Anmelden

Vollständige Version anzeigen : Schlechtes Gewissen beim Gedanken an Jobwechsel



Dextrous
07-06-2023, 15:10
Moin,

mal komplett weg von Kampfkunst.
Kennt ihr das? Man kriegt ein Angebot von einem Headhunter oder direkt von einer anderen Firma, wo man mehr Geld bekommt und man fühlt sich direkt "schlecht", weil man den Gedanken hat zu wechseln.
Sei es gegenüber dem Chef oder den Teamkollegen.

Geht es nur mir so? Nen Kollege sagt dass sei eine typisch deutsche Krankheit...

Stixandmore
07-06-2023, 15:49
Moin,

mal komplett weg von Kampfkunst.
Kennt ihr das? Man kriegt ein Angebot von einem Headhunter oder direkt von einer anderen Firma, wo man mehr Geld bekommt und man fühlt sich direkt "schlecht", weil man den Gedanken hat zu wechseln.
Sei es gegenüber dem Chef oder den Teamkollegen.

Geht es nur mir so? Nen Kollege sagt dass sei eine typisch deutsche Krankheit...

Schlechtes Gewissen: nein; Gedanken machen, im Sinne ob das Angebot wirklich besser ist: ja

marq
07-06-2023, 16:05
man sollte das angebot auf herz und nieren prüfen , mit der aktuellen situation und dem lebensumfeld prüfen und dann sich fragen, ob man einen schritt im koreten lebensabschnitt wagen sollte.

Björn Friedrich
07-06-2023, 20:04
Für mich steht Kampfkunst mit an oberster Stelle, von daher hab ich nicht einmal Zweifel, ich schließe sowas direkt aus:-)

Pansapiens
08-06-2023, 04:23
Nen Kollege sagt dass sei eine typisch deutsche Krankheit...

Treue war mal eine deutsche Tugend.
Hoffmann von Fallersleben schrieb 1841 im "Lied der Deutschen":


Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,

Welcher Nationalität gehört denn Dein Kollege an?

Steapa
08-06-2023, 06:25
Oh ja ich kenne das nur zu gut. Sogar ziemlich aktuell. Also es geht definitiv nicht nur Dir so. Ob das jetzt typisch deutsch ist? Keine Ahnung, aber es gibt vermutlich Länder/Kontinente, bei dnen die Jobrotation größer ist, als bei uns.

Spud Bencer
08-06-2023, 07:25
Treue lol.

Arbeitgeber sind weder Freunde noch Familie, die geben einem einfach Geld für eine Arbeitsleistung. Wenn man woanders mehr Geld kriegt, dann geht man eben da hin.

Ist übrigens eher ne Millennial/Generation Z-Krankheit.

FireFlea
08-06-2023, 07:57
Treue lol.

Arbeitgeber sind weder Freunde noch Familie, die geben einem einfach Geld für eine Arbeitsleistung. Wenn man woanders mehr Geld kriegt, dann geht man eben da hin.

Ist übrigens eher ne Millennial/Generation Z-Krankheit.

Richtig, AG sind weder Freunde noch Familie, allerdings würde ich "Arbeit" auch nicht rein auf "Arbeitsleistung für Geld" reduzieren. Man verbringt recht viel Zeit auf der Arbeit und da sollte das Umfeld mit den Kollegen auch schon passen. Wenn ich die ganze Zeit in einer negativen und stressigen Atmosphäre arbeite, ist mehr Geld auch nicht immer das Gelbe vom Ei.

Zur Ausgangsfrage - ich würde hier keinerlei schelchtes Gewissen haben. Jobwechsel und Weiterentwicklung ist heutzutage normal, ein Wechsel sollte natürlich fair ablaufen. Allerdings sollte man einen Wechsel auch nicht rein vom Geld abhängig machen. Geld ist sicherlich ein wichtiger Faktor aber nicht alles.

Dextrous
08-06-2023, 09:54
Welcher Nationalität gehört denn Dein Kollege an?

Der kommt aus Lettland, wohnt aber schon ewig hier.

Dextrous
08-06-2023, 09:55
Ist übrigens eher ne Millennial/Generation Z-Krankheit.

Generation-Z verfehle ich knapp mit meinen 30 Jahren :)

Dextrous
08-06-2023, 09:56
Allerdings sollte man einen Wechsel auch nicht rein vom Geld abhängig machen. Geld ist sicherlich ein wichtiger Faktor aber nicht alles.

Ein wichtiger Punkt für mich. Ggf. schwanke ich auch eher so, weil das Team so gut passt.

Pansapiens
08-06-2023, 11:51
Zur Ausgangsfrage - ich würde hier keinerlei schelchtes Gewissen haben.

IMO hängt das auch stark von der Tätigkeit ab.
Wenn man damit rechnen muss, dass in einem kleineren Team die Kollegen dann mittelfristig mehr Stress oder Überstunden haben, wenn da ein gut eingearbeiteter Leistungsträger fehlt, der nicht so schnell ersetzt werden kann, kann man daran IMO schon mal einen Gedanken an die verschwenden, falls man ein gutes Verhältnis hat*.
Wenn man Einzelkämpfer ist, oder schnell ersetzbar, sieht das natürlich anders aus.

==============
*)was nicht heißt, dass man seine Entscheidung davon beeinflussen lassen sollte. Wenn ich ein gutes Verhältnis zu einem Kollegen habe, freue ich mich umgekehrt auch für ihn, wenn er sich persönlich verbessert.

Stixandmore
08-06-2023, 13:44
Keine Ahnung, aber es gibt vermutlich Länder/Kontinente, bei dnen die Jobrotation größer ist, als bei uns.

Ob das Länder/Kontinent abhängig ist, weiss ich nicht...würde aber eher sagen, daß es da eher auf den Job an sich ankommt; komme aus der Gastro, was ein schnelllebiges Leben ist...völlig normal, daß da quasi über nacht Teile des Teams wechseln....bin jetzt, zum ersten Mal(nach mehr als 22 Jahren in dem Berufszweig)bei einem Arbeitgeber, wo es Mitarbeiter gibt die über 30 Jahre! im Betrieb sind.....für mich persönlich unvorstellbar:ups:

Steppen
08-06-2023, 15:01
Ich komme aus Südeuropa und bei ist so:


Arbeitgeber sind weder Freunde noch Familie, die geben einem einfach Geld für eine Arbeitsleistung. Wenn man woanders mehr Geld kriegt, dann geht man eben da hin.

Es gibt ganz andere Unternehmenskultur und viele Leute gehen davon aus, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer Feinde sind. Komischerweise die Rotation ist nicht so hoch wie man erwarten würde. Im Gegenzug zu Deutschland entwickeln wir echte Freundschaften mit den Arbeitskollegen.

Das heißt, dass jeder bei uns 10-20-30 jährige Freundschaften von ehemalige Firmen hat. Also ich wechsle in Deutschland ohne schlechtes Gewissen aber leider kein Kollege ist als Freund geblieben.

Ich sehe wie @FireFlea, muss nicht nur das Geld passen, sondern auch die neue Atmosphäre und noch wichtiger die Zukunftsperspektive. Leider habe ich ein paar schlechte Erfahrungen wo weder die neue Kollegen noch die Firma gut waren.

Nachtrag: Ich bin jetzt in einer Firma wo ich mir 20 Jahre Zusammenarbeit vorstellen kann.

Katamaus
09-06-2023, 06:34
Wenn es um die Kohle geht, ist bei so ziemlich jeder Firma Schluss mit irgendwelcher Loyalität. Heute vermutlich mehr denn je. Das ganze Geseire von wegen, was für eine tolle Gemeinschaft wir sind und wie sehr die Firma einen schätzt, hält genau so lange, wie sie das nix kostet. Denn sie tut das, damit sie nicht mehr zahlen muss.

Wie sagte es der Vater einer Freundin, Maurer, dereinst zu mir: „Wenn der auf der anderen Baustelle ne Mark mehr zahlt, musste wechseln, selbst wenn der nen Arxxxloch ist.“ Gut, ich würde weiche Faktoren mit einfliessen lassen aber das muss jeder selber wissen.

Dextrous
09-06-2023, 18:02
Danke für die ganzen Meinungen. Hab nun erstmal nen aktuellen Lebenslauf ausgetauscht.
Es wäre halt eine Steigerung von 40%....
Da sollte man eigentlich nicht so groß nachdenken müssen.

Ripley
09-06-2023, 21:48
Nö. Sollte man nicht.
Wenn du meinen Rat hören willst? Geh raus und check deinen Marktwert! Wenn die dich wirklich für 40% mehr einkaufen wollen ... kannst du ja mit exakt diesem Hintergrund (und dem Vertrag in der Tasche) immer noch gucken, ob du als gut eingearbeitete Kraft deinem jetzigen Arbeitgeber nicht genauso viel wert bist. Was aber bei so einer großen Diskrepanz schwierig ist: Selbst wenn sie da mitgehen, heißt das nur, dass sie dich vorher deutlich unterbezahlt haben...

Katamaus
09-06-2023, 22:35
Selbst wenn sie da mitgehen, heißt das nur, dass sie dich vorher deutlich unterbezahlt haben...

Was wiederum die Frage aufwürfe, warum sie auch nur ansatzweise deine Treue verdient haben sollten.

Pansapiens
10-06-2023, 02:58
Nö. Sollte man nicht.
Wenn du meinen Rat hören willst? Geh raus und check deinen Marktwert! Wenn die dich wirklich für 40% mehr einkaufen wollen ... kannst du ja mit exakt diesem Hintergrund (und dem Vertrag in der Tasche) immer noch gucken, ob du als gut eingearbeitete Kraft deinem jetzigen Arbeitgeber nicht genauso viel wert bist.


Zumindest früher hieß es: "Reisende soll man nicht aufhalten".
Ich weiß natürlich nicht, ob der Fachkräftemangel schon so groß ist, dass man als AG verzweifelt versuchen muss, jemanden mit eindeutigem Wechselwillen zu halten.



Was aber bei so einer großen Diskrepanz schwierig ist: Selbst wenn sie da mitgehen, heißt das nur, dass sie dich vorher deutlich unterbezahlt haben...

Wie definierst Du denn "unterbezahlt"?

Tyrdal
10-06-2023, 08:16
Zumindest früher hieß es: "Reisende soll man nicht aufhalten".
Ich weiß natürlich nicht, ob der Fachkräftemangel schon so groß ist, dass man als AG verzweifelt versuchen muss, jemanden mit eindeutigem Wechselwillen zu halten.
Das kommt ganz auf die Ersetzbarkeit an. Der Fachkräftemangel ist nebenbei gesagt vor allem ein Mangel an Fachkräften die für ein Appel und ein Ei arbeiten wollen oder halt Spezialisten.

Mr.Fister
10-06-2023, 09:00
Es wäre halt eine Steigerung von 40%....
Da sollte man eigentlich nicht so groß nachdenken müssen.

nun ja, es gibt halt noch bestimmte wertbildende faktoren im engeren sinne, die nicht ans gehalt geknüpft sind. und nein, damit meine ich nicht diese berühmten weichen faktoren wie nette kollegen und gutes betriebsklima.
sondern bspw. dinge wie pendelzeit, pendelstrecke und die tatsächliche arbeitszeit, die man eben entsprechend einpreisen muss. und je nachdem, wie da die ausgangslage beim alten betrieb ist, kann da durchaus ne konstellation rauskommen, wo sich ein wechsel zu einem anderen arbeitgeber trotz satter gehaltserhöhung schlicht nicht rechnen würde...

Dextrous
10-06-2023, 12:02
sondern bspw. dinge wie pendelzeit, pendelstrecke und die tatsächliche arbeitszeit, die man eben entsprechend einpreisen muss. und je nachdem, wie da die ausgangslage beim alten betrieb ist, kann da durchaus ne konstellation rauskommen, wo sich ein wechsel zu einem anderen arbeitgeber trotz satter gehaltserhöhung schlicht nicht rechnen würde...

Klar, das sind Dinge, die man mit einberechnen muss.
Von nahezu 95% Homeoffice, auf 3 Tage in der Woche etc.pp.

Zur Unterbezahlung: Ich bin aktuell nicht unterbezahlt, befinde mich quasi im Mittelfeld.

Ripley
10-06-2023, 16:05
Zur Unterbezahlung: Ich bin aktuell nicht unterbezahlt, befinde mich quasi im Mittelfeld.

Nun ja, wenn du jetzt 1,0 Geld verdienst, der andere Arbeitgeber dir aber für eine vergleichbare Stelle 1,4 Geld zu zahlen bereit ist, dann BIST du zurzeit unterbezahlt. Und zwar deutlich.
DAS war der Gedankengang.