, es ist bunt, es ist lifestylig und ich mag das nur so mittel.

Aus der Kampfecke betrachtet, fand ich das alte Technikrepertoir besser, da es im Vergleich zu heute überschaubarer war und besser in die MMA-Ecke gepasst hat. Solide Basiscs, viel Training, viel Tiefe sozusagen. Was heute an technischer Komplexität da ist, ist nicht meine Welt. Es ist mir zu spezialisiert und zu abgefahren. Ich kann mir vorstellen, dass es im höheren Alter, wenn ich wieder mehr Zeit habe, meine Welt werden könnte, weil das schon ein cooles Hobby ist, was endlos weitergetrieben werden kann. Und wenn man dann Rücken/Knie, etc. hat, dann kann man sich am Boden etwas ausruhen ;)

Das alte Mindset "Wir sind die Härtesten!" mag ich wiederum nicht so. Wahrscheinlich würde ich heute irgendwas mit Messern + "simples" Grappling wählen.

Ir-khaim
14-07-2022, 09:24
Ich habe vor ein paar Monaten nach langer Pause wieder angefangen. Das Image war und ist mir da ziemlich egal. Außerhalb von MMA/Grappling Kreisen kennt sowieso kaum jemand BJJ.

Also ja, würde wieder starten, solange meine konkrete Trainingsumgebung (Lehrer, Trainingspartner, Gym-Kultur) meinen Vorstellungen entspricht.

Gast
13-08-2022, 22:12
Ich trainiere eine weile BJJ, auch außerhalb von Deutschland.
Seit dem ich Gracie Jiu Jitsu gekostet habe... ist das moderne bzw. Sport Jiu Jitsu nichts mehr für mich. Ich würde jede Zeit wieder trainieren, aber nur die ürspungliche Art. Umso mehr man sich damit beschäftigt, umso mehr erkennt man, was da heute mit BJJ passiert.
Es müss immer gerollt werde zb. Familien Vater, Chirurg vs AktiverWettkämpfer Student... , es werden Bewegungen trainiert die bei einem echten Kampf bzw. MMA , combat JJ völlig fehl am Platz sind. Es werden Bewegungen geübt, bei denen die wenig athletische Personen von vorne rein benachteiligt werden usw.
SV , Straße wird nicht mehr in Betracht gezogen.

Mein Professor ist zu 100% GJJ und ich bin extrem stolz und froh die Authentische Art lernen zu dürfen.

SKA-Student
14-08-2022, 18:59
Ich trainiere eine weile BJJ, auch außerhalb von Deutschland.
Seit dem ich Gracie Jiu Jitsu gekostet habe... ist das moderne bzw. Sport Jiu Jitsu nichts mehr für mich. Ich würde jede Zeit wieder trainieren, aber nur die ürspungliche Art. Umso mehr man sich damit beschäftigt, umso mehr erkennt man, was da heute mit BJJ passiert.
Es müss immer gerollt werde zb. Familien Vater, Chirurg vs AktiverWettkämpfer Student... , es werden Bewegungen trainiert die bei einem echten Kampf bzw. MMA , combat JJ völlig fehl am Platz sind. Es werden Bewegungen geübt, bei denen die wenig athletische Personen von vorne rein benachteiligt werden usw.
SV , Straße wird nicht mehr in Betracht gezogen.

Mein Professor ist zu 100% GJJ und ich bin extrem stolz und froh die Authentische Art lernen zu dürfen.

Interessant...
Ich würde mal behaupten, dass in jedem BJJ-Gym, in dem auch MMA trainiert wird, kein "moderner und unnützer" Krams trainiert wird.

PS: Warum "stolz" so etwas lernen zu dürfen, froh kann ich verstehen! ;)

Gast
14-08-2022, 20:24
Stolz wahrscheinlich, weil ich etwas lernen darf, was heutzutage immer seltener wird.

LG