Vollständige Version anzeigen : Warum kann der Mensch nicht von Natur aus (gut) kämpfen?
Hallo zusammen,
eine Frage, die mir immer mal wieder durch den Kopf gegangen ist:
„Warum können Menschen nicht von Natur aus gut kämpfen?“
Warum muss der Mensch in einen Boxverein, um zu lernen wie man richtig zuschlägt, warum in einen Ringerverein, um zu lernen wie man ringt, warum z.B. ins Eskrima, um zu lernen wie man Waffen handhabt?
Jedes Lebewesen, egal ob Säugetier oder Insekt, setzt instinktiv die jeweils zur seiner Verfügung stehenden Waffen (z.B. Krallen, Zähne, Stacheln, Hörner, Hufen etc.) ein und das mit dem jeweils optimalen Bewegungsablauf bzw. der optimalen Technik.
Die Menschen in der Steinzeit wussten ja auch mit der Keule umzugehen, ohne dies in einer Kampfkunstschule lernen zu müssen (oder nicht?).
Haben wir durch die Zivilisation einfach verlernt zu kämpfen?
Der Mensch könnte gut kämpfen, wenn er es von klein auf tun würde und es z.B. von seinen Eltern nachahmen könnte. Macht und kann er aber nicht aufgrund gesellschaftlicher Konventionen.
Auch junge Säugetiere bewegen sich nicht von Geburt an optimal, sondern lernen Bewegungsmuster.
Björn Friedrich
22-06-2023, 13:51
Weil er verlernt, sich gut zu bewegen, wenn er vom Kleinkind zum Teenager wird. Die wenigsten Leute bewegen sich noch sonderlich gut im Erwachsenenalter. Selbst viele Weltklasse Athleten, machen alles über Arbeitsmoral und Fleiß, anstatt über gute Bewegungen. Ich würde mal sagen, die meisten Menschen nutzen 20% ihres Potenzials und reizen es zu 110 % aus.
Würden Sie 100% ihrer Bewegungsfähigkeiten nutzen, wären sie um ein Vielfaches stärker und sie könnten ihre physischen Fähigkeiten viel besser einsetzen.
Das sind zwei verschiedene Fragen im Ausgangspost. Einmal nach Kämpfen von Natur aus und einmal nach optimaler Technik und Bewegungsablauf .
Auch Tiere lernen spielerisch , zu jagen , anschleichen , Reissen.
ich würde nicht sagen das Tiere optimalere Techniken haben . Sie haben weniger Hemmungen , Bremsen in ihren Bewegungsabläufen , was ihren Aktionen mehr Kraft gibt . Sie Nutzen auch mehr ihre Körpermasse , was auch in den Hemmungsloseren Bewegungen begründet ist .
Beobacht mal Tiere dessen Abläufe schief (soviel zur optimalen Technik .xd) gingen . Mit was für einer Wucht die dann gegen Wiederstände prallen .
In anderen Worten , sie arbeiten viel mehr mit dem was man als Körperintelligenz bezeichnen könnte .
(Grins ,...manche sagen auch , sie nutzen die KI des Körpers , hihihi.)
Ps. Wenn du z.b. Mehre Tiere einer Art hast , wie z.b. Mehrere Katzen oder Hunde , selbst wenn sie aus einem Wurf kommen , wirst du feststellen , das schon dort Unterschiede in Athletik , in Koordinationen , in Lernfähigkeiten bezüglich neuer Abläufe , zu sehen sind.
Die Formel Tier = optimaler Bewegungsablauf ,...ist soo nicht stimmig.
Hallo zusammen,
eine Frage, die mir immer mal wieder durch den Kopf gegangen ist:
„Warum können Menschen nicht von Natur aus gut kämpfen?“
Warum muss der Mensch in einen Boxverein, um zu lernen wie man richtig zuschlägt, warum in einen Ringerverein, um zu lernen wie man ringt, warum z.B. ins Eskrima, um zu lernen wie man Waffen handhabt?
Jedes Lebewesen, egal ob Säugetier oder Insekt, setzt instinktiv die jeweils zur seiner Verfügung stehenden Waffen (z.B. Krallen, Zähne, Stacheln, Hörner, Hufen etc.) ein und das mit dem jeweils optimalen Bewegungsablauf bzw. der optimalen Technik.
Die Menschen in der Steinzeit wussten ja auch mit der Keule umzugehen, ohne dies in einer Kampfkunstschule lernen zu müssen (oder nicht?).
Haben wir durch die Zivilisation einfach verlernt zu kämpfen?
Andere Tiere müssen das auch erst lernen. Da sind wir nicht grundsätzlich besser oder schlechter.
Björn Friedrich
22-06-2023, 15:21
Tiere nutzen viel mehr verbundene Bewegungen, ich war gerade gestern wieder mal im Zoo, das ist schon unglaublich. Man sieht viele inneren Konzepte, bei Tieren, genau wie bei ganz kleinen Kindern. Da ist das auch noch vorhanden.
Billy die Kampfkugel
22-06-2023, 15:22
Immerhin hat der Mensch weitestgehend die Fauna weltweit unter seiner Kontrolle, wenn nicht gar kurz vor der Ausrottung. Denke das genügt.
Klar, der Mensch ist nicht zum Kämpfen gebaut, sondern zur Benutzung von Werkzeugen und zur Kooperation. Der berühmt berüchtigte und gefürchtete Bauernmob mit Fackeln und Mistgabeln. Paar Steine noch... möchte ich mich nicht mit anlegen.
Man könnte ev. sagen das Tiere ihre Muskulatur effizienter nutzen als Menschen . auch da würde ich wieder auf die geringeren Hemmungen , Blockaden ,..verweisen .
Aber ob es optimaler hinsichtlich Kampf ist , wäre nochmal eine andere Frage .
Bei Geparden und Krokodile zumindest ,hat man nach ihrem Angriff ( Gepard jagd Antilope, Krodil rollt Beute unter Wasser ) eine starke Übersäuerung ihrer Muskulatur festgestellt . das bedeutete in der Praxis ,das die maximal zu 2-3 Angriffe in dieser Intensität fähig waren und dann erstmal eine Pause brauchten .... Bezogen auf eine Kampfsituation ,ist da schnell der Ofen aus . Ok wenn beide platt sind , ist egal , was aber wenn du einen Gegner hast der auf Ausdauer geht , z.b. Hyänen ?
Manche Greifvögel bekommen einen Greifkrampf nachdem sie in die Beute geschlagen haben , kann ebenfalls zum Verhängnis werden . Nicht sooo optimal
Pferde sollen die Tendenz haben sich bis zur Erschöpfung zu verausgaben , die Fallen dann einfach um und sind tot . Deshalb verlässt man sich in bestimmten Gebiete lieber auf Kamele als Transportmittel , die legen so ein Verhalten nicht an den Tag.
Der Mensch ist ja genau betrachtet eine Frühgeburt , wenn er nach 9 Monaten aus der Gebärmutter rauskommt . Der muss dann draussen gewissermassen nachreifen . Ob bei dieser Nachreifung auch es muskulär nie wieder ein angleichen an tierischer Qualität der Muskelnutzung kommt , ist ja die eigentliche Frage .
Ich denke auch hier ist es wieder ein individuelles Ding , wie stark er im Kindesalter physisch gefordert wurde , aber auch wie sehr er fähig ist mit der Körperintelligenz zu kommunizieren ,....sprich sie zulassen , nicht stören , sogar gezielt zu benutzen.
Mit stark gefordert , meine ich wie stark das physische Spiel zugelassen wurde ,...Gerade in bestimmten Entwicklungsphasen ,....Klettern , balgen , bewegen auf ALLE möglichen Arten und Untergründen , kein zurecht stutzen durch gesellschaftliche Normen ...
Kindergarten mit , das darfste nicht und das auch nicht ( bezogen aufs Bewegen ) , halte ich da nicht für so sinnvoll ...
Klar, der Mensch ist nicht zum Kämpfen gebaut
Da kann man sich drüber streiten. Denn was bedeutet zum Kämpfen gebaut? Die Bereitschaft zum Kämpfen und Gewalt ausüben steckt mehr oder weniger ausgeprägt in jedem Menschen. Ja er hat keine Stoßzähne oder ein Geweih. Aber die braucht er gar nicht. Genauso wie er keine Reißzähne und Krallen braucht obwohl Fleisch ein wichtiger natürlicher Bestandteil seiner Ernährung ist. Der Mensch hat seinen Verstand. Der ermöglicht sich Waffen aus der Umgebung zu schaffen. Waffen die über einen einfachen Stock als Knüppel oder einen Stein als Wurfgeschoss hinaus gehen. Koordiniert zusammen zu arbeiten. Zu planen und Fallen zu stellen. Systematische Kampfkünste zu entwickeln.
Der Mensch kämpft schon gegen sich selbst seit es ihn gibt. In jedem Punkt der Menschheitsgeschichte gibt es Zeichen von Kämpfen.
Von daher würde ich sagen, dass der Mensch schon zum Kämpfen gebaut ist.
Tiere nutzen viel mehr verbundene Bewegungen, ich war gerade gestern wieder mal im Zoo, das ist schon unglaublich. Man sieht viele inneren Konzepte, bei Tieren, genau wie bei ganz kleinen Kindern. Da ist das auch noch vorhanden.
Ev. haben "innere Konzepte" gerade dort ihren Ursprung ? Beim Beobachten von Bewegungen der Tiere , ihrer Art Spannungen auf und abzubauen , Ihren Schwerpunkt zu verlagern oder konstant zu halten (z.b. beim Schleichen) .UND ...beim direkten Erfahren ...damit meine ich "schamanische Erfahrungen" ..
Das ursprüngliche direkte Verbinden mit dem Wesen eines Tieres , kann in meinen Augen durchaus auch entsprechende Bewegungsqualitäten , aber auch Spannungsqualitäten der Muskulatur erzeugen . Während der schamanischen Sitzung erfahre ich diese Qualitäten . Treffe ich dann ausserhalb dieser schamanischen Zustandes auf die gleichen Qualitäten , verschafft mir DAS die Möglichkeit Praktiken zu kreieren die diese Qualitäten auch ohne schamanische Erfahrung triggern können.
Es ist zumindest für mich kein Zufall das es gerade dort so viele Tierstile gibt und das es um mehr als das Nachahmen der Bewegungen geht und das die grundsätzlichen Konzepte der "inneren Konzepte" sich irgendwie alle ähneln ,...
Und Das Ueshiba eine "innere Transformation" durchmachte bevor sie sich in eine Physische niederschlug ...
Auch Barthel gibt ja ähnliche Erfahrungen an (obs stimmt , naja weiss keiner, aber ist erst mal interessant)
Auch Tiere müssen lernen zu kämpfen. Das passiert im Welpenalter/ Jungtieralter. Dort gibt es dann diese "Spielkämpfe", sogar mit verschiedenen Positionen (beide vom Stand, einer Stand und einer Boden, usw.). Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass Tiere, die in der Jugend viel "Spielkampf" hatten, besser überlebensfähig sind. Dazu zählen neben Säugetiere wie Hunde und Katzen sogar auch Kakerlaken.
FireFlea
22-06-2023, 19:35
Erinnert mich daran:
The body postures of taijutsu are more than utilitarian stances or formal ways of positioning the trunk and limbs. The kamae of ninjutsu can be best described as the physical embodiment of the mental outlook.
In any living or fighting situation, the body and the consciousness it houses are constantly being subjected to the ever-progressing development of a series of present instants. In order to be the most effective in any of these situations, the mind and body should be totally in tune with each other to prevent inappropriate actions or reactions.
In actuality, “mind” and “body” are mere arbitrary terms that we apply to made-up divisions of one single entity. When properly applied, the kamae reflects the ninja’s heart. This means that our physical nature conforms to our intentions, and there is no division between our interior and exterior aspects. This state of integrated mind and body action is totally natural, and can be observed readily in the movements of the movements of animals as they interact with their environment.
Only human beings seem to develop the need to be trained in a natural body motion.
The kamae themselves are mere guides or suggestions for the most effective use of the body weapon. As such, they are physical attitudes, and are by no means to be adhered to in precise imitation. Each individual body, with its unique configuration of muscle and bone alignments will naturally determine it’s own pragmatic and comfortable variations of the basic fighting postures. As the student progresses, the kamae become less and less significant as specific poses, as they are gradually assimilated into the
character of the individual.
Once these fundamentals are internalized, the most advanced fighting posture becomes a ‘no fighting posture'
https://www.karatebyjesse.com/kamae-%E2%80%93-by-hatsumi-masaaki/
Björn Friedrich
22-06-2023, 20:24
Spielen ist aber für erwachsene Menschen gar nicht so leicht. Auf der einen Seite Kämpfen mit Ego, auf der anderen Seite teilnahmsloses Abspulen von Bewegungen, ohne wirkliche Dynamik, weil der Kick fehlt, den anderen besiegen zu wollen. Spielen ist seinen Körper zu kennen und diese Freiheit zu nutzen, expressiv zu sein und der Partner inspiriert dazu und stellt immer wieder neue Herausforderungen, die es spielerisch zu lösen gilt.
Hab ich gestern Eindrucksvoll von zwei jungen Orang Utans gezeigt bekommen, die einen wunderschönen Kampf Flow hatten.
FireFlea
22-06-2023, 20:30
Spielen ist aber für erwachsene Menschen gar nicht so leicht. Auf der einen Seite Kämpfen mit Ego, auf der anderen Seite teilnahmsloses Abspulen von Bewegungen, ohne wirkliche Dynamik, weil der Kick fehlt, den anderen besiegen zu wollen. Spielen ist seinen Körper zu kennen und diese Freiheit zu nutzen, expressiv zu sein und der Partner inspiriert dazu und stellt immer wieder neue Herausforderungen, die es spielerisch zu lösen gilt.
Hab ich gestern Eindrucksvoll von zwei jungen Orang Utans gezeigt bekommen, die einen wunderschönen Kampf Flow hatten.
Passenderweise ist "homo ludens" doch das Sprichwort Deines Systema Lehrers, oder?
Björn Friedrich
22-06-2023, 20:35
Ja Kostic war der Erste, der mir damals das Konzept näher brachte. Für mich damals auch komplett neu, wie vieles von ihm.
Wenn ich meine Frühgeschichts-Vorlesungen noch grob zusammen fasse - der Mensch hat sich tatsächlich durch die Tool-Nutzung an das obere Ende der Nahrungskette gerobbt..
Gib einem Kind einen Stein ("Ball") und lass ihn mal ein wenig üben, intuitiv antizipiert unser Gehirn Entfernung, Beschleunigung, Wurfkraft zum Ziel
Gib einem Kind eine Keule ("Stock") da kannst du dann schon recht effiziente Technik sehen..
Der frühe Mensch hat in der Gruppe mit Tools gejagt, eher weniger hat man vresucht ein Tundra-Reh niederzuringen.
FireFlea
22-06-2023, 22:41
Der frühe Mensch hat in der Gruppe mit Tools gejagt, eher weniger hat man vresucht ein Tundra-Reh niederzuringen.
Ellis Amdur hat in "Hidden in plain sight" meine ich aber mal beschrieben, dass Kulturen, die Viehzucht betreiben, oft auch ringerische Kulturen sind. Wenn Du dem Kalb ein Brandzeichen geben willst etc., muss es jemand fangen, niederringen und festhalten.
Ellis Amdur hat in "Hidden in plain sight" meine ich aber mal beschrieben, dass Kulturen, die Viehzucht betreiben, oft auch ringerische Kulturen sind. Wenn Du dem Kalb ein Brandzeichen geben willst etc., muss es jemand fangen, niederringen und festhalten.
Jop da sind wir aber ja schon in der Settlement Phase - da hast du dann auch ritualisierte Zweikämpfe usw.
Evolutionär sind wir nahezu allen anderen Tieren heillos unterlegen - daher hat sich schon früh der Gruppenkampf qua höherer Intelligenz herausgebildet und das mündete dann auch in Gruppe vs. Gruppe Kämpfen
Evolutionär sind wir nahezu allen anderen Tieren heillos unterlegen Offensichtlich nicht. Wir sind ja am oberen Ende der Nahrungskette (meistens jedenfalls). Oder meinst du, weill es manche Tierarten schon seit vielen Millionen Jahre unverändert gibt. Das sind natürlich evolutionäre Erfolgsmodelle.
Offensichtlich nicht. Wir sind ja am oberen Ende der Nahrungskette (meistens jedenfalls). Oder meinst du, weill es manche Tierarten schon seit vielen Millionen Jahre unverändert gibt. Das sind natürlich evolutionäre Erfolgsmodelle.
War rein auf die körperlichen Fähigkeiten bezogen - bis auf ganz wenige Ausnahmen sind wir allein in der Lage, Werkzeuge zu entwickeln/zu benutzen - und bei den wenigen Tierarten die das auch können fehlt es an Komplexität.
Daher - wir benutzen Werkzeuge - lies Waffen - um uns einen evolutionären Katapult-Start zu ermöglichen.
* dazu kommt dann auch damit einhergehend das aufrechte gehen, bessere Sicht/Übersicht in der Steppe, usw usw
Aber hier geht es ja darum warum wir das nicht so können, und meine Gegenthese ist eben - der Mensch kann evolutionsbedingt wunderbar intuitiv mit Waffen kämpfen - und daher ist mal als Basis eine Zweikampffähigkeit eher unterentwickelt - der Zweikampf ist mehrheitlich kulturell bedingt und wurde von der Evolution weitestgehend ignoriert.
Die Diskussion gerade zeigt , weshalb ich ich der Meinung bin das in der Fragestellung des TE zwei Themen vermischt sind . Das eine ist Kampf bzw Kämpfen und das andere die Muskelnutzung .
Beim Thema Kämpfen wird im Moment nicht unterschieden ob von Raubtier oder Fluchttier gesprochen wird . Jedes Tier verhält sich da anders und kämpft auf seine Weise ums Überleben , je nach eingebauten Programm . Der Mensch ist mit seinen Voraussetzungen nicht so spezialisiert , hat aber die Fähigkeit zu wählen . Das macht ihn universeller , anpassungsfähiger , aber erzeugt eben auch Schwächen in den einzelnen Bereichen , wo Tiere spezialisiert sind . Allerdings auch nur , wenn man einen Bereich isoliert (z.b. nur Angriff oder nur Flucht ) als Bezug nimmt.
Aber egal , welches Tier mit egal welchem Verhalten , in ihrer Art ihre Muskulatur einzusetzen , scheinen sie irgendwie effizienter zu sein . Ein Tier was nur halb so schwer ist wie wir selber , egal ob Raubtier oder Fluchttier , kann irre Kräfte entwickeln .
Weshalb ? ... Wie gesagt , ich bin der Meinung , weil sie mit weniger Hemmungen , Blockaden , agieren ,... andere nennen es "Verbundenheit" , "ungebrochenen Bewegen" ... man könnte es auch "freies Arbeiten" nennen ..
Frei im Sinne von , kein zugehöriges ,beteiligtes Element in der Bewegung , in der Ansteuerung , wird aus irgendeinen Grund gebunden und verhindert so das volle freiwerden des Potentials . In dem Fall , der Kraftentfaltung.
Mich würde da eher der physiologische Grund interessieren ., also was findet auf Muskelebene , auf Ansteuerungsebene statt , das unsere Muskulatur unfreier Arbeiten lässt . Und da gibt es für mich nur ein Faktor der das bewirken kann ,..
das ist unser Verstand .
Wir hatten ja schonmal das Thema , das wir rein physiologisch betrachtet so funktionieren , das "erst das Bild kommt , dann die Bewegung" (physische Umsetzung) . ..je einfacher , direkter nun das Bild ist ,desto desto ungestörter , ungehemmter ,sind die dazu erzeugten Ansteuerungsmuster für Bewegungen
Also , eine Vorgabe wie einfach nur Fressen , Beissen , Schlagen (mit Tatze , Klaue ) , rennen ,...ohne wenn und aber , und ab dann lässt man den Körper einfach machen , dann stört man den Ablauf nicht , erzeugt weniger bis keine störenden Impulse (Ansteuerungssignale ) ,... der nun einsetzende Ablauf ist frei oder nenne es halt Verbunden.
Geschieht DAS von Kindheit (Welpen ) an , trainiert das auch die Muskelarbeit völlig anders in Koordination (verbunden ) und in Kraftqualität (freier) . Zusätzlich werden auch ganz andere Qualitäten in den Bändern ,Knochen und Sehnen aufgebaut .(weil permanent mit diesen Kräften konfrontiert)
Der Mensch trainiert von Kindheit an seinen Verstand mit und damit auch seine Bildarbeit . Sie wird komplexer , also werden auch die erzeugten Signale für Bewegungsaufbau komplexer , ob wir das wollen oder nicht , ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht .
Und damit wächst auch die Gefahr bzw die Bedingungen störende Impulse mit einzubringen.
Rein auf die Muskulatur selber bezogen glaube ich nicht das wir da einen so grossen Unterschied zur tierischen Muskulatur haben . Tiere mögen spezialisierter sein , was auch die Faser zusammensetzung betrifft , aber auch da gibt es bei den Menschen grosse Spannweite von Mensch zu Mensch schon mit seiner Geburt.
Mag auch sein , das bei Tieren die häufig im Krafttsport erwähnte Abschaltung der Muskulatur bei Anfänger , (verminderte Rektrutierung) von Haus aus höher angesiedelt ist oder fast garnicht vorhanden , aber auch das (falls vorhanden) kann es eine Folge der direkteren Ansprechung der Muskulatur von Kindheit an sein bzw. es wurde ebenfalls von Kindheit an durch freies Spielen ausgebaut , weshalb Tiere eben auch Fähig sind so blitzschnell von Entspannung zu seeeehr hoher spannung zu wechseln.
Aber egal was es ist , so haben doch alle Praktiken des "inneren Arbeitens" als auch der modernen Sportmethodik , das Ziel, störende Elemente wie Fehlspannungen in der Muskulatur , wie Blockaden im Zusammenspiel zw. Extremitäten und Rumpf , aufzulösen . Haben sie das Ziel , eine direktere Zusammenarbeit von Geist und Körper zu bewirken , was nichts anderes als"Bild und Bewegung" ist .
...Nebenbei auch sogenanntes "bildloses Arbeiten" ist Arbeiten mit Bildern , so paradox es auch klingt
Und bewirkt wird das durch Konzentration , aber auch durch ein "Verschmelzen mit der Bewegung" , durch Loslassen , durch "sein lassen " usw. alles verschieden Stufen , verschiedene Ebenen, Etappen auf dem selben Weg ,..nämlich alles Störende in der Bewegung , in der Muskelarbeit zu entfernen. Das bedeutet , das wir mit diesen Methoden ebenfalls nach und nach versuchen , den Verstand wieder raus zu nehmen und uns unserer Körperintelligenz zu unterstellen , uns mit ihr rückhaltloser verbinden.
Also das was Tiere von Geburt an machen . (wenn man sie lässt ^^)
Spud Bencer
23-06-2023, 14:29
Interessante Frage.
Einerseits ist da natürlich Erziehung/Prägung.
Andererseits kann der Mensch von Natur eigentlich ganz ok kämpfen, es ist halt dann aber Strassenkampf und kein Boxmatch:
- Der bescheidene Schwinger, den jeder Untrainierte macht, ist vielleicht leicht zu kontern, aber maximiert Kraft und Geschwindigkeit. Als Suckerpunch also durchaus geeignet.
- Wenn man kassiert instinktiv die Arme des Gegners festzuhalten, also rudimentäres Grappling, kann man auch brauchen.
amasbaal
23-06-2023, 15:21
je mehr den kids von heute verboten wird, so zu spielen, wie wir es früher taten (und da gehörten "kämpfe" mit raufen, erdklumpen schmeißen und dergleichen ebenso mit dazu, wie das spielen mit waffen repräsentierenden stöcken, das einnehmen von rollen "kämpfender", cooler actionhelden, die nutzung von tools zur körperlichen arbeit, um zb. ein baumhaus zu bauen und vor allem erfahrungen mit "unfällen" und kleinen verletzungen), desto weniger werden sie ein körpergefühl für balance, kontakt, basic bewegungsmuster für schlagen, werfen usw. bekommen. es fehlt dann völlig am "feeling" für körperliche tätigkeiten, die mit einem gewissem level an "aggressivität" zu tun haben (muss gar nichts mit gewalt zu tun haben. schon das einschlagen eines nagels mit einem hammer ist ein "aggressiver" körperlicher akt, der objektzustände mit kraft und offensivem willen "aggressiv" verändert). die angst vor dem potentiell "gefährlichen" wird ebenfalls gezüchtet. alles, was mit körperlichkeit im aggressiven sinne (gemeint, wie eben beschrieben) und mit dem lernen des umgangs mit kleinen blessuren und schmerzen zu tun hat, fehlt dann in der kindlichen entwicklung. die übermäßige elternkontrolle in heutiger zeit unterdrückt kindliche aggression und physische erfahrungen des spielerischen arbeitens mit schlagwerkzeugen, die einem die nötige balance, distanzgefühl, schlag-körpermechanik usw. auf natürliche art erlernen helfen.
früher konnten sich aus diesem grund (denn sie hatten das wegen ihrer zugedachten rolle grundsätzlich nicht zu tun) mädchen nur selten "korrekt" prügeln, ohne es formal gelernt zu haben, heute können es beide geschlechter oft nicht mehr.
wer den kindern ihre "natürlich wildheit" komplett nimmt (natürlich muss es auch einschränkungen geben, damit das risiko eines schlimmeren "unfalls" niedrig gehalten wird), erzieht sie zu menschen, die keinerlei verhältnis mehr zur umsetzung von aggressivität in körperliche handlung haben. sie können nicht mehr "kämpfen", wie frühere generationen und wenn sie körperliche gewalt anwenden, haben sie keinerlei erfahrungen, die ihnen dabei helfen, einschätzen zu können, was sie da gerade tun (gefahr: übermäßige gewalt, deren folgen nicht vorher bewusst sind). beides ist äußerst schädlich.
lasst eure kids auch "raufend" spielen! ist wichtig. die müssen auch mal die sau raus lassen können, sonst platzen die noch wg. nur noch innerlich im kreis rotierenden aggressionen, die kein handlungsventil finden... und kämpfen können die dann auch nicht gut.
m.e. wäre zugelassenes, aber gut beaufsichtigtes "raufen" in kindergärten mit mininmaler einmischung der erzieher, falls was aus dem ruder laufen sollte, und eine heranführung an schlagwerkzeuge für beide geschlechter ne prima sache. hilft auch, handwerkliches geschick zu fördern. daran mangelt es ja auch zunehmend.
da hat es hierzulande leider eine völlige abkehr von gegeben. auch und vor allem das und nicht nur die negative und natürlich zum glück rückläufige erfahrung mit körperlicher gewalt in der familie hat damit zu tun, dass es da zb. deutliche unterschiede zu kindern gibt, die in anderen kulturellen kontexten aufwachsen, in denen es mehr unkontrollierte "wildheit" der kinder außerhalb der elterlichen wohnung gibt.
ich bin froh, wenigstens noch ein kind der 60er und 70er gewesen zu sein. mir tun die kleinen totalüberwachten menschenkinder von heute echt leid... verbote hat es schon immer gegeben, aber immer auch die möglichkeit, sie heimlich zu umgehen und seine ganz eigenen körperlichen erfahrungen machen zu können.
47927
je mehr den kids von heute verboten wird, so zu spielen, wie wir es früher taten (und da gehörten "kämpfe" mit raufen, erdklumpen schmeißen und dergleichen ebenso mit dazu, wie das spielen mit waffen repräsentierenden stöcken, das einnehmen von rollen "kämpfender", cooler actionhelden, die nutzung von tools zur körperlichen arbeit, um zb. ein baumhaus zu bauen und vor allem erfahrungen mit "unfällen" und kleinen verletzungen),
47927
Ich kann dazu sehr "Denmark's Forest Kindergartens" auf Youtube empfehlen
Jedes Lebewesen, egal ob Säugetier oder Insekt, setzt instinktiv die jeweils zur seiner Verfügung stehenden Waffen (z.B. Krallen, Zähne, Stacheln, Hörner, Hufen etc.) ein und das mit dem jeweils optimalen Bewegungsablauf bzw. der optimalen Technik.
Das ist mir etwas zu sehr pauschalisiert. Wenn man sich nur mal die unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien ansieht, während die einen auf Masse setzen und der Nachwuchs von Anfang an auf sich selbst gestellt ist findet bei den anderen eine längere Betreuung statt. Bei letzteren findet man durchaus auch viele Beispiele für die aktive Vermittlung von grundlegenden Techniken die später das selbstständige Überleben des Nachwuchses sichern.
Ein Beispiel wäre der Biber, eine Tierart die hervorragend an das Leben im Wasser angepasst ist und bei der den Jungen das Schwimmen und Tauchen doch von den Eltern erst beigebracht werden muss. Da es gerade auch bei dieser Art innerartliche Kämpfe zu hohen Ausfallraten führen, wäre es interessant ob eventuell sogar so etwas wie Kampftechniken vermittelt werden (gelesen habe ich davon bisher nicht).
Was man auch nicht vergessen darf, bei den meisten Arten überleben sehr viele Tiere ihr erstes Lebensjahr nicht, danach sinkt meist die Ausfallrate. Einer der Gründe ist, dass unerfahrene Tiere leichter zum Opfer (Predatoren, innerartliche Feinde, Straßenverkehr, fehlender Jagderfolg etc...) werden. Auch hier zeigt sich die Notwendigkeit des Lernens über das Instinkt gesteuerte Verhalten hinaus.
Bedenkt man nun, dass der Mensch das Säugetier mit der niedrigsten Reproduktionsrate und längsten Betreuung (30+ :p) des Nachwuchs ist, überrascht es nicht, dass viele lebensnotwendige Techniken, wie eben auch das Kämpfen aktiv gelehrt werden. Dabei würde ich gar nicht sagen, dass der Mensch nicht wie Tiere auch von Natur aus grundlegende kämpferische Fähigkeiten hat. Die Besonderheit ist, dass er durch seinen Verstand diese Fähigkeiten über diese grundlegenden Fähigkeiten hinaus weiter entwickeln kann. Wodurch dann für andere Artgenossen :D eben auch die Anforderung entsteht, sich selbst diesbezüglich weiterzuentwickeln.
amassbal
ich bin froh, wenigstens noch ein kind der 60er und 70er gewesen zu sein. mir tun die kleinen totalüberwachten menschenkinder von heute echt leid... verbote hat es schon immer gegeben, aber immer auch die möglichkeit, sie heimlich zu umgehen und seine ganz eigenen körperlichen erfahrungen machen zu können.
Und warum sollte dies heutzutage nicht der der Fall sein? Also zumindest hier bei uns kann ich keine Totalüberwachung von Kindern beobachten (Ausnahmen gibt es sicher).
Ein viel größeres Problem ist meines Erachtens nach, dass heutzutag viel zu viel Zeit von Kindern in der "digitalen" Welt verbracht wird und nicht mehr soviel draußen gespielt wird wie früher. Zumindest ist dies mein Eindruck.
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